8.
Bjo Breiskoll blieb stehen, als sie noch etwa fünfzig Meter von der Schleuse entfernt waren. Vor ihnen lag ein schmaler Gang, dessen Wände von der Decke bis zum Boden mit fremden Schriftzeichen bedeckt waren. Davon zweigte nach dem ersten Drittel ein Gang nach links und nach dem zweiten einer nach rechts ab.
Der Katzer legte einen Finger an die Lippen. Er deutete auf den nach links abzweigenden Gang. Atlan, Gavro Yaal und der Kybernetiker zögerten, doch Breiskoll bedeutete ihnen, weiterzugehen. Gleichzeitig glitt er geschmeidig und völlig lautlos an der Wand entlang bis nahe zu dem abzweigenden Gang hin. Dort blieb er stehen und wartete.
Atlan räusperte sich. Er trat noch etwas fester auf als vorher.
Bjo Breiskoll lauschte. Er hörte, wie der Ferrate, der kaum anderthalb Meter von ihm entfernt war, atmete, und er roch den leichten Schweißgeruch, der von ihm ausging.
Die Schritte der drei Männer näherten sich, und plötzlich sprang der Rostjäger um die Ecke. Er richtete einen Paralysator auf den Arkoniden, konnte ihn jedoch nicht mehr auslösen, denn der Katzer packte blitzschnell zu. Er stieß die Waffe zur Seite und lähmte den Angreifer, bevor dieser einen Warnschrei ausstoßen konnte.
Atlan lächelte.
»Sie gehen immer noch davon aus, dass du ihre Gedanken nicht erfassen kannst«, sagte er. »Woher sollten sie auch wissen, dass die Parasperre nicht mehr vorhanden ist?«
»Der Einzige, der etwas ahnt, ist Tamir Gordan«, erwiderte der Telepath. »Er konzentriert sich völlig auf mich und ruft mich immer wieder. Ich wollte, ich könnte ihm antworten. Er ist schwer verletzt, und ich fürchte, er wird nicht überleben.«
Als die vier Männer den nach rechts abzweigenden Gang erreichten, sahen sie sieben bewusstlose Buhrlos, die auf dem Boden lagen.
»Seltsam«, sagte der Katzer. »Sie sind nicht paralysiert worden.«
Er kniete sich neben ihnen auf den Boden und untersuchte sie flüchtig.
»Ich habe den Eindruck, dass man ihnen ein Schlafmittel gegeben hat«, fuhr er dann fort. »Jedenfalls kann ich ihre Gedanken nicht lesen.«
Atlan kannte die sieben Weltraumgeborenen. Unter ihnen waren die drei Frauen Dirsa Lefter, Studia St. Felix und Ghuna Heck.
»Sie waren mit dem Verrat an uns nicht einverstanden. Deshalb sind sie ausgeschaltet worden«, vermutete Gavro Yaal. Er wandte sich an Bjo. »Was ist mit den anderen Buhrlos?«
»Die Ferraten haben sie zur SOL gebracht. Ich weiß nicht, ob gegen ihren Willen oder nicht. Das ist auch nicht wichtig. An der Schleuse halten sich etwa zwanzig Rostjäger auf. Sie vermuten uns noch immer in der Zentrale. Emar Wust ist bei ihnen. Er will das Schleusenschott zuschweißen lassen, sodass wir das Schiff nicht verlassen können. Er scheint damit zu rechnen, dass es uns nicht gelingen wird, rechtzeitig eine andere Schleuse zu finden.«
»Wo sind die Bomben?«, fragte Joscan Hellmut.
»Chart Deccon ist schlau«, erwiderte der Katzer. »Er hat die Ferraten, die es wissen, sofort wieder abziehen und zur SOL zurückkehren lassen, damit ich sie telepathisch nicht sondieren kann.«
Gavro Yaal fluchte leise.
»Wir müssen die Rostjäger überraschen«, sagte er. »Wenn wir ihnen auch nur die geringste Chance lassen, sind wir verloren.«
Die vier Männer hatten eine Tür erreicht. Bjo Breiskoll blieb an ihr stehen.
»Wir sind da«, flüsterte er. »Die Verräter sind hinter dieser Tür. Sie sind ahnungslos.«
Atlan und die Schläfer überprüften ihre Paralysatoren und stellten sich dann so neben der Tür auf, dass sie sich nicht gegenseitig behindern konnten. Leise besprachen sie, wie sie vorgehen wollten. Dann gab der Arkonide dem Katzer ein Zeichen. Bjo Breiskoll öffnete das Schott.
