9

 

»Volle Energie, Droma!«, schrie Han, während er den Falken abrupt in die Kurve legte.

Droma murmelte nervös etwas vor sich hin, während er die Sublichttriebwerke hochfuhr und den Regler bis zum Anschlag schob. »Kein Problem, sich in den Hutt-Raum zu wagen, hast du gesagt. Die Sisar-Route kennst du wie deine Hosentasche, und Sriluur ist dein zweites Zuhause, hast du gesagt. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, hast du…«

»Hör auf zu meckern und gib mir die Daten dieser Schiffe!«

Droma drehte sich zum Bildschirm des Freund-Feind-Identifikators, auf dem sieben rautenförmige Zeichen zu sehen waren, die sich dem Falken rasch von hinten näherten. »Yuuzhan Vong, alles klar.«

Han warf einen Blick auf die Anzeige. Die Scanner zeigten Bilder von etwas, das man genauso gut für Asteroiden halten konnte, wenn man von den deutlichen Buckeln absah, die die Cockpits darstellten, und den Vertiefungen, die charakteristisch für die Waffenstellungen und Dovin-Basal-Gehäuse waren. »Korallenskipper.«

»Die Koordinaten für den Sprung nach Nar Shaddaa kommen herein.«

»Sichern«, erwiderte Han und betätigte verschiedene Schalter am Steuerpult. »Diese Skips kann man nicht abhängen. Lenk die Energie auf die hinteren Deflektorschilde um und gib den Kurs zurück nach Sriluur ein. Ich beschäftige mich mit denen lieber unten in der Atmosphäre als hier draußen.«

Droma wandte sich sofort dieser Aufgabe zu. »Zumindest fallen wir dann nicht so tief.«

»Danke für die Aufmunterung.«

Der Falke vollführte einen Looping, und die Rundung des schwärzlich braunen und ekrüfarbenen Planeten schob sich in ihr Sichtfeld. Sie waren in Nordrichtung unterwegs und schauten hinunter auf die nördliche Hemisphäre an einem Punkt östlich der Datumsgrenze.

»Skips sind unter Schwerkraftverhältnissen nicht so gut unterwegs«, versicherte Han. »Sie sind auf die Antigrav-Kapazitäten der Dovin Basale angewiesen.«

Als hätten sie ihn gehört, begannen die feindlichen Piloten trotz der extremen Distanz zu feuern, und Kometen wie geschmolzenes Gold strömten aus den Projektil- und Plasmageschützen im Bug der kleinen Schiffe. Zwei der Geschosse erwischten den Falken und waren, obwohl durch die Entfernung abgeschwächt, noch immer stark genug, um das größere Schiff ordentlich zu erschüttern. Die Sensorphalanx schrillte auf.

»Rückenschilde halten«, berichtete Droma, während er Gegenmaßnahmen ergriff und das Störsystem aktivierte. »Im Augenblick.«

Han holte tief Luft, packte mit der rechten Hand den Schubhebel und riss ihn zurück. Der leichte Frachter schoss in die äußeren Schichten der Atmosphäre von Sriluur und zitterte heftig während des steilen Sinkfluges. Voller Verachtung für die Schutzhülle des Planeten folgten die Schiffe der Yuuzhan Vong.

»Siehst du, was ich dir gesagt habe?«, rief Han. »Die kleben an uns fest wie Epoxidharz!«

Die Schiffsanzeigen jaulten protestierend, als der Falke in dichtere Luft kam und mit Rollen und Spiralen versuchte, dem tödlichen Feindfeuer auszuweichen. Han vergaß alle Vorsicht und ging in noch steileren Sinkflug, wobei er ein Stück der Kontrolle über das Schiff für zusätzliche Geschwindigkeit opferte.

»Die Brücke gehört dir!«, sagte er zu Droma.

Droma warf ihm einen panischen Blick zu. »Wie bitte?«

Han löste den Sicherheitsgurt des Pilotensitzes, stand auf und ging auf den Hauptleiterschacht zu. Er schaffte es nicht einmal bis zur Luke des Cockpits, da warfen ihn mächtige Stöße zu Boden und zwangen ihn, noch einmal zu überdenken, ob es eine gute Idee war, einen der Geschütztürme aufzusuchen.

