7. Kapitel

ZAMAEL-ARCHIPEL, TIEFKERN – 43 JAHRE NACH DER SCHLACHT VON YAVIN

 

Allana Solo saß auf der Kante des Wartungszugangs im Hauptabteil und ließ ihre dünnen Beine über den Rand der offenen Luke baumeln.

»Sag ihr, sie soll es jetzt mal versuchen«, rief Han von irgendwo tief aus den Eingeweiden des Schiffs.

Allana legte die Hände um ihren Mund zu einem Trichter zusammen und drehte sich zum Cockpit um. »Omi, er sagt, du sollst es jetzt versuchen.«

Einen Moment später stieß der Sublichtantrieb des Falken ein jaulendes Ächzen aus, erwachte jedoch nicht zum Leben. Im Maschinenabteil murmelte Han einen kaum verständlichen, abgehackten Fluch.

»Einhundertachtzehn«, sagte C-3PO hinter Allana, die ihre Position leicht veränderte, um ihn anzusehen. »Dies ist das einhundertachtzehnte Mal, seit mir das Privileg zuteilwurde, an Bord des Millennium Falken zu dienen, dass genau diese Störung erneut auftritt. Oder Störungen dieser Art, sollte ich wohl besser sagen.«

Allana lächelte. »Das ist doch gut.«

Der Protokolldroide legte seinen Kopf zur Seite, als habe er sie nicht recht verstanden. »Ich bin mir nicht sicher, dass ich verstehe, was du damit meinst, junge Herrin.«

»Weil Opi den Schaden immer wieder behoben hat.«

Aus dem Maschinenabteil drang ein gequältes Heulen herauf.

»Vielleicht«, sagte C-3PO. »Allerdings nicht, ohne dass es gewisse nötige Opfer von Captain Solos Fleisch und Blut gekostet hätte.«

Leia tauchte aus dem Verbindungsgang zum Cockpit auf und lächelte Allana an, ehe sie das lange, rote Haar der Siebenjährigen streichelte und sich neben ihr auf die Kante des Schotts sinken ließ.

»Opi und seine Abkürzungen.«

»Das hab ich gehört«, rief Han. »Willst du mir etwa die Schuld für eine nicht auf den Karten verzeichnete Gravitationssenke geben?«

»Der Senke kann ich das Ganze jedenfalls nicht ankreiden, Han.«

»Tja, nun, es könnte schlimmer sein. Wir hätten auch geradewegs hineingesogen werden können.«

Leia hatte bereits vor langer Zeit gelernt, dass die Lage immer noch schlimmer sein konnte. Gleichwohl hatte die Senke den Falken mit solcher Wucht aus dem Hyperraum gerissen, dass der Energiekern runtergefahren war, was das Schiff in Gefahr brachte, unvermeidlich in die Senke gezogen zu werden, und das wäre eine Katastrophe.

»Das scheint genau das zu sein, was gerade passiert, Schatz.«

Hans Kopf und Schultern tauchten aus der Luke auf. Er hatte ein schiefes, freudloses Lächeln auf dem Gesicht. »Du bist immer so hoffnungsfroh. Darum habe ich dich all die Jahre über bei mir behalten.«

Sie erwiderte seinen Blick gütig. »Ich liebe dich auch.«

Han blickte finster drein und verschwand wieder in dem Abteil.

Seufzend stand Allana auf und ging zur halbrunden Sitzbank des Dejarik-Tisches, während sie vor sich hinsummte und sich umschaute. »Omi, was denkst du, wie lange wir hier festhängen werden?«, fragte sie schließlich.

»Nicht lange.« Leia erhob sich und gesellte sich zu ihr an den Holospieltisch. »Außerdem: Was wäre ein Familienausflug schon ohne ein oder zwei unerwartete Wendungen?«

Allana nickte, größtenteils um Leias willen, und Leia verfolgte, wie sie sich in Spiellaune versetzte, von Neuem vor sich hinsummte und diese und jene Schaltfläche berührte.

