7

Inge Schmid bereitete ein Omelett zu und machte Tee. Günter bekam sein Fläschchen. Kaum hatte er es geleert, schlief er in den Armen seiner Mutter ein.

»Leider kann ich Ihnen nichts Besseres anbieten«, sagte sie entschuldigend. »Ich habe gerade genug zum Leben.«

»Das Omelett ist sehr gut, und außerdem habe ich keinen großen Hunger. Es war außerordentlich entgegenkommend von Ihnen, mich bei sich aufzunehmen …« Mit diesen Worten nahm er einige Geldscheine aus der Brieftasche und gab sie ihr. »Es ist ja nicht damit getan, dass ich die Miete zahle, Sie haben auch andere Ausgaben, für das Essen und so weiter … Auf gar keinen Fall möchte ich Ihnen zur Last fallen.«

Dankend nahm sie das Geld.

Sie einigten sich darauf, dass er das Zimmer vorerst für eine Woche mietete, denn er war überzeugt, dass dieser Zeitraum genügen werde, etwas über den Verbleib Miriams und der Levis in Erfahrung zu bringen. Mit etwas Glück konnte er sogar alle drei mit zurück nach Frankreich nehmen. Die junge Frau war sicher, dass die Sache alles andere als einfach sein werde, unterließ es aber, ihm zu widersprechen.

Nach dem Essen suchte Arnaud die französische Botschaft auf, ohne dort den Bekannten des Schwagers von Paul Castres anzutreffen. Man ließ sich seine Karte geben und forderte ihn auf, am nächsten Tag um acht Uhr wiederzukommen.

Vor der Botschaft stieg er in ein Taxi und gab dem Fahrer eine der Anschriften an, die ihm sein Schwiegervater genannt hatte. Der Mann sah ihn durch den Rückspiegel auf sonderbare Weise an.

»Sie sind Franzose«, riet er.

»Ja.«

»Sie sprechen gut Deutsch, aber mit Akzent …«

»Sicher«, räumte Arnaud ein.

»Da, wo Sie hinwollen, leben viele Juden«, fuhr der Mann fort und schien auf die Reaktion seines Fahrgastes zu warten.

Arnaud beschloss, nicht zu antworten. Was hätte er dem Mann auch sagen können, der möglicherweise Nazi war.

»Den Juden geht es nicht gut«, ließ der Taxifahrer nicht locker.

»Ich weiß«, gab Arnaud unwillig zurück.

»Es heißt, sie haben die Schuld an allem«, fuhr der Mann fort. Er sagte es so, dass es spaßig klang.

»Das war mir nicht bekannt …«

»So, hier sind wir. Das ist das Haus, zu dem Sie wollen, und das schwarze Auto davor ist ein Wagen der Gestapo.«

Arnaud stieg aus und ging rasch auf das Gebäude zu. Er klingelte mehrere Male, bis eine zierliche Frau öffnete. Sie wirkte unübersehbar unruhig und sah ihn ängstlich an.

»Ich möchte zu Professor Bauer«, sagte er statt einer Begrüßung.

»Wer sind Sie?«

»Hier ist meine Karte. Ich bin ein entfernter Verwandter von Sara und Isaak Levi. Meine Frau ist ihre Nichte. Auch meine Schwiegereltern in Paris kennen den Professor. Von ihnen habe ich die Anschrift bekommen.«

Die Frau sah ihn aufmerksam an. Sie schien nicht sicher zu sein, was sie tun sollte, trat dann aber beiseite, ließ ihn eintreten und bat ihn, im Wohnzimmer zu warten.

Es dauerte nicht lange, bis Professor Bauer eintrat. Trotz seines fortgeschrittenen Alters wirkte er mit seiner hochgewachsenen, breitschultrigen Gestalt noch eindrucksvoll. Seine tiefblauen Augen strahlten Entschlusskraft und Energie aus.

»Mit wem habe ich die Ehre?«

»Ich heiße Fernand Arnaud und bin Professor für Geschichte an der Universität Paris. Meine Frau Miriam ist die Nichte der beiden Levis. Weil sie verschwunden sind, ist meine Frau nach Berlin gefahren und … ebenfalls verschwunden.«

Mitgefühl für den Mann, der so unversehens in sein Haus gekommen war, trat in Bauers Augen.

