Jumar, verstehend

Das Prasseln der Flammen war noch da. Auch die Wärme. Benommen setzte Christopher sich auf. Tatsächlich, mitten in der Höhle brannte jetzt ein Feuer.

Niya saß mit gekreuzten Beinen daneben und fütterte es mit Stückchen von Holz und trockenen Blättern wie ein scheues Tier.

»Guten Morgen, Christopher«, sagte sie, sah auf und lächelte.

»Ist es Morgen?«

»Nein, aber ich dachte, es wäre eine nette Art, dich zu begrüßen. Komm näher ans Feuer. Es ist warm.«

»Das haben Feuer so an sich«, erwiderte Christopher, rückte gehorsam zu ihr hinüber und streifte seine Mütze ab.

»Ich habe geträumt. In meinem Traum gab es auch ein Feuer –ein Feuer im Kamin meiner Eltern, zu Hause. Es war ein seltsamer Traum. Woher hast du das Holz?«

»Jemand hat es in der Ecke dieser Höhle gestapelt«, sagte Jumar. »Es liegen auch eine Menge Schafsköttel hier herum. Vermutlich hat der Hirte der Schafe hier geschlafen, als es noch nicht schneite.«

Christopher entfernte einige der erwähnten Schafsköttel von seiner tarngrünen Jacke. Jumar lachte darüber, und Christopher rief mit gespieltem Erstaunen: »Hey! Du bist noch immer unsichtbar. Wolltest du nicht sichtbar werden, während ich schlafe?«

Niya hatte recht gehabt. Er fühlte sich tatsächlich besser. Nichts hatte sich geändert, sie saßen noch immer in einer Höhle fest, draußen trieb der Schnee vorbei gleich weißen, huschenden Gestalten; sie hatten Arne verloren, und es gab kein Ziel mehr. Aber der Schlaf – und vielleicht noch mehr sein Traum –hatten ihm seinen Willen wiedergegeben. Er würde Arne nach Hause bringen.

Irgendwie.

Beinahe war es, als fände er da tief in sich ein Stückchen von Jumars wilder Entschlossenheit.

Jumars Rucksack tauchte kurz neben dem Feuer auf und verschwand wieder, und man hörte ihn darin herumkramen. Schließlich beförderte er eine Konservenbüchse Ölsardinen daraus hervor.

»Ich habe ein paar der Vorräte aus den Körben eingesteckt«, sagte er. »Ärgerlicherweise war kein Büchsenöffner dabei.«

»Ich könnte ein Loch in die Dose schießen«, schlug Niya vor.

Doch als sie Christophers erschrockenes Gesicht sah, lachte sie und öffnete die Dose mit ihrem Messer. So aßen sie mit den Fingern Ölsardinen, deren Öl ein wenig ranzig geworden war, und sahen dem Schnee zu. Und dann begannen sie zu warten. Solange der Schnee in solchen Massen fiel, machte es keinen Sinn, aufzubrechen und weiter nach einer Spur der Männer und ihrer Gefangenen zu suchen.

»Ohne meine Gitarre singe ich nicht gern«, sagte Niya schließlich, »aber ich könnte euch ein Märchen erzählen.«

»Ist es eines von denen, die schlecht ausgehen?«

»Ich fürchte, ja. Ich habe es gehört, als ich klein war. Es handelt von einem alten Magier und einer Königin ...« Sie sah gedankenverloren ins Feuer. »Der Magier, der in dem Märchen vorkommt, lebte auf einem Berg, der einem Fischschwanz glich –einem Fischschwanz ohne Fisch, wie ein Dreieck mit drei gleichen Seiten. Hoch oben auf diesem Berg lebte er, oder so haben sie es mir erzählt. Eines Tages stieg der Magier hinunter ins Tal, um seine Ernte zu verkaufen. Was aber kann man auf einem so hohen Berg ernten? Die Ernte des Magiers passte in die Brusttasche seiner Jacke.

In der schönsten Stadt im Tal gab es eine junge Königin, zu der ging der alte Magier und bot ihr seine Ernte zum Kauf an. Er griff in seine Jackentasche und holte einen einzigen, winzigen Samen hervor. Die Königin beäugte den Samen misstrauisch. Sie konnte nicht glauben, dass er irgendeinen Wert hatte, und weigerte sich, ihn dem alten Mann abzukaufen. Da wurde der Magier ärgerlich, und er pflanzte den Samen heimlich vor den Toren des Schlosses ein und stieg zurück auf seinen Berg, der einem Fischschwanz glich, einem Fischschwanz ohne Fisch.

