NEUNZEHN
„Du gehst nicht wirklich, nicht wahr?“, sagte Chas, der ihr einige Stunden nach der Zusammenkunft im Salon im Rubey’s dort im Flur den Weg versperrte. „Narcise.“ Sein ernstes Gesicht sah erschöpft aus.
„Natürlich werde ich gehen“, sagte sie, ein Echo seiner eigenen Worte auf eben jene Frage, die sie ihm vor einigen Monaten gestellt hatte. Aber im Gegensatz zu ihm musste sie nicht einmal eine Reisetasche packen. „Er ist mein Bruder.“ Und erneut sprach sie das Gleiche aus wie er seinerzeit zu ihr.
„Narcise, ich ... vergib mir, dass ich es dir verheimlichen wollte ... all das hier. Ich hatte befürchtet, dass genau das hier passieren würde. Dass du zu ihm zurückgehst ... dich dem Risiko aussetzt.“ Er griff nach ihrer Hand, zog sie näher zu sich. „Aber ich hätte dich nicht anlügen dürfen, es war falsch von mir, das–“
„Es war gleich zweimal falsch“, erinnerte sie ihn, aber sie entzog ihm ihre Hand nicht. Gerade jetzt, in dieser Lage, brauchte sie jeden Trost, den sie kriegen konnte. Und seine Berührung war tröstlich. „Du vertraust mir nicht, und du glaubst nicht, dass ich mich um mich selber kümmern kann. Du möchtest mich kontrollieren. Genau wie Cezar.“
„Nein, verdammt noch einmal, Narcise ... ich habe drei Schwestern ... es ist schwer für mich anzuerkennen, dass eine Frau so ... so ... stark sein kann. Ich bemühe mich, Narcise.“
„Ich weiß nicht, ob ich dir noch weiter vertrauen kann“, sprach sie zu ihm. „Ich habe das Gefühl, dass du es wieder versuchen wü–“
„Zum Teufel noch mal, ja, das würde ich. Ich möchte nicht, dass dir irgendetwas passiert. Um Himmels Willen, ich bin in dich verliebt. Gott steh mir bei ... ich bin in eine Vampyrin verliebt.“
Er zog sie in seine Arme, hielt sie fest und fand ihren Mund, brachte ihren Körper mit seinem zusammen, drückte sie an seine ganze Länge. Sie konnte die Verzweiflung in seinem Kuss geradezu schmecken, die Verzagtheit in seinen Berührungen ... und obwohl sie auch spüren konnte, wie sich ein leises Flattern von Erregung in ihr ausbreitete, diesmal konnte sie nicht vergessen, was so bedrohlich zwischen ihnen stand. Ihre Wut auf ihn wegen seiner bevormundenden Beschützerart ... und der innere Kampf, den Chas immer noch mit sich selbst ausfocht, so sehr er sich auch bemühte, seine Bedenken zu besiegen – das war wie ein tiefer Abgrund zwischen ihnen.
Narcise kannte sich mittlerweile mit dem schweren Kummer aus, der sich da auf seinem Gesicht spiegelte, denn sie hatte den Ausdruck oft genug gesehen, in ihren gemeinsamen Stunden. Wie stets kämpften Schuldgefühle und der Ekel mit seiner Begierde, dass er sie anbettelte, ihn zu beißen.
Du hättest einer von uns sein können. Sie fragte sich oft, was wohl geschehen wäre, hätte er Luzifers Angebot angenommen. Hätten sie und Chas dennoch zueinander gefunden, wären sie miteinander glücklich geworden? Unmöglich für einen Drakule.
Als er sich schließlich widerstrebend von ihr löste, seine Arme immer noch locker um ihre Hüften geschlungen, und dann eine Hand hob, um ihr eine Locke aus dem Gesicht zu streichen. „So wunderschön“, murmelte er und schüttelte den Kopf. Er betrachtete sie, seine Augen voller Begehren, die Lider halb geschlossen, der Mund voll und gerötet von ihrem Kuss.
„Ich komme mit dir“, sagte er ihr, und sie spürte, wie Erleichterung in ihr aufblitzte ... aber dann auch, wie panische Angst sie erfasste. Was, wenn Chas dieses Mal etwas geschehen würde? Sie war immer noch wütend auf ihn, rasend vor Zorn ... aber sie empfand immer noch etwas für ihn.
