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Toppe hatte sich nach seinem ersten Arbeitstag auf einen gemütlichen Abend mit Gabi und dem spanischen Rotwein gefreut. Aber Gabi bügelte und ließ sich auch durch Bitten nicht bewegen.

»Mutter hat nicht eine Hose von den Jungs gewaschen. Und du hast auch kein Hemd mehr im Schrank.«

Beleidigt hatte Toppe sich in die Badewanne verzogen. Seine Mutter hatte sich, nachdem sein Vater so früh gestorben war, damit über Wasser gehalten, daß sie für die Büdericher Geschäftsleute Wäsche wusch und bügelte. Den Anblick voller Wäschekörbe und den Geruch eingefeuchteter Tischdecken konnte er immer noch nicht gut vertragen.

Er hatte sich Olivers Legoboot mit ins Wasser genommen und ließ es zwischen seinen Knien hindurch zum Wasserkran tuckern.

Der Alte war ein ganz schöner Schleifer. Gleich heute morgen hatte er Toppe zu sich zitiert, ausführlich über die letzten Wochen berichtet und ihm mitgeteilt, welche Aufgaben er zu übernehmen habe.

Unangenehmer Typ, dieser Siegelkötter. In alles steckte er seine Nase rein, wußte immer genauestens Bescheid, die Berichte hatten unverzüglich auf seinem Tisch zu landen, und mindestens zweimal am Tag kam er in ihr Büro und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Dabei war er völlig humorlos, zugeknöpft bis obenhin. Westfälischer Kantenkopp, hatte Heinrichs gesagt.

Fast sehnte man sich zurück nach dem alten Chef, obwohl der ja nun wirklich ein arroganter Pinsel gewesen war. Aber wenigstens hatte er einem freie Hand gelassen und sich nicht in alles reingehängt. Toppe war gespannt, wie das wohl laufen würde, wenn der erste größere Fall kam, wo er sich nicht mit langen Rapports würde aufhalten können und sich auch nicht jede Maßnahme absegnen lassen würde.

Heinrichs hatte ja nicht schlecht gestaunt, daß er jetzt noch mehr abgenommen hatte. Ganz schön neidisch hatte der geguckt. Der sollte wirklich auch mal was an sich tun; der wog doch bestimmt über zwei Zentner. Daß seiner Frau das nichts ausmachte.. Die war doch noch ganz knackig.

Und Astrid würde also jetzt bei ihnen bleiben. Er hatte sich vehement dafür eingesetzt, aber das wußte sie nicht. Zum Glück, sonst käme sie vielleicht auf dumme Gedanken. Sie war einfach ein nettes Mädchen. Ob sie noch mit van Gemmern zusammen war? Sie trug immer noch Miniröcke, so ganz ganz kurze, gestrickte, über diesen modernen schwarzen Strümpfen, wie hießen die doch gleich? Leggings, genau. Na ja, leisten konnte sie’s sich wahrhaftig. Wie die ihn angeguckt hatte. Die hatte ihn ja auch schon fast ein Jahr nicht gesehen.

Er fischte schnell das Boot aus dem Wasser und griff sich die Shampoonflasche.