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Fünf Tage später
Willst du, Janelle Parker, Michael Quinn zu
deinem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass
der Tod euch scheidet?«
Janie, die ein hinreißendes weißes Cocktailkleid
trug, lächelte so breit, dass ich dachte, ihr Gesicht würde in zwei
Teile zerbrechen. »Ja, ich will. Unbedingt.«
Der Standesbeamte wandte sich an Quinn. »Willst
du, Michael Quinn, Janelle Parker zu deiner rechtmäßigen Ehefrau
nehmen, sie lieben und ehren, bis dass der Tod euch
scheidet?«
»Zum Teufel, ja.« Er räusperte sich und grinste.
»Ich meine, ja, ich will.«
»Hiermit erkläre ich euch mit der Kraft des mir
vom Staat Ontario verliehenen Amtes zu Mann und Frau. Quinn, du
darfst die Braut jetzt küssen.«
Das tat er. Genüsslich.
Ich fand ja einen Zungenkuss der Situation nicht
angemessen, aber das war nur meine persönliche Meinung.
Trotz des Porno-Kusses hörte ich nicht auf zu
lächeln. Sie wirkten so unendlich glücklich.
Zwei Vampirjäger, die man in Vampire verwandelt
hatte, traten gemeinsam die Ewigkeit an.
Ich hätte Reis und Konfetti geworfen, wenn das
nicht so altmodisch gewirkt hätte. Stattdessen produzierten wir
Seifenblasen, als Braut und Bräutigam aus dem Rathaus kamen. Es
waren alle da … nun, alle, die etwas zählten. Ich und Thierry.
Barry und Amy. George in Begleitung von Jeremy, dem Kerl aus der
Personalabteilung, der noch letzte Woche mein Blind Date sein
sollte. Bei den beiden schien die Chemie zu stimmen, denn George
wirkte glücklicher, als ich ihn … nun, jemals, gesehen hatte. Wirklich. Selbst Janies
Schwester Angela und ihr Freund – einer meiner ehemaligen
Leibwächter – Lenny waren für die Zeremonie und das Abendessen im
Restaurant 300 auf dem Dach des CN Towers von Florida
herübergeflogen.
Für mich sah er unverändert wie ein Pflock
aus.
Veronique war vorgestern nach Europa
zurückgekehrt. Nach allem, was geschehen war, und trotz einiger
unguter Gefühle ihr gegenüber, hatte ich beschlossen, ihr zu
vergeben. Sie konnte nichts für ihre Persönlichkeit. Am Ende
des Tages hatte sie mehr gute als schlechte Seiten. Jeder hatte es
verdient, dass man ihm ein paar falsche Entscheidungen in seinem
Leben verzieh. Bevor sie abgereist war, hatte sie extra nach mir
gesucht, mich auf beide Wangen geküsst und mir und »ihrem Ehemann«
alles Gute für die Zukunft gewünscht.
»He.« Ich strich über Thierrys Arm. »Ich habe
mich gefragt, ob ich jetzt wohl meinen Ring zurückbekomme, nachdem
es kein Geheimnis mehr ist, dass wir ein Paar sind. Trägst du ihn
noch mit dir herum?«
Er schüttelte den Kopf. »Bedauerlicherweise
nicht, nein.«
Er hatte mir immer versprochen, mir das Band der
Ewigkeit – meinen Verlobungsring von ihm – zurückzugeben, wenn
alles wieder in Ordnung war. Ich öffnete den Mund, um ihn zu
fragen, was er meinte, aber bevor ich dazu kam, traten Quinn und
Janie zu uns.
Thierry schüttelte Quinn fest die Hand.
»Herzlichen Glückwunsch. Und das meine ich ernst.«
»Danke.« Quinn schenkte ihm ein zaghaftes
Lächeln. »Ich weiß, dass wir unsere Schwierigkeiten hatten. Ich
habe es dir am Anfang nicht gerade leicht gemacht …«
»Jäger machen es Vampiren normalerweise nie
leicht.«
Quinn schnaubte. »Das ist deutlich untertrieben.