»Ja, ich kenne die Levis und weiß, dass sie verschwunden sind. Von Ihrer Frau weiß ich nichts. Ich bedaure.«

Die Frau brachte ein Tablett, auf dem ein Teeservice stand, stellte es auf einen Couchtisch und ging wortlos wieder hinaus.

»Meine Frau Lea. Sie und Sara waren eng befreundet. Genau genommen war sie Saras erste Freundin hier in Berlin.«

»Ja, das hat mir mein Schwiegervater gesagt«, murmelte Arnaud.

»Ihre Schwiegereltern habe ich vor einigen Jahren kennengelernt und sie danach noch einige Male gesehen, wenn sie die Levis besucht haben.«

»Was ist eigentlich mit ihnen geschehen?«, erkundigte sich Arnaud. Er hatte Angst vor der Antwort.

»Man hat sie fortgebracht. Sie sind nicht die Ersten, und sie werden auch nicht die Letzten sein. Eines Tages wird es uns ebenso gehen.«

»Wie ist das möglich?«

»Wir sind Juden.«

»Aber …«

»Es ist unklar, wie sich die Sache verhält, aber jedenfalls werden Juden in sogenannte Arbeitslager gebracht. Keiner weiß, wo sich die befinden, denn niemand ist je von dort zurückgekehrt, um darüber zu berichten.«

»Aber warum denn? Ich verstehe das nicht.«

»Ich sagte ja schon: Wir sind Juden. Das genügt. Mit einem Mal haben wir aufgehört, Deutsche zu sein.«

»Und das bedeutet?«

»Dass sie uns unser Eigentum nehmen, wir keinerlei Rechte mehr haben, uns mühselig durchs Leben schlagen müssen, man uns in Arbeitslager bringt, damit wir die Waffenfabrikation in Gang halten, wir auf der Straße unseres Lebens nicht sicher sind und unseren Arbeitsplatz verloren haben … Mich hat man von meinem Lehrstuhl verjagt. Vierzig Jahre lang habe ich medizinische Vorlesungen gehalten, doch auf einmal sieht es so aus, als könnten sich die deutschen Studenten bei einem Juden mit etwas anstecken. Jetzt lebe ich sozusagen eingesperrt hier im Hause. Dabei kann ich noch von Glück sagen, denn eine ganze Reihe meiner Kollegen sind bereits verschwunden, genau wie die Levis.«

»Und auf welche Weise kommen Sie …«

»Sie meinen, wie ich zurechtkomme? Noch im schlimmsten Übel lässt sich etwas Gutes entdecken. Nicht alle Deutschen sind gleich, auch wenn die meisten beiseitesehen und nichts wissen wollen. Doch es gibt gute Menschen, Menschen, die alle Anstrengungen unternehmen, um gegen die Ungerechtigkeit zu kämpfen, auf die Gefahr hin, sich damit selbst Nachteile einzuhandeln. Ich habe Freunde, die mich zu beschützen versuchen, Kollegen, Patienten, denen ich dank meiner ärztlichen Kunst das Leben gerettet habe. Sie tun alles, was in ihren Kräften steht, damit wir hier weiterleben können und nicht verschwinden wie so viele andere Juden. Aber mir ist klar, dass man für uns keine Ausnahme machen wird. Es ist eine reine Frage der Zeit, bis sie auch uns abholen. Eines Tages werden wir das Schicksal der anderen teilen müssen.«

»Das ist doch Irrsinn! Wie ist das möglich?«

Gequält sah ihn Bauer an. Er wollte dem Mann keine falschen Hoffnungen machen, wie groß auch immer dessen Verzweiflung sein mochte. »Wir wissen, dass die SA Isaaks Buchhandlung zerstört hat. Anschließend haben sie ihn und Sara schrecklich misshandelt. Eine junge Frau, die für die beiden gearbeitet hat, hat Doktor Haddas gerufen. Wir sind gut mit ihm bekannt, und von ihm haben wir erfahren, dass Isaak mehrere Knochenbrüche hatte. Einige Tage später sind die SA-Leute wiedergekommen, und seitdem hat man weder von den Levis noch von Doktor Haddas und seiner Familie etwas gesehen oder gehört. Natürlich haben wir festzustellen versucht, wohin man sie gebracht hat, aber das ist verlorene Liebesmühe – man erfährt nichts. Es ist, als liefe man gegen eine Wand aus Gummi. Angeblich weiß niemand etwas.«

