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Melisma, Gaph und ein Dutzend anderer Ryn arbeiteten sich durch den wadentiefen Schlamm, der sich infolge des letzten angeordneten Regenfalls auf Ruan gebildet hatte. Die Bedingungen in Lager 17 verschlechterten sich rapide, und niemandem war nach Lächeln zumute, nicht einmal Gaph, der für gewöhnlich auch in den schlimmsten Situationen eine unerschütterliche Zuversicht an den Tag legte.
Die Aufseher des Lagers hatten verlangt, dass sich die Ryn im Eingewöhnungsbereich meldeten. Gründe dafür hatten sie nicht genannt. In diesem Bereich wurden jene Flüchtlinge auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet, die ins Herz der Neuen Republik umgesiedelt werden sollten.
Ähnlich wie Salliche Ag, wo man bemüht war, möglichst viele Flüchtlinge auf Ruan zu halten, hatte eine Reihe Welten und Korporationen vergleichbare Absichten und wollte die Vertriebenen aus dem Äußeren und Mittleren Rand als billige Arbeitskräfte zu sich holen. Optik-Unternehmen suchten Spezies mit angeborener hoher Sehschärfe, Akustik-Firmen brauchten Leute mit feinstem Gehör. Manche Betriebe benötigten einfach große und kräftige Arbeiter. Allerdings hatten die meisten Flüchtlinge niemals die Kolonien, geschweige denn die Kernwelten kennen gelernt, und aus diesem Grunde war es unerlässlich, ihnen in Kursen den schnellen Rhythmus ihres neuen Lebens nahe zu bringen.
Melisma und die Übrigen trotteten an einfachen Gebäuden und Pavillons vorbei, in denen Ruurianer und Dugs in Basic unterrichtet wurden. In anderen Gebäuden wurde geübt, wie man mit Droiden, Computern und virtuellen Lebensformen umging, wie man Turbolifte, Transferschächte und Laufbänder benutzte, auf welche Weise man Bacta-Behandlungen, Durafolien, Komlinks und Holoprojektoren einsetzte, wie man sich in Restaurants, Theatern und an anderen öffentlichen Orten richtig verhielt oder in Gegenwart wohlhabender, politisch einflussreicher oder wichtiger Personen korrekt benahm.
Die Ryn hatte man zu Gebäude 58 einbestellt, das sie leer vorfanden, als sie eintraten, wenn man von einer Anzahl wackeliger Tische und Stühle und einer menschlichen Frau absah, der bei ihrem Anblick fast die Augen aus dem Kopf fielen. Sie schaute auf das Display ihres Datenblocks, den sie um den Hals trug, gewann rasch ihre Fassung zurück, und bat alle, Platz zu nehmen.
Die Tatsache, dass sich Melisma und ihre Gefährten auf den Boden setzten, unterminierte abermals ihr Selbstbewusstsein, das vermeintlich kaum stabiler als die Möbel war, und erneut suchte sie Rat auf ihrem Datenblock.
»Sie wurden hierher bestellt«, begann sie in Basic, »weil sich vielleicht eine Möglichkeit ergeben könnte, Sie nach Esseies zu befördern, wo Sie eventuell sogar Arbeit zugewiesen bekommen.«
Überrascht drehte sich Melisma zu Gaph um, dessen Optimismus plötzlich zurückgekehrt war.
»Diese Arbeit mag Ihnen ein wenig sonderbar vorkommen, aber es ist die einzige, die zurzeit speziell für Ihre Spezies angeboten wird, und deshalb sind Sie vermutlich daran interessiert.«
Sie räusperte sich bedeutungsschwanger. »Im Prinzip würden Sie in einer Art lebendem Museum wohnen, wo diverse Völkerschaften koexistieren und Forschern oder auch Neugierigen die diversen einzigartigen Eigenschaften ihrer Spezies erklären.«
Eine Weile lang sagte niemand ein Wort; schließlich fragte Gaph: »Was müssten wir genau tun?«
»Nun, Sie müssten einfach Sie selbst sein«, erwiderte die Frau in unabsichtlich schrillem Tonfall.