Allana war ein bemerkenswertes Kind – frühreif, keine Frage, aber auch abenteuerlustig und ungeheuer geduldig –, und Leia fühlte sich ihr genauso eng verbunden, wie sie sich Anakin und Jacen verbunden gefühlt hatte und wie sie für ihres und Hans einziges überlebendes Kind, Jaina, empfand. In Wahrheit war Allana die Tochter von Jacen und der hapanischen Königinmutter Tenel Ka, doch dieses Geheimnis kannte bloß eine Handvoll Eingeweihter. Die meisten kannten Allana als Amelia, ein hapanisches Findelkind, das die Solos nach Jacens tragischem Tod adoptiert hatten, der zu diesem Zeitpunkt bereits den Sith-Namen Darth Caedus angenommen gehabt hatte. Caedus war der Gipfel der Tragödie gewesen, die aus Jacens Leben geworden war. Leia fragte sich oft, wie es nur dazu hatte kommen können. Und dass er durch die Hand seiner Zwillingsschwester gestorben war, machte das Ganze noch unerträglicher. Doch sosehr Leia es auch versuchte, sie konnte all diese furchtbaren Jahre nicht aus ihrer Erinnerung tilgen.

Du wirst mir immer fehlen, ungeachtet dessen, was aus dir wurde.

Als Tenel Kas Tochter war Allana die Chume’da – die Thronerbin – des Hapes-Konsortiums. Doch nach dem, was das Kind dank Jacen durchmachen musste, und aus Angst, dass eines Tages womöglich herauskam, wer ihr wahrer Vater war, wollte Tenel Ka sie außer Gefahr bringen, und das nicht allein vor den politischen Intrigen der Art, wie sie im Konsortium an der Tagesordnung sind. Und so war Allanas Tod durch einen Stamm zielorientierter Nanoviren vorgetäuscht worden, und Han und Leia hatten sie unter ihre Fittiche genommen. Mehr noch, sie hatten sie mit offenen Armen aufgenommen und fühlten sich für jede Sekunde gesegnet, die das Kind in ihrer Gesellschaft verbrachte.

Der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, dass die machtsensitive Allana die Jedi-Akademie besuchen sollte, die jetzt nach Shedu Maad verlegt worden war, in die Nähe von Terephon in den Vergänglichen Nebeln, doch bislang war daraus nichts geworden. Tenel Ka hatte das Gefühl, dass Allana bei den Solos sicherer sei als auf der Akademie. Allana und die Akademie passten auch nicht sonderlich gut zusammen. Allana, freigeistig und voller Energie, hatte Mühe, während der Unterrichtsstunden still zu sitzen, und schien weniger daran interessiert, ihre Machtfähigkeiten zu verfeinern, als vielmehr daran, ihren Instinkten zu folgen und die Mysterien des Lebens auf ihre ganz eigene Art und Weise zu ergründen.

Als Kind warst du genauso. Manchmal schmerzt es mich, so viel von dir in ihr zu sehen. Es schmerzt mich, und zugleich erfüllt es mein Herz bis zum Überlaufen.

Allana sprach nur selten von dem Vater, den sie kaum gekannt hatte. Auf dem Gipfel von Jacens irregeleiteten Bemühungen, das Schicksal der Galaxis in die Hand zu nehmen, hatte er sie in der Absicht entführt, Tenel Ka dazu zu zwingen, seine bösen Machenschaften zu unterstützen. Han und Leia waren entscheidend an ihrer Rettung beteiligt gewesen, um erst dann zu erfahren, dass Jacen ihr Vater war. Das Mädchen war schon sein ganzes Leben lang allen möglichen Gefahren ausgesetzt – durch hapanische Verschwörer, durch die Angehörigen eines Killik-Nests und durch angeheuerte Attentäter gleichermaßen. Doch Jacens Verrat war zu tiefgreifend gewesen, und seine Taten hatten ihrer Kindheit ein vorzeitiges Ende beschert. Verschwunden war der stupsnasige Hosenmatz, der Jedi einst Schedi ausgesprochen und ein Stoff-Tauntaun nach dem freundlichen Mann benannt hatte, der später als ihr Vater offenbar werden würde.

