34 Unter wechselnder Pflege

Was mit Schüttelfrost begann und während der Taxifahrt quer durch die Stadt sogar den Chauffeur beunruhigte – »Mann, den hat’s aber erwischt« –, dann, nach Stau und Umleitungen, in der Kollwitzstraße von Etage zu Etage für Hoftaller zur Qual wurde, weil Fonty keine zwei Stufen schaffte und ab erstem Treppenabsatz wieder huckepack genommen werden mußte, steigerte sich in der Dreieinhalbzimmerwohnung bei zügellosem Zähneklappern zum Fieberdelirium; nachdem Martha Grundmann und die Nachbarin Scherwinski den Kranken ins Bett gepackt hatten, zeigte das Thermometer 39,9 an. Er fror unterm Federbett, das er immer wieder abwarf. Wie er, so waren auch seine Prothesen nicht zu bändigen: Schnatternd schlugen die künstlichen Zähne aufeinander und mußten ins Glas; dennoch kamen zerstückelte Wortfetzen, Namen durch. Fonty rief nach dem Freund seiner jungen Jahre. Mit Bernhard von Lepel war er auf windgepeitschter Heide in Schottland unterwegs. Dann schien es, als hätten sie sich verirrt, seien in sumpfigen Morast geraten. Hilfe war vonnöten. Er verlangte nach Mathilde von Rohr, seiner für Kümmernisse stets offenen Beichttante, der er nun ruhiger und ohne Zähnegeklapper zuallererst häusliche Mißstimmung, den jüngsten Ehekrach klagte, um dann mümmelnd über Kollegen herzuziehen: wie verknöchert der alt gewordene Lepel sei, daß Heyse in München unter Stoffmangel leide und: »Wildenbruch hat wieder einen furchtbaren Vers gesündigt … Vielen Dank für den auf dem Postweg frischgebliebenen Spargel … Auf Zeitungslöschpapier wird weiter und weiter geschandmault …«

Fontys Klappern und Zittern ebbte ab. Schließlich – und nun wieder mit seinen Drittzähnen – begrüßte er, wie nach geglückter Landung auf dem Londoner Flughafen, den Brieffreund James Morris, mit dem er sogleich die krisenhafte Weltlage sondierte: »Und was sagen Sie zur Situation auf dem Balkan? Sieht aus, als wollten Kroaten und Serben sich wiederum bis aufs Blut … Der Kaukasus zerfällt, schlimmer, das russische Großreich bricht auseinander, so daß wir uns der zwar schrecklichen, aber gefestigten Zustände werden erinnern müssen, als noch die Sowjetmacht mit starker Hand … Weil nichts hält … Weil die Welt aus den Fugen … Wie nach Tauroggen, als die Zeichen auf Sturm standen … Und aus dem Stechlinsee stieg, kurz vor meinem Abflug, ein Wasserstrahl höher und höher …« Nach zweitem Fiebermessen – nun waren es 40,3 -forderte Martha den Tagundnachtschatten des so erbärmlich daniederliegenden Englandreisenden auf, von der nächsten Telefonzelle aus eine Nummer zu wählen, die sie auf ein eilig abgerissenes Kalenderblatt, mit Datum vom 12. Juni, gekritzelt hatte: »Nun laufen Sie schon. Vom Rumstehen wird’s nicht besser.« Doktor Zöberlein, dessen Poliklinik demnächst abgewickelt werden sollte, der aber den Wuttkes noch immer als Familienarzt galt, kam sofort, wenn man bereit ist, zwei Stunden Wartens bei steigendem Fieber als sofort zu akzeptieren. Ein Blick des gehetzten, aber nie gehetzt wirkenden Arztes genügte: »Kennen wir schon, diese nicht ungefährliche Neigung zur Anämie. Scheint diesmal aber besonders dicke kommen zu wollen. Vernünftig wäre eine sofortige Überweisung nach Buch in die Anstalt. Ich weiß, ich weiß: Unser Patient wird sich weigern. Würde zu weiteren nervlichen Belastungen führen. Also verlassen wir uns auf häusliche Pflege und die bewährten Selbstheilkräfte unseres Kranken. Wird aber dauern diesmal. An Medikamenten das Übliche. Vor allem muß das Fieber runter …« Fonty lag ruhig, erschöpft. Doktor Zöberlein ging mitten im Satz von einem Patienten zum nächsten über: »Nehme an, daß es Mama Wuttke auf den Magen geschlagen ist, Kein Wunder, wenn sich der alte Herr solche Dinge leistet. Einfach abhauen. Kommt übrigens jetzt häufiger vor. Muß an der Zeit liegen …« Also schaute der Arzt nach Emmi, an deren Bett Inge Scherwinski saß und mit zweiter Stimme zum Gejammer der alten Frau beitrug. Natürlich hatte sie keine Unmenge Tabletten geschluckt – Magenauspumpen war Hoftallers Erfindung gewesen –, aber bettlägerig blieb sie doch, obgleich man ihren Wuttke zurückgebracht hatte. Hoftaller stand in der Küche rum, als werde er noch gebraucht. »Das wird schon wieder«, sagte Doktor Zöberlein und schrieb weitere Rezepte auf. Als ihm die Nachbarin Scherwinski mit Klagen über Rückenschmerzen kam – »Ich krieg mich nich grade mehr« –, riet er zu Gymnastik und Schuhen mit flachen Absätzen. Dann war Hoftaller dran. Der reagierte auf die Frage nach etwaigen Beschwerden ein wenig erschrocken, fing sich aber sogleich: »Tut mir leid, Doktor. Ein paar Gesunde gibt’s noch.« Dann ging der Arzt, nicht ohne Martha Grundmann zu versprechen, tags drauf nach den beiden Kranken zu schauen: »Verlaß mich auf Sie. Dürfen uns diesmal nicht schlappmachen. Versprochen?« Zwar fand Martha noch genügend Kraft, zur nächsten Apotheke zu laufen, aber nachdem sie Vater und Mutter mit fieberdrückenden, nervenberuhigenden und magenfreundlichen Medikamenten versorgt, Inge Scherwinski ein Päckchen Zigaretten zugesteckt und Hoftaller eine Flasche Bier auf den Küchentisch gestellt hatte, fühlte auch sie sich »etwas mulmig und angegriffen«. Mit Schweiß auf der Stirn und erstem fiebrigen Schuddern war sie wieder einmal ganz Vaters Tochter, das hieß bei ihr: »Bin mit den Nerven fix und fertig und eigentlich reif fürs Bett.« Als Hoftaller wissen wollte: »Wie lebt es sich denn so in Schwerin?«, gab sie zuerst nur pampige Antwort, »Möcht mal wissen, was Sie das angeht?«, dann aber nahm sie ihr schroffes Wesen ein wenig zurück: »Wie soll es sich da schon leben? Im Prinzip nicht schlechter als hier. Bin aber froh, daß ich ein paar Tage weg bin. Kann das Mecklenburgische schlecht ab, na, die kriegen entweder das Maul nicht auf, oder sie dröhnen. Aber hier herrscht ja auch nicht grade Jubel, Trubel, Heiterkeit. Genau. Erst liegt Mama flach und nun Vater. Und jetzt hat es womöglich mich erwischt. Muß mich unbedingt hinlegen. Würd es Ihnen was ausmachen, wenn Sie … Jedenfalls wär Vater Ihnen bestimmt dankbar … Nur ab und zu nach ihm gucken … Vielleicht morgen noch, bis ich wieder auffem Damm bin … Zu nix taugt man mehr … Die Wohnungsschlüssel? Na, inner zweiten Schublade links … Genau … Im Kühlschrank steht mehr Bier.« Der Kranke schlief. Emmi Wuttke war gleichfalls eingeschlafen. Und als bald darauf Martha Grundmann unter geschlossenen, doch immer wieder verschreckt zuckenden Augenlidern ein wenig Schlaf fand, sagte Inge Scherwinski: »Was für ne Familie! Wenn einer liegt, liegen jleich alle. Is ja man gut, daß Sie da sind und ein Auge drauf haben. Ich muß nämlich jetzt rüber, ehrlich, weil meine Jungs sonst alles auffen Kopp stelln …«