Nachdem ihm nun die gute Laune vergangen war, blickte Gaph Melisma an und danach wieder die Frau. »Sie meinen also, es wäre dort genauso wie hier – nur begaffen uns Tag und Nacht tauende von Besuchern?«
»Beobachten«, korrigierte ihn die Frau. »Nicht begaffen.«
Entsetzt schüttelte Melisma den Kopf. »Tut mir Leid, doch dieses Angebot müssen wir wohl ablehnen«, sagte sie und sprach damit den anderen aus dem Herzen.
Die Frau nagte einen Augenblick an ihrer Unterlippe, dann trat sie zur Tür und vergewisserte sich, dass es keine unerwünschten Zuhörer gab. Als sie sich wieder umdrehte, zwinkerte sie einige Male, und ihre Stimme klang irgendwie verschwörerisch.
»Ich sollte Ihnen dies eigentlich nicht verraten, aber Salliche Ag könnte Ihnen gleich hier auf Ruan Arbeit anbieten.« Sie hielt kurz inne, um ihre Worte wirken zu lassen. »Bestimmt haben einige von Ihnen schon Erfahrungen auf landwirtschaftlichen Welten gesammelt, und Sie würden sich gewiss rasch sowohl an die Arbeit als auch an die Umgebung gewöhnen. Im Gegenzug erwartet Salliche Ag von Ihnen lediglich, dass Sie einen Vertrag für die nächsten drei Jahre unterschreiben.«
»Wie wird die Arbeit bezahlt?«, fragte Gaph mit bemühtem Enthusiasmus.
»Salliche Ag versorgt Sie mit allem Notwendigen, also mit Unterkunft und Nahrung; diese Kosten werden Ihnen allerdings vom Lohn abgezogen. Mit dem Rest können Sie tun, was Sie wollen – obwohl die Gesellschaft ihre Angestellten nicht ermutigt, Credits zu verlangen, da zu befürchten steht, dass diese ausgegeben werden… leichtfertig oder gar beim Glücksspiel. Das Letzte, was sich Salliche Ag für seine Arbeiter wünscht, sind Schulden, für die man weiterschuften müsste, bis sie abgezahlt sind.«
Gaph schlug sich auf die Schenkel und heuchelte Freude. »Was für ein wunderbares Angebot!«
Nachdem alle ausgiebig gelacht hatten, sagte Melisma ernst: »Leider kein Interesse.«
Die Frau verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie sollten sich die Sache lieber noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Sicherlich möchten Sie nicht länger in diesem Lager bleiben, als unbedingt notwendig.«
Diese nahezu unverhüllte Drohung begleitete Melisma, während sie mit den anderen Ryn einen Augenblick später aus dem Gebäude trat. Sie wusste nicht, ob sie wütend, ängstlich oder beides sein sollte. Mit Wahrsagerei hatten die Ryn inzwischen genug verdient, um sich anständiges Essen kaufen zu können, doch langsam ließ das Geschäft nach. Ohne Credits würde das Lager auch für sie zu dem Gefängnis werden, das es sein sollte, und am Ende wären Melisma und die anderen vermutlich gezwungen, das Angebot von Salliche Ag anzunehmen.
Sie glaubte, tiefer könne ihr Mut nicht mehr sinken, bis sie im Ryn-Lager eintraf, wo zwei Menschen auf sie warteten, die vermutlich ihre hoffnungslose Lage ausnutzen und ihnen abermals verklickern wollten, wie weise es wäre, den Vertrag mit Salliche Ag zu unterschreiben.
