
Philippa und John standen auf und wechselten über der schlafenden Gestalt ihres Onkels besorgte Blicke. Ein schrecklicher, unvorstellbarer Gedanke wanderte zwischen ihnen hin und her, den keiner von ihnen in Worte kleiden wollte. Schließlich war es John, der seinen ganzen Mut zusammennahm und ihren gemeinsamen Gedanken zumindest teilweise aussprach.
»Sind Sie sicher, dass er schläft, Groanin?«, fragte er.
Groanin kniete sich neben seinen Dienstherrn und nickte. »Jawohl, mein Junge. Er schläft wie ein Baby.«
»So habe ich ihn noch nie gesehen«, sagte Philippa. »Sechs Abenteuer haben wir zusammen durchgestanden, und er hat dabei kein einziges Mal auch nur gegähnt.«
»Sechs waren es?«, fragte Groanin. »Es kommt mir vor, als wären es viel mehr gewesen. Und gleichzeitig auch weniger. Ich habe oft gedacht, wir würden alle zusammen noch lange so weitermachen. Aber in letzter Zeit … in letzter Zeit habe ich das komische Gefühl, dass es irgendwie zu Ende geht.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte John.
»Nun, ihr werdet natürlich erwachsen«, sagte Groanin. »Im Grunde seid ihr keine Kinder mehr. Du, John, wirst langsam ein junger Mann und du, Philippa, eine wunderschöne junge Frau.«
Die Zwillinge sahen sich einen Moment lang betreten an und suchten nach Anzeichen dafür, dass das, was Groanin gesagt hatte, stimmte. Doch sie konnten nichts entdecken, kein Anzeichen dafür, dass sie irgendwie anders waren als vorher.
Er hat sicher übertrieben. Vielleicht wollte er damit eigentlich etwas ganz anderes sagen, überlegten sie.
Philippa sah zu ihrem Onkel hinab.
»Sie glauben doch nicht etwa … « Sie zögerte. Groanins Worte hatten sie keineswegs beruhigt. Wenn überhaupt, war sie jetzt noch besorgter als vorher. »Oh Groanin, Sie glauben doch nicht, dass Onkel Nimrod stirbt, oder?«
»Dass er stirbt?« Groanin runzelte die Stirn. »Wie kommst du denn darauf, Mädchen?«
Philippa zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber er wird schließlich auch nicht jünger.«
»Es ist bloß, dass er plötzlich älter aussieht«, stellte John fest. »Ist Ihnen das nicht aufgefallen? Seine Haare sind viel grauer, als sie es in Neapel waren, oder?«
»Du siehst auch grauer aus, Jungchen«, sagte Groanin. »Und jeder andere Mensch, der Haare hat, im Gegensatz zu mir. Es ist die Vulkanasche, die sie so grau gefärbt hat, wie alles andere auch. Die Asche vom Strand in Sumatra.« Bei diesen Worten bückte er sich und blies ein wenig Grau aus Nimrods Haaren.
Philippa seufzte erleichtert.
»Ich passe auf ihn auf, macht euch keine Sorgen«, sagte Groanin, zog seinen Dufflecoat aus und legte ihn Nimrod behutsam um die Schultern. »Geht und helft dem Professor, den Eingang zu dieser Gruft zu finden, damit wir von hier verschwinden können, bevor uns allen etwas Schreckliches zustößt.« Er schüttelte den Kopf. »Davor habe ich Angst, muss ich sagen.«
Der Professor hatte ein kleines Instrument in der Hand, das wie ein komplizierter Kompass aussah. Er hielt das Gerät auf Hüfthöhe, brachte den Peilkompass in die Waage und schaute nach unten in einen kleinen Spiegel. Dann brachte er das Ziel und das große Visier mit der Spiegelmitte in Übereinstimmung und las die Winkelgrade ab.
»Das ist ein Brunton-Kompass«, erklärte er den Zwillingen, die ein solches Instrument noch nie gesehen hatten. »Eigentlich ist er als Brunton Pocket Transit bekannt. Kein Geologe, der etwas auf sich hält, geht jemals ohne eins dieser kleinen Dinger aus dem Haus. Bruchlinien, Kontaktgestein, Foliationen, Sedimentschichten, Krater – es gibt keine geologischen Phänomene, die dieses Ding nicht erkennen kann.«
Auch Axel hatte einen Brunton und nahm von der anderen Seite der Scheune aus Messungen vor.
