3.
Bjo Breiskoll drückte den vermeintlichen Schlüssel, der einst einem der Fremden aus dem Quader gehört hatte, gegen das Schloss des Schleusenschotts. Er sah, wie sich zwei Metallspitzen aus dem Objekt lösten und sich in das Schloss schoben. Unmittelbar darauf glitt das Schott zur Seite, und eine Schleusenkammer öffnete sich vor ihnen.
»Hört ihr das Summen?«, fragte er.
Atlan blickte ihn verständnislos an.
»Was für ein Summen?«
»Ich weiß es nicht. Es ist überall. Seit ich es höre, bin ich parapsychisch taub.«
Atlan betrat die Schleusenkammer. Er spürte, wie sich ein unsichtbares Gewicht auf ihn herabsenkte. Die Schwerkraft im Quader war deutlich höher als in der SOL. Das Kombigerät an seinem Arm zeigte an, dass sie einen Wert von 1,5 Gravo erreichte. Während ihm die anderen in die Schleusenkammer folgten, erwog der Arkonide, die Raumanzüge anzubehalten, weil sie dann mit den eingebauten Gravitationsneutralisatoren die Nachteile der hohen Schwerkraftbelastung aufheben konnten. Allerdings waren sie in den Monturen auch unbeweglicher, und das konnte bei einem Kampf entscheidend sein.
»Sobald wir tiefer im Innern sind, legen wir die Raumanzüge ab«, entschied er daher. Das äußere Schleusenschott schloss sich. Alle Männer des Einsatzkommandos befanden sich im Quader.
Bjo Breiskoll drückte das Gerät der Fremden gegen das Schloss des Innenschotts. Atlan und die anderen Männer, die in vorderster Linie standen, hielten ihre Thermostrahler schussbereit in den Händen. Sie rechneten damit, dass der Quader auf sie reagierte.
Der Arkonide stand an der Seite, an der sich das Schott öffnete. Er blickte durch den rasch breiter werdenden Spalt in eine Halle, in der zahlreiche Maschinen standen, wie sie für die Erschließung von urweltlichen Planeten benutzt wurden – Bagger, Kräne und Raupen. Von ihnen drohte vermutlich keine Gefahr.
Atlan betrat die Halle und ließ den Energiestrahler sinken. Die anderen folgten ihm.
»Nirgendwo ist ein Roboter zu sehen«, stellte Joscan Hellmut fest. Es schien fast so, als sei er enttäuscht.
Atlan führte das Einsatzkommando durch den Raum zu einem mit roter Farbe gekennzeichneten Schott, das sich durch Tastendruck öffnen ließ. Danach kamen sie in eine Halle, die ebenfalls mit Baumaschinen unterschiedlichster Art gefüllt war.
»Wir legen die Raumanzüge ab«, sagte der Arkonide, als sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte. Es schien keinen Grund zu geben, die Anzüge noch länger zu tragen. Doch kaum hatten Atlan, die Schläfer und die Ferraten die Monturen abgestreift, begannen sich die Maschinen zu bewegen. Eine Raupe fuhr plötzlich rasselnd herum und näherte sich dem Schott. Knirschend bewegte sich der Stahlschieber über den Boden.
»Vorsicht! Das Ding zerquetscht uns!«, rief Gavro Yaal. Er wollte wie die meisten Ferraten nach rechts ausweichen, doch da sprang der Motor eines Schaufelbaggers an, und die Maschine rückte von dort auf sie zu. Auf der anderen Seite der Halle wurden weitere Maschinen aktiv – und alle nahmen Kurs auf die Eindringlinge.
Einer der Ferraten schoss. Der Energiestrahl seiner Waffe traf die Baggerschaufel, verformte sie jedoch nur ein wenig. Die Maschine ließ sich dadurch nicht aufhalten. Innerhalb von Sekunden wurde die Situation so bedrohlich, dass Atlan sich für den Rückzug entschied. Er versuchte, das Schott hinter sich zu öffnen, doch dieses Mal reagierte es nicht auf den Tastendruck.
Er erinnerte sich an die Worte Joscan Hellmuts: Der Quader ist ein reagierendes, kybernetisches System!
Was bisher nur eine Vermutung gewesen war, erwies sich nun als Tatsache. Das Raumschiff konterte ihre Anwesenheit.
