27. Kepler nahm die Aufmunitionierung zum Anlass, um Areía nicht einmal zufällig ansehen zu müssen. Die junge Frau hatte ihn angelächelt, als er mit Darr zurückkehrte, aber nachdem sie sich ans Laden der Magazine gemacht hatten, wurde Areía grimmig. Frauen abzuweisen war für Kepler etwas völlig Neues, aber jetzt konnte er nicht anders. Er wusste nicht, wie er das bewerkstelligen sollte ohne Areía zu verärgern, deswegen konzentrierte er sich auf die Waffen.

Zwischenzeitlich schickte er Hefaisoii und den zweiten Bogenschützen Holz sammeln. Vom Geruch der Gazelle angelockt, kreisten schon einige Tiere um die Gruppe. Kepler war bereit zu teilen, aber auf Esspulver hatte er keine Lust, zudem gab es nicht viel davon. Deswegen wollte er ein paar Steaks mitnehmen.

Drei waren fertig, als die Nacht sich abrupt über die Savanne senkte. Das Feuer war fast aus. Die Glut spendete kaum noch Licht, das reichte jedoch aus, damit kein Tier zu nahe kam. Mehr war auch nicht nötig, Kepler wollte nicht, dass jemand direkt neben den Flammen schlief, das machte die Gruppe zu einem leichten Ziel, und vielleicht waren die Syths doch nicht nur mit eigenen Problemen beschäftigt. Weil die Nacht kalt werden würde, sagte Kepler den Gondwanern, sie sollen die erwärmten Steine vom Feuer wegrollen und sich mit dem Rücken daran legen. Das würde sie die ganze Nacht hindurch warm halten. Kepler war es unverständlich, dass niemand von selbst auf die Idee gekommen war.

Die Menschen dieser Zeit waren zu einer seltsamen Spezies geworden.

Kepler meldete sich freiwillig für die Wache. Die Gondwaner dankten und fünf Minuten später schliefen sie alle. Kepler amüsierte sich erst darüber, aber irgendwann merkte er, dass er selbst eindämmerte, die Wirkung der russischen Tabletten ließ nach. Er sah zu Darr. Der Wissenschaftler, der neben ihm gekauert hatte, hockte zwar immer noch da, taumelte aber jetzt hin und her und blinzelte unentwegt, auch er kämpfte mit dem Schlaf. Kepler nahm einen Schluck Wasser aus der Flasche, die Darr ihm überlassen hatte. Das machte ihn nicht wirklich wieder wach. Die Bewegung zu seiner Linken schon. Kepler schreckte auf, aber bevor er die Flasche fallen ließ und zur Glock griff, sah er, dass nächtlicher Heißhunger auch in der Zukunft existierte. Hefaisoii und der Bogenschütze waren aufgestanden und gingen nun leise zur Gazelle. Sie kehrten bald zurück. Hefaisoii hatte seinen neuen Freund wohl von Vorzügen des echten Fleisches überzeugt, jeder hielt ein Stück in den Händen. Sie sahen zu Kepler. Er nickte. Die beiden Männer legten Holz ins Feuer und spießten das Fleisch auf.

In der Forschung machte wohl jeder Fehler, rief Kepler sich ins Gedächtnis, als er sich darüber amüsierte, wie der Bogenschütze das Fleisch briet. Er hielt es zu sehr in die Flammen. Das Fleisch würde viel zu trocken werden, das wenige Fett rann schon am Ast herunter. Kepler beschloss, dem Mann seine neuen Erfahrungen nicht zu verderben. Als das Fett, das sich in der Aushöhlung eines Steines angesammelt hatte, zu brennen anfing, änderte Kepler seine Meinung.

Er wollte den beiden Männern zurufen, sie sollen das Fett löschen, stutze jedoch in demselben Augenblick und hörte verdattert in die Nacht. Er wusste nicht viele Fachbezeichnungen, aber die Flora und Fauna Afrikas kannte er, das musste er einfach, um überleben zu können. Es gab im Sudan viele Greifvögel, aber Jahrmillionen hin oder her, diese Tiere waren tagaktiv. Es war trotzdem deutlich das Schlagen großer Flügel zu hören. Was nicht normal sein konnte.

