Arne im Staub

Sie, die Rebellin, die besser reiten konnte als der Teufel – die von einem galoppierenden Pferd aus auf fünfzig Meter Entfernung einem Soldaten den obersten Knopf von der Uniformjacke schießen konnte – die jedes Geheimnis des Himalaja und seiner Dschungeltäler kannte, jede Spur, jeden Stern, jeden Stein – sie konnte nicht schwimmen.

Und sie war zu stolz gewesen, um es zuzugeben. Wegen einer dummen, grünen Insel voller Tomaten war sie ihnen in den Fluss gefolgt und hatte sich in diesen Kampf gestürzt, den sie nicht gewinnen konnte. Wem, fragte sich Christopher ärgerlich, wollte sie etwas beweisen? Den Tomaten?

All dies dachte er in der Zeit, die nötig ist, um einmal tief Luft zu holen. Der Zeit, die nötig ist, um drei Meter zurückzuschwimmen – um eigentlich was zu tun?

Er streckte einen Arm nach dem panischen Strudeln aus, in dessen Mitte es irgendwo einen Kopf voll schwarzem Kurzhaar gab, und dachte: Arne hat einen Rettungsschwimmeraber Arne ist zu weit weg.

Er bekam etwas zu fassen – eine Schulter? – sie entglitt ihm wieder, und er dachte: Ich weißt nicht, wie –#

Er trat Wasser, paddelte auf der Stelle, spürte die Strömung, die er bisher kaum bemerkt hatte, spürte, wie sie Niya gierig mit sich riss, und dachte: Das ist das verdammte dritte Mal, dass auf dieser Reise jemand versucht zu ertrinken.

Und dann dachte er: Aber ich muss.

Und er schwamm ihr nach, ihr und der Strömung, griff in das Chaos aus Armen, Händen, Schultern – sie schien Tausende davon zu haben – und packte zu. Wie sie sich wehrte! Als wäre es nicht der Fluss, der sie zu erdrosseln versuchte, sondern er, Christopher.

Sie schlug um sich, traf auch hier und da, blind, ziellos. Doch Christopher ließ nicht mehr los. Er fand ihren Nacken – schlang von hinten einen Arm um ihren Brustkorb und begann, sie mit sich zu ziehen: Und er fand eine Entschlossenheit in seinen Bewegungen, die nicht seine eigene war ... eine blonde, blauäugige, starke Entschlossenheit: die von Arne.

Niya hörte nicht auf, sich zu sträuben: Sie rang mit ihm um jeden einzelnen Meter; sie machte es ihm nicht leicht. Einmal, auf einer Reise, weit fort und lange her, hatte sein Vater ein ertrinkendes Schaf aus einem Wüstenbrunnen gezogen. Ein undankbares, um sich tretendes, strampelndes Schaf. Christopher kam es vor, als wäre Niya dieses Schaf. Er geriet selbst in Schwierigkeiten, schluckte Wasser, hustete, spuckte, tauchte unter: zwei ertrinkende Schafe?

War er genauso wahnsinnig wie sie – einen Versuch zu machen, jemanden zu retten, ohne es zu können? Blinder Aktionismus ... blinder Aktionismus ließ ihn wieder hochkommen, ließ ihn nicht aufgeben und weiterschwimmen, weiterringen, weiter Meter um Meter erstreiten.

Wenn die Strömung sie nur nicht zu rasch flussabwärts trug, ehe sie die Insel erreichten! Wenn er sie nur nicht an der Insel vorbeitrug!

Waren da Gestalten am Ufer, die winkten? Waren da Rufe? Sprang da jemand ins Wasser, um ihnen entgegenzuschwimmen? Christopher hatte keine Zeit, um nachzusehen. Innerlich fluchte er laut und ausführlich – halt endlich still, du lebensmüdes Dummschaf, verdammt stolze Ausgeburt eines kranken Landes, wirst du wohl – doch er ließ nicht locker, ließ sie nicht los, ließ nicht zu, dass sie den Kampf gegen ihn gewann und den gegen den Fluss verlor.

Und er ahnte, dass diese Entschlossenheit nichts Blondes, nichts Blauäugiges mehr hatte, dies war seine eigene, ureigene: klein, dunkel, schmächtig – zäh.

Und dann erreichten seine Füße unerwartet Kies. Boden.

Er stemmte sie hinein, letzten Versuchen der Strömung trotzend, und watete, wankte, taumelte an Land.

Und plötzlich waren da Arme, waren da Hände, die nach ihm griffen, ihn herauszogen – ihn und auch Niya – und dann lag er auf dem kiesigen Ufer der Insel, wo zwischen den Steinen grünes, frisches Gras spross: Er spürte es unter seiner Wange.

Einen Moment lang schloss er die Augen, konzentrierte sich ganz aufs Atmen und auf das Gefühl der Strömung in seinem Körper, das noch immer an ihm zu zerren schien.