Hoftaller saß in der Küche und holte sich, als die Flasche leer war, eine zweite, dabei sah er, daß Martha Grundmann ein halbes Dutzend Schultheiß kühlgestellt hatte. Man rechnete mit ihm. Er gehörte zur Familie. So still es hinter den Zimmertüren der Wohnung blieb, er war nicht einsam. Außer ihm gab es die Küchenuhr und den Fernsehapparat, der aber stumm zu sein hatte; das Ticken der Uhr, deren Zifferblatt aus Emaille war, sagte genug. Wie ruhig Emmi und Fonty schliefen, sogar Martha schien Schlaf gefunden zu haben, jedenfalls litt sie, falls sie nicht schlief, stumm vor sich hin und hörte auf ihre hellwachen Nerven. »Will nur paar Stunden abschalten, damit ich wieder auf Trab komm und Sie endlich abzischen können.« Das hatte sie gesagt, bevor sie sich in ihr Mädchenzimmer zurückzog. Und Hoftaller war mit der Antwort »Ich hab Zeit« auf längere Anwesenheit vorbereitet. Nun tickte die Uhr, und ab und zu rappelte der Kühlschrank. Zu uns hat Martha Grundmann später gesagt: »Na, der hat ziemlich verdattert geguckt, als ich ihn in der Küche sitzen ließ. War er nicht gewohnt, Krankenpflege und sowas. Hat bestimmt gedacht, ich rappel mich wieder in ein paar Stunden oder bißchen länger vielleicht. Hat sich aber dann hingezogen die Sache mit uns. Konnt er natürlich nicht wissen, als er ›Ich hab Zeit‹ gesagt hat. Und war bestimmt nicht einfach für ihn, drei Kranke und alle schwierig, auch wenn meine Freundin Inge eingekauft und ab und zu Hühnerbrühe auf Vorrat gekocht hat. Genau, konnt ihn eigentlich nicht ausstehen, na, weil er … Aber das wissen Sie ja. Und wenn er wegen nix vor sich hin gegrinst hat, hätt ich ihm sonstwas … Aber das muß man ihm lassen, war ganz rührend besorgt um uns, tage-, was sag ich, wochenlang …« Wir vom Archiv hörten nicht ohne Schadenfreude, was er uns später von einer Telefonzelle als seine neueste Tätigkeit durchgesagt hat: »Hätte nie gedacht, daß sowas rund um die Uhr läuft. Mit Fonty, das geht ja, aber Mutter und Tochter lassen kein bißchen Pause zu. Immer ne Menge Wünsche. Und immer muß es schnell gehn. Nein, brauch keine Hilfe, komm schon zurecht und schlaf in der Küche, so gut es geht. Aber nun muß ich Schluß machen, weil die Nachbarin gleich wieder wegwill, dringend, sagt sie, auf Ämter wegen Kindergeld oder sowas …« Nicht, daß er klagte, aber man ahnte die Anstrengung. Dennoch muß Hoftaller eine Neigung zur Krankenpflege verspürt, vielleicht sogar eine gewisse Verantwortung für die Wuttkes entdeckt haben, sprach er doch von »meinen Kranken« und von »meiner nicht immer einfachen Aufgabe«. Jedenfalls war Doktor Zöberlein mit seiner Fürsorge zufrieden. Uns gegenüber hat er von einem »Glücksfall« gesprochen. »Solch einen Hausfreund wünscht man sich.« Und als er sich Anfang Juli auf eine ihm endlich mögliche Bildungsreise ins westliche Ausland begab später, als die Poliklinik zumachen mußte, wechselte er ganz in den Westen –, konnte der Arzt sicher sein, daß die drei nicht pflegeleichten Patienten in guten Händen waren. Insgesamt mußte Hoftaller knapp vier Wochen lang helfen. Ein Klappbett, zurückgeblieben aus Notzeiten, das sich im Kohlenkeller fand, hatte er in die Küche gestellt, offenbar gewohnt, spartanisch zu leben. Jedenfalls stellten wir uns vor, daß Hoftallers Zuhause – denn irgendwo mußte er wohnhaft sein – nur karg möbliert war. In Tallhovers Biographie wird ein Haus und dessen Küche erwähnt, desgleichen ein Keller, in dem er sich, wenn auch vergeblich, zum Tode verurteilt hat, außerdem ist von einer alten Frau die Rede, die wöchentlich einmal putzte; mehr nicht, kein Bezirk, keine Straße. Aber wir vermuteten Hoftallers Adresse in den leicht zu verwechselnden Plattenbauten im Bezirk Marzahn oder in Berlin-Mitte, wo, als Hinterlassenschaft der Arbeiter- und Bauern-Macht, dicht bei dicht die Parteikader wohnten. Niemand von uns hat ihn jemals besucht. Selbst Fonty sprach sich nur vage aus: »Vermutlich haust mein Tagundnachtschatten in wechselnden Quartieren und mehr schlecht als recht. Keine Ahnung, wer für ihn sorgt. Von Frauen war bei ihm nie die Rede. Und kochen kann er bestimmt nicht. Kenne ihn nur mit Thermoskanne und Mettwurststullen in einer Blechdose, sein Proviant, wenn er Außendienst hatte …« Um so erstaunlicher war es, daß der Krankenpfleger Hoftaller schon bald, wenn auch nach Inge Scherwinskis Anweisungen, fähig war, für Schonkost zu sorgen, zum Beispiel für Haferschleim oder Hühnerbrühe, die er »jüdisches Penicillin« nannte. Später hat er sich sogar an leicht gewürztes Hackfleisch zu Salzkartoffeln und grünen Erbsen gewagt, offenbar mit Erfolg, denn Emmi Wuttke sagte: »Aber gekocht hat er prima. Hätt ich ihm nich zugetraut. Sogar Kalbsfrikassee zu Reis hat er hingekriegt, und einmal, als es mir schon bißchen besser ging, hat er nen Schweinebraten in die Röhre geschoben, war richtig knusprig die Schwarte. Und immer gleich abgewaschen hinterher. Sah tipptopp aus die Küche, wenn ich mal reinguckte, als ich wieder Appetit auf Fernsehen bekam, Lindenstraße und sowas …« Doch bis es soweit war, zogen sich betriebsame Tage und unruhige Nächte in die Länge. Fonty blieb fiebrig. Marthas Depressionen nahmen eher zu. Nur mit Emmi ging es, wenn auch langsam und unter Gejammer, bergauf. Doch im Unterschied zu den beiden Frauen, die verdüstert stumm oder apathisch in ihren Betten lagen, war Fonty ein mitteilsamer Kranker, das heißt, er sprach im Fieber, und Hoftaller rückte, sooft es ging, einen Stuhl neben den Fiebrigen; sogar als Krankenpfleger war er ein guter Zuhörer.