»Also, das ist wirklich phänomenal«, sagte der Professor.
»Was denn?«, fragte John.
»Wie euer Onkel erkannt hat, dass dieses Plateau vollkommen eben ist. Glatt wie die Oberfläche eines Billardtisches. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie diese Fläche mit Pferden platt gestampft haben. Wenn man mir erzählt hätte, sie sei mit einer schweren Gartenwalze bearbeitet worden, hätte ich es eher geglaubt.«
»Das haben sie aber«, sagte John. »Ich war dabei. Besser gesagt, Kauwida war es. Und ich erinnere mich an das, woran sie sich erinnert.«
»Nimrod hatte schon immer ein gutes Gefühl für Proportionen«, sagte Philippa. »Er kann sogar freihändig einen perfekten Kreis zeichnen, wissen Sie? Sie können messen, wo Sie wollen, er hat immer den gleichen Durchmesser.«
Schließlich kamen die beiden Isländer zusammen, um ihre Kompasswerte zu vergleichen, und nachdem sie sich ein oder zwei Minuten auf Isländisch ausgetauscht hatten, marschierten sie zur Mitte des Plateaus. John und Philippa folgten ihnen.
»Ziemlich genau in der Mitte des Plateaus«, erklärte Axel, »befindet sich eine Fläche von etwa drei Metern Durchmesser, die vom Rand her gesehen ungefähr neunzig Zentimeter abfällt. Mit bloßem Auge ist das kaum zu erkennen. Aber mit einem Kompass völlig offensichtlich.«
John ging in die Hocke und sah sich um. »Das Gras hier ist anders«, sagte er. »Es ist nicht annähernd so grob wie das am Rand. Hier muss ein neues Rasenstück eingesetzt worden sein.«
Axel kniete sich neben ihn und begann, die Senke auf allen vieren zu umrunden. Dabei hielt er gelegentlich inne und steckte hier und da einen Finger in kleine Löcher im Boden.
»Die sehen aus wie die Löcher von Zeltstangen«, sagte er. »Als hätte man die Senke mit einer Art Baldachin oder Zelt vor Wind und Wetter geschützt.«
»Für eine archäologische Ausgrabung möglicherweise«, ergänzte der Professor.
»Vergesst nicht, was Nimrod über Sprengfallen gesagt hat.«
Philippas Stimme hatte plötzlich einen dringlichen Ton angenommen. »Bitte seid vorsichtig. Ihr alle.«
Wie zur Bestätigung zog Axel eine alte, kaputte Zeltstange aus dem Boden und winkte den anderen damit zu.
John ging fort, um die Schaufeln zu holen, die sie aus Afghanistan mitgebracht hatten, und fing an zu graben. Die anderen taten es ihm nach. Es war harte Arbeit, weil der Boden teilweise gefroren war, doch nach zwanzig oder dreißig Minuten hatten sie eine große grüne Abdeckplane aus gummibeschichtetem Leinen freigelegt.
»Ich kann nur raten«, sagte John. »Aber ich glaube nicht, dass die Mongolen schon mit Gummi vertraut waren, oder wie seht ihr das?«
»Damit hat man ein Loch abgedeckt.« Der Professor schlug mit der flachen Hand auf die Lkw-Plane. »Seht ihr? Unter diesem Teil hier befindet sich Erde, aber unter diesem hier ist gar nichts.«
Axel zog ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche und fing an, die Plane aufzuschneiden. Darunter verbarg sich ein dunkles Loch, aus dem abgestandene, feuchte Kaltluft aufstieg. Er schwang die Beine über den Rand des Lochs und hob den Kopf.
»Holst du mir bitte eine von den Taschenlampen, John? Die nehmen wir mit in die Grabstätte.«
John holte die Lampe und leuchtete damit in die Öffnung, während Axel hineinkletterte. Dieser hielt sich noch einen Augenblick am Rand fest, ehe er losließ und verschwand.
»Hier drinnen ist eine Art Plattform!«, rief der Isländer.
