23
Fünf Tage später
Willst du, Janelle Parker, Michael Quinn zu deinem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?«
Janie, die ein hinreißendes weißes Cocktailkleid trug, lächelte so breit, dass ich dachte, ihr Gesicht würde in zwei Teile zerbrechen. »Ja, ich will. Unbedingt.«
Der Standesbeamte wandte sich an Quinn. »Willst du, Michael Quinn, Janelle Parker zu deiner rechtmäßigen Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?«
»Zum Teufel, ja.« Er räusperte sich und grinste. »Ich meine, ja, ich will.«
»Hiermit erkläre ich euch mit der Kraft des mir vom Staat Ontario verliehenen Amtes zu Mann und Frau. Quinn, du darfst die Braut jetzt küssen.«
Das tat er. Genüsslich.
Ich fand ja einen Zungenkuss der Situation nicht angemessen, aber das war nur meine persönliche Meinung.
Trotz des Porno-Kusses hörte ich nicht auf zu lächeln. Sie wirkten so unendlich glücklich.
Zwei Vampirjäger, die man in Vampire verwandelt hatte, traten gemeinsam die Ewigkeit an.
Ich hätte Reis und Konfetti geworfen, wenn das nicht so altmodisch gewirkt hätte. Stattdessen produzierten wir Seifenblasen, als Braut und Bräutigam aus dem Rathaus kamen. Es waren alle da … nun, alle, die etwas zählten. Ich und Thierry. Barry und Amy. George in Begleitung von Jeremy, dem Kerl aus der Personalabteilung, der noch letzte Woche mein Blind Date sein sollte. Bei den beiden schien die Chemie zu stimmen, denn George wirkte glücklicher, als ich ihn … nun, jemals, gesehen hatte. Wirklich. Selbst Janies Schwester Angela und ihr Freund – einer meiner ehemaligen Leibwächter – Lenny waren für die Zeremonie und das Abendessen im Restaurant 300 auf dem Dach des CN Towers von Florida herübergeflogen.
Für mich sah er unverändert wie ein Pflock aus.
Veronique war vorgestern nach Europa zurückgekehrt. Nach allem, was geschehen war, und trotz einiger unguter Gefühle ihr gegenüber, hatte ich beschlossen, ihr zu vergeben. Sie konnte nichts für ihre Persönlichkeit. Am Ende des Tages hatte sie mehr gute als schlechte Seiten. Jeder hatte es verdient, dass man ihm ein paar falsche Entscheidungen in seinem Leben verzieh. Bevor sie abgereist war, hatte sie extra nach mir gesucht, mich auf beide Wangen geküsst und mir und »ihrem Ehemann« alles Gute für die Zukunft gewünscht.
»He.« Ich strich über Thierrys Arm. »Ich habe mich gefragt, ob ich jetzt wohl meinen Ring zurückbekomme, nachdem es kein Geheimnis mehr ist, dass wir ein Paar sind. Trägst du ihn noch mit dir herum?«
Er schüttelte den Kopf. »Bedauerlicherweise nicht, nein.«
Er hatte mir immer versprochen, mir das Band der Ewigkeit – meinen Verlobungsring von ihm – zurückzugeben, wenn alles wieder in Ordnung war. Ich öffnete den Mund, um ihn zu fragen, was er meinte, aber bevor ich dazu kam, traten Quinn und Janie zu uns.
Thierry schüttelte Quinn fest die Hand. »Herzlichen Glückwunsch. Und das meine ich ernst.«
»Danke.« Quinn schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. »Ich weiß, dass wir unsere Schwierigkeiten hatten. Ich habe es dir am Anfang nicht gerade leicht gemacht …«
»Jäger machen es Vampiren normalerweise nie leicht.«
Quinn schnaubte. »Das ist deutlich untertrieben. Aber… wenn es dich nicht gegeben hätte«, er sah mich an, »euch beide … wäre ich … wäre ich jetzt nicht hier. Es gäbe mich nicht mehr. Ich wäre tot und begraben. Ich hätte keine Chance auf ein zweites Leben bekommen. Und wäre Janie nicht begegnet.«
»Schicksal«, sagte ich lächelnd.