Keplers Inneres erklärte sich die Situation schneller, als sein müder Verstand es tat. Und sein Körper war auch erschöpft. Als Kepler aufsprang, rutschte sein Fuß an einem Stein aus und er fiel auf die Seite.

Im selben Augenblick wurde das Feuer von einer riesigen Silhouette überschattet. Wie ein düsterer ausgemergelter Dämon schlug ein Gool zwei Meter über dem Boden mit Flügeln, die aus schwarzer narbiger Haut bestanden.

Ein widerlich zischendes Peitschen übertönte das leise Knistern des Holzes in den Flammen. Hefaisoii schrie nicht, er verharrte nur, als der Gool-Schwanz sich um seinen Hals ringelte. Der Abwind mächtiger Flügel ließ das Feuer auflodern und Kepler sah in die Augen des Technikers. Was immer Hefaisoii bei den Syths durchgemacht hatte, es war wohl so schlimm gewesen, dass er nicht bedauerte, dass er starb. Er wollte nur, dass es schnell geschah. Er presste die Kiefer zusammen und seine Hände krallten sich rein reflexartig in den Schwanz.

Der Bogenschütze, der neben ihm stand, wollte nicht sterben. Aber er war machtlos, etwas dagegen zu tun. Zwei knochige Hände mit langen Fingern, die mit spitzen Klauen bewährt waren, umschlossen seinen Kopf und zogen ihn in die Höhe. Verzweifelt zerrte der Bogenschütze an den Pranken des Gools und strampelte hilflos mit den Beinen, als er hochgerissen wurde.

Kepler richtete sich auf und kam auf die Knie, als der schrille Schrei des Schützen die anderen aus dem Schlaf peitschte. Der Mann verstummte abrupt, als sein Kopf zusammengedrückt wurde und mit einem stumpfen Knirschen brechender Knochen zerplatzte. Mit Blut vermischtes Gehirn spritzte zwischen den knorpeligen Klauen. Der Gool warf die Leiche wie einen Lappen weg und drehte den Kopf zu Homeroii, der sich halb aufgerichtet hatte und nun mit fassungslos aufgerissenem Mund wie gelähmt zu ihm blickte.

Kepler hatte keine Zeit mehr, er hatte schon viel zu viel vergeudet. In der Sekunde, die ihm noch blieb, drückte er die Flasche zusammen, die er immer noch in der rechten Hand hielt. Ein dünner Wasserstrahl spritzte heraus. Nur seine letzten Tropfen erreichten die Steine. Das brennende Fett wurde in einer auflodernden Fontäne nach oben geschleudert.

Der Gool mochte keine Angst vor den Menschen gehabt haben, aber die Fettexplosion jagte dem bis in die letzte Pore abartig boshaften Monster eine Angst ein, die finsterer war als es selbst. Der Gool war intelligent genug zu wissen, dass das Feuer viel heimtückischer als er selbst war, und dass es keine Angst vor ihm hatte. Mit hastigen Flügelschlägen wendete der Gool. Kepler sah einen weiteren fliegenden Schatten, als er die Pistole hochriss, aber nach einem Schrei des ersten Gools drehte der zweite um und verschwand in der Nacht.

Indessen löste die brennende Wolke sich auf und Kepler feuerte. Aber er traf nur den toten Hefaisoii, der mit hängenden Armen im Schwanz baumelt. Er wurde mit einem Ruck in die Höhe gezerrt und verschwand in der Dunkelheit.

"Homeroii, bist du okay?", schrie Kepler, während er das Magazin wechselte ohne die Glock zu senken.

"Was?"

"Ob du heile bist, du Poet?!"

"Ich was?", fragte Homeroii fahrig.

"Ist jemand verletzt?", brüllte Kepler ohne die Frage zu beantworten.

"Nein, nein", echoten aus der Dunkelheit erschrockene und zugleich erleichterte Stimmen der letzten fünf Überlebenden.

"Darr!", kreische Kepler fast.

"Hier!", tönte die festere Stimme des Wissenschaftlers unter seinen Füßen.

"Sie bleiben bei mir", schrie Kepler erleichtert. "Die anderen – kriecht ans Feuer, damit ich euch sehe!" Er spreizte den linken Arm ab. "Darr, das Gewehr!"