Aber… wenn es dich nicht gegeben hätte«, er sah mich an, »euch
beide … wäre ich … wäre ich jetzt nicht hier. Es gäbe mich nicht
mehr. Ich wäre tot und begraben. Ich hätte keine Chance auf ein
zweites Leben bekommen. Und wäre Janie nicht begegnet.«
»Schicksal«, sagte ich lächelnd.
»Daran glaubst du? An Schicksal?«
Ich kaute auf meiner Unterlippe. »Nicht
ununterbrochen, aber es hört sich ziemlich gut an, oder?«
»Ja, das tut es.« Quinn umarmte mich so
stürmisch, dass er mich vom Boden hochhob. »Danke, Sarah. Für
alles.«
Ich bekam einen Kloß im Hals. »Sehr gern. Janie
kann sich glücklich schätzen, dich zu haben. Ich hoffe, sie weiß
das.«
Als er mich losließ, fand ich mich Janie
gegenüber, aber aus ihren Augen sprach keine Eifersucht mehr. »Ich
bin glücklich, keine Frage. Wow, ich würde
ja gern bei dieser Gruppenumarmung mitmachen, aber mir fehlt die
Übung.«
»Kein Problem.«
Sie grinste. »Ich bin froh, dass ich dich am
Ende nicht töten musste.«
»Da bist du nicht allein.«
Amy kam zu uns gerannt. »Sarah willst du, dass
ich dir im Restaurant irgendwelche Vorspeisen bestelle? Wir gehen
jetzt rüber.«
»Ich kann nichts essen«, erklärte ich. »Feste
Nahrung und ich sind keine Freunde mehr. Erinnerst du dich?«
Sie runzelte die Stirn. »Wieso vergesse ich das
bloß ständig? Entschuldige! Ich wollte nicht in offenen Wunden
bohren.«
»Kein Problem. Ich habe meinen Frieden damit
gemacht, wirklich. Aber ich hätte gern einen Tequila
Sunrise.«
»Klar.« Sie lief zurück zu ihrem Ehemann, der
mir kurz zunickte. Ach, Barry. Wir würden nie Freunde werden, aber
wir hatten Frieden geschlossen. Seit Amy die Geschichte mit Gideon
einigermaßen unbeschadet überstanden
hatte, zeigte er seinen Hass auf mich wenigstens nicht mehr ganz
so deutlich. Kleine Schritte, aber immerhin.
»Bei Hochzeiten muss ich jedes Mal an die
Zukunft denken«, sagte George.
Ja, ich auch. »Ich weiß.«
»Meinst du, du könntest mir demnächst etwas
Miete zahlen, jetzt, wo du eine Geschäftsfrau bist? Ich bin nach
wie vor noch arbeitslos und deshalb irgendwie auf Bargeld
angewiesen. Zwanzig Dollar und ein paar Cent sind genug für ein
Hochzeitsgeschenk, oder?«
Gideon hatte keinen Spaß gemacht. Er hatte
tatsächlich das Darkside für mich gekauft –
die Papiere waren auf meinen Namen ausgestellt. Es war alles legal.
Ich hatte überlegt, es zu verkaufen, dann aber meine Meinung
geändert. Ich hatte als Kellnerin und Thekenkraft gearbeitet, also
gab es keinen Grund, wieso ich nicht auch Besitzerin, Bedienung und
Barkeeper in einer Person sein konnte.
Außerdem war es ein Stück von Gideon. Es war
seltsam, sich daran festzuhalten, ich weiß. Aber dank Gideon Chase
gab es immer noch einen Ort in der Stadt, an dem sich Vampire
amüsieren konnten, bis sich die anderen Clubs wieder berappelt
hatten. Es war eine seltsame Ehrung des schwer zu vergessenden
Vampirjägers.
Ich verzog das Gesicht. »Es tut mir leid,
George. Ich weiß, dass ich ein Schnorrer war. Danke für deine
Geduld. Ich dachte, du würdest im Club für mich arbeiten?«
Er hob die Brauen. »Ich habe noch kein
offizielles Stellenangebot erhalten.«
»Betrachte das als offiziell. Was hältst du von
der Position des Geschäftsführers?«
Er umarmte mich fest. »Ich bin voll damit
einverstanden. Und wenn es um die derzeitige Wohnungssituation geht
… wird es vielleicht Zeit, dass du in wilder Ehe mit dem großen,
dunklen Reißzahn dort drüben zusammenziehst. Wenn du mich fragst,
ist das längst überfällig.«
Ich blickte zu Thierry. »Wir werden
sehen.«
Die Tatsache, dass Mister Reißzahn mir meinen
Verlobungsring nicht zurückgab, war ein Zeichen, dass
Zusammenziehen noch nicht bevorstand. Aber ich versuchte, im Moment
nicht daran zu denken. Heute ging es nur um Janie und Quinn und die
gemeinsame Ewigkeit, die für die beiden gerade begonnen
hatte.