Aber er war ein Magier, und auch der Samen, den er gepflanzt hatte, war nicht ohne Magie, und es wären wunderbare Dinge daraus gesprossen, hätte die Königin den Magier nicht verägert. Doch so wurde daraus eine Feuersbrunst. Ja, eine Feuersbrunst aus einem unscheinbaren, braunen Pflanzensamen. Doch es war eine geheime Feuersbrunst, die man nur spüren konnte und nicht sehen. Als die Königin bald darauf den Palast verließ, um eine Spazierfahrt in ihrer Kutsche zu unternehmen, spürte sie die Feuersbrunst mit einer plötzlichen Macht nach sich greifen. Die Königin trug ein Kind in ihrem Bauch, und sie fühlte, wie das unsichtbare Feuer, das aus dem Samen des Magiers gewachsen war, das Kind verbrannte. Niemand glaubte ihr. Aber als sie ihr Kind gebären sollte, da war alles, was sie gebar, ein Häuflein weißer Asche.«

Niya verstummte und fütterte dem Feuer eine weitere Handvoll Blätter und Äste, und auch sie würden sich binnen kurzer Zeit in weiße Asche verwandeln.

»Das – ist alles?«, fragte Christopher. »Das war das Märchen?«

Sie nickte.

»Die Märchen ... die ich bisher hier gehört habe, sind alle merkwürdig«, sagte Christopher.

»Und sie sind ziemlich einfallslos«, sagte Jumar. »Sie erzählen immer das Gleiche.«

»Ja?«, fragte Christopher. Vielleicht hätte er besser zuhören sollen. Oder vielleicht war es egal. Wenn es immer das Gleiche war. Er gähnte.

»Irgendwie schon. Es geht immer um schöne Frauen und immer um alte Männer.«

»Die nicht kriegen, was sie wollen?«, meinte Niya und lächelte. »Vielleicht sind die alten Männer in alten Märchen so.«

»Sie kommen immer aus den Bergen«, sagte Christopher nachdenklich. »Vielleicht hat das etwas zu bedeuten.«

»Es bedeutet, dass es in den Bergen ungemütlich ist und die alten Männer deshalb unzufrieden sind.«

Niya lachte.

»Nein«, sagte Jumar, und mit einem Mal wirkte er ernst. »Wartet. Moment.«

Niya und Christopher starrten auf die Stelle, an der sich über der Jacke ungefähr sein Gesicht befand – als könnten sie dadurch herausfinden, was er dachte.

»Was denn?«

»Ich muss nachdenken«, sagte Jumar. »Diese Märchen ... sie erinnern mich an etwas. Wenn ich nur wüsste, an was!«

»Mich haben sie ein wenig an die Drachen erinnert«, sagte Christopher. »Vielleicht wegen der Feuersbrunst. Die Drachen speien auch Feuer.«

»Und dann war da der Garten ...«, murmelte Jumar. »Ein Garten wie der Garten zu Hause, bei meinem Vater.«

»Dein Vater hat einen Garten?«, fragte Niya. Niya, die nicht wusste. Die immer noch nicht wusste, wer Jumar war.

Er antwortete ihr nicht. Und so schwiegen sie alle drei und sahen ins Feuer, das langsam herunterbrannte.

»Es ist ein Test«, sagte Jumar endlich. »Kann das nicht sein? In allen drei Märchen. Eine Prüfung. Und die schöne Frau besteht sie nicht. Sie will den einsamen Wanderer nicht sehen. Sie weist den Mönch ab. Sie schickt den Magier fort. Es ist ein und dasselbe.«

»Von mir aus«, sagte Christopher. »Also ein Test. Womit wir die Märchen stilgerecht interpretiert hätten. Willst du jetzt einen Aufsatz darüber schreiben oder was?«

Jumar knurrte.

»Lasst uns gehen«, sagte Niya. »Es hat aufgehört zu schneien. Und es ist kein Holz mehr da.«

»Wohin?«, fragte Christopher. »Wohin willst du gehen?«

Sie zuckte die Schultern unter dem dicken Parka. »Darauf kommt es nicht an. Wir müssen warm bleiben.«

Und Niya war es, die sich mit den Bergen auskannte. So traten sie wieder hinaus in die unendliche weiße Fläche und setzten einen Weg fort, von dem sie nicht wussten, wohin er führte. Da war nichts, woran man sich orientieren konnte. Kein Baum, kein Strauch, kein Zeichen von Leben. Die gleißende Fläche des Neuschnees blendete Christopher, und beinahe wünschte er sich, ein Drache würde in ihr auftauchen.

Aber nur beinahe.

Jumar trottete schweigend und brütend hinter ihnen her –Christopher hörte ihn von Zeit zu Zeit murmeln.

»Ein und dasselbe, ein und dasselbe...« murmelte er. Und dann packte er Christopher ganz plötzlich an der Kapuze und brachte ihn beinahe aus dem Gleichgewicht. »Es ist nicht nur ein und dasselbe«, sagte er. »Es ist ein und dieselbe.«

»Wie bitte?«, fragte Christopher.