Eine Sekunde später spürte er den Schalldämpfer an der Handfläche. Ohne die Augen zu senken zog er das Gewehr hoch. Dann sah er die Schatten von Koii, Homeroii, Areía und Goii, die ans Feuer krochen.

"Toii!", rief er.

"Bin da", grollte der Riese angespannt, aber ruhig und wurde langsam im Widerschein des Feuers sichtbar. Er hielt die Lichtbogenwaffe hoch. "Soll ich?"

"Nein! Hinlegen und Ruhe!", befahl Kepler.

Toii gehorchte. Kepler ging auf ein Knie, ließ die Glock fallen und brachte zugleich das Gewehr in Anschlag.

"Darr, pressen Sie ihren Rücken an meinen", befahl Kepler. "Glotzen Sie nur nach vorn. Drehen Sie den Kopf nicht soweit, dass Sie das Feuer sehen, konzentrieren Sie sich nur auf die Dunkelheit und halten Sie die Glock feuerbereit."

Als er den Wissenschaftler hinter sich spürte, überkam ihn statt der Erleichterung die Müdigkeit. Wieder so schlagartig wie vor dem Angriff, und Kepler glaubte erneut, in eine fast durchsichtige bläuliche Sphäre hineingezogen zu werden. Er schüttelte das Bild ab, verrenkte den linken Arm und griff in die Weste. Mit dem Gewehr im Anschlag war es fummelig, aber er wagte es nicht, die Waffe oder die Augen zu senken. Er ertastete die Tablettenpackung und drückte zwei Pillen heraus. Er schob eine in den Mund und langte hinter sich.

"Darr, hier", sagte er leise.

Der Wissenschaftler sah auch nicht hin, es dauerte, bis er Keplers Hand angefasst und die Pille zwischen seinen Fingern gefunden hatte. Einen kurzen Moment hörte Kepler, wie Darr sie krampfhaft herunterschluckte.

"Toii, sieh nicht ins Feuer, dreh dich auf den Rücken und pass auf den Himmel auf", sagte Kepler. "Aber warne vor, bevor du ballerst, okay? Frag bloß nicht!"

"Ich hab's verstanden", brummte der Riese.

Geradezu erleichtert, weil er eine Aufgabe hatte, führte Toii den Befehl aus und verharrte, die Lichtbogenwaffe nach oben gerichtet.

"Areía, du guckst nach links, Homeroii, du nach rechts. Koii, Goii, ihr beide blickt nach vorn", fuhr Kepler mit den Anweisungen fort. "Aber das mir keiner von euch sich rührt, oder quatscht oder auch nur laut atmet. Klar?"

"Okay", kam es von Areía.

"Na herrlich."

Zuerst war das Prasseln des brennenden Holzes relativ laut. Dann erloschen die Flammen nach und nach und irgendwann blieb nur schimmernde Glut übrig, die sich allmählich mit grauem Schleier zuzog. Nur hin und wieder knackte darin ein Ast. Abgesehen vom Atmen schlafender Gondwaner hörte Kepler gar nichts.

Und genau das machte ihm Angst. Außer Insekten machte kein Lebewesen mehr ein Geräusch. Die Tiere waren verstummt, weil sie einen übermächtigen Feind in der Nähe wussten. Kepler konzentrierte sich. Die russische Tablette beeinträchtigte ihn diesmal nicht, wahrscheinlich eliminierte das Adrenalin jeden Rausch außer dem, den das Hormon selbst verursachte. Aber mit dem hatte Kepler schon vor sehr langer Zeit umzugehen gelernt. Er schaltete jegliche Wahrnehmung außer dem Sehen und Hören aus. Er spürte weder die nächtliche Kälte, noch die immer zaghafter werdende Wärme des Feuers. Er roch die Savanne nicht und er fühlte nicht mehr, dass sein Gaumen ausgetrocknet war.

Dafür sahen seine Augen die Nacht jetzt strukturiert. Und als wenn sein ganzer Körper ein Resonator wäre, machte er die Gools akustisch in der Finsternis aus, irgendwo weit entfernt im hohen Gras. Kepler hörte nicht das Atmen der Monster, sondern wie sie langsam und bedächtig schlürften. Als wenn die Gools genau wussten, dass der Rest der Gruppe ihnen ohne Feuer nicht entkommen würde. Sie fraßen und warteten auf den Morgen, um ihre Orgie fortzusetzen.

