Die Geister

Beschreibung: I:\calibre\Guareschi\Herde\Herde_files\Herde-18.png

La Cagnola war ein verfallenes Haus, eine seit dreißig oder vierzig Jahren verlassene Bude.

La Cagnola lag weitab vom Dorf, versteckt inmitten der Akazien. Da in der Nähe eine Überfuhr war, ging dort eine Menge Leute vorüber, aber niemand näherte sich dem Haus. Einige hatten jetzt bemerkt, daß sich in der Cagnola etwas zutrug, was nicht ganz in Ordnung war, und daraus geschlossen, daß es sich nur um Geister handeln könne.

«Sie sind der Bürgermeister», sagte die öffentliche Meinung zu Peppone, «Sie müssen nachsehen gehen, was los ist. Wenn Sie sich fürchten, dann eben nicht. Wenn aber jemand Angst hat, dann soll er lieber einen anderen Beruf ergreifen und sich nicht als Bürgermeister aufspielen.»

Da erhob sich Peppone, ging nach Hause, ergriff die Doppelflinte und begab sich, gefolgt von der öffentlichen Meinung, zur Cagnola. Als der Haufe bis zum dichten Akazienhain gekommen war, inmitten dessen die verfallenen Mauern des verwunschenen Hauses emporragten, blieben alle stehen, und Peppone begriff, daß seine Partei in der ganzen Gemeinde und in den Nachbargemeinden einen schweren Schlag erleiden würde, wenn er nicht weiterginge. Er ging weiter und verschwand zwischen den Bäumen. Als er den Hausflur betrat und sich vor der wackeligen Tür befand, die in die Küche führte, war er in Angstschweiß gebadet. Nun übermannte ihn die Verzweiflung, und er stieß die Tür mit einem Fußtritt auf. Da sah er nur zwei ungeheuer große Augen, die auf ihn gerichtet waren. Er brachte die Flinte gegen diese Augen in Anschlag, doch hielt ihn ein Angstschrei noch rechtzeitig zurück.

Nun bemerkte er, daß er vor einem verängstigten Mädchen stand.

«Bitte, Herr, tun Sie mir nichts.» Das Mädchen hatte eine liebliche Stimme, sprach aber stockend, als ob es die rechten Worte nicht fände.

«Wer sind Sie?» sagte Peppone atemlos.

Von draußen drang das Gemurmel der Leute, die am Rand des Akazienhaines warteten. Das Mädchen lief zum Fenster und schaute durch einen Spalt in den morschen Läden. Dann wandte es sich an Peppone und flehte mit gefalteten Händen:

«Bitte, Herr, nichts sagen, um Gottes willen.»

Peppone merkte, daß sich hinter ihm etwas rührte; er drehte sich in einem Satz um und begegnete weiteren zwei Augen, groß wie die des Mädchens, aber tiefer, weil sie einem kleinen Buben gehörten, der anstatt in einer Wiege in einem Korb aus Weidenruten lag.

«Donnerwetter», schrie Peppone in äußerster Wut, «was soll das bedeuten?»

«Bitte, Herr, nichts sagen, um Gottes willen», wiederholte das Mädchen weinend, das sich über den Korb gebeugt hatte, als ob es das Kind schützen wollte.

Vier solche Augen waren für Peppone zuviel; er hängte das Gewehr um und schlug die Tür hinter sich zu.

Als man ihn zurückkommen sah, waren die Leute sprachlos.

«Ich habe überall geschaut», erklärte düster Peppone. «Ich habe nichts Rechtes gefunden. Etwas muß aber tatsächlich nicht in Ordnung sein. Man hört Geräusche, die mir nicht gefallen.»

Don Camillo schaute besorgt Giorgino, den jüngsten Sohn der Morini, an; dann breitete er die Arme aus.

«Beruhige dich und erzähle.»

Der junge Mann wischte sich den Schweiß ab, der ihm auf der Stirn perlte, und setzte sich vor Don Camillo nieder.

