Sport ist Mord?!

 

Mein Blick musste tiefste Unwilligkeit ausdrücken, denn so fühlte ich mich auch. Ich wusste noch nicht einmal, dass es erlaubt war, sich einfach mal so für eine Sporteinheit in den Unterricht zu schleichen und gleich darauf wieder zu verschwinden. Amber, die blonde Gefahr, wie ich sie gerne nannte, hatte diese Aktion vollbracht und stand nun neben mir und Vivian in einer Reihe vor Mr. Warner. „Ihr alle wisst ja bereits, dass wir uns für die nächste Woche mit der rhythmischen Sportgymnastik beschäftigen wollen“, eröffnete der Lehrer die Stunde unter allgemeinem Gestöhne der Jungs. Na ja, nicht aller. Ayden blieb wie immer ganz cool und unbeeindruckt. „Dazu sollt ihr euch zu kleinen Gruppen zusammentun und eine Kür für jedes Mitglied entwerfen. Am Donnerstag werde ich dann die jeweiligen Küren bewerten. Auf, auf!“, beendete Mr. Warner seine kurze Rede. Blitzschnell war Ayden an meiner Seite und auch Vivian schien es recht eilig zu haben, mit mir in eine dieser Gruppen zu kommen, was ich, wenn ich fies war, wohl Amber zu verdanken hatte. Vivian hatte mir anvertraut, dass sie die Blonde auch nicht sonderlich gut leiden konnte. „Ladies first“, meinte Ayden nur, als wir uns in eine Ecke des Sportplatzes verzogen hatten.

„Wie wäre es erst einmal damit, dass wir uns die einzelnen Bestandteile einer Kür ansehen und ausprobieren, was jeder von uns am besten kann?“, schlug ich vor.

„Ich wollte eigentlich schon eine Kür festlegen“, erwiderte Vivian überrascht.

„Unklug“, antwortete ich nur. „Weil du noch nicht weißt, zu welcher Musik du deine Kür vorführst. Musik und Kür müssen zusammenpassen.“

„Aber Mr. Warner hat gar nichts von Musik gesagt“, gab die andere verwirrt zurück.

„Mit Musik kommt es aber besser“, zuckte ich mit den Schultern. „Mir egal, was ihr macht, ich jedenfalls mache meine Kür zur Musik. Ich muss nur mal Mr. Warner fragen, ob er einen tragbaren CD-Player hat.“ Damit verließ ich die beiden und hakte nach.

Bis zum Donnerstag war ich nicht wirklich dazu gekommen, während des Unterrichts meine Kür zu üben, da ich mich in der Zeit gemeinsam mit Ayden um die Kür von Vivian und ihm zu kümmern hatte. Er hatte zwar sehr gute Ideen, übertrieb es jedoch an manchen Stellen, sodass seine einzelnen Bestandteile mehr der Akrobatik zuzuordnen waren, was natürlich einer Korrektur bedurfte, wie auch Mr. Warner bestätigte. Ich hatte überhaupt kein Problem damit. Nach der Schule hatte ich ohnehin immer viel Zeit und mein Garten bot sich geradezu an, dort zu üben.

Am Donnerstag schließlich schleppte Mr. Warner den CD-Player mit zum Sportplatz, hinter ihm eine Verlängerungsschnur, und schloss alles an. Ich hielt mich im Hintergrund, als der Lehrer nach Freiwilligen verlangte. Neben Ayden, der so selbstsicher wie eh und je war – zu Recht – meldete sich zu meinem Erstaunen auch Amber. Sie schien wohl etwas von rhythmischer Sportgymnastik zu verstehen. Deswegen sah sie mich wahrscheinlich auch so provozierend an. Sie wollte mir also zeigen, dass sie zumindest in einer Sache besser war als ich. Ich hob nur eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Zunächst führte Ayden seine spektakuläre Kür vor, was, als er zum Ende kam, begeisterten Applaus zur Folge hatte. Er war definitiv geboren für alles, so schien es mir jedenfalls. Selten hatte ich so viel Eleganz in einem für Männer nicht peinlichen Maß gesehen, wie bei ihm, ganz zu schweigen von seiner Beweglichkeit, die die einer Profigymnastikerin noch weit in den Schatten stellte.

