Île des Sœurs
Ich klappte das Buch zu, warf es in meine Tasche und eilte zum Kleiderschrank, um die Schaufel meiner Mutter hervorzuholen. Wohin ich eigentlich wollte, war mir nicht klar, aber dass ich dabei vorbereitet sein musste, sehr wohl. Dante war der Einzige, mit dem ich darüber hätte sprechen wollen, aber der bloße Gedanke, dass ich nach all den Ereignissen immer noch Gefühle für ihn hatte, lag mir wie ein Stein auf der Brust. Was lief da bei mir falsch? Warum konnte ich ihn nicht einfach ziehen lassen?
Schon beim Öffnen der Schranktür wusste ich, dass etwas faul war. Am Abend meiner Konfrontation mit Vater und Tochter LaGuerre hatte ich es nicht bemerkt, doch jetzt packte mich die Panik. Ich schob die ineinander verkanteten Kleiderbügel beiseite und schleuderte Schuhe und Klamotten zu Boden, bis ich klare Sicht auf die Schrankrückwand hatte. Der lange, rechteckige Koffer war noch da, aber die Schaufel darin war verschwunden.
In der wilden Hoffnung, ich hätte mich geirrt, zerrte ich den Koffer heraus und schaute dahinter. Fehlanzeige. Die ganze Zeit kreisten mir meine eigenen Worte im Kopf: »Lass sie nur nicht deine Schaufel sehen«, hatte ich Noah im Gehöft sagen wollen. Hatten die Untoten mich hierher verfolgt, in mein eigenes Zimmer, und mir die Schaufel gestohlen? Mir drehte sich der Magen um, als ich erst das Fenster und dann die Tür anblickte und mir dort einen Riegel hinwünschte. Doch dann fiel mir eine viel näherliegende Erklärung ein.
Fuchsteufelswild stürmte ich durchs Badezimmer und platzte in Clementines Zimmer. Sie kam gerade vom Abendessen und plauderte noch mit zwei Freundinnen an der Tür.
»Hast du sie genommen?«, schnaubte ich. »Hast du mein Zimmer durchwühlt?«
Clementine drehte sich zu mir um. »Wen genommen? Wovon redest du?«
»Meine Schaufel. Sie ist weg. Wo hast du sie?«
Ich preschte zu ihrem Schrank und warf die Türen auf. Clementine keifte, ich solle aufhören, aber das war mir so was von egal. Ich schob ihre Klamotten beiseite, wühlte mich durch ihre Schuhe und Taschen, doch da war nichts.
»Irgendwo hier muss sie sein. Ich weiß es«, sagte ich. Ich ignorierte ihre Proteste und suchte hinter der Tür, unter ihrem Bett, in ihrer Kommode. Doch ich fand nur ihre eigene Schaufel aus dunklem Metall und glattem, geöltem Holz.
»Ich hab deine Schaufel nicht«, sagte sie mit Nachdruck. »Und ich hab auch dein Zimmer nicht durchwühlt.«
»Wer soll’s denn sonst gewesen sein? Du hast schon mal meine Sachen durchsucht. Du hast in meinem Zimmer auf mich gewartet, als ich nicht da war. Ich weiß ganz genau, dass du es warst.«
Clementine zögerte. »Ich hab nichts gemacht.«
Bevor ich mich bremsen konnte, packte ich sie bei ihrem schmalen Handgelenk und zerrte sie in mein Zimmer. »Warum ist dann bitte der Koffer leer?«
Sie entwand sich meinem Griff und wollte gerade antworten, als sich ihr Gesicht angeekelt verzog. »Was stinkt denn hier so?«
Ich schüttelte den Kopf. »Was? Wovon redest du?«
Sie hielt sich die Nase zu. »Wie kann man das nicht riechen?«
»Du willst mich nur ablenken«, sagte ich.
»Will ich nicht«, beharrte Clementine und ging zurück ins Badezimmer. »Das riecht nach Verwesung.«
Ich musste verwirrt dreingeblickt haben, denn sie deutete auf die Heizung unter meinem Fenster. »Von da kommt’s her.«
Ich warf ihr noch einen scharfen Blick zu und beugte mich vor. Ich schnüffelte, versuchte dasselbe zu riechen wie sie. Doch meine Sinne waren so abgestumpft, dass ich nur einen unbestimmten muffigen Geruch wahrnahm, wie von etwas, das schon zu lange im Kühlschrank lag.
Zögerlich griff ich unter den Heizkörper und tastete auf den Holzdielen herum, bis meine Hand auf etwas Weiches, Runzliges stieß. Erschrocken zog ich den Arm zurück.
»Was ist das?«, fragte Clementine von der Tür.
»Keine Ahnung«, gab ich mit zitternden Lippen zurück. Ich ging tiefer in die Knie, um nachzusehen. Knorpelig war es, und weiß.
