Kapitel 49 Debs
Allen rief gleich an, als er die Einfahrt zum Parkplatz bei der Eisbahn erreichte.
»Ich bin im Wald unten, Schatz«, keuchte Debs und schob einen Zweig aus dem Weg. Blätter klebten ihr an den Händen und im Gesicht. Hose und Schuhe trieften vor Nässe. »Findest du den Cricket-Club? Dort können wir uns in drei Minuten treffen.«
Sie schlug sich durch nasses Brombeergestrüpp zu dem furchigen, einspurigen Fahrweg durch, der von der Zufahrtsstraße abzweigte und zu den Fußball- und Cricketplätzen unten im Parkgelände führte. Eine Minute später hörte sie Allens Auto, die Reifen knirschten auf den Steinchen.
»Hier!«, rief sie und winkte mit ihrem nassen Wollärmel.
Er hielt an und öffnete die Beifahrertür.
»Du bist ja ganz durchweicht, Schatz.«
Sie sprang ins Auto, verspritzte überall Wassertropfen. Er saß da und sah sie erwartungsvoll an. Sie erwiderte seinen Blick, wischte sich das Wasser von den Ärmeln, beugte sich dann zu ihm und nahm sein Gesicht zwischen beide Hände. Zu ihrer Erleichterung zuckte er nicht zurück. Sie schob seine Brille hoch und sah ihm in die Augen.
»Allen?«
»Hm?«, brummte er.
»Ich mag diese Brille nicht. Ich möchte deine Augen sehen. Da fühle ich mich so geborgen.«
Er nickte.
»Gut.« Sie richtete sich wieder auf und fragte ihn: »Kannst du dort unten weitersuchen? Ich war noch nicht im Naturschutzgebiet – das fängt da drüben an, am Rand des Cricketplatzes. Hast du was dagegen, wenn ich das Auto jetzt nehme? Es täte mir gut, wenn ich mich kurz aufwärmen könnte. Ich fahre zur anderen Seite des Palasts hinüber, Richtung Gartenzentrum.«
»Klar, nimm das Auto nur, Schatz«, sagte er mit leicht verwirrtem Blick, stieg aus und stand in seinem grünen Anorak im Regen. »Was machst du, wenn du sie findest?«
Debs stieg ebenfalls aus und wechselte zur Fahrerseite hinüber. »Ich weiß noch nicht. Vielleicht beobachte ich Suzy nur, bis sie Rae sicher zu Hause abliefert. Und dann werde ich unsere Nachbarin Beattie bitten, mit Callie zu reden.«
»Gut, Schatz. Aber pass auf dich auf.«
»Danke, Allen«, fiepte sie und fasste ihn am Arm; vor Rührung versagte ihr fast die Stimme. Regentropfen liefen ihnen über die Brillen. So standen sie da und sahen sich durch die beschlagenen Brillengläser an.
»Was sind wir doch für ein Paar«, schmunzelte er.
Und zu ihrer Überraschung beugte er sich vor und drückte ihr einen regennassen Kuss auf den Mund.
»In zehn Minuten bin ich zurück und hol dich ab«, piepste sie; das Blut schoss ihr in die Wangen. »Wenn du sie inzwischen findest, ruf mich an.« Sie stieg ins Auto, schob für ihre längeren Beine den Sitz zurück und fuhr los. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
Debs erreichte die Stelle, wo der Fahrweg in die breitere Zufahrtsstraße mündete. Sie bog nach rechts in die Straße ein und fuhr ein Stück, da nahm sie plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr, weiter unten auf dem Fahrweg, von dem sie gerade gekommen war.
Sie fuhr scharf an den Rand und hielt Ausschau. Unten im Wald, hinter Bäumen, leuchtete etwas Gelbes auf, bewegte sich.
Das waren sie! Wo wollten die denn hin?
Debs sah sich hektisch um. Wenden konnte sie hier nicht, dazu war die Straße zu schmal. Zum Nachdenken hatte sie keine Zeit; sie stellte den Motor ab, sprang aus dem Auto und rannte zurück, auf die Bäume zu.
Da! Etwas Gelbes. Gelbes Blech.
»Oh!«, stieß Debs aus und setzte dem gelben Ding nach.
Sie bog zwischen den Bäumen auf einen kleinen Pfad ab, eine Abkürzung, die steil zu dem Sträßchen hinunterführte und ihr gegenüber dem Auto einen Vorsprung verschaffen würde.
Blindlings lief sie abwärts, ohne zu wissen, was sie tun würde, wenn sie dort ankam.
Sie brach durch stachlige, nasse Zweige und sprang die Böschung zu dem Sträßchen hinunter.
Ein Geräusch hinter ihr ließ sie herumwirbeln.
Suzys Auto stand etwas weiter oben; Suzy hatte sich umgedreht und redete mit Rae, die hinter ihr saß.
Dann drehte sie sich wieder nach vorn und schaute auf den Weg. Und entdeckte Debs.
Durch die regenüberströmte Windschutzscheibe begegneten sich die Blicke der beiden Frauen.