Alle machten sich in zwei Taxen auf den Weg zum
Restaurant, aber Thierry hielt mich zurück. »Ich habe auf eine
Gelegenheit gewartet, mit dir allein zu sprechen.«
Mein Magen verkrampfte sich. »Das klingt sehr
ominös.«
Er streckte mir die Hand entgegen. »Geh mit mir
zu Fuß.«
Wenn ich gewusst hätte, dass wir Power Walking
machten, hätte ich Schuhe mit anderen Absätzen angezogen, aber ein
Stückchen würde ich wohl damit zurechtkommen. Ich nahm seine Hand
und ging mit ihm zusammen hinüber zum Nathan Phillips Square neben
der Freiluft-Eisbahn.
Jetzt kommt’s, dachte
ich. Er würde mit mir Schluss machen. Endgültig. Es war aus. Ich
hatte ihm andauernd erzählt, dass ich nur eine Belastung für ihn
war. Und nach allem, was wir in den letzten Monaten durchgestanden
hatten, war er offenbar zu dem Schluss gekommen, dass ich recht
hatte.
Vielleicht wollte er ja mit einer anderen
ausgehen.
Das war es.
Verdammt, wenn es Veronique egal war, ob er sich
mit anderen Frauen traf… mit Vampirzicken oder sogar Menschen …
wieso sollte er es dann nicht auch wollen?
Offensichtlich wollte er die verlorene Zeit
aufholen. Ungefähr sechshundert Jahre.
Das war okay. Wirklich. Ich kam damit zurecht.
Ich würde mich nicht selbst erniedrigen und weinen, wenn er Schluss
machte. Ich war eine unabhängige Vampirfrau. Ich besaß jetzt ein
eigenes Geschäft, egal, ob ich auf sehr ungewöhnliche Weise dazu
gekommen war. Ich wollte meine ganze Energie darauf verwenden, das
Darkside zu halten, das im Übrigen in
The Chase umbenannt werden sollte. Die
Vampire der Stadt sollten einen Laden haben, in dem sie sich
aufhalten, sich entspannen, sich amüsieren und sogar ein bisschen
tanzen konnten. Ich würde auf eigenen Füßen stehen.
Frauenpower.
Männer … pah … Wer brauchte schon Männer?
»Wieso kriege ich meinen Ring nicht zurück?«,
fragte ich schlicht. Ruhig. Gefasst. Ganz erwachsen.
»Weil ich ihn nicht mehr habe«, erwiderte er
ebenso schlicht.
»Oh.« Ich runzelte die Stirn. »Oh.«
»Außerdem war es nur ein kleines Stück Metall
mit ein paar winzigen Diamanten – bedeutungslos. Ehrlich.«
»Ohne Bedeutung, ja?« Ich spürte, wie meine
Wangen vor Wut heiß wurden. Vielleicht war ich doch nicht ganz so
ruhig und gefasst.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Bist du
deshalb etwa wütend? Wieso?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht wütend.
