25. KAPITEL
»Danke, dass du gekommen bist.« Jean-Luc schüttelte Gregori die Hand, der sich gerade in sein Büro teleportiert hatte.
»Kein Problem, Alter.« Gregori spähte durch das Fenster in die Ausstellung darunter. »Du willst, dass ich deine Show moderiere?«
»Wenn es dir nichts ausmacht.« Jean-Luc hielt Gregori für die beste Wahl, weil er bereits eine Reality-Show auf dem Digital Vampire Network moderiert hatte. »Ich muss in Heathers Nähe bleiben.«
Gregori nickte. »Das ist die Kleine, die auf Luis Abschussliste steht?«
»Ja.« Jean-Luc blickte auf den Umkleidebereich. Heather stand mit ihren Models hinter dem Vorhang. Als Wache war Phineas eingeteilt, aber Jean-Luc wollte ihn so bald wie möglich ablösen.
»Das wird ein Spaß.« Gregori richtete die Fliege seines Smokings. »Eine Menge heißer Feger. Ist Simone da?«
»Sie ist bei Inga. Sie helfen sich gegenseitig mit ihrem Make-up. Ich habe eine Digitalkamera und einen Monitor im Keller installieren lassen, damit sie sich sehen können.« Jean-Luc holte ein Stück Papier von seinem Schreibtisch. »Das ist alles, was du wissen musst.«
Gregori sah sich das Skript an. »Okay. Los geht’s.«
Mit schnellen Schritten eilte Robby ins Büro. Er nickte dem Vizepräsidenten von Romatech Industries kurz zu. »Gregori.«
»Hey, Alter.« Gregori schüttelte seine Hand.
»Alles ist bereit«, verkündete Robby. »Eines von Heathers Models war etwas nervös und hat zu viel getrunken. Heather besorgt ihr Kaffee.«
Jean-Luc runzelte die Stirn. »Wenn sie betrunken ist, ist ihre mentale Abwehrkraft geschwächt.«
»Du meinst, Lui könnte sie leichter unter seine Kontrolle bringen«, überlegte Robby.
» Oui. » Jean-Luc nahm seinen Stock mit dem darin verborgenen Degen.
»Ich behalte sie im Auge. Simone ebenfalls«, fügte Robby hinzu.
»Unglücklicherweise ist jeder, der sich im Gebäude befindet, ein Verdächtiger.« Jean-Luc schritt durch die Bürotür, den Stock in der Hand. »Lasst uns gehen.«
Die drei männlichen Vampire sausten die Hintertreppe hinab in die Küche. Phil und Fidelia aßen dort mit Bethany einen späten Snack.
»Ihr könnt jetzt in mein Büro gehen.« Jean-Luc ging neben Bethany in die Hocke. »Du kannst deiner Maman durch das Fenster zusehen.« Das kleine Mädchen nickte begeistert, den Mund voller Kekse.
Als er an Phil vorbeiging, flüsterte er ihm zu: »Beschütze sie gut.«
»Ja, Sir.« Phil nickte. Er war schon vorher beauftragt worden, Bethany die Sicht zu verstellen, falls es unten zu schlimmen Szenen kam.
Jean-Luc betrat mit Robby und Gregori die Ausstellung.
Robby deutete auf die Galerie. »Ich bin während der Show da oben. Phineas und Ian bleiben hier unten. Der Sheriff ist bereits mit zwei seiner Hilfssheriffs vor Ort.«
Jean-Luc entdeckte Billy, der mit einem Zahnstocher im Mund an der Wand lehnte. Seine Hilfssheriffs standen auf der anderen Seite des Raumes.
»Ich überprüfe jeden Gast schon beim Reinkommen«, fuhr Robby fort, »es dürfen nur Sterbliche sein.«
Simone und Inga stolzierten herein und ignorierten die Hilfssheriffs, die sich umdrehten, um ihnen nachzustarren.
»Hey, Simone.« Gregori ging lächelnd auf sie zu.
Sie blieb vor ihm stehen. »Gregori.« Das Model hob eine Hand und gestattete es ihm, sie und Inga in den Backstage-Bereich zu geleiten.
Gregori schob den Vorhang zur Seite und ließ die beiden eintreten. »Ich bin dann hier hinten«, informierte er Jean-Luc.
»Sag Heather, ich will sie sprechen.« Jean-Luc wartete.
