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Soweit es bisher beobachtet worden war, dockten Korallenskipper nicht im Inneren ihrer Trägerschiffe an, sondern an langen, astähnlichen Fortsätzen. Diese Tatsache ging Kyp Durron durch den Kopf, als sein X-Flügler zwei Protonentorpedos auf die Kugel abschoss, die die Vierlingslaser des Millennium Falken bereits durchlöchert hatten. Die Torpedos richteten eher geringen zusätzlichen Schaden an und schlugen lediglich ein weiteres Loch in die entleerte Blase, immerhin ein großes, das für jeden der unterschiedlichen Jäger des Dutzends ausreichend Platz bot.

»Elf und Zwölf, ihr deckt uns den Rücken«, sagte Kyp über das taktische Netz. »Der Rest von euch bildet eine Formation mit mir. Wir gehen rein.«

Kyp lenkte seinen Jäger vorwärts und ignorierte den Protest seines Astromechdroiden, den irgendwelche Daten irritierten, die er von dem feindlichen Schiff empfing. Die Yuuzhan Vong atmeten Sauerstoff, rief er sich in Erinnerung, demnach mussten sie im Inneren ihrer Schiffe eine Atmosphäre erzeugen. Was die Schwerkraft betraf, war er sich nicht sicher, doch vermutete er, dafür seien die gleichen Dovin Basale zuständig wie auch für Antrieb und Abwehr. Als Landeplatz brauchte er lediglich ein kleines Stück ebenen Deckbodens, und den würde er schon finden, selbst wenn er bis ins Herz des Schiffes vordringen musste.

Ganners modifizierter Y-Flügler und sieben andere Sternjäger folgten ihm durch die Bresche, die die Torpedos geschlagen hatten. Die zwei, die zurückgeblieben waren, würden sich mit allem beschäftigen müssen, das dem Traubenschiff zu Hilfe kam, zumindest bis der Falke mit den übrigen beiden Jägern wieder auftauchte.

Kyps Entschlossenheit machte einen Quantensprung, als er mit dem X-Flügler in die zerstörte Blase eindrang. Das Vakuum hatte die Atmosphäre abgesaugt, die Gravitation war hingegen für Menschen angenehm, und auf dem Deck gab es genug Platz, damit alle neun Jäger landen konnten. Die Geschütze des Falken hatten ein ordentliches Durcheinander angerichtet, doch selbst ohne den Schaden hätten sie wahrscheinlich nicht leicht erkennen können, womit sie es hier zu tun hatten. Kyp vermutete, bei der bienenwabenähnlichen Struktur im hinteren Teil des Raums handelte es sich um ein irgendwie geartetes Neurotriebwerk, und wenn er es öffnete, würde er dahinter erschrockene Dovin Basale finden.

»Atemgeräte aufsetzen und Blaster bereitmachen«, sagte er über das Netz, während die Haube des X-Flüglers aufklappte.

Bei der Erinnerung an seine erste Begegnung mit den Yuuzhan Vong im Äußeren Rand und an das groteske Wesen, dessen Sekret sich durch den Transparistahl seines XJ gebrannt hatte, war Kyp eigentlich darauf gefasst gewesen, auf weitere Monster zu stoßen, doch der Frachtraum lag verlassen da. Ganner hatte offensichtlich das Gleiche gedacht. Er sprang aus seinem Y-Flügler und sagte über das Kom des Atemgerätes: »Vermutlich haben sie sich zurückgezogen, um den Yammosk zu beschützen.«

»Damit haben sie uns die Sache schon erheblich erleichtert«, erwiderte Kyp.

Sie zogen die Lichtschwerter aus den Gürteln ihrer Fliegerkleidung und schalteten sie ein. In dem leeren Raum sirrten die Energieklingen laut. Alle anderen trugen entweder Stichwaffen oder ein Blastergewehr.

»Passt auf, wo ihr hintretet«, mahnte Kyp. »Die Yuuzhan Vong haben ein lebendiges Gelee, mit dem sie uns am Boden fixieren können.«

Wachsam schlichen sie auf die Wand der benachbarten Kugel zu, wobei sie keine Ahnung hatten, ob sie sich auf das Heck zu oder vom Heck fort bewegten. Wie die Wände des kollabierten Moduls wirkten auch die Schotten organisch und membranartig.

Vergeblich suchten die Piloten nach einem Schalter für eine Luke.