Leia wusste, dass Allanas Schweigen in Bezug auf Jacen nicht bedeutete, dass sie ihn vollkommen aus ihren Gedanken verdrängt hatte, bloß, dass sie ihre dunklen Erinnerungen an ihn an einem Ort vergraben hatte, wo sie niemand finden konnte. Was Leia am meisten Sorgen bereitete, war, dass diese Erinnerungen verfaulen und einem Makel gleich in Allanas Psyche sickern würden. Das alles wies zu starke Parallelen zu Leias eigenem Leben auf, zu dem, was sie selbst durchgemacht hatte, als sie erfuhr, dass in Wahrheit Darth Vader ihr Vater war. Jahrelang trug sie die Furcht in sich, dass ihre Kinder dieselbe Schwäche für die dunkle Seite der Macht geerbt hatten, die Anakin Skywalker an den Tag gelegt hatte.

Bei Jacen hatten sich diese Ängste als begründet erwiesen.

Bei Jacen, der so lange ein neuer Hoffnungsträger des Jedi-Ordens gewesen war. Bei einem, der sich so tiefgreifend mit der Macht befasst hatte und in der Galaxis so weit umhergereist war. Und das alles nur, um am Ende derselben Gier nach Macht zum Opfer zu fallen, die schon Anakin Skywalker korrumpiert hatte. Das Streben nach Macht hatte ihn so überwältigt und beherrscht, dass Han und Leia ihren Sohn schon lange vor seinem notwendigen Tod nicht mehr wiedererkannt hatten.

Vor seinem notwendigen Tod.

Wann immer Han darauf zu sprechen kam, stärkte Leia ihm diesbezüglich den Rücken. Doch als Mutter gelang es ihr weniger effektiv, sich von Jacen zu distanzieren. Ja, er hatte sich in ein Monster verwandelt, doch Leia hatte ihm einst das Leben geschenkt, ihn auf die Welt gebracht; sie hatte ihn gestillt und aufgezogen und ihn bedingungslos geliebt, und sein Tod würde sie für den Rest ihrer Tage heimsuchen.

So, wie du uns im Stich gelassen hast, haben wir dich im Stich gelassen. Es ist uns nicht gelungen, eine Möglichkeit zu finden, dich zu erlösen.

»Wärst du an einer Partie Dejarik interessiert, junge Herrin?«, fragte C-3PO Allana.

»Nicht jetzt, Dreipeo«, sagte sie zu ihm.

Leia schaute ihnen zu. Die beiden waren immer noch dabei, sich darüber klar zu werden, was sie voneinander hielten – aber lieber 3PO als der engelsgesichtige Verteidigerdroide, der in den ersten Jahren ihres Lebens Allanas Begleiter und Leibwächter gewesen war.

»Omi, warum behält Opi dieses alte Schiff überhaupt?«, fragte Allana mit einem Mal.

Das Lächeln breitete sich beinahe reflexartig auf Leias Miene aus, indes ihr zu viele Gründe und Erinnerungen dafür in den Sinn kamen, um sie alle zum Ausdruck zu bringen.

»Er hat dieses Schiff schon sehr lange Zeit, Liebes. Du weißt doch, dass einige Leute Alben mit Holobildern haben, um in ihrer Erinnerung frisch zu halten, wo sie waren, was sie gemacht haben und wem sie dabei alles begegnet sind. So was Ähnliches ist der Falke für deinen Opa. Das Schiff steckt voller Erinnerungen.«

Allana ließ sich das durch den Kopf gehen. »Ist das der Grund, warum er hier drin nie irgendwas verändert? Weil er sich an alles genau so erinnern will, wie es mal war?«

»Ich denke, schon.« Leia senkte die Stimme und fügte hinzu: »Außerdem ist er ziemlich knickrig, wenn es um Credits geht, für den Fall, dass dir das noch nicht aufgefallen ist.«

Ihre Augen funkelten. »Doch.«

»Alles repariert«, rief Han, der mit dem Elan eines wesentlich jüngeren Mannes aus dem Antriebsabteil kletterte. »Dreipeo, bring uns hier weg, während ich hier unten noch den Rest in Ordnung bringe.«

C-3PO erstarrte auf der Stelle. »Muss ich wirklich, Captain Solo? Sie wissen doch, wie …«

»Erspar mir die Ansprache, Goldjunge. Ich mache noch einen Piloten aus dir, und wenn es mich umbringt.«

»Aber, Sir, was hätte das für einen Sinn?«

»Starte einfach die Triebwerke und stell das Schiff auf Autopilot! Ich werde nicht lange brauchen.« Han wandte seine Aufmerksamkeit Leia und Allana zu, während der Droide in Richtung Cockpit davonklapperte. »Worüber habt ihr beide euch gerade unterhalten?«

»Bloß über Mädchenkram«, antwortete Leia freundlich.