»Ein und dieselbe Frau. Die Prinzessin. Die Gärtnerin. Die Königin. Aber das stimmt nicht. Sie ist immer eine Königin. Der Rest ist erfunden. Ich glaube ... ich glaube, Teile von jedem der Märchen sind wahr. Oder: Sie sind der Wahrheit ähnlich. In einem der Märchen kommt ein Ungeheuer vor, das alle Menschen einschläfert. Ein Ungeheuer ist beinahe ein Drache, oder? In Wirklichkeit sind es jedoch nicht alle Menschen: Es ist nur die Königin, die schläft. In Niyas Märchen ist sie schwanger, und statt eines Kindes gebärt sie Asche.«

»Ja?«, sagte Christopher.

»In Wirklichkeit«, erklärte Jumar, und seine Stimme zitterte vor Aufregung, »hat sie ein unsichtbares Kind geboren.«

Niya sah auf. »Ein unsichtbares Kind? Welche Königin? Die Königin? Die, von der man hört, dass sie in ihrem Garten in Kathmandu herumliegt und schläft, während draußen die Menschen verhungern?«

»Genau die«, antwortete Jumar. »Ich bin ihr Sohn.«

Niya sah Christopher an. Er nickte.

»Deshalb hat Kartan es auf ihn abgesehen.«

Da warf sie den Kopf zurück und lachte – sie lachte und lachte, bis die Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Sie hinterließen helle Spuren in dem Dreck auf ihrem Gesicht.

»Das ist ja nicht zu fassen«, keuchte sie schließlich und wischte die Tränen fort. »Das ist ja absolut nicht zu fassen! Ich habe den großen T verlassen und wandere hier mit dem rechtlichen Erben des Throns von Nepal durch den Schnee. Und ich schimpfe mich eine Kommunistin! Was ist geschehen mit der Welt? Und du, Jumar – du wolltest einer der unseren werden? Ist es wahr, oder war es bloß ein Trick, auf den wir hereingefallen sind?«

»Es ist wahr«, sagte Jumar ernst. »Natürlich ist es wahr. Es hat nur nicht funktioniert. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um die Märchen! Die Königin in diesen Märchen, oder die Prinzessin – sie ist niemand anderes als meine Mutter. Und das Ungeheuer aus den Märchen ist ein Farbdrache, da bin ich mir sicher. Und den Magier oder den einsamen Wanderer oder den Mönch – es gibt ihn. Es muss ihn geben. Irgendetwas ist geschehen, ehe ich geboren wurde. Sie muss ihn verärgert haben. Ich wünschte, ich könnte sie fragen! Ich bin nicht einfach so unsichtbar zur Welt gekommen. Es hat etwas mit diesem alten Mann aus den Märchen zu tun. Und es hat etwas mit den Farbdrachen zu tun. Man sagt, es gab sie nicht immer.«

Niya schüttelte den Kopf, und ihre schwarzen Wildhaare lösten sich aus der Umklammerung der dicken Mütze und flogen um sie herum wie ein eigenwilliger Schwarm Vögel.

»Und was sollen wir jetzt tun?«, fragte sie. »Einen alten Mann suchen, der irgendwo einsam im Himalaja sitzt? So klein und übersichtlich, wie der Himalaja ist? Vielleicht stimmt es nicht. Vielleicht gibt es den alten Mann nicht einmal. Oder er ist längst tot. Es ist vierzehn Jahre her.«

Dann stapfte sie weiter, stapfte voran durch das weiße Nichts des verschneiten Gebirges.

Gegen Nachmittag verzogen sich die letzten Wolken. Der Himmel färbte sich von einer Minute auf die andere aufdringlich hellblau.

Sie blieben stehen, und Christopher schirmte die Augen mit der Hand ab und beobachtete, wie die Gipfel einer nach dem anderen aus dem Dunst auftauchten, als streiften sie einen Mantel aus weißem Nebel ab. Auf einmal waren sie nicht mehr feindlich und furchterregend.

Auf einmal waren sie schön.

Die Ferne winkte mit Bergen aller Formen und aller glitzernden Schattierungen. Manche hatten farblose Flecken, die das Sonnenlicht zu schlucken schienen. Die Spuren der Drachen.

Christopher legte den Kopf in den Nacken und sah an dem Bergmassiv empor, an dessen Fuß sich die Höhle befand. Die Wolken verließen eben auch die Spitze dieses Berges. Er hatte die Form eines gleichschenkligen Dreiecks, und Christopher hatte ihn schon einmal gesehen.

Vor langer, langer Zeit in einem Bildband.

Und dann erinnerte er sich an den Namen des Berges.

Machapuchare.

Der Fishtail.

Der Berg, der aussah wie ein Fischschwanz ohne Fisch.

Er erhob sich über ihnen wie ein riesiges Zeichen. Er hatte die ganze Zeit über auf sie gewartet. Die Sonne spielte auf dem Eis, das weit, weit oben seinen Körper zierte; sie malte Muster darauf wie Eisblumen an Fenster; Schnörkel, Ranken und Blüten – und dazwischen waren wieder jene farblosen, lichtlosen Stellen, zahlreicher denn je.

