KAPITEL 13

R

enata hat sich in ein kleines Häuschen am Stadtrand zurückgezogen«, berichtete Harley, als Grady am nächsten Morgen seinen Anruf entgegennahm. »Sobald es hell wurde, habe ich mich auf die Suche nach einer Bleibe in ihrer Nähe gemacht. Ich habe etwa eine Meile entfernt ein möbliertes Haus gemietet.« Er nannte die Adresse. »Ich bleibe an Renata dran, bis ihr herkommt. Dann überlasse ich alles Weitere dir und haue mich aufs Ohr.« Er beendete das Telefonat.

»Wo ist sie?«, wollte Megan wissen, als sie aus ihrem Zimmer kam.

»Am Stadtrand. Harley hat uns eine Bleibe in ihrer Nähe organisiert. Okay?«

Sie nickte. »Ich hole mein Gepäck.« An der Tür blieb sie noch einmal stehen. »Dieser Michael Travis kümmert sich doch um alle möglichen übersinnlich Begabten, oder?«

Grady nickte.

»Kennt er auch irgendwelche Heiler?«

»Worauf willst du hinaus?«

»Was denkst du denn? Es geht um Phillip. Ich bin bereit, alles zu versuchen.«

»Ich habe noch nie von einem echten Heiler gehört und glaube kaum, dass Michael einen kennt. Er hat mir erzählt, dass er vor zehn Jahren dachte, er hätte einen in Brasilien gefunden, aber er hat sich als Betrüger erwiesen. Scheinbar ist eine solche Begabung äußerst selten.«

»Mist! Das ist das einzige Talent, das in dem ganzen Chaos von Wert wäre. Ich bin Ärztin und würde alles geben, um den Menschen auf diese Weise helfen, um Phillip helfen zu können. Besteht die Möglichkeit, dass ich eine Heilerin werde? Du sagtest, meine Mutter hätte mehrere Talente gehabt. Sie war eine Finderin. Könnte ich nicht …« Er schüttelte den Kopf. »Warum nicht, verdammt?«

»Die Chancen stehen schlecht. Finder gibt es relativ viele. Sarah war eine außergewöhnlich gute Finderin. Heiler oder Heilerinnen gibt es so gut wie keine. Ich glaube kaum, dass du dich zu einer entwickelst.«

»Ich bin eine Heilerin. Ich bin Ärztin, und zwar eine gute. Ich möchte nur eine noch bessere werden.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht irrst du dich. Es ist eine solche Verschwendung, die ganze Ausbildung, und dann kann man nichts anderes tun, als sich das Leid dieser Welt anzuhören.«

»Ich hoffe, dass ich mich irre. Ich will dich nicht enttäuschen. Wenn es in meiner Hand läge, würde ich dir alles geben, was du willst, und alles tun, worum du mich bittest.« Er begegnete ihrem Blick und fügte sanft hinzu: »Alles und jedes, Megan.«

Sie erstarrte. »Mein Gott, Grady.«

»Ich dachte nur, ich stecke das Spielfeld noch einmal ab.« Er lächelte. »Seit du die Aufzeichnung gelesen hast, weißt du alles, was ich weiß. Das heißt, die ehrenhafte Zurückhaltung kann ein Ende haben. Gott sei Dank. Es hat meinem Charakter gar nicht entsprochen. Lasset die Spiele beginnen.«

Hitze schoss ihr in die Wangen. »Das klingt, als wolltest du Olympische Spiele eröffnen.«

»Könnte etwas Ähnliches werden. Aber vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich würde die Erlösung willkommen heißen. Wir beide wünschen uns schon seit Jahren, dass es passiert. Wir werden keinen Frieden haben, bis es geschieht, bis wir es gekostet haben und uns richtig kennen.« Er sah den schnellen Pulsschlag an ihrem Hals. »Gut. Fühle es. Komm auf mich zu. Fühl mich. Ich werde dich nicht anrühren. Du musst den ersten Schritt tun.«

Einen Augenblick dachte er, sie würde diesen Schritt jetzt gleich machen.

Dann drehte sie sich um und verschwand in ihrem Zimmer.

Verdammt. Er sprang auf und ging auf die Tür zu, besann sich aber eines anderen.

Nein, es ist nahe. Verdirb jetzt nicht alles mit deiner Ungeduld. Lass ihr Zeit.

Geduld? Unmöglich.

 

Megan lehnte sich an die Tür und kämpfte gegen den Drang an, sie wieder aufzureißen und sich in seine Arme zu stürzen.

Da war es wieder, dieses rohe, heiße, prickelnde Verlangen, das ihr den Atem raubte. Ihre emotionale und körperliche Reaktion haute sie geradezu um.

Hör auf zu zittern. Sieh zu, dass du deine Begierde in den Griff bekommst. Hol dein Gepäck, verlass das Hotel, und finde Renata.