Viel gab das nicht her, bloße Phantasien ohne Anfang und Ende. Dennoch war dem hektischen Redefluß und mehr noch seinem im Bummelton vorgetragenen Geplauder eine Ordnung abzuhören, die freilich weder Raum noch Zeit achtete.

Anfangs fütterte der versäumte Englandflug des Kranken lamentolange Klage. All die verpaßten Sehenswürdigkeiten. ob Tate Gallery oder Westminster Abbey, wurden vorgeführt. Die Präraffaeliten und die Gemälde von Gainsborough und Turner, den er ein Genie ohne Nachfolge nannte. Dann brabbelte das Londoner Tagebuch vor sich hin: »Im Café Divan Brief an Glover geschrieben … Rüffel von Metzel … Im Covent Garden Konzert gehört, Hauptstück: The Fall of Sebastopol … Auf der Gesandtschaft Max Müller getroffen … Handel mit Glover vorläufig abgeschlossen … Brief für Merckel an Metzel geschickt … Sah Othello, die Desdemona vorzüglich … Nun jährlich zweitausend Reichstaler für ›Morning Chronicle‹ sicher …« Dann stand wieder Sightseeing auf dem Programm: mit und ohne Emilie, die nachgereist war und nun ihr Heimweh pflegte – »Für George ein scotch plaid gekauft …« Danach über die Themsebrücken zur Fleet Street oder in den Hyde Park und natürlich zum Trafalgar Square und weiter zum düsteren Tower. Und mit diesem Umschlagplatz englischer Geschichte kam sogleich wieder der Freund schwieriger Jahre, Bernhard von Lepel, ins fiebrige Spiel. Auf nach Schottland! Beide bereisten die Grafschaft Kinross, standen Seite an Seite am Ufer des Leven-Sees, sahen von dort aus, auf einer Insel gelegen, das DouglasSchloß Lochleven, und Fonty rief: »Schau, Lepel, so schön das Bild ist, das sich vor uns entrollt, aber ich frage mich, war denn der Tag minder schön, an dem ich auf dem Rheinsberger See ruderte und gleichfalls das Schloß sah …« Und schon befand er sich, wie in Schottland geplant, auf Wanderung durch die Mark Brandenburg, doch nunmehr gemischt mit der Aussicht, demnächst -und im Dienst der Treuhand – potente Käufer von Schloß zu Schloß führen zu müssen: »Aber das will ich nicht! Bin kein Ausverkäufer! Niemals werde ich diesen Raffkes die Grafschaft Ruppin, das Ländchen Friesack, den Oderbruch feilbieten …«

Dann wieder war England vordergründig, wo man ihm, gleich bei Ankunft in London, seine drei Bände »Vanity Fair«, samt Randglossen, beschlagnahmte. Ärger über Ärger. Kaum daß ihm der Cabkutscher durch seine Lieblingsstraße, Moorgate Street, zum Finsbury Square gebracht hatte, folgte er wieder den tagtäglichen Eintragungen: »Im Café Divan geplaudert … Bruch mit ›Morning Chronicle‹ endgültig … Habe Ingvessen angeworben … Briefe von Immermann beantwortet … Jetzt haben die Dänen auf mich, den preußischen Agenten, ihrerseits jemand angesetzt … Ein gewisser Edgar Bauer bespitzelt mich …« Und nach dem Sturz der Regierung schlug weiterer Verdruß durch, den sich wie immer Lepel anhören mußte: »… bin weder ein Kreuzzeitungs-Mensch noch ein Manteuffelianer, bin ganz einfach der, der ich bin, und dieser Mensch hat bloß keine Lust, Manteuffel unmittelbar nach dem Sturz anzugreifen, weil mir besagter Manteuffel, dessen Pech am Hintern und dessen Polizeiregime mir ein Greuel gewesen ist, persönlich nur Gutes getan hat, weshalb ich auch nicht anstehe, nun, da er weg ist, den Helden zu spielen und mein Mütchen am Arbeiter- und Bauern-Staat zu kühlen, in dem es mir gleichfalls, zumindest in Kulturbundzeiten, passabel ergangen ist, auch wenn mich diese ledernen Zensurbestimmungen … und mir die Söhne abhanden gekommen … und uns der Sinn verlustig … die Perspektive futsch … Die Hauptaufgabe nie gelöst … und alle Freude am Sozialismus bald verlorengegangen … So daß wir jetzt, nachdem die Geschichte rückläufig … Jadoch! Paraden sind geplant. Öffentliche Hinrichtungen werden simuliert. Überall kolossale Happigkeit! Und schon wieder ist es ein Ismus, an den geglaubt werden soll. Hofprediger von allen Kanzeln herab. Was aber meinen Glauben betrifft, war ich schon immer reif für Lex Heintze, weshalb ich zu Hauptmann und dessen ›Hanneles Himmelfahrt‹ gesagt habe: Über diese Engelmacherei könnte ich zwei Tage lang ulken. Ein Genie? Das war der Schwefelgelbe auch. Sogar ein genial mogelndes Genie. Nein! In der Potsdamer haben wir und der Jude Neumann, der uns gegenüber wohnte, nie auf Bismarcks Geburtstag geflaggt, weshalb ich noch immer, Arm in Arm mit Neumann, mein Jahrhundert in die Schranken fordere, auch wenn ich, kaum waren wir glücklich gelandet – und das Kind Agnes bei seiner Mutter – zu James Morris, der mit Frau Professor Jolles gleich hinterm Zoll stand, gesagt habe: Die letzte Rolle, die zu spielen ich geneigt sein könnte, ist die des Kriegsberserkers. Aber die Schicksale nehmen ihren Lauf, und etwa am nächsten Säkulartag von Trafalgar oder nicht sehr viel später werden wir einen großen Krach haben, wogegen der Golfkrieg ein Klacks … Denn der Stechlinsee hat kürzlich mit einem Wasserstrahl … Und weil meine Mete mit einem furchtbar rappschigen Schloßaufkäufer … Und in Jena Professor Freundlich, obgleich ich ihm schrieb: Weg mit der Pistole! Ridikül ist das! Da hätte sich eher der Chef der Treuhand … Aber dem kam eine andere Person zuvor …«

