Der Gott ohne Gesicht
Das gequälte Etwas auf der Folterbank begann zu stöhnen.
»Aha«, nickte Dr. Carnoti, »haben wir ihn endlich soweit.«
Er beugte sich über den gefolterten Mann auf dem eisernen Grill und blickte in das schmerzverzerrte Gesicht. Seine Augen, in denen sich leichte Belustigung spiegelte, nahmen jede Einzelheit des gepeinigten Körpers, der vor ihm lag, in sich auf.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Gesicht des Gefolterten zu und sagte langsam: »Nun, Hassan, ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sich angesichts meiner – überzeugenden Überredungskunst weiterhin so störrisch wie bisher verhalten.« Er lächelte leicht und fuhr dann mit schneidender Stimme fort: »Also los: Wo finde ich das Götzenbild, von dem Sie gesprochen haben?«
Das gequälte Opfer begann zu schluchzen. Der Doktor sah sich gezwungen, neben der Folterbank in die Knie zu gehen, um das zusammenhanglose Gestammel des Mannes verstehen zu können. Die mißhandelte Kreatur mochte etwa zwanzig Minuten lang mit einer krächzenden Stimme, die keinem lebenden Menschen zu gehören schien, geredet haben, als sie dann völlig erschöpft schwieg.
Als sich Dr. Carnoti wieder erhob, leuchteten seine freundlichen Augen höchst zufrieden. Er gab einem der Schwarzen, die das Foltergerät bedienten, eine kurze Anweisung. Der Bursche nickte und trat zu dem Gefesselten. Dann zog er sein Schwert und ließ es niedersausen.
Dr. Carnoti verließ den Raum, schloß die Tür hinter sich ab und stieg die Kellertreppe hinauf. Als er die Falltür hochstemmte, sah er, daß die Sonne schien. Der Doktor begann zu pfeifen. Er war im höchsten Maße zufrieden.
Er hatte auch allen Grund dazu.
Jahrelang war der Doktor, wie man im Volksmund sagt, ein ›Abenteurer‹ gewesen.
Er hatte Antiquitäten geschmuggelt, er hatte am oberen Nil die Arbeitskräfte ausgebeutet, und er hatte sich auch nicht gescheut, vom Sklavenhandel, der seinerzeit am Roten Meer blühte, zu profitieren. Er war vor vielen Jahren als Mitglied einer archäologischen Expedition nach Ägypten gekommen. Aber die anderen Teilnehmer dieser Expedition hatten sich sehr plötzlich von ihm distanziert und legten keinen Wert auf seine weitere Mitarbeit. Der Grund dafür ist nicht bekannt, aber es gibt einige Gerüchte, die besagen, daß er einige Gegenstände der Ausgrabungen als sein privates Eigentum betrachtet hatte. Kein Mensch weiß, wo er nach diesem Zwischenfall untergetaucht war. Ein paar Jahre darauf kehrte er jedoch nach Kairo zurück und ließ sich im Eingeborenenviertel nieder. Hier verfiel er endgültig dem skrupellosen Geschäftsgebaren, das ihm einen schlechten Ruf und ein beachtliches Vermögen einbrachte. Gegen beides hatte er anscheinend nichts einzuwenden. Jetzt mochte er etwa fünfundvierzig Jahre alt sein. Er war ein gedrungener kleiner Mann. Sein massiger kugelrunder Kopf ruhte auf breiten, affenartigen Schultern. Lächerliche spindeldürre Beine mußten das Gewicht des schweren Körpers und des fetten Wanstes tragen. Diese dünnen Beine wirkten grotesk im Zusammenhang mit dem wuchtigen, fetten Körper. Obwohl er bei flüchtiger Betrachtung den Eindruck eines Falstaffes erweckte, blieb keinem lange verborgen, daß er ein harter, unbarmherziger Mann war. Seine kleinen Schweinsaugen waren von Gier erfüllt, seine fleischigen, aufgeworfenen Lippen wirkten lüstern, und sein Lächeln sprach von einer unersättlichen Habgier.
Es war auch seine Habsucht, die ihn in das gegenwärtige Abenteuer getrieben hatte. Normalerweise war ihm Leichtgläubigkeit fremd. Die üblichen Geschichten von unentdeckten Pyramiden, verborgenen Schätzen und entwendeten Mumien konnten ihn nicht sonderlich beeindrucken. Er beschäftigte sich lieber mit handfesteren, wirklichen Dingen. Er konnte sich zum Beispiel für ein Sortiment geschmuggelter Teppiche oder eine Sendung Opium lebhaft interessieren … Er hatte mit einem Wort Verständnis für jeden illegalen Handel und schaltete sich gerne ein, wenn der Weiterverkauf dieser unerlaubten Waren Profit versprach.
Aber diese Sache war etwas anderes. Obwohl es bei genauer Betrachtung eine jener ›üblichen Geschichten‹ war, witterte Carnoti in diesem Fall ein dickes Geschäft, das förmlich nach viel Geld roch. Trotz seiner Vorliebe für handfeste Geschäfte wußte Carnoti nur zu genau, daß viele Ägyptologen ihre berühmt gewordenen Funde auf Grund ähnlich wilder Gerüchte – wie das, was ihm zu Ohren gekommen war – entdeckt hatten. Darüber hinaus war Carnoti in der Lage, den feinen Unterschied zwischen einer unwahrscheinlich klingenden Wahrheit und einer phantastisch ausgeschmückten Dichtung zu wittern. Und diese Geschichte schien der Wahrheit zu entsprechen.
Kurz gesagt, es war folgendes:
Eine bestimmte Nomadengruppe, die mit einer Fracht geschmuggelter Güter unterwegs gewesen war, hatte aus gutem Grund eine geheime, nur ihnen bekannte Route durch die Wüste gewählt. Es schien diesen Nomaden nicht ratsam, einer der bekannten Karawanenstraßen zu folgen. Auf ihrem Weg hatten sie plötzlich einen seltsamen Felsen oder Stein mitten im Sand entdeckt. Sie wichen von ihrem Weg ab, um diesen Gegenstand näher in Augenschein zu nehmen. Der Stein schien offensichtlich vor Hunderten von Jahren vergraben worden zu sein, aber der Wüstenwind hatte im Laufe der Zeit den Sand aufgewirbelt und ihn teilweise davongetragen. Dadurch war ein gewisser Teil des Steines freigelegt worden. Als die Nomaden dicht genug herangekommen waren, stiegen sie ab und untersuchten das Objekt genau. Dabei machten sie eine verblüffende Entdeckung. Das Stück, das durch den Sand freigelegt worden war, entpuppte sich als der Kopf einer Figur. Es handelte sich um eine uralte ägyptische Statue, die die dreifache Krone einer Gottheit trug. Der schwarze Körper war noch in den Wüstensand eingehüllt, aber der herausragende Kopf war großartig erhalten. Dieser Kopf war schon sehr eigenartig. Obwohl die Karawanenführer die Eingeborenen mit Fragen bestürmten, konnte oder wollte keiner diese Gottheit identifizieren. So blieb das Ganze erst einmal unergründlich und geheimnisvoll. Aber die Tatsache blieb: Es gab also die vollständig erhaltene Statue einer Gottheit, die mutterseelenallein im südlichen Teil der Wüste vergraben war; die sich weit entfernt von der nächsten Oase und mindestens zweihundert Meilen von den ersten Anzeichen der Zivilisation befand!