Nach ihm kam Amber. Es sah zwar nicht schlecht aus, was sie ablieferte, aber – erst recht nach Ayden – es überzeugte mich nicht. Teilweise wirkte es zu abgehackt, weil sie, so schien es jedenfalls, zu sehr darauf bedacht war, sich so elegant wie möglich zu bewegen, worunter die Übergänge zwischen den einzelnen Kürbestandteilen zu leiden hatten. Vivian schlug sich gut, wenn man bedachte, was für Schwierigkeiten sie am Anfang gehabt hatte. Ich wusste nicht, warum, aber ich ließ mir Zeit, bis ich die Letzte war, die vorführen sollte. Ich reichte Mr. Warner meine CD, die er einlegte und darauf wartete, dass sie spielte. Sobald die Musik, ein Stück der Klassik – welches vermochte ich nicht zu sagen, es hatte mir einfach gefallen – einsetzte, ging ich in Position, den Stock des Gymnastikbandes fest in meiner Hand. Als mehr Instrumente einsetzten, begann ich mit einfachen Figuren wie der Waage, doch je mehr und je schneller die Musik ging, desto komplexer wurden auch meine Figuren und desto komplizierter schnitt das Band durch die Luft, bis ich schließlich beim ‚Finale’ den Stock und somit das Band hochwarf, sprang, im Spagat landete und den Stock daraufhin ohne hinzusehen mit der anderen Hand fing. Kurze Stille, dann Applaus. Das war schon mal ein gutes Zeichen, da bis dahin nur Ayden so stürmisch und Amber zögerlich Beifall bekommen hatte. Ich wickelte das Band auf, gab es dem Lehrer zurück und lief dann zielstrebig zu den Umkleiden. Wir hatten ohnehin ein wenig überzogen und das war die Ausrede, mich keinen Fragen stellen zu müssen.

In Windeseile zog ich mich um, packte meine Sachen zusammen, warf mir meinen Rucksack über die Schulter und machte, dass ich aus der Schule kam. Schnell war ich wieder Zuhause, ohne dass ich auf jemanden getroffen war. Mein Rucksack landete in einer Ecke in der Küche, als ich diese betrat, um mir Essen zu machen. Ich hatte mich mal wieder geweigert, etwas aus der Kantine zu mir zu nehmen, was bei Vivian auf Protest gestoßen war, bei Amber und Lorelei jedoch den Verdacht geweckt hatte, ich sei auf Diät. Ich rollte nur mit den Augen und schlang meine Nudeln mit Käsesahnesoße hinunter. Ich wollte heute noch ein wenig lesen und die leidige Aufgabe des E-Mail Schreibens an meine Eltern übernehmen. Ich beschloss, dass ich zuerst das Unangenehme hinter mich bringen würde, um dann zum Angenehmen übergehen zu können.

Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett, klappte meinen Laptop auf und wartete die paar Sekunden, bis er hochgefahren war. Dann klickte ich mich durch bis zu meinem E-Mail Account, den ich mir extra für die Mails meiner Eltern angelegt hatte, damit ich eventuelle Nachrichten von ihnen nicht sehen musste, wenn ich meine ‚normalen’ Mails checkte. Wie zu erwarten war, hatte sich ein wahrer Katalog zusammengesammelt, was nicht wirklich verwunderlich war. Seit ich nach Neuseeland gekommen war, besaß ich diesen Account, und seitdem hatte ich ihn nie geöffnet. Meine Entscheidung, die Mails meiner Eltern zu ignorieren, war eine gute gewesen. Die meisten Mitteilungen, beziehungsweise alle, bezogen sich auf die durchgeführte Überweisung des Geldes auf mein Konto. Als die Zwei jedoch gemerkt hatten, dass ich auf ihre Hinweise nicht reagierte, hatten sie diese sein gelassen. Dementsprechend war die neueste Mail jene, die mir mein Vater am Sonntag, dem 10. Mai geschrieben hatte. Misstrauisch klickte ich sie an; es konnte kein Zufall sein, dass er mir exakt an dem Tag geschrieben hatte, an dem mir meine Mutter einen Besuch abgestattet hatte. Die Mail wurde geöffnet und ich las:

 

   Liebe Leyla,
zunächst einmal entnehme ich aus den ausbleibenden Antworten meiner ‚Finanznachrichten’, dass es nichts zu beanstanden gab und gibt und du somit das Geld planmäßig erhalten hast. Das ist gut. Zum anderen wollte ich mal fragen, wie dein Treffen mit Konstanze verlaufen ist. Was hat sie erwähnt? Was wollte sie?

Aha, er wollte also wissen, was sie hinter seinem Rücken über ihn sagte. Er war noch nie besonders gut darin gewesen, seine wahren Beweggründe zu verbergen. Wohl die einzige Gemeinsamkeit mit meiner Mutter.