Das alles hörte sich Hoftaller als Krankenpfleger an. Uns sagte er später: »Ein einziges Kuddelmuddel. Sogar um eine Staatspension hat er gebettelt, gleich ob vom preußischen oder vom Arbeiter- und Bauern-Staat ausgezahlt. Ich hab nicht viel dazu gesagt, nur seine rechte Hand gehalten und ab und zu bißchen getätschelt. Aber ganz zum Schluß – doch da gab’s keinen Schluß, nur Pausen – hab ich es mit Gutzureden versucht: Geht in Ordnung, Fonty. Das kriegen wir hin mit der Staatspension. Weiß man doch, daß Sie immer loyal gewesen sind. Das bißchen Aufmucken gehörte dazu …« Soviel Geduld hatte Hoftaller. Und als dem Kranken weitere Lebensphasen aufleuchteten, um von anderen gelöscht zu werden, die wiederum nur kurz flackerten, blieb er ganz Ohr und vergaß dabei nicht, des Fiebrigen Hand -immer wieder die rechte – zu streicheln; so zärtlich ging er mit seinem Pflegefall um, daß wir uns schämen mußten, weit weg, aus der Distanz des Archivs. Deshalb soll hier nichts ausgelassen werden, so wirr uns Fontys Fieberreden vorliegen. Wenn er soeben noch unter der Zwölfjahreslast seiner Kriegsbücher stöhnte und sich mit dem Verleger Decker anlegte, den er als »knickrigen Ruppsack« beschimpfte, flehte er ihn mit nächstem Satz an: »Wenn. Sie mir jetzt schon weitere dreihundertfünfzig Taler zahlen wollten …« Und gleich darauf steckte er ganz übergangslos inmitten Familienangelegenheiten, indem er seinem Sohn Theo, der jüngst das Abitur geschafft hatte, gratulierte – »Du bist der erste Primus omnium der Familie« –, um ihn gleichzeitig als Sohn Teddy und Beamten auf Bonns Hardthöhe vor der drohenden Aufklärung langjähriger Informantentätigkeit zu warnen: »Auf Dauer kann ich dich nicht mehr schützen … Mein Leib- und Magenspitzel könnte … Irgendwann fliegt dein nicht gerade sauberer Handel auf … Nie hättest du dich für uns so heldenmütig aufopfern dürfen … Verrat bleibt Verrat … Schlimm genug, sagt Mama, daß schon Georg als Fliegerhauptmann sein militärisches Geheimwissen …« Dann war sein verlegerisch tätiger Sohn Friedel dran. Kaum hatte er ihm die »Poggenpuhls« zum Druck freigegeben, verspottete er den Wuppertaler Verleger und dessen fromme Traktate: »Was heißt hier, Helden zu Gott führen? Fand es kolossal anmaßend, als ein Schusterssohn aus Herrnhut 400 Millionen Chinesen bekehren wollte, und nun willst du es in deinem Missionseifer mit weit über einer Milliarde aufnehmen und so die gelbe Gefahr aufs christliche Gleis bringen …« Dann haderte er mit Mete: »Warum klagst du dir lauter Fehlposten ein? Eigentlich ist es ein Glück, ein Leben lang an einer Sehnsucht zu lutschen …« Und erst, nachdem er »wegen der lästigen Akademiesache« mit Emilie zu streiten begonnen hatte – »Heute endlich hat der Kaiser meine Entlassung genehmigt. Im ersten Augenblicke war es mir deinetwegen leid. Aber enfin, es muß auch so gehn …« –, fiel er, erschöpft von Rede und Widerrede, in tonlosen Schlaf. Wir sehen keinen Grund zu verschweigen, wie er seinen Krankenpfleger beschimpft hat und in Hoftaller den Polizeirat Reiff oder jenen dänischen Sicherheitsassessor zu erkennen glaubte, auf den der arme Holk in »Unwiederbringlich« so eifersüchtig war: »Nun geben Sie schon zu, daß Sie die schöne Brigitte Hansen auf Ihrer Informantenliste führen. Was heißt hier, das ist echt Kopenhagensch, das war schon immer so. Jedenfalls haben Sie, trotz aller scheinheiligen Tricks, Melanie nicht aushorchen können, denn als Rubehn nach Hause kam, roch er sogleich Ihren Pestgestank und warnte vor näherem Umgang …« Hoftaller nahm das hin. Lächelnd, als wollte er von einem kranken Kind berichten, sagte er uns: »Und stellen Sie sich vor: Schließlich sind ihm auf seinen Fieberreisen das alte Fräulein Mathilde von Rohr und Frau Professor Jolles zu einer einzigen Person und Beichtmutter verschmolzen. Wenn er bei der einen seinen ganzen Jammer abgelassen hat – ›Meine Frau wäre eine vorzügliche Prediger-oder Beamtenfrau in einer gut und sicher dotierten Stelle geworden …‹ –, gestand er der anderen: ›Meine Emilie ist, wie ich einräumen muß, nicht darauf eingerichtet, mit mir ein Leben am Abgrund hin zu führen, weshalb wir uns trennen sollten. Doch als ich mir kürzlich, des ewigen Jammers müde, von unseren gemeinsamen Archivfreunden einen Flug nach London buchen ließ und ihr beim Frühstück sagte: Meine liebe Frau, ich habe nicht nur der Akademie Lebewohl gesagt, vielmehr gehe ich auf immer, rief sie und lachte dabei: Fahr nur, fahr und bring mir was Hübsches mit …‹« Immer auf Trab vergingen Hoftaller die Tage und Wochen. So gern er dem Fiebernden zuhörte, mußte er doch mit dem anderen Ohr auf dem Sprung sein. Durch die halboffene Tür zur Küche hin erreichte ihn Emmis Gejammer oder Marthas herrischer Ruf: »Ist denn niemand mehr da?!« Er sorgte mit Eisbeuteln und Wadenwickeln. Die Nachttöpfe zu leeren gehörte zum Morgenprogramm. Er maß Fieber, wechselte die Laken, schüttelte die Betten auf, brachte die Kopfkissen, nach Wunsch, in richtige Lage. Da jeder Lichtstrahl Martha schmerzte, verdunkelte er ihre Mädchenkammer so fugendicht, daß sie wie in ewiger Nacht lag, und wenn er sie aufsuchte, um das kühlende Stirntuch zu wechseln, huschte er auf Strümpfen. Ganz anders kümmerte sich Hoftaller um Emmi. Er hatte ihr aus dem Poggenpuhlschen Salon einen der Medaillonsessel in die Küche geschleppt, damit sie beim abendlichen Fernsehgenuß in eine Decke gehüllt und bequem saß. Und für die Nachbarin, die den Einkauf besorgte und ihn manchmal – »Auf ein Stündchen nur« – vertrat, wenn er dringender Besorgungen wegen außer Haus war – »brauche ein zwei Sachbücher« –, fielen ihm freundliche Worte ein: »Wollen Sie, bitte, so gut sein, an die Zeitungen, den ›Tagesspiegel‹, die ›Wochenpost‹, zu denken. Und wenn es nicht zuviel verlangt ist, bitte ich um nen Sechserpack Schultheiß. Ach, liebe Frau Scherwinski, Sie ahnen gar nicht, wie dankbar wir Ihnen sind. Nen Orden müßten Sie kriegen.« Wir vom Archiv hätten nicht besser für unseren Freund sorgen können, der die Nervenleiden des Unsterblichen so mustergültig ertrug, als wollte er uns mit jedem Fieberschub dessen lebenslange Schwäche anschaulich machen. Einige Male waren wir, nicht alle, nur als Zweierdelegation, auf Besuch. Die blitzblanke Küche fiel auf. Und einer von uns bemerkte auf dem Tisch ein Fremdsprachenlehrbuch, zudem ein Diarium und ein Vokabelheft, wie griffbereit eine Brille. Auf unsere Frage sagte Hoftaller: »Nun ja, man hat Lücken. Man muß sich weiterbilden. Und da meine Nachtwachen sich hinziehen, bleibt sogar einiges hängen: se habla español …« Mit Fonty war natürlich, im Sinn von Gespräch, nicht zu reden, doch durften wir Zeuge seiner Fieberphantasien sein. Dabei ergaben sich unerhörte, die Grenzen unseres Fach-Wissens sprengende Einsichten. Wir waren sicher, das Entstehen einiger Werke in bisher nicht überlieferten Textvarianten zu erleben. Mal glaubte er, auf der Bettdecke das Manuskript von »L’Adultera« vor sich zu haben, auf dessen Rückseite bereits beendete Novellen wie »Grete Minde« und »Ellernklipp« handschriftlich überliefert sind, dann war es der Aufsatz über Friedrich des Zweiten Jugendfreund Katte, in dessen Reinschrift von Emilies Hand er Korrekturen eintragen wollte; mehr noch, Fonty beschloß mit fliegender Schreibhand bis Mitte des nächsten Monats eine Neufassung zu Papier zu bringen, stand doch für den 17. August die Heimkehr der königlichen Gebeine auf offiziellem Programm: Vater und Sohn, der erste Friedrich Wilhelm, auch Soldatenkönig genannt, sowie die sterblichen Reste des Alten Fritz sollten umgebettet werden. Und diesem Tag und Ereignis fieberte Fonty entgegen: »Muß in Potsdam dabeisein! Werde bis dahin meinen Katte-Aufsatz auf neuesten Stand bringen, denn Preußen, das ist Kattes Hinrichtung als pädagogischer Akt. Will ich sehen, diesen inszenierten Witz, womöglich mit Zapfenstreich und ähnlichem Mumpitz …« Aber nicht nur »Katte aus heutiger Sicht«, auch andere Neufassungen gewannen in seinen fiebrigen Delirien teils absurde, teils verblüffend überzeugende Konturen. So schimpfte er den Schluß des Romans »Graf Petöfy« als »entsagungsvoll fade und religiös verschwiemelt«, weshalb er der Romanheldin Franziska, wenn sie denn schon aus einer Hafenstadt stamme, vorschlagen wollte, nach dem Selbstmord des alten Grafen als reiche Witwe die Rückkehr aus Ungarn vorzubereiten und nach Ablauf des Trauerjahrs entweder in Berlin einen Schauspieldirektor oder, besser, in Stralsund einen Schiffskapitän zu heiraten. »Schluß mit dem österreichischungarischen Operettenmilleu!« rief er. »Raus aus dem katholischen Beichtstuhl und rein in die lutherische Ordnungsanstalt, Ehe genannt!« Gleichfalls fielen ihm zu ›Irrungen, Wirrungen« fiebrige Varianten ein. Auf Adel und Kreuzzeitung sollte keine Rücksicht genommen werden: »Weg mit den Standesbarrieren!« Nach neuester Handlung mußte Lene Nimptsch nicht den biederen Konventikler und Stehkragenproleten Gideon Franke heiraten, sondern kriegte ihren Botho von Rienäcker, der auf die adlige, aber strohdumm kichrige Käthe pfiff. Fonty geriet in Feuer: »Nicht verzichten, Lene! Zupacken! Der vierte Stand nimmt sich, wonach ihm das Herz ist …« Noch radikaler ging er mit Effi um: »Zweifelsohne! Es ist die Mutter, die kupplerisch diese üble Geschichte eingefädelt hat. Sie soll am Ende büßen, von mir aus nach Dobbertin in das Stift gehen, während der alte Briest mit Tochter und Enkelkind eine weite Reise macht, nein, nicht nach Italien, nach China, damit der Spuk ein Ende findet. Und auf dem Dampfschiff mit zwei Schornsteinen und langer Rauchfahne, zu dessen Passagieren ein holländischer Gewürzhändler gehört, begegnen sich beim Dinner so zufällig wie folgerichtig die Hochzeitsreisenden Botho und Lene von Rienäcker mit den Briests, wobei der Alte, ermuntert durch Effi, endlich zu seiner Tischrede kommt, in deren Verlauf die Verlobung seiner Tochter mit Mynheer Koeneman als bürgerliches Ereignis bekanntgemacht wird. Und später plaudern alle, wie ihnen zumute ist …« Fonty hat sich für diesen Romanschluß bei steigendem, wieder auf 40 Grad kletterndem Fieber begeistert: »Gut, daß Lene dabei ist und Arm in Arm mit Effi auf dem Schiffsdeck flaniert. Übrigens sieht man später die beiden in Hongkong beim Einkaufsbummel … Räucherstäbe, Lackkästchen, Seide …« Er freute sich auf den Vorabdruck in der Vossischen, die schon mit dem Original von »Irrungen, Wirrungen« Ärger bekommen hatte. Die Empörung des Hauptaktionärs Lessing, »Wird denn die gräßliche Hurengeschichte nicht bald aufhören«, hat er zitiert und seinen Spott draufgesetzt: »Nein, Herr Geheimrat, sie geht sogar glücklich weiter. Meine Lene hat das verdient. Das bin ich ihr schuldig seit Dresdner Apothekertagen. Und meine Madeleine, deren Kritik oft von zartbittrem Geschmack ist, wird sich an diesem blitzneuen, alle Prinzipienreiter vom Roß stoßenden Schluß erfreuen, zumal nun auch Effi, das arme Luder …« Wir vom Archiv geben zu, daß Fontys Fiebervariationen einiges für sich hatten. »Effis Glück« schien ausreichend motiviert zu sein, denn Crampas und Innstetten hatten sich
-nach des Kranken Willen -gegenseitig erschossen; der wiederverheirateten Witwe »bis ins hohe Alter heiteres Wesen« erfreute uns. Sogar Hoftaller war beeindruckt von dem, wie er sagte, »etwas verspäteten Perspektivwechsel des Unsterblichen«. Überhaupt genoß er seine Rolle als Krankenpfleger und genierte sich nicht, uns mit vor den Bauch gebundener Küchenschürze in sozusagen klinischem Weiß zu empfangen. Ein wenig übertrieben begeistert sprach er vom »fürsorglichen Dienst rund um die Uhr«, und selbst wenn er einräumte, daß ihm die beiden Frauen mehr Mühe als Fonty bereitet hätten, war er voller Verständnis: »Man muß Frau Wuttke begreifen lernen, gleichfalls die Tochter. Leicht haben es beide bestimmt nicht gehabt. Der Alte kann ziemlich unerträglich werden. Oft hat nur mein leiser Hinweis auf ne geschlossene Anstalt helfen können. Besonders schlimm wurde es für Emmi und Martha, als die drei Söhne im Westen blieben. Man hat die Wuttkes immer neuen Schikanen ausgesetzt. Na, wegen massiver Republikflucht … Muß mir heute Vorwürfe machen, weil ich nicht fürsorglich genug … Glaubte, ein kleiner Denkzettel muß sein … So war die Zeit damals … Doch im Rückblick verlieren meine dienstlichen Tätigkeiten zunehmend ihren Sinn, falls sie jemals sinnvoll gewesen sind … Eigentlich hatte ich schon Mitte der fünfziger Jahre Schluß machen wollen … All diese unerledigten Fälle … Bewohnte damals ein Haus ganz für mich und saß oft im Keller … Rechnete mit mir ab … War am Ende … Schrie: Warum hilft mir keiner! An einem Sonntag war das … Die Heizung kalt … Aber ich habe dann doch weitergemacht, weil es mir um die Sache, nur um die Sache ging … Doch heute …« Gewiß, man hatte ihn oft klagen hören, aber so zerknirscht, so entblößt kannten wir ihn nicht. Er verwarf sämtliche Ordnungs- und Sicherheitssysteme. Hoftaller zweifelte und widerrief sogleich seine Zweifel. Ein wenig erschrocken hörten wir ihn über den erschöpft schlafenden Fonty hinweg stammeln: »Schon zu Herweghs Zeiten … Nicht ausweisen, hinter Gitter bringen wollte ich ihn … Sehen Sie, wurde geboren, als dieser Student den Herrn Staatsrat August von Kotzebue … Und zwar nachmittags fünf Uhr, wie mir meine Mutter gesagt hat … So etwas prägt … Nie hätten wir dulden dürfen, daß ein gewisser Lenin im verplombten Sonderzug durch das Reich … Aber mit dem Prinz-Albrecht-Palais und den Gestapomethoden dort habe ich niemals … War im Amt Fünf beim Reichskriminalamt, und mein Chef hieß Nebe … Weshalb ich auch nichts mit sowjetischen Kriegsgefangenen, nur mit Dschugaschwili, wie Stalins Sohn richtig hieß … Und als ich dann in der Prenzlauer Allee und schließlich in der Normannenstraße … Nur weil der Genosse Zaisser die Lage nicht richtig erkannt hat und das Wort Putsch vermeiden wollte … Dabei haben wir fest geglaubt, Schild und Schwert unserer Arbeiter- und Bauern-Macht zu sein … Wie ja ihrerseits die Kollegen in Köln und Pullach überzeugt sind … Es ging um die Sache, wie ich schon sagte … Und wenn sich mir ne neue Aufgabe stellen sollte, meine, was Sinnvolles, etwas, das ausfüllt, wie derzeit die Krankenpflege, denn bei der Treuhand hält mich nichts mehr …« Wir hörten zu und begriffen, daß sich Hoftaller in einer Sinnkrise befand, deren Gefälle aus unserem Archivwissen erahnt werden konnte; ihm wird, wie gelegentlich uns, die Motivation gefehlt haben. Weitermachen wollte er schon, doch wußte er nicht, für oder gegen wen er tätig werden sollte. In diesem Zustand verließen wir Fontys weißgeschürzten Tagundnachtschatten und dessen Pflegefälle. Seine Einladung »In der Kollwitzstraße sind Sie jederzeit gern gesehen« klang flehentlich. Beim nächsten Besuch jedoch trat ein Ereignis ein, das zumindest die beiden Frauen gesunden ließ – und zwar schlagartig.