„Dimitri und Voss ... sie müssen bei meinen Schwestern bleiben“, fügte er hinzu.
Und sie sind auch keine Drakule mehr. Jetzt, als Sterbliche, und obwohl sie stärker und mächtiger waren als gewöhnliche Männer es sein konnten, hatten diese beiden keine Asthenie mehr, und das Sonnenlicht konnte ihnen auch nichts mehr anhaben ... aber stattdessen hatten sie jetzt eine Reihe anderer Schwächen. Es war besser für alle und sie insbesondere, wenn sie bei den Frauen blieben, die sie liebten, anstatt ihr sterbliches Dasein zu riskieren.
„Chas“, sagte Narcise und entzog sich seiner Umarmung, sie musste ehrlich mit ihm sein. „Ich werde mich nicht ändern, nicht wie sie sich verändert haben. Ich weiß, du glaubst an ein Wunder ... aber ich sehe nicht, wie das geschehen kann. Dimitri hat über ein Jahrhundert lang gesucht, nach–“
In seinen Augen brannte jetzt Entschlossenheit. „Aber wie kannst du dir da sicher sein? Selbst Cale–“
„Woodmore.“ Die tiefe, sanfte Stimme trat zwischen sie, überrumpelte Narcise, wie sie von hinten über sie hinwegrollte. Wie hatte sie ihn nicht kommen hören? Oder zumindest gerochen? Ihr Nacken prickelte bei dem Gedanken, er stand hinter ihr, und ihre unlängst geküssten Lippen pochten, als fühlten sie sich schuldig.
„Auch ich werde mitkommen“, teilte er ihnen mit.
Sie drehte sich um, ihr Herz raste, um Giordan anzuschauen. „Das wird nicht nötig sein“, erwiderte sie. Mit ihm zu reisen? Bei den Schicksalsgöttinnen, nein.
Ihr war schwindelig; er stand direkt vor ihr, so nah, dass sie spüren konnte, wie seine Gegenwart in sie hineinsickerte, wie Wasser in einen Schwamm. Sein Gesicht war nicht mehr so furchterregend angespannt wie im Salon zuvor. Aber sie konnte immer noch tiefe Linien und Falten um seine Augen und um seinen Mund erkennen. Da, wo sie ihn an der Lippe geritzt hatte, war jetzt nur noch eine schmale dunkle Linie zu sehen, was ihn ganz ungewohnt ungehobelt, wie einen Raufbold, aussehen ließ. Aus seiner Wunde trat immer noch ein bisschen Blut aus, und sie betrachtete fasziniert, wie es an seinem Hals hinunterlief und sich dort in dieser eleganten, goldenen Vertiefung unten an seinem Hals sammelte.
Lust und Begierde stachen sie, tief, ganz tief unten.
Wo war nur ihr Zorn abgeblieben?
Giordan sah unverändert aus. „Ich werde gehen. In einer Viertelstunde bin ich bereit zum Aufbruch. Wartet auf mich.“ Als er den Flur hinunterging, schienen seine breiten Schultern den ganzen Raum um ihn auszufüllen, er ging mit festen, kraftvollen Schritten davon.
Als sie sich wieder Chas zuwandte, beobachtete er sie, mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck.
„Was ist mit dir?“, fragte sie, wobei sie wusste, dass ihr die Hände zitterten.
„Er ist es.“ Sein Mund war jetzt nur noch ein schmaler, weißer Strich, und in seinen Augen war nur noch Trauer. Er fuhr ihr mit einer durch das Haar, zog seine Finger ungestüm durch ihre langen Locken. „Es wird immer nur Cale geben, nicht wahr?“
Es wird immer nur dich geben. Sie verdrängte das Echo von Giordans Worten, die er vor Jahren, damals, zu ihr gesprochen hatte. „Ich weiß nicht, was du damit sagen willst.“
„Du liebst ihn immer noch, und bis sich das ändert, wirst du niemand anderen ernsthaft in Betracht ziehen. Du wirst niemand anderen lieben können. Das schließt auch mich ein.“
„Ich lieb– ... ich ... vielleicht habe ich ihn einmal geliebt, aber jetzt nicht mehr. Ich könnte ihn niemals ... du machst dir keinen Begriff davon, was sein Verrat in mir angerichtet hat. Er hat mich restlos zerstört.“ Sie ließ ihre Stimme jetzt hart werden, voller Verachtung, während sie sich an Giordans Sünden erinnerte.