»Meine Frau ist vor einigen Tagen in Berlin angekommen. Ich weiß genau, dass sie in der Wohnung der Levis war, denn ich habe das hier gefunden.« Er holte die zertretene Lippenstifthülse hervor, die er in ein Taschentuch gewickelt hatte. »Es hat inmitten der zerstörten Gegenstände auf dem Boden des Badezimmers gelegen. Meiner festen Überzeugung nach weiß die Blockwartsfrau etwas darüber. Sie will es aber nicht zugeben und hat mich vor die Tür gesetzt.«

Bauer bat Arnaud, sich zu beruhigen und ihm in Einzelheiten zu berichten, was er seit seiner Ankunft erlebt hatte. Er hörte schweigend zu.

»Hausmeister, Blockwarte oder auch einfach Nachbarn … viele dieser Leute sind als SA-Spitzel tätig. Sie melden, dass in ihrem Haus Juden leben … dann kommen eines Nachts diese Barbaren und schlagen alles in Stücke. Möglicherweise hat sie Ihre Frau gesehen, aber niemand wird sie dazu bringen können, das zuzugeben. Sie fühlt sich unangreif bar. Ein Jude mehr oder weniger – das spielt im heutigen Deutschland keine Rolle.«

»Aber ich könnte die Frau anzeigen.«

»Und worauf wollen Sie die Anzeige stützen? Sie haben nichts in der Hand. Alles, was Sie sagen können, ist, dass Sie einen Lippenstift gefunden haben, der Ihrer Überzeugung nach Ihrer Gattin gehört, und Ihre Vermutung ausdrücken, dass die Hauswartsfrau sie gesehen hat, mehr nicht. Geben Sie sich keinen Täuschungen hin, niemand wird in dieser Sache etwas unternehmen.«

»Aber wer hat sie dann verschwinden lassen?«, fragte Arnaud mit erhobener Stimme.

»Die SA, die Gestapo … das Regime. Gehen Sie in Begleitung eines Angehörigen Ihrer Botschaft zur Polizei und erstatten Sie Vermisstenanzeige, aber ich versichere Ihnen, niemand wird einen Finger krümmen, denn dann müssten die Leute gegen sich selbst ermitteln.«

»Meine Frau ist Französin.«

»Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, aber nach dem, was Sie mir berichtet haben, kann man sich leicht verschiedene Abläufe vorstellen. Möglicherweise ist sie mit der Hauswartsfrau in Streit geraten, als sie sich nach Isaak und Sara erkundigt hat, woraufhin diese sie denunziert hat und ihre Spießgesellen bei der Gestapo oder der SA sie abgeholt haben. Wir befinden uns gleichsam im Krieg. Natürlich kann Ihre Botschaft alle erforderlichen Schritte unternehmen, doch sofern jemand Hand an Ihre Frau gelegt hat … oder sie als Ergebnis einer Auseinandersetzung, in die sie sich hat verwickeln lassen, ›bestraft‹ worden ist … kann alles Mögliche passiert sein.«

Arnaud barg das Gesicht in den Händen und begann zu weinen. Was er da hörte, ging über seine Kräfte. Bauer hatte ihm nicht einen Funken Hoffnung gemacht. Er konnte nicht glauben, dass derlei in dem Deutschland möglich sein sollte, das er von früher her kannte. Es war ein Land gewesen, in dem Vernunft und Intelligenz herrschten.

»Wollen Sie damit sagen, dass ich aufgeben und nach Frankreich zurückkehren soll?«, fragte er mit zitternder Stimme.

»Ich habe Ihnen lediglich die Situation beschrieben. Bitte entschuldigen Sie.«

»Ist es denkbar, dass sich Sara und Isaak im Haus von Bekannten versteckt halten?«

Bauer zögerte, bevor er sagte: »Davon hätten wir erfahren. Ich bin sicher, dass sie uns das hätten wissen lassen.«

»Was kann ich nur tun? Was würden Sie an meiner Stelle tun?«

»Ich habe es schon gesagt: Ich würde versuchen, sie zu finden, aber im vollen Bewusstsein der Umstände.«

Bauers Gattin Lea war hereingekommen und hatte die letzten Sätze mitgehört. Sie rang in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände.