»Christopher? Christopher?« Das war Arne.

»Mm – ja«, murmelte Christopher benommen.

»Alles in Ordnung?«

»Danke«, sagte Christopher mit einer etwas verwässerten Stimme. »Keine Wiederbelebungstaktiken notwendig. Gib mir eine Minute ...«

Er öffnete die Augen, setzte sich auf, schüttelte sich.

Neben ihm saß Niya auf dem Boden. Das weite Männerhemd klebte an ihr wie in einem schlechten indischen Film, in dem man sich um die Nacktszenen windet, indem man es regnen lässt. Christopher dachte an eine verschneite Nacht in den Bergen zurück, am Rande einer geschmolzenen Stadt... vor unendlich langer Zeit.

Auch Niya schien keine weitere Hilfe zu benötigen als einen Augenblick Zeit, um sich im wirbelnden Durcheinander der letzten Minuten wiederzufinden – und Arne sah beinahe etwas enttäuscht aus.

»Ihr macht Sachen«, sagte Jumar und schüttelte den Kopf. »Ihr macht Sachen.«

Christopher ignorierte Arnes hilfreich ausgestreckte Hand, stand auf und wrang den Saum seines Hemdes aus.

»Ich denke, dies ist der Moment«, sagte eine papierne Stimme hinter Jumar, »dass sich eine gewisse junge Dame bedankt, gerettet worden zu sein.«

Ein altersfleckiger, sehniger Arm schob den nepalesischen Thronfolger beiseite, und magere, wettergegerbte Finger griffen nach Niya. Sie ließ sich widerspruchslos auf die Füße ziehen.

Und dann stand sie neben Christopher, strich sich sinnlos durch das nasse Haar, das jetzt zu kurz war, um ihr ins Gesicht zu hängen, und sah zum ersten Mal in ihrem Leben verlegen aus.

»Na?« sagte der alte Mann.

Er trug eine verblichene, schwarze, sackartige Hose, ein Hemd unbestimmter Farbe, das so alt aussah wie er selbst, und eine jener runden Kappen voller kompliziert gewebter Zackenmuster, die Christopher stets an Teewärmer erinnerten. Zu kleine Teewärmer.

»Schon gut«, sagte Christopher.

»Nein«, sagte Niya. »Er hat recht. Ich – ach, zum Teufel! Verdammt.« Sie sah ihn an. »Danke.«

Christopher lächelte (wessen Lächeln?). Und als Jumar begann: »Warum hast du nicht gesagt, dass du nicht schwim-?«, trat er ihm ganz schnell auf den Fuß.

»Wäre es eventuell nun Zeit«, fragte der Alte mit einem Grinsen im Mundwinkel, »für eine Vorstellung?«

»Sich, oh –«, sagte Arne. »Ich bin Arne, und dies hier ist Christopher, und das ist Niya, und das ist Jumar.«

»Namen sind eine so schöne anonyme Sache«, sagte der Alte paradox. »Sie sagen einem gar nichts, völlig ungefährlich. Tun aber der Höflichkeit Genüge. Belassen wir es also dabei. Mein eigener Name lautet Tarmin. Und ich würde mich freuen, euch in mein bescheidenes Haus einladen zu dürfen.«

Christopher sah Jumar an, und Jumar zuckte kaum merklich die Schultern.

Etwas war seltsam an dem Alten. Aber noch konnte Christopher nicht sagen, was. Da war so ein Glitzern in seinen Augen, gerade unter der Oberfläche des Blicks, so ein Flackern in seiner Stimme, gerade unter der Oberfläche der Worte –

»Wir ... wollten eigentlich nur nach dem Weg fragen«, sagte Jumar. »Dem Weg zum Flughafen. Das Tal teilt sich nicht weit von dieser Insel, und eines der beiden muss zum Flughafen führen.«

»Alles zu seiner Zeit«, sagte der Alte.

Er führte sie einen schmalen, sandigen Pfad entlang, umrahmt vom Grün seines Gartens: Blätter fächelten im Wind, der vom Wasser herkam, grüne Stängel bogen sich leise, Insekten surrten zwischen Blüten, Knospen träumten, und unreife Orangen hingen abwartend in den Ästen eines Orangenbaums.

»Ein schöner Garten«, sagte Jumar. »Aber wir haben nicht viel Zeit. Wenn Ihr uns einfach sagen würdet, welchen Weg wir nehmen müssen ...«

Doch der Alte ging nicht darauf ein.