Die Ferraten drehten sich gleichgültig um. Keiner von ihnen rechnete damit, angegriffen zu werden. Daher reagierten fast alle zu spät. Die wenigsten von ihnen schafften es, zur Waffe zu greifen. Und nur einem von ihnen gelang es, seinen Lähmstrahler auszulösen. Er traf Bjo Breiskoll, bevor er selbst zusammenbrach.
Atlan beugte sich über den Katzer. Er versuchte, aus seinen Augen zu lesen, was er dachte, doch es gelang ihm nicht.
»Verdammt«, sagte Gavro Yaal. »Ausgerechnet er! Hätte es nicht mich erwischen können oder einen anderen? Jetzt wissen wir nicht, ob wir alle Rostjäger ausgeschaltet haben.«
»Bjo hat gesagt, dass alle Ferraten hier an der Schleuse sind«, bemerkte Joscan Hellmut, um den Botaniker zu beruhigen. »Also ist es auch so.«
»Wir müssen sofort zur SOL hinüber«, drängte Gavro Yaal. »Chart Deccon kann seine Schergen selbst abholen.«
Sie schleppten einige Ferraten aus der Schleuse und legten dann ihre Raumanzüge an. Nun schienen alle Schwierigkeiten überwunden zu sein. Die vier Männer konnten hoffen, rechtzeitig zur SOL zu kommen, und sie waren davon überzeugt, dass es auch für die Buhrlos und die Ferraten nicht zu spät war.
Als sie Bjo Breiskoll in die Schleuse trugen, stöhnte der Telepath, und seine Katzenaugen leuchteten auf.
Atlan blickte ihn forschend an. Er war sicher, dass Bjo ihnen etwas mitteilen, sie vielleicht warnen wollte. Im nächsten Moment erfuhr er, was die Katzenaugen hatten ausdrücken wollen.
»Ihr wollt dieses gemütliche Schiff doch nicht etwa unbeaufsichtigt lassen?«, fragte jemand mit spöttischer Stimme.
Narr!, flüsterte der Logiksektor. Du hast dir die Ferraten nicht genauer angesehen. Du hättest merken müssen, dass Emar Wust nicht dabei ist.
Der Arkonide konnte sich nicht mehr umdrehen. Die paralysierenden Strahlen aus der Waffe des Rostjägers erfassten ihn und warfen ihn zu Boden. Neben ihm brachen Gavro Yaal und der Kybernetiker zusammen.
Sie hatten verloren. Eine winzige Unaufmerksamkeit hatte genügt, sie scheitern zu lassen.
Bjo Breiskoll war als Erster wieder auf den Beinen, da er vor Atlan, Yaal und Hellmut paralysiert und auch nicht so intensiv getroffen worden war wie sie.
Er kam zusammen mit den Buhrlos zur Schleuse, um den Freunden mit leichter Massage zu helfen. Dabei sprach er leise auf sie ein, um sie darüber zu unterrichten, was in der Zwischenzeit geschehen war.
»Chart Deccon hat die Ferraten abholen lassen. Diese Weltraumgeborenen haben sich von Anfang an gegen die Rostjäger gestellt, als sie merkten, was gespielt wurde. Deshalb hat der High Sideryt sie nicht mitgenommen. Wir befinden uns also an Bord eines Raumschiffs, in dem mehrere Bomben versteckt sind und das sich mittlerweile schon fast zehn Kilometer von der SOL entfernt hat. Mit anderen Worten: Wir sitzen auf Bomben, die eine so hohe Sprengkraft haben, dass sie einen ganzen Planeten zerreißen können, und wir haben keine Möglichkeit, den Quader zu verlassen und uns in Sicherheit zu bringen.«
Als Atlan, Gavro Yaal und Joscan Hellmut endlich wieder auf den Beinen waren, kehrten der Arkonide und der Kybernetiker in die Hauptleitzentrale zurück, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Als Atlan die Ortungsgeräte eingeschaltet hatte, erschien neben anderen Daten auch das Bild der SOL auf den Schirmen.
Es war, als wisse der High Sideryt genau, dass sich die beiden Männer zu diesem Zeitpunkt in der Zentrale aufhielten. Ein Lichtsignal blitzte an der Konsole auf, und als der Arkonide einschaltete, erschien das aufgequollene Gesicht Chart Deccons auf einem der Bildschirme. Ein höhnisches Lächeln lag auf den wulstigen Lippen des Mannes, und die hellgrauen Augen, die sonst kaum zu sehen waren, funkelten vor Vergnügen.