An einem Freitag. Das Wetter schwül und gewittrig. Draußen hatte man Blei in den Sohlen. Die Nachricht kam, als wir am Krankenbett saßen. Er sah lieb aus: mitgenommen und durchsichtig, ganz der Unsterbliche. Als an der Wohnungstür die Klingel ging, drehte er den Kopf und sah Hoftaller nach, wie er die eng gewordene Studierstube verließ und von der Küche aus nach abermaligem, jetzt ungeduldigem Klingeln die Tür zur Wohnung öffnete. Auf die Rückkehr des Pflegers, der mit einem gelblichen Kuvert im Hintergrund blieb, reagierte er mit des alten Stechlin Punktumsatz: »Ich kann Telegramms nicht leiden.« Als Hoftaller, unsicher, ob er die eilige Post öffnen solle, von einer telegraphischen Nachricht für Martha Grundmann sprach, hörten wir vom Bett aus sein hohes, leicht meckriges Lachen: »Wird die Meldung vom Kauf der Villa Zwick am Müritzsee sein, die sich ihr Göttergatte gegrabscht hat. Beste Uferlage natürlich …« Doch als das Kuvert erbrochen und dessen Inhalt halblaut vorgelesen wurde, lag Fonty wieder mit geschlossenen Augen und unruhigen Händen. Nur einmal, als schon beschlossen war, Martha zu benachrichtigen, tauchte er auf, diesmal mit visionärem Blick: "Will einen Roman im Telegrammstil schreiben … Wie eine Meldung die andere hetzt … Depeschenkürzel, Wortknapserei … Handlung nur als Gestotter noch …« Aber mehr oder gar Inhaltliches wollte er nicht verraten. Auf unsere Fragen nach dem neuen Projekt kam keine Antwort. Ganz vom Fieber bestimmt, war er weg. Und gleichfalls reagierte Fonty nicht, als aus der Küche Lärm in seine Studierstube drang: Türenschlagen, Rufe, ein Stuhl fiel um. Etwas war zu Ende, Neues begann. Inmitten der aufgestörten Familie waren wir fehl am Platze. Bevor uns Hoftaller dazu aufforderte, verließen wir das Krankenzimmer nach letztem Blick auf Fonty, der, wenngleich stumm, schon wieder auf Reise war. Marthas Ehemann war verunglückt. Einer der alltäglichen Autounfälle im Beitrittsgebiet. Es war zum Frontalzusammenstoß mit tödlichen Folgen, auch für den Fahrer des anderen Wagens, eines Trabant, gekommen. Auf der Chaussee von Schwerin nach Gadebusch, die weiter, über die ehemalige Grenze, nach Ratzeburg führt, ist es passiert. Heinz-Martin Grundmann starb auf dem Transport zum Krankenhaus. Er soll nicht angeschnallt gewesen sein; doch das stand nicht im Telegramm. Bevor wir die Wohnung in der Kollwitzstraße verließen und während meine Kollegin unsere mitgebrachten Schnittblumen, die immer noch unausgewickelt auf dem Küchentisch neben dem fremdsprachigen Lehrbuch lagen, in einen Milchtopf stellte, fiel uns auf, daß nicht nur Martha, sondern auch Emmi sofort aus den Betten gefunden und sich angekleidet hatten. In Rock und Bluse setzte Martha bereits Kaffeewasser auf. Kein Entsetzen, keine Tränen, selbst Emmi Wuttke, die leicht ins Weinen geriet, verabschiedete uns trockenen Auges und in einem Zustand, den man, wenn nicht munter, dann doch geschäftig nennen konnte.