Es ist alles okay.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas wie ein
Ring dir etwas bedeutet. Du warst schließlich sogar einverstanden,
mit mir zusammen zu sein, obwohl du wusstest, dass ich schon sehr
lange mit Veronique verheiratet bin. Selbst als sie sich geweigert
hat, der Annullierung zuzustimmen, konnte dich das nicht von mir
fernhalten. Hat sich daran etwas geändert?«
»Natürlich nicht.« Ich blinzelte. »Ich liebe
dich. Ein dummes Stück Papier ändert daran nichts.«
»Nein?«
»Nein.«
Er verschränkte die Arme. »Dann ist es dir
vermutlich auch egal, dass Veronique, bevor sie abgereist ist,
endlich doch die Annullierungspapiere unterzeichnet hat. Dass du
mich trotz Maske erkannt hast, was sie nicht geschafft hat, hat ihr
deutlich gemacht, wie tief deine Gefühle für mich sind und
umgekehrt, wie tief meine für dich.«
Ich starrte ihn an. »Äh … was hast du gerade
gesagt?«
»Welchen Teil soll ich wiederholen?«
»Veronique hat die Annullierung
unterzeichnet?«
»Ja.«
»Ach du Heiliger.«
»In der Tat.« Offensichtlich amüsierte ihn meine
Reaktion. »Ich war genauso überrascht wie du. Aber so egoistisch
sie auch auf den ersten Blick wirkt, Veronique ist eine
Romantikerin. Sie hat vor langer Zeit selbst ihre große Liebe
getroffen, und diese Erinnerung hat sie sich bewahrt. Da ich mit
dir zusammen sein will und nicht die Chance
besteht, dass Veronique und ich uns versöhnen, hat sie richtig
gehandelt und mich endlich freigegeben.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. Nach allem, was
geschehen war, hätte ich nie gedacht, dass Veronique unterschreiben
würde. Aber das hatte sie? Sie hatte die Annullierung
unterschrieben! Sie und Thierry waren nicht länger
verheiratet.
Ich war offiziell nicht mehr die andere
Frau!
Ich lächelte ihn an und ergriff seine Hand.
»Dann verstehe ich die Sache mit dem Ring voll und ganz.«
»Ach ja?«
»Ja. Nach mehr oder weniger sechshundert Jahren
bist du endlich wieder ein Junggeselle. Wieso solltest du dich so
schnell wieder binden? Wir können uns verabreden, wenn du willst.
Vielleicht sogar ab und an ins Kino gehen. Das habe ich schon ewig
nicht mehr gemacht.«
Er hielt den Kopf schräg. »Du willst dich mit
mir verabreden?«
»Klar. Ich meine, es ist nicht gerade das
märchenhafte Ende, das ich mir immer erträumt habe, aber es ist
vollkommen okay für mich. Echt, Thierry. Nach allem, was wir
durchgemacht haben, reicht es mir, dich einfach in meinem Leben zu
wissen. Teufel, nicht umgebracht zu werden und ein normaler
Alltagsvampir zu sein, ist Happy End genug. Du bist ein
Zusatzgewinn.«
»Ist das so?«
Ich nickte ernst. »Klar. Wir brauchen keinen
Verlobungsring. Ich lebe in den Tag hinein. Ich brauche keinen
Ring, um glücklich zu sein …«
»Wie wäre es denn mit diesem Ring?«, fragte
er.
Ich senkte den Blick. Er hatte eine schwarze
Samtschachtel geöffnet, in der ein auffälliges Schmuckstück
steckte. Ein drei Karat schwerer Solitär mit einem
Prinzessinnenschliff.
Mein Mund öffnete und schloss sich mehrmals.
»Was ist das?«, brachte ich schließlich heraus.
Er lächelte. »Nach was sieht es denn aus?«
Ich sah ihn mit großen Augen an. »Nach
vierzigtausend Dollar.«
»Nimm ihn, oder lass es.« Er verzog erheitert
die Lippen. »Sicher, es ist nicht der Ring, den ich dir damals
geschenkt habe. Ich habe beschlossen, wenn ich ihn durch einen
anderen Ring ersetze, dann durch etwas Wertvolleres.«
Ich war sprachlos. Ich wusste nicht, was ich
sagen sollte, was natürlich dasselbe war. Ich öffnete den Mund,
aber es kam kein Laut heraus.
»Ich liebe dich.« Thierry schluckte schwer und
hielt meine Hand fest in seiner. »Mit dir ist jeder Tag besonders
und lebenswert für mich. Veronique hat mich endlich freigegeben.
Aber ich will nicht allein sein. Ich will kein Junggeselle sein.
Ich will mit dir zusammen sein. Ich weiß, wir kennen uns noch gar
nicht lange, und unser Weg war bislang nicht gerade einfach, aber
du bist meine große Liebe, nach der ich mein ganzes Leben gesucht
habe – und ich habe wahrhaftig lange genug gewartet. Willst du für
immer mit mir zusammen sein, Sarah?«
Ich befeuchtete meine trockenen Lippen und sah
ihn aus feuchten Augen an, mein Herz hämmerte in meiner
Brust.