Die Karawanenführer hatten aber zweifellos den Wert ihrer Entdeckung erkannt, denn sie befahlen den Eingeborenen, zwei Findlingssteine, die in der Nähe der Statue lagen, auf das steinerne Bildnis der unbekannten Gottheit zu rollen. Sie wollten, für den Fall, daß sie zurückkehren würden, diesen Ort markiert wissen. Die Eingeborenen befolgten zwar diese Anweisung, aber sie taten es widerstrebend und murmelten dabei unaufhörlich eintönige Gebete. Sie schienen sich offensichtlich vor dem vergrabenen Bildnis zu fürchten; doch sobald sie über diese Gottheit befragt wurden, verschanzten sie sich eigensinnig hinter Unwissenheit.
Sobald die Findlingsblöcke an Ort und Stelle waren, mußte die Karawane weiterziehen. Da die Zeit drängte, war es nicht möglich, die ganze Figur vom Sande zu befreien, geschweige denn, sie mitzunehmen.
Sobald die Karawane den Norden erreicht hatte und sich aufgelöst hatte, machte die Geschichte die Runde. Auf Umwegen kam sie – wie bisher jede Geschichte – auch Dr. Carnoti zu Ohren. Und Carnoti dachte sehr schnell. Trotz der Markierung schienen sich die eigentlichen Entdecker nicht sonderlich für die vergrabene Gottheit zu interessieren. Aus diesem Grund mußte Carnoti rasch handeln. Wahrscheinlich würden sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinerlei Schwierigkeiten ergeben, wenn er jenen Ort aufsuchen und die Statue freilegen würde. Nur eins war wichtig: Er mußte wissen, wo ›jener Ort‹ war.
Carnoti hatte das Gefühl, daß es sich lohnte, das herauszufinden.
Wenn er den Eindruck gehabt hätte, daß das Ganze nichts weiter als eine Schatzgräbergeschichte wäre, hätte er spöttisch gelächelt und es, ohne zu zögern, als eine der üblichen Räuberpistolen abgetan. Aber eine Gottheit – das war etwas anderes!
Er konnte verstehen, daß eine Horde arabischer Schmuggler mit der Statue nichts anfangen konnte. Doch gleichzeitig kam ihm die Erkenntnis, daß für ihn persönlich ein solcher Fund wertvoller als sämtliche Schätze Ägyptens sein konnte. Er dachte daran, auf Grund welch schwacher Anhaltspunkte und irreführender Fingerzeige die ersten Ausgrabungen in Ägypten zustande gekommen waren. Die damaligen Expeditionen waren seinerzeit erst vielen falschen Spuren und Fährten nachgegangen, ehe sie die Pyramiden entdeckten und die verfallenen Tempel ausbeuteten. Diese Forscher waren im Grunde ihres Herzens nichts weiter als Grabschänder gewesen. Aber ihr Rauben und Plündern, das sie ›Zum Wohl der Allgemeinheit und unter wissenschaftlichen Motiven‹ betrieben, hatte sie allesamt reich und berühmt gemacht. Was sollte also ihn, Carnoti, hindern, das gleiche zu tun? Wenn diese Geschichte stimmte und diese Statue nicht nur vergraben, sondern auch als Gottheit gänzlich unbekannt war, sich zudem in einem tadellosen Zustand befand und darüber hinaus noch an einem unerforschten Platz stand, dann müßten alle Experten in dem Augenblick aus dem Häuschen geraten, wenn er, Carnoti, die Öffentlichkeit von seinem Fund in Kenntnis setzte. Er würde mit einem Schlage berühmt werden! Wer weiß, welche bisher verborgenen Türen der Archäologie er mit seiner Entdeckung öffnen könnte! Die Sache lohnte sich wirklich. Und jedes Mittel heiligte den Zweck!
Aber er mußte vorsichtig zu Werke gehen, um keinen Verdacht zu erregen. Deshalb wagte er auch nicht die Araber, die dort gewesen waren, nach näheren Angaben zu befragen. Er wäre dadurch sofort unweigerlich ins Gerede gekommen. Nein, er mußte seine Informationen von den Eingeborenen, die die Karawane begleitet hatten, bekommen. Deshalb hatten zwei seiner Diener Hassan, den alten Kamelreiter, aufgegriffen und in Carnotis Haus geschleppt. Aber Hassan schaute nur ängstlich um sich, als er befragt wurde. Er weigerte sich, zu reden. Daraufhin sah sich Carnoti gezwungen, Hassan in den kleinen Kellerraum bringen zu lassen, in dem er sich schon früher widerspenstige Gäste gefügig zu machen pflegte. Hier unten, wo ihm seine anatomischen Kenntnisse zu Hilfe kamen, bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, seine Besucher auf der Folterbank zum Sprechen zu bringen.
Als Dr. Carnoti danach aus dem Keller auftauchte, hatte er also allen Grund, mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Er rieb sich die fetten Hände, als er die Worte des Kamelreiters auf der Landkarte bestätigt sah.
Ein sattes Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er kurz darauf ausging, um ein ausgiebiges Abendbrot zu sich zu nehmen.
Nach zwei Tagen hatte er seine Vorbereitungen beendet. Um kein unnötiges Aufsehen zu erregen, hatte er nur einige wenige Eingeborene angeworben. Seinen Geschäftsfreunden hatte er gesagt, daß er für ein paar Tage verreisen würde. Er hatte einen Dolmetscher angestellt, der erst seit kurzem in der Stadt lebte, aber von dem Carnoti wußte, daß er gegen entsprechende Belohnung absolut dichthielt. Dann hatte er sich ein paar schnelle Kamele verschafft und einige zusätzliche Esel, die er vor einen leeren Karren spannen ließ. Er nahm nur für sechs Tage Wasser und Lebensmittel mit, denn er hatte die Absicht, per Boot zurückzukommen.
Als alle Vorbereitungen getroffen waren, versammelte sich die bunt zusammengewürfelte Gesellschaft eines Morgens an einem bestimmten Ort. Der Aufbruch ging unauffällig vor sich. Kein Mensch bemerkte etwas.
Die Expedition konnte in aller Stille die Stadt verlassen.
Am Morgen des vierten Tages erreichten sie schließlich den bewußten Ort.
Carnoti führte die Karawane an. Er saß auf dem schwankenden Rücken seines Kamels und sah als erster die beiden Findlingssteine. Er seufzte erleichtert auf, und ließ sich vom Rücken des Kamels fallen. Er schien die sengende Hitze nicht mehr zu spüren, als er auf die beiden Steine zueilte.