Clementine hob einen Regenschirm auf, den ich aus dem Schrank geschmissen hatte. »Nimm den.«
Ich nahm ihr den Schirm ab, schob den gebogenen Griff unter die Heizung und zog das Ding hervor. Es war eine dicke, runzlige Wurzel, wie eine weiße und völlig verfaulte Karotte. Ich stupste sie mit der Schirmspitze an. Sie war weich und zusammengeschrumpelt vom Alter, die untere Seite vom Liegen ganz braun und aufgeplatzt.
»Irgendein Gemüse oder so«, sagte ich.
»Was hat das dort zu suchen?«, wollte Clementine wissen.
»Weiß ich nicht«, sagte ich. »Ich weiß ja noch nicht mal, was es sein soll. Irgendwer muss es da versteckt haben.«
»Warum sollte jemand so was tun?«
Wenn Clementine es nicht gewesen war, wer dann? Kein anderer käme darauf, in mein Zimmer einzudringen. Außer … dem Liberum.
Ich griff die Wurzel an ihrer Spitze und rannte den Flur hinab zu Anyas Zimmer. Wenn jemand wusste, worum es sich handelte, dann sie. Aber gerade als ich anklopfen wollte, sprang die Tür auf.
»Renée!«, rief sie erschrocken. »Ich wollte gerade zu deinem Zimmer. Warum bist du vorhin weggerannt?«
Die weiße Wurzel hing schlaff herunter, als ich sie mit spitzen Fingern Anya unter die Nase hielt. »Das hab ich in meinem Zimmer unter dem Fenster gefunden. Weißt du, was das ist?«
Sie erstarrte bei dem Anblick. »Eine Pastinake«, sagte sie gedehnt und betrachtete die runzlige Haut.
»Warum sollte mir das jemand ins Zimmer legen?«
Sie zögerte, als wisse sie etwas, womit sie nicht rausrücken wollte.
»Jetzt sag schon!«, rief ich außer mir.
»Eine weiße Wurzel, die sich aus der Erde erhebt. Ein Symbol für die Untoten.«
»Was?« Mir schwirrte der Kopf. Waren die Untoten in mein Zimmer eingestiegen und hatten sie mir dagelassen? Hatten sie auch meine Schaufel geklaut, um mich zu entwaffnen? »Das ergibt doch gar keinen Sinn. Warum sollten die mir die Schaufel wegnehmen und dann das hier dalassen, um auf sich aufmerksam zu machen? Die hätten doch einfach gleich auf mich losgehen können. Warum abwarten?«
Anya roch an der Rübe und verzog das Gesicht.
»Glaubst du, die warten ab, bis ich die Identität der neunten Schwester knacke? Damit sie mehr Informationen kriegen, wenn sie mir die Seele nehmen?«
»Das wäre ganz schön bescheuert«, sagte Anya. »Vielleicht finden wir die ja nie.«
»Das stimmt nicht ganz.«
Anya musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. »Moment mal. Du hast sie gefunden?«
Wir verschanzten uns in meinem Zimmer, wo ich ihr den Artikel über den Gottfried-Fluch zeigte. »Das beweist, dass im achtzehnten Jahrhundert eine Wächterin namens Ophelia Hart gelebt hat. Und laut Noahs Vater gab es um 1900 eine Wächterin namens Ophelia Cœur. Cœur ist französisch für das englische heart, Herz. Ophelia Hart, Ophelia Cœur. Das muss ein Pseudonym sein. Das ist viel zu seltsam für einen Zufall. Das muss ein und dieselbe Person sein.«
»Aber das würde ja bedeuten, dass sie schon über zweihundert Jahre lang lebt. Das ist unmöglich.«
»Eben«, sagte ich. »Es sei denn, man ist die neunte Schwester und kennt das Geheimnis der Unsterblichkeit. Sie ist es gewesen, die ganze Zeit«, erklärte ich. »Da bin ich mir sicher.«
»Ich dachte, die hätten wir schon von der Liste gestrichen«, sagte Anya in Zeitlupe und die Seiten des Buches blätterten sich auf, weil sie vergaß, es zuzuhalten. »Die neunte Schwester ist gestorben. Deshalb hat sie das Geheimnis versteckt. Du warst doch an ihrem Grabstein.«
»Vielleicht war sie nie tot.«
Anya runzelte die Stirn. »Wofür braucht sie dann einen Grabstein?«
»Keine Ahnung, aber alles andere passt zusammen. Sie lebte Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, zur Zeit der Neun Schwestern. Sie war unglaublich schlau, hatte Verbindungen zum Royal Victoria und später zu Salzwasser, mit ihren Gewässerforschungen. Es passt. Alles passt zusammen.«
Ich konnte förmlich zusehen, wie die Rädchen in Anyas Kopf ratterten. Als sie zu mir aufblickte, hatte sie Augen wie Untertassen. »So könnte es sein. Und jetzt?«
»Jetzt überlegen wir, wo sie den ersten Teil des Rätsels versteckt haben könnte.«
»Wie denn?«
»Sie hat ihn höchstwahrscheinlich an einem Ort versteckt, der ihr wichtig war, oder? Also müssen wir jetzt mehr über Ophelias Leben rausfinden.«
»Aber wie?«, rief Anya aufgelöst. »Vielleicht ist sie immer noch am Leben. Wo sollen wir da bitte anfangen?«
Ich dachte zurück an das letzte Mal, als ich von Ophelia Hart gehört hatte. »Noah.«
Wir rannten nach draußen, über den verschneiten Hof hinüber zum Jungenwohnheim. Wir fragten einen Jungen beim Eingang nach Noahs Zimmer, hasteten nach oben und fegten durch den Irrgarten der Flure, der bis auf die braune Tapete genauso aussah wie unserer. Als wir endlich vor seiner Tür standen, strich ich mir das Haar glatt und atmete tief durch, bevor ich anklopfte.
