2. Wuchtig, als wenn sie aus flüssigem Blei wären, brandeten die dunklen Wellen gegen das felsige Ufer und brachen sich grummelnd in unzählige schwere Tropfen und träge abfließende Schaumfetzen. In der kabbeligen Dünnung vor der Küste schaukelte verloren eine kleine weiße Yacht mit schlaffen Segeln.
Die Gischt spritze am Bug hoch und der Mann hob unwillkürlich die Hand noch bevor sein Gesicht von feinen Wassertropfen benetzt wurde. Im selben Moment kippte die Yacht, und die Frau, die vor dem Aufbau saß, schrie warnend auf, doch der Mann klammerte sich gleich am Geitau fest. Ohne sich zu freuen, nicht über Bord gegangen zu sein, starrte er weiter zum Ufer.
"Unser Empfangskomitee ist wohl tot", konstatierte er.
Seine Worte klangen weder enttäuscht noch verzweifelt, sondern nur müde und ergeben. Die Frau nickte daraufhin lediglich.
"Ja. Seit ein paar Tagen schon", ergänzte sie sachlich.
Die Klippen waren keine zwei Meter hoch, und der Mann und die Frau konnten deutlich den dichten Wald fünfzig Meter hinter der Küstenlinie sehen. Die Bäume schirmten diesen Uferabschnitt gegen den Rest des Kontinents fast blickdicht ab und ließen ihn abgeschieden und fast schon vergessen wirken.
Direkt an den Klippen stand ein doppelstöckiges Haus. Es hatte nicht die graue Farbe, die die Maschinen für alle Dinge verwendeten, die sie herstellten. Das einsame Haus hatte ein dunkles spitzes Dach und seine Wände waren in demselben ruhigen Weiß gestrichen wie die Yacht.
Seine glaslosen Fenster klafften düster wie schwarze Flecke auf das Meer hinaus. Das filigrane Eisendrahtgeländer der kleinen Treppe, die vom Haus hinunter zum Meer führte, war zu einem klobigen Knäuel verformt. Am Ufer ging die Treppe in einen schmalen Steg über, der einst mit sorgsamer Präzision auf eleganten Stelzen aufgestellt worden war. Jetzt war von ihm nur noch ein kurzes Stück übriggeblieben. An seinem zersplitterten Ende hing wie aufgespießt ein Unterwasserfahrzeug. Es lag schräg im Wasser und wurde leicht von den Wellen hin und her bewegt. Die in seiner Seite steckenden Streben des Stegs quietschen dabei mal leise, mal hell knirschend. Die wie von einem mächtigen Schlag deformierte Einstiegsluke an der Seite war halb offen und bei größeren Wellen strömte durch sie aufschäumendes Wasser ins Innere des Bootes.
Die weiße Hausfassade um die fehlende Tür war an der Treppe verfärbt. Die verschmierten Flecke sahen fast schwarz aus. Es war getrocknetes Blut.
Plötzlich huschte eine unförmige rötliche Kreatur aus der Tür zum Ufer herunter, verharrte dort kurz und sprang dann in die Wellen. Fast sofort darauf hallte ein winselndes Knurren über die Brandung, und einige Sekunden später krabbelte die Kreatur zurück auf die Felsen. Sie richtete sich auf und schüttelte das Wasser ab. Dann drehte sie sich um und sah zur Yacht.
"Ein neuer Gool", flüsterte die Frau verzweifelt, "es hört einfach nicht auf..."
Die Kreatur am Ufer mutierte noch, die Verwandlung des Menschen in einen Gool war noch nicht vollendet. Das Monster hatte schon einen Schwanz, der immer wieder auf die Erde peitschte, und aus seiner Fratze ragten zwei lange Stoßzähne heraus, aber sein linkes Bein war länger als das rechte, und viel dünner. Unter seiner Haut beulten sich Muskeln aus, und das ließ das Monster sichtbar wackeln. Seine knorrigen Arme hingen bis zu den Knien und zuckten, weil aus den Fingern gebogene Krallen wuchsen, während die letzten filzigen Haare vom Kopf des Monsters herunterfielen. Das Eiter, das aus den Pusteln auf seiner rötlichen Haut trat, vermischte sich mit dem Salzwasser zu einem gelben Schleim und floss träge nach unten. Der Gool, der von der halbwegs aufrechten Haltung abgesehen immer weniger an einen Menschen erinnerte, schüttelte sich.