Dann wandte er sich um und brachte durch ein Zeichen die ganze Karawane zum Halten. Er befahl, unverzüglich die Zelte aufzubauen und alle nötigen Vorbereitungen zum Lagern zu treffen. Er sah zu, wie die schwitzenden Eingeborenen ihre Arbeit sorgfältig verrichteten. Als sie damit fertig waren, gönnte er ihnen trotz der unbarmherzigen Hitze keinen Augenblick Ruhe, sondern verlangte, daß sie die schweren Felsblöcke von der Statue entfernten. Nach einigen vergeblichen Bemühungen gelang es den Eingeborenen, die Steine wegzurollen. Danach folgten sie Carnotis Befehl und begannen die Figur freizuschaufeln.
Aber in dem Augenblick, als die Arbeiter einen schwarzen unheimlichen Kopf freigelegt hatten, ließen sie die Spaten fallen und wichen schreiend zurück. Denn was sie sahen, war eine personifizierte Blasphemie mit einer dreifachen Krone.
Große, glänzende, spitze Zacken krönten das Diadem aus Ebenholz. Und unter diesen Zacken waren kaum sichtbar undeutliche Zeichen in das Holz geschnitzt. Carnoti trat dicht an den freigelegten Kopf heran, um diese Zeichen erkennen zu können. Das, was sie darstellten, war genauso gräßlich wie die ganze Ausführung. Carnotis Blick fiel auf gekrümmte, wurmähnliche Ungeheuer der Vorzeit und auf kopflose, schleimige Kreaturen, die aus anderen Welten kommen mußten. Er sah aufgedunsene Kreaturen in menschlicher Kleidung und blickte auf eine abscheuliche Kampfszene zwischen den alten ägyptischen Gottheiten und sich windenden Dämonen aus der finsteren Unterwelt. Einige der Zeichnungen waren so widerwärtig, daß sie sich gar nicht beschreiben lassen, und andere deuteten abscheuliche Greueltaten an, die schon alt waren, als die Welt noch jung war.
Die ganzen Darstellungen hatten eines gemeinsam: Sie waren böse, widerwärtig und grausam.
Und Carnoti mochte noch so abgebrüht und herzlos sein, beim Anblick dieser abscheulichen Darstellungen lief es ihm kalt den Rücken hinunter.
War es da ein Wunder, daß die Eingeborenen ihre Furcht offen zeigten? In dem Augenblick, als der Kopf der Statue sichtbar wurde, verfielen sie in ein hysterisches Gemurmel. Sie wichen zurück und drängten sich dicht aneinander. Sie murmelten unaufhörlich, wobei sie gelegentlich mal auf die Statue, mal auf den Doktor deuteten.
Carnoti war so sehr in seine Betrachtung versunken, daß ihn weder das Gemurmel der Eingeborenen zum Bewußtsein kam noch die bedrohliche Atmosphäre, die der verstörte Dolmetscher um sich verbreitete. Das einzige, was er in seinem Unterbewußtsein aufnahm, war der Name ›Nyarlathotep‹ und ein paar Anspielungen auf ›Den Sendboten des Satans‹.
Als der Doktor mit seinen Untersuchungen fertig war, wandte er sich wieder zu den Arbeitern um und befahl, die Statue völlig auszugraben. Aber keiner der Eingeborenen rührte sich von der Stelle. Carnoti wiederholte ungeduldig seine Anordnung. Doch die Arbeiter ignorierten seine Worte und blickten mit gesenkten Häuptern stur in den Wüstensand. Schließlich trat der Dolmetscher einen Schritt vor und hielt seinem Herrn eine längere Ansprache.
Er und seine Leute hätten diesen Auftrag nie übernommen, wenn sie gewußt hätten, welche Dienstleistung von ihnen verlangt würde. Nichts auf der Welt könnte sie dazu bringen, die Statue dieser Gottheit zu berühren,, und sie könnten dem Doktor nur den guten Rat geben, ebenfalls seine Finger davon zu lassen, denn es wäre nicht ratsam, sich den Zorn dieses alten Gottes zuzuziehen. Dieser Gott wäre von Geheimnissen umgeben – aber vielleicht hätte der Doktor doch schon einmal etwas von Nyarlathotep gehört. Er war nicht nur die älteste Gottheit Ägyptens, sondern der ganzen Welt. Er war der Gott der Auferstehung des Bösen. Die Legende besagt, daß er eines Tages alle gestorbenen Ungeheuer zum Leben erwecken würde. Und Gnade denen, die er verflucht!
Carnoti, der sich bis zu diesem Augenblick den Vortrag schweigend angehört hatte, verlor langsam die Geduld. Er unterbrach den Sprecher ärgerlich und forderte seine Leute energisch auf, mit dem Geschwafel aufzuhören und statt dessen sofort weiterzuarbeiten. Er verlieh seinen Worten mit einem gezückten Revolver den nötigen Nachdruck. Er brüllte, daß er jede Verantwortung für die sogenannte Entweihung übernehmen würde, denn er würde sich vor keinem verfluchten Götzenbild dieser Erde fürchten.
Die Eingeborenen schienen sehr beeindruckt zu sein, wobei Carnoti allerdings nicht feststellen konnte, ob das an seiner furchtlosen Rede oder an dem Revolver lag, mit dem er den Leuten vor der Nase herumfuchtelte. Wie dem auch war: Sie machten sich wieder an die Arbeit. Sie vermieden es jedoch ängstlich, beim Ausgraben einen Blick auf die Statue zu werfen.
Nach einigen Stunden war die ganze Gottheit freigelegt. Das Grauen, das schon von der Krone auf dem Haupt ausgegangen war, wurde durch den Anblick des Kopfes und des vollständigen Körpers nur noch verstärkt. Die ganze Statue machte einen obszönen und erschreckend boshaften Eindruck. Sie war unbeschreiblich fremdartig. Sie war zeitlos und würde es bis in alle Ewigkeit bleiben. Die schwarze, grob gehauene Figur wies nicht eine einzige Schramme auf. Obwohl dieses steinerne Ungeheuer höchstwahrscheinlich seit Jahrhunderten eingegraben war, hatten ihm keine Witterungseinflüsse etwas anhaben können. In demselben Zustand, in dem Carnoti jetzt diese Gottheit sah, mußte sie zum Zeitpunkt des Eingrabens gewesen sein. Und der Anblick, der sich ihm bot, war alles andere als erfreulich.
Die Statue hatte mit einer Miniaturausgabe der Sphinx Ähnlichkeit – einer lebensgroßen Sphinx mit den Flügeln eines Geiers und dem Körper einer Hyäne.
Carnotis Blick fiel auf die Klauen und Krallen. Dann betrachtete er sehr eingehend jede Einzelheit des plumpen, bestialischen Körpers, auf dem ein unförmiger, massiver Schädel ruhte, der die unheilvolle dreifache Krone trug, in die die gräßlichen Darstellungen geschnitzt waren, durch die die Eingeborenen in eine Panikstimmung versetzt worden waren. Aber das weitaus gräßlichste an dieser Steinfigur war, daß sie kein Gesicht hatte. Es war eine Gottheit ohne Antlitz. Es war Nyarlathotep, der Gott ohne Gesicht aus der frühen ägyptischen Geschichte. Nyarlathotep war der ›allmächtige Sendbote des Satans‹ und der ›Herrscher der Wüste.‹
Als Carnoti mit seiner eingehenden Betrachtung fertig war, erfüllte ihn eine fast hysterische Freude. Er grinste triumphierend den ekelhaften Kopf an; er grinste frohlockend in die gesichtslose Leere.