Bjo Breiskoll rannte los. Mit ungemein geschmeidigen Bewegungen schnellte er sich an einer Baggerschaufel vorbei, als diese ihn zu packen versuchte. Während sich der Ring der Baumaschinen endgültig um Atlan und seine Begleiter schloss, entdeckte der Katzer die zentrale Schalteinheit der Maschine. Er feuerte seinen Energiestrahler darauf ab. Die sonnenhelle Glut bohrte sich durch die Stahlplatten und zerstörte das positronische Hirn.
Der Bagger blieb stehen, während die anderen Automaten augenblicklich versuchten, die entstandene Lücke zu schließen. Atlan schickte einige Buhrlos und Ferraten zu Breiskoll, und es gelang ihnen, an den Baugeräten vorbeizukommen. Dann aber gab es keine Lücke mehr. Die Maschinen rückten Atlan und den anderen immer näher. Nur noch wenige Meter trennten sie von ihnen. Die Metallschieber waren so hoch, dass keiner der Rostjäger oder Weltraumgeborenen sie hätte überklettern können.
Es schien, als gäbe es keine Rettung mehr.
Da handelte Bjo Breiskoll. Er befahl den Ferraten und Buhrlos, gegen jene Maschinen vorzugehen, die ihn angreifen wollten. Dann zerstörte er die Schalteinrichtungen der Bagger, die Atlan und die restlichen Weltraumgeborenen und Ferraten gefährdeten.
Nun konnte das Einsatzkommando endlich seine ganze Kampfkraft entfalten. Die Männer und Frauen schwärmten aus, sodass die Roboter sie nicht mehr einkesseln konnten. Dann löste sich eine positronische Zentraleinheit nach der anderen in Glut auf.
Erst als auch die letzte Maschine lahmgelegt war, endete der Kampf.
»Du hast recht behalten«, sagte der Arkonide zu Joscan Hellmut. »Wie geht es jetzt weiter? Was wird der Quader als Nächstes unternehmen?«
Sie flüchteten durch eine Schleuse in einen anderen Raum, weil die Hitze in der Halle unerträglich geworden war.
»Das weiß ich auch nicht«, erwiderte Joscan Hellmut. »Ich bin kein Hellseher.«
Atlan blickte Bjo Breiskoll an, der sich den Kopf rieb.
»Das Summen ist immer noch da«, sagte der Telepath. »Es macht mich taub. Ich kann nicht erkennen, ob sich außer uns noch jemand an Bord aufhält.«
Sie betraten einen lang gestreckten Raum, der wenigstens hundertfünfzig Meter weit in das Innere des Raumschiffs reichte. In ihm standen zahlreiche Maschinen unterschiedlicher Größe. Einige von ihnen reichten bis zu der etwa fünfzig Meter hohen Decke hinauf, andere waren so niedrig, dass man über sie hinwegsehen konnte. Die meisten Aggregate schienen zu arbeiten, denn summende und klickende Geräusche erfüllten die Halle.
»Kann mir irgendjemand sagen, wozu diese Maschinen gut sind?«, fragte Gravo Yaal.
Atlan schüttelte den Kopf.
»Dazu müssten wir sie genauer untersuchen«, erwiderte er. Er blickte sich suchend um, weil er hoffte, irgendwo einen Hinweis darauf zu finden, in welche Richtung sie gehen mussten. Er glaubte, am anderen Ende der Halle eine Bewegung bemerkt zu haben, war sich dessen jedoch nicht sicher. Er winkte Tamir Gordan und Emar Wust zu sich.
»Kommt mit!«, befahl er.
Sie schlossen sich ihm wortlos an.
Joscan Hellmut ließ die anderen Buhrlos und Ferraten ausschwärmen. Sie sollten die Halle in ihrer ganzen Breite untersuchen, um mögliche Gefahren aufzuspüren.
Kurz bevor Atlan mit seinen beiden Begleitern das Ende der Halle erreichte, blieb er stehen, weil er meinte, abermals eine Bewegung bemerkt zu haben. Irgendetwas oder irgendjemand war neben ihm gewesen. Ein schattenhaftes Wesen schien die Deckung einer Maschine verlassen zu haben, um sich hinter einer anderen zu verstecken.
»Was ist los?«, fragte Tamir Gordan.
»Da war etwas«, flüsterte der Arkonide. Er hielt seinen Thermostrahler schussbereit in den Händen. »Ich glaube, jemand belauert uns.«
Er zeigte auf einen Maschinenblock, der sich seitlich von ihm befand.
Auch die beiden Ferraten hatten ihre Waffen entsichert.