Plötzlich hörten seine Zuckungen auf. Einen Moment lang stand er reglos da, dann sank er auf alle Viere, schlang den Schwanz um die Beine und verharrte wieder, die roten Augen ohne zu blinzeln auf die Yacht gerichtet.
Es brauchte nicht zu schwimmen, sondern nur zu warten. Der Wind trieb die Yacht zwar langsam, aber beständig zum Ufer hin. Früher oder später würde der Gool zu fressen bekommen, und zwar ohne Mühe.
Der Mann sah sich um. Sein Blick zum Ufer und über die Yacht, die wie eine Nussschale inmitten endloser Trostlosigkeit schaukelte, war hilflos.
"Vier Jahrtausende lang wusste nur der Wissende Kreis von der Existenz dieses Hauses", krächzte er, "aber die Gools haben nur drei Jahre gebraucht, um es zu finden." Er warf einen Blick auf das Monster. "Ob das da der Heiler ist?"
"Nein", sagte die Frau apathisch, "er ist zu wichtig, als dass er uns selbst abholen würde. Der Lehrer hat es ihm ausdrücklich verboten, als er uns losschickte."
Die Antwort änderte nichts. Sie war lediglich der Versuch, eine halbwegs normale Unterhaltung zu führen – angesichts eines grausamen Todes.
Nur der interessierte den Mann noch. Aber er stand nicht unmittelbar bevor.
"Hör mal, Norri", begann er bemüht munter, "wenn die Gools schon dieses Haus gefunden, alle Menschen dort gefressen und nur einen einzigen befruchtet haben, dann sind wir bestimmt die letzten beiden Menschen auf dem Planeten."
"Sind wir nicht", erwiderte die Frau ein wenig lebhafter.
"Na gut", meinte der Mann. "Aber für uns gibt es trotzdem kein Entkommen."
Es klang fast gleichgültig und ein bisschen danach, als ob er sich rechtfertigen würde. Dabei hatte die Frau nicht einmal leise geseufzt.
"Was willst du, Sex?", erkundigte sie sich mit einem geizigen Lächeln.
"Was sollen wir sonst tun?", fragte der Mann zurück. "Der Computer ist ausgefallen, deswegen läuft weder die Maschine, noch können die Segel gesetzt werden. Nicht einmal der Anker kann noch geworfen werden."
"Ah", machte die Frau nur.
"Wir schaffen es niemals zurück nach Hause, schon gar nicht zu Fuß", führte der Mann aus. "Nicht einmal bis an unser Ziel. Auch mit intaktem Computer wären es noch einige Tagesreisen bis zum Kraftwerk. Aber die Steuerung ist kaputt und wir haben fast kein Wasser und so gut wie kein Essen mehr..." Der Mann verstummte, als mehrere fliegende Fische aus den Wellen sprangen und dabei in der Sonne aufblitzten. Der Mann verfolgte den zweihundert Meter langen Flug des Schwarms mit leerem Blick. Nachdem die Fische wieder im Meer verschwunden waren, sah der Mann verloren die Frau an. "Wir können nirgends Wasser und Essen besorgen", behauptete er endgültig, "und auch wenn der Gool weggeht, es sind bestimmt noch seine Eltern in der Nähe."
Auf seinen abwartenden Blick hin nickte die Frau zustimmend.
"Also dann lass uns das Wenige, das wir noch haben, verfressen und versaufen und zwischendurch Liebe machen", schlug der Mann vor, "während dieser widerliche Gool da am Ufer hockt und auf sein Abendessen wartet."
"Und dann?", interessierte die Frau sich beinahe gleichmütig. "So wie der Wind steht, werden wir zum Nachmittag ans Ufer getrieben sein."
"In der Zeit schaffe ich es mindestens drei Mal", behauptete der Mann. "Dann sind wir satt und befriedigt, zeigen dem Biest unsere nackten Hintern und schlucken das Hypnotikum. Im Schlaf werden wir nichts spüren."