Noch nicht. Lass dir Zeit.

Würde sie Grady in den nächsten fünf Minuten wiedersehen, würden sie das Zimmer noch lange nicht verlassen.

 

Das Haus mit dem weit vorspringenden Dach und Blumenkästen vor den Fenstern war winzig.

»Apropos Sound of Music-Ambiente«, brummte Grady, als er Megan die Beifahrertür aufhielt. »Man rechnet damit, hier irgendwo Julie Andrews zu sehen, die zurück ins Kloster läuft.«

»Wir sind hier nicht in den Bergen. Es gibt nur Wald. Und ich würde ehrlich lieber sehen, dass Renata auf uns zuläuft.« Sie ignorierte seine Hand und stieg ohne Hilfe aus. »Kommt Harley hierher?«

»Ja. Der Schlüssel liegt unter dem Stein neben der Tür. Ich rufe ihn an, sobald wir im Haus sind.« Er ging zur Haustür. »Er sagte, dass er ein Nickerchen gut gebrauchen könnte. Er hat Renatas Haus beobachtet, seit sie es in der Nacht betreten hat. Ich sorge dafür, dass du es bequem hast, dann löse ich ihn ab.«

»Ist mir recht.«

»Davon bin ich überzeugt«, gab er trocken zurück. »Je mehr Distanz zwischen uns besteht, umso lieber ist es dir. Du behandelst mich, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.«

Das stimmte. Auf der Fahrt hierher hatte sie höllisch aufgepasst, ihn nicht versehentlich zu berühren. Trotzdem war es schon aufreizend gewesen, neben ihm zu sitzen. Sie hatte die Hitze gespürt, die er ausstrahlte, und seinen feinen Duft gerochen. »Wirklich?« Sie mied seinen Blick. »Und du bist bis ins Mark erschüttert?«

»Nein, es gefällt mir irgendwie. Das Wissen, dass ich Wirkung auf dich ausübe, ermutigt mich. Die schlimmste Reaktion einer Frau mit deiner emotionalen Veranlagung wäre gar keine Reaktion.« Er wartete an der Tür. »Kommst du?«

Sie zögerte, dann ging sie auf ihn zu. »Du bildest dir ein, du wüsstest so viel von mir. Ich bin keine Pandora, und selbst wenn ich eine wäre, würde ich es nicht dulden, dass man mich in diese Schublade steckt. Ich bin ich, und das schließt meinen Charakter, meine Einstellung, meine Seele mit ein. Du kannst mich mal, Grady.«

Er grinste. »Genau darauf arbeite ich hin.« Er hob den Stein hoch und nahm den Hausschlüssel an sich. »Und ich hoffe, dass du dich nicht in eine Pandora verwandelst. Diese Bürde wünsche ich niemandem.« Er schloss die Tür auf und drehte sich zu Megan um. »Es würde dich verletzen. Und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas oder jemand ein Leid antut, Megan. Nicht einmal ich.«

Sie bekam kaum noch Luft, war benommen und kraftlos.

»Oh, Scheiße«, murrte er. »Erinnerst du dich, dass ich dir gesagt habe, du müsstest den ersten Schritt tun?«

Sie nickte.

»Ich bin bereit, das neu zu verhandeln. Du brauchst nur ein Wort zu sagen. Irgendein Wort. Solange es nicht Nein ist.«

Es sollte ein Nein sein. Sie war nicht imstande, einen klaren Gedanken zu fassen, und Logik sollte in einer so heiklen Situation vorherrschen. Sie müsste klug handeln und diese körperliche Reaktion, die sie so schwach machte, in den Griff bekommen. Dennoch konnte sie an nichts anderes denken als an Neal Grady, der in dem Sommer am Strand ihr Spielkamerad und Mentor gewesen war. Spielkamerad und Mentor … und das Objekt ihrer erwachenden Leidenschaft. Er hatte gesagt, dass er sie seit Jahren begehrte. Und wie lange wollte sie ihn schon? War ihr Verlangen unter Erinnerungen vergraben gewesen, oder hatte es nur auf kleiner Flamme geköchelt? Jetzt erschien es ihr unmöglich, dass es jemals weniger gelodert hatte als jetzt.