»Professor Arnaud, vor einigen Monaten ist unser Sohn mit seiner Frau und ihren beiden Kindern verschwunden. Der ältere unserer Enkel ist einundzwanzig, und der jüngere siebzehn. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um festzustellen, wo sie sein könnten. Nichtjüdische Freunde, die uns äußerst großzügig unterstützen, haben das ebenfalls versucht, aber alles war vergebens. Wir können nur vermuten, dass sie sich in einem jener Arbeitslager befinden, und wissen nicht einmal, ob sie noch am Leben sind. Sie verstehen jetzt sicher, warum Ihnen mein Mann keine tröstenden Worte sagen kann und er Sie nicht über die Wirklichkeit hinwegzutäuschen versucht.«

Sie begann zu weinen und trocknete ihre Tränen mit einem Taschentuch.

Professor Bauer stand auf und umarmte sie. »Lass, Liebste, weine nicht.«

»Es tut mir leid«, sagte Arnaud abwesend. »Es tut mir wirklich leid.«

»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Wir verstehen Ihren Schmerz. Er ist ganz wie der unsere und der so vieler anderer unserer Gemeinschaft, die miterleben mussten, dass eines Tages Eltern, Kinder, Neffen und Enkel verschwanden. Tag für Tag erfahren wir von weiteren Fällen. Ihre Frau als Französin hat möglicherweise Glück, und es gelingt … Ich möchte Sie nicht quälen, aber es wird schwer sein zu erreichen, dass man sie freibekommt, gerade weil sie Ausländerin ist. Falls man sie misshandelt oder in ein Lager verschleppt hat – wie könnte man das zugeben? Ich bedaure unendlich, dass ich derjenige sein muss, der Ihnen reinen Wein einschenkt. Glauben Sie mir, meine Frau und ich können mit Ihnen empfinden …«

Bauer gab ihm eine Liste mit den Adressen der engsten Freunde der beiden Levis und mahnte ihn, unbedingt vorsichtig zu sein, da er mit der Möglichkeit rechnen müsse, dass die Gestapo bereits jeden seiner Schritte überwachte.

»Bestimmt hat die Blockwartsfrau im Hause der Levis ihren Spießgesellen bereits mitgeteilt, dass Sie nach Hinweisen über den Verbleib Ihrer Gattin und deren Verwandten suchen. Seien Sie vorsichtig, um Ihrer selbst und um unseretwillen.«

»Was ist mit dieser Inge Schmid? Haben die Levis ihr vertraut? Sie hat mir angeboten, mir eins ihrer Zimmer unterzuvermieten, und ich habe angenommen. Ich weiß nicht, ob das voreilig war.«

»Ein gutes Kind«, versicherte ihm Lea. »Sie ist Kommunistin, und man hat sie wohl nur deshalb bisher nicht verhaftet, weil ihr Vater seine schützende Hand über sie hält, auch wenn er nicht mehr mit ihr spricht.«

»Ach, sie selbst ist auch Kommunistin?«, fragte Arnaud überrascht. »Mir hat sie nur gesagt, dass ihr Verlobter Kommunist sei.«

»Ja, das hat mir Sara berichtet. Sie hat derselben Zelle angehört wie er, und eines Tages war er verschwunden. Er hatte sich aufgemacht, um in der Universität Flugblätter zu verteilen. Vermutlich hat man ihn festgenommen. Nachdem die junge Frau das Kind zur Welt gebracht hat, scheint sie sich ein wenig von ihren Genossen entfernt zu haben. Genaues weiß ich aber nicht. Ich denke schon, dass Sie sich auf sie verlassen können.«

»Danke … ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für alles danken kann, was Sie für mich getan haben.«

»Wir haben nichts getan, außer Sie noch ein wenig weiter in die Verzweiflung zu treiben. Bitte grüßen Sie Ihre Schwiegereltern. Bei unserem Besuch in Paris waren sie glänzende Gastgeber.«

Als Arnaud das Haus verließ, fiel ihm auf, dass an der Ecke nach wie vor das dunkle Auto mit zwei Männern darin stand. Er beschloss, zu Fuß zu gehen und ein wenig Ordnung in seine Empfindungen zu bringen. Er war erschöpft.

