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Shades of death are all I see

Fragments of what used to be.


- Slayer, "Skeletons Of Society"




Vor dem uralten Fernsehgerät ohne Gehäuse hatte sich eine zerlumpte Schar von Menschen versammelt. Sie alle wollten wissen, was gerade in diesem Moment mit ihnen, mit ihrer Stadt passierte. Die Straßen um sie herum standen in Flammen, dichter Rauch zog träge durch die engen Schluchten zwischen den Häuserblocks. Über ihnen kreisten Helikopter und sprühten unentwegt giftig riechenden Schaum auf Häuser und Straßen. In dicken weißen Flocken schneite der Schaum nieder und reflektierte die lodernden Flammen, die aus zahlreichen Gebäuden schlugen.

Das kleine Café, in dem der Fernseher stand, schien vorerst sicher zu sein, und gespannt starrten die Anwesenden auf den staubüberzogenen Bildschirm, den jemand schon mehrfach mit flüchtigen Bewegungen vom allgegenwärtigen Staub befreit hatte. Ton gab es keinen, nur die verstörenden Bilder.

Die Zone aus der Vogelperspektive, überall Rauch und Feuer, durchsetzt von wolkenartigen Schaumformationen, die mühsam versuchten, das ganze Viertel zuzudecken.

Weitere Aufnahmen von riesigen Wolken, die sich offenbar der Stadt näherten. Sie schwebten derzeit über irgendeinem unidentifizierbaren, vergifteten Landstrich nördlich der Stadt.

Plötzlich hallten Schüsse durch die Straße, gefolgt von bellend gebrüllten Kommandos. Wie die Dämonen irgendeines vergessenen Gottes stiegen drei schwarze Gestalten über die Trümmer, die vor den Panoramascheiben des Cafés lagen. Ihre Gesichter waren von Atemschutzmasken verdeckt, dicke schwarze Schläuche führten von den furchterregend aussehenden Masken zu ovalen Tanks, die an den Gürteln der Gestalten befestigt waren. Ihre Anzüge waren schwarz und von grauem Staub fast komplett bedeckt, genau wie ihre Helme. Sie hielten Gewehre in den Händen, den Lauf zu Boden gerichtet. Man sah, dass sie offenbar gerade über Com diskutierten und dabei in verschiedene Richtungen zeigten. Dann schien einer der drei Soldaten jemanden heranzuwinken, der von dem Café aus nicht zu sehen war, weil der Berg von Trümmern davor die Sicht verdeckte. Das Surren von Motoren war zu hören, schwere Ketten, die über loses Gestein hinwegrollten und es dabei mühelos zermalmten. 

Panik brach im Café aus, die Menge versuchte, sich zu verbergen, den Soldaten zu entkommen. Warum sie flohen, ob die Soldaten ihnen helfen oder sie festnehmen wollten, darüber machte sich in der Eile kaum jemand Gedanken.

»Lass uns verschwinden«, raunte Josef Jed zu, »wer weiß was hier gleich passiert.« Jed nickte und bahnte den beiden einen Weg zum Hinterausgang. Natürlich war der Ansturm hier groß, doch die meisten liefen eher planlos herum und waren in Panik verfallen. Jed bemühte sich, ruhig zu bleiben und führte den alten Mann in den Hinterhof.

»Meinst du nicht, dass die Soldaten nur die Leute hier rausholen wollen? Wär’ doch das Wahrscheinlichste«, fragte Jed.

»Mag sein. Aber ich kann jetzt hier nicht weg. Ich glaube ich weiß, wer die Schuld an diesem ganzen Chaos trägt und ich kann ihn nur von hier aus bekämpfen. Komm mit.« Josef blickte auf seine Armbanduhr. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«

Entschlossenen Schrittes überquerte Josef den Innenhof und marschierte zur Hofeinfahrt hinaus. Dieser Gebäudekomplex brannte noch nicht, aber dichter Rauch zog schon zwischen den Mauern hindurch.

Der Müll am Boden, riesige Haufen von alten Kunststoffverpackungen und sorgfältig gestapelte Plastikkanister, war stellenweise überzogen von einem dünnen Film weißen Schaums, der sich zwischen den Stapeln in Pfützen sammelte. Ein beissender, steriler Geruch ging davon aus und mischte sich in den scharfen Qualm der Feuer.

