27. Kapitel
»Wir haben zwei Standardwochen daran gearbeitet, diesen Hyperantrieb nachzurüsten, vom ersten Licht des Tages bis zur tiefsten Dunkelheit«, sagte Jadak. »Der Verpine, die Jawas und ich. Tagsüber war es so heiß, dass wir auf der Außenhülle Nogulleier gebraten haben, und in einigen Nächten wurde es so kalt, dass wir beim Aufwachen feststellten, dass unser Trinkwasser mit Eis überzogen war. Nochmal zwei Wochen hat es gedauert, um die Laserkanone zu installieren. Doch als wir fertig waren, hatte der YT praktisch einen Klasse-eins-Hyperantrieb und ein Rückengeschütz und eine Laserbatterie. Der Verpine, der Sullustaner und ich haben mit dem Schiff seine ersten Lichtgeschwindigkeitssprünge gemacht, und ich kann Ihnen sagen, dass wir kaum glauben konnten, wie schnell es war. Da kam mir auch der Name in den Sinn, unmittelbar nach der ersten Reihe von Testflügen.«
»Der Falke hat jetzt einen Null-Komma-Fünfer«, sagte Han stolz. »Dank eines geächteten Mechanikers, den ich im Korporationssektor kannte. Danach habe ich dann den Rekord für den Kessel-Flug aufgestellt. Nach wie vor gibt es kein Schiff, das sich mit dem Falken messen könnte. Selbst die Hyperantriebe dieser neuen mandalorianischen Schiffe kommen bloß auf null Komma vier.«
»Nennwerte spielen keine Rolle. Ein fähiger Pilot in einem Null-Komma-Vierer wäre einem durchschnittlichen Piloten am Steuer eines Null-Komma-Fünfers trotzdem überlegen.«
»Niemals«, sagte Han.
»Ich habe das schon erlebt«, sagte Jadak. »Jedenfalls bei Sublichtrennen.«
»Klar, bei Sublichtrennen, sicher. Jetzt reden Sie allerdings von etwas völlig anderem.«
Jadaks Kiefer arbeitete. Jedes Mal, wenn er sich an das Drehbuch zu halten versuchte und die Geschichte in Quip Fargils vokalem Rhythmus erzählte, warf Solo eine Frage oder eine Bemerkung ein. Seine wetteifernde Natur drohte, Jadaks eigene zum Vorschein zu bringen, was am Ende dazu führte, dass er im wahrsten Sinne des Wortes aus der Rolle fiel. Schon jetzt war die Geschichte ebenso sehr die von Fargil wie Jadaks. Und nun, wo Solos Frau und seine Tochter den Versuch aufgebeben hatten, Solo zu zügeln, schenkten sie Jadak ihre gesamte Aufmerksamkeit, und er konnte spüren, wie ihr Argwohn zunahm. Aber sollten sie ruhig argwöhnisch sein. Solange Poste Erfolg hatte, würde das am Ende keine Rolle spielen.
»Wozu sollte der Falke damals eingesetzt werden?«, fragte Leia.
»Zu jener Zeit war eine unserer größten Sorgen die große Anzahl von Sternenzerstörern, die das Imperium produzierte, also fasste das Oberkommando den Plan, eine der Schiffswerften ins Visier zu nehmen. Fondor, Ord Trasi, sogar Yaga Minor wurden als potenzielle Ziele in Betracht gezogen, doch nach einer umfangreichen Analyse beschloss das Oberkommando, dass wir uns die größte vornehmen sollten – Bilbringi.« Dankbar dafür, wieder zurück auf Kurs zu sein, trank Jadak einen Schluck Kaf und stellte seinen Becher ab. »Wart Ihr während der imperialen Jahre dort, Prinzessin Leia?«
»Bloß einmal. Aber ich kann damals nicht älter als neun gewesen sein.«
»Dann erinnert Ihr Euch vermutlich nicht daran, wie knifflig es war, dort in den Orbit einzutreten?«
»Wegen der Asteroidenfelder«, sagte Han.