Und jetzt gingen sie wieder zu Cezar. Mit ihnen. Ihr Kopf fühlte sich gefährlich leicht an, ihr schwindelte. Mit beiden von ihnen. Vielleicht war sie doch nicht fähig, das hier zu tun.
Chas betrachtete sie immer noch, aber schüttelte jetzt den Kopf. Er zitterte jetzt geradezu vor Wut. „Er liebt dich. Wie kannst du das nicht erkennen? Zuerst dachte ich, es wäre einfach weil du nicht interessiert bist. Und du ... du willst ihn so sehr, du–“
Ihr Mund bebte jetzt, aber sie musste ihn vom Reden abhalten. „Sei kein Narr. Er liebt nur sich selbst und sein eigenes Vergnügen. Da ist kein Platz für jemand anderen. Und wir Drakule ... wir leben nur zu unserem Vergnügen. Ich zumindest.“
„Mein Gott, Narcise.“ Er holte tief Luft, wobei er sich eine Hand über die Augen legte, und sie dann an seinem Gesicht heruntergleiten ließ. Als er fertig war, schaute er sie an. „Gott steh mir bei, ich kann gar nicht glauben, dass ich das hier erzähle.“
Sie wartete.
„Wenn es auch nur das bewirkt, zumindest weißt du dann jetzt, dass ich aus meinen Fehlern lerne...“ Er schüttelte seinen Kopf, seine dunkle Hand hing jetzt einfach herab. Er schaute sie nicht an; er schaute den Korridor hinunter, weg von ihr. „Ich habe Sonia eins von Cales Taschentüchern gegeben.“
Narcise blieb das Herz stehen. Sie wusste bereits, das Giordans Asthenie Katzen waren, als wäre das Folgende jetzt keine böse Überraschung für sie ... aber warum würde Chas zögern, ihr zu erzählen–
„In ihrer Vision sah sie dich. Tot. Seine größte Furcht ist, dass du stirbst. Warum glaubst du, besteht er darauf, mit zurück zu Cezar zu gehen?“
„Du musst dich täuschen“, flüsterte sie, runzelte die Stirn, kämpfte gegen das Zittern an, das sie gerade restlos zu erfassen drohte. „Er hat andere Gründe dafür, meinen Bruder wiederzusehen“, sagte sie, zwang sich, ihre bebende Stimme nur bitter klingen zu lassen. Aber es war schwierig. Auf einmal fehlte ihr das Gleichgewicht, sie taumelte nur noch. War verwirrt, schwach. Übelkeit kam.
Aber Chas ließ sich Zeit mit der Antwort darauf. Er sah den Korridor hinunter, dorthin, wo Giordan verschwunden war. Sein Gesicht immer noch streng und beherrscht, seine Lippen aufeinandergepresst. Seine Mundwinkel waren weiß, und auch um seine Nase war die ungeheure Anspannung zu sehen.
„Bist du so blind, Narcise? Sein einziger Grund dorthin zurückzugehen, bist du. Hast du denn nicht begriffen, was damals geschehen ist?“ Aber er schaute sie immer noch nicht an. „Dein Bruder hat ihn erpresst, ihn erpresst ... das zu tun. Alles davon. Er war nur mit ihm zusammen, um dich zu beschützen ... im Austausch dafür, dich dann von Cezar freizubekommen. Aber du bist nicht mitgegangen.“
Narcise streckte die Hand aus, legte sie an die Wand. „Du irrst“, sie konnte wieder atmen. Mühsam, aber sie bekam wieder Luft in die Lungen, die ihr gerade wie erfroren erschienen waren.
Aber Chas schaute immer noch weg, sein Körper stocksteif. „Ich wünschte zur Hölle, dem wäre so.“
*
Giordan plagten keinerlei Gewissensbisse, als er das Rubey’s umgehend verließ, während Narcise und Woodmore ihr zärtliches Tête-à-Tête dort im Flur noch zu Ende brachten.