»Daran glaubst du? An Schicksal?«
Ich kaute auf meiner Unterlippe. »Nicht ununterbrochen, aber es hört sich ziemlich gut an, oder?«
»Ja, das tut es.« Quinn umarmte mich so stürmisch, dass er mich vom Boden hochhob. »Danke, Sarah. Für alles.«
Ich bekam einen Kloß im Hals. »Sehr gern. Janie kann sich glücklich schätzen, dich zu haben. Ich hoffe, sie weiß das.«
Als er mich losließ, fand ich mich Janie gegenüber, aber aus ihren Augen sprach keine Eifersucht mehr. »Ich bin glücklich, keine Frage. Wow, ich würde ja gern bei dieser Gruppenumarmung mitmachen, aber mir fehlt die Übung.«
»Kein Problem.«
Sie grinste. »Ich bin froh, dass ich dich am Ende nicht töten musste.«
»Da bist du nicht allein.«
Amy kam zu uns gerannt. »Sarah willst du, dass ich dir im Restaurant irgendwelche Vorspeisen bestelle? Wir gehen jetzt rüber.«
»Ich kann nichts essen«, erklärte ich. »Feste Nahrung und ich sind keine Freunde mehr. Erinnerst du dich?«
Sie runzelte die Stirn. »Wieso vergesse ich das bloß ständig? Entschuldige! Ich wollte nicht in offenen Wunden bohren.«
»Kein Problem. Ich habe meinen Frieden damit gemacht, wirklich. Aber ich hätte gern einen Tequila Sunrise.«
»Klar.« Sie lief zurück zu ihrem Ehemann, der mir kurz zunickte. Ach, Barry. Wir würden nie Freunde werden, aber wir hatten Frieden geschlossen. Seit Amy die Geschichte mit Gideon einigermaßen unbeschadet überstanden hatte, zeigte er seinen Hass auf mich wenigstens nicht mehr ganz so deutlich. Kleine Schritte, aber immerhin.
»Bei Hochzeiten muss ich jedes Mal an die Zukunft denken«, sagte George.
Ja, ich auch. »Ich weiß.«
»Meinst du, du könntest mir demnächst etwas Miete zahlen, jetzt, wo du eine Geschäftsfrau bist? Ich bin nach wie vor noch arbeitslos und deshalb irgendwie auf Bargeld angewiesen. Zwanzig Dollar und ein paar Cent sind genug für ein Hochzeitsgeschenk, oder?«
Gideon hatte keinen Spaß gemacht. Er hatte tatsächlich das Darkside für mich gekauft – die Papiere waren auf meinen Namen ausgestellt. Es war alles legal. Ich hatte überlegt, es zu verkaufen, dann aber meine Meinung geändert. Ich hatte als Kellnerin und Thekenkraft gearbeitet, also gab es keinen Grund, wieso ich nicht auch Besitzerin, Bedienung und Barkeeper in einer Person sein konnte.
Außerdem war es ein Stück von Gideon. Es war seltsam, sich daran festzuhalten, ich weiß. Aber dank Gideon Chase gab es immer noch einen Ort in der Stadt, an dem sich Vampire amüsieren konnten, bis sich die anderen Clubs wieder berappelt hatten. Es war eine seltsame Ehrung des schwer zu vergessenden Vampirjägers.
Ich verzog das Gesicht. »Es tut mir leid, George. Ich weiß, dass ich ein Schnorrer war. Danke für deine Geduld. Ich dachte, du würdest im Club für mich arbeiten?«
Er hob die Brauen. »Ich habe noch kein offizielles Stellenangebot erhalten.«
»Betrachte das als offiziell. Was hältst du von der Position des Geschäftsführers?«
Er umarmte mich fest. »Ich bin voll damit einverstanden. Und wenn es um die derzeitige Wohnungssituation geht … wird es vielleicht Zeit, dass du in wilder Ehe mit dem großen, dunklen Reißzahn dort drüben zusammenziehst. Wenn du mich fragst, ist das längst überfällig.«
Ich blickte zu Thierry. »Wir werden sehen.«
Die Tatsache, dass Mister Reißzahn mir meinen Verlobungsring nicht zurückgab, war ein Zeichen, dass Zusammenziehen noch nicht bevorstand. Aber ich versuchte, im Moment nicht daran zu denken. Heute ging es nur um Janie und Quinn und die gemeinsame Ewigkeit, die für die beiden gerade begonnen hatte.