»Es muss doch eine Möglichkeit geben, hier eine Tür zu öffnen«, sagte Deak. »Vielleicht sind die Kugeln durch hydrostatische Felder getrennt.« Doch obwohl sie elastisch waren, ließen die Schotte ihn nicht durch, auch wenn er sich dagegen lehnte.

»Wahrscheinlich reagiert die Wand nur auf Yuuzhan Vong«, mutmaßte Ganner.

»Wir haben keine Zeit, das zu debattieren«, meinte Kyp. »Schließlich sind wir nicht auf wissenschaftlicher Entdeckungsfahrt.«

Er stieß das Lichtschwert in die gewölbte Wand. Als sich die Spitze durchgebrannt hatte, drehte Kyp das Handgelenk und schnitt auf diese Weise ein kreisrundes Loch, groß genug, um sie durchzulassen. Der Raum auf der anderen Seite unterschied sich in nichts von dem ersten.

»Kein Sauerstoff«, berichtete Ganner nach einem Blick auf die Anzeige an seinem Handgelenk.

Hintereinander betraten sie einen Gang, der wie der Schlund eines riesigen Lebewesens wirkte. An den Wänden und der Decke wuchsen Kolonien von Mikroorganismen, die eine schwache grünliche Bioluminiszenz abstrahlten. Schließlich standen sie vor dem nächsten gewölbten Schott, das allerdings über ein Irisblendenportal verfügte, durch die sie in einen versiegelten Vorraum gelangten. Dass es sich hierbei jedoch um eine Luftschleuse handelte, bemerkten sie erst, als sie in einen weiteren großen Frachtraum vordrangen, in dem Atemluft vorhanden war.

Und außerdem warteten dort die Krieger der Yuuzhan Vong, die Kyp und Ganner schon viel früher erwartet hatten.

Es waren etwa dreißig, von denen einige chitinartige Rüstungen trugen, andere nicht. Alle waren mit zweischneidigen Klingen oder diesen lebenden Stäben ausgestattet, die man, wie Kyp wusste, als Peitsche, Keule, Schwert oder Speer einsetzen konnte. Einen Moment lang verharrten die beiden Gruppen still und starrten sich an, dann sprang einer der Krieger vor und brüllte einen Satz in seiner Sprache.

Der Schrei klang zunächst wie eine Erklärung, der sofort darauf folgende Angriff ließ jedoch eher den Schluss zu, dass es sich um einen Schlachtruf gehandelt hatte. Deak und die anderen Nicht-Jedi eröffneten das Feuer aus ihren Blastern und hatten zehn oder mehr Krieger ohne Rüstung erledigt, ehe die auch nur den halben Raum durchquert hatten. Kyp und Ganner rückten auf die Überlebenden vor, wobei ihre Füße kaum vom Boden abhoben, und entwaffneten mithilfe ihrer telekinetischen Fähigkeiten mehrere ihrer Gegner, während sie gleichzeitig die Hiebe von erstarrten Amphistäben und von Coufeeklingen parieren und Speere abwehren mussten. Einen nach dem anderen besiegten sie die Yuuzhan Vong durch senkrechte Hiebe auf den Kopf oder Stiche in die einzige verwundbare Stelle der lebenden Rüstung, die sich unter den Achseln befand.

Die beiden Jedi arbeiteten Rücken an Rücken als Team, wann immer das möglich war, oder nebeneinander; dabei gaben sie keinen Zentimeter Raum auf, den sie einmal gewonnen hatten, und bewegten ihre Schwerter mit karger Effektivität. Die relativ leichten Siege verrieten ihnen, dass es sich bei diesen Kriegern um eine andere Sorte handelte als bei den erfahrenen Kämpfern, mit denen sie es an Bord des ithorianischen Herdenschiffes Tafanda Bay zu tun gehabt hatten. Dennoch ging diese Auseinandersetzung nicht für alle glimpflich aus. Zwei von Kyps Dutzend fielen – einer wurde von einem Coufee enthauptet, ein anderer von einem geworfenen Amphistab durchbohrt.

Nachdem Kyp und Ganner sich des Großteils ihrer Gegner entledigt hatten, wandten sie sich den letzten Yuuzhan Vong Mann gegen Mann zu. Kyp stürzte sich in ein wildes Gefecht mit einem Krieger, der ihn um einen Kopf überragte und seinen Stab ebenso, geschickt handhabte wie Kyp sein Lichtschwert. Ganner schleuderte mithilfe der Macht einen Gegner in drei weitere Yuuzhan Vong, die auf Deak losgingen. Zwei davon brachen auf dem Deck zusammen, was Deak ausreichend Zeit ließ, das Blastergewehr in Anschlag zu bringen und den Dritten sowie denjenigen, den Ganner in die Gruppe geschleudert hatte, zu erschießen.

