Regel 3: Das Konversations-Paradoxon
Kommunikation unter Männern ist leicht. Wir Kerle sind gesprächstechnisch recht unkompliziert. Das weiß jeder, der schon mal eine typische Männerunterhaltung am Kneipentresen belauscht hat:
MANN 1: Wie geht’s so?
MANN 2: Gut. Hab geheiratet.
MANN 1: Au, das ist gut.
MANN 2: Sie ist aber eine Hexe.
MANN 1: Au, das ist schlecht.
MANN 2: Sie hat aber mächtig Kohle.
MANN 1: Au, das ist gut.
MANN 2: Aber sie ist geizig.
MANN 1: Au, das ist schlecht.
MANN 2: Sie hat uns aber eine Villa gebaut.
MANN 1: Au, das ist gut.
MANN 2: Die ist aber abgebrannt.
MANN 1: Au, das ist schlecht.
MANN 2: Sie war aber noch drin.
MANN 1: Au, das ist gut! Darauf geb ich einen aus!!
So weit Konversation unter Männern. Kommunikation zwischen Mann und Frau dagegen ist komplizierter. Ich hatte es am Anfang nicht direkt begriffen. Wenn meine Frau zu mir sagte: »Bill, wir müssen reden!«, dann stellte ich kleines naives Ehemännchen mir tatsächlich vor, wir würden gemeinsam über ein Thema sprechen. Gemeinsam! Verrückt, oder?
Heute weiß ich, was ein wahres, funktionierendes Ehegespräch ist: Frau redet, Mann schweigt. Es hat auch wenig Zweck, wenn ich versuche zu reden, denn nach einem Vierteljahrhundert Ehe ist selbst mir klar: Hier existieren zwei Welten völlig getrennt nebeneinander. Ich bin auf der klar verlaufenden, gedanklich männlichen Einbahnstraße unterwegs. Meine Frau dagegen rast auf der breiten, weiblichen achtspurigen Autobahn. Das sorgt unter anderem dafür, dass sich – abends, wenn ich von der Vorstellung nach Hause komme – in unserer Küche folgende »Gespräche« entfalten:
ICH: »Na, was war denn heute so los?«
SIE: »Ach, nicht viel … Liam ist mit dem Fahrrad hingefallen. Hat sich das Bein aufgerissen. Und die Schenkel musste ich wegwerfen.«
WHOOOSCH! Sehen Sie meine Frau blitzschnell die Spur wechseln? Die hat nicht mal geblinkt. Da komme ich natürlich nicht mit.
ICH (entsetzt): »Liams Schenkel? Du hast Liams Schenkel weggeworfen?«
SIE: »Doch nicht Liams Schenkel. Die Hähnchenschenkel, die du gekauft hast! Die waren abgelaufen … Deine Schuhe übrigens auch. Du, die zwei sind jetzt auseinander!«
WHOOOOOOSCH!
ICH: »Auseinander? Meine Schuhe? Die waren heute Nachmittag noch zusammen?«
SIE: »Neiiiin, Petra und Jürgen! Die sind auseinander, Bärchen, ich bitte dich! Da haben wir doch neulich noch drüber geredet … Oma hat Jürgen im Supermarkt getroffen, die hat sich vielleicht gefreut!«
WHOOOOOOOOOSCH!
ICH: »Weil die beiden auseinander sind?«
SIE: »Nein, weil es Rinderbraten im Sonderangebot gab. Der war so was von sauer.«
WHOOOOOOOOOOOOOOOOOOSCH!
ICH: »Der Rinderbraten?«
SIE: »Neiiiiiin, der Jürgen natürlich … Sag mal, Bill, manchmal hab ich das Gefühl, du hörst mir einfach nicht zu!«
Ich möchte festhalten: Ich höre meiner Frau zu! Ich verstehe sie nur nicht! Zumindest in solchen Momenten. Ist ja aber auch egal. Hauptsache, Liams Schenkel sind noch dran.