»Dann haben Sie ihn also laufenlassen?«, unterbrach eine junge Stimme Raphies Grübelei.
»Was meinst du?« Mit einem Ruck erwachte Raphie aus seiner Trance und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Teenager zu, der ihm gegenübersaß.
»Ich hab gesagt, dann haben Sie ihn also laufenlassen?«
»Wen?«
»Den reichen Typen in dem flashigen Porsche. Er ist zu schnell gefahren, und Sie haben ihn laufenlassen?«
»Nein, ich hab ihn nicht laufenlassen.«
»Doch, haben Sie wohl. Sie haben ihm keine Punkte und keinen Strafzettel und auch sonst nichts verpasst. Das ist das Problem mit euch, ihr seid immer auf der Seite der Reichen. Wenn ich das gewesen wäre, hätten Sie mich lebenslänglich hinter Gitter gebracht. Ich hab bloß einen blöden Truthahn geschmissen und muss den ganzen Tag hier rumhocken. Und das an Weihnachten.«
»Hör auf zu jammern, wir warten auf deine Mutter, das weißt du doch. Und ich könnte ihr keinen Vorwurf machen, wenn sie dich den ganzen Tag hier schmoren lässt.«
Der Truthahnjunge schmollte eine Weile.
»Du bist also neu in der Gegend. Ist deine Mutter erst vor kurzem mit dir hergezogen?«, fragte Raphie.
Der Junge nickte.
»Von wo denn?«
»Von der Republik am Arsch.«
»Sehr witzig«, meinte Raphie sarkastisch.
»Warum sind Sie so schnell von dem Porsche-Kerl weg?«, fragte der Junge schließlich, weil die Neugier doch zu groß war. »Haben Sie Schiss gekriegt, oder was?«
»Sei nicht blöd, Junge. Ich hab ihm natürlich eine Verwarnung gegeben«, erklärte Raphie und richtete sich in seinem Stuhl auf.
»Aber das ist nicht legal, Sie hätten ihm einen Strafzettel verpassen müssen. Mit seinem Gerase kann er jemanden umbringen.«
Raphies Augen wurden dunkel, und der Truthahnjunge begriff, dass er genug gestichelt hatte.
»Willst du nun den Rest der Geschichte hören, oder was?«
»Ja, will ich. Machen Sie weiter.« Der Junge beugte sich vor und stützte das Kinn in die Hände. »Ich hab ja sonst nichts zu tun den ganzen Tag«, fügte er mit einem frechen Grinsen hinzu.