«Als ich in Deutschland in Gefangenschaft war», sagte er, «führte man mich zusammen mit anderen Lagerinsassen jeden Morgen zur Arbeit nach Bremen. Wir mußten nach den Luftangriffen die Straßen von den Trümmern aufräumen. Das war aber so eine Sache, weil die Flugzeuge auch tagsüber kamen, zu tausend oder fünfzehnhundert auf einmal, und es war nicht ganz einfach, irgendwo einen Schutz zu finden. An einem Morgen Anfang April 1945, da fiel mir beim Graben ein Zementblock auf das Bein, ein Ding, das es hätte zermalmen können. Aber ich habe harte Knochen, und es geschah weiter nichts, doch konnte ich nicht gehen. In diesem Augenblick kamen die Flugzeuge, und ich blieb im Freien liegen, allein wie ein Hund. Ich kroch dann hinter ein eingestürztes Haus, und dort saß auf einem Haufen von Schutt und Trümmern ein Mädchen. Ich bemühte mich, deutsch zu sprechen: <Was du machen?> fragte ich. <Ich bleibe hier>, antwortete das Mädchen. Ich hatte in meinem Leben schon manche dumme Antwort gehört, doch nie so eine blödsinnige. <Das sehe ich, daß du hier bist>, sagte ich. <Warum gehst du nicht in den Bunker?> Inzwischen war der Tanz losgegangen, es war wie ein Erdbeben. <Alles kaputt>, antwortete diese Gans lächelnd. <Kaputt auch dein Hirn?> fragte ich sie. <Nein>, sagte das Mädchen. <Kaputt mein Vater, kaputt meine Mutter, kaputt mein kleiner Bruder, unser Haus kaputt, alles liegt da, darunter>, erklärte sie und zeigte mit dem Finger auf den Schutthaufen, auf dem sie saß.»

Der junge Mann unterbrach sich.

... «Hochwürden», seufzte er, «der Krieg ist eine dreckige Sache; wenn man aber unter einem Bombenteppich auf den Trümmern einer ganzen Familie sitzt und solche Gespräche führt, was soll da ein Christ tun? Ich machte mit Deutschland einen Sonderfrieden. <Alles kaputt>, klagte das Mädchen und schaute mich mit ihren verdammten Augen an. <Nein>, antwortete ich, <nicht alles. Gott ist nicht kaputt.>»

«Ausgezeichnet», rief Don Camillo.

«Sie schaute mich dann wieder an, stieg vom Schutthaufen herunter und verband mir den Fuß mit dem Tüchlein, das sie um den Hals trug. Dann kehrte sie auf den Schutthaufen zurück und schaute mich weiter an. Das Lager war fünf oder sechs Kilometer außerhalb der Stadt, und der Fuß tat mir verteufelt weh; nach dem Luftangriff mußten wir zu Fuß zurück, und ich hatte eine Mordswut in mir; aber das verfluchte Tüchlein um meinen Fuß ließ mich nicht denken, was ich gerne gedacht hätte. Am nächsten Morgen ging es mir schon besser; und als wir zu einem gewissen Punkt der Straße kamen, wartete dort das Mädchen. Und es begleitete die Kolonne bis zu unserer Arbeitsstätte; dort blieb es, auf einem Schutthaufen sitzend, bis wir heimkehren mußten. Nun folgte sie uns bis zum Lager. <Sie möchte ihr Tüchlein zurückhaben>, dachte ich. Am Abend wusch ich es also, bügelte es mit dem Deckel des Eßgeschirrs, das ich mit Glut gefüllt hatte, und wickelte es in ein Stück Papier, zusammen, mit einem Stein. Als am nächsten Morgen das Mädchen wieder erschien und sich alles wie am Vortag wiederholte, warf ich ihr das Päckchen zu. Am nächsten Tag sah ich sie wieder. Sie erwartete mich vor dem Lager; dann begleitete sie mich bis zur Arbeitsstätte, setzte sich nieder und schaute uns zu; und begleitete uns zurück. Da sagte ich mir: <Was, zum Teufel, will die verfluchte Gans jetzt noch von mir? Will sie eine Leihgebühr für das Tüchlein?> Ich konnte nicht mit ihr sprechen, weil das verboten war. Als wieder ein Fliegeralarm kam, tat ich, als ob mein Fuß wieder verletzt wäre, und blieb zurück. Ich trat an sie heran: <Was willst du eigentlich von mir?> fragte ich böse, während es Bomben hagelte. <Ich weiß nicht>, antwortete sie. <Stört es dich, daß ich dich anschaue?> - <Aber warum willst du ausgerechnet mich anschauen?> sagte ich. <Wen soll ich denn sonst anschauen?> sagte sie. In diesem Augenblick schlug in nächster Nähe eine Bombe ein, und infolge des Luftdrucks fielen wir... fielen wir... wie soll ich sagen... uns in die Arme...»