Diese Ereignisse nahm Kyp nur am Rande wahr. Er stand fest auf dem Boden, hatte den rechten Fuß vorgesetzt und hielt das Lichtschwert in Hüfthöhe. Auf diese Weise parierte er die Stöße, Hiebe und Stiche seines Gegners. Dass Kyp sich dabei nicht von der Stelle bewegte, provozierte den Krieger zunehmend. Er stach mit seiner lebenden Waffe erneut zu und befahl dem Stab, sich auszudehnen und mit den Fangzähnen zuzubeißen. Die abrupte Verwandlung in eine Schlange überraschte Kyp, im nächsten Moment hatte er sich jedoch wieder gefasst. Er führte das Lichtschwert um den biegsamen Stab herum, riss die Klinge plötzlich nach oben, entwand dem Krieger seine Waffe und trennte ihm mit der gleichen Bewegung die Hand an der Stelle ab, wo sich Unterarmschützer und Handschuh trafen.

Die abgeschlagene Faust fiel zu Boden, und dunkles Blut spritzte aus dem Armstumpf des Kriegers! Der Yuuzhan Vong starrte Kyp entsetzt und ungläubig an, dann senkte er den Kopf und rannte los, offensichtlich um Kyp von den Beinen zu werfen. Ein Schritt zur Seite verhinderte dies. Der geschwächte Krieger stolperte an ihm vorbei, und Kyp stieß ihm das Lichtschwert durch die Achselhöhle und tötete ihn.

Einen Moment lang stand er vor der Leiche des Yuuzhan Vong, bevor er sich das Gemetzel anschaute, das er und die anderen angerichtet hatten. Ganner und Deak knieten bei ihren gefallenen Kameraden.

»Wir gedenken ihrer später«, sagte Kyp und winkte seine Männer mit eingeschaltetem Lichtschwert voran.

Sie drangen tiefer in das Schiff ein und betraten eine weitere Kugel, stießen dabei nicht auf weiteren Widerstand. Seit ihrer Ankunft an Bord war Kyp aufgefallen, dass die Macht stumm blieb: Sie wurde nicht etwa unterdrückt, sondern schwieg einfach. Seine Jedi-Fähigkeiten waren dadurch nicht vermindert, aber es kam ihm vor, als habe er eine Terra incognita betreten. Plötzlich spürte er etwas durch die Macht, und kurz darauf erreichten sie ein verschlossenes Portal, das äußerlich den vielen glich, die sie bereits passiert hatten, und sich doch ganz anders anfühlte.

Kyp drehte sich zu Ganner um, der nickte, dann stieß er das Lichtschwert in die Mitte des Portals. Nachdem er die Klinge zurückgezogen hatte, zischte lautstark Luft in den Raum hinter der Tür, und die Irisblende öffnete sich. Dahinter lag auf weichem Boden, der nach Schweiß und anderen Ausscheidungen roch, eine Anzahl Gefangener, die unterschiedlichen Spezies angehörten. Sie waren mit zerlumpten Gewändern bekleidet, aber sie lebten. Nach und nach rührten sie sich, während sich der Raum mit Luft füllte.

Kyp ging zu einem von ihnen – einem grauhaarigen Menschen, der vermutlich mit wesentlich mehr Fleisch auf den Rippen hier angekommen war. Neben ihm lagen zwei männliche und eine weibliche Ryn.

Der Mann schlug die glasigen Augen auf und betrachtete Kyps Gesicht, bis er schließlich das deaktivierte Lichtschwert entdeckte.

»Sie halten ihn auf dem Deck unter diesem gefangen«, sagte der Mensch schwach. »Im nächsten Modul achtern von hier. Aber seien Sie vorsichtig, Jedi. Vielleicht ist er nicht mehr der Wurth Skidder, den sie einmal kannten.«

 

Einer Hand voll der betrogenen Flüchtlinge von Ruan, die über technische Fähigkeiten verfügten, war es gelungen, einige der Systeme der Orbital-Station einzuschalten, und daher konnte jeder, der wollte, den Fall von Fondor in Farbe mitverfolgen.