»Überrascht?«, fragte Deccon.
»Eigentlich nicht«, gab der Arkonide zurück.
Der High Sideryt lachte.
»Ich wünsche euch eine gute Reise. In jeder Hinsicht. Sie kann länger werden, als ihr euch im Augenblick vorstellen könnt.«
Atlan verschränkte die Arme vor der Brust. Er nickte.
»Ich verstehe. Natürlich wissen wir, dass Bomben an Bord sind. Und wir kennen auch den Plan. Hoffentlich explodieren die Bomben nicht zu früh, denn dann würde die Reise nicht nur für uns sehr lang, sondern für dich auch.«
Chart Deccon lachte nur. Dann schaltete er ab.
»Er ist sich seiner Sache sehr sicher«, sagte Joscan Hellmut erbittert.
»Wir müssen die Bomben finden und entschärfen.«
Der Kybernetiker blickte ihn zweifelnd an.
»Die Bomben finden? Hast du vergessen, wie groß das Schiff ist?«
»Natürlich nicht. Die Bomben können jedoch nicht weit von der Schleuse entfernt sein. Wenn die Ferraten sie tiefer in den Quader gebracht hätten, dann hätte die Hauptpositronik sie unweigerlich angegriffen, ebenso wie sie es bei uns getan hat. Das scheint jedoch nicht der Fall gewesen zu sein.«
»Du hast recht. Die Bomben müssen in der Nähe der Schleuse sein. Aber selbst wenn sie da sind, ist die Bedrohung noch nicht beseitigt. Wir müssen die Bomben entschärfen, und wir müssen vor allem alle finden. Und das dürfte schwierig sein, da wir nicht wissen, wie viele die Ferraten versteckt haben.«
Auch Bjo Breiskoll wusste nicht, wie viele Bomben die Ferraten an Bord gebracht hatten. Seine Versuche, dies nachträglich auf telepathischem Wege zu klären, scheiterten.
»Also bleibt uns keine andere Wahl, als das Schiff so weit wie eben möglich abzusuchen und dann abzuwarten«, sagte Atlan, während Joscan Hellmut, Gavro Yaal und die sieben Buhrlos bereits damit begannen, nach den Sprengsätzen zu fahnden.
Der Kybernetiker kam schon bald darauf wieder zurück.
»Ich habe eine gefunden«, berichtete er. Atlan fiel auf, dass er ungewöhnlich bleich war. Die schwarzen Locken hingen ihm in die Stirn. »Hoffentlich können wir sie entschärfen.«
Er führte Atlan und den Katzer in einen Geräteraum, der etwa fünfzig Meter von der Schleuse entfernt war. Hier stand ein quadratischer Metallkasten, der eine Seitenlänge von etwa anderthalb Metern hatte. Er wies keinerlei Beschriftungen auf. Dennoch war für alle sofort klar, dass er von der SOL stammte, da die Art der Metallbearbeitung sich deutlich von der unterschied, die innerhalb des Quaders zu beobachten war. An einer Seite befand sich eine Scheibe, die lediglich an einer kreisförmigen Nut zu erkennen war.
»Eine SOL-Bombe«, erklärte Bjo Breiskoll. »Sie hat einen Magnetzünder.«
»Ich habe eine solche Bombe noch nie gesehen«, entgegnete der Arkonide.
»Das kannst du auch nicht«, erwiderte Joscan Hellmut. »Sie ist erst in den letzten Jahren an Bord der SOL entwickelt und gebaut worden. Bjo und ich wissen auch nur ungefähr, wie sie funktioniert.«
»Wie wird sie entschärft?«
»Chart Deccon will ganz sichergehen. Diese Bomben haben Zünder, die sowohl auf Impulse ansprechen, wie sie etwa von dem Planeten Mausefalle VII kommen, aber auch auf starke Erschütterungen. Sollten sie also nicht explodieren, wenn wir in die Atmosphäre des Planeten eindringen, so gehen sie hoch, wenn wir auf dem Planeten aufprallen – oder wenn wir versuchen, sie zu entschärfen und dabei nicht vorsichtig genug sind.«
»Wir müssen es versuchen«, sagte Atlan. »Traust du es dir zu?«
»Ich habe so etwas noch nie gemacht«, antwortete der Kybernetiker. »Ich weiß nicht, ob ich es schaffe. Aber ich muss es zumindest versuchen, nicht wahr?«
Zwei Buhrlos kamen, um ihnen mitzuteilen, dass sie drei weitere Bomben gefunden hatten.
