4

 

Sie hätte später nicht zu sagen gewusst, wie sie nach Ferndale zurückgekommen war. Wahrscheinlich war es ein Wunder, dass sie keinen Unfall verursacht hatte. Einige Male begann sie zu weinen und konnte vor lauter Tränen kaum etwas sehen. Als sie in die Auffahrt einbog, meinte sie, noch nie in ihrem Leben so verzweifelt und geschockt gewesen zu sein.

Daheim schloss sie sogleich die Tür hinter sich und lehnte sich schwer atmend von innen dagegen. Wieder fiel ihr die bleierne Stille des Hauses auf. Endlos schien es her, dass das fröhliche Lachen von Kim erklungen war. Es hätten Jahre sein können, dabei waren nur zwei Tage seit ihrem Verschwinden vergangen. Zwei Tage, die zu den längsten ihres Lebens wurden.

Sie ging ins Wohnzimmer, mit den müden, schleppenden Schritten einer alten Frau. Sie schaltete die Rufweiterleitung aus, starrte auf den Telefonapparat. Sie musste Superintendent Baker anrufen.

Was, wenn Jack ihr sein Auto nicht gegeben hätte? Oder gar nicht zu Hause gewesen wäre? Sie hätte Ferndale nicht verlassen können. Wahrscheinlich hätte sie dann nie herausgefunden, dass Nathan den erpresserischen Anruf getätigt hatte. Er hätte den Rekorder vernichtet, sich wahrscheinlich wirklich nicht mehr gemeldet. Sie und Frederic hätten vergeblich auf ein erneutes Lebenszeichen des Erpressers gewartet und wären schließlich zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich in der Tat um einen Witzbold mit einem Sinn für höchst makabren Humor gehandelt hatte.

Das Misstrauen, das sie an diesem Morgen nach Hunstanton getrieben hatte, hätte sich wieder gelegt, und sie hätte mit Nathan gelebt und bis ans Ende aller Tage nicht erfahren, welche perfide Rolle er in dem größten Drama ihres Lebens gespielt hatte.

Alles wäre anders gekommen. Ihre gesamte Zukunft.

Sie schaute auf den bunten Kassettenrekorder, den sie noch immer in der Hand hielt. Nun würde er als ein Beweismittel an Superintendent Baker gehen. Dorthin gehörte er.

Sie fragte sich, weshalb sie zögerte, Baker anzurufen.

Als sie aus der Pension in Hunstanton gestürmt war, vorbei an der Wirtin, die noch immer im Vorgarten arbeitete und ihr überrascht nachgeschaut hatte, da war sie entschlossen gewesen, direkt zur Polizei zu fahren und dort alles zu sagen, was geschehen war und was sie über Nathan Moor wusste. Seine Lügengeschichten, seine Hochstapelei, alles. Stattdessen war sie nun zu Hause in Ferndale gelandet und stand unschlüssig im Wohnzimmer herum.

Weshalb?

Du müsstest dann auch bekennen, wie sehr du dich in dem Mann, mit dem du deinen Ehemann betrogen hast und für den du deine Familie verlassen wolltest, getäuscht hast. Das Spiel, das er mit deiner und Frederics Angst getrieben hat, ist durch nichts zu entschuldigen. Aber im Grunde hättest du dich schon von ihm trennen müssen, als du erfuhrst, wie hemmungslos er dich über seine berufliche Situation belogen hat. Was würde Baker denken? Dass du so verrückt nach diesem Typen warst, dass du ihm seinen Betrug verziehen und ihn sogar noch irgendwie vor dir schöngeredet hast. Als was stehst du dann da? Als eine mannstolle Person? Als eine Frau, die jeden Stolz verloren hat? Im besten Fall wahrscheinlich noch als hoffnungsloses Dummchen.

Ist es das? Ist es das, weshalb du zauderst? Willst du einfach dein letztes bisschen Ansehen nicht verspielen?

Sie schüttelte langsam den Kopf. Ja und nein. Eines war klar: Würde sie auch nur im Mindesten noch glauben, dass Nathan in Wahrheit doch etwas mit Kims Verschwinden zu tun hatte, wäre sie längst bei der Polizei. Dann hätte es nicht den kleinsten Moment des Überlegens gegeben.

Das aber bedeutete, dass sie es nicht glaubte. Dass etwas in ihr sehr unmissverständlich sagte, dass Nathan diesmal nicht log. Dass er Kim wirklich nicht hatte. Dass er nur versucht hatte, auf eine unsägliche Weise an hunderttausend Pfund zu kommen und damit seine ausweglose Situation zu verbessern.

Oder redete sie sich da schon wieder etwas ein? Immerhin hatte sie am Vormittag plötzlich so stark an ihm gezweifelt, dass sie ihn aufgesucht hatte, um sich über ihn und seine Rolle in der Geschichte klar zu werden.