»Jumar!«, sagte Christopher. »Niya!«

Sie traten zu ihm – und jetzt, im Schnee, waren Jumars knirschende Schritte zum ersten Mal sichtbar: Spuren entstanden, ohne dass jemand sie zu machen schien. Christopher lächelte.

Schweigend zeigte er nach oben.

»Christopher«, flüsterte Jumar feierlich. »Das ist er. Der Berg aus Niyas Märchen. Wir haben ihn gefunden, ohne ihn zu suchen.«

Christopher lachte. »Vielleicht hat er uns gefunden.«

»Wenn es den Berg gibt«, sagte Jumar ernst, »gibt es auch den Mönch. Irgendwo dort oben sitzt er. Er ist alt, doch er ist noch am Leben, ich fühle es.«

»Quatsch«, meinte Niya. »Du weigerst dich zu glauben, dass er gestorben ist.«

»Manchmal«, sagte Jumar, »möchte ich alleine dafür sichtbar werden, dass jemand über mich schreiben kann: Er warf ihr einen irritierten Blick zu. Also ...«

»Du warst bei: Er ist noch am Leben, ich fühle es«, warf Christopher ein.

»Richtig. Er muss einfach noch leben. Er ist es, der mir sagen kann, weshalb ich unsichtbar bin. Wenn ich das weiß, wird es mir bestimmt auch irgendwie gelingen, sichtbar zu werden. Und dann werde ich in die Stadt gehen und vor meinen Vater treten, und er wird mir den Schlüssel zu seiner Macht geben. Und alles wird gut. Keine Drachen mehr, kein Hunger, gar nichts.«

»Amen«, sagte Niya, die keine Religion hatte.

Dann seufzte sie. »Ich fürchte, ihr wollt da hinauf, was? Und ich fürchte, es nützt nichts, wenn ich euch sage, dass es unmöglich ist? Und dass man sagt, niemand könnte den Fishtail bestei-gen?«

»Ich erinnere mich vage, irgendwo gelesen zu haben, dass Reinhold Messner oben war«, wandte Christopher ein.

»Seid ihr Deutschen alle so wahnsinnig?« Sie seufzte ein zweites Mal. »Was für eine Frage. Ich weiß es ja. Ich weiß es ja nur allzu gut.«

In diesem Moment hätte Christopher sie gerne in den Arm genommen – wie sie dastand und den Kopf schüttelte, weise, resigniert. Und doch war ihr Herz jung und unerfahren, und in der geschmolzenen Stadt hatte es einen ernsthaften Riss bekommen. Er streckte eine Hand aus – doch er ließ sie wieder sinken. Denn sie waren nicht allein.

Und er ahnte, dass sie nie wieder allein sein würden.

Tausend Gedanken wirbelten im Thronfolger Nepals umher, als er an jenem Nachmittag aufbrach, um den Machapuchare zu besteigen, den Fischschwanz ohne Fisch, den Berg, von dem die Märchen kamen. Der einzige Pfad, den es gab, war der, den sie hinterließen: Ihre Spuren im Schnee, die der neue Schnee wieder zudecken würde.

Aber zunächst blieb der Himmel blau – blauer als alle blauen Stoffe im Palast, blauer als alle Blumen im Garten, wo die Königin seit vierzehn Jahren schlief; blauer als das Wasser im blau gekachelten Pool des Königs.

Wie wird es sein?, dachte Jumar. Wenn ich sichtbar werde? Werde ich es fühlen? Wird es schmerzen? Werden meine Schritte schwerer sein?

Und wie werde ich aussehen? Wer wird mir aus dem Spiegel entgegenblicken? Werde ich ihn erkennen? Werde ich aussehen wie mein Vater? Wird Niya gefallen, was sie sehen wird? Wird es etwas zwischen uns ändern, wenn ich sichtbar bin?

Sicher, es muss etwas ändern.

Aber was, wenn ich nicht sichtbar werden kann? Wenn es das ist, was der alte Mann auf dem Berg mir sagen wird?

Der Schnee knirschte unter ihren Schritten, und der Wind fegte feinen Eisstaub in Schlieren darüber hin wie Geister, die über den Hang huschten. Jumar setzte Fuß vor Fuß, vor sich die allzu sichtbaren Umrisse von Niya und Christopher, und bald verloren sich seine Gedanken in der Höhe. Es fiel ihm schwerer zu atmen.