Alle machten sich in zwei Taxen auf den Weg zum Restaurant, aber Thierry hielt mich zurück. »Ich habe auf eine Gelegenheit gewartet, mit dir allein zu sprechen.«
Mein Magen verkrampfte sich. »Das klingt sehr ominös.«
Er streckte mir die Hand entgegen. »Geh mit mir zu Fuß.«
Wenn ich gewusst hätte, dass wir Power Walking machten, hätte ich Schuhe mit anderen Absätzen angezogen, aber ein Stückchen würde ich wohl damit zurechtkommen. Ich nahm seine Hand und ging mit ihm zusammen hinüber zum Nathan Phillips Square neben der Freiluft-Eisbahn.
Jetzt kommt’s, dachte ich. Er würde mit mir Schluss machen. Endgültig. Es war aus. Ich hatte ihm andauernd erzählt, dass ich nur eine Belastung für ihn war. Und nach allem, was wir in den letzten Monaten durchgestanden hatten, war er offenbar zu dem Schluss gekommen, dass ich recht hatte.
Vielleicht wollte er ja mit einer anderen ausgehen.
Das war es.
Verdammt, wenn es Veronique egal war, ob er sich mit anderen Frauen traf… mit Vampirzicken oder sogar Menschen … wieso sollte er es dann nicht auch wollen?
Offensichtlich wollte er die verlorene Zeit aufholen. Ungefähr sechshundert Jahre.
Das war okay. Wirklich. Ich kam damit zurecht. Ich würde mich nicht selbst erniedrigen und weinen, wenn er Schluss machte. Ich war eine unabhängige Vampirfrau. Ich besaß jetzt ein eigenes Geschäft, egal, ob ich auf sehr ungewöhnliche Weise dazu gekommen war. Ich wollte meine ganze Energie darauf verwenden, das Darkside zu halten, das im Übrigen in The Chase umbenannt werden sollte. Die Vampire der Stadt sollten einen Laden haben, in dem sie sich aufhalten, sich entspannen, sich amüsieren und sogar ein bisschen tanzen konnten. Ich würde auf eigenen Füßen stehen. Frauenpower.
Männer … pah … Wer brauchte schon Männer?
»Wieso kriege ich meinen Ring nicht zurück?«, fragte ich schlicht. Ruhig. Gefasst. Ganz erwachsen.
»Weil ich ihn nicht mehr habe«, erwiderte er ebenso schlicht.