Als das Klingeln des Telefons plötzlich die Stille durchschnitt, erschrak sie so sehr, dass ihr der Rekorder aus den Händen rutschte. Das Zittern, das sie sofort befiel, kannte sie, seit der Erpresser angerufen hatte. In der nächsten Sekunde fiel ihr ein, dass er sich nie wieder melden würde.

Vielleicht war es die Polizei. Bei diesem Gedanken fingen ihre Hände noch unkontrollierter zu zittern an, aber sie versuchte sich zu beruhigen.

Wäre es etwas Schlimmes, dann kämen sie hierher. Eine schlimme Nachricht würden sie mir nicht am Telefon überbringen.

»Ja«, meldete sie sich.

»Virginia?« Es war Livia.

Virginia atmete tief und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.

»Oh, Livia. Sind Sie in Deutschland?«

»Ja. Und ich wollte wissen, ob es etwas Neues wegen Kim gibt?«

Sie war wie eine gute Freundin. Zuverlässig und aufmerksam. »Nein, Livia, leider nicht. Wir haben immer noch keine Spur von ihr.«

Am anderen Ende herrschte längeres Schweigen. »Das ist ja schrecklich«, sagte Livia dann bedrückt. »Sie und Frederic müssen durch die Hölle gehen.«

»Das ist so, ja.« Virginias Stimme schwankte. »Es ist einfach unvorstellbar, Livia, eigentlich ist es nicht auszuhalten. Man wundert sich die ganze Zeit, dass man nicht den Verstand verliert. «

»Ich wünschte, ich könnte etwas tun«, sagte Livia, und sie klang sehr aufrichtig.

Virginia kam plötzlich ein Gedanke.

»Livia, das ist vielleicht eine seltsame Frage, aber bevor Sie damals nach Skye kamen, wo haben Sie da Station gemacht? Waren Sie je in der Gegend von King's Lynn?«

»Nein«, sagte Livia, »wir sind von Anfang an ziemlich weit hoch in den Norden gesegelt. Wir waren in …«

»Okay. Jedenfalls nicht hier?«

»Nein. Warum?«

»Das kann ich Ihnen nicht erklären. Livia, es ist … ich werde nicht mit Nathan zusammenbleiben.«

»Oh …«

»Ich muss noch etwas wissen. Er hat ja wohl nie richtig Geld verdient, aber lag das wirklich an seiner Lebenssituation damals? Und gab es für ihn tatsächlich jahrelang nie eine Chance, dieser Situation zu entkommen?«

Livia schwieg so lange, dass sich Virginia schon fragte, ob sie überhaupt noch am Apparat war. Welchen Grund, dachte sie, sollte sie haben, mir Rede und Antwort zu stehen?

»Die Situation war schwierig für ihn«, erklärte Livia schließlich, »aber er hat daran mitgewirkt, sie zu erhalten. Wissen Sie, ich hatte größte Probleme, meinen schwerbehinderten Vater in ein Heim zu geben. Aber immer dann, wenn ich mich doch einmal dazu durchgerungen hatte – und ich kam etliche Male an diesen Punkt –, dann hat Nathan sich wieder dagegen gewehrt. Da er meinen Vater hasste, glaube ich nicht, dass er ihn beschützen wollte. Vielmehr war ihm klar, dass dann kein Geld mehr fließen würde. Wir lebten ausschließlich von meinem Vater, und das wäre dann nicht länger möglich gewesen. Nathan hätte nicht gewusst, wie es weitergehen sollte.«

»Er kann mit dem Schreiben also nichts verdienen?«

Livia lachte, und dann sagte sie das Härteste, was sie je über ihren Mann gesagt hatte: »Er hat nicht genug Talent. Er ist nicht fleißig genug. Nathan … hat nicht von dem Roman geträumt. Nathan hat immer nur vom schnellen Geld geträumt. Von nichts anderem.«

»Ihm liegt sehr viel an Geld.«

»Ich würde sagen«, erwiderte Livia, »dass er von morgens bis abends über fast nichts anderes nachdenkt.«

Virginia nickte, dann fiel ihr ein, dass Livia ihr Nicken nicht sehen konnte und auf eine Antwort wartete.

»Danke«, sagte sie, »ich werde Sie anrufen, wenn es etwas Neues wegen Kim gibt.«

Sie legte den Hörer auf. Nahm ihn aber gleich darauf wieder hoch und wählte die Nummer von Superintendent Baker.

Nathan war nicht in der Gegend gewesen, als das erste Kind verschwand. Und ihr Instinkt sagte ihr, dass er Kim tatsächlich nicht verschleppt hatte. Aber es war gleichgültig, was sie fühlte, dachte, glaubte. Er war ein notorischer Lügner, ein Hochstapler, ein Erpresser. Es ging um ihr Kind. Nicht um ihren, Virginias, guten Ruf. Nicht darum, einen Mann davor zu bewahren, möglicherweise unschuldig in die Mühlen polizeilicher Ermittlungsarbeit zu geraten. Es ging einzig um Kim, und solange nur der Schatten, nur der Hauch eines Verdachts an Nathan hing, musste dem nachgegangen werden.