 

Als Drittes und Letztes wollte ich dir noch mitteilen, dass ich dich zu einem Ausflug einlade, wobei ich davon ausgehe, dass du mich und Nadja begleitest. Es ist bereits alles geregelt, du bist von deiner Schule freigestellt und der Flieger ist gebucht. Ein ‚Nein’ akzeptiere ich nicht. Jetzt fragst du dich sicher, um was es geht, oder? Es ist nur ein harmloses Ski-Wochenende im Coronet Peak  zusammen mit mir, Nadja, dir und einem Freund deiner Wahl. Du bist ab dem 21. Mai vom Unterricht befreit, wobei an dem Tag dein Flug nach Queenstown geht. Dort treffen wir uns dann, unsere Flüge kommen relativ zeitgleich an. Bis dahin.
Liebe Grüße
Rupert


Wie gelähmt las ich mir die Zeilen ein zweites Mal durch, doch ihr Inhalt blieb zu meinem Horror derselbe. Ich versuchte, alles zu ordnen und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die am interessantesten waren. Ganz vorne war die Tatsache, dass er, und das konnte er nur durch meine Mutter erfahren haben, wusste, dass ich einen Freund hatte, wobei ich mir nicht sicher war, von welcher Definition von ‚Freund’ er ausging. Zum anderen schien er mal wieder eine Neue zu haben. Nadja. Na gut, das war mir ja sowieso egal. Nun kam ich zum weniger erfreulichen Teil: Ski fahren? Mit ihm?!? Und was sollte das mit der Schulbefreiung? Dem würde ich morgen hundertprozentig nachgehen. Und was zur Hölle meinte er mit „Ein ‚Nein’ akzeptiere ich nicht.“?? Was nahm sich der Kerl heraus, bestimmen zu wollen, was ich tat und was ich nicht tat?!? Er schien irgendetwas in der Hand zu haben, sonst würde er sich niemals so weit aus dem Fenster lehnen. In dieser Hinsicht war er nämlich intelligenter als meine Mutter. Blieb nur noch die quälende Frage: Was??? Sollte ich wirklich darauf eingehen? Was geschah denn schon, wenn ich nicht mitkam? Ein entscheidender Kontrafaktor für meinen spontanen Beschluss, nicht mitzugehen, war der, dass ich Skifahren liebte, vor allem Abfahrt, wobei auch Langlauf ganz in Ordnung war. Die nächste Frage, die geklärt werden müsste: Sollte ich Ayden fragen, ob er mit mir mitkommen würde?

Ich klappte meinen Laptop wütend zu, zwar konnte die ach so empfindliche Technik ja nichts für meine Misere, aber sie hat sie mir überhaupt erst beschert. Wenn es so moderne Kommunikationswege nicht gegeben hätte ... Na gut, dann wäre ich wahrscheinlich verrückt geworden. Ich hätte mir einfach Zeit lassen sollen, nach den E-Mails zu sehen. Zwei Wochen später und ich hätte überhaupt nichts von den Plänen meines Vaters gewusst und müsste mir nicht diese Gedanken machen, die alle schlimmer waren als die anderen. Mein Laptop landete auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Kopfende meines Bettes und ich warf mich der Länge nach auf den Rücken, mein Arm über den Augen.

Ich wusste nicht, wie lange ich da so lag, ich bemerkte nur, dass es stetig dunkler wurde. Also nahm ich mich zusammen, stand auf und machte mir Abendbrot. Mir war eigentlich nicht nach Essen zumute, aber ich hatte keine Lust darauf, noch dünner zu werden, als ich ohnehin schon war. Es hielt sich in Grenzen, aber mein Ziel war es unumstritten, nicht auf das Niveau von Amber und Lorelei hinabzusinken. Den Rest des Abends verbrachte ich auf der Couch vor einem stummen Fernseher, den Blick oft zum Telefon schweifend. Ich konnte Ayden natürlich auch genauso gut in der Schule fragen, aber da war die Problematik, wer uns alles zuhören würde, allgegenwärtig. Obwohl, wenn ich bei ihm anrief, ebenfalls ... Noch dazu kam die Tatsache, dass ich weder seine Telefon- noch seine Handynummer hatte. Dementsprechend war es vollkommen unlogisch, dass ich überhaupt mit dem Gedanken spielte, ihn anzurufen, doch ich konnte mich einfach nicht davon abhalten. Ich nahm mir fest vor, ihn demnächst nach beiden Nummern zu fragen.