Doch irgendetwas an den beiden ließ sie stutzen. Zum einen wirkten sie selbst für Vertreter von Salliche Ag zu heruntergekommen. Der Größere war schlaksig und bärtig, und seine langen Finger wiesen T’bac-Flecken auf. Er trug einen Overall, der eine Nummer zu klein war, und seine Stiefel deuteten eher auf einen Job im Weltraum als auf Büroarbeit hin. Der andere Mann wirkte ähnlich ungepflegt, hatte schwarze Fingernägel und Dreck auf der Stirn. Sein schwarzes Haar umrahmte ein spitzes, bleiches Gesicht und fiel ihm dünn und ungewaschen bis auf die Schultern.
»Obwohl so fruchtbar, ist Ruan letztendlich auch nur einer dieser Felsbrocken im All, wenn man eigentlich woanders sein möchte«, sagte der Größere zu Gaph, während er näher trat.
»Aber von jedem Brocken gibt es geheime Fluchtwege«, fiel der zweite ein, »sogar von Ruan.«
Gaph lächelte freundlich. »Ja, und für die Benutzung dieser Fluchtwege wird eine Maut erhoben, die wir uns leider nicht leisten können.«
Der Große schien diese Antwort positiv zu bewerten. »Dann würdet ihr euch diesen Betrag vielleicht gern verdienen wollen.«
Gaph bot den Männern zwei Stühle an, die R’vanna zusammengezimmert hatte. Gleichzeitig bat er jemanden, Tee und Gebäck zu bringen.
»Wir repräsentieren ein Unternehmen, das private Transportmöglichkeiten zu anderen Welten unterhält«, erklärte der Große.
»Für tausende von Credits pro Passagier«, erwiderte Gaph.
Der Mann nickte. »Glaub es oder nicht, es gibt Leute, die sind bereit, noch weit mehr dafür zu bezahlen.«
»Allerdings haben die oft ein schwerwiegendes Problem«, übernahm der Kleine wieder, »ihnen fehlen die offiziellen Ausreisepapiere. Nun, normalerweise könnten sie sich mit ihren Credits diese Dokumente erkaufen, aber Salliche vermasselt ihnen die Sache gern, weil sie Gründe hat, sie auf dieser Welt festzuhalten.«
R’vanna seufzte. »Diese Gründe können wir uns vorstellen.«
»Also, die Sache liegt folgendermaßen«, sagte der erste Mann. »Das Unternehmen, das wir vertreten, hat eine offizielle Erlaubnis, eine Schiffsladung zahlender Kunden nach Abregado-rae zu befördern, wo Flüchtlinge aufgenommen werden.«
»Abregado-rae«, sagte R’vanna erfreut. »Dort ist es viel schöner als im Kern, und uns würden alle Möglichkeiten offen stehen.«
Der Große nickte. »Keine Lager, keine Arbeitsvertrage, kein Kleingedrucktes. Aber solange unsere Kunden keine Transitpapiere haben, helfen ihnen alle Credits des Universums nicht, Ruan zu verlassen.«
Darüber dachte Gaph nach. »Da braucht ihr einen guten Hacker, der die Namen in die Datenbank einträgt.«
Der Kurze schüttelte den Kopf. »Salliche Ag ist auf der Hut. Alles muss auf Durafolie stehen und das offizielle Siegel tragen.«
Gaph und R’vanna schauten sich vielsagend an. »Und weiter«, meinte Gaph.
Die beiden Menschen blickten sich ebenfalls vielsagend an. »Es ist kein Geheimnis, dass die Ryn ein großes Talent haben, solche Papiere zu fälschen«, meinte der Große.
»Ja, wie diejenigen, die ihr gefälscht habt, um in den Korporationssektor einzureisen«, ergänzte der Kleine.
»Gerüchte, die jeder Grundlage entbehren«, entgegnete R’vanna.
