Epilog – Ein ganz normales Leben

 

Das glückliche Ende war nur der Anfang eines völlig neuen Kapitels meines Lebens. Das Kapitel trug die Überschrift ‚Mein Leben als Vampir‘ und erwies sich nach relativ kurzer Zeit als sehr ähnlich zum Leben eines ‚normalen‘ Menschen. Ich schloss meine Schule ab und meldete mich daraufhin zusammen mit Cináed und Ayden in einer Universität an, in der ich Chemie studierte. Auch der Schwarzhaarige schrieb sich für diesen Studiengang ein, nur Cináed zweigte sich komplett von uns ab, indem er sich der englischen Sprache verschrieb – im Nachhinein vertraute er mir mal an, dass er das nur wegen der vielen weiblichen Teilnehmerinnen getan hatte. Entgegen meiner Vermutung waren Cináed und Kira nicht zusammen gewesen. Kiras Verlust hielten wir in Ehren, auch wenn wir uns natürlich nicht gerne daran erinnerten. Wo wir wohnten? Im Haus der Phynix natürlich, neben den zwei Wohnungen in der Nähe der Universität – eine für mich und Ayden und eine für Cináed und seinen doch recht häufig dort aufschlagenden Besuch.

„Hättest du je gedacht, dass es mit uns beiden einmal so endet?“, fragte mich Ayden eines Abends nach einem ereignisreichen Tag im chemischen Labor, während wir auf unserem Sofa saßen und einen Film guckten.

„Nie im Leben ... auch wenn es mir damals vielleicht als ein Albtraum erschienen sein könnte“, neckte ich ihn, woraufhin er ein gekränktes Gesicht machte.

„Albtraum? Na vielen Dank. Die gemeinsame Zeit mit einem der begehrtesten Jungen der Schule als ‚Albtraum‘ zu bezeichnen ... stimmt, das sähe dir ähnlich“, lachte er dann und ich kuschelte mich an ihn. So viele Menschenleben lagen noch vor uns – ob nun in trauter Zweisamkeit oder in einer liebevollen, großen Familie – und das Einzige, was uns von den Menschen unterschied, waren die allmonatlichen Ausflüge in die Wildnis, in denen wir unsere Dosis Blut trinken mussten.

 

 

 

Ich bleibe dabei. Im Vergleich zu dem Albino und seinen Leuten sind wir mehr ‚Mensch‘ als alle anderen. Denn schließlich sind es die inneren Werte, die einem zu dem machen, was man ist, und nie traf ich reinere, herzlichere und liebenswertere Leute, als die Familie Phynix – und das, obwohl ich sie noch nicht einmal gesucht hatte ...