»Renée?«, fragte Noah und schob sich die Brille hoch. Sein großer Körper verstellte den ganzen Türrahmen. »Ich – ich hab gerade ziemlich viel zu tun …«
»… und wahrscheinlich auch gerade nicht die größte Lust, mich zu sehen«, unterbrach ich ihn. »Gegessen. Aber wir haben sie gefunden«, flüsterte ich. »Die neunte Schwester. Und wir brauchen deine Hilfe.«
Noah wurde stocksteif, als er das hörte. Dann entdeckte er Anya hinter mir und schob die Tür auf. »Kommt rein.«
Und alles schien wieder vergessen.
Noahs Vater hatte sein Büro am Historischen Seminar der Uni. »Da gibt’s ein riesiges Archiv im Keller. Ich geh da öfter mit meinem Vater runter, wenn ich ihm beim Recherchieren helfe. Die haben Zeug, das reicht zurück bis zur Gründung von Montreal.«
Und so quetschten wir uns zu dritt in ein Taxi und fuhren los. Ich drehte mich um und starrte durch die Heckscheibe, während wir die Stadt durchquerten. Meine Augen klebten an den Gehsteigen, ständig auf der Suche nach Spuren der Untoten. Und obwohl die Straßen verlassen und reglos waren, lag eine Schwere in der Luft, die mich nervös machte.
Das Unigelände war voller Schneematsch, aus dem dunkle Bronzestatuen herausragten.
»Spürt ihr das auch?«, fragte ich und drosselte mein Tempo. Wieder kletterte mir ein prickelndes Gefühl die Beine hoch, als hätte sich ein kühler Luftzug um mich gewickelt.
»Wahrscheinlich eins von den Präparaten aus dem Biologielabor«, sagte Noah und blickte auf das Gebäude zu unserer Rechten. »Komm, weiter.«
Doch es war nicht nur das Biologielabor. Es war ein vertrautes Gefühl, genau die Art von Kälte, in der die Luft dünner und abgestandener wirkte, als bildete sie einen Pfad.
»Komm schon«, sagte Noah. »Wir sind gleich da.«
Aber kaum lief ich weiter, sah ich etwas Weißes aufblitzen. Und dann noch einmal.
»Da«, rief ich und deutete auf eine kleine Baumgruppe. »Dort hinten waren sie.«
Anya und Noah schienen mich nicht zu hören.
Ich bremste ab, ließ sie vorauslaufen und schlich mich zu einer nahen Statue. »Dante?«, flüsterte ich in der Hoffnung, dass er es war, den ich erspürt hatte. Doch die kalte, geruchslose Luft hatte mir eigentlich schon das Gegenteil gesagt. Ich blinzelte in die Nacht.
Hinter mir lachte jemand auf, ein Kind. Ich schnellte herum, aber da war niemand.
»Renée?«, rief Noah vom Weg her.
Bevor ich antworten konnte, stießen zwei blasse, kleine Jungen mit runden, pausbäckigen Gesichtern zwischen den Bäumen hervor. Von beiden Seiten stürmten sie auf mich zu; sie waren so leicht, dass sie noch nicht mal Fußspuren im Schnee hinterließen. »Nein«, flüsterte ich, doch das Wort kam mir nicht über die Lippen. Denn schon hingen sie an mir, grapschten nach meinen Beinen, meinem Rock, meinem Mantel.
Ich peitschte hin und her und schüttelte sie ab, als sich plötzlich die Dunkelheit teilte und eine hagere Gestalt herausstieg. Ihr Gesicht glich einem weißen Pinselstrich am Nachthimmel. Der Atem blieb mir in der Lunge hängen und ich kippte nach hinten.
Ich versuchte, mich aufzurichten, aber schon hatten die Kinder meine Arme gepackt und drückten mich tiefer in den Schnee. Während ich mich abkämpfte und meine Finger fest ins Eis grub, konnte ich nur an Dante denken und wie sehr ich mir wünschte, ihn noch ein letztes Mal gesehen zu haben.