Der Große lächelte. »Immerhin…«
Gaph unterbrach ihn. »Habt ihr ein Original des Siegels, das kopiert werden soll?«
Der Kleine öffnete einen Koffer und reichte Gaph eine viereckige Durafolie, auf der sich ein komplizierter offizieller Stempel befand. »Dieses Dokument kommt direkt aus Coruscant. Auf jeder Transiturkunde dürfen bis zu hundert Namen aufgeführt werden, also brauchten wir fünf davon.«
Gaph und R’vanna besprachen sich kurz. »Dieses Siegel und die Schrift sind bewusst antiquiert gestaltet«, meinte Gaph schließlich. »Wir brauchen die richtigen Werkzeuge, die richtige Tinte und solcherlei Dinge.«
Der Große zuckte mit den Schultern. »Was auch immer ihr braucht, sollt ihr haben.«
»Was ist für uns drin?«, fragte Melisma vor allen anderen.
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Hängt ganz von euch ab. Kleidung, Vorräte, Möbel, was ihr wollt.«
»Wie wäre es damit, wenn ihr uns von Ruan fortschafft?«
Erneut sahen sich die beiden an. »Wie viele seid ihr denn?«, fragte der Erste.
»Siebenunddreißig – inklusive ein Baby.«
Der Große überlegte und nickte langsam. »Eigentlich sollten wir in der Lage sein, das zu arrangieren.«
»Nur nach Abregado-rae, damit das klar ist«, fügte sein Partner hinzu. »Weiter nicht.«
Gaph sah Melisma, R’vanna und einige der anderen an. »Abregado-rae würde uns sehr gut gefallen.«
Der Große verschränkte die Arme. »Dann erklär’ ich euch, wie wir die Sache machen: Wir liefern euch alles, was ihr braucht, um die entsprechenden Papiere anzufertigen. Wenn wir davon überzeugt sind, dass sie bei Salliche Ag und den Behörden im Raumhafen hier auf Ruan durchgehen, sind wir im Geschäft.«
»Ich bin Plaan«, sagte der Sicherheitschef von Tholatin, ein Weequay, während er sich zu Droma und Han im vorderen Frachtraum des Falken gesellte.
Plaan hatte die Daumen seiner großen Hände in den breiten Waffengurt geschoben, der ein gestepptes, knielanges Gewand in der Farbe der Wüsten von Sriluur zusammenhielt. Das ausgedörrte Gesicht mit der breiten Nase wies tiefe Runzeln auf, und dunkle Altersflecken zeigten sich auf der mandelförmigen Knochenplatte, die den Schädel von der Stirn bis zum Nacken verstärkte. Seine tief liegenden Augen verliehen ihm etwas Gehetztes und Furcht Einflößendes. Hinter ihm standen zwei hinterhältig wirkende Menschen im Tarnanzug, von denen einer ein Blastergewehr der neuen Generation im Arm wiegte, der andere eine zwanzig Jahre alte BlasTech E-II, eine Waffe, die unter den imperialen Sturmtruppen sehr beliebt gewesen war. Ein weiteres halbes Dutzend Menschen und Aliens inspizierte die verschiedenen Teile des Schiffs. Han konnte zwar ihre gedämpften Kommentare nicht verstehen, doch allein der Gedanke, wie sie mit ihren dreckigen Fingern sein Eigentum befummelten, ließ Wut in ihm aufsteigen. Er musste sich arg beherrschen, um nicht auszuflippen.
»Mein erster Maat Miek«, sagte Droma und deutete auf Han.
Plaan nickte. »Tut mir Leid, dass wir Ihr Schiff durchsuchen müssen, Captain Droma. Die Passcodes sind zwar in Ordnung. Doch wie die Dinge liegen, müssen wir vorsichtig sein.« Plaan, ein Wesen, das eher an die Kommunikation mit Pheromonen als mit Wörtern gewöhnt war, sprach mit schwerem Akzent.
Da der Hyperantrieb nicht mehr richtig funktionierte, war der Flug nach Tholatin langsam vor sich gegangen. Diese Welt war so gut wie unbewohnt, abgesehen von einigen tiefen Spalten, in denen seit langem Schmuggler lebten. Der Falke, der hier unter dem Namen Sunlight Franchise angekommen war, war in eine Landezone am Boden einer bewaldeten Schlucht geleitet worden, doch die Liegeplätze befanden sich unter einer Decke aus vorspringendem Fels am Fuße einer hohen Steilwand. Obwohl Han sich entschlossen hatte, die alten Passcodes zu benutzen, bereitete ihm die kunterbunte Mischung der Schiffe Sorge.