Zur Hölle damit. Greif zu, und nimm’s dir. Nimm ihn. »Ins Haus«, sagte sie bebend. »Jetzt sofort.«

»Mach ich.« Er packte ihren Arm und öffnete die Tür. »Oh, und wie gern. Komm, suchen wir ein Bett.«

Ihr Arm war heiß und kribbelte bei der Berührung. »Beeil dich. Ein Bett ist nicht nötig.«

»Gut.« Er knipste das Licht an und schob sie gegen die Tür. Er rieb sich aufreizend an ihr, drückte sanft ihren Kopf zurück und presste die Lippen an ihren Hals. »Ich glaube nicht, dass ich noch länger hätte warten können.« Er knöpfte ihre Bluse auf, während seine Zunge ihren Hals liebkoste. »Meine Hände zittern so sehr – ich weiß nicht, ob ich es schaffe, dich von diesen Kleidern zu befreien.«

»Ich mach das.« Sie wich zur Seite und zog sich hastig aus. »Ich vertraue dir nicht. Wenn du erst mal Zeit zum Nachdenken gehabt hast, könntest du irgendwelche dämlichen Gründe anführen, warum du nicht …« Sie brach ab und sog scharf die Luft ein, als er seine Hand zwischen ihre Beine gleiten ließ. »Vielleicht auch nicht.«

»Gut erkannt.« Er zog sie auf den Boden. »Im Moment bin ich gar nicht fähig, vernünftig zu denken.« Er streifte sein Hemd ab und warf es beiseite. Er setzte sich auf sie, und sie spürte den rauen Stoff seiner Jeans an ihren Schenkeln. Erotisch, dachte sie. Alles an ihm war erotisch – sein Duft, die Hände, die sich zwischen ihren Schenkeln bewegten, sein gerötetes Gesicht.

»Wie willst du es?«, fragte er heiser. »Sag es mir, Megan. Ich mache, was du willst.«

Seine Hände machten sie wahnsinnig. Sie wölbte sich ihm entgegen und zog ihn an sich. »Tu’s einfach, verdammt. Mir ist egal …«

 

»Ich denke, wir sollten ins Schlafzimmer gehen.« Grady hatte die Arme von hinten um sie gelegt, und seine Hände umfassten ihre Brüste. »Oder unter die Dusche.« Er zupfte zärtlich an ihren Nippeln. »Oder in die Küche.«

»Warum?« Gütiger Gott, ich will ihn immer noch, dachte sie erstaunt. Wie oft waren sie in den letzten Stunden eins geworden? Er hatte sie verzweifelt, leidenschaftlich und mit geradezu animalischer Wildheit geliebt. »Ich möchte mich nicht bewegen.«

»Ich habe dir versprochen, dir nicht weh zu tun.« Er massierte ihr Hinterteil. »Und ich wette, der Teppich hat deinen Po wundgescheuert.«

»Vielleicht. Kampfwunden.«

»Jetzt, da die erste Leidenschaft befriedigt ist, können wir uns ein anderes Plätzchen suchen.« Er stand auf und hielt ihr die Hand hin, um sie auf die Füße zu ziehen. »Komm. Erst die Dusche, denke ich.«

»Du willst duschen?«

»Nein, am liebsten würde ich an einem anderen Ort da weitermachen, wo wir gerade aufgehört haben.« Er führte sie durchs Wohnzimmer. »Ich schätze, dass wir in jedem Zimmer Liebe machen können, ehe mein schlechtes Gewissen so groß wird, dass ich Harley anrufen und ihm meine Ablösung ankündigen muss. Nur gut, dass das Haus so klein ist, sonst hätte Harley Pech.«

Liebe machen. Nicht vögeln.

Das sind nur Worte, machte sie sich klar. Sie bedeuten gar nichts. Und warum wurde ihr dann so warm ums Herz?

»Was hältst du von Küchentischen?«, fragte Grady.

»Sie sind interessant. Ich glaube nicht, dass ich es schon mal auf einem gemacht habe.«

»Gut. Ich werde mich anstrengen, die Erfahrung unvergesslich für dich werden zu lassen. Ich möchte dich nicht enttäuschen …«

 

»Du solltest Harley anrufen«, sagte sie, als sie sich im Bett auf die Seite rollte. »Er wird sich schon fragen, warum er noch nichts von uns gehört hat.«

»Er wird es sich denken können. Harley ist sehr feinfühlig.« Er drückte die Wange an ihre Schulter. »In diesem Fall hätte er das nicht sein müssen. Ein Blinder hätte gesehen, was ich für dich empfinde.«

»Hmm. Lust ist schwer zu verbergen.«

Er lachte leise. »Das ist eine Untertreibung. Für einen Mann ist das schon allein körperlich unmöglich.« Er streckte die Hand nach dem Telefon auf dem Nachttisch aus. »Bist du sicher, dass ich dich nicht überreden kann, Harley noch eine weitere Stunde zu vergessen?«

»Nein.«

»Eine halbe Stunde?«

»Nein.«

»Fünfzehn Minuten? Ich verspreche, dass du es nicht bereust.«

Das würde sie ganz bestimmt nicht. Die letzten Stunden waren beinahe unerträglich leidenschaftlich gewesen. Gott, sie war rasend gewesen. Noch nie hatte sie etwas so Intensives erlebt. Sie war versucht, sich zu ihm umzudrehen und noch einmal von vorn anzufangen.

»Fünfzehn Minuten?«, flüsterte er.