Mit fester Stimme verlangte sie, Superintendent Baker zu sprechen.

5

 

Frederic war ins Wohnzimmer gegangen, als das Telefon klingelte, und kehrte nun in die Küche zurück, wo Virginia am Tisch saß. Sie hatte ein Glas Milch vor sich – »heiße Milch mit Honig, das ist gut für die Nerven«, hatte Frederic gesagt und ihr die Milch gewärmt. Das war vor einer Stunde gewesen. Sie hatte zweimal an dem Getränk genippt, aber sofort hatte sie gemeint, ihr Magen ziehe sich zusammen. Inzwischen war die Milch längst kalt geworden, und eine Haut hatte sich auf der Oberfläche gebildet. Virginia konnte Kim hören. »Iiiiihh! Milch mit Haut!«

Sie stützte den Kopf in die Hände. Kim, Kim, Kim!

»Das war Superintendent Baker«, erklärte Frederic. »Sie verhören Nathan Moor seit Stunden. Ohne Ergebnis. Er hat sofort zugegeben, den Anruf getätigt zu haben, aber er streitet beharrlich ab, irgendetwas mit Kims Verschwinden zu tun zu haben.«

Virginia hob den Kopf. »Und? Glaubt ihm Baker?«

Frederic zuckte mit den Schultern. »Was kann man einem Mann wie ihm schon glauben?«

Virginia nickte langsam. Vermutlich gab es nur eine einzige Wahrheit über Nathan Moor, und die hatte Livia klar und deutlich ausgesprochen: »Nathan hat immer nur vom schnellen Geld geträumt. Von morgens bis abends denkt er über fast nichts anderes nach.«

Frederic setzte sich Virginia gegenüber an den Tisch. Sein Gesicht war bleich vor Müdigkeit. »Baker sagt, wenn wir es irgendwie schaffen, sollen wir trotzdem morgen zu der Beerdigung kommen. Schließlich – vielleicht ist Moor tatsächlich unschuldig …«

»Er hat bestimmt nichts mit dem Tod der anderen Kinder zu tun«, sagte Virginia, »er war gar nicht in der Gegend, und …«

»Behauptet er jedenfalls.«

»Behauptet Livia.«

»Die wir im Grunde auch nicht besser kennen als ihn«, sagte Frederic. »Ich meine, wer sagt uns denn, dass wir da nicht einem besonders durchtriebenen Gaunerpärchen aufgesessen sind? Denen ist das Schiff abgesoffen, und während sie hin und her überlegten, wie sie am besten wieder zu Geld kommen könnten, fiel ihnen ein, es doch einmal mit dir zu versuchen. Vielleicht hat sich Moor durchaus mit dem Einverständnis seiner Gattin an dich herangemacht. Es war ja von Anfang an offensichtlich, dass du recht wohlhabend bist.«

»Das bin ich doch gar nicht. Du bist wohlhabend. Und dass du mich nicht gerade mit Geld überhäufen würdest, wenn ich mich mit einem anderen Mann einließe, muss jedem klar sein.«

»Wieso? Selbst der schlaue Nathan Moor hat unsere Vermögensverhältnisse vielleicht nicht sofort im Detail durchschaut!«

Sie sah ihren Mann an. »Das macht ihn aber noch nicht zu einem Kindermörder.«

»Auch nicht zu einem Entführer?«

Sie senkte den Blick.

Frederic neigte sich über den Tisch auf sie zu. »Was weißt du eigentlich über den Mann, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen wolltest?«, fragte er.

Sie antwortete nicht. Alles, was sie auf diese Frage hätte erwidern können, wäre als Rechtfertigung völlig untauglich gewesen.

Frederic wartete einen Moment, dann begriff er, dass sie nichts sagen würde. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Warum nur?«, fragte er. »Wenn ich nur verstehen könnte, warum!«

Sie sah ihn wieder an, brauchte viel Kraft dazu. »Ist das ein Thema, das wir jetzt klären müssen?«

»Irgendwann sollten wir es tun.«

»Damals, als wir in dem Cafe saßen, an dem Tag, an dem … Kim verschwand, da hast du mich auch schon nach dem Warum gefragt. Ich habe versucht, es dir zu erklären. Wahrscheinlich hast du es nicht verstanden. Vielleicht kann man es auch gar nicht verstehen.« Sie schluckte. »Ich habe mich in Nathan Moor verliebt«, sagte sie leise, »zumindest dachte ich, ich hätte mich in ihn verliebt. Was in der Wirkung zunächst einmal das Gleiche ist.«

Frederic rieb sich die Augen. Sie sahen gerötet und noch müder aus als zuvor.