»Bitte sei vorsichtig«, bekniete ihn Philippa. »Es sieht nicht gefährlich aus, finde ich. Auch wenn ich nicht glaube, dass die Konstruktion sonderlich neu ist.«
Sie hörten ihn in seinen schweren ledernen Nagelschuhen über die Plattform gehen.
»Die Plattform ist mit einem komplizierten System aus Holzleitern verbunden, die tief nach unten führen. Es erinnert ein bisschen an die unendliche Treppe von M. C. Escher. Anscheinend hat man das Loch, durch das ich gerade geklettert bin, in ein gewölbtes Lederdach geschnitten. Ein ziemlich dickes Lederdach, würde ich sagen, mit Holzbalken, die man mit Lederstreifen zusammengebunden hat. Erinnert ein bisschen an das Gerüst der Lederzelte, die die mongolischen Nomaden verwenden.«
Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Unglaublich gut gemacht, wirklich. Extrem haltbar. Und … «
»Ich glaube, man nennt sie Jurten«, sagte der Professor.
Axel hielt hörbar die Luft an.
»Was ist?«, fragte Philippa.
»Wenn das eine Jurte ist, ist es die größte, die ich je gesehen habe«, sagte Axel. »Sie muss fast fünfzig Meter Durchmesser haben. Und fast ebenso weit in die Tiefe reichen.«
»Warte«, sagte John, »wir kommen runter.«
John und Philippa stiegen zu Axel hinab. John ging als Erster und half dann seiner Schwester, über den Rand zu klettern.
Er seufzte genervt, als er sah, dass sie Moby mitgenommen hatte.
»Musst du diese blöde Ente überallhin mitschleppen?«
»Sie tut dir doch nichts«, sagte Philippa.
Sie landeten auf einem soliden Holzgerüst, das sich weit in die Dunkelheit erstreckte. Es gab eine Art Handlauf, und als John vorsichtig darüberspähte, sah er, dass sich ihre Plattform etwa dreißig Meter über dem Boden befand. Und dass das Leitergewirr tatsächlich an Eschers unendliche Treppe erinnerte, wie Axel gesagt hatte. Nur dass es den Anschein hatte, als sei es wirklich möglich, hinunterzuklettern.
Axel stand am anderen Ende der Plattform und starrte auf etwas, das direkt unter ihm lag und an das Gerüst gebunden war. »Da liegt irgendetwas Totes«, sagte er.
Der Professor reichte John eine weitere Taschenlampe und folgte den Zwillingen in die Ausgrabungsstätte. Alle drei gingen zu Axel hinüber.
»Es sind die Überreste von etwas, das einen sehr langen Hals hatte«, sagte er und richtete seine Taschenlampe auf ein seltsam aussehendes Skelett. »Ein Pferd vielleicht. Aber uralt, würde ich sagen.«
»Oder sehr jung«, erwiderte John grimmig.
»Das ist ein kleines Kamel«, sagte Philippa. »Sicher ist es Kauwidas Fohlen.«
»Ja«, sagte John. »Genau das ist es.« Er schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass Kauwida die Stelle nicht vergessen hat. Selbst mit einer dicken Erdschicht darüber konnte sie das Junge durch das Lederdach mit Leichtigkeit wittern und hören.«
»Sie waren sehr gewiefte Männer, diese Mongolen«, sagte der Professor. »Sehr gewieft und sehr grausam.«
Axel packte eine der Leitern. »Das Ding mag über siebenhundert Jahre alt sein, trotzdem macht es einen sicheren Eindruck.« Er begann hinunterzusteigen. »Hier ist alles erstaunlich gut erhalten. Nur kalt. Es ist eiskalt hier unten. Wahrscheinlich hat der Permafrostboden die Dinge so lange konserviert.«
»Das ist nicht gut«, sagte Philippa.
»Warum?«, fragte der Professor.
»Weil unsere Dschinnkraft nicht funktioniert, wenn uns kalt wird«, sagte Philippa.
»Hoffen wir, dass wir nicht hier unten bleiben, bis es dazu kommt«, sagte John und folgte Axel über die Leiter.
Philippa ließ Moby auf der obersten Ebene zurück und kletterte ihrem Bruder nach.