Heather spähte hinaus. Sie machte große Augen. »Du siehst gut aus.«
»Danke.« Er hatte seinen besten Smoking angezogen. »Wir wären dann bereit anzufangen.«
»Okay.« Sie blickte sich um. »Viel Glück, Ladies.«
Lächelnd bemerkte Jean-Luc, dass sie das schwarze Cocktailkleid trug. »Du siehst bezaubernd aus.«
»Danke.« Sie strich den Rock glatt. »Ich kenne da einen Mann mit großartigem Geschmack.«
»Das stimmt.« Jean-Luc begleitete sie zur ersten Stuhlreihe. »Ich habe gehört, eines deiner Models ist ein wenig angeheitert.«
Mit einem Kopfschütteln erklärte sie Jean-Luc die Situation. »Liz. Ich hätte nicht geglaubt, dass ausgerechnet die Schauspiellehrerin so unter Lampenfieber leidet. Aber sie sind alle angezogen und bereit, loszulegen.« Sie redete schneller als sonst, und ihre Augen flackerten von einer Seite zur anderen. Jean-Luc bemerkte sofort ihre Nervosität, und das aus gutem Grund.
»Komm.« Er setzte sich in den Stuhl am Ende der Reihe und bedeutete ihr mit einer Geste, sich neben ihn zu setzen. Er nahm ihre Hand in seine. Sie war eiskalt. Er rieb sie, um sie zu wärmen. »Ich werde dich beschützen, Heather. Das verspreche ich dir.«
Sie atmete tief durch. »Ich warte seit zwei Wochen auf diesen Augenblick, und jetzt will ich nur noch, dass einfach alles vorbei ist.«
»Es wird alles gut werden. Deine Outfits sind sehr schön.«
»Na ja, das scheint irgendwie ziemlich unwichtig, wenn man bedenkt, dass jemand mich umbringen will.«
»Niemand wird dir wehtun. Ich werde es nicht zulassen.« Er sah zur Eingangstür. Robby überprüfte jeden Gast und sah sich alle Handtaschen an, ehe die Gäste den Raum betreten durften.
»Oh nein«, stöhnte Heather. »Coach Gunter ist angekommen.«
Der kleine Coach wartete nicht in der Schlange, sondern platzte gleich in die Ausstellung. »Hey Heather!« Seine dröhnende Stimme hallte durch den ganzen Raum. »Ich habe ein wenig moralische Unterstützung für Liz mitgebracht.« Er blies auf seiner Pfeife, und zwei Cheerleader der Guadalupe High kamen in den Raum gesprungen, kreischten und wedelten ihre Pompons.
»Oh nein.« Heather sackte in ihrem Stuhl zusammen.
Lachend versuchte Jean-Luc sie aufzumuntern. »Das habe ich bei einer Modenschau noch nie erlebt.«
»Nur in Texas«, murmelte Heather.
Der Coach und die Cheerleader setzten sich in die erste Reihe, Jean-Luc und Heather gegenüber.
Immer mehr Leute kamen an, bis alle Stühle besetzt waren. Robby schloss die Türen und ging den Korridor hinab. Einige Sekunden später schlenderte er über die Galerie. Offensichtlich hatte er Vampirgeschwindigkeit benutzt, sobald er außer Sichtweite war.
Gregori betrat die Plattform neben dem improvisierten Laufsteg. »Guten Abend und willkommen zu Schnitzelbergs erster Modenschau.«
Die kleine Menge jubelte. Pompoms wurden geschwenkt.
Gregori grinste. »Es handelt sich hier um eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Für jeden unserer Gäste spendet Jean-Luc Echarpe eintausend Dollar an den Schnitzelberg Independent School District.«
Mehr Jubel.
Jean-Luc sah sich im Raum um. Alle Gäste waren sterblich. Keiner von ihnen hatte sich ihm genähert, um mit ihm zu reden oder ihm zu danken, also schien seine Identität immer noch geheim zu sein.
»Wir beginnen mit zwei Entwürfen von Alberto Alberghini«, fuhr Gregori fort. »Darf ich Ihnen unsere zwei weltberühmten Models vorstellen - Simone und Inga!«
Die Menge applaudierte höflich. Wahrscheinlich hatte niemand im Saal von den beiden zuvor gehört.
Hinter der Bühne bediente Alberto die Musikanlage, und eine angenehme Melodie erfüllte leise den Raum. An der Eingangstür dimmte Ian die Leuchten an den Wänden, damit der Laufsteg heller strahlte.
Als Erste betrat Simone den Laufsteg. In der Menge erhob sich ein anerkennendes Gemurmel.