»Und jetzt? Liebst du ihn nicht mehr? Oder denkst, ihn nicht mehr zu lieben?«

Virginia schwieg eine ganze Weile. Sie starrte auf das Milchglas, das vor ihr stand, aber sie sah es nicht. Sie sah Nathan und sich. In Dunvegan auf Skye. Sah das Kaminfeuer und die Kerzen. Roch den Wein. Sah seine Augen und sein Lächeln und spürte seine Hände auf ihrem Körper. Fühlte den abgrundtiefen Schmerz des Verlustes und der Enttäuschung. Hätte viel darum gegeben, diese Stunden noch einmal erleben zu dürfen. Und wusste doch, dass sie vorbei und niemals wiederholbar waren.

»Jetzt denke ich«, sagte sie, »dass man Liebe manchmal verwechselt. Mit irgendwelchen Emotionen, nach denen man sich gerade sehnt. Nathan hat mir das Gefühl gegeben, wieder lebendig zu sein. Und ich habe lebendig mit Liebe verwechselt.«

»Sich lebendig fühlen ist viel. Wenn er dir das gegeben hat, hat er dir sehr viel gegeben.«

Sie wusste, dass das stimmte. Nathan Moor hatte ihr, trotz allem, eine Tür geöffnet, die sie allein nicht hätte aufstoßen können.

»Nathan und ich«, sagte sie, »haben keine gemeinsame Zukunft mehr. Unabhängig davon, was aus uns beiden wird. Wenn es das ist, was du wissen möchtest.«

»Das und vieles mehr«, entgegnete Frederic.

Sie schob das Glas zurück und stand auf. Sie konnte nicht länger in dieser Küche sitzen. Schon wurde ihr das Atmen wieder schwer. Wie am Morgen.

»Mir ist plötzlich …«, begann sie und rang nach Luft.

Frederic war sofort neben ihr. Er hielt sie fest. Sie konnte seine Stimme dicht an ihrem Ohr hören.

»Atme ganz tief. Ganz ruhig. Atme, so tief du kannst!«

Tatsächlich gelang es ihr, wieder Sauerstoff in ihre Lungen zu bringen. Das Rasen ihres Herzens beruhigte sich ein wenig. Das Bedürfnis, hinauszulaufen, den Wänden um sie herum zu entkommen, verebbte.

»Danke«, flüsterte sie.

»Deine Lippen sind ganz grau«, sagte Frederic, »und deine Pupillen sind riesig.«

Sie starrte ihn an. Wie sollte sie ihm die Bilder erklären, die sich plötzlich wie rasend durch ihren Kopf bewegt hatten? Nathan und sie; Skye; sie beide im Auto; Kim, wie sie verängstigt und frierend in ihrem Baumhaus kauerte; Grace, die glühend vor Fieber durch das verlassene Schulgebäude irrte und das Kind suchte; Tommis strahlendes Gesicht; Tommi im Krankenhaus; der zarte Körper, der zwischen Dutzenden von Schläuchen fast verschwand; Tommis Mutter; ihre erloschenen Augen.

Auf einmal begann Virginia zu weinen. So heftig, als breche der Schmerz von Jahrzehnten hervor. Sie zitterte, klammerte sich an Frederics Schultern. Sie weinte, als könne sie niemals wieder aufhören.

Jetzt vernahm sie seine Stimme wie aus weiter Ferne. »Beruhige dich, Virginia! Beruhige dich doch!«

Sie versuchte etwas zu sagen, brachte aber nur Wortfetzen hervor. »Nathan«, gelang es ihr endlich zu sagen, »Nathan … es war, weil … er gefragt hat. Weil er nach Michael gefragt hat …«

»Er hat nach Michael gefragt? Nach deinem Exfreund, der damals spurlos verschwunden ist?«

Irgendwie landete sie wieder auf ihrem Stuhl. Sie weinte noch immer, aber nicht mehr so, als werde sie von ihren eigenen Tränen davongeschwemmt.

Sie sah Frederic, der vor ihr kauerte.

»Er hat nach Michael gefragt?«

Sie nickte.

 

6

 

Michael

 

Es war einer der ersten wärmeren Abende des Jahres 1995, der 24. März, als Michael zum ersten Mal wieder beschloss, mit dem Fahrrad zum Training zu fahren. Der Winter war kalt und regnerisch gewesen, aber endlich ließen sich erste Anzeichen des nahenden Frühlings erahnen. Die Luft war mild und samtig und der Himmel von jenem lichten Blau, das nur der März hervorbringt. Überall schossen die Narzissen aus der feuchten, schwarzen Erde und öffneten weit ihre Blüten, und die Vögel sangen in einem endlosen Konzert.