Jadak nickte. »Damals wurden viele der Asteroiden abgebaut, um die Rohstoffe in den Schiffswerften zu verwenden, daher waren nicht nur in den Werften selbst imperiale Streitkräfte stationiert, sondern auch in der Nähe vieler Förderstätten. Selbst mit einer Vorrangsautorisierung war es wegen all der Kontrollpunkte schwierig, durch das System zu navigieren. Daher war die Idee, ein feindliches Schiff nach Bilbringi hineinzuschmuggeln, es nicht einmal wert, darüber zu diskutieren.«
Han lächelte in plötzlichem Begreifen. »Es sei denn, man hatte ein Schiff, dessen Hyperantrieb leistungsstark genug war, um den ganzen Weg rein mit Mikrosprüngen zurückzulegen.«
»Haben Sie so was schon mal gemacht?«, fragte Jadak voller aufrichtiger Überraschung.
»Öfter, als ich mich entsinne.«
Jadak weigerte sich zuzulassen, von Solo beeindruckt zu sein. »Nun, damals hatte kein Angehöriger der Miliz so etwas je gemacht. Deshalb bin ich auch mit dem Schlund und all diesen Asteroidenfeldern vertraut, über die wir gesprochen haben.«
»Übungsflüge«, sagte Han.
»Jeder einzelne davon. Man könnte sagen, dass das der Beginn meiner Liebesbeziehung zu dem Schiff war: zu erleben, wozu es imstande ist. Mich aus einer Zwickwühle zu befreien, in die ich mich selbst reingeritten hatte. Die Erwartungen ein ums andere Mal zu übertreffen. Als wäre das Schiff entschlossen, sich selbst zu übertrumpfen.«
»Daran hat sich nichts geändert«, sagte Han.
»Aber was hatten Sie mit dem Falken vor, wenn Sie dort sind?«, fragte Allana. »Auf Bil …«
»Bilbringi«, vervollständigte Leia. »Wie sah der Plan aus?«
»Die Schiffswerften so massiv zu zerstören, wie es uns möglich wäre.«
Han runzelte die Stirn. »Mit einer einzigen Laserkanone?«
Jadak lachte ironisch. »Die Kanone diente bloß als Verteidigung gegen im Anflug befindliche feindliche Schiffe oder Geschütze. Der Falke selbst sollte die Waffe sein.«
»Eine Bombe«, sagte Leia unvermittelt.
Allana sah sie an und dann Jadak. »Sie hatten vor, den Falken in die Luft zu jagen?«
Er nickte. »Das war die Idee. Doch selbst die besten Ideen funktionieren nicht immer.«
»Was wolltet ihr zur Explosion bringen?«, fragte Han.
Jadak wandte sich an ihn. »Ein Baradiumfusionsgerät.«
Leia lehnte sich schockiert zurück. »Die sind verboten – sogar zu Zeiten des Imperiums schon. Alderaan gab den Anstoß dazu.«
»Sie waren verboten, stimmt schon. Aber es ist uns gelungen, ohne Senator Organas Wissen eins in die Hände zu bekommen. Abgesehen davon hat er letzten Endes ohnehin erkannt, dass Baradium bei unseren Bemühungen entscheidend war, den Waffen etwas entgegenzusetzen, die das Imperium gerade entwickelte.« Jadaks Blick schoss von Leia zu Han und wieder zurück. »Sie beide wissen das besser als irgendjemand sonst.«
»War das, bevor die Allianz anfing, Ytterbium als Stabilisator zu verwenden?«, fragte Han.
»Jahre davor. Dieses Gerät war nicht bloß irgendein übergroßer Thermaldetonator. Es war ein Planetenkiller. Und wäre das Ding auf Bilbringi explodiert, wären die Schiffswerften für ein Jahrzehnt außer Betrieb gewesen.«
Han schüttelte ungläubig den Kopf. »Und Sie sollten das Gerät an Bord des Falken transportieren?«
»Das war der Plan.«
»Ja, der Plan von jemandem, der andere auf eine Selbstmordmission schickt.«
»Nicht, wenn die Sache gut gelaufen wäre. Vorausgesetzt, dass ich mich auf dem Weg nach Bilbringi nicht selbst auslösche, oder bei einem der Dutzenden Mikrosprünge, die ich ausführen musste, um die Schiffswerften zu erreichen, sah der Plan vor, dass ich fünfhunderttausend Kilometer vom Ziel entfernt aussteige.«
Han schüttelte den Kopf. »Das hätte Sie auch nicht gerettet. Sie hätten sich nach wie vor innerhalb des Explosionsradius befunden.«
Jadak zuckte die Schultern. »Wie ich schon sagte, das war der Plan. Niemand war töricht genug, mir zu garantieren, dass ich überleben würde.« Er hielt einen Moment lang inne. »Selbst, als wir nach Freiwilligen suchten, um das Gerät in den Falken zu schaffen, meldeten sich am Ende bloß zwei Duros. Der Rest der Einheit bestand aus Sträflingen, die lebenslänglich in imperialen Gefängnissen eingesessen hatten. Mitglieder des Aufstands holten sie raus, damit sie uns helfen, und ließen sie ihrer eigenen Wege gehen, nachdem das Gerät sicher an Bord war.«
»Und dann war es an Ihnen, die Sache durchzuziehen?«, fragte Leia.