»Fang an«, bat der Arkonide. »Wer weiß, wie viel Zeit wir noch haben.«
Joscan Hellmut fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, um den Schweiß abzuwischen. Dann sank er auf die Knie, zögerte lange Sekunden und drückte endlich beide Hände gegen die runde Scheibe an der Bombe.
»Man muss die Scheibe herausdrehen«, erläuterte er. »Dahinter liegt das Impulswerk, das die Bombe zündet, wenn wir in die Atmosphäre von Mausefalle VII eindringen.«
Er legte die Scheibe zur Seite, nachdem er sie herausgelöst hatte, und zeigte Atlan und dem Katzer das Impulswerk, das mit vier Stiften gesichert war.
»Dieser Teil lässt sich relativ leicht entschärfen«, fuhr er fort. Seiner Stimme war anzuhören, dass er von Minute zu Minute ruhiger wurde und sich mehr und mehr in der Gewalt hatte. »Wir müssen nur den vorgegebenen Kode in den Computer geben. Das ist nicht weiter schwierig, weil die Positronik selbst helfende Hinweise gibt.«
Er drückte einige Tasten an dem Teilzünder, und eine Leuchtschrift erlosch. Danach seufzte er erleichtert.
»Damit haben wir schon mal erreicht, dass die Bombe nicht explodiert, wenn wir in den Empfangsbereich der Impulse von Mausefalle VII kommen.«
Er blickte Atlan und den Katzer kurz an.
»Jetzt könnte einer von euch weitermachen. Das Impulswerk muss herausgenommen werden. Wir müssen es mit einem Desintegratorstrahler herausschneiden.«
»Den habe ich dabei«, erwiderte Breiskoll.
Joscan Hellmut nahm ihm die Waffe ab und justierte sie neu, sodass nur ein nadelfeiner Desintegratorstrahl aus dem Projektor kam. Dann zeigte er dem Katzer, an welchen Punkten er den materievernichtenden Strahl ansetzen musste.
Bjo Breiskoll führte den Desintegrator mit ruhiger Hand um das Impulswerk herum.
»Vorsicht!«, warnte der Kybernetiker, als er es fast herausgeschnitten hatte. »Festhalten. Es darf auf keinen Fall gegen den Erschütterungszünder kommen, der direkt dahinter liegt.«
Der Katzer nahm die Warnung Hellmuts ernst. Er hielt den Zünder mit der linken Hand fest, während er den Desintegratorstrahl weiterführte. Dann hob er ihn vorsichtig heraus.
»Das ist die eigentliche Gemeinheit dieser Bombe«, erklärte Joscan Hellmut und zeigte auf den Erschütterungszünder, der nun sichtbar war.
In einer Höhlung hing eine Art Lot an einer Spirale. An der unteren Spitze des Lots befand sich eine Nadel. Diese reichte in einen Metallring hinein, der – von vier dünnen Drähten getragen – unter dem Lot saß. Bei der geringsten Erschütterung des Raumschiffs musste das Lot ins Pendeln kommen. Dabei würde die Nadel den Ring berühren und somit einen Stromkreis schließen. Ein kurzer Impuls genügte, die Magneten anzuregen und die Bombe zu zünden.
»Zwischen der Nadel und dem Ring liegen nur Millimeter«, stellte der Arkonide fest. »Das Prinzip ist nicht neu. Es wurde schon früher verwendet. Solche Zünder sind äußerst schwierig zu entschärfen. Hast du eine ruhige Hand, Josc?«
»Ich denke schon.«
»Dann los. Das ist nicht die einzige Bombe.«
»Ich weiß.«
Joscan Hellmut kniete sich vor der Öffnung in der Bombe nieder, während Bjo Breiskoll mit einer Lampe über seine Schulter hinweg leuchtete.
Der Kybernetiker überlegte kurz, dann beschritt er den einfachsten Weg, um den Zünder unwirksam zu machen. Er versuchte nicht, die Nadel aus dem Ring herauszuheben, sodass sie keinen Kontakt mehr bekommen konnte, sondern trennte sie unmittelbar unter dem Lot mithilfe des Desintegratorstrahlers ab. Die Nadel fiel durch den Ring und schlug leise klirrend auf. Nun konnten sich Lot und Ring nicht mehr berühren.