»Stell die Vierlingslaser auf Automatik«, sagte er hastig und erhob sich. Er schnallte sich wieder in seinem Sitz an, setzte einen Kopfhörer mit Mikro auf und rief Zieldaten auf den Bildschirm der Waffensteuerung. »Wollen wir doch mal sehen, ob wir unsere Chancen ein wenig verbessern können.«

Droma griff nach dem Joystick, mit dem man das Geschütz unter dem Rumpf kontrollieren konnte, und Han übernahm das Heckgeschütz. Über die jeweiligen Bildschirme liefen Daten. Han nahm einen der Korallenskipper ins Fadenkreuz und drückte den Auslöser am Kontrollgriff.

Das feindliche Schiff absorbierte den Blitz.

Han schlug mit der Faust auf die Konsole. »Wir müssen sie mit ein bisschen mehr als nur Laserfeuer beschäftigen!«

Abrupt rollte er den Falken auf den Rücken, während Droma noch feuerte. Um sich nicht abhängen zu lassen, holte der vordere Korallenskipper noch mehr aus seinem Dovin Basal heraus und beschleunigte.

Erneut brachte Han das Fadenkreuz mit seinem Ziel zur Deckung, aber der Korallenskipper schoss in einem grellen Blitz außer Sicht.

Für einen Moment überließ Han das Schießen Droma und zog das Schiff in eine weite Kurve. Projektile schlugen auf die Heckschilde des Falken ein, und Plasma strich unter der Nase hindurch. Han lenkte Energie auf den vorderen Deflektor und ging noch steiler in den Sturzflug.

Sie brachen durch eine dünne Wolkendecke in großer Höhe und schossen in Spiralen abwärts. Weit unter ihnen lagen nebeneinander ein Ozean und eine Wüste. Sturmfronten verhüllten den westlichen Horizont, und im Norden verschleierte brauner Dunst den Blick auf das Gelände.

Droma las die meteorologischen Sensoren ab. »Das ist ein Sandsturm!«

»So ein Glück!«, sagte Han. »Manchmal werden Wünsche wahr.«

Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da ging der vorderste Korallenskipper mit irrsinniger Geschwindigkeit herunter, befand sich plötzlich neben dem Falken und nahm ihn unter Beschuss. Plasma sprühte aus den Geschützen.

Han brach aus der Spirale aus, gab Schub auf die Triebwerke und riss das Schiff hoch und nach hinten, sodass sie nun hinter dem Heck des Verfolgers saßen. Der Blitz des Korallenskippers traf einen Kameraden aus dem Geschwader. Der Korallenskipper, den es erwischt hatte, erschauerte, während in alle Richtungen Yorikkorallen davonflogen. Dann gab es im kristallinen Cockpit eine Explosion, und das beschädigte Schiff stürzte hilflos dem Planeten entgegen, zum Tod durch die Schwerkraft verdammt.

Der Kamerad des Unglückspiloten wendete und hängte sich an den Falken, beharkte Hans Schiff mit Salven und ließ sich nicht abschütteln, trotz einer ganzen Reihe von Haken und gewagten Wendemanövern, die Han ihm aufzwang.

Dann traf etwas den Falken wie ein harter Schlag in den Nacken. Han kämpfte mit der Steuerung, brachte das Schiff gerade noch rechtzeitig wieder in eine aufrechte Lage, um nach einer weiteren Rolle drei weitere Korallenskipper hinter sich zu entdecken – kurz bevor sie in den Sandsturm gerieten.

Die Borsten auf Dromas Rücken stellten sich auf. »Noch ein solcher Treffer, und du kannst den Falken in den Sand bohren, als unseren Grabstein!«

Am Cockpit preschten Geschosse vorbei. Han ließ den Quadex-Antrieb des Falken aufheulen, ging bis an die äußersten Grenzen der Belastbarkeit und versuchte mit Finten und Ausweichmanövern zu entkommen. Die feindlichen Schiffe bestrichen sie weiter mit Salven. Er brachte den Falken mit Vollgas in den Sturzflug und überließ es Droma, die nötigen Einstellungen an der Schubkraft vorzunehmen und eine Katastrophe zu verhindern, während die feindlichen Geschosse heranrauschten.