»Simone trägt eine Abendrobe aus schwarzer Seide, auf der Tausende von Stabperlen funkeln«, las Gregori von seinen Notizen ab. »Der drapierte Rücken verleiht genau den richtigen dramatischen Akzent. Ein atemberaubendes Design.«
Simone marschierte den Laufsteg entlang und warf sich in Pose. Jean-Luc beobachtete sie genau. Sie schien ihn wütend anzustarren, aber andererseits modelte sie immer mit einem wütenden Gesichtsausdruck. Sie war bereits auf halbem Weg zurück, als Inga ihren Gang begann.
»Inga trägt ein elfenbeinfarbenes Cocktailkleid aus Shantungseide«, verkündete Gregori. »Beachten sie den schrägen Ausschnitt, der den Blick auf eine nackte Schulter gewährt und der sich am asymmetrischen Rocksaum wiederholt. Eine elegante Kreation von Alberto Alberghini.«
Die Menge klatschte höflich.
»Hat Alberto das Skript geschrieben?«, flüsterte Heather.
Jean-Luc nickte. »Ich habe es ein wenig überarbeitet.« Er wusste, dass Simone und Inga gerade dabei waren, sich umzuziehen. Alberto hatte einen Paravent aufgestellt, damit die sterblichen Models nicht merkten, dass sie dies in Vampirgeschwindigkeit taten.
»Und jetzt«, fuhr Gregori fort, »folgen drei Entwürfe von Schnitzelbergs hauseigener Designerin, ein vielversprechendes neues Talent in der Modewelt, Heather Lynn Westfield.«
Die Menge jubelte und Coach Gunter beschrieb johlend mit der Faust einen Kreis in der Luft. Die Cheerleader wedelten mit ihren Pompons.
Betroffen senkte Heather den Kopf. »Das glaube ich einfach nicht.«
»Die Stadt liebt dich«, flüsterte Jean-Luc. »Ich kann gut verstehen, warum.«
Sie sah ihn mit vor Gefühlen glänzenden Augen an. »Danke, dass du an mich geglaubt hast.«
Er nahm ihre Hand. »Es muss heute Nacht noch nicht zu Ende sein.«
»In Ordnung!« Gregori grinste. »Unser erstes Model ist Miss Gray, die Englischlehrerin an der Guadalupe High.«
Miss Gray trat in Heathers erster Robe zögernd auf den Laufsteg.
Die Cheerleader sprangen auf und schüttelten ihre Pompons. »Los, Miss Gray!« Schüttel, schüttel, schüttel. »Los, Miss Gray!«
Die Musik setzte ein. Und erst jetzt schien Miss Gray zu bemerken, dass sie unter Freunden war. Sie ging den Laufsteg hinab und lächelte dabei immer strahlender.
»Miss Gray trägt eine Abendrobe aus königsblauem Seidenchiffon«, las Gregori von seinen Notizen ab. »Beachten sie den Fall des Stoffes und die Wandelbarkeit durch die dazu passende Stola.«
Die zweite Lehrerin betrat den Laufsteg.
»Los, Ms. Lawson!« Schüttel, schüttel, schüttel. »Los, Miss Lawson!«
»Ms. Lawson trägt ein schwarzes Cocktailkleid mit passender Weste im Bolero-Stil«, verkündete Gregori. »Die rote Soutache-Bordüre am Bolero wiederholt sich am Saum des Rockes. Ein sowohl eleganter wie auch mutiger Entwurf.«
Heather klammerte sich an Jean-Lucs Hand.
»Du machst das super«, flüsterte er.
»Wenn jemand mich angreifen will, dann soll er es doch bitte einfach jetzt machen«, flüsterte sie. »Diese Spannung bringt mich um.«
Die dritte Lehrerin begann ihren Lauf.
Der Coach sprang auf und ab und johlte. »Super, Liz!”
»Los, Miss Schumann!” Schüttel, schüttel, schüttel.
Liz war etwas unsicher auf ihren kastanienbraunen Stilettos.
»Miss Schumann trägt ein kastanienbraunes Ensemble«, erklärte Gregori den Gästen. »Das figurbetonte Kleid wird von einer eleganten Jacke mit einem plissierten Blusenkragen, dreiviertellangen Ärmeln und einem Zierknopf aus Strass ergänzt.«
Sie posierte am Ende des Laufstegs, und der Coach zog eine Kamera hervor.
Jean-Luc duckte sich, weil er nicht fotografiert werden wollte. Mist, Robby musste zu beschäftigt damit gewesen sein, Handtaschen zu durchsuchen. Er hatte diese eine Kamera übersehen.