»Knapper ging’s nich!« rief sie. »Sein Kompagnon hat das Telegramm aufgegeben, steht jedenfalls drunter: Udo Löffelholz. Dem muß man jetzt auf die Finger gucken. Und zwar ab sofort!« Das gab sie uns mit, als wir in der Wohnungstür standen. Vor Eifer hatte sie richtig Farbe bekommen. Und als wir die ersten Stufen treppab nahmen, rief sie uns nach: »Hab sone Ahnung gehabt, daß da was kommt. Was Schlimmes! Das konnt ja nich gutgehn, immer Tempo. Aber mein Wuttke hat nur gesagt: ›Das ist deine Katastrophensucht. Die kommt von zuviel Fernsehn.‹ Und wer hat nu recht gehabt?« Indem wir der Versuchung widerstehen, des längeren auf die Rolle der Telegraphie in »Effi Briest« und den unheilvollen Gegensatz zwischen dem Absender geheimnisloser Telegramme – von Innstetten – und dem Meister verführerisch intimer Briefe – von Crampas -einzugehen und darauf verzichten, weitere Telegramme, etwa aus dem »Stechlin«, zu zitieren, ferner die damaligen Ursachen hoher Politik – Emser Depesche – außer acht lassen, konzentrieren wir uns auf die in der Dreieinhalbzimmerwohnung wie auf einen Schlag veränderte Situation: Hoftaller hatte fortan nicht mehr drei, nur noch einen Kranken in Pflege. Im Grunde wäre er gleich nach Eintreffen des einen Todesfall meldenden und zwei soeben noch Kranke gesund machenden Telegramms überflüssig gewesen, wenn Emmi Wuttke sich bereit erklärt hätte, an seiner Stelle unseren Fonty zu umsorgen; doch Martha Grundmann, die als überraschend schnell reisefertige Witwe auftrat, wünschte sich ihre Mutter als Begleitperson: »Also, das schaff ich nicht, allein nach Schwerin, die Beerdigung mit allem Drum und Dran und dann noch das Testament, was bestimmt Ärger macht. Nicht nur von wegen Familie – da geb ich nix drauf –, aber dieser Löffelholz kann ganz schön biestig werden. Genau! Der grabscht womöglich nach allem, was da ist. Im Prinzip würd ich ja lieber bei Vater bleiben, solang er noch fiebrig ist, aber die Umstände sind nun mal, wie sie sind. Da muß man aufpassen. Das bin ich meinem Grundmann schuldig. Sie können sich denken, was da auf uns zukommt, bestimmt …« Hoftaller sah alles ein. »Aus Rücksicht auf die besondere Situation, aber auch aus freundlicher Verbundenheit mit der Familie Wuttke« war er bereit, die Wohnung und in ihr den verbliebenen Kranken zu hüten. »Das ist doch selbstverständlich. Ihr Herr Vater steht mir näher, als Sie vermuten können. Die vielen, vielen Jahre … Darunter schwierige … Da möchte man ne Menge nachholen, Schaden begrenzen … Wunden, die die Zeit schlug … Versäumtes, das traurig macht … Sie können sich auf mich, als den Freund Ihres Vaters, verlassen, und zwar voll und ganz.«