In seiner Begeisterung achtete er nicht auf das Geflüster der Eingeborenen und auf die furchtsamen Blicke, die sie verstohlen auf die Gottheit warfen. Es wäre jedoch für ihn gescheiter gewesen, diesen Dingen Beachtung zu schenken. Denn diese Männer wußten – wie alle Ägypter –, daß Nyarlathotep der uneingeschränkte Herrscher über das Böse war.
Man hatte vor vielen Jahren nicht umsonst seine Tempel dem Erdboden gleichgemacht, seine Standbilder zerstört und die Verkünder seiner Lehre gekreuzigt. Man hatte aus guten Gründen die Anbetung dieser Gottheit verboten und selbst die Erwähnung seines Namens untersagt. Man hatte ganz bewußt versucht, seine göttlichen Eigenschaften zu ignorieren oder sie bestenfalls einer milder gestimmten Gottheit zuzuschreiben. Heutzutage kann man nur noch in Thoth, Set, Bubastic und Sebek einige Aufzeichnungen über diesen Gott finden. Dort kann man in uralten Chroniken nachlesen, daß Nyarlathotep der Herrscher der Unterwelt und der Schutzpatron der Zauberer und der Schwarzen Kunst war. Einst hatte er die Welt allein regiert und war den Menschen aller Länder unter den verschiedensten Namen bekannt gewesen. Doch dann hatten sich die Zeiten geändert. Die Menschen hatten aufgehört, das Böse anzubeten. Sie hatten fortan das Gute verehrt. Und sie dachten nicht mehr daran, dem schwarzen Gott die grausamen Opfer darzubringen, die er verlangte. Dieser Kult war für die Allgemeinheit vorbei, und alles, was an den finsteren Gott erinnerte, wurde vernichtet. Doch die Legende berichtet, daß Nyarlathotep einst aus der Wüste gekommen war und sich nach seiner Herrschaft wieder in die Wüste zurückgezogen hätte. Einige Fanatiker, die immer noch an ihn glaubten, hatten dann ihm zu Ehren an verborgenen Plätzen in der Wüste Götzenbilder errichtet. Sie hatten diese Statuen weiterhin angebetet und in wilder Ekstase umtanzt. Die gellenden Angstschreie der Opfer verhallten in der Dunkelheit der Nacht …
Die Legende von Nyarlathotep existierte also immer noch und wurde flüsternd von Generation zu Generation weitererzählt. Die Zeit verging. Im Norden verschwanden allmählich die Eismassen, und Atlantis versank. Fremde Stämme überrannten das Land, doch die Bewohner der Wüste veränderten sich nicht. Sie beobachteten den Bau der Pyramiden mit spöttischen Augen. Wartet nur ab, schien ihr überhebliches Lächeln auszudrücken. Wenn der Tag kommt, wird Nyarlathotep aus der Wüste zurückkehren. Und dann wehe den Ungläubigen in Ägypten und in aller Welt! Dann werden sich die Pyramiden zu Staub verwandeln, und von den Tempeln werden nichts weiter als ein paar Ruinen übrigbleiben. Städte, die im Meer versunken sind, werden wieder auftauchen. Eine Hungersnot wird über das Land kommen, und viele Menschen werden den Seuchen zum Opfer fallen. Die Sternbilder werden sich ändern. Die Erde wird sich auftun, und die Ungeheuer aus der Tiefe werden die Herrschaft übernehmen. Der größte Teil der Menschheit wird dabei zugrunde gehen. Dann weiß die Welt, daß Nyarlathotep zurückgekommen ist! Bald darauf wird er selbst sichtbar sein. Ein dunkler, gesichtsloser Gott in Schwarz wird durch die Wüste wandern. Die einzigen Spuren, die er auf seinem Weg hinterläßt, werden die Toten sein. Denn jeder, der seinen Pfad kreuzt, wird sterben. Es werden nur die wahrhaft Gläubigen übrigbleiben, und die werden ihn und die anderen Mächtigen der Unterwelt willkommen heißen.
Das ist in etwa die Legende, die man sich von Nyarlathotep erzählt. Sie ist älter als sämtliche Geheimnisse Ägyptens, älter als die Geschichte vom Versinken Atlantis – aber sie ist niemals in Vergessenheit geraten. Im Mittelalter hatten die Ritter, die von ihren Kreuzzügen zurückkehrten, die Legende und die Prophezeiungen in Europa verbreitet. Dadurch wurde Nyarlathotep in aller Herren Länder für die Hexen, für die Sendboten Asmodaios und für die Anbeter noch finstererer Götter zum Idol, zum Vertreter Satans auf Erden.
Doch dann wurde es allmählich stiller um Nyarlathotep, und schließlich schien seine Anbetung völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Viele der namhaften Ethnologen und Anthropologen wissen überhaupt nichts von dem Gott ohne Gesicht. Dennoch gibt es einige verborgene Götzenbilder, die ihn darstellen, und man munkelt von gewissen Höhlen unter dem Nil und von Geheimgängen unter der neunten Pyramide. Obwohl die geheimen Zeichen und Symbole seiner Anbetung verschwunden sind, haben die Menschen ihn nie vergessen. Die Geschichte war durch die Jahrhunderte hindurch von Mund zu Mund weitererzählt worden, und auch heutzutage leben noch Menschen, die auf den Tag warten.
Es gibt gewisse Punkte in der Wüste, die die Karawanen geflissentlich meiden. Denn Nyarlathotep war der Gott der Wüste, und man tut gut daran, seine früheren Fährten nicht zu kreuzen.
Es war das Wissen um all diese Dinge, weshalb die Eingeborenen so verstört wurden, als sie gerade diese spezielle Gottheit aus dem Sand freischaufelten. Als sie zuerst nur die Krone sahen, hatten sie es mit der Angst zu tun bekommen, die sich beim Anblick des Kopfes ohne Gesichtszüge ins Unermeßliche steigerte. Was mit Dr. Carnoti passieren würde, interessierte sie nicht im mindesten. Sie dachten nur an sich selbst. In diesem Zusammenhang war ihre Absicht sonnenklar. Sie mußten fliehen! Und zwar sofort!
Carnoti bemerkte nicht, was um ihn herum vorging. Er sah weder die panische Angst noch den festen Entschluß in den Blicken der Eingeborenen. Er war zu sehr damit beschäftigt, Pläne für den nächsten Tag zu machen. Man würde das Götzenbild auf einen Karren laden. Sobald man dann den Fluß erreicht hätte, könnte man die Statue auf ein Boot verfrachten.