»Dieser Garten und ich«, antwortete er mit dem Stolz sprießender Keimlinge, »wir leben zusammen seit – lasst mich nachrechnen – sechsundvierzig Jahren.«

Er zog einen Vorhang in der Türöffnung der groben Steinmauern zur Seite, und sie betraten das Innere des Hauses. Hier hing schwer und süßlich der Geruch von Räucherstäbchen. Christopher sah ihre hellen Augen im Dunkeln an den Wänden glühen –

es mussten ein Dutzend sein oder mehr. Hatte der Alte nach einem Leben voll Blumen und Gemüse genug vom Duft seines Gartens? Konnte er den Geruch der Blüten nicht mehr ertragen?

»Setzt euch«, sagte er. Es gab einen einzigen, niedrigen Tisch in einer Ecke der Hütte, kniehoch, umgeben von Sitzkissen. »Ich werde euch erklären, welchen Weg ihr nehmen müsst. Aber ich bekomme nicht oft Besuch. Lasst mir die Freude, euch zu bewir-ten.«

Jumar seufzte. Doch sie ließen sich in ihren nassen Kleidern auf den Kissen nieder, und der Alte nickte zufrieden.

»Es ist gut, dass ihr heute gekommen seid. Bis gestern war ich fort. Ich schätze Besuch. Wir haben Besuch immer geschätzt. Er gibt einem das Gefühl, nützlich zu sein. Wenn ich die Wanderer durch das Tal kommen sehe, hole ich sie mit meinem Boot. Euch habe ich nicht rechtzeitig gesehen. Manche zahlen für meine Dienste, andere haben kein Geld. Es tut nichts zur Sache. Der Fluss hat uns stets seinen Fisch gegeben und der Garten den Rest.«

Er lächelte und stellte einen Krug mit Wasser und fünf Metallbecher auf den Tisch.

Warum sprach er andauernd von wir und uns?

»Seid meine Gäste. Es ist nicht mehr viel übrig –«

Er begann, mit Tellern zu hantieren. »Hier ist noch etwas Reis und ein wenig Gemüse... das ist alles, was übrig ist. Mehr haben sie mir nicht gelassen. Ich hatte noch etwas versteckt, man weiß nie...«

Vor wem?, dachte Christopher. Wer hatte ihm nicht mehr übrig gelassen?

»Dies ist das letzte Essen, das es in diesem Haus gibt, und ihr werdet es mit mir teilen.«

»Das – letzte?« fragte Niya.

Der Alte nickte. »Alles wird sich ändern. Wir nähern uns einer neuen Zeit. Vielleicht wird man sie sogar anders zählen als die jetzige. Vielleicht beginnen wir wieder beim Jahr null. Wer weiß?«

Vielleicht, dachte Christopher, war er verrückt. Vielleicht sollte man sein Essen besser nicht essen. Doch noch während er es dachte, begann seine rechte Hand ganz von selbst, Reis und Gemüse in seinen Mund zu schaufeln. Sie hatten zu lange vom Inhalt abgelaufener Konservenbüchsen gelebt. Von zu wenig Inhalt zu weniger abgelaufenener Konservenbüchsen. Der Hunger war größer als die Vernunft und größer als die Eile, weiterzukommen.

»Zwei Tage war ich weg«, fuhr der Alte fort. Es war, als hätten sich die Worte in ihm angestaut und müssten heraus, weil er sonst explodierte. Wie lange hatte er alleine auf der Insel gelebt? Und, wer immer sie waren, weshalb war er die Worte nicht an sie losgeworden? Vielleicht hatten sie es ebenfalls eilig gehabt. Er spürte Jumars Nervosität beinahe körperlich, und er selbst wurde auch langsam unruhig.

»Der Fluss, müsst ihr wissen, versiegt unterhalb der nächsten Biegung wieder. Beide seiner Teile. Niemand weiß, wohin. Er versickert einfach in der Erde. Vielleicht gefällt ihm das Tal auch nicht.«

Jumar hatte seinen Teller bereits leer gegessen und begann nun, ungeduldig mit den Fingerknöcheln der linken Hand auf der Tischplatte zu trommeln.

»Wir danken Euch für das Essen«, sagte er steif. »Aber sagt uns endlich – welcher von beiden Wegen ist es?« Es war das dritte Mal, dass er fragte, und Christopher spürte, dass er am liebsten aufgesprungen und davongestürmt wäre, um es selbst herauszufinden.

»Wir hatten auch Kühe«, sagte der Alte, als hätte er ihn nicht gehört. »Auf dem kleinen Stück Wiese. Zwei. Die haben sie uns nicht gelassen.«

Und Christopher dachte wieder an sie und dass er das letzte Mahl des alten Tarmin aß, und in ihm breitete sich ein schaler Geschmack aus, ein Geschmack von dunklen Ahnungen. Ein schaler Geschmack vom Morgen und vom Übermorgen und von seiner Angst davor. Er zwang sich, ihn hinunterzuschlucken.

Er suchte Arnes blaue Augen, das Feuer in Niyas entschlossenem Blick. Arne lächelte. Und in Niyas Augen hatte der Fluss das Feuer nicht gelöscht.