Ja, dies war die wirkliche Höhe, und alles, was sie bisher davon erfahren hatten, war lächerlich dagegen: Immer häufiger legten sie jetzt Pausen ein, um auszuruhen. Kurz bevor es dunkel wurde, stießen sie auf einen Weg – nicht viel mehr als ein Pfad, doch Jumar war noch nie über einen Pfad so glücklich gewesen. Sie hätten ihn nicht entdeckt, hätte nicht eine zerrissene Plastiksandale dort gelegen – ein Zeichen menschlichen Lebens. In dieser Nacht fanden sie eine leer stehende Hütte, notdürftig zusammengezimmert aus dünnen Brettern, doch genau wie der Pfad erschien die Hütte Jumar als das Beste, was man sich vorstellen konnte.

Der Wind pfiff durch die Ritzen zwischen den Brettern, und die Tür schloss nicht richtig. Sie schliefen auf dem rauen Bretterboden, und der Thronfolger Nepals träumte. Er träumte, dass ein Farbdrache mit seinen riesigen Schwingen über die Hütte hinwegstrich, seine schwarzen, hohlen Augen suchend, spürend, lauernd – als wüsste er, dass einer auf dem Weg war, das Geheimnis der Drachen herauszufinden und ihr Dasein zu beenden. Doch der Schnee hatte ihre Spuren zu Beginn der Nacht wieder zugedeckt, und der Farbdrache fand nur eine Hütte, die schon lange dort stand.

Als sie am nächsten Morgen eine weitere Büchse Ölsardinen teilten und die Hütte verließen, war da ein Fleck im Schnee – ein Fleck ohne Farbe. Vor der Hütte war der Schnee tot, sein weißes Glitzern war verschwunden, er wirkte matt und stumpf wie Schnee auf einer schlechten Fotografie in einer Zeitung, die auf billiges Papier gedruckt ist.

»Er war da«, flüsterte Jumar. »Ich habe von dem Drachen geträumt, aber er war wirklich da.«

Er blickte den Hang hinauf, und ein Schauer durchlief ihn.

»Wenn wir hier einem von ihnen bei Tage begegnen«, sagte er, »gibt es nichts, wo wir uns vor seinem Schatten verstecken können.«

»Dann tun wir besser daran, keinem von ihnen zu begegnen«, sagte Niya. »Willst du immer noch auf diesen verdammten Berg steigen?«

»Sicher«, antwortete Jumar, »mehr denn je.«

Aber an diesem zweiten Tag setzte sich ein gemeiner Kopfschmerz in ihm fest, und er fühlte sich elend. Es pochte und hämmerte in seinem Kopf, als hätte der Drache einen Weg dorthinein gefunden und fände keinen Weg mehr heraus.

»Schön«, sagte Niya, »das ist die Höhe. Du weißt es selbst. Wir gehen zurück.«

»Zurück? Wir können nicht zurückgehen. Wir sind schon so weit gekommen!«

Sie tastete in der Luft nach ihm und fasste ihn bei den Schultern der grünen Tarnjacke, um ihn leicht zu schütteln.

»Wenn du in diesem Zustand weitergehst, kommen wir nie irgendwo an. Wir werden in der Hütte bleiben, bis du dich an die Höhe gewöhnt hast, verstanden? Oder widerstrebt es dem Kronprinzen, einem einfachen Mädchen aus dem Volk zu glauben?«

»Nein – ich –«, sagte Jumar und wand sich in ihrem Griff.

Aber als sie ihn losließ, da wünschte er, sie hätte ihn länger festgehalten.

So verbrachten sie einen weiteren Tag in der Hütte, und Jumar fühlte, wie ihnen die Zeit durch die Finger rann. Wann würde der große T seine Leute nach Kathmandu hinabschicken? Wie viel Zeit blieb ihnen noch? Er begann, den Berg zu hassen, begann, seinen Kopf zu hassen, den Schnee zu hassen, die Kälte –Christopher hustete wieder.

Der Tag glitt schweigend an ihnen vorbei. Selbst Niyas Lieder waren verstummt.

Und als sie am nächsten Morgen weitergingen, spürte er, dass auch die anderen erleichtert waren. Das Pochen in seinem Kopf hatte sich gelegt, und es kam nicht zurück. Sie stiegen jetzt langsamer denn je. Jumar hatte das Gefühl, von ferne müssten sie aussehen wie drei Schnecken, die den Berg hinaufkrochen, Windung um Windung den Pfad entlang, im Zeitlupentempo.

An jenem Tag quoll zwischen den Bergen der Nebel herauf und nahm ihnen die Sicht. Weiße Schwaden schwebten ihnen voraus gleich körperlosen Führern, und immer wieder erinnerte er sich an die Worte des Trägers in der geschmolzenen Stadt: Das sind die Geister, die mit den Tibetern gekommen sind ... Er sagte sich, dass dies Unsinn und der Nebel nichts als Nebel war, doch es half nicht. Immer wieder sah er Arme und Beine darin, zerfließend, unstet, unheimlich. Aber nein, es war kein Nebel: Es waren Wolken. Sie stiegen durch die Wolken.

»Christopher«, flüsterte er.