 

Am nächsten Tag lief ich innerlich auf und ab und legte mir die richtigen Worte zurecht. Nicht nur, dass ich zu nervös war, ihn überhaupt zu fragen, technisch gesehen musste er mitkommen, damit ich dieses Wochenende überstand. Dementsprechend befand ich mich erneut in einer Zwickmühle. Die ersten Unterrichtsstunden flogen nur so dahin, bis ich den Chemieraum betrat. Vollends gelangweilt saß der Schwarzhaarige auf seinem Platz, beobachtete jedoch aus den Augenwinkeln meine Bewegungen, wie ich sah und wusste. Ich hatte schon früh bemerkt, dass er ein sehr aufmerksamer Mensch war, in vielerlei Hinsicht. Ich holte tief Luft und ließ mich auf dem Platz neben ihm nieder. „Warum so blass?“, wollte der junge Mann sofort wissen. Seinen blauen Augen entging aber auch rein gar nichts.

„Ach ... nichts ...“, gab ich lustlos zurück. So wie das Spiel zwischen uns beiden immer verlief, würde er an dessen Ende sowieso gewinnen.

„Du weißt, dass ich dich viel besser kenne, Leyla. Was ist los?“, versuchte es Ayden jetzt einfühlsam und rückte ein Stück zu mir heran. Mein Herz schlug als Antwort darauf schneller und ich schluckte, um mich zu beruhigen.

„Nun ... ich – ähm – ich müsste dich etwas sehr Wichtiges fragen. Wenn es geht, in der Mittagspause ... und ... allein“, brachte ich es über mich. Die saphirblauen Augen meines Nachbarn weiteten sich und seine Augenbrauen verschwanden unter seinen Haaren, die er mal wieder zu einer Sturmfrisur durchwuschelt trug.

„Kein Problem“, sagte er dann und wandte sich im Gegensatz zu mir nicht unserem Chemielehrer zu, als dieser den Raum betrat, sondern behielt den Blick auf mich gerichtet. Ich konnte Neugier, Skepsis und Unsicherheit in seinem Blick ausmachen, aber auch Sorge. Offensichtlich wusste er nichts mit meiner Bitte anzufangen. Kein Wunder, für gewöhnlich mied ich es, allein mit ihm zu sein, abgesehen von den – ähm – Treffen. Das Wort ‚Date’ konnte ich im Zusammenhang mit diesem perfekten männlichen Wesen nicht einmal denken.

Natürlich ging die Stunde viel zu schnell vorbei und genauso, wie ich es mir gleichermaßen erhofft und schreckenvoll ausgemalt hatte, folgte mir Ayden wie mein zweiter Schatten. Ich machte absichtlich einen Bogen um die Cafeteria und lief zielstrebig zum Sportplatz. Bis jetzt hatten wir da immer einen ruhigen Fleck gefunden und im Moment war niemand zu sehen. Ich lehnte mich an einen der Bäume am Rand, ließ meinen Rucksack zu Boden gleiten und sah nach oben durch das Blätterdach zum Himmel. „Warum wolltest du mich sprechen?“, wollte der Schwarzhaarige sofort wissen.

„Entschuldige, wenn ich dich von deiner Familie wegreiße“, antwortete ich bissig. Ich fühlte mich alles andere als wohl in meiner momentanen Situation, da ich mir ständig die Frage stellen musste: Hätte ich ihn auch eingeladen, wenn ich nicht dringend eine Begleitung gebraucht hätte, um dieses Wochenende zu überstehen?

„Das hat doch damit nichts zu tun. Außerdem machst du nichts dergleichen. Wenn ich es nicht gewollt hätte, wäre ich schließlich nicht hier, oder?“, gab Ayden zurück, seine Stirn in leichten Falten.

„Nun ... ich wollte dich fragen ...“, ich holte tief Luft. „Ich wollte dich fragen, ob du mich am 21. Mai zum Coronet Peak begleiten würdest.“ Ich beobachtete den Schwarzhaarigen ganz genau. Seine Stirnfalten glätteten sich augenblicklich, dann weiteten sich seine Augen und seine Augenbrauen verschwanden wie zuvor im Chemieunterricht unter seinen Haaren. Ich schluckte und wartete gleichsam auf den Urteilsspruch, wie auf einen Kommentar. Ayden schien sich einen Moment fangen zu müssen, dann breitete sich langsam, beinahe schon zögerlich, ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Dir ist bewusst, dass wir an dem Tag Schule haben? Genauso wie am darauffolgenden?“, wollte er nun mit einem verschmitzten Grinsen wissen. „Nein, halt“, unterbrach er mich, als ich Anstalten machte, ihm zu antworten. „Erst mal möchte ich wissen, womit ich das verdient habe.“

„Bitte!“, flehte ich ihn schon fast mit Tränen in den Augen an. „Versteh es nicht falsch!“

„Ich höre erst zu, dann sage ich etwas“, versprach er mir.