Und dann hörte ich das Flüstern eines Mädchens. Sie sprach Lateinisch, so leise und zart, dass ich es kaum hören konnte. Doch die Untoten um mich herum schienen sich zu beruhigen, ihr Griff wurde lockerer, bis sie sich in die Finsternis davonstahlen.
»Geh!«, befahl sie mir in einer sehr vertrauten Stimme.
»Anya?«, flüsterte ich, als sie mich hochzog.
»Geh!«
Bevor ich es merkte, nahm ich bereits Reißaus, Noah neben mir.
»Was ist mit Anya?« Ich blickte panisch hinter mich, aber Noah zerrte mich weiter.
»Alles klar bei ihr«, sagte er. »Sie regelt das.« Er schnappte mein Handgelenk und führte mich vom Campus auf die Straße, wo er ein Taxi herbeiwinkte. Mit quietschenden Reifen hielt es am Gehsteig.
»Wir können sie doch nicht einfach hierlassen«, protestierte ich, aber Noah nahm mich bei der Hand, zog mich hinein und knallte die Tür hinter uns zu.
»Fahren Sie!«, befahl Noah in Richtung Vordersitz.
»Was soll das?«, herrschte ich ihn an. »Anya ist noch da draußen, ganz alleine.«
»Ihr geht’s gut.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte ich fassungslos. »Hast du sie nie im Unterricht erlebt? Die wird nie allein mit denen fertig.«
»Das wird sie«, sagte Noah bestimmt. »Sie ist ein Flüsterer. Eine ganz seltene Art von Wächter. Einer, der mit den Untoten sprechen, sie überreden und beeinflussen kann.«
»Wie bitte?«, fragte ich verwirrt.
»Hast du sie eben nicht gehört? Sie hat mit ihnen gesprochen. Sie hat alles unter Kontrolle. Außerdem wollen sie dich und nicht sie. Wir können sie von ihr weglocken. Also konzentrier dich. Wo sollen wir hin?«
Durch die Heckscheibe warf ich einen letzten Blick auf die blassen Kinder in der Ferne. »Île des Sœurs«, platzte ich heraus, ohne meinen Kopf einzuschalten. Das Taxi bremste ab und legte sich ruckartig in eine scharfe Rechtskurve.
Während wir uns durch Montreals Straßen schlängelten, wischte ich mir den feuchten Schmutz vom Gesicht und versuchte, mich zu sammeln. Immer wieder lugte ich kurz in den Rückspiegel, ob uns die weißen Blitze nicht folgten, aber die Straßen waren leer. Mein Impuls, zur Île des Sœurs zu fahren, war wie aus dem Nichts gekommen. Vielleicht war das Inselkloster der Grund, der einzige Ort, den alle Untoten fürchteten. Aber das begriff ich erst später. Nein, ich hatte ein Gefühl; ein Gefühl, dem ich hoffentlich trauen konnte.
Wir fuhren zu einer langen Brücke, die über den Sankt-Lorenz-Strom führte. Auf der anderen Seite befand sich ein winziges Eiland, auf dem Bäume wie Stecknadeln aufragten.
»Können Sie uns beim Kloster rauslassen?«, fragte ich den Fahrer. Er nickte unter seiner Kappe.
Die Île des Sœurs war eine kleine Insel mit ordentlichen Häuserreihen, aus denen Fernseherlicht herausflackerte. Als wir durch die Straßen fuhren, wurde ich ruhiger, als ob hier nichts im Verborgenen lauern könnte. Der Fahrer hielt vor einem umzäunten Gebäude, das an einen Schrottplatz erinnerte. Der Gehweg davor war mit Abfall zugemüllt.
»Das ist es?«, fragte ich. Hinter einem Mülleimer schoss eine graue Katze hervor und flitzte über die Straße.
»Japp«, sagte der Mann.
Wir zahlten und das Rumpeln seines Auspuffs verlor sich in der Ferne. Ich zog meinen Schal enger und eilte dem schlichten rechteckigen Gebäude hinter dem schmiedeeisernen Tor entgegen. Es war cremefarben, mit einer braunen Zierleiste und dünnen Gittern vor den Fenstern.
Ganz hinten in der Auffahrt parkte ein grauer Peugeot.
»Das gibt’s nicht«, sagte ich. »Das ist der gleiche, in dem ich vor ein paar Monaten Miss LaBarge gesehen habe.«
»Komm, weiter«, sagte Noah und zog mich zu dem hohen Tor. Die schmiedeeisernen Gitter rankten und bogen sich einwärts zu den Worten COUVENT DES SŒURS. In der Mitte waren die Torflügel mit einer Kette verschlossen.
»Glaubst du, sie ist da drinnen?«, fragte ich.