Was für ein Fund! Er sah schon im Geist den Ruhm und Reichtum vor sich, der auf ihn zukommen würde. War er vielleicht ein widerwärtiger Abenteurer? Der Abschaum der Menschheit, wie? Die, die ihn einen Scharlatan und Betrüger genannt hatten, würden ganz schön zu Kreuze kriechen müssen. Den überheblichen Wissenschaftlern, die ihn mit Mißachtung straften, würden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn sie seinen Fund sahen. Er rieb sich zufrieden die Hände. Der Himmel mochte wissen, welche weiteren Entdeckungen er nach diesem Fund machen würde. Vielleicht gab es noch andere verborgene Altäre und andere unbekannte Götter. Vielleicht stieß er sogar auf geheime Gräber und Tempel! Er erinnerte sich dunkel, daß es irgendeine Legende über die Verehrung und Anbetung dieser Gottheit gab. Gleich nach der Rückkehr würde er sich ein paar weitere Eingeborene schnappen, die er auf seine bewährte Art dazu bringen würde, ihm die gewünschten Informationen zu geben …
Er lächelte amüsiert und überheblich. Wie konnten die Eingeborenen nur so abergläubisch sein! Die Burschen fürchteten sich doch ganz offensichtlich vor der Steinfigur. Und der Dolmetscher hörte nicht mit seinem Gemurmel auf. »Nyarlathotep ist der Schwarze Sendbote des Satans. Er kommt durch den brennenden Wüstensand und wird die Welt beherrschen. Außer ihm wird kein anderer angebetet werden …« Lächerlich! Wie einfältig doch alle ägyptischen Mythen waren! Statuen mit animalischen Köpfen sollten plötzlich zum Leben erwachen! Menschen und Götter sollten wiederauferstehen! Überhaupt diese ganzen idiotischen Pyramiden für die Mumien der Könige! Zugegeben, eine ganze Menge Menschen glaubte hier an dies alles. Und nicht nur Eingeborene. Selbst einige seiner Geschäftsfreunde hatten verschrobene Ansichten und glaubten an die Geschichten über Pharaos Fluch und an die Zauberkraft alter Priester.
Carnoti kannte eine ganze Reihe wilder Geschichten von den alten Gräbern und den Männern, die in dem Augenblick gestorben sein sollten, als sie diese Gräber aufbrachen … Kein Wunder also, daß die primitiven Eingeborenen erst recht solchen Unsinn glaubten. Aber ob sie nun daran glaubten oder nicht, sie würden verdammt noch mal seine Gottheit transportieren müssen. Und wenn er einige über den Haufen schießen müßte, damit ihm die restlichen gehorchten …
Als er sich in sein Zelt zurückzog, war er mit sich und der Welt zufrieden. Er genoß in vollen Zügen das Abendbrot, das ihm der Boy brachte. Im Hinblick auf die Anstrengungen des morgigen Tages begab er sich bald nach dem Essen zur Ruhe. Die Eingeborenen sollten gefälligst das Zeltlager bewachen. Er legte sich in seine Hängematte und war kurz darauf tief und fest eingeschlafen.
Als Carnoti die Augen wieder aufschlug, mußten einige Stunden vergangen sein. Es war noch stockfinster, und die Nacht war unheimlich still. Aus der Ferne hörte er das langgezogene Geheul eines Schakals. Danach umgab ihn wieder das Schweigen.
Carnoti wunderte sich unbewußt über sein plötzliches Erwachen. Er erhob sich und ging auf den Zelteingang zu. Er schob den Vorhang beiseite, um einen Blick hinauszuwerfen. Zuerst glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen, aber dann fluchte er in rasender Wut. Der Zeltplatz war leer. Das Feuer war ausgegangen. Die Männer und die Kamele waren verschwunden. Die vielen Spuren, die der Sand schon fast völlig bedeckt hatte, deuteten auf einen hastigen Aufbruch hin. Diese Schweine hatten ihn hier alleingelassen!
Er war verloren! Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Peitschenhieb. Verloren! Die Männer waren verschwunden. Und mit ihnen die gesamten Lebensmittel, die Kamele und die Esel. Er hatte weder Waffen noch Wasser; und er war allein. Er stand vor dem Zelteingang und starrte mit vor Schrecken geweiteten Augen in die öde, einsame Wüste. Der Mond hing wie ein großer silberner Ball am ebenholzschwarzen Himmel. Ein plötzlicher heißer Windstoß fegte über das endlose Sandmeer. Die Oberfläche bewegte sich wie die Wogen des Ozeans. Kleine Sandwellen umspülten seine Füße. Danach herrschte wieder Schweigen. Dieses Schweigen glich einer Grabesstille. Es glich dem ewigen Schweigen der Pyramiden, wo die Mumien in bröckelnden Sarkophagen lagen und mit ihren toten Augen in die ewige Finsternis starrten.
Carnoti kam sich unbeschreiblich klein und verlassen in der Nacht vor; und in seiner Angst glaubte er die geheimen, unheilvollen Mächte zu spüren, die drohend und höhnisch grinsend sein Schicksal an sich rissen. Nyarlathotep! Er wußte von Carnotis Vorhaben, und er wollte sich auf seine Art an ihm rächen.
Aber das war blanker Unsinn. Carnoti riß sich gewaltsam zusammen. Er durfte sich nicht gehenlassen! Er durfte solche absurden Phantasien nicht aufkommen lassen! Denn diese Gedanken waren nichts weiter als die Variation einer Fata Morgana, die unter den gegebenen Umständen nur allzu verständlich war. Aber er durfte die Nerven jetzt nicht verlieren! Er mußte den nackten Tatsachen gefaßt ins Auge blicken. Seine angeheuerten Leute hatten sich mit den Lebensmitteln und den Tieren heimlich aus dem Staube gemacht, weil der Aberglaube, der in ihren primitiven Gemütern nistete, die Überhand gewonnen hatte. Das war, weiß Gott, eine nackte Tatsache, mit der er sich abfinden mußte. Aber der Aberglaube als solcher durfte ihn nicht berühren. Wahrscheinlich würden ihm diese krankhaften Vorstellungen sowieso bei Sonnenaufgang vergehen.
Der Sonnenaufgang! Ein schrecklicher Gedanke befiel ihn – die unbarmherzige Hitze, die sich tagsüber sengend über die Wüste breitete. Um die nächste Oase zu erreichen, würde er ununterbrochen Tag und Nacht laufen müssen. Und zwar müßte er sofort aufbrechen, ehe er durch Hunger und Durst so geschwächt wäre, daß er sich überhaupt nicht mehr vorwärts bewegen könnte. Aber er machte sich nicht die geringsten Illusionen. Sobald er erst einmal das Zelt verlassen hatte, gab es keinen Unterschlupf mehr für ihn. Er war dann der unbarmherzigen Sonne schutzlos ausgesetzt. Er wußte nur zu genau, daß die stechenden, gnadenlosen Sonnenstrahlen schon so manchen zum Wahnsinn getrieben hatten. Es war eine schreckliche Vorstellung, in der sengenden Hitze der Wüste vielleicht ums Leben zu kommen. Aber was blieb ihm weiter übrig? Seine Arbeit war noch nicht vollendet. Außerdem mußte er auf jeden Fall zurück. Er würde dann sofort eine neue Expedition zusammenstellen, um die Gottheit zu bergen. Er mußte einfach zurück. Außerdem wollte Carnoti nicht sterben. Als er aber an den beschwerlichen Marsch dachte, den er vor sich hatte, begannen seine wulstigen Lippen vor Angst zu zittern. Er hatte kein Verlangen danach, ähnliche Qualen wie Hassan, der Bursche, den er auf die Folterbank geschnallt hatte, zu erleiden. Der arme Teufel hatte wahrlich alles andere als einen erfreulichen Eindruck gemacht. O nein, Sterben war nichts für den Doktor. Er mußte sofort aufbrechen.