Das Echo von Johns Stimme und Mobys Quaken machten Philippa klar, wie groß Dschingis Khans Mausoleum wirklich war. Dann sah sie nach unten und staunte über das Ausmaß der riesigen Grabkammer. Dennoch dauerte es nicht lange, bis sich bei ihr die Klaustrophobie bemerkbar machte, unter der Dschinn häufig leiden, wenn sie sich in geschlossenen Räumen aufhalten. Doch in Philippas Fall hatte die Klaustrophobie mehr damit zu tun, dass sie sich im Innern eines Massengrabs befand, und diese unangenehme Tatsache wurde durch den Geruch nach Tod und Verwesung noch verschlimmert.
Nachdem sie die komplizierte Abfolge aus Leitern und Gerüsten bewältigt hatten, landeten die vier Entdecker schließlich auf dem Boden der Grabkammer.
Es war John, der die ersten beiden Entdeckungen machte. Die erste war ein Beinhaus oder Ossarium, wie man eine letzte Ruhestätte nennt, in der die Gebeine von Toten aufbewahrt werden. Nur war das hier keine gewöhnliche Ruhestätte und kein gewöhnliches Ossarium. Was in diesem Mausoleum aufbewahrt wurde, war weit mehr als die Gebeine von ein paar Toten. Obwohl die zahllosen sauber aufgehäuften Skelette – von denen die meisten noch in mongolischen Rüstungen steckten – zu viele waren, als dass John sie hätte zählen können, kam ihm bei ihrem Anblick sofort eine ganz bestimmte Summe in den Sinn – zwanzigtausend, um genau zu sein. Im Grund handelte es sich eher um eine Pyramide als um ein Ossarium, und John begriff plötzlich, dass man das System aus Leitern und Gerüsten, über das sie gerade hinabgestiegen waren, nicht nur errichtet hatte, um im Mausoleum hinauf- und hinunterzusteigen, sondern auch, um den sorgfältig aufgehäuften Knochenberg an seinem Platz zu halten.
»Erinnert ihr euch noch an all die Soldaten, die von den Söhnen Dschingis Khans getötet wurden, um diesen Ort geheim zu halten?«, fragte er.
»Ja«, sagte der Professor. »Es waren zwanzigtausend. Was ist mit ihnen?«
»Ich hab sie gerade gefunden«, sagte John. »Alle miteinander.«
Die anderen kamen, um es sich anzusehen.
»Unglaublich«, sagte der Professor. »Wie Ölsardinen in der Dose. Sie müssen aufeinandergelegen haben, als man sie tötete. Absolut unglaublich.«
»Grauenhaft würde ich dazu sagen«, sagte Philippa.
»Ich habe noch nie einen so großen Berg von Knochen gesehen«, sagte Axel. »Das ist wie ein Mount Everest aus menschlichen Gebeinen.«
John war bereits dabei, den Fuß der Pyramide zu umrunden. »Hier!«, rief er. »Ich glaube, ich habe unseren Mann gefunden!«
Sie folgten ihm auf die andere Seite des Ossariums, wo sie ein weiteres Skelett entdeckten, das auf einem in die Wand aus Knochen eingelassenen Thron saß. Der Soldat trug eine bessere Rüstung als die anderen, die ihn im Tod umgaben, aber trotz allem war er genauso mausetot wie sie. Er war kaum größer als das lange Schwert, das auf seinen Oberschenkeln lag.
»Glaubst du wirklich, dass er das ist, kleiner Bruder?«, fragte Axel.
Philippa leuchtete mit der Taschenlampe auf den Boden, wo sich unter den Füßen des toten Mannes die Zeichnung einer Landkarte von Asien und Zentraleuropa erstreckte, von Peking bis zur Donau.
»Das sieht nach seinen eroberten Gebieten aus«, sagte sie. »Also, wer sollte es sonst sein?«
John bückte sich, um ein glänzendes Stück Papierfolie aufzuheben, das er betrachtete und dann in die Tasche steckte.