»Ich werde noch einen Tee machen«, sagte Tarmin. »Will eben Wasser holen. Bleibt ihr nur sitzen. Zu einem letzten Essen gehört ein Tee.«

Er schlüpfte gebückt durch den Vorhang nach draußen, und der bunte Stoff streifte seine Kappe und raschelte leise. Jumar stand auf. »Wir kommen hier nie mehr los«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, der Alte weiß gar nicht, welchen Weg wir nehmen müssen. Er braucht nur jemanden zum Reden. Lasst uns einfach gehen.«

Niya nickte und zeigte stumm in die Schatten im hinteren Teil des Raumes. Dort zeichnete sich ein zweiter Vorhang ab. In der Wand daneben steckten mehr Räucherstäbchen als irgendwo sonst.

»Vielleicht kommen wir dort hinaus«, flüsterte Niya. »Dann brauchen wir nicht mit ihm zu diskutieren.«

Sie hob eine Ecke des Vorhangs, um hindurchzuschlüpfen, und Jumar, Arne und Christopher folgten leise. Das Essen und die duftschweren Schwaden der Räucherstäbchen hatten Christopher bleierne Müdigkeit in die Knochen gegossen. Seine Gedanken flossen wie zäher Honig, und so stand er eine Weile da, ohne zu begreifen.

Die verhängte Öffnung in der Wand führte nicht nach draußen in den Garten.

Dahinter lag ein zweiter, noch dunklerer Raum.

Er besaß ein winziges Fenster, verhängt mit einem dicht gewebten Stück Stoff. Hier gab es unter dem Duft der Räucherstäbchen noch einen anderen Geruch, einen Geruch, der dem schalen Geschmack in Christophers Kopf ähnelte. Er schnupperte. Es war der süßlich-strenge Geruch von Verwesung.

»Ein ... Schlafzimmer«, flüsterte Jumar. Niya nickte. Ein breites Doppelbett nahm den größten Teil des Raumes ein. Und auf diesem Bett lagen Umrisse, dunkel und unkenntlich in der Abwesenheit des Tages: stille Umrisse. Die Umrisse von Schlafenden.

Christopher hörte Schritte, und Jumar trat hinter ihn. Dann noch mehr Schritte: alte, flinke Schritte.

»Psst!«, machte Tarmin. »Weckt sie nicht! Sie schlafen! Sie schlafen so fest!«

»Was –?«, flüsterte Jumar.

»Deepa«, wisperte Tarmin, »ist als Letzte eingeschlafen. Gestern Abend, kurz nachdem ich zurückgekehrt bin. Da waren sie da gewesen. Sie haben alles mitgenommen und auch die Kühe geschlachtet. Überall war so viel Rot – ich habe lange gebraucht, um sauber zu machen. Da wusste ich, dass es so weit war. Dass ich gerade rechtzeitig den Flusslauf hinuntergegangen war.«

Christopher hielt es nicht mehr aus. Er streckte die Hand aus, zog den schweren Stoff des Vorhangs beiseite, und ein Strahl Licht fand seinen Weg durch das winzige Fenster.

Er hörte Jumar nach Luft schnappen.

Tarmin legte den Finger an die Lippen, eindringlich. »Noch ist keine Zeit zum Aufwachen!«

Christophers Knie fühlten sich etwas weich an. Er stützte sich mit einer Hand gegen die kalte Wand aus groben Steinblöcken.

Auf dem großen Doppelbett lagen unter einer bestickten Decke nebeneinander fünf Menschen und ein Hund – dicht gedrängt, als suchten sie Wärme und Schutz beieinander. Doch jede Wärme kam zu spät für sie. Keiner von ihnen würde jemals wieder von diesem Bett aufstehen. Er zählte drei junge Männer, ein kleines Mädchen und eine alte Frau. Zu ihren Füßen war ein toter Hund ausgestreckt. Die Leichen schienen unterschiedlich alt zu sein, und Christopher war dankbar für das Betttuch, das ihm weitere Details ersparte.

»Was – was ist geschehen?«, flüsterte er. »Wer sind sie?«

Tarmin zog den Vorhang wieder vor das Fenster.