Sie legte ihm die Hand auf die Brust. Er fühlte sich warm und lebendig an, sein Herz klopfte schneller unter ihrer Handfläche. Das bewirkte sie bei ihm. Sie konnte machen, dass sich seine Muskeln anspannten und sein Atem sich beschleunigte. Macht. Doch er konnte dasselbe auch bei ihr hervorrufen. Gemeinsam könnten sie die Macht und die Wonne endlos auskosten …

O Gott, ihre Gefühle waren zu stark. Es war Leidenschaft und doch nicht nur Leidenschaft. Was geschieht mit mir?, fragte sie sich panisch.

»Lieber nicht.« Sie setzte sich auf und schwang die Beine über den Bettrand. »Ruf Harley an. Er wartet schon lange genug.« Sie stand auf und fasste nach der Baumwolldecke am Fuß des Bettes, um sie um sich zu wickeln. »Ich springe unter die Dusche.«

»Schon wieder?« Er lächelte. »Zu zweit ist das schöner.«

»Aber allein geht’s schneller.« Sie ging ins Bad. »Bis später.«

»Megan.« Sie drehte sich zu ihm um. Sein Blick suchte ihre Augen. »Du läufst weg.«

»Kann sein. Vielleicht versuche ich auch nur, die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken. Du hast gesagt, wir müssen die Spannungen der Vergangenheit lösen, sonst lassen sie uns bis in alle Ewigkeit nicht mehr los. Das haben wir getan, Grady.«

»Den Teufel haben wir getan. Ich habe gar nichts gelöst. Ich will einfach mehr.« Er schwieg eine Weile. »Bis in alle Ewigkeit – das klingt im Moment gar nicht so schlecht.«

»Mir macht es höllische Angst.« Sie verschwand im Badezimmer. Gleich darauf ließ sie das heiße Wasser auf sich niederprasseln.

Sie wollte die Gefühle und seinen Geruch von sich waschen. Vielleicht konnte sie dann ruhig und sachlich über das, was passiert war, nachdenken.

Unwahrscheinlich. In dem Moment, in dem sie an Grady dachte, sah sie ihn vor sich, wie er am Strand stand und der Wind seine Haare zerzauste. Oder wie er sie im Warteraum der Klinik gehalten hatte, nachdem sie erfahren hatte, wie schlecht Phillips Zustand war. Oder wie er nackt auf ihr lag, hart, kraftvoll und doch zitternd vor Verlangen.

Sie erschreckte es, dass das erotische Bild das letzte in der Reihenfolge war. Nach den Erlebnissen der letzten Stunden hätte es das erste sein müssen. Es war nicht zu leugnen, dass ihr die zarteren, süßeren Augenblicke mehr bedeuteten.

Leidenschaft war gut. Alles andere würde sie schwächen, und Grady hatte bereits bewiesen, wie rücksichtslos er sein konnte. Er hatte die Kontrolle. Konnte sie physisch und mental unabhängig bleiben, wenn sie dahinschmolz, sobald sie mit ihm zusammen war? Emotionale Verwicklungen mit Grady konnten sich zu einem Unglück auswachsen.

 

Er wartete splitternackt vor der Tür, als sie dreißig Minuten später aus dem Bad kam. »Du hast abgesperrt?«

»Ich wollte Privatsphäre.«

»Und du weichst vor mir zurück?«

Sie schaute ihm in die Augen. »Ja. Du bist ein bisschen erdrückend. Gerade jetzt kann ich emotionale Verwirrungen nicht gebrauchen. In dem Tribunal-Protokoll steht, dass Lauscher sehr zu intensiven, flüchtigen Emotionen neigen. Auch wenn ich diesem Unsinn kaum Glauben schenke, darf ich mich nicht von Gefühlen leiten lassen.«

»Nein, das darfst du nicht.« Er lächelte. »Aber andererseits könntest du mich als Therapeut, der dir Erleichterung verschafft, ansehen. Diese Rolle übernehme ich freiwillig und gern.«

Die Intensität war verflogen, aber sein Charisma, das sie bereits vor zwölf Jahren in seinen Bann gezogen hatte, tat auch jetzt seine Wirkung. Da stand er – nackt und gänzlich unbefangen und so verdammt schön, dass sie die Augen nicht von ihm wenden konnte. Sie zwang sich, den Blick loszureißen. »Ich lasse mich nicht ablenken, Grady.«

»Und ich werde nicht nachlassen, es zu versuchen.« Er ging an ihr vorbei ins Bad. »Es hat so gutgetan. Eine kleine Ablenkung ist gut für die Seele. In einer halben Stunde bin ich wieder bei dir. Bis dahin dürfte Harley hier sein.« Die Tür schloss sich hinter ihm.

Megan atmete tief durch. Grady auszuweichen war offensichtlich gar nicht so leicht. Das überraschte sie nicht. Von Anfang an war nichts an ihrem Verhältnis zueinander leicht gewesen.