»Ja?«

»Ich – ich wollte nur deine Stimme hören. Es ist so still.«

»Wir könnten singen«, schlug Niya vor. »Singen besänftigt die Geister.«

»Also hast du auch an ... Geister gedacht?«

»Sie sind hier«, antwortete Niya ernst. »Jeder Berg hat seine Geister. Es heißt nichts. Sie müssen uns nur durchlassen. Wenn sie etwas dagegen haben, dass wir den Gipfel erreichen, werden wir ihn nicht erreichen. So einfach ist das.«

»Ich dachte, du glaubst nicht an solche Dinge? Ich dachte, ihr habt keine Religion?«

»Geister haben nichts mit Religion zu tun«, erklärte Niya. »Also singen wir.«

Also sangen sie.

Das einzige Lied, dass sie aus irgendeinem Grund alle drei kannten, war die englische Version von Stille Nacht, und es war schon merkwürdig, durch verschneite Berge in Nepal zu wandern und Silent night zu singen, wenn es gerade die Stille war, die man vertreiben wollte. Aber es half.

Die nächste Nacht jedoch war keine stille. Sie fanden Schutz in einer Bodensenke, in die der Wind nicht hineinkonnte, doch er pfiff ihnen um die Ohren, jaulte und heulte, als wäre er enttäuscht, dass er sie nicht erreichen konnte. Sie hockten eng beieinander und versuchten, ihre Ohren vor der Stimme des Windes zu verschließen. Aber der Wind fand seinen Weg nicht nur in ihre Ohren, sondern bis tief in ihre Herzen und flüsterte von anderen, mächtigeren und größeren Geistern als denen, die tagsüber in den Nebelfetzen gewohnt hatten.

Jumar fasste Niyas und Christophers Hände – beinahe, ohne es zu merken. Wie drei kleine Kinder hockten sie da und lauschten und zitterten, und endlich verbannte die Erschöpfung sie in einen unruhigen Schlaf, an dessen Rändern die Kälte Stücke abbiss.

Die Sonne explodierte an jenem Morgen nahe den Gipfeln in einem Feuerwerk von Farben, und jeder winzige Kristall im Schnee spiegelte den Himmel wider. An diesem Morgen sahen sie hoch oben vor dem Licht die Schatten von Vögeln.

»Nein«, sagte Christopher, »es sind keine Vögel. Es sind Drachen. Ein ganzes Rudel von Drachen.«

Und Jumar sah, dass er recht hatte. Die Bewegungen der Wesen dort oben unter der Sonne waren zu geschmeidig für Vögel, zu schön, zu anmutig. Zu gefährlich.

»Man sagt, sie wohnen hier in den Gipfeln«, flüsterte Niya. »Aber ich ziehe es vor, das nicht zu glauben.«

Das Rudel der langhalsigen Schatten verschwand aus ihren Blicken, und sie atmeten auf.

Bald darauf wurde der Weg noch schmaler als bisher. Er führte sie nun direkt an einer Felswand entlang – zur Rechten erhob sich der Felsen, zur Linken fiel der Berg steil ab, und Jumar vermied es, in die Tiefe zu blicken. Früher, als er klein war, war er manchmal auf das Dach des Palastes geklettert und hatte von dort aus auf die Stadt hinabgesehen – und er hatte sich als ihr Herrscher gefühlt, so hoch oben über ihren Dächern. Jetzt lächelte er, wenn er daran dachte. Wie sehr sich seine Welt seit damals verändert hatte!

Er merkte, dass Niya und Christopher stehen geblieben waren.

»Was ist los?«, fragte er. »Warum geht ihr nicht weiter?«

Niya drehte sich zu ihm um. »Es gibt nichts mehr, worauf man gehen könnte«, sagte sie. »Der Pfad bricht hier ab. Er bricht einfach ab.«

»Du hattest recht«, sagte Christopher. »Man kann den Fishtail nicht besteigen.«

Jumar erinnerte sich, dass sie auch geglaubt hatten, man könnte das Dach des Palastes nicht besteigen. Aber er hatte einen geheimen Weg gefunden, einen Weg über die steinernen Verzierungen an einer Seite der Mauer und über eine Regenrinne. Er hatte nie jemandem davon erzählt. Nur die Tauben hatten gewusst, dass er manchmal auf dem Dach saß, denn er hatte sie gefüttert, dort oben.

»Es muss einen Weg geben«, sagte Jumar. »Jemand hat diesen Pfad angelegt, und niemand legt einen Pfad an, der im Nichts endet.«

Er drängte sich an Christopher und Niya vorbei und kniff die Augen zusammen, um dem Felsen sein Geheimnis zu entlocken. Und dann sah er es: ein Geheimnis in den Schatten der Vorsprünge. Und er lächelte.