In einem Laden kaufte er kurz vor Geschäftsschluss noch Äpfel, Kaffee, Tee, Mehl, Kekse, Nudeln, Butter und Schinken, um der jungen Frau auf diese Weise ein wenig behilflich zu sein.

Der Rückweg zu Fuß war deutlich länger, als er angenommen hatte, und so hielt er ein Taxi an. Er kannte sich in der Stadt einigermaßen aus, aber nicht gut genug, um sich nicht zu verlaufen.

Inge Schmid hatte gerade Günter gebadet und gab ihm jetzt sein Fläschchen. Der Junge war müde und schlief ein, kaum dass sie ihn in sein Bettchen gelegt hatte.

Arnaud berichtete über seinen Besuch in der Botschaft und alles, was er im Hause der Bauers erfahren hatte. Allerdings behielt er für sich, was man ihm über ihre Zugehörigkeit zur kommunistischen Partei gesagt hatte. Es kam ihm vor, als wäre sie mit ihren Gedanken gänzlich woanders.

»Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?«

Er sah sie erstaunt an. Eigentlich war er derjenige, der Hilfe brauchte, doch sicherte er ihr sogleich zu, dass er tun werde, was er könne.

»Ich muss für eine oder zwei Stunden aus dem Haus … Günter ist sehr brav und schläft die ganze Nacht durch. Trotzdem wäre es mir eine große Beruhigung zu wissen, dass jemand bei ihm in der Wohnung ist. Sie brauchen nur Ihre Tür ein wenig offen zu lassen, für den Fall, dass er wach wird und zu weinen anfängt.«

Er erklärte, dass sie sich auf ihn verlassen könne, und fügte scherzend hinzu, er selbst sei so müde, dass er wahrscheinlich im Schlaf nichts hören werde. Sie lächelte zerstreut und verabschiedete sich, nachdem sie das Geschirr abgewaschen hatte.

»Ich bleibe nicht lange. Vielen Dank, dass Sie sich um den Jungen kümmern wollen.«

Ob sie wohl zu einem konspirativen Treffen der Kommunisten ging?

Als er sich hinlegte, überkam ihn das unabweisbare Bedürfnis zu weinen. Wo mochte Miriam sein? Würde er sie noch einmal wiedersehen, oder war sie auf immer verschwunden?

Es fiel ihm schwer einzuschlafen. Um zwei Uhr nachts sah er zum letzten Mal auf die Uhr. Inge Schmid war noch nicht zurückgekehrt. Ob ihr etwas zugestoßen war?

 

»Sie müssen aufstehen, sonst kommen Sie zu spät!«

In der Tür stand Inge Schmid vollständig angezogen. Man sah, dass sie nur wenig geschlafen hatte.

»Es ist halb sieben. Ich mache Kaffee und röste Brot. Wollen Sie frühstücken?«

Er nickte, trug eine Kanne voll Wasser in sein Zimmer, wusch und rasierte sich. Zwanzig Minuten später saßen beide am Tisch und frühstückten. »Ein wahrer Luxus«, sagte sie. »Normalerweise kann ich mir keinen Bohnenkaffee leisten, der ist für mich zu teuer.«

Nach dem Frühstück weckte sie Günter, gab ihm Milch mit in Milch eingeweichtem Zwieback und zog ihn rasch an.

»Heute habe ich drei Putzstellen. Wir werden uns also erst am Spätnachmittag sehen, außer wenn Sie zum Mittagessen herkommen wollen. Um zwölf bin ich hier, um dem Jungen etwas zu essen zu machen, dann arbeite ich wieder …«

»Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Nach meinem Besuch in der Botschaft möchte ich einige weitere Bekannte der Levis aufsuchen. Es sind die einzigen Möglichkeiten, die mir noch bleiben.«

Sie setzte an, um etwas zu sagen, schluckte es aber herunter und ging mit dem Kleinen auf dem Arm hinaus.

Das Blut der Unschuldigen: Thriller
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