Sie musste sich irgendwie beschäftigen. Sie öffnete ihren Koffer, nahm ein Kleidungsstück heraus und begann, sich anzuziehen. Sie sollten zusehen, dass sie mit Molino und der Chronik weiterkamen, dann würde sich auch Grady auf diese Ziele konzentrieren und nicht mehr über »Ablenkung« nachdenken. Sie waren zu wichtig für sie beide, und Grady war schon auf der Suche nach der Chronik gewesen – längst bevor sie etwas von deren Existenz gewusst hatte. Ja, sie musste zur Normalität zurückkehren, dann könnte sie sich auch von dieser verwirrenden Mixtur aus Gefühl und Lust befreien.

Sie würde in die kleine Küche gehen, die ans Wohnzimmer grenzte, und Kaffee kochen. Vorher schlüpfte sie in ihre Schuhe und ging ins Schlafzimmer. Harley müsste eigentlich bereits hier sein, dann könnten sie …

»Ich habe Kaffee aufgesetzt. Er müsste in ein paar Minuten fertig sein«, verkündete eine Frauenstimme.

Megan blieb abrupt stehen und riss die Augen auf.

Renata Wilger lümmelte sich im Sessel am Fenster – ein Bein hatte sie über die Armlehne gelegt. »Ich habe mich schon gefragt, ob Sie jemals wieder aus diesem Schlafzimmer kommen. Sie haben mir nicht erzählt, dass Sie und Grady ein Liebespaar sind.«

»Das sind wir nicht. Wir … es ist einfach passiert.« Sie runzelte die Stirn. »Was machen Sie hier?« Sie erinnerte sich vage, dass Grady die Haustür abgeschlossen hatte, bevor sie ins Schlafzimmer gegangen waren. »Wie sind Sie reingekommen?«

»Ich habe das Schloss geknackt. War ganz einfach. Sie haben Glück, dass ich es war und nicht Molino.« Sie erhob sich. »Kommen Sie, lassen Sie uns Kaffee trinken. Harley dürfte auch gleich hier sein, und ich bin da, um mit Ihnen zu reden – nicht mit ihm oder Grady.«

»Wieso nur mit mir?« Megan folgte ihr in die Küche. »Warum nicht mit Grady?«

»Sie gehören zur Familie.« Renata ging zur Kaffeemaschine und schenkte die zwei Tassen voll, die sie bereitgestellt hatte. »Sie mögen Grady vertrauen. Ich vermute, es ist schwer, jemandem, mit dem man geschlafen hat, zu misstrauen. Ich vermute, das geht irgendwie Hand in Hand.«

»Nicht notwendigerweise. Aber ich vertraue Grady tatsächlich.« Sie nahm die Tasse entgegen, die ihr Renata hinhielt. »Aber wenn Sie darauf anspielen, dass ich der Familie Devanez angehöre – bis vor wenigen Tagen wusste ich noch nicht mal, dass es sie gibt. Ich kann nicht behaupten, dass ich für irgendjemanden von euch familiäre Gefühle hege.«

»Sie haben Gefühle für Edmund. Und das Band ist da. Wir sind vom selben Blut.« Sie spähte über den Tassenrand zu Megan. »Und ich denke, Sie haben Familiensinn. Sie können nichts dagegen tun. Er ist in den Jahrhunderten in uns gewachsen.«

»In der letzten Nacht haben Sie mich nicht für besonders vertrauenswürdig gehalten«, stellte Megan fest. »Sie wollten uns nicht einmal verraten, wo Sie wohnen werden.«

Renata zeigte ein kleines Lächeln. »Ich wusste, dass Sie das ohnehin erfahren würden. Schließlich hat mir Harley diesen Sender in die Tasche gesteckt.«

»Sie wussten davon?«

»Ich bin nicht ganz unerfahren auf diesem Gebiet. Mein Cousin Mark hat mich von Kindesbeinen an ausgebildet. Die Frage war nur, was Sie unternehmen, wenn Sie wissen, wo ich mich verstecke. Ob mich Molinos Männer überfallen würden. Er will die Chronik an sich bringen, und er kennt keine Skrupel.«

»Das stimmt.« Megan runzelte die Stirn. »Dies war eine Art Test?«

»Ich musste sichergehen und dachte: Wenn Sie mich nur beobachten und ansonsten nichts geschieht, kann ich Ihnen trauen.«

»Und wenn wir die Bösen gewesen wären, dann hätten Sie sich in Gefahr begeben.«

Renata schüttelte den Kopf. »Ich war auf alles vorbereitet.« Sie trank einen Schluck Kaffee. »Womit ich nicht gerechnet hatte, ist, dass ich hier warten muss, während Sie und Grady sich vergnügen.« Sie sah sich in der Küche um. »Ich musste alle Stühle wieder unter den Tisch schieben, bevor ich die Kaffeemaschine füllen konnte.«