»Und es gibt einen Weg«, sagte er. »Seht ihr die eisernen Haken? Dort! Der Pfad geht weiter, aber er führt durch die Luft.«

Als er sich umdrehte, sah er, wie alle Farbe aus Christophers Gesicht wich. »Du meinst ... es gibt nur die Haken? Die Haken sind der Weg?«

»Es sind zwei Reihen. Eine Reihe, um die Füße daraufzustellen, und eine weiter oben, um sich festzuhalten. Natürlich sind sie ein Weg. Jemand hat sie zu ebendiesem Zweck hier eingeschlagen.«

»Dann müsst ihr ohne mich weitergehen«, sagte Christopher. »Das ... das kann ich nicht. Es tut mir leid, aber ich kann es nicht. Arne hätte es gekonnt. Aber ihr habt den falschen Bruder bei euch. Tut mir leid.«

»Natürlich kannst du das«, sagte Niya. »Ich klettere voran, und du siehst, wie ich es mache.«

Christopher schüttelte den Kopf. Jumar sah feine Schweißperlen auf seiner Stirn stehen.

»Wir wissen nicht mal, wie weit es ist! Oder ob der Pfad irgendwo hinführt!«

Jumar legte ihm die Hand auf die Schulter. »Niemand kann dich zwingen mitzugehen, wenn du nicht willst«, sagte er leise. »Aber ich bitte dich darum, Christopher. Was auch immer uns dort oben erwartet... ich will ihm nicht ohne dich gegenübertreten. Weißt du noch, im Zelt der Soldaten? Als du mich einen Idioten geschimpft hast?«

»Tut mir leid«, murmelte Christopher.

»Nein!«, rief Jumar, »du hattest recht! Ich bin ein Idiot. Ich laufe immer wieder irgendjemandem in die Falle. Du hast gewusst, dass Kartan nichts daran liegt, das Leben des Thronfolgers zu retten. Du hast gewusst, dass im Basislager des großen T nicht alles so wundervoll war, wie es schien. Und du hast gewusst, dass wir schon am Fuß des Berges waren, den wir suchten. Bitte, Christopher. Ich brauche dich.«

Christopher lächelte. »Du warst schon immer gut mit Worten, weißt du das? Falls du jemals König wirst, werden die Leute da-hinschmelzen, wenn du zu ihnen sprichst.«

»Also kommst du mit?«

Christopher zögerte. »Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen«, sagte er schließlich. »In diesen verdammten Bergen wäre ich ohne euch sowieso aufgeschmissen.«

»Danke«, flüsterte Jumar.

Da griff Niya nach dem ersten Haken in der Felswand, setzte den Fuß auf das erste Stück Metall und begann, den Weg zu gehen, den jemand aus irgendeinem unbegreiflichen Grund vor ihnen an der senkrecht abfallenden Felswand geschaffen hatte.

»Es ist... ganz einfach«, keuchte sie. »Der Felsen macht hier ei1 ne Biegung ... ich ... kann noch nicht sehen, wohin dieser Weg führt...«

Jumar sah, wie Christopher die Augen schloss und wieder öffnete.

Dann begann er, Niya nachzuklettern, und Jumar folgte ihm...

Der Wind, der sie eine Weile in Frieden gelassen hatte, kam jetzt wieder. Vielleicht war er neugierig geworden, weshalb die Wanderer nun senkrecht an der Wand klebten wie Insekten. Er sang sein Lied in den Spalten des Felsens, sang von Tiefe und Höhe und von uralter Zeit.

Aber auch der Wind verriet ihnen nicht, wohin die Haken im Felsen führten.

Der Felsen machte tatsächlich eine Biegung, und sie sahen das Ende des Pfades bald nicht mehr – sie hingen in der Luft, im Nichts, ohne einen Anhaltspunkt. Die Haken führten jetzt aufwärts, weiter und weiter kletterten sie, und Jumars Hände begannen zu schmerzen. Das machte ihm Angst. Wenn die Kraft ihn verließ, ehe sie das Ende dieses bodenlosen Pfades erreichten, wenn seine Hände sich weigerten, weiter die eisernen Haken festzuhalten – dann würde er in die Tiefe stürzen, schwer wie ein Stein. Und es würde ihm nichts nützen, dass niemand seinen Fall beobachten konnte. Er würde unten auf hartem Felsen aufschlagen und nie, nie herausfinden, was damals vor seiner Geburt geschehen war.

Und nie, niemals sichtbar werden.

In diesem Moment schrie Niya auf, und er zuckte zusammen.

Er sah, dass sie nach oben blickte. Und von dort, hoch über ihnen, kam einer der Farbdrachen hinuntergeschwebt. Es war der größte und schönste Drache, den Jumar je gesehen hatte. Seine Flügel glitzerten türkis und tiefblau in der Sonne, sein Körper schillerte violett, und von seinem langen Hals ging ein goldenes Gleißen aus, das beinahe zu hell war, um hinzusehen. Hatte der Drache sie entdeckt?

Er kam immer näher.