„Mein Vater hat mich zu so einem bekloppten Ski-Wochenende eingeladen und mir freigestellt, einen Freund mitzunehmen. Ich bin für die Zeit befreit, also müsstest du dich nur noch darum kümmern ...“, erklärte ich schnell und in einem Atemzug, sodass ich mir nicht sicher sein konnte, ob er mich überhaupt akustisch verstanden hatte. Es missfiel mir, das zu sagen, denn das machte es so endgültig, aber es stimmte. Ich war heute gleich vor Schulbeginn in das Sekretariat gestürmt und hatte nachgefragt, ob ich von meinem Vater freigestellt worden war, und die Sekretärin hatte mir dies zu meinem Horror bestätigt. Wie er das angestellt hatte, oder wohl eher, wie viel Bestechungsgeld geflossen war, wollte ich lieber nicht wissen.

„Und bei dem bekloppten Ski-Wochenende soll ich dabei sein?“, hakte der junge Phynix nach.

„Wenn du dabei wärst, wäre es ja nicht mehr so schlimm“, versuchte ich es mal anders.

„Nicht mehr so schlimm?“ Verdammt, der Kerl musste mir auch die Worte im Mund umdrehen.

„Es wäre sogar erholsam“, erwiderte ich mit zusammengebissenen Zähnen.

„Deine Worte sind das Eine, wie du sie aussprichst und deine Mimik dazu das Andere“, bemerkte Ayden engelsgleich.

„Oh vergiss es!“, fauchte ich, packte meine Tasche und wollte schon davon stürmen, aber Aydens starke Hand packte mich am Handgelenk und zog mich zu ihm. Mit kurzzeitig stillstehendem Herzen sah ich zu ihm auf.

„Tut mir leid, das war meine Art, diesen wunderbaren Moment zu genießen“, erklärte Ayden beschwichtigend. „Ich hatte zwar gehofft, dass du mich mal als deine Hilfe akzeptieren wirst, aber dass du so schnell auf mich zurückgreifen würdest, hätte ich mir nicht einmal träumen lassen.“ Ich sah den Schwarzhaarigen skeptisch an. „Glaub mir!“, bedrängte mich Ayden mit seinen Worten und auch mit seinem Körper. „Ich täte nichts lieber, als mit dir mitzukommen.“ Ich schluckte hart, dieses Aussehen zusammen mit dieser Stimme ... das sollte verboten werden. „Dann ist ja alles geklärt“, versuchte ich auszuweichen und wollte mich von ihm losmachen, doch er ließ mich nicht gehen. „Warum läufst du eigentlich ständig vor mir davon? Bin ich so Furcht einflößend?“, wollte der junge Mann ein wenig gekränkt, aber durchaus ernst von mir wissen.

„Auf welche Art?“, hakte ich nach.

„Sag du es mir doch“, erwiderte Ayden nur und sah mich auffordernd an.

„Du bist für meine Verhältnisse vielleicht ein wenig Furcht einflößend … aber auch nur, weil du einer der Ersten bist, der sich für mich interessiert … Mal von meinen Lehrern abgesehen“, antwortete ich nachdenklich. „Ich bin es halt nicht gewohnt“, zuckte ich dann mit den Schultern.

„Dass du das einfach so mit einem Schulterzucken abtun kannst“, schüttelte er mit dem Kopf. „Nun gut“, meinte er dann, als die Schulglocke läutete. „Wir haben mehr Zeit für diese kurze Aussprache gebraucht, als ich vermutet habe …“, sinnierte Ayden laut, zog mich dabei aber zu den Umkleiden, da wir gleich Sport hatten. Im Unterricht – dieses Mal hieß die Disziplin Basketball, die wir auf dem Parkplatz austrugen – konnte ich mich kaum konzentrieren und dementsprechend schlecht waren meine Spielzüge, doch das kümmerte mich wenig. Selbst, wenn ich nur mit halber Seele dabei war, war ich immer noch ein ganzes Stück besser als der Rest der Klasse, mal abgesehen von Ayden natürlich, der genauso gut eine Ein-Mann-Mannschaft hätte stellen und damit die Meisterschaft gewinnen können.