»Unser ältester Sohn«, sagte er, »war der Erste. Er war Polizist, im Tal. Die Maos haben auf ihn geschossen, und seine Freunde haben ihn uns zurückgebracht. Ich ruderte ihn über den Fluss. Ich dachte, er wäre tot. Aber meine Frau Deepa hat gesagt: Sieh doch, Tarmin, er schläft nur. So haben wir ihn auf unser Bett gelegt und sind ins andere Zimmer umgezogen, zum Schlafen, um ihn nicht zu stören. Als Nächster kam der jüngste Sohn. Wir wussten, dass er käme, denn auch er war bei der Polizei. Wollte immer so sein wie sein ältester Bruder. Alle Polizisten an den Straßenkontrollen haben Angst – zu viel Angst, um nachts zu schlafen. Deshalb, hat Deepa gesagt, ist auch er eingeschlafen. Sie waren einfach zu müde, unsere Söhne. Kaum zwei Tage später kam der dritte. Der war selbst bei den Aufständischen gewesen. Wir erfuhren es erst an dem Tag, an dem sie ihn ebenfalls in mein Boot legten. Da schlief er schon. Auch die Aufständischen haben zu viel Angst zum Schlafen, wenn sie in den Bergen liegen ... alle haben sie die gleiche Angst.

Das ist das Böse, vor dem sie Angst haben, hat Deepa gesagt. Wenn das Böse nicht mehr da ist, werden sie wieder aufwachen. Aber wer kann das Böse fangen und töten? Weder die Maos noch die Soldaten noch die Polizisten. Jemand anderer muss es tun. Ich habe geträumt, dass das Böse durchs Kali-Gandaki-Tal kommen wird. Jeder muss durch dieses Tal, auch das Böse. Und so habe ich begonnen ...«

Er senkte seine Stimme, flüsterte: »Ich habe begonnen, eine Falle zu bauen. Eine Falle für das Böse. Zwei Wochen und dreizehn Tage habe ich daran gesessen. Und ich musste sie an Land bauen, in der Trockenheit und der Hitze. Denn sie wurde schwer, schwer wie die Aufgabe, die ich bewältigen wollte, zu schwer für das Boot. Vor vier Tagen habe ich ihre Einzelteile mit unserem letzten Maultier und dem Karren das rechte Tal entlanggeschleift. Das, wo das Böse entlangkommen muss, wenn es nach Kathmandu will. Dort habe ich meine Falle aufgestellt. Es war mühsam und schwierig. Ich hatte einen Flaschenzug gebaut, um ihre Teile zu heben ... ja, was das Böse fangen soll, wiegt zu viel für einen einzigen Menschen. Aber ich bin nicht dumm. Das Böse will töten, und ich habe es mit Leben geködert... schscht! Es ist ein Geheimnis! Ihr werdet es doch nicht verraten?«

Die vier Wanderer schüttelten benommen die Köpfe. In ihnen wirbelten zu viele Gefühle durcheinander, und selbst Jumar hatte seine Eile einen Moment lang vergessen und stand starr.

»Auf dem Rückweg kamen mir zuerst die Aufständischen entgegen. Später, im Dunkeln, kamen Kartans Truppen. Ich versteckte mich hinter Felsen am Rande des Tales, zweimal. Als ich hierher zurückkam, fand ich nur noch das Rot überall und die Reste der Kühe. Auf der Schwelle lag der Hund und drinnen, auf dem Boden, meine Frau Deepa und die kleine Anita. Sie schliefen ... schliefen so fest ... bald, wenn das Böse in die Falle gegangen ist, werden sie aufwachen. Dann beginnt die neue Zeit. Ich werde den Tee aufsetzen ...«

»Nicht – nicht nötig, danke«, unterbrach Arne den Redeschwall des alten Tarmin. »Wir – wir müssen wirklich weiter. Es ist also das rechte Tal, das wir nehmen müssen? Führt das rechte Tal auch zum Flugplatz?«

Tarmin legte den Kopf schief, schien zu überlegen – nickte schließlich.

»Ja«, sagte er. »Ich werde euch mit meinem Boot zum Ufer zurückbringen. Seht euch vor: Vielleicht kommt das Böse schon diese Nacht durchs Tal.«

Als sie kurz darauf das Boot des alten Tarmin verließen, der vielleicht verrückt war, atmeten sie alle auf. Christopher jedoch dachte, dass das Böse schon da gewesen war. Und dass es nicht in Tarmins Falle gegangen war – wie auch immer sie aussah.

Vielköpfig, marschierfüßig, schwarzläufern war es an Tarmin vorübergezogen.

Vielleicht war es schon in Kathmandu.

Tarmin behielt recht: Nach der nächsten größeren Biegung des rechten Tales verschwand das blaue Wasser des Flusses so überraschend, wie es aufgetaucht war. Rauschend und gurgelnd versank der Kali Gandaki in der Erde, versickerte in Dutzenden einzelner Wasseradern, als ertränke er selbst im überwältigenden Staub der wüsten Trockenheit. Und wenn er unterirdisch weiterfloss, so produzierte sein verborgenes Leben kein Leben über der Erde: Nirgends wuchs es, nirgends grünte es, nirgends war auch nur die winzigste Chance für einen Garten.