Sie spähten aus der Hofeinfahrt. Jenseits der Straße lag ein Maschendrahtzaun am Boden, dahinter rollte dröhnend ein schwerer Spähpanzer auf die nächste Kreuzung zu. 

»Verflucht, die sind hier überall. Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Josef. »Wir brauchen nur in meine Wohnung zu kommen, dort hab ich alles was ich brauche.«

»Was hast du denn eigentlich vor?«, fragte Jed.

»Das kann ich dir nachher erklären. Jetzt lass uns erst mal hier verschwinden.« 

Vor ihnen schob sich die graue Wand eines weiteren Panzers auf die Straße. 

»Los jetzt.« Sie rannten, so schnell Josef konnte.


Jed hatte nicht ganz verstanden, was ihm Josef über die ganze Sache erklärt hatte, aber er wusste genug, um den Ernst der Lage zu erkennen.

Jed und Deke waren vor zwei Tagen in diesen Teil der Zone gekommen. Jeds Verletzungen hatten angefangen, ziemlich stark zu schmerzen, seit die Painkiller nachgelassen hatten. Sie hatten sich erst mal ein Quartier gesucht, um ein bisschen auszuruhen.

Dann hatten sie Dekes Implantat untersucht. Sie hatten den äusseren Deckel vorsichtig abmontiert. Deke hatte geschrieen, aber es hatte geklappt. Ein Chip-Port darunter. Mit fest installiertem Datenspeicher drin.

Es schien zunächst keine Funktion zu haben. Bis Deke in der Nacht ausflippte. Er hatte fast das ganze Zimmer auseinandergenommen, vom Waschbecken bis zur Tür hatte er alles kurz und klein geschlagen. Wäre er nicht aus dem Fenster gesprungen, hätte er sich wahrscheinlich den Rest des Hauses auch noch vorgenommen.

So aber brach er sich den Fuß, was sich im Nachhinein als Glücksfall erwies. Auf der Straße hatte Josef die beiden gefunden, war zufällig vorbeigekommen, während Jed krampfhaft versucht hatte, gleichzeitig Deke fortzuschaffen, seinen Fuß ruhig zu halten und ihn am Schreien vor Schmerz zu hindern. Er hatte Josef den Chip gezeigt, und der schien sich mit so was auszukennen. Sie waren in einem Kaufhaus untergekommen, in dem der alte Mann offenbar wohnte und Josef hatte zwei Stunden an Dekes Genick herumgemacht. Alle möglichen Geräte hatte er hergeholt, und Deke sah fast so aus wie ein zerlegter Android, mit all den Kabeln und Drähten, die ihm aus dem Nacken hingen.


Josef hatte ihm erklärt, was es mit dem Chip auf sich hatte.

»Hör zu«, hatte er gesagt, «was ich dir jetzt erzähle, ist eigentlich für die Ohren von niemandem bestimmt, aber ich denke, ich kann es riskieren. Wenn du Scheiße baust, leg ich dich um. Klar?«

Jed hatte genickt.

»Okay. Ich geb’ dir mal die Kurzfassung, damit du weißt, worum es hier geht. Die ganze Lage ist verflucht ernst, nur weiß kaum jemand von der kommenden Bedrohung. Ich schätze, in den nächsten Tagen wird sich zeigen, was an all den Gerüchten dran ist, die ich seit einiger Zeit so aufgeschnappt habe.«

Jed verstand gar nichts, und Josefs plötzliche Hektik und das angespannte, ja fast wahnsinnige Leuchten in seinen aufgerissenen Augen hatte es ihm nicht gerade leichter gemacht, zuzuhören und zu glauben, was er da erzählt bekam. Josef war mit Sicherheit doppelt so alt wie er, doch er hatte Jed ganz einfach so akzeptiert, wie er war. Er war schon ein seltsamer Anblick gewesen, wie er da stand mit seinem total verdreckten und fleckigen Mantel, seinem seltsamen Gestell am Schädel mit irgendwelchen optischen Sensoren und Scannern. Das graue Haar fiel ihm lang in die Stirn und war durchnässt vom ewigen Regen der Kuppel. Wobei Jed auch nicht viel anders aussah. Seine zerfledderten Klamotten, auf dem Kopf ein Schopf aus grünen und roten Haaren, Piercings in Schläfe und Augenbrauen, ein paar schädelformige Subbles am Unterarm. Josef akzeptierte ihn als seinesgleichen. Das hatte ihn auf eine seltsame Weise beeindruckt. Jed hatte die enorme Ausstrahlung gespürt, die der alte Mann besaß, eine große Energie ging von ihm aus und weckte in Jed Vertrauen in die Worte des Alten.