Einige Sekunden vergingen. Die Frau sah zum Monster am Ufer, dann auf die Shorts ihres Begleiters. Sehr langsam erhob sie sich und griff mit einer Hand hinter den Rücken. Im nächsten Augenblick wurden die Bändchen des Oberteils schlaff und die kleinen Stoffstücke gaben den Blick auf die ungebräunte Haut um die Brustwarzen frei. Die Frau stellte sich auf die Knie und löste den Knoten des Höschens an ihrer linken Hüfte.
"Dann fang an", forderte sie aufreizend auf.
Während der Mann den Bug verließ, warf sie den Bikini weg und legte sich hin. Ihr Begleiter streifte die Shorts ab, warf einen Blick zum Ufer und vergrub den Kopf mit einem triumphierenden Lächeln zwischen ihren Brüsten.
Noch bevor der Abend anbrach, war die Yacht nur noch fünfzig Meter vom Ufer entfernt. Der Mann und die Frau saßen nackt auf dem Deck. Neben ihnen lagen vier leere Flaschen, zwei große Esspulverpäckchen und die Maschine, die es zu jedem beliebigen Gericht verarbeiten konnte. Der Mann sah bedauernd auf die großen Brüste seiner Begleiterin, dann wanderte sein Blick wieder zum Ufer.
Der Gool erhob sich. Er krümmte sich kaum noch und seine Proportionen waren ausgewogener. Unter der jetzt fast überall glatten Haut beulten sich gewaltige Muskeln aus. Das Monster schien nun Ungeduld zu empfinden, um seine Verwandlung vollenden zu können. Obwohl es sich seiner Mahlzeit eigentlich ganz sicher sein konnte. Die Menschen hatten keine Chance zu entkommen.
"Wird Zeit", sagte der Mann.
Er griff hinter sich und nahm eine durchsichtige Ampulle in die Hand, die mit mehreren grünlichen Pillen gefüllt war.
"Noch eine Minute", bat die Frau.
Sie klang sehnsüchtig. Jetzt wollte sie nicht mehr einfach sterben.
Aber sie hatte nur die Wahl zwischen den Wellen und den Zähnen des Monsters. Sie drehte sich um und streckte die Hand aus. Der Mann schüttelte vier Pillen aus der Ampulle in ihre zitternde Hand.
"Los", drängte er. "Wenn die Bestie es rafft, den Rest des Steges zu benutzen, ist sie in einer Sekunde bei uns."
Im nächsten Moment hoben nicht nur die beiden Menschen die Köpfe, sondern auch das Monster am Ufer.
Hoch über ihnen dröhnte die Luft. Aus dem Westen, wo der Himmel sich langsam rot zu färben begann, raste etwas in großer Höhe auf die Küste zu.
"Warum mussten wir denn das Boot benutzen, wenn es doch noch Raumschiffe gibt?", fragte der Mann verdattert.
"Es ist keines von unseren", erwiderte die Frau nach zwei Sekunden.
Das längliche Objekt erinnerte an einen Hai, nur dass es an dessen Seiten statt Flossen zwei Treibwerksgondeln gab. Auf den zweiten Blick mutete das Raumschiff noch kompromissloser böse an als das Monster.
Plötzlich trennte sich ein Punkt von dem riesigen Gebilde und jagte, einen kaum merklichen Rauchschweif hinter sich herziehend, zur Küste. Das Geräusch des Sturzes wurde zum hohen Kreischen und übertönte das Dröhnen des Raumschiffes. Der durch die Reibung rötlich erhitzte Rumpf der schnittigen Kanzel rauschte über der Yacht, dann über das Monster hinweg, und verschwand hinter den Klippen aus der Sicht der Menschen.
Der Aufschlag war dumpf und eine Wolke aus aufgewirbelter Erde und Baumblättern stieg in die Luft. Die Menschen blickten erstaunt und ratlos zum Ufer.
Das Monster schien die Yacht vergessen zu haben. Wie ein Hund, der Witterung aufnahm, hob es die Fratze zu den Felsen über ihm.
Der Mann kniff die Augen dreimal zusammen, für einen Moment hatte er das Gefühl gehabt, etwas am Klippenrand gesehen zu haben. Aber da war nichts, nur der Sand wurde an manchen Stellen seltsam aufgewirbelt. Der Gool drehte sich unschlüssig nach links. Dann senkte er langsam den Kopf und hob die Arme an, als wenn er jemanden angreifen wollte. Der Mann fragte sich erstaunt, wen bloß, als das Monster fauchend die linke Hand in einer schnellen Bewegung nach vorn schleuderte. Die langen scharfen Krallen zischten nur durch die Luft ohne etwas zu berühren. Plötzlich sprang der Gool nach vorn und riss das Maul auf. Was auch immer er zerfleischen wollte, da war einfach nichts.