Megans Wangen wurden heiß. Sie wechselte das Thema. »Woher wussten Sie, wo Sie uns finden können?«

»Ich habe ein Gerät benutzt, um Harleys Handy vom nächsten Funkturm aus anzuzapfen. Mir war klar, dass er mit Ihnen Verbindung halten würde.«

»Und wie sind Sie aus Ihrem Haus gekommen, ohne von Harley gesehen zu werden?«

»Dort gibt es einen Keller, über den man in einen unterirdischen Gang den Hügel hinuntergelangt.«

»Sie hätten ihm auch einfach sagen können, dass Sie herkommen.«

»Das hätte ich tun können.« Ihre Augen blitzten. »Aber ich wollte ihm eins auswischen. Für meinen Geschmack ist er ein bisschen zu selbstsicher. Er bildet sich doch tatsächlich ein, er könnte mich mit diesem kleinen Sender überwachen.«

»Sie haben mir immer noch nicht gesagt, weshalb Sie hier sind.« Und nach einer kleinen Pause setzte Megan hinzu: »Werden Sie uns zu der Chronik führen?«

Renata verneinte. »Aber ich werde zulassen, dass Sie mich als Köder einsetzen.«

»Was?«

»Höchstwahrscheinlich weiß Molino, dass Edmund die Chronik an mich weitergegeben hat. Er hat mir Falbon auf den Hals gehetzt. Sie könnten so tun, als hätten Sie mich nicht gefunden, dann wird er denken, dass ich die Chronik noch habe, und hinter mir her sein wie damals hinter Edmund.«

»Mein Gott, Renata.«

»Vorher muss ich die Chronik in Sicherheit bringen, falls etwas schiefgeht. Ich habe meinen Nachfolger als Bewahrer bereits ausgewählt. Als mir Edmund die Chronik übergab, hat er mir geraten, sofort über einen Nachfolger nachzudenken – für alle Fälle.«

»Ihr Cousin Mark?«

»Nein, aber ich würde es Ihnen ohnehin nicht verraten – ob ich Ihnen nun vertraue oder nicht. Hier geht es um die Chronik. Sobald sie sich an einem sicheren Ort befindet, können Sie mich als Lockvogel benutzen.«

»Nein«, wehrte Megan ab. »Auf keinen Fall werde ich Ihr Leben aufs Spiel setzen und Molino die Gelegenheit geben, Sie umzubringen. Das habe ich schon mit Edmund durchgemacht.«

»Und ich lasse Molino nicht weiterleben nach allem, was er Edmund angetan hat. Es war sowieso nur eine Frage der Zeit. Seit Jahren hat er im Stillen einen übersinnlich Begabten nach dem anderen ermordet – jeden, den er aufspüren konnte. Vor zwei Jahren ist eine junge Frau in Arizona bei einem Autounfall mit Fahrerflucht ums Leben gekommen. Letztes Jahr ertrank ein Junge in Orlando. Ich bin nicht mal sicher, ob Molino wusste, dass sie zur Familie Devanez gehörten. Sie waren Freaks, und das genügte ihm. Gott allein weiß, wie viele Menschenleben er auf dem Gewissen hat. Aber ich weiß genau, wie viele Tote es geben wird, wenn er die Chronik in die Finger bekommt.«

»Dann vernichten Sie sie, um Himmels willen«, rief Megan. »Wenn er die Menschen, die in der Chronik aufgelistet sind, nicht findet, kann er ihnen auch nichts antun. Ein Buch darf doch nicht solches Leid verursachen.«

»Das kann ich nicht. Meinen Sie, wir pflegen nur eine überkommene Tradition, indem wir die Chronik weiterführen? Einige der Personen, die darin erfasst sind, wissen nicht mal, dass sie zur Familie gehören. Wir versuchen, sie in Ruhe zu lassen, damit sie ihr Leben leben können. Aber andere haben Fähigkeiten, die sie in Verwirrung stürzen und die sie nicht kontrollieren können. Manche entwickeln ihre Talente später, und wir müssen ihnen jemanden zuführen, der ihnen helfen kann.« Sie schwieg einen Augenblick. »Wieder andere müssen vor den Molinos dieser Welt beschützt werden. Glauben Sie, er ist das erste Ungeheuer, das es auf die Chronik abgesehen hat? Sie haben immer schon am Horizont gelauert. Dieses Tribunal-Protokoll ist seit Jahrhunderten allen zugänglich. Die meisten hielten den Inhalt für ein Beispiel der wilden Geschichten, die die Inquisitoren aus ihren Opfern herausgepresst haben. Aber es gibt Menschen …« Sie stellte ihre Tasse ab. »Wussten Sie, dass mein Urgroßvater in Auschwitz war?«