Atlan vernahm ein leises Schleifen, als ob jemand die Füße vorsichtig über den Boden schob. Eilig gab er den beiden Ferraten ein Zeichen, den vermuteten Gegner von zwei Seiten anzugehen. Während Gordan und Wust sich von ihm entfernten und einen Bogen schlugen, näherte er sich der Stelle, von der die Geräusche gekommen waren, direkt. Als er nur noch etwa drei Meter von ihr entfernt war, nahm er erneut eine schemenhafte Bewegung wahr. Im gleichen Augenblick meldete sich Gordan.
»Da ist niemand«, rief er.
»Du musst dich geirrt haben«, widersprach Emar Wust und kam von der anderen Seite heran.
Atlan hörte das eigenartige Schleifen abermals. Dieses Mal kam es jedoch aus einer anderen Richtung.
Tamir Gordan hatte es ebenfalls bemerkt. Er zeigte auf eine kastenförmige Maschine, die etwa fünf Meter von ihm entfernt war. Die drei Männer verständigten sich wiederum durch Handzeichen. Dann trennten sie sich. Die beiden Ferraten gingen rechts um das Aggregat herum, Atlan links.
Verblüfft standen sie sich gleich darauf wieder gegenüber, ohne jemanden gesehen zu haben.
»Aber das ist unmöglich«, stammelte Emar Wust. Er drehte sich zweimal um sich selbst. »Hier muss jemand sein.«
»Vielleicht kann er sich unsichtbar machen«, bemerkte der Arkonide. Er blickte auf sein Kombigerät, das er am Handgelenk trug. Es zeigte keine verdächtigen Werte an.
Wust wischte sich unbehaglich mit dem Handrücken über den Mund.
»Ein Unsichtbarer? Das hat mir gerade noch gefehlt.«
Er fuhr herum, als der Katzer plötzlich neben ihnen auftauchte. Niemand hatte gehört, dass er herangekommen war, da er sich absolut lautlos bewegte.
Bjo Breiskoll deutete auf eine Metallröhre, die etwa zwei Meter breit war und vom Boden bis zur Decke aufstieg.
»Dort ist er«, flüsterte er.
»Wer?«, fragte der Arkonide leise zurück.
»Ein Roboter.« Breiskoll hob die Hände bis zur Schulterhöhe an, um anzudeuten, wie groß die Maschine war, die er entdeckt hatte. »Er ist bewaffnet.«
Dann verschwand der Katzer wie ein Schatten.
Atlan befahl den beiden Ferraten, sich nicht von der Stelle zu rühren. Sie nickten ihm zu und zielten mit ihren Energiestrahlern auf die Röhre.
Plötzlich verließ die Maschine ihre Deckung und griff an. Ein Energiestrahl zuckte durch die Halle und fauchte zentimeternah an Atlans Kopf vorbei. Der Arkonide wäre getroffen worden, wenn er sich nicht blitzschnell hätte fallen lassen. Dann feuerten die beiden Ferraten und der Katzer zugleich. Der Roboter, ein röhrenförmiges Gebilde, zerplatzte in mehrere Einzelteile.
Gavro Yaal, Joscan Hellmut und die anderen rückten heran.
»Ich glaube, das war der einzige Roboter in dieser Halle«, sagte Bjo Breiskoll. »Wir können weitergehen.«
»Und in welche Richtung?«, fragte Gavro Yaal.
»Das ist doch klar«, erwiderte Tamir Gordan. »Wir müssen zum Zentrum des Schiffes vorstoßen. Dort ist die Zentrale.«
»Das ist mit ziemlicher Sicherheit falsch«, widersprach Joscan Hellmut. »Zentrale heißt diese Einrichtung schließlich nicht, weil sie im Mittelpunkt eines Schiffes untergebracht ist, sondern weil in ihr alle Fäden zusammenlaufen. Die Zentrale kann also durchaus an der Peripherie des Quaders sitzen. Vielleicht ist sie direkt über uns oder in der Nähe der Antriebsaggregate.«
»Für irgendeine Richtung müssen wir uns entscheiden«, stellte Gavro Yaal leidenschaftslos fest. »Wo wollen wir suchen, und wie gehen wir dabei vor? Wir können schließlich nicht das ganze Schiff umkrempeln. Das würde Wochen dauern, und so lange könnten wir uns hier nicht halten. Schon wegen der Buhrlos nicht.«
»Zunächst bleibt uns nichts anderes übrig, als blind vorzustoßen und Informationen zu sammeln«, erklärte der Arkonide. »Wir müssen auf alles achten, was auf die Zentrale hinweisen könnte. Denken wir daran, wie es in der SOL aussieht. Dort gibt es an verschiedenen Stellen Hinweisschilder, Beschreibungen, Pfeile, positronische Auskunfteien und Ähnliches mehr. Wir können davon ausgehen, dass es im Quader nicht viel anders ist. Also, gehen wir weiter.«
Er zeigte auf ein Schott, das sich am Ende des lang gestreckten Raums befand.