«Ich habe schon gehört, daß Bomben oft recht merkwürdige Scherze machen», bestätigte ernst Don Camillo. «Haben auch andere Bomben in der Nähe eingeschlagen?»

«Nein, Hochwürden», antwortete der junge Mann. «Der Luftangriff war aus, und es war der letzte. Dann kamen die Alliierten und befreiten uns, hielten uns aber weiter im Lager eingesperrt. Wegen des Durcheinanders und der öffentlichen Ordnung, sagten sie. Dann überstellten sie uns in ein anderes Lager; dort mußten wir einige Zeit warten; ich war einer der Glücklichen, die mit dem ersten Zug heimkehrten.»

«Und das Mädchen», fragte Don Camillo. «Hast du es wiedergesehen?»

«Ja, das Mädchen war am Bahnhof, um mich abfahren zu sehen, Gott weiß, wie sie es herausgefunden hat; Tatsache ist, daß sie am Bahnhof war.»

«Wirklich ein Glücksfall. Und dann?»

«Nun müssen Sie wissen, daß es damals noch ein teuflisches Durcheinander gab; und solche Fälle haben sich zu Hunderten ereignet. Ich sammelte unter meinen nächsten Freunden und beschaffte ein Paar Schuhe, eine Hose, einen Waffenrock und einen Alpinihut. Und das Mädchen bestieg, als Alpini verkleidet, meinen Waggon. Wir kamen bei Nacht an, und ich versteckte sie», fuhr der junge Mann fort. «Ich konnte nicht mit einer Frau heimkehren. Sie wissen, wie man bei mir zu Hause ist, in solchen Sachen sind sie furchtbar. Ich kam allein nach Hause und fand dort vor, was ich niemals vorzufinden gedacht hätte.»

Don Camillo nahm den Kopf zwischen die Hände.

«Wie schlimm, guter Junge.»

Die Morini waren wohlhabende Leute und bewirtschafteten ein großes Gut mit einem Stall voll Vieh. Die Morini hatten sechs Kinder, vier Buben und zwei Töchter. Der Krieg verschlang drei von den vier Buben, und nur einer kehrte heim, Giorgino. Von den anderen wurden zwei im Zuge einer Vergeltungsmaßnahme mitten im Hof ihres Hauses von den Deutschen erschossen, vor den Augen des Vaters, der Mutter und der beiden Schwestern. Und jetzt kehrte Giorgino mit einem deutschen Mädchen heim.

«Hochwürden», sagte Giorgino niedergeschlagen, «wenn ich sie nach Hause gebracht hätte, hätte man sie in Stücke zerrissen. Aber sie ist nicht schuld daran, verstehen Sie? Ich konnte die Meinen nicht im Stichlassen, aber auch sie konnte ich nicht verlassen.»

«Wo ist sie?» fragte Don Camillo.

«Ich hatte sie eine Zeit in der Stadt versteckt gehabt, aber jetzt, da das Kind da ist...»

«Auch ein Kind!» rief Don Camillo. «Nun auch diese Komplikation!»

«Da nun einmal die Dinge so stehen, ist sie seit etwa einem Jahr in der Cagnola versteckt; ich suche sie bei Nacht auf, wenn ich kann... seit einem Jahr lebt sie wie ein Maulwurf.»

Don Camillo stand auf und ging im Zimmer auf und ab.