»Nur an mir.«
Allana stellte sich auf ihren Stuhl und beugte sich über den Tisch. »Hätten Sie nicht irgendwelche Droiden darauf programmieren können, den Falken zu fliegen?«
Jadak lächelte verschmitzt. »Wir wollten keine Droiden schicken, um den Job eines empfindungsfähigen Wesens zu erledigen.«
Leia zog Allana sanft auf ihren Stuhl zurück. »Was ist schiefgegangen?«
Han legte seinen Arm um Leias Schultern, ohne seinen Blick von Jadak abzuwenden. »Ich glaube, ich weiß, worauf die Sache hinausläuft.«
»Dessen bin ich mir sicher.«
»Sie hatten zu diesem Zeitpunkt bereits, wie lange, ein paar Monate, fast ein Standardjahr, mit dem Falken verbracht?«
»Zehn Monate, um genau zu sein.«
»Und da Sie das Risiko nicht noch erhöhen wollten, dass das Baradium vorzeitig hochgeht, haben Sie eine langsame Route nach Bilbringi gewählt, um lange Hyperraumsprünge zu vermeiden.«
»Jede Menge Zeit im Realraum«, sagte Jadak. »Wochen länger. Ich habe dreißig Kilo abgenommen, weil ich so geschwitzt habe, aus Angst, dass irgendein Mikrometeoreinschlag das Ding zur Explosion bringen würde.«
Han grinste wissend. »Sie sagten, das Schiff hatte es Ihnen da bereits angetan. Wie nah sind Sie an Bilbringi herangekommen?«
»Bis auf einen Sprung entfernt«, sagte Jadak. Sein Blick schweifte zu Leia. »Aber ich schwöre Ihnen, dass es keine Feigheit war. Ich habe überhaupt nicht an die Möglichkeit gedacht zu sterben.«
»Ich sitze nicht hier, um über Sie zu urteilen, Quip«, sagte Leia.
»Sie konnten es einfach nicht ertragen, mit ansehen zu müssen, wie der Falke zerstört wird«, sagte Han.
Jadak senkte den Kopf, genauso, wie Quip Fargil es getan hatte, als er die Geschichte zum Besten gegeben hatte. »Der springende Punkt ist«, sagte er, »dass sich eine Menge guter Leute auf mich verlassen haben. Die Vernichtung von Bilbringi hätte einen Sieg dargestellt, den der Aufstand damals dringend gebraucht hätte. Und ich habe es vermasselt – für ein Schiff.«
»Vielleicht hätten Sie es ja gar nicht bis nach dahin geschafft«, sagte Allana. »Sie hätten auch vorher explodieren können.«
»Sie hat recht, Quip«, sagte Leia.
»Als ich die Bombe abwarf, habe ich mir das wieder und wieder selbst gesagt. Jedenfalls, dass ich es vielleicht gar nicht geschafft hätte. Und eine Weile ließ ich mich dazu verleiten, das sogar zu glauben. Ich fing sogar an, davon zu träumen, mich in den Äußeren Rand abzusetzen und mich dort niederzulassen, nur ich und der Falke. Eigentlich sollte Vaced bloß der erste Halt sein, doch wie sich zeigte, war es der letzte. Ich konnte nicht nur das Schiff nicht behalten, ich musste auch damit rechnen, dass bereits Rebellenagenten nach mir suchten, um mich wegen Pflichtversäumnis zu exekutieren – besonders, nachdem sie den Versuch unternommen hatten, auf Bilbringi mit einem anderen YT-dreizehnhundert und konventionellerem Sprengstoff Schaden anzurichten. Die beiden Piloten, die dabei starben, kamen nicht einmal in die Nähe des Planeten, bevor die Imperialisten ihr Schiff zerstörten.