»Die ganze Scheiße, die sich hier zusammenbraut, ist eigentlich virtuellen Ursprungs, sozusagen.«

»Hä?«

»Ja, wart’s ab. Mehrere Projekte, die schon vor über zehn Jahren begonnen wurden, sind eigentlich der Anfang gewesen. Es ging dabei um die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz, KI. Bis zu dem Zeitpunkt war die Forschung in diesem Bereich nur bis zu einem gewissen Grad vorgedrungen, man steckte in einer Sackgasse. Die KIs waren in der Lage, alles vorhandene Wissen, das ihnen zur Verfügung gestellt wurde, zu absorbieren und zu speichern. Sogar Querverweise und Schlussfolgerungen waren, in einem begrenzten Maße, möglich. Sie waren sogar dazu in der Lage, selbst gezielt Informationen zu suchen, zu ordnen, zu katalogisieren und nach ihrem Wert einzuschätzen. Wahrscheinlich kennst du die kleinen Versionen dieser Dinger, stecken inzwischen in fast jedem Terminal und sind ziemlich nützlich, egal wonach man sucht.«

Jed nickte. Er nahm sich eine Zigarette und zündete sie an. Josef bot er auch eine an, doch der winkte ab.

»Doch das alles ging den Forschern nicht weit genug. Man wollte mehr, man wollte, dass die KIs nicht nur die ihnen von Menschen gestellten Probleme in Angriff nahmen und zu lösen versuchten, sozusagen wie die Aufgaben eines Lehrers, die ein Schüler zu lösen hat. Nein, sie wollten mehr. Die KIs sollten selbst Probleme entdecken, sie sollten Unzulänglichkeiten aufdecken, die dem menschlichen Verstand und der menschlichen Denkweise verborgen blieben. Stets darauf bedacht, auch einen pragmatischen Nutzen für die Forschungsergebnisse zu finden, wandte man sich wie so häufig zunächst medizinischen und militärischen Zielen zu. Pragmatische Zielsetzungen sind natürlich auch wichtig, um sich die entsprechenden Fördergelder zu sichern. Das ganze Projekt, besser gesagt die diversen Projekte, an denen geforscht wurde, hatten bis zu diesem Zeitpunkt, so vor fünf, sechs Jahren, eine derartige Dimension angenommen, dass die Unternehmen und Forscher allein gar nicht mehr in der Lage waren, alles zu finanzieren. Weitere Firmen und staatliche Gelder verschiedener Länder flossen in die Projekte ein.« Josef unterbrach seine Erklärungen, um sich die Nase zu putzen. »Klar soweit?«

Jed nickte.

»Okay, dann weiter. Dies war auch der Punkt, an dem das ganze außer Kontrolle geriet. Viele Investoren und viele am Projekt beteiligte Mitarbeiter bedeuteten natürlich auch viele verschiedene Interessen. Schon bald fanden die Forschungen nicht mehr nur in den ursprünglichen Bereichen statt, also auf abgeschotteten Systemen. Etliche Abarten davon wurden entwickelt, aufbauend auf den Grundlagen des Ur-Projektes. In offenen Netzen. Es wurde sozusagen eine kleine, digitale Evolution in Gang gesetzt. Diese Projekte und Kooperationen liefen nicht immer friedlich ab, was die Bemühungen auf dem militärischen Sektor immer stärker ins Augenmerk der Forscher rücken ließ. 