Er hoffte, sie ließen sich dabei viel Zeit und trieben es noch einmal miteinander, notfalls dort im Flur, so dass er einen Vorsprung bekommen konnte. Was machte es schon, wenn der Gedanke daran ihm die Eingeweide zerfraß und ihm dabei schwarze Flecken vor den Augen tanzten.
Die Sonne, die ihm seinerzeit sein Teufelsmal verbrannt hatte, konnte ihm nichts mehr anhaben, und daher war er in der Lage, jetzt auch bei Tag zu reisen. Das verschaffte ihm einen Vorteil: zu Pferd bis nach Dover, anstatt in der geschlossenen Kutsche, die Narcise nehmen musste, dann über den Kanal. Wenn es ihm gelang, zuerst bei Cezar einzutreffen...
Ein Schaudern überrumpelte ihn, und er unterdrückte es rasch. Ja, er würde tun, was getan werden musste – um das Leben unzähliger Kinder und englischer Bürger zu retten. Um Narcise davor zu bewahren, sich zu opfern.
Er würde Cezar sogar töten, wenn er es musste ... obwohl das zu tun, wahrscheinlich auch ihn selber töten würde. Die Überreste von jenem Zwischenspiel mit Narcise in jener Gasse machten immer noch, dass der Magen sich ihm umdrehte und ihm die Knie zitterten.
Jetzt, da er wieder bei Verstand war, begriff er auch, warum er so heftig darauf reagiert hatte: Sein Körper und seine Seele hatten ihn vor den Qualen beschützt, die er unweigerlich erleiden würde, wenn er Narcise wieder sein Herz anvertraute. Diese heftige, grausame Übelkeit war seine Reaktion auf den Hass und die Gewalt gewesen, die er seit mehr als zehn Jahren gemieden hatte, die Reaktion auf eine lang unterdrückte Sucht, die urplötzlich wieder in ihm ausgebrochen war: der Drang zu verletzen, Leid zuzufügen, zu besitzen.
*
„Ah, Schwesterherz. Ich habe dich schon erwartet. Ich sehe, wie du mir ebenso wenig fernbleiben kannst, wie ich dir fernbleiben kann.“ Cezar schaute hoch, als Narcise hereinkam. „Und Woodmore auch. Du hast in deiner Nachricht nicht gesagt, dass er dich begleiten würde, um uns hier Gesellschaft zu leisten. Wem oder was verdanke ich dieses unerwartete Vergnügen?“
Sie befanden sich am Ende der Reise, in Cezars Privatgemächern, mit Belial als Eskorte, der Narcise viel zu nahe stand, näher als ihr lieb war. Ihr Bruder saß auf der anderen Seite des Zimmers an einem Schreibtisch. Als sie eintraten, wechselte sein Gesichtsausdruck von echtem Entzücken zu einem verächtlichen Willkommensgruß ... zu einem überraschten, leeren Gesichtsausdruck, als wolle er seine wahren Gefühle verbergen.
Narcise fand das sowohl beunruhigend – als auch vielversprechend.
„Belial“, befahl Cezar barsch, „Geleite meine Schwester zum Speisesaal. Ich wünsche, dass sie heute Abend meine Gäste unterhält.“
Narcise hob die Nase an und atmete ein, versuchte, Giordans Anwesenheit zu riechen. War er hier oder nicht? Als er zur abgesprochenen Zeit nicht zurückgekehrt war, um sie im Rubey’s zu finden, hatte sie schon vermutet, dass er noch vor ihnen hier ankommen wollte.
Sie hatten Cezar per Bluttaube Nachricht zukommen lassen, die Invasion aufzuhalten, denn es war ihnen unmöglich, Paris binnen der Frist von drei Tagen zu erreichen, und hatten ihm darin versprochen, dass sie zu ihm zurückkehren würde. Bislang hatten sie noch nichts davon gehört, dass es zu einer Invasion gekommen war, und sie glaubte, dass er Wort gehalten hatte.
Er wusste natürlich auch, dass, sollte die Invasion doch passieren, sie nicht zu ihm zurückkehren würde.