Lange, lange wanderten sie schweigend im sengenden Nachmittag dahin, wieder geohrfeigt vom scharfsandigen Wind, wieder geblendet vom Gleißen des Himmels, wieder den Kies unter ihren Füßen – und bald trockneten auch ihre Kleider, dreckig und staubig wie eine Art Kruste, eine zweite Haut, getränkt mit dem salzigen Schweiß der ersten. Erst als die Sonne hinter den Bergen abstürzte und sie in plötzlichen Schatten tauchte, wagte der Erste von ihnen zu sprechen.

Es war Jumar, und er sagte:

»Vielleicht haben wir die Insel nur geträumt. Vielleicht gibt es keinen Garten dort, und keinen Fluss. Es ist unwahrscheinlich. Viel zu unwahrscheinlich.«

»Nichts in diesem Land ist unwahrscheinlich genug, um nicht zu geschehen«, entgegnete Niya bitter.

Der Himmel wurde kälter und der Schatten dunkler. Die Finger des Windes waren jetzt scharf wie Messer, und in ihnen schnitt nicht nur der Sand und der Staub, sondern auch die beißende Kühle der Nacht.

»Lasst uns einen Platz zum Schlafen suchen«, meinte Arne.

Die Flanken des Tales stiegen hier steil an, und es gab keine Felsen darin, die Windschatten boten. Nur eine Menge loses Geröll starrte die Wanderer an, und von Zeit zu Zeit rieselte es von den Bergen herab wie von Schritten. Doch es war niemand da.

»Dort vorne!« sagte Jumar schließlich.

Und später dachte Christopher: Man hätte von Anfang nicht auf ihn hören sollen ... denn war inzwischen nicht hinlänglich bekannt, dass der nepalesische Thronfolger eine gewisse Eigenschaft hatte, die nicht zu leugnen war? Und hatte er ihn nicht aufgrund eben dieser Eigenschaft überhaupt erst kennengelernt?

Aber Niya fragte: »Wo? Was? Gibt es dort Windschatten?«

Und Jumar schüttelte den Kopf. »Das nicht. Aber etwas ist dort – etwas Erstaunliches. Seht nur. Etwas wächst dort. Dort, im Nichts.«

Er ging auf die Stelle zu, und sie folgten ihm, verwundert. Denn es stimmte:

Kaum einen Meter vom Rand des Tales und dem steilen Anstieg des Gerölls entfernt wuchs eine hohe, schlanke Pflanze. Sie winkte im letzten Licht vor der Nacht mit dünnen, elastischen Armen, und an diesen Armen wippten rosafarbene, windräder-ne Blüten ...

»Ein Oleander!«, stellte Arne erstaunt fest. »Wie schön er ist! Aber er lässt die Blätter hängen.«

»Kein Wunder!«, sagte Jumar. »Wo soll er hier Wasser finden?«

»Aber wo hat er es bisher gefunden?«, fragte Niya. »Es sieht ganz so aus, als hätte er vor Kurzem noch genug davon gehabt...«

Christopher sagte nichts. Da war wieder dieser schale Geschmack.

Ein Geschmack von Gefahr.

Jumar ging auf den Oleander zu, streckte die Finger aus, um seine Blätter zu berühren – ein freundlicher, grüner Gruß des Lebens hier im tödlichen, staubigen, kalten Nichts. Niya folgte dicht hinter ihm.

»Nicht!« sagte Christopher sinnlos, hilflos, ohne erklären zu können. Seine Hand fand nur Arnes Schulter, und Arne blieb stehen.

Und dann –

Dann waren die beiden bei der Oleanderpflanze.

Und dann tat sich der Boden auf.

Der Boden des Kali-Gandaki-Tales – er klaffte in unerwarteter schwarzer Tiefe: Steine rieselten, Sand rutschte, Staub wirbelte auf, und in dieser verwirrenden Wolke verschlang das feindliche Tal den Thronfolger Nepals und eine kurzhaarige, feueräugige Kommunistin.

Sie versanken wie der Fluss selbst – auf einen Schlag, unerklärlich.

Nein, nicht ganz unerklärlich.

Denn noch etwas geschah: Am Hang hinter dem Oleander wurde mit einem Mal ein großer, metallener Umriss sichtbar, eine Platte trat aus dem Geröll hervor, bis dahin sorgfältig verborgen. Ein geheimer Mechanismus knirschte und knarzte in der Erde. Räder drehten sich unsichtbar, eine ausgeklügelte Maschinerie setzte sich in Gang ... die riesige Eisenplatte fiel mit einem dumpfen Dröhnen auf das Loch, das es jetzt im Boden gab, und bedeckte es in seiner Gänze. Vom Steilhang aber rieselten Kies, Geröll, Sand und loses Erdreich, und ehe überhaupt irgendjemand Zeit hatte, zu schreien oder etwas zu sagen, verschüttete eine Lawine aus Schotter die Platte.

Der Staub legte sich erst Minuten später. Der Oleander war verschwunden. Und mit ihm Niya und Jumar.