Wie zur Antwort auf meine Frage ging in einem Fenster im zweiten Stock das Licht an. Ich sprang vor Schreck zurück, direkt gegen Noah, der mich am Arm festhielt.
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, sagte er.
Und bevor ich mich versah, hatte Noah schon die oberste Strebe gepackt und sich mit einem eleganten Satz nach oben und über das Tor geschwungen. Da stand er nun auf der anderen Seite, atmete erleichtert aus und richtete sich auf. »Und jetzt du.«
Er schickte sich an, mir hinüberzuhelfen, aber stattdessen packte ich die Gitterstäbe, steckte zuerst das eine, dann das andere Bein hindurch und verformte meinen Körper derart, dass ich mich tatsächlich auf die andere Seite quetschen konnte.
Überall streunten Katzen herum. Sie krochen zwischen die Ritzen im Gebäudefundament, hockten unter den Büschen und lugten unter der Eingangstreppe hervor, als wir auf die Tür zugingen.
»Willst du einfach anklopfen?«, fragte ich.
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
Den hatte ich zwar nicht, aber irgendetwas an dem Ganzen beunruhigte mich. Eine Katze sauste direkt vor meinen Füßen über den Rasen. Ich musste mir den Mund zuhalten, um einen Schreckenslaut zu unterdrücken.
Noah nahm mich beruhigend bei der Hand und zusammen erklommen wir die Stufen. Ich stützte mich gegen das Geländer, während Noah die Klingel drückte.
Irgendwo drinnen hörte ich es läuten, aber zur Tür kam niemand. Eine Schildpattkatze rieb ihren Kopf gegen meine Knöchel. Ich schob sie zur Seite. Gerade als Noah seinen Finger wieder zur Klingel führte, hörten wir von drinnen dumpfe Schritte. Das Geräusch eines beiseitegeschobenen Riegels. Und dann einen sich drehenden Knauf.
Die Tür ging einen Spaltbreit auf und dahinter erschien eine Frau, die durch die Kette herauslugte. Sie hielt eine Schaufel, deren Spitze durch den Schlitz auf uns gerichtet war. Der Flur hinter ihr war finster.
Als ich ihr Gesicht sah, erstarrte ich. »Miss LaBarge?«
Erst sagte sie nichts. Und dann: »Wer sind Sie?«
Die Schildpattkatze schlüpfte durch Miss LaBarges Beine hinein. »Ich bin es«, sagte ich. Warum erkannte sie mich bloß nicht? »Renée. Aus Ihrem Philosophiekurs letztes Jahr.«
»Wie sind Sie hier reingekommen?«
»Ich hab mich durch die Stäbe gequetscht«, sagte ich und legte meine Hand auf den Türrahmen, was Miss LaBarge auffahren ließ.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte sie und schob die Schaufel weiter aus dem Schlitz heraus.
Völlig perplex sah ich sie an. Vielleicht hatte sie ihr Gedächtnis verloren? Vielleicht war das der Grund für ihr Verhalten. »Ich will gar nichts. Ich – ich wusste gar nicht, dass Sie hier sind. Aber jetzt, wo Sie es sind, würde – würde ich einfach gerne mit Ihnen reden. Alle glauben, Sie wären tot.« Ich senkte meine Stimme. »Das kam in den Nachrichten. Ich war auf Ihrer Beerdigung. Ich hab gesehen, wie mein Großvater Sie im Meer beigesetzt hat. Und jetzt stehen Sie hier vor mir.«
Ihr Blick wanderte von mir zu Noah. »Sie sind beide Schüler am Gottfried?«
»Lycée St. Clément«, erklärte Noah.
»Wie heißen Sie?«
»Renée Winters.«
»Noah Fontaine.«
Miss LaBarge musterte mich eindringlich, als versuchte sie etwas zu entdecken, das ihr vorher entgangen war. »Winters? Lydias und Roberts Tochter?«
Mir fiel beinahe die Tasche hinunter. »Ja«, bestätigte ich verwirrt. »Sie haben sie gekannt.«
Ohne Vorwarnung zog sie sich in die Dunkelheit zurück.
»Warten Sie!«, brüllte ich, doch es war zu spät. Die Tür war schon zu.
Wieder läutete ich und ließ mich dann seufzend auf dem Rand eines Blumenkübels beim Geländer nieder. Dabei schreckte ich eine schwarze Katze aus ihrem Schläfchen auf. Sie sprang heraus und fauchte mich an. »Das begreif ich nicht«, murmelte ich und sah zu Noah empor.
Er legte einen Finger auf die Lippen. Von der anderen Seite der Tür hörte ich ein Klicken und dann ging sie genauso unvermittelt wieder auf, wie sie zugefallen war.
»Rein mit euch«, befahl sie, und während wir hineintaumelten, jagten ihre Augen auf der dunklen Straße hin und her.