Als ich zufällig Parlay Thorp und ihrer Gruppe von Wohltätern begegnete, die den Kranken halfen, die Bürgern Unterstützung boten, auf denen das Imperium herumgetrampelt hatte, wurde mir klar, dass ich eine perfekte Zukunft für den Falken gefunden hatte. Also habe ich ihn einfach …«
»Aufgegeben«, sagte Han.
Jadak nickte und ging voll und ganz in seiner Rolle auf. Er hatte gerade den Mund geöffnet, um noch mehr zu sagen, als Poste in das Restaurant geplatzt kam, das Gesicht dreckverschmiert und die Kleider befleckt von etwas, bei dem es sich um Öl oder irgendwelches Schmiermittel zu handeln schien.
»Hey … Quip«, sagte er, außer Atem, als er den Tisch erreichte. »Ich wette, du bist überrascht, mich zu sehen …«
»Hast du diese Maschinen zum Laufen gebracht?«, fragte Jadak hastig. Seine Gedanken rasten.
Poste wies auf sich selbst. »Äh, wie du vielleicht mutmaßt, wenn du mich ansiehst, hat es einige Probleme gegeben.«
Jadak wandte sich an die Solos. »Mag hier hilft auf der Farm aus.« Er wirbelte zu Poste herum. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, warum du beschlossen hast, hierherzukommen, Mag.«
Poste sah Han an. »Um Captain Solo zu sagen, dass ich den Millennium Falken starten sah, als ich am Raumhafen vorbeikam.«
Han sprang so rasch auf die Füße, dass sein Stuhl auf den Boden schlug. »Was?«
»Was?«, fragten Leia, Allana und Jadak beinahe im selben Augenblick.
»Ich bin mir sicher, dass es der Falke war, Captain«, fuhr Poste fort. »Ist geradewegs aus einer der Landebuchten gestartet.«
Han war bereits auf halbem Weg zur Tür. »Wer auch immer sich das Schiff geschnappt hat, wird nicht weit kommen!«
»Was das betrifft, hat er recht«, murmelte Poste Jadak zu, als Leia und Allana davoneilten.
Han hatte die einheimischen Strafverfolgungsbehörden darum gebeten, sich bei der Landebucht des Falken mit ihm zu treffen. Als er, Leia und Allana am Raumhafen eintrafen, stiegen drei Beamte aus einem alten Landgleiter mit einem fehlerhaften Repulsorlift, und der Millennium Falke kehrte gerade aus eigenem Antrieb von einem kurzen Ausflug in die obere Atmosphäre von Vaced zurück. Der menschliche Polizeichef, Climm, sah aus, als würde er die meisten Stunden seiner Freizeit damit verbringen, sich an der Alles-was-dein-Magen-fasst-Buffetbar im Fressnapf die Wampe vollzuschlagen. Seine bothanischen Gehilfen waren mehr daran interessiert, Komlinkkamerabilder von sich mit Han und dem Falken zu schießen, als ihrer Arbeit nachzugehen.
Als er mit großen Schritten über den Durabetonboden der Landebucht eilte, bereitete Han sich gerade darauf vor, in dem Moment die Einstiegsrampe hinaufzustürmen, sobald sie sich senkte, doch Polizeichef Climm befahl seinen beiden Gehilfen, ihm den Weg zu versperren.
»Ihr Schiff ist ein Tatort, Captain Solo. Niemand geht an Bord, bis Beweismittel gesammelt und das Schiff gesichert wurde.«
»Ich zeige Ihnen gleich mal einen Tatort«, sagte Han und starrte ihn düster an.
Leia fand es vernünftig, sich einzumischen. Sie ließ Allanas Hand los und berührte Han an der Schulter. »Wir werden die hiesigen Gesetze achten, nicht wahr, Schatz?«
Han blickte finster drein, stimmte ihr jedoch im Wesentlichen zu.
Dies war nicht das erste Mal gewesen, dass der Falke verschwunden war, während sich Han auf einer Schatzsuche befand. Zu jener Zeit hatten sie sich auf Dellalt befunden, und Chewie war damit einverstanden gewesen, nach der Königin von Ranroon zu suchen, dem legendären Schatzschiff von Xim dem Despoten. Doch das hier war etwas anderes. Dieses Mal war es etwas Persönliches.
Als der Falke auf seinen Landestreben aufsetzte, gab das Schiff eine Reihe hydraulischer Zischlaute und mechanische Klicks von sich. Die Einstiegsrampe fuhr unter dem Steuerbordandockarm aus, und zwei große Gestalten – ein Mensch und ein Nautolaner – stiegen mit erhobenen Händen herunter. Sie wirkten niedergeschlagen und betreten.