Allana nickte. »Ja, über Mädchenkram.«

Leia bemerkte Hans argwöhnischen Blick und sah Allana an. »Um ehrlich zu sein, hat Allana mich gefragt, warum du es vorziehst, mit dem Falken zu reisen, und ich habe gerade versucht, mir dafür eine vernünftige Erklärung einfallen zu lassen.«

»Ja, Opi, wie kommt es, dass wir nie unser neues Schiff benutzen – das, das meine Mutter uns geschenkt hat?«

Han zog ein säuerliches Gesicht. »Dieses vollautomatische Wunderwerk moderner Technik, das das Fliegen angeblich zum reinsten Kinderspiel werden lässt? Warum heuern wir nicht gleich einen Chauffeur an und lassen uns durch die Gegend kutschieren?«

Unvermittelt erwachte der Falke zum Leben und setzte sich in Bewegung.

»Gute Arbeit, Dreipeo!«, brüllte Han in Richtung Cockpit.

»Was dein Opa damit sagen will«, warf Leia ein, »ist, dass er gerne Schalter umlegt und Knöpfe drückt und Hebel und Schubregler bedient.«

Allana musterte ihn. »Ist das wirklich der Grund? Weil du so gern Schalter und … Schubregler bedienst?«

»Nicht zu vergessen, dass er gern mit der Hand auf dem Navicomputer herumtrommelt«, sagte Leia mit einem unterdrückten Lächeln.

»Oder mit der Faust gegen die Decke haut«, meinte Allana, die offenkundig ihren Spaß hatte.

Han stemmte die Hände in die Hüften. »Hey, das gehört nun mal zum richtigen Fliegen dazu – und nicht, irgendeinem Computer per Stimmbefehl zu sagen, was er zu tun hat!«

»Gehört da auch dazu, jedes Mal, wenn wir unterwegs sind, irgendwas zu reparieren?«

Han öffnete den Mund, doch kein Wort kam über seine Lippen. Das Mädchen hatte recht. In letzter Zeit war bei jedem Flug irgendetwas kaputtgegangen. Rost machte sich breit, Bauteile nutzten sich ab, mit der Schiffsstruktur selbst ging es bergab. Han identifizierte sich so sehr mit dem Schiff, dass er nicht schlafen konnte, wenn der Falke nicht ganz auf der Höhe war. Doch er hatte nicht vor, das einer Siebenjährigen zu erklären, die damit aufgewachsen war, einen opaleszierenden Eletrotex-Nanogewebeflugoverall zu tragen.

»Ich wette, du kennst jedes Teil dieses Schiffs wie deine Westentasche«, sagte Allana, die sich von der Sitzbank des Dejarik-Tisches erhob und im Passagierabteil umherwanderte.

»Nun, vielleicht nicht jedes Teil, aber die meisten.«

Während sich Allana zur Technikstation begab, nahm sich Han einen Moment Zeit, um Leia ein neckisches Grinsen zuzuwerfen. Als er sich wieder an Allana wandte, hielt sie einen kleinen Gegenstand in der Hand.

»Wofür ist dieses Ding?«

Hans Augenbrauen schossen in die Höhe. Er nahm ihr den Gegenstand aus der Hand, betrachtete ihn und kratzte sich verwirrt am Hinterkopf. »Wo hast du das gefunden?«

»Genau hier«, antwortete Allana und wies auf eine Stelle an der geschwungenen Schottwand neben der Technikstation, die jetzt eine kleine Delle aufwies.