Plötzlich ragte ein Berg vor ihnen auf. Han drehte das Schiff nach Steuerbord, und zwar dermaßen unvermittelt, dass er und Droma beinahe aus den Sitzen gerissen wurden. Der Pilot des vorderen Korallenskippers verfolgte sie grimmig, obwohl er den Falken aus der Sicht verloren hatte, und er feuerte trotzdem weiter, weil er vermutlich hoffte, Hans Konzentration so stören zu können.

Ohne Vorwarnung schmorte sich ein Plasmablitz durch die überlasteten Heckschilde. Man hörte einen gedämpften Explosionsknall und dann das Zischen der Feuerbekämpfungsanlage des Schiffs. Ein beißender Geruch drang durch das Lüftungssystem ein.

Han schnüffelte und starrte Droma mit großen Augen an. »Was war das?«

Dromas Blick schweifte über die Anzeigen. »Der Kraftwandler.«

Han zuckte zusammen. »Ausgerechnet der!«

Aufgrund ihrer erstaunlichen Geschwindigkeit gelang es ihm, den Vorsprung auszubauen und weiter in den wirbelnden Dunst einzudringen. Die drei Korallenskipper wurden langsamer und warteten darauf, dass der Falke wieder vor ihnen auftauchte, doch stattdessen ging Han auf volle Kraft, stieg, vollführte einen Looping und hängte sich von hinten an das Trio.

Instinktiv feuerte Droma das Geschütz unter dem Rumpf ab. Da die Dovin Basale der Verfolgerschiffe neben der Fortbewegung nicht auch noch die Verteidigung übernehmen konnten, schlugen die Laserblitze voll durch. Die breite Salve traf das erste Schiff und riss es in Stücke.

Han johlte triumphierend, scherte aus und ging in aller Ruhe hinter dem zweiten Schiff in Schussposition. Der Korallenskipperpilot begriff, in welche Situation er sich manövriert hatte, legte leicht an Höhe zu und platzierte sich unabsichtlich genau dort, wo sich der Zielbereich der unteren und oberen Batterien überschnitten.

»Die Wette gilt!«, rief Han. »Hundert Credits für denjenigen, der ihn abschießt.«

»Na dann los«, erwiderte Droma.

Gleichzeitig schlossen die beiden ihre Finger um die Auslöser. Aus den Vierlingslasern löste sich ein Sturm von roten Pfeilen, die das Heck des feindlichen Schiffes durchbohrten, das Cockpit perforierten und den Korallenskipper zerfetzten.

Han und Droma heulten vor Freude, während Han eine Spirale zog und durch die Überreste des explodierten Schiffes flog. Er preschte an dem führenden Korallenskipper vorbei, drehte den Falken und lenkte ihn zurück in den Sturm.

So weit man sie überhaupt sehen konnte, war die Landschaft dunkelrot und mit monolithischen Steintürmen übersät, den Überresten von Vulkanausbrüchen, die Sand und Wind erodiert hatten. Trotz ihrer Größe waren die Felstürme im wirbelnden Sand kaum zu erkennen.

Die Augen auf das Radar gerichtet, nutzte Han die Manövrierfähigkeiten des Falken bis zum Äußersten aus und hielt auf den nächstliegenden Turm zu. Er stellte das Schiff auf die Seite und schwenkte nach Steuerbord, während Droma das Geschütz unter dem Rumpf abfeuerte. Alles, was an Bord des Falken nicht gesichert war, flog durch die Luft und krachte gegen die Schotten oder rollte über die Deckplatten des Ringkorridors. Aber mit zwei gut gezielten Laserblitzen erwischte Droma den Korallenskipper an der Nahtlinie zwischen Cockpit und Rumpf und zerteilte ihn sauber in zwei Stücke, als hätte ein meisterhafter Steinmetz den Meißel geschwungen.

Immer noch waren drei weitere Korallenskipper beharrlich hinter ihnen und nagten am Schwanz des Falken. Han schlängelte sich durch einen Wald aus von Sturm und Wind geformten Säulen und Stelen. Die Triebwerke ächzten, das Schiff vibrierte, als würde es im nächsten Moment auseinander brechen. Er zog Energie von den Heckschilden ab, vollführte eine Rolle und legte den Falken erneut auf die Seite, um weniger Zielfläche zu bieten. Plasma schoss rechts und links am Schiff vorbei.