»Waren Sie schon einmal in Esau’s Ridge?«, fragte Plaan plötzlich und betrachtete Han aufmerksam.
»Schon seit Jahren nicht mehr.«
»Wer hatte denn damals das Sagen?«
Han strich sich durch den Bart, als würde er sich dunkel erinnern. »Augenblick mal, das war Bracha e’Naso. Und ein Informationsmakler namens Formayj – ein Yao, wenn ich mich richtig erinnere.«
Plaan nickte. »Die sind schon lange nicht mehr da, wie die meisten aus jener Zeit. Sind abgehauen, als die Yuuzhan Vong hier auf dem Weg in den Hutt-Raum durchkamen.« Er blickte Droma an. »Wo haben Sie diese Passcodes her, Captain?«
»Von einem Freund auf Nar Shaddaa«, antwortete Droma, wie Han ihn angewiesen hatte. »Shug Ninx, ein Mensch.«
Plaan nickte erneut. »Ninx ist hier durchaus bekannt. Demnach kommen Sie von Nar Shaddaa?«
Droma öffnete gerade den Mund, um zu antworten, dass sie tatsächlich aus dem Hutt-Raum kamen, als eine Bariton-Stimme aus dem Ringkorridor erklang.
»Plaan, schau dir das mal an.«
Han und Droma folgten dem Sicherheitschef in den Korridor. An der Stelle, wo es zum Auslegercockpit ging, hatten zwei menschliche Mitglieder des Durchsuchungsteams die abnehmbaren Paneele entdeckt, hinter denen sich der geheime Frachtraum befand, den Han vor einer Ewigkeit zum Schmuggeln benutzt hatte. Wie Plaan sahen die beiden Schnüffler eher wie Söldner oder Piraten aus und weniger wie Schmuggler, was zu dem wilden Mix von Schiffen passte, der Han bei den Liegeplätzen aufgefallen war.
Plaan grinste nachdenklich. »Schmuggler?«
»Dann und wann«, räumte Droma ein.
»Auf eigene Rechnung oder für die Hutts?«
»Wir sind unabhängige Unternehmer.«
Plan schnaubte. »Heutzutage gibt es bessere Möglichkeiten, Credits zu verdienen. Sogar die Hutts müssen aufpassen. Da Boss Bunji vom Jubelrad vertrieben wurde, gibt es auf Ord Mantell nicht mehr genug Glitzerstim, um das Horn eines Banthas zu füllen.«
Während er dies sagte, betrat ein kleiner Mann mit Mechanikerwerkzeugen den Korridor von der ausgeklappten Landerampe her. »Sieht aus, als hätte Ihr Schiff vor kurzem ziemlich was mitgemacht«, meinte er zu Droma. »Wer immer hinter Ihnen her war, hat Ihre schöne neue Eloxierung ruiniert.«
Droma antwortete auf Plaans fragenden Blick. »Wir sind auf eine Patrouille der Yuuzhan Vong gestoßen. Glücklicherweise sind wir mit einem beschädigten Energiewandler und einem kaputten Hyperantrieb davongekommen.«
Der Mechaniker spitzte die Lippen, blickte sich um und nickte. »Altes Schiff, aber ich schätze, wir können die benötigten Ersatzteile schon auftreiben.«
Plaan wirkte plötzlich lockerer. »Sie brauchten sich keine Gedanken um die Patrouillen der Yuuzhan Vong zu machen, wenn Sie die richtigen Leute kennen würden«, sagte er und folgte Droma und Han zurück in die vordere Kabine.