Han kniete nieder, um die Stelle zu inspizieren. Das Objekt hatte sich in Allanas Augenhöhe in der angeschrägten Kante eines alten Paneels befunden, das an die senkrechte Anzeigetafel der Station angrenzte. Das Loch wies keinerlei Relais oder Kontakte auf, doch von vergangenen Reparaturarbeiten wusste Han, dass dieser Teil der Schottwand Schaltkreise enthielt, die die Technikstation mit den beiden Rubicon-Navigationscomputern und dem Isu-Sim-Hyperantrieb verbanden.

»Das Ding habe ich noch nie gesehen«, sagte er schließlich und lachte ungläubig.

Leia eilte herüber, um den Gegenstand näher in Augenschein zu nehmen. »Allana, jetzt stellst du deinen Großvater vor ein Rätsel.«

»Nein, ganz im Ernst«, sagte Han. »Ich habe keine Ahnung, was zum Geier das ist.«

Während er das Objekt in der Hand hin und her drehte, kehrte C-3PO aus dem Cockpit zurück. »Alle Systeme arbeiten nominell. Dem Erbauer sei Dank!« Als niemand reagierte, fügte der niedergeschlagene Droide hinzu: »Manchmal frage ich mich, warum ich mir überhaupt die Mühe mache.«

»Dreipeo, was ist das hier für ein Ding?«, fragte Han und hielt das Gerät vor die schimmernden Fotorezeptoren des Droiden.

C-3PO legte den Kopf schief. »Es tut mir leid, Captain Solo, doch ich bin außerstande, dieses Bauteil zuzuordnen. Es weist eine gewisse Ähnlichkeit mit einem antiquierten Transponder oder Sendeempfänger auf.«

Han betrachtete das Teil. »Du hast recht. Tut es wirklich.«

»Vielleicht sollten wir es einfach zurücktun, Opi«, schlug Allana unsicher vor.

Han blickte auf sie hinab. »Oh, ich bezweifle, dass es noch funktioniert oder irgendetwas mit dem Schiff zu tun hat.«

»Das weiß man nie, Han«, sagte Leia.

»Komm schon, dieses kleine Stück Technik? Das zumindest weiß ich.«

Leia streckte ihre rechte Hand aus. »Darf ich mal sehen?«

Han legte das Objekt behutsam in ihrer Handfläche.

Leia schloss ihre Finger um das Teil. »Irgendetwas ist damit … Hast du irgendwas Ungewöhnliches gefühlt, Allana?«

Sie nickte. »Ja. So habe ich es überhaupt erst gefunden.«

Han schaute von Leia zu Allana und wieder zurück. »Ihr zwei, fangt jetzt bloß nicht an, hier die Jedi-Nummer abzuziehen.«

»Tun wir gar nicht«, erwiderte Leia. »Aber du kannst nicht abstreiten, dass Gegenständen manchmal so eine Art Energie innewohnt.«

»Als könne man die anderen Leute fühlen, die es berührt haben«, ergänzte Allana.

Han blinzelte benommen.

»Wir sollten rausfinden, was es damit auf sich hat«, meinte Allana.

»Ja, das sollten wir, Liebes. Das könnte so etwas wie eine Schatzsuche werden. Richtig, Han?«

Er warf ihr einen raschen Blick zu. »Hm? Oh ja, sicher. Das nächste Mal besuchen wir die galaktische Technikerversammlung.«

»Ich mein’s ernst, Han. Nach allem, was wir wissen, konnte jemand das Ding hier platziert haben, dem der Falke gehört hat, bevor du ihn bekamst.«

»Ich schätze, das wäre möglich«, gab Han zu. »Oder vielleicht hat es auch eine von den Hunderten von Personen dort angebracht, die seitdem mit dem Falken mitgeflogen sind. Irgendein Freund oder Feind, vielleicht ein Spion. So, wie die Imps, die uns nach Yavin Vier gefolgt sind.«

Der unerwartete Verweis brachte Leia zum Lachen. »War das tatsächlich in diesem Leben?«

»Als ich’s das letzte Mal überprüft habe, schon.«

»Wem hat der Falke vor dir gehört, Opi?«

»Nun, davor gab es eine Menge anderer Besitzer. Der Falke ist über hundert Jahre alt.«

»Er hat mal Onkel Lando gehört«, sagte Leia.