Aber in welche Richtung?
Er drehte sich wie ein Wahnsinniger um seine eigene Achse und versuchte sich zu erinnern, aus welcher Richtung die kleine Karawane gekommen war. Die Wüste machte sich jedoch lustig über ihn. Sie zeigte ihm nach allen Seiten den gleichen eintönigen, unendlich weiten Horizont.
Aber in dem Moment, als sich eine grenzenlose Verzweiflung in Carnotis Hirn einschleichen wollte, hatte er eine plötzliche Eingebung. Er mußte selbstverständlich den Weg nach Norden einschlagen. Und er erinnerte sich jetzt an einen Satz des endlosen Vortrages, den ihm der Dolmetscher heute nachmittag gehalten hatte. Der Dolmetscher hatte erwähnt, daß der Kopf der Statue des Gottes Nyarlathotep nach Norden gerichtet war.
Diese Erkenntnis versetzte Carnoti in Hochstimmung.
Er durchsuchte das Zelt nach vielleicht noch vorhandenem Proviant. Aber er nahm es einigermaßen gelassen hin, als er außer Tabak und Streichhölzern nichts fand. Nachdem er zu seiner Freude in seinem Tornister ein Buschmesser entdeckt hatte, kehrte er dem Zelt fast zufrieden den Rücken.
Der Marsch, den er vor sich hatte, kam ihm jetzt fast wie ein Kinderspiel vor. Er würde während der restlichen Nacht ununterbrochen laufen und würde versuchen, eine möglichst große Strecke zurückzulegen. Die leichte Wolldecke, die er sich unter den Arm geklemmt hatte, würde ihn vor der Mittagsglut etwas schützen. Am späten Nachmittag, sobald die Temperatur einigermaßen erträglich war, würde er dann seinen Marsch fortsetzen. Wenn er dann die ganze nächste Nacht hindurch lief, müßte er am darauffolgenden Morgen die Wadi-Hassur-Oase erreichen. Dann wäre er außer Gefahr.
Aber jetzt mußte er erst einmal zu dem Götzenbild gehen, um die Nordrichtung festzustellen.
Voller Elan marschierte er um sein Zelt herum, wo die Statue stand. Doch schon nach wenigen Schritten erlitt er seinen größten Schock und blieb erstarrt stehen.
Das Götzenbild war wieder im Sand vergraben!
Die Eingeborenen hatten die Statue in dem Zustand verlassen, in dem sie sie vorgefunden hatten. Es hatte ihnen nicht gereicht, sie wieder zuzuschaufeln; sie hatten aus Vorsicht und Angst vor Vergeltung auch noch die beiden Findlingssteine an Ort und Stelle gerollt. Diese wuchtigen Steine waren so schwer, daß sie sich auch durch Carnotis übermenschliche Kraftanstrengung nicht einen Millimeter von der Stelle rührten.
Als Carnoti seine Bemühungen erschöpft aufgab, sank er jammernd in den Sand. Das Grauen übermannte ihn, als ihm diese Katastrophe im vollen Ausmaß zum Bewußtsein kam. Er war hilflos seinem Schicksal überlassen.
Das Fluchen konnte ihm keine Erleichterung verschaffen; und es konnte ihm schon gar nicht weiterhelfen. Das Stoßgebet, das er ausstoßen wollte, erstarb ihm auf den Lippen. Wen wollte er auch im Gebet um Hilfe anflehen? Etwa Nyarlathotep – den Herrscher der Wüste?
Schließlich erhob sich Carnoti taumelnd und machte sich mit einer neuen und tödlichen Furcht im Herzen auf den Weg. Er wählte die Richtung aufs Geratewohl und klammerte sich an die vage Hoffnung, daß sich die Wolken verziehen würden, damit ihm die Sterne die Richtung weisen könnten. Aber die Wolken blieben. Nur der Mond grinste höhnisch auf die einsame Gestalt in der Wüste, die durch den Sand stolperte. In der grenzenlosen Einsamkeit, die Carnoti umgab, schlichen sich teuflische Gedanken in sein Hirn.
Obwohl er sich mit allen Kräften dagegen wehrte, kam ihm die Legende von Nyarlathotep nicht aus dem Sinn. Er konnte die Angst nicht unterdrücken, daß ihn die Rache dieses Gottes treffen würde. Vergeblich versuchte er sich einzuhämmern, daß das alles nur Aberglaube wäre, der ihm nichts anhaben könnte. Er schaffte es einfach nicht. Er zitterte vor Angst, wenn er an den göttlichen Zorn dachte, der sein Schicksal besiegeln würde. Er hatte einen heiligen Ort entweiht. Der Gott des Bösen würde das nicht ungestraft hinnehmen … »Man tut gut daran, seine früheren Fährten nicht zu kreuzen« … »Gott der Wüste« … »Der Gott ohne Gesicht« …
Carnoti stieß einen fürchterlichen, verzweifelten Fluch aus.
Er wirkte zwischen den sich fortbewegenden Sanddünen wie eine winzige Ameise.
Die Nacht ging ohne Übergang in den Morgen über. Von einer Sekunde zur anderen war es hell. Der Sand, der kurz purpurrot aufgeleuchtet hatte, schimmerte jetzt matt violett, um gleich darauf wie eine Orchidee zu glühen.
Aber Carnoti sah das nicht, denn er schlief. Sein aufgedunsener Körper hatte durch die ungewohnte Anstrengung viel eher gestreikt, als Carnoti es für möglich gehalten hätte. Schon vor Stunden hatten seine dünnen Beine ihren Dienst versagt, und er war völlig erschöpft im Sand zusammengebrochen. Er war kaum noch in der Lage gewesen, die Wolldecke über seinen Körper auszubreiten, ehe er einschlief.
Die Sonne kroch wie ein feuerroter Ball aus Lava über einen Himmel, der aus Metall zu sein schien, und bohrte ihre sengenden Strahlen in den flammenden Sand.
Carnoti war so erschöpft, daß er trotz der unbarmherzigen Hitze weiterschlief. Aber sein Schlaf war alles andere als erquickend, denn er wurde durch die teuflische Glut von entsetzlichen Träumen gepeinigt.
In seinen Alpträumen verfolgte ihn die Figur Nyarlathoteps durch eine Wüste, die in Flammen stand. Er rannte über eine brennende Fläche. Obwohl seine Füße langsam verkohlten und er vor Schmerzen aufheulte, mußte er weiterlaufen, denn der Gott ohne Gesicht, der von Schlangen umgeben war, war ihm dicht auf den Fersen. Er lief und lief, aber der Abstand zwischen ihm und der abscheulichen Kreatur vergrößerte sich nicht; im Gegenteil, dieses Ungeheuer kam langsam näher und näher. Seine Füße wurden in dem glühend heißen Wüstensand immer gefühlloser. Die verkohlten Stücke brachen weg. Zum Schluß humpelte er nur noch auf grausam zerfetzten Beinstümpfen. Aber die Todesangst trieb ihn trotz der wahnsinnigen Schmerzen voran. Das Ungeheuer hinter ihm kicherte diabolisch; und ein paar Sekunden darauf erfüllte sein dröhnendes Lachen die brennende Luft und stieg zum lodernden Himmel auf.