Tamir Gordan schob sich durch eine Gruppe von Buhrlos und ging zum Ausgang. Er öffnete ihn, indem er seine Hand auf eine rot markierte Kontaktplatte legte. Eine Stahlwand glitt zur Seite, und der Ferrate fuhr erschrocken zurück. Vor ihm gähnte ein Abgrund, der ins Unendliche zu führen schien. Ein quadratischer Schacht, der eine Kantenlänge von etwa fünfzehn Metern hatte, schien eine Achse quer durch das Schiff zu bilden.
»Das ist interessant«, sagte Joscan Hellmut. »Vielleicht können wir darin schneller vorankommen.«
Er bückte sich und nahm eines der Trümmerstücke auf, die von dem Roboter übrig geblieben waren. Er warf es in die Öffnung. Alle erwarteten, dass es sanft wie in einem Antigravschacht nach unten schweben würde. Doch es stürzte haltlos in die Tiefe und verschwand so schnell, dass sie es kaum mit den Augen verfolgen konnten.
Die Ferraten und Buhrlos diskutierten erregt miteinander. Sie hatten gehofft, in dem Schacht schneller und vor allem gefahrlos zur Schiffsmitte kommen zu können. Nun erkannten sie, dass es tödlich gewesen wäre, sich dem Schacht anzuvertrauen.
Atlan schloss das Schott.
»Nehmen wir lieber einen Umweg«, sagte er. »Ein Sturz in diesen Schacht würde uns wahrscheinlich nicht besonders gut bekommen.«
Wenige Minuten später erreichte das Einsatzkommando einen farbigen Kreis, der den Zugang zu den unteren Decks markierte.
»Wir haben keine andere Möglichkeit, als nach unten zu gehen«, stellte der Arkonide fest, wobei er sich dessen bewusst war, dass Begriffe wie unten und oben in diesem Raumschiff nicht recht passen wollten. Er ging jedoch davon aus, dass unten dort war, wo sich die gigantischen Abgasschächte des Triebwerks befanden. Oben war dagegen der dem Triebwerksbereich gegenüberliegende Teil des Quaders. Der Weg nach unten kam allen Weltraumgeborenen und Rostjägern wie ein Umweg vor. Gewohnheitsmäßig suchten sie die Zentrale im oberen Teil des Raumschiffs. Lediglich Atlan und die drei Schläfer dachten anders. Sie orientierten sich nicht ausschließlich an der SOL, sondern auch an anderen Raumschiffen, die sie im Lauf ihres Lebens kennengelernt hatten. Dennoch hatten auch sie das Gefühl, dass sie sich von der Zentrale entfernten, wenn sie in Richtung Triebwerk vorstießen.
Eine andere Möglichkeit gab es jedoch nicht, da dicke Panzerplatten zu diesem Umweg zwangen und der Schacht wie eine tödliche Falle erschien.
In der Hauptleitzentrale der SOL hatten sich zur gleichen Zeit die Magniden um den High Sideryt versammelt. Die diversen Roboter der Leibwachen hielten sich im Hintergrund.
»Das Einsatzkommando hat den Quader erreicht und ist in ihn eingedrungen«, meldete Wajsto Kolsch. »Wir sollten aus diesem Anlass vielleicht ein paar Dinge klarstellen.«
Chart Deccon blickte ihn flüchtig an. In seinen Augen leuchtete es kurz auf.
»Hoffentlich ist es dazu nicht schon zu spät«, bemerkte Gallatan Herts bissig.
»Auf keinen Fall«, erklärte Arjana Joester. Die hübsche Magnidin saß in einem Sessel. Lässig schlug sie die Beine übereinander. Man sagte ihr nach, dass sie eiskalt, berechnend und mordlustig war. »Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, über eine wichtige Frage zu sprechen.«
Gallatan Herts nickte verstehend.
»Das ist nach meinem Geschmack«, erwiderte er. »Es geht um Atlan und um die Schläfer. Sie sind drüben im Quader. Wir sind hier in der SOL. Und so könnte es bleiben.«
»Eben das habe ich gemeint«, sagte Kolsch. »Ich schlage vor, dass wir uns von Atlan und den Schläfern, die ihn begleiten, befreien.«
Chart Deccon verschränkte die Arme vor der Brust.