Und irgendwann hellte der Himmel im Osten auf. Erst zögernd, dann erschien die Sonne über dem Horizont und es wurde fast schlagartig hell, während der gelbe, gleißende kosmische Feuerball zügig den Himmel erklomm.

Kepler hörte die Gools nicht mehr so deutlich. An manchen Stellen bewegten die Grashalme sich, aber die Monster zeigten sich nicht. Jetzt lauerten sie.

Dieses Spiel konnte Kepler mit jedem Gegner bis zum Exzess treiben. Doch jetzt fehlte ihm einfach die Zeit dazu. Die Vernichtung des Kraftwerks hatte die neuartige Gool-Perversion weder getötet noch eingeschlossen, und damit trieben sich wahrscheinlich noch weitere Monstrositäten herum. Einen gleichzeitigen Angriff aus der Luft und vom Boden aus, der bestimmt noch von Syths unterstützt werden würde, konnte Kepler sich nicht leisten.

"Wenn ich bis drei gezählt habe, schreit ihr so laut ihr könnt", gab er flüsternd den Befehl. "Ist klar?"

"Ja, ja, ja", kamen flüsternde, erschöpfte Antworten.

"Eins... zwei...", Kepler machte sich bereit, "drei!"

Nach einer halben Nacht unter Anspannung hörte das Brüllen sich halb verzweifelt, halb befreit an. Auf jeden Fall war es laut und völlig deplatziert inmitten der aufwachenden Natur. Der Schrei schreckte Tiere auf, die im Gras weg huschten, und einige Vögel, die gackernd in den Himmel stiegen.

Fast genau dort, wohin Kepler zielte, schnellte aus den im Wind wogenden Grashalmen eine hässliche Fratze hoch. Während Kepler das Gewehr schwenkte, richtete das Monster sich mit einem Ruck auf. Die gigantischen Schwingen breiteten sich aus, die düstere lederne Flugmembran spannte sich zwischen den knorrigen Stützknochen. Dann schwenkte der Gool abrupt den Kopf und Kepler hörte ihn auf die vierhundert Meter fauchend zischen. Durch die Vergrößerung rückten die dolchartigen Stoßzähne ins Absehen. Beide waren blutbeschmiert.

Der Gool sprang hoch. Kepler nahm höher, feuerte und das Geschoss zerfetzte den Kopf des Gools. Einen Augenblick lang verharrten der große Körper und die ausgebreiteten Flügel, während über ihnen eine dunkle Wolke aus Bluttropfen aufstieg und Teile des Kopfes auseinander flogen. Drei weitere Geschosse köpften das Monster vollständig. Der vierte Schuss riss ein Loch in die Brust des Gools und er kippte um. Der rechte Flügel wurde dabei vom Rumpf zertrümmert, der linke deckte den Kadaver wie ein makaberes Leichentuch ab.

Kepler wartete feuerbereit mit dem Finger am Abzug.

Eine Minute verging, dann noch eine. Es rührte sich überhaupt nichts. Noch eine Minute verstrich quälend langsam, und die nächste. Dann spannte Kepler sich an. Doch es war nicht wegen eines außerirdischen oder monströsen Geräusches. Sondern wegen einer völlig und zutiefst menschlichen Regung. Darr und die Gondwaner erhoben sich, unfähig nach Stunden im stillen Grauen noch länger auszuharren. Der Morgen war da und mit ihm die Hoffnung.

Die Menschen richteten sich taumelnd auf, sahen in den aufhellenden Himmel und atmeten gierig die würzige Luft des afrikanischen Morgens. Diesen einen Augenblick konnten ihnen kein Monster und keine Außerirdische nehmen.

Den nächsten schon.

Die zögernden Lächeln verschwanden jäh und die Afrikaner und Darr verharrten wie gelähmt, als der Kadaver des fliegenden Gools sich plötzlich bewegte und ein dünner langer Körper mit heftigen Schlägen großer Flügel in die Höhe schnellte. Kepler schoss, aber die Kugel traf nicht.