«Aber das größte Unglück kommt erst», jammerte der junge Mann. «Ich komme von dort; Sie kennen die Geistergeschichten und so weiter; Peppone ist in der Cagnola gewesen und hat alles gesehen. Sie hat nicht gesagt, wer sie ist; wenn aber Peppone spricht, kommt mit einemmal alles an den Tag. Es geht nicht um mich, Hochwürden; wenn aber die Alten die Geschichte erfahren, trifft sie der Herzschlag. Hochwürden, was soll ich tun?»

«Du gehst zu ihr; ich gehe unterdessen zu Peppone», antwortete Don Camillo.

Don Camillo machte keine Umschweife.

«Wer weiß außer dir, was du heute in der Cagnola gesehen hast?» fragte er.

«Sie», stotterte Peppone. «Sie wissen anscheinend alles?»

«Gut», sagte Don Camillo. «Es bleibt dabei, daß nur wir beide es wissen dürfen.»

Peppone schaute Don Camillo an; dann grinste er.

«Sie befehlen in der Sakristei, hier nicht. Und um Ihnen zu zeigen, daß ich auf Ihre Befehle pfeife, versichere ich Ihnen, daß es morgen schon alle Spatzen von den Dächern pfeifen werden.»

«Du bist ein Schuft!» sagte Don Camillo.

Peppone knirschte mit den Zähnen; dann steckte er plötzlich eine andere Miene auf.

«Schon gut», sagte er zuvorkommend, «wenn dieses Mädchen und der dazugehörige kleine Bub Sie persönlich angehen, dann können wir darüber reden... wir sind alle Menschen, Hochwürden, und das Fleisch ist schwach...»

Don Camillo hatte von Gott zwei wichtige Geschenke erhalten: einen grenzenlosen Glauben und einen richtigen treffsicheren Kinnhaken, der auch einen Stier niederschlagen konnte, vorausgesetzt, daß der Stier ein Kinn hätte. Ein Bürgermeister, auch vom Schlage Peppones, besaß nicht nur ein Kinn, sondern war auch weniger stark als ein Stier. Peppone erhielt den Kinnhaken und lag der Länge nach da.

«Ich werde dir zeigen, ob das Fleisch schwach ist», murmelte Don Camillo.

«Wir werden noch abrechnen!» brüllte Peppone und richtete sich mühsam auf.

«Peppone», sagte Don Camillo, «das ist nicht der Ort, um eine Rechnung zu begleichen. Ich bin in deinem Haus, und für mich ist die Gastfreundschaft heilig und unantastbar. Ich habe die Hand gegen dich erhoben, und das betrübt mich jetzt; ich werde sie nie mehr gegen dich erheben. Wenn du dich also nicht beruhigst, werde ich mit dieser Eisenstange deinen Kopf zurechtrichten.»

Peppone wich einen Schritt zurück.

«Jetzt höre zu», sagte Don Camillo. «Dann kannst du machen, was du willst. Nimm deinen Mantel, wir gehen zur Cagnola.»

Als sie den armseligen Raum betraten, der nur von einem glimmenden Feuer auf dem Herd beleuchtet war, sah Peppone zuerst nur sechs Augen: die beiden des Mädchens, die beiden des kleinen Buben und die beiden Giorginos.

Don Camillo und Peppone setzten sich am Herd nieder. Dann sagte Don Camillo zu dem jungen Mann:

«Wiederhole vor ihm Wort für Wort, was du mir erzählt hast.»

Der junge Mann fing zu erzählen an, und Peppone hörte schweigend und finster mit gesenktem Haupt zu.

Am Schluß sprang er auf und warf das Eisen weit von sich, mit dem er während der Erzählung unentwegt in der Asche gewühlt hatte.

«Du verfluchtes Schwein!» brüllte er. «Es gibt so viele Frauen auf der Welt, und du mußt gerade eine solche nach Hause bringen, von der Brut, die deine Brüder umgebracht hat?»

«Peppone, er hat sie nicht ausgesucht. Es war der Luftdruck der Bombe...»

«Sie schweigen jetzt, oder das Ganze endet noch mit einer Messerstecherei!» schrie Peppone. «Hier geht es um Tote! Tote, die nach Rache schreien!»