Doch der Gool hatte keine Wahnvorstellungen. Sein Angriff, dem niemand auf der Welt standzuhalten fähig war, wurde von der leeren Luft abgewehrt.
Der Kopf des Gools wurde von einem brutalen Schlag heftig zur Seite geworfen. Dann erst, wie am Rande seiner Wahrnehmung, sah der Mann, dass das Monster mehr als pures Nichts angriff. Dort war etwas, das für einen Moment wie ein verdichteter Windstoß anmutete. Dieser kaum erkennbare, schimmernde Lufthauch schleuderte das Monster mit einer solchen Wucht von sich, dass es drei Meter entfernt direkt an der Wasserlinie auf die Steine krachte. Es rappelte sich benommen hoch, wurde aber von einer Welle erfasst, die es von den Füßen riss und unter sich begrub. Als das Wasser abfloss, stemmte der Gool sich erneut hoch und kam mühsam auf alle Viere. Im selben Moment bildete sich zwischen ihm und seinem unsichtbaren Gegner ein gleißend weißer Blitz. Er hatte keine Verästelungen und spannte sich gerade wie eine scharf umrissene, dünne Nadel purer Energie. Sein Ende berührte den Kopf des Gools und schmetterte ihn in den Sand. Der Blitz erlosch. Wie aus dem Nichts breitete sich ein feines Netz aus und legte sich über das Monster. Dann brach die nächste Welle sich über ihm. Nachdem sie zurückgerollt war, lag der Gool so straff vom Netz verschnürt da, dass es nur leicht den Kopf bewegen konnte. Benommen hob er ihn ein wenig an. Im nächsten Moment wurde das grässliche Haupt vom Fuß des für einen Augenblick aufschillernden Lichtschattens niedergedrückt.
Die nächste Welle brach sich am Ufer. Zuckende weiße Blitze spannten sich knisternd um den diffusen Lufthauch und gaben ihm eine verwischte Kontur, die sich zu einer Silhouette verdichtete. Als die Blitze und das Wasser verschwanden, sahen der Mann und die Frau ein seltsames Wesen sich über den Gool beugen. Es sah humanoid aus. Und war genausowenig menschlich wie das Monster.
Die Gestalt war groß, schlank und ein wenig rundlich, beinahe zierlich, ihre Bewegungen waren jedoch kraftvoll und präzise. Der graziöse Körper wurde straff vom enganliegenden Anzug mit Kapuze umhüllt. Als die Gestalt sich bewegte, brach sich das Licht an dem kaum wahrnehmbar strukturierten Stoff wie an den Facetten eines Diamanten. Der Anzug schillerte aber weder farblos noch in Regenbogenfarben, sondern nur mit einem blassen grünlichen Stich.
Mit einer weit ausholenden Bewegung rammte die glitzernde Gestalt etwas in den Hals des Gools und sprang auf. Der Mann und die Frau sahen eine große, mit blauer Flüssigkeit gefüllte Spritze, die sich sogleich selbständig entleerte, während die Gestalt den Gool aus der Reichweite der Wellen schleifte.
Nach einigen Metern ließ sie das Monster los. Drei Sekunden vergingen. Der Gool krümmte sich plötzlich in fürchterlicher Agonie. Das Netz schnitt sich erst tief in seine harte Haut ein, bevor es aufzureißen begann. Die Gestalt im grünlichen Anzug rührte sich nicht. Plötzlich wurde der Gool völlig reglos und dickes dunkles Blut begann aus seinem Maul zu sickern. Mit einer fließenden Bewegung ergriff die grünliche Gestalt einen der beiden Stöcke, die quer über ihrem Rücken hingen, und richtete ihn auf das Monster. Aus dem Ende des dicken, anderthalb Meter langen Gegenstandes schoss ein Lichtstrahl heraus.