Megan nickte. »Religiöse Verfolgung?«

»Nein. Möglicherweise wäre er letzten Endes ohnehin dort gelandet, aber er wurde zu einer Befragung dorthin gebracht. Die Nazis, insbesondere Hitler, interessierten sich für das Okkulte. Er hatte seine eigenen Astrologen und Wahrsager. Sogar die Nazisymbole reichen zurück zu esoterischen Verbindungen wie den schottischen Freimaurern und dem Templerorden; das Hakenkreuz, der Adler, die Farbzusammenstellung von Schwarz, Weiß, Rot. Hitler glaubte, er sei von ›höheren Mächten‹, die ihn mit unheimlichen hypnotischen Kräften ausgestattet hätten, auserwählt worden. Zudem war er überzeugt, dass eine neue Rasse von Supermenschen entstehen würde. Er erwartete eine Mutation des Homo sapiens, die einen höheren Bewusstseinszustand erreicht. Deshalb war er so besessen von der sogenannten Reinheit der arischen Rasse.«

»Ich habe über seine Versuche, eine Herrenrasse zu kreieren, gelesen.«

»Dann können Sie sich vorstellen, dass er überglücklich war, als ihm eine Abschrift des Tribunal-Protokolls in die Hände fiel. Das bedeutete, dass er nicht allein auf die Evolution vertrauen musste. Er konnte selbst Supermenschen erschaffen. Das passte zu dem Bild, das er von sich selbst hatte – er sah sich nämlich als gottähnlich an. Er wollte die gefügigeren Mitglieder der Devanez-Familie ausfindig machen und sie mit blauäugigen Ariern paaren. Die restlichen Talente hätte er eingesetzt, um seine Herrschaft unangreifbar zu machen.« Sie schüttelte den Kopf. »Er war sogar bereit, die Reinheit des Blutes aufs Spiel zu setzen, um eine geistige Elite zu züchten. Natürlich musste er die geeigneten Kandidaten erst finden. Also schickte er Himmler auf Hexenjagd; er sollte Berichte über übersinnlich Begabte sammeln und ihre Abstammung ergründen. Himmler fand Dokumente, die ihn zu meinem Urgroßvater Heinrich Schneider führten.« Sie verzog den Mund. »Unglücklicherweise eignete er sich nach Ansicht Hitlers nicht als Zuchthengst. Heinrich war Jude, und das hieß, dass er ›verseucht‹ war. Aber es bestand die Chance, dass er wusste, wo andere Talente, akzeptablere, zu finden waren. Er wurde ins Konzentrationslager Auschwitz gesteckt, genau wie seine ganze Familie. Seine Frau und zwei seiner Kinder wurden vor seinen Augen getötet, weil er sich weigerte zu verraten, wo sich die Chronik befand.«

»O mein Gott.«

»Dabei wusste Heinrich gar nicht, wo sie war. Er war nicht der Bewahrer. Er durchlebte Jahre des Hungerns und der Folter. Als er bei Kriegsende aus dem Konzentrationslager befreit wurde, war sein Gesundheitszustand so schlecht, dass er vier Monate später starb. In den Kriegsjahren ist es uns gelungen, die meisten Devanez-Nachkommen aus Deutschland herauszuschmuggeln. Sechshundertfünfundzwanzig Leute überquerten die Grenzen und ließen sich in anderen Ländern nieder. Und das konnten wir nur«, fügte sie bedächtig hinzu, »weil wir die Chronik hatten. Es wird immer Torquemadas, Hitlers und Molinos in dieser Welt geben. Wir müssen auf sie vorbereitet sein.« Sie nahm ihre Tasse wieder in die Hand. »Damit wir sie zermalmen können wie Kakerlaken.«

»Mir scheint, ihr seid eher vor den Kakerlaken davongelaufen.«

Renata hob die Schultern. »Sie haben recht; damit habe ich auch ein Problem. Ich habe Edmund versprochen, die Chronik nicht in Gefahr zu bringen. Und ich halte mein Versprechen. Aber«, fuhr sie fort, »ich werde Molino auch nicht am Leben lassen, nachdem er Edmund so gequält hat. Also benutzen Sie mich, um den Hurensohn in die Falle zu locken.«

»Nein.«

»Denken Sie darüber nach.« Sie stellte die Tasse wieder auf die Arbeitsfläche. »Ich lasse Ihnen zwei Tage Zeit, Ihre Meinung zu ändern. Sie wissen, wo Sie mich finden können.«

»Solange Sie nicht wieder durch den Keller abhauen«, meinte Harley, der hinter Megan auftauchte. »Ich habe diskret vor der Haustür gewartet, weil ich dachte, dass Renata ohne Zuhörer mit Ihnen sprechen wollte, Megan.« Er schaute von einer zur anderen. »Ist Ihre Unterhaltung beendet? Renata, ich begleite Sie zurück zu Ihrem Haus.«

»Sie wussten von dem Keller und dem Gang?«

»Etliche Häuser hier in der Umgebung haben diese Keller. Ich habe mich mit dem Hausbesitzer, der mir dieses Haus vermietet hat, unterhalten, und er hat mir von dieser Besonderheit erzählt. Deshalb habe ich an einer Stelle Posten bezogen, von der aus ich sowohl Ihre Haustür als auch den Tunnelausgang beobachten konnte.«

»Sehr clever«, gab Renata zu.