«Es gab auch Tote unter dem Schutthaufen in Bremen, auf dem das Mädchen saß», sagte leise Don Camillo.

«Na und? Haben diese vielleicht die Brüder dieses Idioten umgebracht?» erwiderte Peppone. «Du verfluchtes Schwein, du hast auf deine toten Brüder gespuckt, als du das getan hast.»

Das Mädchen verfolgte aufmerksam Peppones Rede. Offensichtlich verstand sie alles. Als Peppones donnernde Stimme schwieg, hörte man die unterwürfige und liebliche Stimme des Mädchens.

«Bitte, Herr», flüsterte sie und machte große Pausen zwischen den Worten. «Sie haben durchaus recht. Ich wußte es zuerst nicht. Dann war es zu spät. Auch er wußte es nicht. Man muß, bitte, ein wenig Nachsicht haben.»

Das Mädchen lächelte; Peppone schaute verwirrt Don Camillo an.

«Man muß, bitte, ein wenig Nachsicht haben... Schuld ist der Krieg, Herr...»

Das Mädchen saß mit dem Kind im Arm neben Giorgino. Sie streckte ihre Hand aus und suchte seine Hand; und sie drückte sie fest.

Wie lange dauerte diese Stille?

Das Weinen des Kindes löste den Bann. Denn es war der kleine Bub, der als erster, ohne es zu wissen, bemerkt hatte, daß seine Mutter nicht mehr da war, sondern wieder auf ihren Schutthaufen zwischen den eingestürzten Mauern von Bremen zurückgekehrt war. Hier blieb nur ein kleines, unbedeutendes kaltes Ding.

Als sie an diesem Nachmittag von Peppone entdeckt wurde, beschloß sie, den Inhalt eines Fläschchens zu sich zu nehmen, das sie in einem nur ihr bekannten Loch versteckt hielt. Und der Tod hatte sie leise und sanft zu sich genommen.

Giorgino hatte nicht einmal die Kraft zum Weinen; Peppone packte ihn und brachte ihn nach Hause.

«Paßt auf ihn auf und laßt ihn keinen Augenblick allein», sagte er einfach. «Sonst verliert ihr auch ihn.»

Dann kehrte er im Laufschritt zur Cagnola zurück; dort traf er den kleinen Buben schlafend im Korb und Don Camillo vor dem toten Mädchen kniend an.

Da kniete auch er nieder und begann zu schluchzen.

«Sei still, der Bub schläft», murmelte Don Camillo.

Es war still in der Küche, und die Zeit verging. Und die Stille wurde immer düsterer, drückender und kälter, als ob ganz langsam die Luft erstarrte.

Und auf einmal hörte man einen langen und herzzerreißenden Seufzer, der durch die leeren und verlassenen Räume des verwunschenen Hauses ging.

Peppone erblaßte und schaute entsetzt Don Camillo an. Don Camillo sagte aber mit fester Stimme:

«Friede den Seelen aller, die der Krieg verschlungen hat.»

«Amen», hauchte Peppone.

Und der Seufzer verging.

In der Cagnola wurde eine unbekannte Fremde tot aufgefunden. Die Gendarmerie stellte fest, daß sie sich wahrscheinlich in der Gegend verirrt, dort Zuflucht gesucht hatte und erfroren war.

Man fand bei der Toten einen kleinen Buben, und der Erzpriester ruhte nicht, bis es ihm mit Gottes Hilfe gelang, daß der Kleine von den Morini angenommen wurde.

Der Bürgermeister konnte manchmal nicht schlafen, sondern schaute nachts mit aufgerissenen Augen in die Finsternis und hörte, wie die Stimme sagte: «<Alles kaputt>, klagte das Mädchen und schaute mich mit ihren verdammten Augen an. - <Nein>, antwortete ich, <nicht alles. Gott ist nicht kaputt>»

Giorgino war es, als ob es ihm das Gehirn im Kopf umgedreht hätte. Manchmal schien es ihm, als ob ihm jemand bloß eine solche Geschichte erzählt hätte. Eine verfluchte Kriegsgeschichte.