Climm und seine Gehilfen hatten ihre Blaster gezogen.
»Ihr Jungs seid verhaftet«, verkündete der Polizeichef.
Han trat drohend einen Schritt vor. »Der Falke sollte besser in genau demselben Zustand sein, wie ihr ihn vorgefunden habt. Und wie seid ihr überhaupt an unserem Sicherheitssystem und dem Droiden vorbeigekommen?«
»Ja. Was habt ihr mit Dreipeo gemacht?«, blaffte Allana.
»Ich habe meine Klienten bereits angewiesen, sich nicht zu äußern«, sagte jemand vom Eingang der Bucht aus.
Als Han über die Schulter schaute, sah er einen gut gekleideten, abnorm großen Menschen, der auf sie zueilte. Er wurde von einer Frau mit einem teuer aussehenden Aktenkoffer begleitet, die von so ätherischer Schönheit war, dass Han zweimal hinguckte.
»Anwalt Oxic«, sagte Leia erstaunt.
Oxic nickte mit seinem schmalen Kopf. »Prinzessin Leia.«
Han blickte zwischen den beiden hin und her.
Leia wies auf die jetzt mit Elektroschellen gefesselten Schiffsdiebe. »Die zwei sind Ihre Mandanten? Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Sie haben mich als ihren Rechtsanwalt engagiert.«
Leia weigerte sich, ihm das abzukaufen. »Sind Sie eigens den ganzen Weg von Epica hierhergekommen, oder waren Sie zufällig gerade in der Gegend?«
»Tatsächlich war ich gerade dabei, einige Angelegenheiten auf Nieder-Vaced zu klären, als sie vom Millennium Falken aus Kontakt zu mir aufnahmen.«
Leia deutete von Neuem auf die Diebe. »Erwarten Sie, dass ich glaube, dass diese beiden sich den Rechtsbeistand von einem der bestbezahlten Strafverteidiger der Galaxis leisten können?«
Oxic hob seine Schultern zu einem Achselzucken. »Der Schein kann trügen.« Auf die Frau weisend fügte er hinzu: »Meine persönliche Assistentin, Koi Quire. Koi, Prinzessin Leia Organa Solo.«
Koi Quire lächelte und neigte ihren Kopf zu einer Verbeugung. »Ich war an Bord des Schläferschiffs, das Ihr vor so langer Zeit entdeckt habt. Es ist mir eine Ehre, Euch all diese Jahre später persönlich danken zu können.«
»Herr Anwalt«, sagte Climm. »Wir werden diese Jungs wegen schweren Raumschiffdiebstahls anklagen.«
»Und wegen Einbruchs«, schnappte Han. »Dieses Schiff ist praktisch unser Zuhause.«
»Haben Sie Ihr Quartier auf Coruscant aufgegeben?«, fragte Oxic Leia.
»Nein. Aber …«
»Dann, fürchte ich, wird es Ihnen schwerfallen, meine Klienten wegen Einbruchs zu belangen. Wichtiger noch: Meine Klienten haben das Schiff präzise dorthin zurückgebracht, wo sie es gefunden haben.«
»Die waren das überhaupt nicht«, rief Han. »Das war der Falke.«
»Auch das dürfte sich schwierig beweisen lassen«, sinnierte Oxic. »Unter Umständen sind wir bereit, uns einer unrechtmäßigen Spritztour schuldig zu bekennen.«
Hans Kiefer klappte nach unten. »Die haben das Schiff gestohlen!«
Oxic musterte ihn mit gelassenem Blick. »Dass meine Klienten diese Absicht hegten, werden Sie nachweisen müssen.«
Han wirbelte zu den Dieben herum. »Wie seid ihr an Bord gelangt?«
»Ich gebe Ihnen den guten Rat, nichts zu sagen, dass Sie noch mehr belasten könnte«, sagte Oxic über Hans Kopf hinweg.
Leia rechnete damit, Rauch aus Hans Ohren kräuseln zu sehen, als Oxic sich an sie wandte.
»Prinzessin Leia, könnten wir uns einen Moment lang unter vier Augen unterhalten?«
Leia nickte. »Es wird nicht lange dauern«, erklärte sie Allana, ehe sie im Kielwasser von Ocixs langen Schritten folgte. »Sie sollten besser einen guten Grund für all das haben, Lestra«, sagte sie und schaute zu ihm auf, als sie außer Hörweite der anderen waren.