Der größte Teil der Yuuzhan-Vong-Flotte lag weiterhin in einer großen Sichelformation hinter Fondors äußerstem Mond, ein Dutzend Trägerschiffe hingegen war, eskortiert von Geleitschiffen, kernwärts gezogen. Als würde es sich um Belagerungswaffen aus alten Zeiten handeln, hatten die Yuuzhan Vong von ihren Trägerschiffen Korallenskipper auf jedes Ziel geschleudert, das sich ihnen bot, und Kriegsschiffe und Orbitalwerften gleichermaßen zerstört. Nachdem sich die Formation der Ersten Flotte aufgelöst hatte, gingen sie systematischer vor, griffen die Werften an und pflasterten Fondor mit glühenden Plasmaprojektilen.

Melisma betrachtete das Chaos aus einer Sichtkuppel und dachte bei sich, dass die Yuuzhan Vong wahrscheinlich nicht einmal eine verlassene Werft verschonen würden, was den Flüchtlingen von Ruan bei der momentanen Zerstörungswut etwa eine Stunde Zeit ließ. Die meisten Flüchtlinge hatten sich schon mit ihrem bevorstehenden Ende abgefunden und beteten still zu den Göttern, die sie verehrten, oder weinten leise. Andere schrieen Angst und Wut laut heraus und verlangten immer wieder, man müsse das Kommando von Fondor auf ihre Not aufmerksam machen oder sich den Yuuzhan Vong ergeben, auch wenn das Gefangenschaft oder Opferung bedeutete.

Dem Fatalismus treu, der ihr Glaubensbekenntnis war, sangen die Ryn. Ihre Fähigkeit, mit Würde in den Tod zu gehen, hatte auch viele der anderen Flüchtlinge beruhigt.

Melisma wandte sich vom Sichtfenster ab und lauschte dem melodiösen Klagelied, das R’vanna sang. »Wenn die Leute erfahren, dass sie nur durch unsere hervorragenden Fälschungen in diese Lage gekommen sind, bedeutet das unseren sicheren Tod, auch ohne die Geschosse der Yuuzhan Vong«, sagte sie zu Gaph.

Ihr Onkel zuckte lediglich mit den Schultern. »Auch ohne die Dokumente hätten die Piraten einen Weg gefunden. Vergiss nicht, Kind, diese Leute haben bezahlt, um von Ruan fortzukommen.«

»Willst du uns damit von Schuld freisprechen?«

»Wir tragen Schuld daran, in dieser Misere gelandet zu sein. Aber das ist nun einmal das Leben der Ryn. Wenn uns niemand sonst Schwierigkeiten macht, übernehmen wir das selbst.«

Melisma seufzte. »Haben wir das denn wirklich verdient – nur weil wir Ruans Angebot, auf den Feldern zu arbeiten, ausgeschlagen haben?«

»Niemand verdient es, auf diese Weise zu sterben, gleichgültig, was er angestellt hat. Kind, noch sind wir nicht tot, und deshalb können wir den Augenblick genießen.«

Nun wandte sich Melisma wieder dem Sichtfenster zu. »Ich glaube, in mir gibt es keine Lieder mehr, die ich singen könnte, Onkel.«

Er lachte. »Natürlich gibt es die. Selbst im letzten Atemzug steckt noch ein Lied.«

Sie rang sich ein Lächeln ab. »Du fängst an.«

Nachdenklich strich sich Gaph den Bart glatt. Er begann, mit dem rechten Fuß zu klopfen, und wollte gerade den Mund zum Singen öffnen, da rief ein Sullustaner von einer der Datenkonsolen laut in den Raum: »Die Trevee kehrt zurück!«

Gesang und Weinen brachen unvermittelt ab, und die Flüchtlinge drängten sich um die Bildschirme der Konsole. Links von Melisma deutete jemand auf eine elegante Form, die sich durch Geschosse und Plasmaentladungen den Weg zu ihrer Werft suchte.

»Das ist definitiv die Trevee!«, bestätigte der Sullustaner.

Von allen Seiten wurden hoffnungsvolle Rufe laut.

»Vielleicht haben sie es sich anders überlegt.«

»Kaum. Eher sind sie zwischen die Fronten geraten und suchen nach Deckung.«

»Irgendjemand hat erfahren, was sie uns angetan haben.«

»Das könnte eine Erklärung sein«, meinte Gaph mit gebieterischer Stimme. Er zeigte auf ein weiteres Transportschiff. »Ich habe zwar keine Ahnung, worum es sich bei dem YT-1300 Frachter handelt, der sich zur Trevee gesellt hat, aber die beiden anderen Schiffe sind auf jeden Fall Sternjäger der Neuen Republik.«

 

Dass Anakin das Interdiktionsfeld der Centerpoint-Station und ihre sternvernichtende Kapazität aktiviert hatte, war augenblicklich vergessen, als der Colonel der Neuen Republik die niederschmetternden Neuigkeiten in den Kontrollraum brachte.