Jumar sah, wie Niya eine Hand vom Felsen löste und ihr Gewehr anlegte. Sie schaffte es, mit der einen Hand den Hahn zu betätigen; Jumar hörte das Klicken schärfer und deutlicher in der leeren Luft, als er es jemals gehört hatte. Der Drache war jetzt ganz nahe. Die Sonne warf seinen Schatten ein Stück oberhalb von Niya auf die Felswand. Wenn er nur noch ein wenig weiter hinabsegelte, würde der Schatten sie berühren ... dann löste sich der Schuss aus ihrer Waffe.

Jumar hielt den Atem an. Er hatte erwartet, das Tier würde einen Schrei von sich geben, würde in der Luft taumeln, würde stürzen – doch nichts dergleichen geschah. Der Drache schwebte noch immer auf der gleichen Stelle, und etwas Buntes –etwas wie Federn rieselte aus der Luft zu ihnen herunter. Hatte die Kugel ihn nur gestreift? Eine der Federn verfing sich in der Kapuze von Niyas Parka – Jumar sah das blaue Schillern dort wie einen Farbklecks. Er sah, wie Niya noch einmal mühsam mit einer Hand lud, und hörte den zweiten Schuss: Wieder glaubte er, sie würde treffen, und wieder geschah nichts. Es war, als könnte Niya mit einem Mal nicht mehr schießen.

Jetzt hob der Drache seine mächtigen, bunten Schwingen, gewann abermals an Höhe, ließ sich dann wieder fallen – als beobachtete er sie, während er über ihnen entlangschwebte. Einmal spie er eine Feuersäule in die Luft. Und dann glitt sein Schatten über die Felswand von oben aus auf Jumar zu. Er kletterte panisch zwei Haken weiter. Der dunkle Schatten des Drachen huschte über den Felsen wie ein Fleck aus Angst. Hatte er im Vorübergleiten Jumars rechte Hand gestreift? Sekunden später befand er sich unterhalb der drei Kletterer. Der Drache drehte dort unten eine Runde, stieg anschließend in einer vollendeten Schleife wieder auf und verschwand schließlich – als hätte er genug gesehen. Jumar starrte seine Hand an.

Dann bewegte er ganz langsam die Finger. Es ging. Sie waren nicht aus Bronze. Nichts an Jumar war aus Bronze. Der Schatten des Drachen war millimetergenau an ihm vorbeigewandert.

Er atmete einmal tief durch.

Dann kletterte er weiter, Christopher und Niya nach.

Wie kam es, dass Niya den Drachen nicht getroffen hatte? Sie, die sonst immer traf?

Welch ein Glück er gehabt hatte! Hätte der Drache seine Flugrichtung auch nur ein winziges bisschen geändert, die bronzene Statue eines unsichtbaren Kronprinzen hätte den Luftweg auf den Machapuchare für immer blockiert.

Auch wenn vermutlich niemand sie gesehen hätte.

Christophers Hände schmerzten, und er war sich sicher, es dauerte nicht mehr lange, bis er loslassen musste. Er versuchte, an alles zu denken, was ihm Kraft gab.

Er dachte an Arnes Gesicht auf dem Foto hinter dem Nachrichtensprecher. Er dachte an seine Mutter, die so klein ausgesehen hatte im Traum. Er dachte an Jumar, der sagte, er bräuchte seine Hilfe. Er dachte an Niyas Hände und an jene kalte Nacht im Schnee vor der geschmolzenen Stadt. Ihre Lippen. Ihr wirres Haar, das sich anfühlte wie das Fell eines Tieres. Die Töne ihrer Gitarre. Ihre Worte. Ihre Stimme ...

»Wir sind da«, sagte Niyas Stimme, und er blinzelte ungläubig.

Vor ihm lagen die letzten beiden Haken. Dahinter ging der Pfad weiter, beinahe scheinheilig, als hätte er niemals aufgehört. Als Christophers Füße ihn berührten, war er so erleichtert, dass er am liebsten einfach zu Boden gefallen und dort sitzen geblieben wäre.

Niya legte den Finger an die Lippen, und er lauschte.

»Was ist?«, flüsterte Jumar, der nun wohl ebenfalls auf dem ebenen Pfad stand.

»Psst! Hört doch«, wisperte Niya. »Stimmen!«

Und dann hörte es auch Christopher.

Von ferne drangen Stimmen zu ihnen, helle, hohe Stimmen, und er vernahm Gelächter.

»Vielleicht träumen wir«, sagte er. »Vielleicht ist es gar nicht wahr.«

Niya warf ihm einen amüsierten Blick zu. »Sch, sch«, machte sie. »Nun sei doch einmal optimistisch! Ich würde sagen: Wir haben es geschafft.«

»Was geschafft?«, fragte Christopher misstrauisch.

»Sie zu erreichen.«

»Wen – zu erreichen?«

»Das«, antwortete sie, »werden wir sehen, wenn wir um diese Wegbiegung gehen.«