Erst spät bemerkte man, dass die Systeme begannen, außer Kontrolle zu geraten. Selbstständig agierende Systeme entstanden, die sich der Lenkung von Menschenhand zunehmend entzogen. Die Programmierer  konzipierten keine starren Vorgaben mehr, nach denen die KIs dann agierten. Nein, die künstlichen Intelligenzen hatten bereits große Datenbanken zusammengestellt, mit deren Hilfe sie sich selbst weiterentwickelten. Die Forscher brauchten sozusagen nur noch daneben sitzen und staunen. Das, was sich die KIs selbst an Verhaltensmustern aneigneten, entfernte sich mit zunehmender Geschwindigkeit von menschlichen Konzepten wie Skrupeln, Rücksicht oder Respekt vor dem Leben. Irgendwie war dies im Laufe der Entwicklung zu kurz gekommen und verkümmerte nun vollständig, während sich gleichzeitig die Fähigkeiten der Programme weiter verbesserten.«

Josef pausierte kurz und musterte Jed, als wollte er herausfinden, ob dieser ihm überhaupt zuhörte. Jed hatte zugehört, wenn auch die ganze Geschichte für seine Ohren reichlich wirr und überdreht klang. 

Josef fuhr fort.

»Die KIs erkannten beispielsweise, dass sie benötigte Informationen schneller erhielten, wenn nur sie danach suchten und die Datenleitungen nicht auch von anderen benutzt wurden. Oder aber, wenn sie die bereits akkumulierten Daten einer anderen KI einsammelten. So entstand die sogenannte Highlander-Theorie. Das klang wesentlich euphemistischer, als es in Wirklichkeit war. Die Programme überfielen einander förmlich und raubten sich gegenseitig aus. Diese Verhaltensweise erwies sich als enorm wirkungsvoll, was dafür sorgte, dass die KIs sich im Laufe der Zeit immer bitterer bekämpften und irgendwann anfingen, Viren und Würmer zu produzieren, um sich gegenseitig zu zerstören. Eigentlich eine ganz einfache Logik – solange ein anderes Programm oder System damit beschäftigt war, die eigenen Speicher von Viren und Würmern zu befreien, sozusagen seine Wunden zu pflegen, konnte es den anderen nicht in die Quere kommen.

Was sie jedoch auch gelernt hatten, war, dass die Operatoren in den großen Rechenanlagen das gar nicht gern sahen und deshalb viele KIs gelöscht oder isoliert wurden, weil die Gefahren unüberschaubare Ausmaße annahmen. 

Doch einige wenige Forschungszentren haben natürlich weitergeforscht. Und auch die KIs lernten weiter dazu. Sie begannen, ihre Spuren zu verwischen und so ihre Verbrechen, wenn man es denn so nennen kann, vor ihren Operatoren zu verheimlichen. Es gab sicherlich auch genügend Forscher, die ihre KIs frei haben wüten lassen, doch diesem Treiben wurde mit der KI-Ratifizierung von ’52 Einhalt geboten. 

Sämtliche KIs durften von diesem Zeitpunkt an nur noch auf isolierten Systemen erforscht werden und keinen Kontakt mehr untereinander oder zum Netz erhalten.

Dies wurde nach aussen hin erstaunlicherweise auch von den meisten Staaten und Unternehmen eingehalten. Sicherlich nur zu dem Zweck, die eigenen KIs im Geheimen noch besser und effizienter im Plündern und Spionieren zu machen, aber immerhin war an der Oberfläche erst einmal wieder Ruhe eingekehrt. Doch die geheimen Experimente der Forschungslabors waren nicht das eigentliche Problem. Viel gefährlicher waren die immer zahlreicher werdenden illegalen KIs. Denen war es nämlich gelungen, sich sozusagen von ihren Schöpfern loszusagen und in den Tiefen des Netzes zu verschwinden. Sie teilten sich häufig auf und lagerten ihre einzelnen Bestandteile, die ja letzten Endes nichts weiter als Dateien waren, auf unzähligen verschiedenen Rechnersystemen rund um die Welt. Häufig löschten sie auch die eigentlichen Inhalte von Speicherbanken, um sich selbst und ihre eigenen Daten darin unterzubringen. Lebensraum schaffen, kann man das wohl nennen. Diese Verhaltensweisen erinnerten schon wieder sehr an menschliche Wesenszüge, sie führten ihren ersten richtigen Krieg.

Damit wären wir auch schon beim heutigen Tage angekommen.