Kepler verfolgte den zweiten Flug-Gool mit dem Gewehr und rechnete die Schussparameter nach, aber das Monster entfernte sich sehr schnell und stieg dabei rasant auf. Im selben Moment als Kepler feuerte, änderte der Gool die Flugrichtung abrupt nach Osten. In seinem rechten Flügel bildete sich zwar ein ausgefranstes Loch, aber im nächsten Augenblick war das Monster gegen die gleißende Sonne nicht mehr auszumachen.

Nach zwei Sekunden begannen Keplers Augen zu tränen. Bevor er sie abwenden musste, um sie vor dem grellen Licht zu schützen, sah er am oberen Rand der Sonne eine Bewegung, als der Gool sich in der Luft drehte. Kepler kniff die Augen zusammen, öffnete sie gleich und sah auf die Erde herunter, damit sie sich regenerierten. Einen Moment später hörte er erschrockene Aufschreie. Er kniff die Augen zweimal zusammen und sah hoch.

Der Gool hatte nicht nur eine Überschlagrolle geflogen, er raste jetzt in nur fünfzehn Metern über dem Boden auf die Gruppe zu, und zwar direkt aus der Sonne. Darr blieb bei Kepler, die anderen warfen sich panisch auf die Erde. Einzig Toii stand unschlüssig da und blinzelte erstaunt in die Sonne.

Kepler hob das Gewehr wieder an. Er hatte nicht viel Zeit, aber die musste reichen, damit seine Augen sich an das grelle Licht gewöhnten.

"Toii, renn nach links!", brüllte er. "Nach links rennen! Los!"

Als wenn er für die klare Anweisung, den Köder zu spielen, richtig dankbar wäre, hastete der Riese los.

Kepler blickte nach vorn. Die Ablenkung funktionierte, er sah eine Bewegung zur Seite hin. Eine Sekunde später war die schwarze Silhouette deutlicher. Der Gool hatte die Richtung geändert, er jagte jetzt rasant auf Toii zu.

Doch das Monster war nicht schneller als ein Lapua-Magnum-Geschoss, der Riese war noch weit genug von ihm entfernt und Kepler nahm sich ein wenig Zeit, um das Bewegungsmuster des fliegenden Gools zu studieren.

"Warum fliegt er so tief, soll es später regnen, oder was?", murmelte er.

"Was?", keifte Darr ihm ins Ohr.

"Ist eine Bauernregel und ich überlege wie der Tag werden...", begann Kepler.

"Wer immer die Regel aufgestellt hat – sind Sie ein Meteorologe oder ein Schütze?", brüllte Darr. "Nun ballern Sie doch endlich!"

Toii sprintete mit kerzengeradem Rücken, die Knie und die angewinkelten Arme weit hebend, und blickte dabei über die Schulter. Dennoch war er erstaunlich schnell, er wirbelte sogar eine ansehnliche Staubfahne auf. Aber der Gool war viel schneller, in wenigen Sekunden war er nur noch knapp einhundert Meter von Toii entfernt. Mit schnellen, abgehackten Flügelschlägen stieg er fünfzehn Meter höher, um sich von oben auf den rennenden Riesen zu stürzen.

Als er den Kopf wieder senkte, drückte Kepler den Abzug. Drei Projektile rissen den Schädel des Monsters auseinander und der Gool wurde vom feinen dunklen Blutnebel umhüllt, während er sich in der Luft überschlug. Die ausgebreiteten Schwingen verdrehten sich im Luftstrom und brachten den Gool ins Trudeln. Über die Schulter blickend rannte Toii weiter, während das Monster unförmig hinter ihm her schlingerte und zu Boden stürzte. Seine Flügel flatterten wie zwei große dunkle Lappen neben ihm, dann brachen ihre Knochen und sie legten sich an den wirbelnden Körper an. Im nächsten Augenblick schlug der Gool in die Savanne ein. Die in die Höhe ragende Spitze des Schwanzes verschwand als letzte in einer mächtigen Wolke aus Staub und Erdlumpen.

"Waidmannsheil", murmelte Kepler mit grimmiger Genugtuung und senkte das Gewehr. "Drachen grounden kann ich auch."