Im Kloster war es zugig und finster. Nachdem sie die Tür verrammelt hatte, warf uns Miss LaBarge noch einen kurzen Blick zu. Sie führte uns durch mehrere Räume; in keinem stand viel mehr als ein Tisch mit ein paar Stühlen. Überall waren die Katzen – ums Geländer gerollt, ausgestreckt auf den Fensterbrettern oder gähnend unter den Heizkörpern. Eine Perserkatze sprang von einem Kaminsims und folgte uns bis in die Küche. Miss LaBarge schaltete die Deckenglühbirne ein, die den Raum in ein schmutziges gelbes Licht tauchte.
Und da war sie: das braune Haar, die kleine Nase und die vollen Wangen, mit denen sie wie ein Bauernmädchen aussah. Sie stützte sich auf eine Stuhllehne und schien etwas sagen zu wollen, doch dann überlegte sie es sich anders und ging zum Herd.
Ich war wie gebannt von ihrem Anblick, doch dann durchfuhr mich ein Schauer und Kälte kroch in mir hoch. Irgendetwas stimmte nicht.
Die Frau sah genauso aus wie Miss LaBarge und dann auch wieder nicht. Ihre Gesichtszüge waren gleich, das schon, aber die Verhältnisse stimmten nicht. Die Wangenknochen wirkten etwas höher, die Fältchen um ihre Augen etwas weniger auffällig, als wäre sie eine schlechte Kopie der echten Annette.
Sie entfernte den Deckel von einem verbeulten Kessel, ging hinüber zur Spüle und füllte ihn unter dem Hahn. »Tee?«
Ich musste sie wohl angegafft haben, denn Noah stupste mich mit dem Ellbogen.
»Ja, danke«, sagte ich.
Miss LaBarge bewegte sich viel zu leichtfüßig durch den Raum. Entgeistert sah ich, wie sie eine Zitrone aufschnitt und sich den Saft in ihren Tee drückte. Miss LaBarge hatte immer Milch genommen.
»Sie – Sie sind gar nicht Miss LaBarge.«
Die Hochstaplerin legte die Zitrone ab und sah mich traurig an, als bemitleide sie mich. Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und zog zwei Stühle unter einem groben Holztisch hervor. »Bitte, setzt euch.«
Noah nahm am Ende des Tisches Platz, aber ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich konnte es nicht. Ich war wie gelähmt, verwirrt und wütend, so schrecklich wütend. Wer war diese Frau, die so tat, als wäre sie Miss LaBarge?
Sie stellte zwei Becher Tee vor uns auf den Tisch und ließ sich Noah gegenüber nieder. »Mein Name ist Collette LaBarge«, sagte sie. »Ich bin Annettes kleine Schwester.«
Ich verschüttete beinahe meinen Tee. »Was?«
»Annette ist tot. Sie ist im August gestorben. Ich bin ihre jüngere Schwester.«
Auf einmal ergab alles Sinn. Das ganze Jahr über hatte ich nicht Miss LaBarge gesehen, sondern ihre Schwester. Es schien zu einfach, zu trostlos, um wahr zu sein.
Sie zog die Stirn kraus. »Du wirkst enttäuscht.«
»Ich dachte –«
»Du dachtest, sie wäre noch am Leben. Du wünschst dir, ich wäre jemand anderes.« Collettes Augen hatten einen kalten Ausdruck angenommen und ihre Hände waren wie zum Kampf zu Fäusten geballt. Sie sackte in ihren Stuhl zurück. »Tut mir leid.«
»Also gibt es keine Möglichkeit, dass sie noch lebt?«, stieß ich hervor. Erst jetzt wurde mir klar, dass das Fünkchen Hoffnung, dass Miss LaBarge überlebt hatte, nie völlig in mir erloschen war.
Collette senkte den Blick. »Nein.«
»Aber warum sind Sie dann hier?«, fragte ich. »Warum verstecken Sie sich? Keiner weiß von Ihnen. Sie waren ja noch nicht mal bei ihrer Trauerfeier.«
»Ich habe sehr wohl teilgenommen.«
»Dann hab ich Sie gesehen.« Jetzt wurde mir klar, dass es Collette gewesen war, die ich beim Wegsegeln an der Küste stehen gesehen hatte. »Aber auf dem Boot waren Sie nicht. Sie standen an der Küste.«
»Annette und ich hatten kein enges Verhältnis.«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte zu begreifen. »Aber jedes Mal, wenn ich Sie auf der Straße gesehen habe, war es, als wollten Sie unentdeckt bleiben.«
Sie setzte ihren Becher ab. »Wann habt ihr mich gesehen?«
»Das erste Mal bei Miss LaBarges Beerdigung. Das zweite Mal hat Ihr Auto an einer Kreuzung gehalten. Ich wollte Sie ansprechen, aber Sie sind verschwunden. Und das dritte Mal mit Noah, vor einer Bäckerei am alten Hafen, wo Sie vorbeigelaufen sind. Wir sind Ihnen in die Innenstadt gefolgt, wo Sie einen Aufzug in den Untergrund genommen haben. Als wir es dann auch in die Tunnel geschafft hatten, haben wir Sie nirgends gefunden.«
Collette blieb eine ganze Weile stumm und schaute zwischen uns hin und her. Endlich sprach sie doch. »Warum seid ihr hergekommen?«
Noahs Blick traf meinen, aber keiner von uns antwortete.