Nun soll etwas geschehen sein, das uns nur vom Hörensagen bekannt wurde: Plötzlich sei aus der Studierstube, deren Tür einen Spaltbreit offenstand, ein Schrei gekommen. Fonty habe kerzengrade im Bett gesessen und sich sein Gebiß, die obere, die untere Prothese, aus dem Mund gezerrt und angewidert auf beide Stücke gestarrt, nun offenen leeren Mundes. Als Hoftaller, vom Schrei herbeigerufen, ans Krankenbett eilte, habe Fonty von ihm Gleiches verlangt, worauf sein Pfleger sich folgsam in den Mund gegriffen und seinen Zahnersatz vorgezeigt haben soll: in vollzähliger Reihe die oberen, die unteren Zähne. Man stelle sich zwei alte Männer, man stelle sich den Tagundnachtschatten mit ausgeräumtem Mund vor. Auf Befragen sagte uns Emmi Wuttke: »Na, das hat er geträumt nur, daß die Gebisse von den beiden vertauscht waren. Haben sogar gepaßt im Traum. Son Quatsch! Aber im Traum passiert ja viel. Natürlich wollt mein Wuttke seine Klappermänner wieder zurückhaben. Und geschrien hat er. War kaum zu verstehn: ›Was heißt hier Freundschaft! Auf solche Beweise pfeif ich! Meine Zähne gehören nur mir, auch wenn sie falsch sind. Los, her damit!‹ Na, wir haben ihn wieder beruhigen gekonnt. Und ich hab so getan, als würd ich die Dinger, dem seine und die von meinem Wuttke, wieder austauschen. Und gesagt hab ich: ›Is ja gut, Wuttke. Nu haste deine Beißer zurück. Hat alles seine Richtigkeit.‹ Er war dann auch zufrieden und ist gleich eingeschlafen, was ja gut war, weil wir es eilig hatten und packen mußten …«

Nachdem Martha ihre Sachen, das Allernotwendigste nur, in eine Reisetasche gestopft hatte, half sie ihrer Mutter. Einigen Aufschub brachte die Suche nach Kleiderstücken, passend zum Trauerfall. Sie war sommerlich hell aus Schwerin gekommen, sogar in bunt gepunkteter Bluse. Mutter und Tochter wühlten in den Schränken. Emmi jammerte: »An sowas hat natürlich keiner gedacht, als wir – is mal grad ein Jahr her – im KaDeWe für die Hochzeit eingekauft haben. Und als unser Georg starb – das is nu schon über zehn Jahre her –, durften wir ja nich rüber …« Und die Witwe schrie: »Nix paßt! Alles zu bunt! Gleich dreh ich durch …« Schließlich fanden sie doch noch halbwegs brauchbare Garderobe aus Zeiten des Arbeiter-und Bauern-Staates: ein asphaltgraues Kostüm für Martha, ein schwarzblaues Komplet für Emmi. Hoftaller wagte vorzuschlagen, gleich nach der Ankunft in Schwerin für eventuell notwendige Neuanschaffungen keine Unkosten zu scheuen: »Sie werden bei den Trauerfeierlichkeiten gewiß im Mittelpunkt stehen, liebe Frau Grundmann. Nicht nur beim Beileid. Schließlich hat Ihr Mann ein beachtliches. Ja, was den Aufbau Ost betrifft, vorbildliches Unternehmen geführt.«

Martha, die ganz ungeniert im Unterrock stand und den Pfleger ihres Vaters wie ein Neutrum ansah, sagte: »Genau. Löffelholz, nein, die ganze Familie von drüben wird denken: Die Witwe, die finden wir einfach ab, Grundstück am Müritzsee und bißchen was aufs Konto. Aber das läuft nicht. Mit mir schon gar nicht.«

Emmi, die inzwischen passende Schuhe gefunden hatte, stimmte zu: »Arm sind wir nun lange genug gewesen. Ging ja trotzdem meistens. Und mein Wuttke hat immer gesagt: Arm, aber ehrlich. Is ja richtig, aber was uns zusteht, das steht uns zu.«

Wir hätten, wenn Fonty bei Stimme gewesen wäre, durch ihn den Unsterblichen sprechen lassen, kurzgefaßt, wie bei solchem Anlaß üblich: »Moral ist gut, Erbschaft ist besser!« Leider hatte das Archiv nicht mitzureden, wenngleich wir uns bei allem, was die Wuttkes betraf, als stille Teilhaber verstanden.