Droma warf Han einen Blick zu, ehe er erwiderte: »Irgendwie geraten wir anscheinend immer an die falschen Leute.«
Der Sicherheitschef lachte bitter. »Vielleicht haben Sie jetzt ausnahmsweise mal Glück.«
Er ging zum Eingang des Backbord-Ringkorridors und trat in die Nische mit der Schalttafel. »Wie viele Passagiere kann diese Kiste aufnehmen?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
»Das Schiff ist kleiner, als es aussieht«, sagte Han und ging ein paar Schritte hinter Plaan her. »In dem Raum unter Deck kann man nur kriechen, und selbst wenn wir es voll stopfen bis zur Decke, könnten der Lufttauscher und das Sauerstoffsystem nicht mehr als ungefähr fünfzig versorgen – und das auch nur für wenige Stunden.«
»Warum fragen Sie?«, wollte Droma wissen.
Plaan drehte sich um und kehrte in den Frachtraum zurück. »Hier in Esau’s Ridge gibt es viele Vertragsarbeiter für einen Arbeitgeber, der in direkter Verbindung zu den Yuuzhan Vong steht.«
Han sah Plaan an. »Ja, ein paar Freunde von uns haben für einen Kerl gearbeitet, der ebenfalls behauptet hat, er stehe in direkter Verbindung mit den Yuuzhan Vong, aber als es drauf ankam, war er überhaupt keine Hilfe. Haben Sie schon mal von der Friedensbrigade gehört?«
Plaan nickte langsam. »Die Truppe von Reck Desh.«
»Derselbe Chef?«
»Derselbe«, bestätigte Plaan. »Aber solche Aktivitäten, wie sie die Friedensbrigade betrieb, meiden wir. Zu viele Risiken. Unsere Spezialität sind Umsiedlungsflüge.«
»Umsiedlungsflüge«, wiederholte Han.
»Private Transporte für Flüchtlinge, die es in den Lagern der Neuen Republik nicht mehr aushalten.«
Han kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Entweder sind Sie ein Philanthrop oder ein Blutsauger, je nachdem, was Sie dafür kassieren.«
Plaan lachte. »Da wir am Ende einen guten Bonus bekommen, brauchen die Passagiere nur bescheidene Preise zu zahlen.«
»Dieser namenlose Unternehmer ist also der Philanthrop?«, fragte Droma.
»Damit wir in den Genuss des Bonus gelangen, verlangt der Unternehmer, dass wir die Flüchtlinge auf bestimmte Welten bringen – Welten, die später zu Zielen der Yuuzhan Vong werden.«
Han musste sich zwingen, den Mund zu öffnen. »Sie recyceln die Flüchtlinge. Die bezahlen dafür, aus einem Lager befreit zu werden, landen wieder inmitten einer Invasion und enden im nächsten Lager.« Er unterdrückte den starken Drang, Plaan die Glieder einzeln auszureißen. »Und natürlich sind die Yuuzhan Vong glücklich, weil Sie dadurch die Sache für die Helfer der Neuen Republik noch komplizierter machen.«
Plaan zuckte mit den Schultern. »Für die Neue Republik ist es vielleicht eine zusätzliche Last. Für uns dafür eine dauerhafte Einnahmequelle. Interessiert?«
»Warum eigentlich nicht?«, meinte Droma. »Haben Sie im Moment gerade eine Sache am Laufen?«
Plaan schnalzte bedauernd mit der Zunge und legte den Kopf schief. »Schade, dass Sie nicht ein bisschen früher angekommen sind. Einige unserer Leute brechen sehr bald auf, um eine Gruppe von Ruan abzuholen.«
Droma setzte sich leicht taumelnd auf die Triebwerkskonsole und war fest entschlossen, Han nicht anzuschauen. »Ruan?«
Han blickte ihn kurz an und begann, hin und her zu gehen. »Möglicherweise sind wir ja noch nicht zu spät dran, um mitzumachen«, sagte er, wobei es ihm nur teilweise gelang, Besorgnis und Unruhe aus seiner Stimme fern zu halten. Er wandte sich an Plaan: »Wie bald bekommen wir die Ersatzteile?«