Carnoti konnte sich in seinem Traum jetzt nur noch auf den Knien fortbewegen. Er bemerkte voller Entsetzen, daß seine Beinstümpfe immer weiter verkohlten. Dann wurde die ganze Wüste plötzlich zu einem Flammenmeer, in dem er versank. Er schrie gellend, als das Feuer auf seinen ganzen Körper übergriff. Er merkte, wie er langsam in dem glühenden Sand untertauchte. Zuerst bedeckte der Sand seine Arme, dann reichte er ihm bis zur Hüfte. Und er versank weiter. Und noch in dem Augenblick, als der heiße Sand seine Kehle umschloß und für ihn das Ende gekommen war, fürchtete er im Sterben die Gestalt des Gottes ohne Gesicht hinter sich. Und die Furcht war qualvoller als alle Schmerzen. Und selbst als er in der weißen, brennenden Hölle völlig versank, wehrte er sich noch schwach gegen diese Furcht. Die Rache des Gottes durfte ihn nie treffen! Dann ergriff die Glut von ihm Besitz. Seine blutenden, zerplatzten Lippen wurden geröstet. Und nach den letzten Zuckungen verwandelte sich sein ganzer Körper in eine lodernde Flamme.
Ehe ihn die Sinne verließen, hob er mit einer letzten Kraftanstrengung noch einmal den Kopf. Der schwarze Gott stand jetzt direkt vor ihm. Carnoti nahm noch wahr, wie sich die dürren Krallen auf sein glühendes Gesicht zu bewegten. Er sah, wie sich der abscheuliche Kopf mit der dreifachen Krone zu ihm neigte. Einen schrecklichen Augenblick lang war das leere Antlitz dicht vor seinem Gesicht. Er erkannte das Grauen, das von der schwarzen glatten Fläche ausging. Irgend etwas aus unermeßlichen Abgründen starrte ihn an. Irgend etwas schien seinen flammenden Blick in ihn zu bohren; und dieses Feuer schmerzte mehr als die Glut, die ihn jetzt verzehrte. Er fühlte, daß es der Gottheit gelungen war, sich an ihm zu rächen. Das Blut kochte in seinen Adern, als er völlig im glühenden Sand versank. Doch das letzte, an das er sich erinnerte, war der gräßliche gesichtslose Kopf des Gottes und die namenlose Angst, die er verbreitete.
Dann wachte Carnoti auf.
Er war so erleichtert, daß das alles nur ein Traum gewesen war, daß er zuerst die stechende Sonne und die sengende Glut gar nicht wahrnahm. Aber als er sich dann schweißgebadet und taumelnd erhoben hatte, glaubte er, daß die glühenden Sonnenstrahlen seinen Rücken durchbohrten. Er schirmte seine Augen mit den Händen ab und starrte nach oben, um die Himmelsrichtungen festzustellen. Aber er gab es sehr schnell verzweifelt auf, denn der Himmel glich einem einzigen Feuerball, und er konnte überhaupt nichts erkennen.
Er rannte also aufs Geratewohl weiter. Aber er kam nicht so rasch vorwärts, denn der heiße Sand blieb an seinen Füßen haften. Er strauchelte hin und wieder. Der Sand schien seine Fußsohlen durch die Schuhe hindurch zu verbrennen. Sein Durst wurde immer unerträglicher. Die ersten Anzeichen eines beginnenden Deliriums machten sich bemerkbar.
Doch er rannte unaufhörlich weiter.
Er dachte flüchtig an seinen wahnsinnigen Traum. Sollte er zur Wirklichkeit werden?
Denn seine Füße wurden langsam versengt. Und sein Körper wurde ausgetrocknet. Gott sei Dank verfolgte ihn wenigstens keiner. Jedenfalls bis jetzt noch nicht! Er mußte sich zusammenreißen. Dann schaffte er es vielleicht doch noch – trotz der Zeit, die er verloren hatte. Er stolperte weiter. Vielleicht würde er auf eine vorbeiziehende Karawane stoßen. Doch nein, er befand sich weit von den üblichen Karawanenstraßen entfernt. Aber heute abend würde er beim Sonnenuntergang die Himmelsrichtung ausmachen können. Heute abend.
Diese verdammte Hitze! Und Sand, soweit das Auge reichte! Sandhügel – ach was Sandhügel: Sandgebirge! Und eins glich dem nächsten wie ein Ei dem anderen.
Und alle schwelten in der sengenden Glut!
Der Tag wollte überhaupt kein Ende nehmen. Carnoti hatte jeglichen Zeitbegriff verloren. Er war so schwach, daß er sich nur noch mühsam weiterschleppen konnte, und mit jeder Minute schwanden sein Mut und seine Zuversicht mehr dahin.
Der Horizont veränderte sich nicht. Keine Luftspiegelung unterbrach die endlose Weite. Nicht der winzigste Schatten schützte Carnoti vor der sengenden Glut.
Doch halt! War da nicht ein Schatten hinter ihm? Irgend etwas Dunkles, Formloses machte sich hinter seinem Rücken über ihn lustig. Carnoti überfiel ein schrecklicher Gedanke.
Nyarlathotep, der Gott der Wüste! Hinter ihm war ein Schatten, der ihn vernichten wollte. Diese Legende – sollte doch etwas Wahres daran sein? Die Eingeborenen hatten ihn gewarnt, seine Träume hatten ihn gewarnt, und selbst die sterbende Kreatur auf der Folterbank hatte ihn gewarnt. Der allmächtige Sendbote des Satans‹, der schwarze Mann, der von widerlichen Schlangen umgeben war, forderte auch heute noch seine Opfer! »Er kommt durch den brennenden Wüstensand und wird die Welt beherrschen …«
Litt er schon an Halluzinationen? Sollte er es wagen, zurückzuschauen? Er drehte seinen glühenden, fiebrigen Kopf nach hinten und glaubte den Verstand zu verlieren. Aber er täuschte sich nicht. Irgend etwas war hinter ihm. Dieses Etwas war noch weit entfernt. Es war in einer Mulde, die unter ihm lag. Aber dieses dunkle, verschwommene Wesen schien ihm auf leisen Sohlen zu folgen.
Carnoti stieß einen Fluch zwischen den Zähnen hervor und begann zu rennen. Wenn er das Götzenbild nur nicht angetastet hätte! Wenn er aus dieser Hölle lebend herauskäme, würde er nie wieder an diesen verfluchten Ort zurückkehren. Die Legende stimmte also. Es gab ihn, den Gott der Wüste!