»Oh.« Ich runzelte die Stirn. »Oh.«
»Außerdem war es nur ein kleines Stück Metall mit ein paar winzigen Diamanten – bedeutungslos. Ehrlich.«
»Ohne Bedeutung, ja?« Ich spürte, wie meine Wangen vor Wut heiß wurden. Vielleicht war ich doch nicht ganz so ruhig und gefasst.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Bist du deshalb etwa wütend? Wieso?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht wütend. Es ist alles okay.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas wie ein Ring dir etwas bedeutet. Du warst schließlich sogar einverstanden, mit mir zusammen zu sein, obwohl du wusstest, dass ich schon sehr lange mit Veronique verheiratet bin. Selbst als sie sich geweigert hat, der Annullierung zuzustimmen, konnte dich das nicht von mir fernhalten. Hat sich daran etwas geändert?«
»Natürlich nicht.« Ich blinzelte. »Ich liebe dich. Ein dummes Stück Papier ändert daran nichts.«
»Nein?«
»Nein.«
Er verschränkte die Arme. »Dann ist es dir vermutlich auch egal, dass Veronique, bevor sie abgereist ist, endlich doch die Annullierungspapiere unterzeichnet hat. Dass du mich trotz Maske erkannt hast, was sie nicht geschafft hat, hat ihr deutlich gemacht, wie tief deine Gefühle für mich sind und umgekehrt, wie tief meine für dich.«
Ich starrte ihn an. »Äh … was hast du gerade gesagt?«
»Welchen Teil soll ich wiederholen?«
»Veronique hat die Annullierung unterzeichnet?«
»Ja.«
»Ach du Heiliger.«
»In der Tat.« Offensichtlich amüsierte ihn meine Reaktion. »Ich war genauso überrascht wie du. Aber so egoistisch sie auch auf den ersten Blick wirkt, Veronique ist eine Romantikerin. Sie hat vor langer Zeit selbst ihre große Liebe getroffen, und diese Erinnerung hat sie sich bewahrt. Da ich mit dir zusammen sein will und nicht die Chance besteht, dass Veronique und ich uns versöhnen, hat sie richtig gehandelt und mich endlich freigegeben.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. Nach allem, was geschehen war, hätte ich nie gedacht, dass Veronique unterschreiben würde. Aber das hatte sie? Sie hatte die Annullierung unterschrieben! Sie und Thierry waren nicht länger verheiratet.
Ich war offiziell nicht mehr die andere Frau!
Ich lächelte ihn an und ergriff seine Hand. »Dann verstehe ich die Sache mit dem Ring voll und ganz.«
»Ach ja?«
»Ja. Nach mehr oder weniger sechshundert Jahren bist du endlich wieder ein Junggeselle. Wieso solltest du dich so schnell wieder binden? Wir können uns verabreden, wenn du willst. Vielleicht sogar ab und an ins Kino gehen. Das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht.«
Er hielt den Kopf schräg. »Du willst dich mit mir verabreden
»Klar. Ich meine, es ist nicht gerade das märchenhafte Ende, das ich mir immer erträumt habe, aber es ist vollkommen okay für mich. Echt, Thierry. Nach allem, was wir durchgemacht haben, reicht es mir, dich einfach in meinem Leben zu wissen. Teufel, nicht umgebracht zu werden und ein normaler Alltagsvampir zu sein, ist Happy End genug. Du bist ein Zusatzgewinn.«
»Ist das so?«
Ich nickte ernst. »Klar. Wir brauchen keinen Verlobungsring. Ich lebe in den Tag hinein. Ich brauche keinen Ring, um glücklich zu sein …«
»Wie wäre es denn mit diesem Ring?«, fragte er.
Ich senkte den Blick. Er hatte eine schwarze Samtschachtel geöffnet, in der ein auffälliges Schmuckstück steckte. Ein drei Karat schwerer Solitär mit einem Prinzessinnenschliff.
Mein Mund öffnete und schloss sich mehrmals. »Was ist das?«, brachte ich schließlich heraus.
Er lächelte. »Nach was sieht es denn aus?«
Ich sah ihn mit großen Augen an. »Nach vierzigtausend Dollar.«
»Nimm ihn, oder lass es.« Er verzog erheitert die Lippen. »Sicher, es ist nicht der Ring, den ich dir damals geschenkt habe. Ich habe beschlossen, wenn ich ihn durch einen anderen Ring ersetze, dann durch etwas Wertvolleres.«
Ich war sprachlos. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, was natürlich dasselbe war. Ich öffnete den Mund, aber es kam kein Laut heraus.
»Ich liebe dich.« Thierry schluckte schwer und hielt meine Hand fest in seiner. »Mit dir ist jeder Tag besonders und lebenswert für mich. Veronique hat mich endlich freigegeben. Aber ich will nicht allein sein. Ich will kein Junggeselle sein. Ich will mit dir zusammen sein. Ich weiß, wir kennen uns noch gar nicht lange, und unser Weg war bislang nicht gerade einfach, aber du bist meine große Liebe, nach der ich mein ganzes Leben gesucht habe – und ich habe wahrhaftig lange genug gewartet. Willst du für immer mit mir zusammen sein, Sarah?«
Ich befeuchtete meine trockenen Lippen und sah ihn aus feuchten Augen an, mein Herz hämmerte in meiner Brust.