Er war heller und intensiver als der erste Blitz. Und verdampfte das Monster innerhalb eines Augenblicks zu einer winzigen Wolke schwarzen Rauchs und einem Umriss aus Achse, der sogleich vom Wind verweht wurde.
Die grünliche Gestalt drehte sich zur Yacht.
Der Mann und die Frau starrten wie gelähmt zum Ufer. Aus irgendeinem Grund waren sie nicht imstande, sich über ihre Rettung zu freuen.
Dann wussten sie, warum. Die seltsam anmutige Gestalt im grünlichen Anzug hatte zwar weder die grauenhaften Klauen des Gools noch die gleichen entsetzlichen Stoßzähne. Dafür hielt sie eine Waffe in den Händen. Doch noch fürchterlicher als sie, war die Maske, die die Gestalt trug. Die ließ beide Menschen erzittern und ersetzte jeden ihrer Gedanken durch maßlose unbändige Furcht.
Die Gestalt legte den Kopf leicht schief und musterte den Mann und die Frau ruhig und eingehend durch die düsteren Augenhöhlen in der filigranen, aber grotesk plastischen Abbildung des menschlichen Totenkopfes unter der Kapuze.
Die Yacht war nicht mehr weit vom Ufer entfernt. Die Frau schrie auf, als die Gestalt in einem weiten Satz auf einen Felsen sprang. Dort ging sie in die Hocke, dann schnellte sie aus der Bewegung heraus in die Luft. Während sie leicht und mühelos im hohen Bogen das Wasser überflog, zog sie sich zusammen. Als sie direkt vor den Menschen landete, berührten ihre Hände und ihr linkes Knie kurz das Deck. Dann drehte die Totenmaske sich bedächtig zu den Menschen, und grazil balancierend, weil die Yacht leicht krängte, erhob die Gestalt sich.
Der Mann taumelte rücklings und fiel nur deswegen nicht um, weil er gegen den Aufbau anstieß. Unfähig sich zu bewegen, sah er zu der Gestalt.
Er hatte sich von ihr für sich selbst und seine Begleiterin die Chance auf Weiterleben erhofft. Jetzt hatte er nicht nur die Frau völlig vergessen, er war nicht einmal mehr imstande, an sich selbst zu denken. Ausufernde Angst überflutete jede einzelne Zelle seines Körpers und das einzige was er noch spürte, war sein eigener Urin, der an seinem Bein herunterrann. Seine Beine gaben nach und er rutschte am Aufbau nach unten. Die grünliche Gestalt bewegte einmal kurz den Kopf in einer Geste, die Verachtung ausdrückte. Aber der Mann war nicht einmal fähig, um sein Leben zu betteln, schon gar nicht, darum zu kämpfen.
Die Frau wusste nicht minder gut, dass es für sie keine Rettung gab. Aber sie überwand die eisige Kälte, die sie lähmte. In einer schlecht koordinierten Bewegung warf sie sich zur Seite. Die Reeling beendete ihre hastige Flucht fast sofort, aber sie wuchtete sich mit letzter Kraft über die glänzenden Rohre und schlug mit dem Kopf gegen das Deck, bevor sie ins Meer fiel.
Die grünliche Gestalt sah auf den kleinen Blutfleck hinter der Reeling, dann beugte sie sich über den Mann. Die Bewegung verriet ratloses Erstaunen.
Aber der Mann war zu nichts mehr fähig. Er schloss lediglich die Augen in der Gewissheit, dass er gleich sterben würde. Unendliche Schwermut machte sich in seinem Herzen breit, weil er nichts dagegen tun konnte.
Weder Freude noch Erleichterung überkamen ihn, als er einige Sekunden später feststellte, dass er immer noch atmete. Und es war ihm völlig gleichgültig, dass die grünliche Gestalt ihn wie einen Sack auf die Schulter wuchtete, auf den Steg sprang und zur Treppe lief. Für einen Moment erblickte der Mann die Frau im Wasser neben der Yacht. Sie drückte sich in ihren Schatten, hielt sich am Rumpf fest und sah hilflos zu wie er weggetragen wurde.
Tiefes Bedauern darüber, das Schlafmittel nicht genommen zu haben, war das einzige was der Mann verspürte, während er fortgetragen wurde. Ohne jede Gegenwehr wartete er auf den Tod und wünschte sich nur, es würde schnell gehen.