Ein Licht blitzte auf und blendete Miss Schumann. Sie stolperte rückwärts und schrie auf, als sie vom Rand des Laufstegs abrutschte und fiel.
»Ich hab dich, Liz!« Der Coach drängelte sich vor und half ihr auf. »Sie ist okay!« Er hob seinen Arm, als ob sie einen Touchdown erzielt hätte.
Die Menge jubelte. Heather wollte zu ihrer Freundin gehen, aber Jean-Luc hielt sie davon ab.
»Du musst bei mir bleiben.« Er wechselte einen Blick mit Robby. Die drei sterblichen Models schienen keine Gefahr darzustellen, aber Lui könnte immer noch jedes Mitglied des Publikums beeinflusst haben. Und Simone hatte immer noch einen Gang zu absolvieren.
Die Menge applaudierte noch einmal für Liz, als Coach Gunter sie hinter den Vorhang führte.
Gregori räusperte sich. »Und jetzt wieder einige Designs von Alberto Alberghini. Zunächst Schnitzelbergs höchsteigenes Topmodel, Sasha Saladine.«
Als Sasha den Laufsteg betrat, jubelte die Menge.
»Sasha trägt ein dreiteiliges Outfit aus beigefarbener Seide«, fuhr Gregori fort. »Die eng anliegenden Hosen und das Top bilden einen atemberaubenden Kontrast zu dem legeren, fließenden bodenlangen Mantel.«
Ihre Hände hatte Sahsa in der Manteltasche. Für ein Model war das durchaus normal, aber...
Sasha zog eine Waffe, richtete sie auf Heather und schoss.
Jean-Luc warf sich im Bruchteil einer Sekunde vor sie und spürte ein scharfes Stechen in seinem rechten Arm. Weil Sasha so dünn war, warf sie der Rückstoß der Waffe vom Laufsteg. Phineas stürzte sich auf sie. Die Hilfssheriff und Billy rannten ebenfalls zu ihr.
»Geht es dir gut?« Jean-Luc war vor Angst völlig außer sich. Heather zitterte, und ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. Er zog sie an sich.
Dann sah er hinauf zur Galerie. Robby war verschwunden. Ian ebenfalls. Zweifellos hatten sie sich nach draußen teleportiert, um nach Lui zu suchen, falls der Bastard sich in der Nähe herumtrieb.
Die Menschen drängten sich schreiend zu den Türen.
Der Sheriff hechtete mit einem Satz auf den Laufsteg. »Ruhe bewahren! Die Gefahr ist vorüber.«
Er blies auf seiner Pfeife, und es wurde zusehends ruhiger. »In Ordnung, los geht’s.« Gekonnt leitete er alle zur Tür hinaus. »Bildet Zweierreihen. Bewegung! Bewegung!«
Dann kam Billy Phineas zu Hilfe, der Sasha auf den Boden drückte. Er half ihr auf, und sie sah sich benommen um.
»Was ist passiert?« Sie betrachtete den Sheriff verstört. »Oh, hi, Billy. Ich kenne dich noch aus der Highschool.«
Mit einem Stirnrunzeln zog er ihre Hände hinter ihren Rücken und legte ihr Handschellen an. »Sasha Saladine, ich verhafte dich wegen versuchten Mordes. Du hast das Recht zu schweigen.«
»Was?« Sasha wurde blass. »Ich würde nie jemandem wehtun.«
Billy benutzte sein Taschentuch, um ihre Waffe aufzuheben. »Du hast gerade versucht, Heather damit zu erschießen.«
Sasha keuchte auf. »Ich weiß doch gar nicht, wie man schießt. Ich würde Heather nie etwas tun.«
»Ja, klar.« Billy führte sie aus der Tür. »Wahrscheinlich hast du auch ihren Truck hochgejagt.«
Wieder keuchte Sasha auf. »Nein! Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst. Billy, bitte.« Sie sah ihn flehend an. »Erinnerst du dich nicht an mich?«
Traurig blickte er in ihre Augen. »Doch, das tue ich.«
Heather löste sich von Jean-Luc. »Billy, sie sagt die Wahrheit. Sie kann nichts dafür.«
Er sah sie ungläubig an. »Sie hat auf dich geschossen. Alle haben es gesehen.« Er führte Sasha aus der Tür. »Du hast das Recht auf einen Anwalt...«
Heather drehte sich zu Jean-Luc um. »Wir können nicht zulassen, dass sie für Louies Verbrechen bezahlt.«
»Ich werde mich darum kümmern«, versicherte Jean-Luc ihr. »Aber jetzt ist es wichtiger, dass wir Lui finden.« Er zog seinen Degen aus dem Stock und zuckte zusammen, als sein Arm schmerzhaft protestierte.