»Hat euch jemand verfolgt?«, fragte sie mit beunruhigtem Ausdruck.
»Wir haben nach dem Geheimnis der Neun Schwestern gesucht«, sagte ich schließlich.
Collette hustete.
»Kennen Sie es?« Ich merkte es an der Art, wie ihre Augen groß wurden, wie sie auf ihrem Stuhl herumrutschte.
»Da stellt ihr eine gefährliche Frage«, sagte sie leise. »Die Suche nach dem Geheimnis der Neun Schwestern kann nur zum Tod führen – genau wie bei deinen Eltern, meiner Schwester und Cindy Bell. Oder ihr endet wie ich, eine Gefangene, in ständiger Angst vor dem Liberum.«
»Zu spät«, sagte ich. »Es hat uns schon gefunden.«
Als sie die Bedeutung meiner Worte erfasste, glitt ein Hauch von Verständnis über ihr Gesicht. Ihr Körper spannte sich an, während ihre Augen von uns zum Fenster glitten. »Sind sie euch hierher gefolgt?«
»Was wissen Sie?«, drängte ich.
»Habt ihr sie hierher geführt?«, fragte sie in wachsender Panik.
»Nicht ausgeschlossen«, gab ich zu. »Bitte, sagen Sie uns, was Sie wissen. Wir haben nicht viel Zeit.«
Sie schob ihren Tee von sich und sah mir direkt in die Augen. »Ich werde es euch zeigen.«
Wir folgten ihr durch einen Flur und dann eine Treppe hinunter, bis in einen alten Keller.
»Wir haben uns alle am Gottfried angefreundet – deine Mutter, Annette, Cindy und ich. Damals haben wir das erste Mal von Les Neuf Sœurs gehört. Genau wie alle anderen waren wir anfangs nur fasziniert, aber je intensiver wir forschten, desto überzeugter waren wir, dass das Geheimnis noch existierte. Die mysteriöse neunte Schwester musste es irgendwo versteckt haben. Und was als Hobby begonnen hatte, wurde langsam zur Besessenheit.
Wir sind kreuz und quer durch Europa gereist, nach Frankreich, Italien und England, und haben nach irgendeinem Hinweis auf ihre Identität gesucht. Wir haben sämtliche französischen Wächterarchive durchkämmt, um irgendein begabtes Mädchen aus der Zeit der Neun Schwestern aufzutreiben. Aber alles war für die Katz, natürlich. Das Problem war, dass wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf Frankreich gerichtet hatten, weil die Neun Schwestern dort herstammten. Wir hatten noch nicht mal im Traum daran gedacht, in Montreal nachzuforschen, wo sie ihr jüngstes Mitglied zur Schule geschickt hatten.«
Collette schritt zu einer schlichten Kommode in der Kellerecke. Sie zog eine der Schubladen auf und entnahm ihr eine Schachtel, die so aussah wie eine Teedose. Sie hob den Deckel und zog einen vergilbten Umschlag heraus.
»Das hat mir Annette gegeben, bevor sie umgebracht worden ist. Sie meinte, deine Eltern hätten es ihr gegeben und dass es unglaublich wichtig sei, diesen Brief sicher aufzubewahren.«
Damit reichte sie ihn mir. Der Umschlag war an eine Alma Alphonse in Frankreich adressiert. An den Namen erinnerte ich mich noch aus Madame Goûts Unterricht: Alma war eine der acht ermordeten Schwestern gewesen. Vorsichtig öffnete ich den Umschlag, holte das Blatt heraus und strich es auf der Kommode glatt. Es war verblasst, verknittert und fleckig von den vielen Fingern, die es immer wieder auseinander- und zusammengefaltet hatten. In der oberen rechten Ecke prangte das Kanarienvogelwappen.
D. 2ten Aprillis anno 1732
Chère Alma,
ich bin in Forcht, daß wir schwer gefehlet haben bey Ophelien. Ihr Physicus zu Sankt Laurentio behauptet, daß sie wohl anspreche auff die Behandlung, doch nun da ich sie in Montreal besucht, bin ich besorgt über die Maaßen. Sie scheinet unbesonnen und unfehig ihre Triebe zu bezähmen. Insgeheym hat sie mir gebeichtigt, daß sie des Öfftern wünscht Andere zu küßen, und ihre Stimmung schwebet zwischen süsser Verzükung und schwerer Betrübnuß, in welcher sie der Welt Verdunkelung und Überdruß beklaget. Die Behandlung, so wir ihrer Art gewöhnlich angedeihen lassen, zeiget keine Würckung bei ihr, und sie giebt an, an einer Crisis Moralis zu leiden und an Liebesweh, doch wem sie in Liebe zugethan, weiß keiner zu sagen. Der Einzige, zu dem sie anscheinend ein Zutrauen hat, ist ihr Physicus, Bertrand Gottfried.