Joscan Hellmut hob das Lot vorsichtshalber etwas an und schnitt dann die Spirale durch, sodass er diese mit dem Lot zusammen herausnehmen konnte.
Aufatmend lehnte er sich zurück.
»Das wär's«, sagte er. »Was auch immer passiert, dieses Baby wird nicht mehr explodieren.«
»Bist du sicher?«, fragte der Katzer. »Was ist zum Beispiel, wenn wir nicht alle Bomben finden und wenn eine noch während unseres Anflugs auf Mausefalle VII hochgeht? Gibt es keine Kettenreaktion?«
»Ich denke nicht, aber hundertprozentig sicher kann ich natürlich nicht sein.«
»Wir haben noch zu tun«, drängte der Arkonide. »Reden können wir später.«
Einer der Buhrlos führte sie zur nächsten Bombe. Da Joscan Hellmut nun schon einige Erfahrung gesammelt hatte, konnte er diese in wesentlich kürzerer Zeit entschärfen als die erste.
Als er sich dem dritten Sprengsatz zuwandte, entdeckten Gavro Yaal und die Buhrlos gerade die elfte und zwölfte Bombe.
Stunden harter Arbeit lagen vor Atlan und den drei Schläfern. Unter höchster Konzentration machten sie eines der tödlichen Geschenke Chart Deccons nach dem anderen unschädlich, während die Buhrlos geduldig weitersuchten.
Als sie es endlich geschafft hatten, den Plan des High Sideryt zu durchkreuzen, waren Atlan, die Schläfer und die Weltraumgeborenen ziemlich sicher, dass es insgesamt zwölf Bomben gab, die man alle gefunden hatte. Mehr als zehn Stunden waren verstrichen, und alle waren erschöpft. Dennoch erklärte sich Atlan nicht mit einer Ruhepause einverstanden. Er bestand darauf, dass sie ihre Ausrüstung nahmen, wozu auch die Raumanzüge für Breiskoll, Yaal, Hellmut und ihn gehörten, und weiter in das Schiffsinnere zogen.
»Es muss sein«, erklärte er, während sie müde durch die Gänge schritten, ohne aufgehalten oder angegriffen zu werden. »Immerhin ist nicht sicher, ob wir wirklich alle Bomben entdeckt haben. Wenn nur eine einzige übrig geblieben ist, und wir bleiben in ihrer Nähe, ist es aus mit uns.«
Weder die Schläfer noch die Buhrlos schienen sich vorstellen zu können, dass wirklich noch eine Gefahr durch einen verborgenen Sprengsatz drohte. Dennoch sahen sie ein, dass es besser war, vorsichtig zu sein, und sie folgten dem Arkoniden.
Als sie sich der Schiffsmitte bis auf fast zweihundert Meter genähert hatten, war der Arkonide endlich mit einer Ruhepause einverstanden, zumal Bjo Breiskoll einen großen Raum entdeckt hatte, in dem allerlei Schaumstoffe lagerten, sodass sie sich auf eine weiche Unterlage freuen konnten.
Er legte sich nicht weniger müde als die anderen hin und schlief fast augenblicklich ein.
Stunden später schreckten die Männer und Frauen aus dem Schlaf hoch, denn ein heftiger Schlag erschütterte das Schiff. Der Boden unter ihnen erzitterte. Unmittelbar darauf erfolgte ein zweiter, wesentlich wuchtigerer Schlag, und der Quader dröhnte wie eine gigantische Glocke.
»Was war das?«, fragte Gavro Yaal erschrocken.
»Wir haben eine Bombe übersehen«, behauptete der Arkonide. »Irgendetwas hat den Quader getroffen. Daraufhin ist eine Bombe explodiert.«
»Das glaube ich nicht. Sie hätte uns zerreißen müssen«, bemerkte Joscan Hellmut.
»Nein. Das ist ein Irrtum«, entgegnete der Arkonide. »Die Bomben waren weit draußen an der Peripherie des Schiffes versteckt. Die meiste Energie ist bei der Explosion nach außen in den Raum abgegeben worden. Anders wäre es gewesen, wenn die Bombe hier bei uns nahe dem Schiffszentrum gewesen wäre, aber das war sie ja glücklicherweise nicht.«
Er legte sich auf den Schaumstoff zurück, auf dem er geschlafen hatte.
»Es ist vorbei«, schloss er. »Schlaft noch etwas. Vielleicht kommen wir später nicht mehr dazu.«