Michael zog seinen dunkelblauen Trainingsanzug und seine Stiefel an, packte Turnschuhe, Handtuch und eine Flasche Mineralwasser in seinen Rucksack und rollte das Fahrrad aus der Garage. Schon am Nachmittag hatte er die Reifen geprüft und neu aufgepumpt. Tommi hatte daneben gestanden und fachmännische Ratschläge erteilt.

»Pass auf«, hatte Michael gesagt, »wenn am Sonntag schönes Wetter ist, machen wir zusammen eine Radtour. Okay?«

Tommi hatte über das ganze Gesicht gestrahlt. Später war er hinübergelaufen, um mit seiner Familie zu Abend zu essen, und Michael erklärte Virginia, dass es später werden könne. »Ich gehe mit den anderen hinterher wahrscheinlich noch was trinken. Rob hat heute Geburtstag, bestimmt gibt er da eine Runde aus.«

»In Ordnung.« Sie lächelte. »Amüsier dich. Ich gehe wahrscheinlich früh schlafen. Ich bin ziemlich müde.«

Es stimmte, sie war müde. Sie hatte den Nachmittag über im Garten gearbeitet, hatte, vom so plötzlich ausgebrochenen schönen Wetter inspiriert, Terrakottatöpfe aus der Garage geschleppt, mit frischer Erde gefüllt und sich über ihre Bepflanzung Gedanken gemacht. Sie hatte die Gartenmöbel auf die Terrasse getragen und ihnen den Winterstaub abgewaschen. Am liebsten hätte sie sich schon irgendein schwingendes, zartes Sommerkleid angezogen, aber dafür war es dann doch noch zu kühl. Vorläufig schienen ihr Jeans und Pulli trotz allem noch geeigneter.

Am Vormittag war sie mit einem Referat beschäftigt gewesen. Normalerweise hätte sie in der Unibibliothek geholfen, hätte Bücher sortiert, umgeräumt und Titel und Standort in endlosen Listen in den Computer eingegeben. Der Job gefiel ihr, aber sie machte sich keine Illusionen: Es war eine Aushilfstätigkeit, kein Beruf. Sie musste endlich herausfinden, was sie in Zukunft wirklich arbeiten wollte. Andere schafften das auch. Gingen zielstrebig und ambitioniert ihren Weg. Nur sie wusste nicht so recht, was werden sollte. In keiner Hinsicht.

Was Michael anging, schließlich auch nicht. An ihrem Geburtstag Anfang Februar hatte er zuletzt gefragt, ob sie ihn heiraten wolle, sie hatte wie üblich ausweichend reagiert. Sie schämte sich, weil sie ihn hinhielt, aber sie brachte es nicht fertig, die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit hätte gelautet: »Nein, ich will dich nicht heiraten. Jetzt nicht und höchstwahrscheinlich auch später nicht. Aber ich lebe gern mit dir. Jetzt. Sicher nicht für immer.«

Michael war einfach auf einem völlig anderen Trip als sie. Er wollte seine Zukunft planen, wollte sie unter Dach und Fach bringen. Heiraten. Kinder bekommen. Er träumte von einem richtigen Familienleben. Sie musste nur beobachten, mit welcher Begeisterung er sich dem kleinen Tommi von nebenan widmete. Er liebte Kinder. Und er liebte die Sicherheit. Die gleichmäßige Abfolge ruhiger, geordneter Tage. Das Häuschen, den Garten. Seine Arbeit. Eine Frau, die da war, wenn er nach Hause kam. Einen Hund, der fröhlich um seine Beine herumtollte. Kinder, die ihm aufgeregt erzählten, was sie erlebt hatten. Denen er das Fahrradfahren beibringen und die er zum Fußballspielen mitnehmen konnte. Es waren keine unbescheidenen Wünsche, die er an das Leben hatte, und Virginia wusste, dass er ein Recht hatte, sein Leben nach seiner Fasson zu leben.

Sie hatte so sehr gehofft, selbst einmal an den Punkt zu kommen, an dem er bereits war. Die innere Unruhe zu verlieren, die verhinderte, dass sie sich auf irgendetwas oder irgendjemand wirklich einließ. Auf einen Menschen, einen Lebensstil, auf einen Beruf. Warum gelang es ihr nicht, sich festzulegen? Warum nur hatte sie so oft diese fast zwanghafte Vorstellung, sie würde das eine versäumen, wenn sie sich auf das andere einließ? Es war lächerlich, es war kindisch. Aber sie bekam es nicht in den Griff.

Nachdem Michael aufgebrochen war, kehrte sie die Erde auf der Terrasse zusammen und ging ins Haus. Sie wusch sich lange die Hände, schrubbte ihre Fingernägel, unter denen Erde klebte. Sie schaute sich die Nachrichten im Fernsehen an, stand dann am Fenster und beobachtete, wie es ganz langsam dunkel wurde. Sie stellte sich vor, wie es wäre, in einem Penthouse in New York zu stehen und auf die Lichter der Stadt zu blicken. Ein Gedanke, der eine Sehnsucht weckte, die beinahe wehtat.