Als er meinen fassungslosen Gesichtsausdruck
sah,
wurde sein Lächeln noch breiter. »Ich bitte dich, mich zu
heiraten.«
Ich bekam noch weniger Luft und fühlte mich
schwach und schwindelig.
Je länger ich ihn auf eine Antwort warten ließ,
desto mehr bekam seine glückliche Miene einen verzweifelten
Ausdruck. Sein Lächeln verschwand, und er runzelte eine Braue.
»Vielleicht hätte ich warten sollen. Ich … ich hätte dich nicht so
überfallen dürfen, am Tag der Tage. Ich lasse dir Zeit. Verzeih
bitte meinen Enthusiasmus. Gehen wir zu Quinn und Janie ins
Restaurant.«
»Nein, Thierry«, hob ich an.
»Nein«, wiederholte er
mit schwerer Zunge. »Dann weiß ich Bescheid. Ich verstehe.«
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht
aus. »Ich meine, nein, du hast dich nicht getäuscht.«
Er musterte mich zurückhaltend. »Nein?«
Ich schüttelte den Kopf. »Du hast mich
überrascht, das ist alles. Ich habe nicht damit gerechnet.«
Sein Adamsapfel zuckte heftig, als er hart
schluckte. »Ich habe alles irgendwie falsch angefangen.«
»Frag mich noch einmal«, bat ich.
»Dich fragen …?« Er wirkte noch
verwirrter.
»Ja.«
»Heirate mich«, forderte er atemlos kurz und
bündig und blitzte mich aus seinen silberfarbenen Augen an.
»Ja«, sagte ich diesmal schnell, und mein Herz
floss über vor Glück. »Ja, ja, ja!«
Er lächelte so breit, dass ich seine Reißzähne
sehen konnte. »Ja?«
Ich nickte begeistert.
»Diese Antwort hatte ich mir erhofft«, sagte
er.
Das Etui fiel achtlos zu Boden, als er den
fantastischsten Ring, den ich jemals in meinem ganzen Leben gesehen
hatte, über meinen Finger streifte. Dann nahm er mein Gesicht in
seine Hände, presste seinen Mund auf meinen und gab mir einen Kuss,
von dem ich weiche Knie bekam und gegen den Janies und Quinns
Hochzeitskuss vergleichsweise keusch gewirkt hatte.
Wisst ihr was? Ich hatte meine Meinung nicht
geändert. Ein Stück Papier bedeutete überhaupt nichts, nicht, wenn
von der Ewigkeit die Rede war. Ich wäre mit oder ohne
Eheversprechen mit ihm zusammengeblieben. Mit oder ohne glänzenden
Ring, der perfekt passte und an meiner Hand ganz hinreißend aussah.
Ich liebte Thierry ohne all diese Dinge, daran bestand kein
Zweifel.
Aber solche Dinge taten sicher nicht weh – und
störten absolut nicht.
Es würde niemals leicht werden, ein Vampir zu
sein. Das war mir klar. Ich konnte keine feste Nahrung zu mir
nehmen. Ich musste Blut trinken, das dank edler Spender ab jetzt
allerdings nur noch aus Silberfässern serviert wurde. Ich besaß
kein Spiegelbild, außer ich benutzte eine teure Scherbe. Jäger
blieben ein Problem; es würde immer Leute geben, die vernichten
wollten, was sie nicht verstanden.
Aber es gab auch sehr viel Gutes.
Ich hatte großartige Freunde. Der Mann, nach dem
ich verrückt war, erwiderte meine Liebe – und hallo?! Wir waren
offiziell verlobt! Was konnte sich ein Vampirmädchen wie ich denn
Schöneres wünschen?
Die Zukunft war so strahlend und glänzend wie
mein Ring. Es erwartete mich eine lange, glückliche Zukunft.
Vergessen wir Holzpflöcke, Vampirjäger und selbst lange Gänge auf
kurzen Brücken – und schon waren Vampire
unsterblich.
Unsterblichkeit war am Ende doch nicht so
schlecht.
Und das war gut zu wissen.