Droma schlang den Schwanz um den Sitz, damit er nicht vom Gurt gewürgt wurde. »Du hättest mich wenigstens vorwarnen können!«

Han zog eine unglaublich enge Kurve, bremste abrupt ab, gab Energie auf die Korrekturtriebwerke und stellte das Schiff aufrecht. Der Verfolger versuchte Dromas Feuer auszuweichen, verlor die Kontrolle, krachte in einen Felsvorsprung und zersprang in tausend Stücke.

Nun ließ Han die Triebwerke des Falken erneut aufglühen, zog nach oben und stieg mit voller Kraft aus dem Sturm.

Keiner der beiden verbliebenen Korallenskipper setzte die Verfolgung fort.

Sie ließen sich in ihre Sitze fallen, als die Sterne ihr Glitzern verloren und sich zu Nadeln aus Licht dehnten.

»Nicht schlecht geschossen«, meinte Han, nachdem er das Gefahrenwarngerät ein letztes Mal gecheckt hatte.

Droma erwiderte das Grinsen. »Nicht schlecht geflogen.«

Der Falke bäumte sich auf. Auf der Konsole blinkten Lampen, und Warnsignale ertönten. Han und Droma wandten sich der schmerzvollen Aufgabe zu, die Schäden am Schiff zu begutachten.

»Der Hyperantrieb funktioniert zwar, reagiert jedoch fehlerhaft«, meinte Droma einen Moment später.

Han nickte schlecht gelaunt. »Muss beschädigt worden sein, als der Kraftwandler getroffen wurde.«

Droma zupfte an einem Ende seines hängenden Schnurrbarts. »Vielleicht schaffen wir es bis Nar Shaddaa. Schwierig zu sagen.«

»Nein«, gab Han zurück. »Das können wir nicht wagen.«

»Sollen wir nach Sriluur zurückkehren?«

Han schüttelte den Kopf. »Dort finden wir bestimmt nicht die Ersatzteile, die wir brauchen. Außerdem möchte ich nicht das Risiko eingehen, noch einmal auf welche von diesen Korallenskippern zu stoßen.«

Droma rief Sternenkarten auf den Monitor. »Kashyyyk also. Zwei schnelle Sprünge, und schon sind wir da.«

Han wischte sich mit der Hand über den Mund. »Keine so gute Idee.« Da Droma darauf nicht reagierte, fügte er hinzu: »Nicht deswegen, was du denkst. Mit den Erinnerungen werde ich schon fertig. Aber Chewbaccas Familie ist der Meinung, sie wäre für mein Wohlergehen verantwortlich, und damit möchte ich mich im Augenblick auf keinen Fall auseinander setzen müssen.«

»Also wohin?«

Han betrachtete die Sternkarten und grinste vor sich hin. »Ich kenne da einen Ort, ein wenig abseits gelegen, wo wir alles bekommen, was wir brauchen.«

»Alles, was Han Solo braucht«, korrigierte Droma.

»Vielleicht hast du Recht«, sagte Han. Er drehte sich um und sah Droma an. »Ob du für eine Weile Kapitän spielen könntest?«

 

Auf Coruscant beaufsichtigte Senatorin Viqi Shesh die beiden Arbeitsdroiden, die sie mit dem Aufstellen der Möbel in dem neuen Büro beauftragt hatte, welches sie im Zuge ihrer unerwarteten Berufung in den Rat erhalten hatte.

»Stellt den Schreibtisch diagonal vors Fenster«, wies sie die zwei an.

Die identischen, menschenähnlichen Droiden betätigten den Schwebeschlitten, auf dem der Schreibtisch stand. Nachdem sie dieses Möbelstück abgesetzt hatten, wandten sie sich ihr wieder zu und wollten sehen, ob sie mit dem Ergebnis zufrieden war. War sie jedoch nicht.

»Nein, nein, ganz falsch«, sagte Shesh und schüttelte den Kopf, dann strich sie sich mit der Hand durch die üppige schwarze Mähne. »Stellt den Schreibtisch zurück und setzt den Sessel ans Fenster.«

Die beiden Droiden sahen sie niedergeschlagen an. »Sofort, Senatorin«, antworteten sie unisono.

Shesh ließ sich in dem antiken Sessel von ihrer Heimatwelt Kuat nieder, blickte sich im Büro um und begann langsam zu lächeln, während sie den großzügigen Raum auf sich wirken ließ.