»Wirklich?«

Han nickte. »Jedenfalls für ein paar Jahre.«

»Hast du ihm das Schiff abgekauft?«

»Ähm, nicht ganz.«

»Opa hat den Falken von Onkel Lando gewonnen. Beim Kartenspielen.«

Allanas Augen weiteten sich vor Begeisterung. »Wow!«

Leia lächelte. Die Legende von Hans erfolgreichem Zockerhändchen war weithin bekannt – er hatte Landos fast vollständige Narrenreihe mit einem vollen Sabacc geschlagen. Als Han zugegeben hatte, sich die Teilnahme am Wolkenstadt-Turnier mit gestohlenem Eigentum erkauft zu haben – mit einer goldenen Palador-Statuette, die er einem ylesianischen Hohepriester abgenommen hatte, und einer Drachenperle, die er einem imperialen General geklaut hatte –, wusste Leia, dass sie endlich den Titel für den zweiten Band ihrer Memoiren gefunden hatte, die sie eines Tages schreiben würde. Der Band würde heißen: Das Schlitzohr, der Wookiee und ich.

Han lachte. »Es kommt noch besser. Lando … Onkel Lando hat das Schiff von jemand anderem auch beim Kartenspielen gewonnen.«

»Dann ist der Falke also so was wie ein Gewinn«, sagte Allana.

Han warf Leia einen Blick zu. »Dasselbe sage ich schon seit Jahren.«

»Von wem hat Onkel Lando ihn gewonnen?«

Han massierte nachdenklich sein Kinn. »Wie war noch mal der Name von diesem Kerl? Von diesem professionellen Spieler …«

Leia schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass du mir das je gesagt hast.«

»Aber sicher hab ich das. Der Typ, der in der Wolkenstadt gegen Lando verloren hat?«

»Wem gehörte das Schiff vor dem, von dem Lando es gewonnen hat?«, drängte Allana.

Han stieß einen Atemzug aus. »Ich weiß es nicht.«

Leia schaute überrascht drein. »Tust du nicht?«

»Nö. Jedes Mal, wenn Chewie und ich losgezogen sind, um das in Erfahrung zu bringen, kam irgendwas dazwischen.«

»Kann ich mir vorstellen«, meinte Leia trocken.

Han schüttelte den Kopf. »Das glaubst auch nur du. Denn mir sind im Laufe der Jahre gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen. Ich weiß bloß nicht, welche davon stimmen.«

»Das würde wirklich Spaß machen«, sagte Allana.

»Was denn?«, entgegneten Han und Leia einmütig.

»All die Leute aufzuspüren, denen der Falke vor Opi gehört hat.«

Han lächelte nachsichtig. »Ich denke nicht, dass das machbar ist.«

»Warum nicht?«

»Zum einen, weil die meisten von denen – sofern nicht jede Menge der Vorbesitzer Bith, Muuns oder Angehörige irgendeiner anderen Spezies waren, die länger lebt als Menschen – vermutlich bereits tot sind.«

Leia verfolgte, wie Allanas Lächeln in sich zusammenfiel. »Selbst wenn sich herausstellt, dass das stimmt, Han, würde es gewiss schon großen Spaß machen, es auch nur zu versuchen. Und wir haben Lando und Tendra seit Ewigkeiten nicht besucht. Dort könnten wir anfangen.«

Allana warf Han einen flehentlichen Blick zu. »Bitte, bitte, lass uns das machen!«

»Ich, ähm …«

Leia zog eine Augenbraue hoch. »Irgendeine drängende Verpflichtung, von der du mir nichts erzählt hast, Liebling?«

»Nein.«

»Was hindert uns dann?«

Han blinzelte und atmete durch die Nase aus. »Okay, gehen wir’s an.«

»Ein weiteres Abenteuer«, seufzte C-3PO, während Allana Leias Beine umschlang.

Han musterte das Gerät, bei dem es sich womöglich um einen altmodischen Transponder handelte. Als er es an sein Ohr hielt, glaubte er, ein leises, summendes Geräusch zu vernehmen, als würde das Gerät auf ein längst verhalltes Signal warten.