Narcise würdigte Chas keines Blickes, auch wenn sie fühlte, wie er neben ihr erstarrte. Hinten an ihrer Schulter brannte das Mal vor Zorn – so sehr, dass sie kaum ihren Arm rühren konnte. Selbst das Atmen war beschwerlich. Aber es verhielt sich bereits seit zwei Tagen so, und sie hatte gelernt, es zu ertragen.
„Ah, liebste Schwester“, sagte Cezar, das Lispeln in seiner Stimme war noch stärker als gewöhnlich, „der Kaiser wird später am Abend hier zugegen sein. Und wenn du ihm genügend Zerstreuung bereitest, bin ich mir gewiss, dass du ihn umstimmen kannst. Belial, schaff sie fort.“ Jetzt schien er geradezu außer Atem vor Aufregung.
Aber Narcise hatte nicht vor, einfach still abzutreten. Aus irgendeinem Grund fürchtete Cezar sie mehr als alles andere auf der Welt – wenn man Sonia glauben konnte. Dieser Gedanke verlieh ihr nie geahnten Mut und Selbstsicherheit. Sie begann, auf ihren Bruder zuzugehen, als Belial eine Bewegung machte, um sie aufzuhalten. Sie schleuderte seine Hand von ihrem Arm weg, und ihre Augen glühten heiß und rot. „Rühr mich nicht an, oder ich werde dich töten.“
Chas hatte sich im gleichen Augenblick bewegt und hatte den kurzen, aber tödlichen Pflock heimlich hervorgeholt, den er im Absatz seines Stiefels verborgen hatte.
„Cezar, du hast mir versprochen ... wenn sie zurückkommt...“ Er winselte fast, tat aber einen Schritt zurück. „Sie schuldet mir etwas.“
„Das habe ich. In der Tat“, sagte Cezar nachdenklich. „Vielleicht kann ich dir deinen Wunsch heute Abend gewähren.“
Narcise spürte, wie Chas sich hinter ihr verkrampfte, aber er blieb stumm und schweigend stehen, wie abgesprochen. Sie hatte ihn auf die Bösartigkeiten ihres Bruders gut vorbereitet. Sie entfernte sich von Belial, das Herz schlug ihr bis zum Hals, und dann begann sie, das Zimmer zu durchschreiten. Der gemachte Vampir bekümmerte sie nur wenig. Es waren die Kinder in England, denen ihre Sorge galt. Und wo war Giordan? „Ich bin zu dir zurückgekehrt, Bruder. Du hast dich damit einverstanden erklärt, die Invasion abzubrechen. Hast du mich denn nicht vermisst?“
Cezars Augen waren wie Magneten auf sie gerichtet, und sie sah sowohl Furcht als auch Bewunderung darin. Sein Hals zog sich zusammen, als er schluckte, seine begierige Aufmerksamkeit war spürbar, greifbar. Sie blieb auf halbem Weg stehen, weil sie nicht nahe genug kommen wollte, dass er sie packen konnte.
„Ich dachte nicht, dass du zurückkommen würdest“, sagte er, seine Stimme etwas schwach. „Ich dachte, ich hätte dich auf immer verloren. Narcise.“
„Ich bin aus freien Stücken hier“, erklärte sie ihm, wobei sie ihn scharf beobachtete. „Ich vertraue darauf, dass du dein Versprechen einlösen wirst.“ Sie sah Chas nicht an.
Er nickte langsam. „Ja. Belial, geleite die beiden in den Speisesaal. Geh mit ihm“, sagte er zu Narcise, seine Augen jetzt angespannt. Die Schläue darin beunruhigte sie ... aber sie kannte das Risiko.
Sie wusste, sie würde hier so schnell nicht wieder herauskommen, aber eines Tages schon. Sie war mit Wissen und mit einem Plan bewaffnet hergekommen, und sie besaß Freunde jenseits dieser Höhlen hier unten, die kommen würden, ihr zu helfen.
Daher würde sie fürs Erste – und trotz dem fortwährenden, pochenden Schmerz an ihrer Schulter, dem Brennen ihres Mals – einfach nur Cezars kleines Spielzeug sein. Nur für ein kleines Weilchen.