Heather keuchte erschreckt auf. »Oh mein Gott!«
»Was machst du da?« Gregori ging auf ihn zu.
»Du passt mit Phineas auf Heather auf, während ich Lui suche.«
Gregori schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. »Alter, du kannst so nicht kämpfen. Lass Robby und Ian das machen.«
»Es ist ganz allein meine Sache.« Jean-Luc packte sein Schwert fester. Aus irgendeinem Grund kribbelte seine Hand und wollte nicht richtig reagieren. »Ich muss diesen Bastard ein für alle Mal vernichten.«
Heather legte ihre Hand auf seinen linken Arm. »Jean-Luc, Liebling, du blutest. Du bist angeschossen worden.«
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Zwei Stunden später entspannte Jean-Luc sich in seiner riesigen Badewanne. Das heiße Wasser wirbelte um ihn herum und produzierte weißen Schaum, während die Düsen seinen Rücken mit pulsierendem Wasser massierten. Er saß in einer Ecke und hatte den verletzten Arm auf den Rand gelegt, damit der Verband trocken blieb. Sein linker Arm lag auf dem anderen Rand, daneben eine Flasche Blissky.
Jean-Luc hatte die Schusswunde zunächst gar nicht wahrgenommen. Er war so darauf versessen gewesen, Heather zu beschützen und Lui umzubringen, dass sein Verstand den Schmerz ignorierte. Gregori und Heather brachten ihn in sein Schlafzimmer, während Alberto sich um das Nachspiel der verunglückten Modenschau kümmerte.
Gregori kannte einen Vampirarzt aus Houston, der auch Shannas Baby auf die Welt gebracht hatte. Er hatte diesen Dr. Lee angerufen, und der Vamp hatte sich mitsamt seiner Arzttasche direkt in Jean-Lucs Schlafzimmer teleportiert. Als Heather sicher sein konnte, dass Jean-Luc überleben würde, rannte sie nach oben, um nach Bethany zu sehen.
Die Kugel musste entfernt werden. Gregori gab Jean-Luc eine Flasche Blissky, um den Schmerz zu betäuben. Dr. Lee leistete schnelle Arbeit. Er entfernte die Kugel, verband ihn, ließ eine Rechnung da und teleportierte sich dann zurück nach Houston.
Gregori zog sich zurück, um nach Simone und Inga zu sehen. Ian und Robby waren immer noch auf der Jagd nach Lui, während Phineas und Phil Heather und ihre Familie bewachten. Jean-Luc wusste, dass Lui sich in der Nähe befinden musste. Er hatte Sasha in seiner Macht, und die war in den letzten zwei Tagen in der Stadt gewesen. Er musste ebenfalls in der Nähe sein. Der Bastard würde sich dort aufhalten wollen, wo er sich an dem Schaden, den er angerichtet hatte, ergötzen konnte.
Jean-Luc nahm noch einen Schluck Blissky. Hier war er nun, und er war wieder einmal hilflos. Er konnte heute Nacht nicht kämpfen. Er war nutzlos. Der Schmerz war zu einem dumpfen Pochen verklungen, aber die Wut und die Frustration wuchsen immer weiter.
Lui musste gefunden werden. Es musste enden. Jean-Luc konnte Heather nicht zwingen, für immer wie eine Gefangene bei ihm zu leben. Aber wenn er sie gehen ließ, würde Lui sie umbringen. Mon Dieu, sie hatte allen Grund, ihn zu hassen. Sie hatte ihre neu gewonnene Freiheit seinetwegen verloren. Er war verrückt, wenn er sich auch nur geringste Hoffnungen auf ihre Liebe machte.
Er hörte, wie sich seine Schlafzimmertür öffnete und wieder schloss. »Robby, bist du das? Bitte sag, dass Lui tot ist.«
Leise Schritte kamen näher. Jean-Luc drehte sich um, doch sein Blick war durch den Schmerz verschwommen. Er blinzelte. Das musste ein Traum sein. Sie trug das blaue Nachthemd, das er für sie gekauft hatte. Ja, es musste ein Traum sein. Es war ein guter Traum.
Heather ging langsam auf ihn zu. »Jean-Luc.« Er blinzelte. »Du bist echt.«
Ein Lächeln umspielte ihre schönen Gesichtszüge. »Oh ja.«