Nun sahen sich beide Frauen reisefertig: Emmi unter einem im Farbton dem Komplet angepaßten Topfhut; die Witwe hatte sich für eine laut innerem Firmenzeichen original Baskenmütze entschieden, die eigentlich Fonty gehörte: ein Weihnachtsgeschenk aus Frankreich. Es roch nach Mottenkugeln und Kölnisch Wasser. Mutter und Tochter waren zu entschlossenem Trauergesicht fähig. Letzte Anweisungen für Hoftaller: Post könne er nachschicken. Durch die nun wieder halboffene Tür zur Studierstube warfen beide einen letzten Blick auf den ruhig schlafenden Mann und Vater. Da klingelte es.

Diesmal hatte es kein Telegrammbote eilig. Die zartbittre Person stand vor der Tür, hielt den Kopf ein wenig schräg und sagte: »Alloh, da bin ich wieder.«

Hoftaller, der geöffnet hatte, gab uns auch hierzu Auskunft: »Wie das Leben stand sie da. einfach umwerfend.«

Und Emmi Wuttke sagte uns: »Wir waren erst mal verdattert. Aber richtig niedlich, die Kleine.«
So muß es gewesen sein. Madeleines leichtes, großblumig gemustertes Trägerkleid, das die Schultern freigab, verkündete den beiden Frauen in Trauerdunkel, daß draußen auf allen Straßen und Plätzen der Sommer mit unbeweglicher Hitze lastete; und umgekehrt konnte der düsteren Garderobe auf ersten Blick eine schlimme Nachricht abgelesen werden.
Hoftaller übernahm es, Madeleines Ruf »Großpapa?!« den Schrecken zu nehmen.
Während Martha und Emmi als Beileid erwartende Einheit inmitten der Küche standen, bekam der familiäre Todesfall Namen und Anlaß zugesprochen. Mit längerer Erklärung wurde Fontys Nervenfieber als zwar langwierige, aber nicht lebensgefährliche Krankheit dem tödlichen Unglück und der plötzlich notwendig gewordenen Abreise nachgeordnet. Wiederholt beteuerte der Krankenpfleger, der in weißer Küchenschürze stand, daß Herr Wuttke, selbst wenn Frau Wuttke ihre verwitwete Tochter nach Schwerin begleiten müsse, keinesfalls ohne Pflege bleiben werde: »Wie schon während der letzten Wochen stehe ich Ihrem Herrn Großvater rund um die Uhr zur Verfügung. Habe mich dafür freistellen lassen. Ist doch selbstverständlich, Mademoiselle Aubron.« Madeleine war rasch von Entschluß: »Err Offtaller, ich danke Ihnen sehr für Ihre Bemühungen. Aber von nun an werde ich mich um Großpapa bekümmern. Ich bitte Sie, Ihrerseits die Selbstverständlichkeit meines Wunsches zu akzeptieren.«
Und mit gleicher Bestimmtheit sprach sie der verwitweten Martha Grundmann und »Großmama Emmi« ihr Beileid aus, höfliche, korrekt gelernte Wörter aus einem seit langem außer Gebrauch gekommenen Lehrbuch: »Seien Sie, bitte, gewiß, daß ich Ihren tiefempfundenen Schmerz aufrichtig teile …« Nachdem sie Madeleine mit knappem Nicken für ihre Anteilnahme gedankt hatte, fand Martha doch noch Worte: »Na, dann ist ja im Prinzip alles geregelt. Auf die Kleine ist Verlaß. Worauf warten wir noch, Mama?« Als Madeleine mit nicht nachlassender Bestimmtheit nah an Hoftaller herantrat und ihn mit zwingendem Silberblick bat, Emmi Wuttkes Koffer treppab zu tragen und die zwei Trauernden zum nächsten Taxistand zu begleiten, gehorchte dieser wie nach dienstlicher Anweisung, legte sofort – mit seinem Pflegeramt -die Küchenschürze ab, räumte seine Utensilien, darunter das Fremdsprachenlexikon und die Lesebrille, vom Wachstuch des Küchentischs, stand nun zivil in grauem Flanell und griff nicht nur nach Emmis Koffer, sondern auch nach Marthas Reisetasche. Madeleine verabschiedete sich mit Wangenkuß. Nur Emmi Wuttke fand herzliche Worte: »Du bist doch ein gutes Kind. Ach, wie is das alles furchtbar. Mitten aussein Leben gerissen … Wenn bloß mein Wuttke nich wieder so stark zu fiebern anfängt … Ach, Kind, is doch ein Segen, daß wir dich haben …«
Gleich nach dem Abschied fiel die Tür ins Schloß. Wir stellen uns Fontys Enkeltochter in neuer Situation vor. Um nicht ins Schwärmen zu geraten, begnügen wir uns mit dem Geständnis, heilfroh über ihr rechtzeitiges Eintreffen, ihren resoluten Auftritt gewesen zu sein.
Die plötzliche Stille in der Dreieinhalbzimmerwohnung. Hoftallers störendes Klappbett. Die Küche war ihr sicher fremd: die noch halbvollen Kaffeetassen, der rappelnde Kühlschrank, die zu laut tickende Küchenuhr. Hinzu kamen der hinterbliebene Geruch lange eingemotteter Kleidung, die offenen Zimmertüren, der Blick auf die zerwühlten Betten zweier soeben noch kranker Frauen. Wir vermuten, daß sich Madeleine einen Augenblick lang an den Küchentisch gesetzt hat, doch dann war sie mit wenigen Schritten an der Tür zur Studierstube, öffnete sie einen Spalt weit, sah den Großvater in unruhigem Schlaf, erweiterte den Türspalt, kam auf Zehenspitzen dem Bett mit den vier Messingkugeln auf den Eckpfosten näher, ganz nah und setzte sich, leicht, wie sie war, auf die Bettkante. Wir wissen nicht, wie lange ihr Blick auf seinem Gesicht lag, das sie als beängstigend schön, wenn auch vom Fieber abgezehrt erlebt haben mag. Einige stille Minuten. Seine schreibmüden Hände. Der Kopf ließ den Schädel erkennen. Das Haar schweißverklebt. Kaum, daß er atmete. Als Fonty die Augen aufschlug, verging Zeit, bis er Madeleine erkannte. Dann aber war mit wenigen Worten – »Ach, Kind, da bist du ja« – alles gesagt. Bald danach fiel das Fieber.

Ein weites Feld
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