Obwohl die sengenden Sonnenstrahlen durch seine Stirn zu dringen schienen, hastete er weiter. Das gleißende Licht blendete ihn so, daß er kaum noch etwas sehen konnte. Alles begann sich vor seinen Augen zu drehen, und sein Herz hämmerte so heftig, daß er glaubte, es müßte jeden Augenblick zerspringen. Aber er war nur von einem Gedanken beseelt: zu fliehen!
Seine Einbildung spielte ihm üble Streiche. Er glaubte vor sich im Sand Statuen zu sehen, die der glichen, die er entweiht hatte. Sie erhoben sich plötzlich vor ihm. Sie schienen aus dem Boden zu wachsen. Sie stellten sich ihm unheimlich drohend in den Weg. Manche grinsten ihm mit ausgebreiteten Flügeln entgegen, andere glichen eher Schlangen oder Polypen. Aber eins hatten sie alle gemeinsam: Sie hatten keine Gesichter und trugen eine dreifache Krone.
Carnoti merkte, daß er langsam den Verstand verlor.
Als er einen Bück zurückwarf, stellte er voller Entsetzen fest, daß die schleichende Gestalt höchstens noch eine halbe Meile von ihm entfernt war. Er schrie gellend und stolperte weiter. Er fuchtelte wild mit den Armen herum, um die grotesken Trugbilder, die ihm den Weg versperrten, beiseite zu schieben. Die ganze Wüste nahm eine drohende Haltung ein. Es schien, als hätte sich die Natur gegen ihn verschworen, um ihn zu vernichten. Carnoti stöhnte und lachte schrill auf. Würde es niemals Abend werden?
Als es schließlich Abend wurde, nützte es Carnoti nichts, denn zu diesem Zeitpunkt bemerkte er es gar nicht mehr. Er war völlig im Delirium. Er war nur noch ein vor sich hinplapperndes Wesen, das sich durch den wogenden Sand schleppte. Und als der Mond am Himmel stand, schaute er auf eine torkelnde Gestalt hinunter, die abwechselnd aufheulte und grell lachte und schließlich zu Boden sank.
Jetzt kämpfte sich die Gestalt wieder auf die Füße und schaute verstohlen über die Schulter. Der Schatten kroch unaufhaltsam näher. Carnotis Lebenswille schien im Unterbewußtsein noch einmal aufzuflackern, denn er stolperte weiter, wobei er immer und immer wieder ein einziges Wort in die Nacht schrie: »Nyarlathotep!« Und der dunkle Schatten hinter ihm lag auf der Lauer.
Die schattenhaften, formlosen Umrisse mußten mit einer teuflischen Intelligenz ausgestattet sein, denn sie zwangen ihr Opfer, in eine ganz bestimmte Richtung zu laufen, als wollten sie es zu einem beabsichtigten Ziel treiben.
Die Sterne, die inzwischen am Himmel erschienen waren, schauten auf einen Wahnsinnigen herab, der von einem Schatten durch die endlosen Sandmassen gehetzt wurde. Jetzt hatte der Verfolgte gerade die Kuppe eines Sandhügels erreicht und blieb mit einem markerschütternden Schrei stehen. Der Schatten blieb ebenfalls stehen und verhielt sich abwartend.
Carnoti schaute auf die Überreste seines eigenen Lagerplatzes hinunter. Es sah alles noch genauso aus, wie er es gestern nacht verlassen hatte. Sein Geist klärte sich noch einmal, und Carnoti erkannte mit tödlichem Erschrecken, daß er die ganze Zeit im Kreis ›geflohen‹ war. Doch das Schicksal meinte es gnädig mit ihm, denn gleichzeitig mit dieser furchtbaren Erkenntnis verfinsterte sich sein Geist wieder. Er warf sich mit einer letzten körperlichen Anstrengung vor, um dem Schatten auszuweichen. Er merkte gar nicht, daß er direkt auf die beiden Findlingssteine, unter denen die Statue begraben war, zueilte.
Dann wurde sein Traum zur grausamen Wirklichkeit.
Als er rannte, begann der Sand vor ihm zu beben. Er wogte und schien unter Geburtswehen etwas hervorbringen zu wollen. Dann glitt der Sand wie ein reißender Sturzbach von der Höhe der Statue. Die beiden Findlingssteine gerieten ins Wanken. Sie wirkten fast schwerelos, als sie von der Figur glitten.
Es war der Sand, der weiterrieselte, aber es sah so aus, als würde sich die schwarze Gottheit aus der Erde erheben und böse im Mondlicht funkeln.
Als Carnoti auf das Götzenbild zustürzte, wurde er von dem rieselnden Sand eingefangen. Carnotis Füße versanken wie im Moor. Er strampelte und schlug heftig um sich. Aber je mehr er sich bewegte, desto tiefer versank er. Der feine weiße Sand umklammerte ihn und zog ihn mit unsichtbaren Armen unbarmherzig in die Tiefe. Jetzt reichte er ihm schon bis zur Hüfte.
Im selben Augenblick erhob sich der seltsame Schatten und sprang vor. Er schien in der Luft mit der Statue zu einem beseelten formlosen Nebel zu verschmelzen. Als das Carnoti, der sich immer noch verzweifelt gegen den Griff des gierigen Sandes wehrte, sah, wurde er vor Angst und Grauen vollständig und endgültig wahnsinnig. Die Nacht schien dem unförmigen Götzenbild Leben eingehaucht zu haben. Der todgeweihte, irre Carnoti starrte mit aufgerissenen Augen in das unirdische Antlitz. Es war genau wie in seinem Traum. Seine Augen, die im Wahnsinn rollten, erblickten hinter der steinernen Maske eine teuflische Fratze. In den Augen, die Carnoti höhnisch angrinsten, stand der Tod. Die schwebende schwarze Figur breitete ihre Schwingen aus und sank mit einem donnernden Knall in den Sand.
Durch den Aufprall versank Carnoti noch tiefer. Von ihm blieb nichts weiter übrig – als ein lebender Kopf, der sich zuckend im Wüstensand drehte und wand und sich in ohnmächtiger Verzweiflung bemühte, den Körper aus dem eisernen Griff des weichen Sandes zu befreien.
Die Verwünschungen, die die spröden, blutenden Lippen ausstießen, verwandelten sich in wahnsinnige Schreie, die um Gnade winselten. Dann sank die Stimme zu einem Schluchzen hinab, aus dem nur ein einziges Wort herauszuhören war: »Nyarlathotep.«
Carnoti starb langsam.
Als der Morgen kam, war er immer noch am Leben. Die Sonne stieg wieder wie ein Feuerball am Himmel auf.
Die sengende Glut kochte Carnotis Blut und schmorte sein Gehirn. Aber die Qualen der brennenden Hölle dauerten nicht lange. Es schien, als hätte er mit übernatürlichen Kräften die Geier zu dieser einsamen Stelle herbeigerufen. Sie kreisten einige Zeit über ihm.
Dann stießen sie hinab.
Und irgendwo lag eine alte Gottheit unter dem Sand begraben. Obwohl der Gott kein Gesicht hatte, drückte er den Anflug eines verstohlenen, bösen und zynischen Lächelns aus. Denn als Carnoti, der Ungläubige, starb, huldigten seine verstümmelten Lippen flüsternd Nyarlathotep, dem Herrscher der Wüste.