Das Zimmer, gut ausgestattet, doch ohne Prunk, bot einen atemberaubenden Blick auf Commerce Way und den Obelisken der Neuen Republik. Mit ein wenig Mühe würde sie den elegantesten Arbeitsplatz des Gebäudes daraus machen, der bei allen, die hier eintraten, einen bleibenden Eindruck hinterließ.

Nicht schlecht für jemanden, der erst vor sechs kurzen Jahren die politische Arena betreten hatte, sagte sich Shesh. Aber von Anfang an hatte sie nichts anderes erwartet, und für die kommenden Jahre erhoffte sie sich noch mehr, ungeachtet der Tatsache, dass ihre Wahl zur Senatorin nicht einstimmig erfolgt war.

Etliche Möchtegern-Weise der Politik hatten Staatschef Borsk Fey’lya vorgeworfen, er versuche sich die Unterstützung des reichen Kuat zu erkaufen. Shesh wurde dagegen unterstellt, sie habe sich von der Macht verführen lassen und den Dingen, die ihren raschen Aufstieg möglich gemacht hatten, den Rücken gekehrt. Was würde unter Fey’lyas Daumen – so frotzelte man – aus ihrer leidenschaftlichen Fürsorge für die Bedürftigen werden, was aus ihrer Entwicklungshilfe für die unterprivilegierten Welten, was aus ihrem unverblümten Lob für die Jedi und das, wofür sie standen?

Shesh lächelte noch breiter, während sie über diese Fragen nachdachte. Am Ende zeigte das nur, wie sehr man sich in ihr täuschte und wie erfolgreich sie Illusionen genährt hatte.

Die Kommunikationsanlage des Büros meldete sich. »Senatorin Shesh«, sagte ihre Sekretärin, »Commodore Brand ist eingetroffen.«

Shesh blickte auf ihre Armbanduhr. »Lassen Sie ihn ein«, antwortete sie.

Sie erhob sich aus dem Sessel, strich den schwarzen Rock glatt, der ihre langen Beine verhüllte, und schickte die Arbeitsdroiden hinaus. Als Brand eintrat, saß sie bereits hinter dem Schreibtisch.

»Commodore Brand«, begann sie, lächelte und streckte ihm die Hand über den Schreibtisch entgegen. »Wie schön, Sie zu sehen.«

Brand, ein steifer, schwermütiger Funktionär mit dem nach innen gerichteten Blick eines Mannes, der nur seine eigene Wahrheit sieht, nahm seine Mütze ab, schüttelte ihre Hand, so schicklich er konnte, und versuchte es sich in dem engen Sessel bequem zu machen.

Shesh umfasste das Büro mit einer Geste. »Verzeihen Sie bitte das Durcheinander. Ich ziehe gerade erst ein.«

Brand blickte sich um. »Herzlichen Glückwunsch zur Berufung in den Rat, Senatorin.«

Sie täuschte Feierlichkeit vor. »Hoffentlich kann ich alle Erwartungen erfüllen.«

Brand beugte sich vor. »Im Krieg werden jene schneller befördert, die am besten führen können. Bestimmt werden Sie alle Erwartungen übertreffen.«

»Danke sehr, Commodore.« Shesh hielt kurz inne. »Welchem Umstand habe ich die Ehre Ihres Besuches zu verdanken?«

Der Commodore räusperte sich bedeutungsvoll. »Der Situation auf Corellia, Senatorin.«

Shesh nickte. »Die Wiederinbetriebnahme der Centerpoint-Station. Meiner Meinung nach eine besonnene Entscheidung.«

»Dann sind Sie nicht besorgt wegen möglicher… Auswirkungen?«

»Zum Beispiel wegen eines bewaffneten und damit gefährlichen Corellia? Natürlich nicht. Wenn Corellia gut geschützt ist, dient dies dem gesamten Kern.«

Brand betrachtete sie einen Augenblick lang. »Ja. Aber was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erklärte, dass man noch mehr gewinnen kann, indem man die Yuuzhan Vong dazu bringt, Corellia anzugreifen?«

Shesh zog eine Augenbraue hoch. »Haben Sie das wirklich gerade gesagt, Commodore? Denn in diesem Fall – ungeachtet der Tatsache, dass ich im Sicherheits- und Geheimdienstrat sitze – wäre ich verpflichtet, diese Angelegenheit sofort dem Rat vorzutragen.«

»Die Verteidigungsstreitkräfte beabsichtigen genau dies, Senatorin«, beeilte sich Brand zu erwidern. »Unglücklicherweise befinden wir uns in einem Dilemma.«

»In einem Dilemma«, wiederholte Shesh.