»Habt ihr vergessen, dass die SOL sich einer Katastrophe nähert? Wir stürzen auf den siebten Planeten dieses Sonnensystems zu, und bisher hat mir noch niemand verraten, was wir dagegen unternehmen können. Unter solchen Umständen daran zu denken, Atlan und seine Freunde zu beseitigen, erscheint mir wenig konstruktiv. Es ist gerade einmal ein paar Tage her, dass wir sie selbst gerufen haben, weil wir davon überzeugt waren, dass sie die Einzigen sind, die uns retten können.«
Wajsto Kolsch schien dennoch nicht von seinem Plan abrücken zu wollen. Nach Homer Gerigks Ausscheiden sah er sich als legitimen Nachfolger Chart Deccons, und nun hielt er seine Zukunftspläne durch Atlan und die Schläfer für gefährdet. Daher sann er schon seit einiger Zeit darüber nach, wie er etwaige Konkurrenten um das Amt des High Sideryt beseitigen konnte.
Der Weg eines direkten Mordanschlags war ihm zu primitiv und zu gefährlich, da man ihm daraus gar zu leicht einen Strick drehen konnte. Anders war es jedoch, wenn sich eine Einigung mit dem High Sideryt und den Magniden herbeiführen ließ und er dabei erreichte, dass man sich kurzerhand von dem gesamten Einsatzkommando trennte. Das zu arrangieren, erschien ihm nicht sonderlich schwer, und er hielt eine solche Maßnahme sogar für unumgänglich. Er glaubte Chart Deccon mittlerweile so gut zu kennen, dass er ihm ähnliche Gedanken zuschrieb. Auch Deccon fürchtete, aus seinem Amt vertrieben zu werden. Atlan war ein Unsterblicher, von dem schon die Legenden berichteten, und er wusste mehr als jeder andere an Bord. Daher war es – zumindest aus der Sicht Kolschs – selbstverständlich, dass der Arkonide das Kommando über die SOL früher oder später übernehmen würde.
»Wir sollten eine Entscheidung treffen«, sagte er. »Atlan ist gefährlich für uns alle.«
Doch der High Sideryt schien nicht gewillt zu sein, noch länger über das Thema zu diskutieren. Er ging zu einem anderen Problemkreis über. Einige Stunden später aber war er mit Wajsto Kolsch und Gallatan Herts allein in der Zentrale.
»Es stört mich nicht im Geringsten, wenn die anderen dabei sind«, erklärte er. »Sie können ruhig hören, was ich zu sagen habe. In kleinem Kreis lässt sich manches aber dennoch besser besprechen. Ich denke an Atlan und seine Begleiter.«
Wajsto Kolsch horchte auf, und Gallatan Herts lächelte. Er rieb sich die Hände.
»Ich wusste, dass wir darauf zurückkommen würden«, bemerkte er.
»Atlan hat den Auftrag, mit seinem Kommando zu verhindern, dass die SOL mit dem Quader zusammenstößt. Diesen Auftrag muss er zunächst durchführen«, stellte Chart Deccon fest. »Wenn ihm das gelingt, wird der Quader uns überholen, da er schneller fliegt als die SOL. Er wird also den siebten Planeten vor uns erreichen.«
»Daraus sollte sich etwas machen lassen«, sagte Kolsch rasch. »Wie wäre es zum Beispiel, wenn der Quader Bomben an Bord hätte, deren Wirkung so groß ist, dass sie den siebten Planeten zerreißen, sobald das Raumschiff in dessen Atmosphäre eindringt?«
»Das wäre ausgezeichnet«, erwiderte Gallatan Herts, und seine Augen funkelten vor Vergnügen. »Sicherlich würden einige Trümmerstücke des Planeten in unsere Flugbahn geraten und uns gefährden, aber da der Quader nicht mehr in unserer unmittelbaren Nähe ist, könnten wir die Schutzschirme aufbauen. Die SOL würde fraglos kräftig durchgeschüttelt werden, aber sie würde diese Belastungen überstehen. Wir wären gerettet. Atlan hätte sein Leben für das Wohl des Schiffes gegeben.«
»Es zerreißt einem das Herz«, fügte Gallatan Herts zynisch hinzu. »Leider hat der Quader nicht die erforderlichen Bomben an Bord.«
»Das kann man ändern«, entgegnete Chart Deccon.