Als er meinen fassungslosen Gesichtsausdruck sah, wurde sein Lächeln noch breiter. »Ich bitte dich, mich zu heiraten.«
Ich bekam noch weniger Luft und fühlte mich schwach und schwindelig.
Je länger ich ihn auf eine Antwort warten ließ, desto mehr bekam seine glückliche Miene einen verzweifelten Ausdruck. Sein Lächeln verschwand, und er runzelte eine Braue. »Vielleicht hätte ich warten sollen. Ich … ich hätte dich nicht so überfallen dürfen, am Tag der Tage. Ich lasse dir Zeit. Verzeih bitte meinen Enthusiasmus. Gehen wir zu Quinn und Janie ins Restaurant.«
»Nein, Thierry«, hob ich an.
»Nein«, wiederholte er mit schwerer Zunge. »Dann weiß ich Bescheid. Ich verstehe.«
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. »Ich meine, nein, du hast dich nicht getäuscht.«
Er musterte mich zurückhaltend. »Nein?«
Ich schüttelte den Kopf. »Du hast mich überrascht, das ist alles. Ich habe nicht damit gerechnet.«
Sein Adamsapfel zuckte heftig, als er hart schluckte. »Ich habe alles irgendwie falsch angefangen.«
»Frag mich noch einmal«, bat ich.
»Dich fragen …?« Er wirkte noch verwirrter.
»Ja.«
»Heirate mich«, forderte er atemlos kurz und bündig und blitzte mich aus seinen silberfarbenen Augen an.
»Ja«, sagte ich diesmal schnell, und mein Herz floss über vor Glück. »Ja, ja, ja!«
Er lächelte so breit, dass ich seine Reißzähne sehen konnte. »Ja?«
Ich nickte begeistert.
»Diese Antwort hatte ich mir erhofft«, sagte er.
Das Etui fiel achtlos zu Boden, als er den fantastischsten Ring, den ich jemals in meinem ganzen Leben gesehen hatte, über meinen Finger streifte. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände, presste seinen Mund auf meinen und gab mir einen Kuss, von dem ich weiche Knie bekam und gegen den Janies und Quinns Hochzeitskuss vergleichsweise keusch gewirkt hatte.
Wisst ihr was? Ich hatte meine Meinung nicht geändert. Ein Stück Papier bedeutete überhaupt nichts, nicht, wenn von der Ewigkeit die Rede war. Ich wäre mit oder ohne Eheversprechen mit ihm zusammengeblieben. Mit oder ohne glänzenden Ring, der perfekt passte und an meiner Hand ganz hinreißend aussah. Ich liebte Thierry ohne all diese Dinge, daran bestand kein Zweifel.
Aber solche Dinge taten sicher nicht weh – und störten absolut nicht.
Es würde niemals leicht werden, ein Vampir zu sein. Das war mir klar. Ich konnte keine feste Nahrung zu mir nehmen. Ich musste Blut trinken, das dank edler Spender ab jetzt allerdings nur noch aus Silberfässern serviert wurde. Ich besaß kein Spiegelbild, außer ich benutzte eine teure Scherbe. Jäger blieben ein Problem; es würde immer Leute geben, die vernichten wollten, was sie nicht verstanden.
Aber es gab auch sehr viel Gutes.
Ich hatte großartige Freunde. Der Mann, nach dem ich verrückt war, erwiderte meine Liebe – und hallo?! Wir waren offiziell verlobt! Was konnte sich ein Vampirmädchen wie ich denn Schöneres wünschen?
Die Zukunft war so strahlend und glänzend wie mein Ring. Es erwartete mich eine lange, glückliche Zukunft. Vergessen wir Holzpflöcke, Vampirjäger und selbst lange Gänge auf kurzen Brücken – und schon waren Vampire unsterblich.
Unsterblichkeit war am Ende doch nicht so schlecht.
Und das war gut zu wissen.