Einige Schritte entfernt fanden sie das, was einmal die Schatzkammer des großen Khan gewesen war: Sie erkannten es an den Wandmalereien, auf denen Aufseher und Sklaven Kisten mit Münzen und Juwelen füllten, Seidenstoffen, Parfümen und – höchst aussagekräftig – einer goldenen Schatulle mit dem Bild eines explodierenden Vulkans auf der Vorderseite.
»Die Hotaniya-Kristalle«, sagte der Professor. »Sie müssen in dieser goldenen Schatulle gewesen sein.«
Doch von ihr und den anderen Schätzen der Grabkammer Dschingis Khans fehlte jede Spur, da sämtliche Kisten entweder verschwunden oder leer waren.
»Sieht aus, als hätten die Grabräuber alles, was irgendwie wertvoll war, geklaut«, meinte Philippa.
»Das machen Grabräuber so, kleine Schwester«, sagte Axel.
»Ich frage mich, warum sie das Schwert auf seinem Schoß nicht mitgenommen haben«, sagte John.
Der Professor besah sich den Griff des Schwerts ein wenig genauer. »Aus dem einfachen Grund, weil einem der gesamte Knochenberg auf den Kopf fallen würde, wenn man es wegzöge. Es ist äußerst klug angebracht. Seht mal.«
John beugte sich vor, um das Schwert genauer zu betrachten. »Ja, Sie haben recht.« Er zuckte die Achseln. »Genial.«
»Ein rostiges altes Schwert zu beschützen?« Philippa runzelte die Stirn. »Wohl eher nicht. Es wäre genialer gewesen, das zu schützen, was in der Schatzkammer war.«
»Du hörst dich fast enttäuscht an«, stellte Axel fest.
»Noch sind wir nicht draußen«, meinte John.
»Also«, sagte Philippa, »es hat sich bestätigt, was wir immer vermutet haben: dass die Hotaniya-Kristalle zu den Dingen gehört haben, die hier waren, aber jetzt nicht mehr hier sind. Außerdem hat sich bestätigt, dass jemand dieses Grab ausgeraubt hat. Und dass dieser Jemand aus dem Zeitalter von Lkw-Planen stammen muss.«
»Und von Schokolade.« John hielt die Papierfolie hoch. »Das hier stammt von einem Riegel Schokolade. Ich habe es gerade in der Schatzkammer gefunden.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob uns das mehr verrät als das, was wir schon wussten«, meinte Philippa.
»Außer dass einer der Grabräuber eine Naschkatze ist«, sagte John. »Das verrät es auf jeden Fall.«
»Und jemand, der gern teure Schokolade isst«, sagte Axel, der das Papier genauer inspizierte. »Das verrät es uns auch.«
»Trotzdem haben wir immer noch nicht viel herausgefunden«, wandte Philippa ein. »Nach all der Mühe.«
»Wir sind aber noch nicht fertig«, meinte Axel und sah sich im Mausoleum nach weiteren Hinweisen um. »Das findet ihr sicher auch.«
Doch nach einer weiteren halben Stunde hatten sie immer noch nichts gefunden, das ihnen Aufschlüsse über die Identität der Grabräuber hätte geben können.
Trotzdem machten sie noch eine letzte Entdeckung im Mausoleum, und es war der Professor, der darauf stieß, als er die Wände der Gruft entlangschritt.
»Nur das Dach und das Leiternsystem sind von Menschenhand geschaffen«, sagte er. »Die Wände und der Untergrund sind natürlichen Ursprungs.«
»Natürlichen Ursprungs?« Axel lachte. »Wie paradox.«
»Heißt das, was ich glaube, dass es heißt?«, fragte Philippa schaudernd.
»Ja«, sagte der Professor. »Wir haben die ganze Zeit über angenommen, dass wir uns in einer von Menschen geschaffenen Höhle befinden, dabei stimmt es gar nicht. Phantastisch. Und wie du gesagt hast, Axel, es ist irgendwie paradox.«
»Kann mir vielleicht jemand verraten, was das hier ist?«, fragte John.
»Gewiss«, sagte der Professor. »Anscheinend befinden wir uns im Innern eines Vulkans.« Er lachte. »Wie herrlich. Wir sind in einem Vulkan. Und in Anbetracht der Größe dieses Plateaus ist es womöglich der größte Vulkan der ganzen Mongolei.«