Als das Telefon klingelte, war ihr erster Impuls, es zu ignorieren und sich nicht zu melden. Vielleicht war es eine ihrer Freundinnen, die Lust auf ein langes Gespräch hatte, während sie selbst richtig müde war und mit niemandem reden wollte. Ins Bett gehen mit einem Glas Wein und einem guten Buch. Das war es, worauf sie Lust hatte.

Später fragte sie sich oft, ob ihre Scheu, den Hörer aufzunehmen, in etwas anderem begründet war als in ihrer Müdigkeit. Ob nicht ihr Unterbewusstsein eine Warnung ausgesprochen hatte. Denn die Tragödie, die sich später ereignete, wäre nicht geschehen, hätte sie den Apparat einfach läuten lassen und sich ins Bett gelegt.

Aber dann dachte sie, dass es Michael sein könnte, dessen Fahrrad vielleicht kaputt war und der abgeholt werden wollte, obwohl es dafür eigentlich zu früh war. Also überwand sie sich und hob ab.

»Virginia Delaney.«

Ein ganz kurzes Schweigen folgte, und dann erklang jene Stimme, bei der sie noch immer weiche Knie bekam und einen trockenen Mund: »Virginia? Hier ist Andrew.«

»Oh«, war alles, was sie als Reaktion hervorbrachte.

Wiederum herrschte ein Moment des Schweigens, dann fragte Andrew: »Wie geht es dir?«

Sie hatte sich wieder einigermaßen gefangen. »Gut. Danke. Wie geht es dir?«

»Auch gut. Aber …«

»Ja?«

»Ich würde dich gern sehen«, sagte Andrew.

»Ich weiß nicht, ich …«

»Wenn es geht, jetzt gleich«, sagte Andrew.

Sie hätte so vieles sagen können. Dass Michael da sei und sie nicht einfach wegkönne. Dass sie kein Auto habe. Dass sie müde sei. Oder sie hätte ihn fragen können, was er sich einbilde, einfach daherzukommen, abends um acht Uhr anzurufen und sie herbeizuzitieren. Sie hätte sagen können, er solle sich zum Teufel scheren, und dann einfach auflegen.

Stattdessen schaute sie zum Fenster hinaus. Dort parkte das Auto. Wie üblich am Hang. Michael hatte ja das Fahrrad genommen.

»Wo bist du?«, fragte sie.

»Im Old Bridge Hotel in Huntingdon.«

»In einem Hotel?«

Er lachte. »Im Restaurant des Hotels. Sie haben fantastisches Essen hier. Und eine große Auswahl an Weinen.«

Sie hatte ihn nie mehr wiedersehen wollen. Er hatte sie zu sehr verletzt. Sie wusste, dass es besser wäre, bei diesem Entschluss zu bleiben und jeden Kontakt mit ihm zu unterlassen.

»Okay«, sagte sie, »aber nur auf einen Drink!«

Sie konnte ihn durch die Leitung förmlich grinsen hören.

»Klar«, sagte er, »nur auf einen Drink!«

 

Für den weiteren Verlauf der Dinge war es unerheblich, was im Hotel geschehen war, es hatte nur insofern eine Bedeutung, als die Tatsache, dass ihre Begegnung weit über einen Drink hinausgegangen war, später ihre Schuldgefühle verschärfte. Sie waren nur kurz im Restaurant gewesen, dort aber nicht über eine Vorspeise hinausgekommen, weil die Begegnung mit Andrew Virginia so durcheinander brachte und zugleich so ärgerlich über sich selbst werden ließ, dass sie keinen Bissen herunterbekam.

Er hatte ihre Hand genommen und gefragt: »Soll ich nicht doch ein Zimmer nehmen?«

Und sie hatte genickt und sich dafür gehasst.

Sie war verschwitzt von der Gartenarbeit, und sie hatte absichtlich nicht geduscht, hatte keine frische Wäsche angezogen, in der Hoffnung, es wäre ihr dann vielleicht zu peinlich, mit ihm ins Bett zu gehen. Sie hatte vergessen – oder verdrängt –, dass ihr nie etwas zu peinlich gewesen war, wenn es um Andrew ging. Sie tranken zusammen ein Glas Sekt aus der Minibar und plauderten über Belanglosigkeiten, und dann schliefen sie miteinander, und Andrew sagte, Virginia rieche nach Erde und Gras und sei ihm noch nie zuvor so verführerisch erschienen. Sie selbst fühlte die Leichtigkeit, die sie stets in seinen Armen empfunden hatte, und diese berauschende Mischung aus Aufregung, Atemlosigkeit und dem Gefühl, jung zu sein. Leben. Andrew gab ihr ein Empfinden von Leben, das Michael in ihr nicht zu wecken vermochte.