»Das – das –«, keuchte Christopher.

Seine Hand lag noch immer auf Arnes Schulter, die Hand, mit der er ihn zurückgehalten hatte.

»Die Falle«, sagte Arne mit einer Stimme, so flach wie die Metallplatte, die nun unter den Steinen verborgen lag. »Das war die Falle. Tarmins Falle. Eine verflixt ausgeklügelte Technik.«

Oh ja, dachte Christopher. Warum hatte er nicht rechtzeitig den richtigen Gedanken in seinem Kopf gefunden? Den Gedanken an Jumars Eigenschaft, in Fallen zu tappen – egal, ob sie für ihn bestimmt waren oder nicht...

»Das Böse muss zerstören, alles Leben zerstören«, flüsterte er. »Ich habe es mit Leben geködert...«

»Der Oleander«, sagte Arne. »Tarmin hat ihn gepflanzt.«

Christopher nickte, und sein Kopf fühlte sich mit einem Mal so schwer an, als wäre er selbst aus Eisen.

»Arne«, flüsterte er, »Arne – wie tief sind sie gefallen? Tief ... tief genug? Das Eisen ... und das Gewicht all dieser Steine ... hat sie doch nicht... zerquetscht?«

Es war so still, so still im Tal.

Erinnerung an eine Autobahn: ein kleiner Vogel, der gegen die Windschutzscheibe prallte, ihr Vater am Steuer. Christopher, gerade sechs Jahre alt, saß auf der Rückbank, neben ihm Arne.

»Arne«, flüsterte er, »Arne – er ist doch nicht...?«

Und Arne schüttelte den Kopf. »Er ist weitergeflogen, weißt du, hier auf meiner Fensterseite, wo du es nicht sehen konntest.«

Und alles war gut.

Aber jetzt, jetzt war alles anders. Christopher war nicht länger sechs Jahre alt.

Arne drehte sich langsam zu ihm um, und sein Gesicht wirkte seltsam bleich im letzten Licht des Abends. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Christopher, ich weiß es nicht. Wir müssen nachsehen. Wir müssen die Steine beiseiteräumen.«

Christopher nickte. Doch ihm war nicht nach Nicken zumute. Mussten sie wirklich? Wollte er wissen, was unter der Eisenplatte lag? Aber wenn sie leben, flüsterte es in seinem Kopf, wenn sie leben und darauf warten, dass wir sie befreien ...

Und so begannen sie im Dunkel der jungen Nacht, mit bloßen Händen Geröll fortzuschaufeln, hektisch, verzweifelt – und die Nacht wuchs mit dem Mondschein, wurde älter, weiser – und im Tal des Kali Gandaki saßen noch immer zwei Gestalten auf den Knien und gruben sich durch einen Berg von Staub und Steinen. Sie gruben, bis ihre Finger bluteten, und sie merkten es nicht einmal. Christophers Rücken schmerzte, seine Knie taten weh, und die Müdigkeit sang in seinen Ohren. Aber jetzt war keine Zeit für Müdigkeit.

Mein Herz ist gierig nach Träumen, sang die Müdigkeit, Träumen im Land meiner Väter.

Mein Herz ist gierig nach Träumen, doch sie sagen: Das Träumen kommt später.

Zuerst kommt der Tag, zuerst kommt das Licht,

wer die Augen verschließt, dem glaubt man nicht...

Aber käme der Tag jemals? Und wenn er käme: Käme das Licht? Käme es für Jumar und Niya?

Würden sie es je wiedersehen? Er verbot sich mit der Müdigkeit auch jeden Gedanken, der weiterführte. Nur ein Gedanke war erlaubt: Das Geröll musste fort, die Eisenplatte musste freigeräumt werden. Und schließlich, endlich, als der Mond schon verblasste, hatten sie es geschafft:

Vor ihnen glänzte unter einer letzten Schicht Staub hartes, kaltes Metall.

Christopher ließ sich nach hinten fallen und blieb einfach so liegen. Er sah die Sterne an und dachte nichts.

Eine Minute lang einfach nichts.

»Christopher«, begann Arne nach der Minute. »Die Platte – erinnerst du dich, was Tarmin gesagt hat? Sie ist zu schwer für einen allein. Dieser Tarmin war doch ein schlauer Hund mit seinem Flaschenzug.«

Er machte eine Pause. Dann sagte er leise: »Wir können es nur zusammen.«

Da rappelte Christopher sich hoch, suchte eine Stelle, an der er unter das Metall greifen konnte, und packte zu.

»Eins – zwei –«, murmelte Arne. Bei drei begannen sie zu heben. Aber es geschah nichts. Absolut nichts. Diese Falle war nicht dazu gemacht, sie jemals wieder zu öffnen. Es war eine endgültige Falle. Eine Falle, aus der das Böse nie wieder entkommen sollte.