»Angenommen, wir könnten die Yuuzhan Vong tatsächlich nach Corellia locken, müssten wir sichergehen, dass wir sie auch schlagen – und zwar vernichtend. Da wir unseren Plan jedoch nicht verraten wollen, indem wir Schiffe um Corellia konzentrieren, müssten wir sie von Bothawui und anderen ähnlich verteidigten Welten abziehen, um die notwendige Armada zu versammeln.«

Es dauerte einen Augenblick, bis Shesh darauf antwortete. »Sie machen sich also Sorgen, der Rat könne sich jeder Maßnahme widersetzen, die Bothawui und andere Welten gefährdet. Und nach außen würde es so scheinen, als wäre Bothawui zu Ungunsten von Corellia hervorragend geschützt.«

Brand grinste fast.

Sie taxierte ihn unverhohlen. »Ich sehe, ich habe Sie richtig verstanden. Obwohl ich mich weiterhin frage, weshalb Sie das bei mir vorbringen.«

Der Commodore wich ihrem Blick nicht aus. »Sollte es zur Abstimmung kommen, wäre den Verteidigungsstreitkräften daran gelegen, dass Bothawui gewinnt.«

Nun grinste Shesh. »Aber Commodore, wenn die Yuuzhan Vong nach Corellia gelockt werden – würden dann nicht alle, die für Bothawui gestimmt haben, diskreditiert werden?«

»Vielleicht. Doch jede Entscheidung, die zum Wohl des Ganzen getroffen wird, würde man als vernünftig ansehen.«

Einen Augenblick lang verstummte Shesh. »Gerade sagten Sie noch, der ganze Plan beruhe auf der Voraussetzung, dass man die Yuuzhan Vong dazu verleiten kann, Corellia anzugreifen. Wenn ich recht verstanden habe, wollen Sie dazu Corellia im Wesentlichen unverteidigt lassen, in der Hoffnung, der Feind werde das bemerken. Aber wäre es nicht günstiger, Sie würden bekannt machen, was Sie vorhaben? Schließlich würde allein das technische Potenzial der Centerpoint-Station diese zu einem unwiderstehlichen Ziel machen.«

Brand zupfte sich am Ohrläppchen. »Das ist eine Sache, die man nicht einfach über das HoloNetz bekannt geben kann, Senatorin.«

Shesh lachte kurz. »Es gibt bessere Verbindungen zu den Yuuzhan Vong als das HoloNetz: die Hutts. Wenn sie einen Wink bekommen, was Sie planen, würden sie die Information garantiert an die Yuuzhan Vong weitergeben, allein schon, um zukünftige Interessen zu schützen.«

»Leider hat die Neue Republik alle diplomatischen Beziehungen zu den Hutts abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt Kontakt herzustellen, wäre…«

»Der Generalkonsul der Hutts hält sich immer noch auf Coruscant auf. Ich könnte ihm einen Besuch abstatten und das eine oder andere durchsickern lassen.«

Brand starrte sie an. »Das würden Sie tun?«

»Ja. Aber im Gegenzug – falls der wahre Grund meines Besuches jemals ans Tageslicht käme – wäre ich daran interessiert, verbreiten zu lassen, dass die Verteidigungsstreitkräfte mich um meine Einmischung gebeten haben.«

»Sie wollen Rückendeckung«, stellte Brand klar.

»Unwiderlegbare Rückendeckung, Commodore.«

Er nahm sich einen Moment Zeit und nickte schließlich. »Ich denke, das dürfte sich arrangieren lassen. Wir könnten behaupten, auf diese Weise hätten wir den Hutts auf den Zahn fühlen wollen.«

»Eben.«

Brand lächelte. »Sie hätten zum Militär gehen sollen, Senatorin. Aus Ihnen wäre ein hervorragender Taktiker geworden.«

»Zum Militär?« Shesh schnaubte verächtlich. »Ich will mich Ihnen gegenüber nicht respektlos zeigen, Commodore, aber aus welchem Grund sollte ich derjenige sein wollen, der die Waffe abfeuert, wenn ich derjenige sein kann, der entscheidet, auf wen sie gerichtet wird.«