Auch zeiget sie eine ungewöhnliche Neigung zum Wasser. Ihre Pflegerinnen sagen, sie studire es bei Tag und bei Nacht, sie starre in die Wasch-Schüssel ihres Zimmers oder sitze beym Brunnen, welches Verhalten in stärckstem Widerspruche stehet zur Krafft und Zucht, so sie ehedem als Wächterinn des Ersten Ranges an den Tag geleget. Unzweiffelhafft eine Reaction auff das Feuer. Dennoch habe ich gebeten, sie auß dem Hause Sankt Clementius zu entfernen, um der anderen Studiosi Leib und Leben nicht zu gefehrden. Doctor Gottfried drükte sein Interesse aus, sie in die Americanischen Colonien mit zu nehmen, wo er ein neues Spittal für die Untotten zu eröfnen gedenckt; ob es freilich helffen kann, erscheint mir ungewiß. Ich beschwöre dich, bedencke die sichere Bewaarung unserer Entdekung. Ophelia Hart hat sich zu starck verändert. Ihr ist nicht mehr zu trauen, und ich bitte dich, erwäge die Möglichkeyt, sie zur Ruhe zu bringen.
Votre Sœur
Prudence Beaufort
Ich sah Noah an. »Als Ophelia Hart in das schreckliche Feuer geraten ist, war sie Schülerin am St. Clément?« Meine Gedanken überschlugen sich, als ich den Brief noch einmal überflog. Verdunklung und Überdruss. Wünscht andere zu küssen. Unfähig, ihre Triebe zu bezähmen. Reaktion auf das Feuer. »Sie ist zur Untoten geworden?«, fragte ich fassungslos. »Hat sie deshalb das Geheimnis verwendet und dann bewahrt?«
Collette nickte mir kurz zu. »Ich denke, ja. Deine Eltern haben als Erste herausgefunden, dass Ophelia die neunte Schwester war. Deine Mutter hat den Brief unter einem Vogelbad im Garten von Almas altem Haus gefunden. Sie haben Ophelias Werdegang zurückverfolgt und den zweiten Teil des Rätsels im Krankenhaus entdeckt, im gleichen Zimmer, in dem sie als Untote wiederauferstanden ist.«
»Sie muss es versteckt haben, als sie hundert Jahre später dort als Oberschwester gearbeitet hat«, sagte Noah, der mich nicht aus den Augen gelassen hatte.
»Und dann hat sie den Grabstein gemacht«, ergänzte ich. »Vielleicht im Andenken an ihre Jugend. Sie hat den letzten Teil des Rätsels drauf eingraviert.«
Noah nickte. Fast niedergeschlagen sah er aus.
Meine Hand mit dem Brief zitterte bei der Vorstellung, dass meine Eltern vor kaum zwei Jahren das gleiche Blatt Papier gehalten hatten. »Und Miss LaBarge und Cindy haben weitergesucht. Sie sind davon ausgegangen, dass die nächsten Rätsel irgendwas mit ihren Gewässerforschungen zu tun haben müssen«, murmelte ich. »Deshalb hat man sie in der Nähe der Seen gefunden.«
Collette nickte. »Jetzt bin nur noch ich übrig. Ich muss ihre Suche zu Ende führen, aber bisher habe ich den letzten Teil noch nicht gefunden.«
Ophelia Hart war aufs St. Clément gegangen, genau wie ich, und irgendwann während dieser Zeit war sie gestorben. Was könnte bedeutungsvoller sein für sie? »Aber alle haben sich geirrt«, erklärte ich. »Der Rätselteil, der uns fehlt, ist der erste, nicht der letzte. Und bevor Ophelia Wissenschaftlerin, bevor sie Krankenschwester wurde, da war sie Schülerin am St. Clément. Dort könnte sie sogar umgekommen sein.« Ich wandte mich an Noah. »Hat dein Vater nicht gemeint, dass sie dort kurz als Krankenschwester tätig war?«
Noah hatte es vor Verblüffung die Sprache verschlagen, aber er nickte schwach.
»Was, wenn sie ans St. Clément zurück ist, weil sie dort etwas verstecken wollte?«, fragte ich.
»Den ersten Teil des Rätsels«, führte Noah meinen Gedanken zu Ende.
Und gemeinsam drehten wir uns nach Collette um. »Wir müssen zurück zur Schule.«