»Warum verlässt du ihn nicht?«, fragte Andrew hinterher, als sie nebeneinander lagen und Virginia gerade auf ihre Uhr geschaut und erschreckt festgestellt hatte, wie spät es schon war.

»Warum willst du nicht mit mir leben?«, fragte sie zurück. Er seufzte tief. »Du weißt, warum. Es geht einfach nicht. Nicht mehr.«

»Und warum wolltest du mich heute Abend treffen?« »Weil ich dich nicht vergessen kann.«

Und ich dich auch nicht, dachte sie zornig, aber im Grunde liegt das nur daran, dass Michael mich zu Tode langweilt. Nur von diesem Umstand hast du heute profitiert, nur davon!

Sie schwang die Beine aus dem Bett, suchte ihre zerknüllte Wäsche zusammen. »Das wird sich nicht wiederholen, Andrew. Bitte. Ruf mich nicht mehr an.«

»Wirklich nicht?«

»Wirklich nicht!«, sagte sie fest, verließ das Zimmer und widerstand der Versuchung, die Tür hinter sich zuzuschmettern.

Während der ganzen Heimfahrt ärgerte sie sich. Er hatte sie herbeizitiert wie ein kleines Mädchen, und sie war auch tatsächlich wie auf Kommando gesprungen.

Ich muss das ein für alle Mal beenden, dachte sie.

Es war nicht weit bis St. Ives, aber diesmal schien sich der Weg endlos zu dehnen. Es war fast elf Uhr! Womöglich war Michael bereits daheim, und was sollte sie dann sagen? Sie konnte dann nur etwas von einem spontanen Treffen mit einer Freundin erzählen und zu Gott beten, dass er nicht ausgerechnet diese Freundin in den nächsten Tagen traf. Außerdem musste sie noch unter die Dusche. Sogar sie selbst konnte den Geruch der Liebe an sich deutlich wahrnehmen, um wie viel stärker musste ihn ein anderer empfinden.

Sie fuhr viel schneller, als es erlaubt war, geriet aber zum Glück nicht in eine Verkehrskontrolle. Als sie in die Einfahrt ihres Hauses bog, schaute sie sofort nach oben, konnte aber nirgends ein Licht erkennen. Entweder Michael schlief schon – was unwahrscheinlich war, solange er nicht wusste, wo sie steckte –, oder sie hatte mehr Glück gehabt, als sie verdiente: Er war noch nicht daheim.

Sie parkte das Auto am Hang, genauso, wie er es am Nachmittag abgestellt hatte, sprang hinaus und lief zum Haus hinüber. Sie schloss die Tür auf, knipste das Licht an und rief unsicher: »Michael? Bist du da?«

Niemand antwortete. Sie warf ihre Handtasche in eine Ecke, hastete ins Bad, streifte all ihre Kleider ab und vergrub sie ganz unten im Wäschekorb. Kaum hatte sie geduscht, hörte sie, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Michael kam zurück.

Sie hüllte sich in ihr Handtuch und lehnte sich für einen Moment tief seufzend gegen die kühlen Kacheln der Badezimmerwand.

Sie hatte Glück gehabt, aber es war eine entwürdigende Situation, in die sie sich da gebracht hatte. In diesem Moment war sie fest entschlossen, etwas an ihrem Leben zu ändern. Sie würde sich entweder ganz und gar auf Michael einlassen oder sich von ihm trennen.

Wahrscheinlich eher trennen, dachte sie.

 

7

 

Ein einziges Licht nur brannte in der Küche. Virginia saß regungslos auf ihrem Stuhl. Die ganze Zeit über, während sie sprach, hatte sie sich nicht bewegt. Sie hatte mit einer seltsam monotonen Stimme gesprochen, hatte sich selbst wie aus der Ferne zugehört.

Nun schwieg sie, starrte an Frederic vorbei, zum Fenster hinaus in die Dunkelheit.

Nach einer Weile, in der kein anderer Laut zu hören war als das leise Brummen des Kühlschranks, sagte Frederic: »Du hast den Wagen zuletzt gefahren. Nicht Michael, wie du ihn hast glauben lassen. Du warst es.«

Sie sah ihn nicht an. »Ja. Ich war es. Und ich war es auch, die vergessen hat, das Auto abzuschließen. Ich stellte es ab und rannte ins Haus, und am nächsten Morgen konnte der kleine Tommi ohne Probleme einsteigen.«

»Und das alles hast du Nathan Moor erzählt?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. So weit sind wir nicht gekommen. Er kennt nur die Vorgeschichte. Meine Kindheit und Jugend mit Michael. Die Affäre mit Andrew. Tommis Tod. Er weiß nicht, dass …«

»… dass Michael schuldlos war«, vollendete Frederic.

Sie nickte.