»Ich hab hin und wieder helle Momente.« Er sah Megan an. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«

»Ich glaube, Renata hat alles gesagt, was sie sagen wollte.«

»Dann bringe ich sie nach Hause. Ich glaube nicht, dass Grady ihr Haus weiter observieren lässt. Das hat keinen Sinn. Ich war in Renatas Haus, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sie hierher wollte. Sie hat Hightech-Equipment und Waffen, um die sie James Bond beneiden würde.«

Megan hob die Brauen. »Cousin Mark?«

»Natürlich«, antwortete Renata schlicht. »Er ist der Meinung, dass man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein muss. Er hat mich seit dem Tod meiner Eltern trainiert.«

»Um die Chronik zu bewachen?«

»Und um Scheißkerle wie Molino zu überleben.« Sie ging zur Tür. »Ich habe Mark heute Nacht angerufen und gebeten herauszufinden, wen mir Molino jetzt, da Falbon tot ist, auf den Hals schicken wird.« Sie öffnete die Haustür. »Vermutlich ist er erpicht darauf, schnell zuzuschlagen.« Und mit einem Blick auf Megan fuhr sie fort: »Wer es besonders eilig hat, macht oft Fehler. Er wird sich auf jede Gelegenheit stürzen, mich in seine Gewalt zu bekommen. Wir haben eine Chance.«

»Ich werde Sie nicht in Gefahr bringen«, erwiderte Megan.

Ärgerlich schüttelte Renata den Kopf. »Sie verstehen nicht. Ich will das.«

»Nein.«

»Halsstarrig.« Und nach kurzem Überlegen meinte Renata: »Unter anderen Umständen wäre ich … gerührt über so viel Fürsorge. Seit langer Zeit hat niemand mehr Anstalten gemacht, mich zu beschützen.« Sie winkte Harley zu sich. »Meinetwegen können wir aufbrechen. Und falls Sie jemals wieder versuchen sollten, in meiner Abwesenheit mein Haus zu betreten, werden Sie eine unliebsame Überraschung erleben. Kleine Bomben kann man schnell basteln. Das ist eine Warnung, Harley.«

»Ich nehme sie zur Kenntnis.« Harley folgte ihr. »Megan, ich bin in ein paar Minuten zurück.«

Megan beobachtete, wie die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.

Verdammt, Renata war störrisch wie ein Esel. Sie hatte Megan vorgeworfen, halsstarrig zu sein, war aber genauso ein Dickkopf. Sie wollte, dass alles nach ihrem Willen ablief, und war taub gegen vernünftige Argumente.

Und wenn es nach Renata ginge, würde sie sich direkt in Molinos Schussfeld manövrieren. Warum überließ sie die Chronik nicht Grady und ihr als Lockmittel für Molino? Ein Menschenleben war zu kostbar.

Dennoch verstand Megan allmählich, welche Leidenschaft Renata beseelte. Die Geschichte über den Tod ihres Urgroßvaters hatte ein Licht auf die Schikanen und das Bedürfnis geworfen, sich selbst zu schützen, das die Familie Devanez jahrhundertelang angetrieben hatte. Sie hatten Hunderte Verwandte vor einem gewaltsamen Tod bewahrt, indem sie die Chronik sorgfältig und akkurat weitergeführt hatten. Von welchen Schicksalen zeugte dieses uralte Buch noch? Renata wusste wahrscheinlich von allen. Von Kindesbeinen an hatte sie mit der Geschichte der Devanez gelebt. Edmund hatte für die Chronik sein Leben gegeben. Für ihn war das keine abstrakte, übertrieben idealistische Idee gewesen. Er wollte andere retten und verhindern, dass die Chronik in die falschen Hände fiel.

»Du bist so nachdenklich. Was ist los?«

Sie blickte zu Grady auf. Sein dunkles Haar war noch feucht von der Dusche, und er sah schlank und drahtig aus in Jeans und einem dunkelgrünen Hemd. Bei seinem Anblick machte ihr Herz einen kleinen Freudensprung. Er war nicht länger als dreißig Minuten von ihr getrennt gewesen, und trotzdem reagierte sie so heftig. »Renata hat uns einen Besuch abgestattet.« Megan ging zur Kaffeemaschine und schenkte ihm eine Tasse ein. »Setz dich, ich erzähle dir davon.«