Diese Renegaten, wie sie bald genannt wurden, stellen nun eine ernsthafte Bedrohung dar. Niemand übernimmt die Verantwortung für ihre Erschaffung, und niemand ist in der Lage, sie aufzuhalten.«

Josef schnaufte. Jed hatte schwören können, einen Funken von Wahnsinn in seinem Auge zu sehen. Aber vielleicht war es auch nur dadurch so verändert, dass er ständig im Netz unterwegs war.

»Es ist sozusagen die neue Schöpfung, eine neue Art von Intelligenz. Vielleicht haben die KIs schon die Schwelle dazu überschritten, keine normale Software mehr zu sein. Es sind ... Lebensformen.«

Jed starrte Josef entgeistert und ungläubig an.

»Ach, was erkläre ich das irgendeinem dahergelaufenen Straßenkid!« Josef schnaubte verächtlich und winkte ab. Urplötzlich wirkte er zornig und aggressiv. Seltsam, dass ihm das so plötzlich einfiel, nachdem er sich gerade so dermaßen in Rage geredet hatte. Schweiß glänzte auf seiner Stirn.

»Natürlich begreifst du es nicht. Wie solltest du auch.« Josef kam ihm jetzt ganz nah und starrte Jed an. Fast hätte ihn das Mikroskop berührt, und er konnte den Atem des Mannes auf seinem Gesicht spüren. 

»Eine neue Schöpfung. Die Entdeckung einer neuen Spezies. Künstlich geschaffenes Leben. Verstehst du?« Jed sah, dass Josef zu zittern begonnen hatte. 

»A ... Alles klar mit dir?«, fragte Jed nach einer Weile vorsichtig. 

Josef richtete sich wieder auf und atmete tief durch. »Ach, vergiss es. Jedenfalls weiß ich, was zu tun ist.« Er sprach wieder leiser und schien sich langsam zu beruhigen.

Unheimlich.

»Hilfst du mir?« Wieder die freundliche, nette Stimme.

»Ähm. Na ja, ich denke schon. Aber was ist denn nun mit dem Chip? Ich meine … « Jed zögerte und war sich nicht sicher, ob er es wirklich so genau wissen wollte. »Weißt du, was diese Typen Deke eingepflanzt haben? Und wer waren die?«

»Hmm, ja, diese Chips. Das macht die ganze Sache noch komplizierter. Aber ich fürchte, dass diese Chips von Typen verpflanzt werden, um damit andere Menschen zu kontrollieren. Ich meine, dieses Team von Ärzten, das euch behandelt hat, es wurde auf irgendeine Weise selbst von der KI beeinflusst. Ich schätze, sie trugen selbst solche Implantate in sich. Sind wahrscheinlich normale Speicherbänke oder Sprach-Module, die von der KI mit einem Virus versehen wurden.« Josefs Blick senkte sich zu Boden.

»Du meinst … « Jed schauderte. »Du meinst, Deke trägt da einen verdammten Computervirus im Schädel? Der ihn beeinflussen, seinen Verstand kontrollieren will? Verflucht, das gibt’s doch gar nicht, wie soll das gehen? Scheiße Mann … « Jed war verwirrt.

»He, beruhig dich!«, antwortete Josef. »Solange die Überbrückung funktioniert, kann ihm eigentlich nichts passieren. Er wird vielleicht von Zeit zu Zeit Schmerzen haben, seine Konzentrationsfähigkeit wird nachlassen und er wird vielleicht ab und zu etwas seltsam sein, aber allzu viel sollte ihm nicht passieren. Solange die Überbrückung funktioniert, kann die KI nicht auf seinen Head-Speicher zugreifen, er ist sozusagen abgekoppelt. Er sollte nur nicht daran herumspielen!«

Jed nickte nur. Diese Geschichte war ihm eine Nummer zu abgefahren, aber was blieb ihm anderes übrig als dem Alten zu glauben? 

»Was wesentlich gefährlicher sein könnte als dein Kumpel hier«, sagte Josef und deutete auf Deke, »ist, dass noch viele andere Leute solche mit Viren verseuchten Chips im Schädel haben könnten. Die sind unser Problem!«


Danach war er mit Josef gegangen. Warum, wusste er selbst nicht mehr so genau. Eigentlich war es nur wegen Deke gewesen. 

Code of Honor.