Hätte sie nur das Richtige gefangen!

»Noch einmal«, sagte Arne. »Eins – zwei –«

Diesmal ruckte die Eisenplatte ein wenig, ein winziges bisschen nur – genug, um die Hoffnung in ihnen wachzurütteln. Und ein drittes Mal: Diesmal zählte Christopher. »Eins – zwei –«

Sie zogen und zerrten, stemmten sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Gewicht des Eisens ... Christopher spürte, wie sich die Muskeln in seinem Körper anspannten, bis es schien, als müssten sie zerreißen. Sein Atem ging in kurzen, unregelmäßigen Stößen wie der eines Fiebernden. Zentimeter um Zentimeter hob sich die Platte. Neben sich hörte er Arne keuchen, sah sein Lächeln: staubbedeckt, schwitzend, dreckig.

Wir können es nur zusammen, dachte Christopher. Arne hatte das gesagt. Und es stimmte, denn in diesem Moment war keiner wichtiger, keiner nebensächlicher. Keiner ging voran, keiner hinterher. Er brauchte Arne, und Arne brauchte ihn. Und sie beide wurden von jemand anderem gebraucht, keiner mehr, keiner weniger.

Sie waren Hälften eines vierarmigen Wesens, das keuchend und stöhnend im Staub einer Nacht, irgendwo in einem verlassenen Tal, eine Eisenplatte hob.

Es ging nicht darum, ob Christopher so stark war wie Arne. Es ging nicht darum, etwas zu beweisen.

Und als er das dachte, ließ sich die Platte ein letztes, verzweifeltes Stück anheben – und plötzlich ging es leichter, und dann schlugen sie das Eisen zurück wie den Deckel eines Buches. Durch Christopher blitzte die Angst. Ein Teil von ihm wollte rufen – Namen rufen, sich nach vorne beugen, in die Tiefe spähen ... Ein anderer Teil wollte die Augen schließen; niemals erfahren, was dort unter dem Eisen gewartet hatte. Doch er war zu erschöpft für beides. Alles, was er tun konnte, war, nach Luft zu ringen.

Später behielt er zwei Bilder im Gedächtnis, die ihn – wie so vieles auf dieser Reise – nicht mehr verlassen sollten: Das erste war Arnes Lächeln unter jener Staubschicht. In jenem Moment, in dem er einfach nur noch ein Bruder war, kein älterer, stärkerer, wichtigerer Bruder mehr.

Das zweite Bild war ein anderes, größeres: Über dem Kali-Gandaki-Tal rötet der Morgen den Himmel, und das erste Licht fällt in einen annähernd rechteckigen, schwarzen Schacht. Auf dem Boden dieses Schachtes sieht man zwei Figuren. Jetzt! Jetzt erheben sie sich, erst die eine, dann die andere. Der Schacht ist tief, zu tief, um alleine daraus emporzuklettern. Arme greifen hinab und ziehen andere Arme herauf. Von hier oben, von wo aus wir die Szene betrachten, ist kein Ton zu hören.

Die Sonne balanciert auf der Schneide der östlichen Bergkette.

Ihr erstes, eidotternes Licht wirft die Schatten von vier Wanderern in den Staub. Und dann beginnen sich die Schatten zu bewegen, dem flusslosen Flusslauf zu folgen – in Richtung Kathmandu.

Weiter nördlich, flussaufwärts, außerhalb von Christophers Erinnerung, strich ein Drache über den Kali Gandaki. Die Morgensonne flimmerte auf seinen smaragdenen Flügeln.

Der Drache war hungrig.

Mitten im Fluss entdeckte er ein grünes, mandelförmiges Auge mit einer grauen, steinernen Pupille. Der starke Duft von Räucherstäbchen stieg von dort auf. Der Drache atmete ihn ein, verwundert ließ er sich in einer Spirale von vollendeter Schönheit tiefer sinken und sah, dass das Auge eine Insel war.

Eine Insel voller Farben.

Er strich suchend darüber: Mit ihm strich sein Schatten ... und schließlich ließ er sich auf einer Wiese nieder, auf der vielleicht früher einmal Kühe geweidet hatten. Von dort aus begann er, das Grün der Insel zu vernichten.

Er brauchte drei Stunden und sechzehn Minuten dazu.

Dann entfaltete er seine Schwingen wieder, deren Ton jetzt von Smaragd ein wenig ins Saftgrüne umgeschlagen war, und flog durch das Tal davon.

Er ließ eine farblose Insel zurück, ein blindes Auge im Fluss, das weder Böse noch Gut erkennen konnte. An der Spitze der Insel stand die bronzene Statue eines alten Mannes, der aufs Wasser hinaussah, sein Kopf bedeckt von einer Kappe, die einem zu kleinen Teewärmer glich.