Sein Lächeln wurde ein bisschen schiefer, sodass es nicht mehr ganz so herablassend wirkte. »Prinzessin Leia, ich bin mir sicher, dass Sie nicht mehr Zeit auf Vaced verbringen möchten als absolut notwendig. Sofern meine Klienten meinen Rat annehmen und auf nicht schuldig plädieren, wird es notwendig sein, dass Sie und Captain Solo und Ihr junges Mündel bis zur Anhörung hierbleiben, um dann zur Vor- und zur Hauptverhandlung zurückzukommen, vorausgesetzt, dass das Verfahren bis dahin nicht eingestellt wird. Darüber hinaus sind Sie verpflichtet, so lange in einem Hotel zu wohnen – einen Moment lang vorausgesetzt, dass es dergleichen auf Vaced überhaupt gibt –, bis dieser … Gesetzeshüter aufhört, auf der vorgeblichen Suche nach forensischen Beweisen an Bord des Falken herumzuschnüffeln.«
Leia lachte kurz auf. »Schön zu sehen, dass Sie Ihren besonderen Schmiss nicht verloren haben, Lestra.«
»Ich tue, was ich tun muss«, sagte Oxic. »Natürlich liegt es bei Ihnen zu entscheiden, ob Sie tatsächlich Anzeige erstatten wollen, obgleich ich vermute, dass die hiesigen Richter meine Klienten vor dem Fällen eines Urteils vermutlich ohnehin auf Bewährung auf freien Fuß setzen würden, selbst wenn die Anklage wegen Schiffsdiebstahls bestand haben sollte. Aus Respekt vor unserer langen Bekanntschaft werde ich versuchen, meine Klienten davon zu überzeugen, sich des unerlaubten Entwendens eines fremden Schiffs zu Vergnügungszwecken und des Missbrauchs persönlichen Eigentums schuldig zu bekennen, was Sie und Han ermächtigt, sich für die Treibstoffkosten und den schieren Ärger, den Ihnen diese Angelegenheit bereitet, entschädigen zu lassen.«
Leia kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Lestra, was machen Sie wirklich hier?«
»Nichts anderes, als den Bedürfnissen meiner Klienten zu dienen.«
»Warum sind Sie mir gegenüber nicht ehrlich?«
»Dies hier ist ein Rechtsstreit, Prinzessin. Der Schweigepflicht zwischen Anwalt und Klient muss Genüge getan werden.«
Leia zwang sich dazu, auszuatmen. »In Ordnung, Lestra, ich werde mit Han darüber reden.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Han, der abrupt stehenblieb, als sie näher kam. »Und wer ist der Kerl überhaupt? Woher kennst du ihn?«
»Das erkläre ich dir später. Im Augenblick müssen wir eine Entscheidung treffen.«
Allana gesellte sich zu ihnen, um Leias Zusammenfassung zu lauschen, an deren Ende Han rief: »Das ist nichts als eine Ladung Poodoo!«
»Han!«, sagte Leia und legte Allana die Hände auf die Ohren, auch wenn sie beide lachten.
»Tut mir leid, Captain Solo«, sagte Oxic. »Das ist nichts Persönliches.«
Han wandte sich dem Polizeichef zu. »Können wir diesen Schiffsdiebstahl nachweisen oder nicht?«
Climm nahm seinen Hut ab und kratzte sich am Kopf. »Letzten Endes vielleicht nicht. Doch der Richter wird vermutlich dennoch gewillt sein, der Klage stattzugeben, und wenn auch nur als Mittel zum Zweck, damit Sie in der Nähe bleiben. Sie müssen wissen, dass er ein großer Bewunderer von Ihnen ist.«
»Klasse«, sagte Han rundheraus. Er warf den Dieben seinen besten grimmigen Blick zu und wandte sich dann an Oxic. »Diesmal haben Sie gewonnen, Anwalt. Doch Sie täten gut daran zu hoffen, dass die Dinge eines Tages nicht umgekehrt liegen.«
»Das werde ich gewiss im Hinterkopf behalten, Captain.«
Han fluchte. »Eine Spritztour.« Er schüttelte flüchtig den Kopf. »Je eher wir von diesem Felsbrocken verschwunden sind, desto besser.«