Die Yuuzhan Vong hatten einen Überraschungsangriff auf Fondor gestartet.

Echtzeitbilder von der Schlacht, die über militärische Kanäle und das HoloNetz verbreitet wurden, hatten unter den Mrlssi Panik ausgelöst, denn ihre Heimat im Tapani-Sektor grenzte an Fondor. Bei allen anderen riefen die Aufnahmen eine eigentümliche Mischung aus Erleichterung und Verzweiflung hervor. Centerpoint stand Gewehr bei Fuß und konnte doch nichts tun.

Thrackan Sal-Solo wehrte sich gegen die desperate Stimmung.

»Es gibt doch etwas, das wir tun können.« Er fuhr zu Anakin herum und hatte einen wilden Blick in den Augen. »Wir haben die Zeit-Raum-Koordinaten der Yuuzhan-Vong-Flotte.« Er eilte zu einer Konsole und rief eine Sternkarte auf. »Ihre Kriegsschiffe sammeln sich randwärts zwischen Fondors fünftem und sechstem Mond. Wir können sie mithilfe des Repulsorstrahls von Centerpoint ins Visier nehmen.«

»Aber uns fehlt die Erlaubnis, solch einen Schritt zu unternehmen«, wandte ein Techniker ein, und darüber entwickelten sich nun hitzige Debatten im Raum. »Wir könnten unser Ziel verfehlen und Fondor oder sogar den Stern des Systems treffen. Das Risiko dürfen wir nicht eingehen.«

»Wir müssen das Risiko sogar eingehen«, argumentierte ein Mrlssi. »Fondor ist verloren, wenn wir nichts tun.«

Der Colonel der Neuen Republik blickte Sal-Solo an, der den Kopf schüttelte. »Versprechen kann ich gar nichts.«

Alle wandten sich Anakin zu.

Und Anakin schaute zu Jacen und Ebrihim, der die Hand über den Vocoder-Rost des Q9 gelegt hatte.

Jacen wollte etwas sagen, aber ihm fehlten die Worte. Plötzlich erinnerte er sich daran, wie er mit Anakin vor einigen Monaten im Frachtraum des Falken mit den Lichtschwertern geübt hatte.

»Du betrachtest die Macht immer noch als ein Werkzeug, als eine Waffe in deinem Kampf gegen das, was du als das Böse betrachtest«, hatte Jacen ihm damals gesagt.

»Sie ist ein Instrument des Gesetzes«, hatte Anakin behauptet.

»Die Macht ist nicht dazu da, Krieg zu führen«, hatte Jacen entgegnet. »Sie dient der Suche nach Frieden und der Suche nach deinem Platz in der Galaxis.«

Er drängte sich an Sal-Solo vorbei zu der Konsole, an der Anakin saß. »Daran dürfen wir uns nicht beteiligen«, sagte er laut.

Thrackan sah Anakin an. »Die Erste Flotte ist schon schwer dezimiert, Anakin. Die Verstärkung, die von Bothawui unterwegs ist, hat keine Chance, rechtzeitig einzutreffen.«

»Der Tapani-Sektor ist unsere Heimat«, jammerte ein Mrlssi. »Nehmen Sie das Risiko für uns auf sich – wie es die Pflicht eines Jedi ist.«

»Das ist unsere einzige Chance, einen entscheidenden Sieg zu erringen«, drängte der Colonel. Er sah auf den Steuerhebel, der durch Anakins Einwirkung erschienen war. »Die Station trägt Ihren Stempel, Anakin. Sie gehorcht Ihnen und niemandem sonst.«

»Anakin, du darfst es nicht tun«, beschwor Jacen ihn mit aufgerissenen Augen. »Geh weg von dem Ding. Geh einfach weg.«

Anakin schaute von seinem Bruder zu den Steuerungen vor sich. Nicht durch die Macht, sondern durch Centerpoint selbst konnte er die fernen Ziele spüren. Er fühlte sich, als wäre er mit dem Repulsor verwachsen, so wie er es oft bei seinem Lichtschwert gefühlt hatte, und mit der gleichen Überzeugung wusste er auch genau, wann und wie er zuschlagen musste.