98 Prozent aller Deutschen kennen den Namen Oetker: Die Familie aus der westfälischen Provinz ist die bekannteste deutsche Industriellendynastie. Am Anfang der Erfolgsgeschichte standen Backpulver und Süßspeisen. Doch die Oetkers sind längst mehr als die Puddingkönige: Im Laufe eines Jahrhunderts haben sie sich ein Wirtschaftsimperium mit Hunderten von Firmen aufgebaut und rühren kräftig in der Politik mit. Die Schattenseite ihres Reichtums und ihrer Bekanntheit erfuhr die Familie bei der Entführung Richard Oetkers 1976. Rüdiger Jungbluth schildert erstmals die beispiellose Erfolgsgeschichte der Oetkers über fünf Generationen.
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Gemeinhin steht „Dr. Oetker“ für Backpulver und Pudding. Doch dieses tradierte Bild der Marke, die zu den bekanntesten in Deutschland zählt, stimmt schon lange nicht mehr. Längst ist aus dem Nahrungsmittelhersteller ein verzweigter Mischkonzern geworden, dessen Portfolio von Bier über Pizza, Sekt und Erdnüsse bis zur Schifffahrt reicht. „Der Oetker-Konzern ist ein ungewöhnlich breit gefächertes Konglomerat, wie es keine zweite Unternehmerfamilie in Deutschland errichtet hat“, resümiert der Buchautor Rüdiger Jungbluth in seiner Unternehmensbiographie über „Geschäfte und Geheimnisse der bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands“. Die Firmengruppe besteht aus 332 Unternehmen, von denen 132 ihren Sitz im Ausland haben, beschäftigt mehr als 20.000 Menschen und erzielt einen Jahresumsatz von geschätzten 5,5 Milliarden Euro.
Rüdiger Jungbluth rollt die Geschichte der Unternehmerdynastie recht anschaulich auf, verheddert sich aber gelegentlich in dem verzweigten Stammbaum des Clans. Auch bleibt die Gewichtung des Stoffs bisweilen unklar. So breitet der Autor den Entführungsfall Richard Oetker, der 1976 die Republik aufwühlte, detailversessen auf 28 Buchseiten aus. Anderes hingegen wird denkbar knapp abgehandelt. Zum Beispiel der tief greifende Konzernumbau, den der derzeitige Firmenchef August Oetker in die Wege geleitet hat. Hier hätte man sich mehr Einblick in die strategischen Überlegungen des Firmenlenkers gewünscht.
Das aber scheiterte an der Weigerung der Familie, mit dem Autor zusammenzuarbeiten. Der nämlich hatte bereits in seinem Buch über Die Quandts die Verstrickungen der Unternehmerfamilie in die NS-Diktatur klar herausgearbeitet. Das tut er nun auch in Sachen „Oetker“. Trotz der Informationssperre wird das dunkle Kapitel in der Firmengeschichte, dessen schwärzester Punkt in der „vielgestaltigen Verbindung von Familie und Firma zur SS des Heinrich Himmler“ liegt, gut recherchiert aufgearbeitet. Ein empfehlenswertes Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte. -- Winfried Kretschmer -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.
Pressestimmen
"Das Buch räumt mit sorgfältig gepflegten Legenden auf, die die Backpulver-Dynastie noch heute im Internet verbreitet." (Stern)