»Mein Gott«, sagte Frederic, »von diesem Andrew wusste ich ja bislang auch nichts.«

Sie winkte ab. »Es ist so lange her. Er war wirklich nur eine Affäre, auch wenn ich mir einbildete, er sei meine große Liebe. Ein verheirateter Mann. Der sich nicht entschließen konnte, Frau und Kind für mich zu verlassen.«

»Wie banal«, sagte Frederic.

Sie schwiegen beide. Schließlich fuhr Frederic fort: »Mit der Treue hast du es noch nie sehr genau genommen, scheint mir.« Was sollte sie darauf erwidern?

»Ich habe Michael mit Andrew betrogen«, sagte sie, »aber das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war …«

Er stand auf, machte ein paar Schritte, so als wolle er sich vergewissern, dass er nicht nur träumte oder sich die Situation nur einbildete.

»Michael ist an dem Trauma seiner Schuld zerbrochen«, sagte er, »und du hast ihn in dem Glauben gelassen, er habe Tommis Tod zu verantworten. Warum hast du das getan, Virginia? Warum?«

»Ich weiß es nicht. Ist das noch wichtig?«

»Es passt nicht zu dir. Du bist nicht … feige.«

»Vielleicht doch.«

Er blieb stehen, sah sie an. »Ich verstehe jetzt den Schatten über deinem Leben.«

»Er hat ein Foto gefunden«, sagte Virginia, »Nathan. Ein Foto von mir, als ich jung war. Er sagte, er könne es nicht in Einklang bringen. Die junge Virginia. Und die Frau, die er vor sich hatte. Er sagte, irgendetwas müsse geschehen sein. Er gab sich nicht zufrieden. Auch nicht mit dem Eingeständnis von Tommis Tod. Er wusste, dass da noch etwas war. Aber … ich kam nicht mehr dazu, ihm davon zu erzählen.«

»Du wirfst mir vor, nicht so hellseherisch veranlagt gewesen zu sein wie er? Dich nicht gefragt zu haben?«

»Nein. Ich werfe dir gar nichts vor. Wie käme ich dazu, gerade ich? Nach allem, was ich angerichtet habe. Ich habe so viel Leid über so viele Menschen gebracht.« Sie schloss kurz die Augen. »Ich wollte es Michael sagen. An jedem einzelnen Tag danach wollte ich es ihm sagen. Dass ich die Affäre mit Andrew gehabt hatte. Dass ich zu diesem idiotischen, unsinnigen Treffen mit ihm nach Huntingdon gefahren war. Dass ich danach offensichtlich vergessen hatte, den Wagen abzuschließen, in meiner Hast, noch vor ihm wieder daheim und im Haus zu sein. Dass Tommi allein meinetwegen hat sterben müssen. Ich schob es vor mir her. Ich glaube heute, es war nicht einmal so sehr deswegen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, es ihm zu sagen. Aber es auszusprechen hätte auch bedeutet, meinen eigenen Verfehlungen selbst ins Gesicht zu sehen. Es auszusprechen hätte bedeutet, dass es Wirklichkeit wird. Es hätte bedeutet, dass ich es nie wieder hätte verdrängen können. Und davor habe ich mich gefürchtet. So sehr gefürchtet, dass ich froh war, als Michael weg war. Und ich es ihm gar nicht mehr sagen konnte.«

Sie hatte sehr leise gesprochen am Ende, den Kopf tief gesenkt. Sie blickte ungläubig auf, als Frederic sagte: »Ich habe dich vorhin nach dem Warum gefragt. Aber jetzt glaube ich, dass es darauf gar keine Antwort gibt. Ich verstehe dich auch so.«

»Was?«

»Ich verstehe dich. Ich kann verstehen, dass du Michael nichts gesagt hast. Ich kann deine Qual verstehen. Deinen verzweifelten Versuch, das alles zu verdrängen. Ich kann es verstehen. Vielleicht hätte ich genauso gehandelt.«

In tiefster Überzeugung erwiderte Virginia: »Du nicht. Niemals. «

Er musste fast lächeln angesichts ihres Glaubens an seine Integrität. »Ich neige auch dazu, den Kopf in den Sand zu stecken, Virginia, das weißt du.«

Leise sagte sie: »Vielleicht neigen wir alle manchmal dazu.«

In einer fast zärtlichen Geste – wie sie in den letzten Tagen zwischen ihnen nicht mehr üblich gewesen war – strich er ihr über die Haare.

»Du wirst es in Ordnung bringen müssen«, sagte er, »wenn du deinen Frieden finden willst. Dich hinter dunklen Bäumen zu verstecken, um zu vergessen, und dich zwischendurch in die Arme der Nathan Moors dieser Welt zu stürzen, um dich selbst zu spüren – das wird auf Dauer nicht funktionieren. Ganz gleich, ob du mit mir zusammen bist oder mit irgendjemand anderem. Es wird nicht funktionieren.«

Sie nickte langsam.