51
Hinter der Luftschleusentür war ein Tunnel. Er verzweigte und gabelte sich in perlmuttgrauem Licht. Es war, als schaute man in eine riesige unterirdische Kathedrale, geformt aus funkelndem Eis.
Und im Vordergrund war eine Menschenmenge.
Allein in der ersten Reihe mussten es hundert sein, dahinter kamen weitere, nur undeutlich sichtbare Reihen, mehr, als Abil zählen konnte. Sie waren gedrungen und sahen kräftig aus. Die meisten waren unbewaffnet, aber einige hielten Knüppel aus rostigem Metall in den Händen. Und sie waren allesamt nackt. Sie wirkten irgendwie ungeformt, als verschwämmen sie an den Rändern. Die Männchen hatten kleine, knospenartige Genitalien, die Brüste der Weibchen waren klein, ihre Hüften schmal. Niemand von ihnen schien eine Körperbehaarung zu besitzen.
Alles mit einem einzigen Blick. Dann stürmten die Koaleszenten vorwärts. Sie erhoben kein Geschrei, machten keinerlei Drohgebärden; das einzige Geräusch war das Tappen ihrer Füße auf dem Boden, das Zischeln, mit dem ihre Haut die Eiswände streifte. Abil stand wie versteinert da und sah zu, wie die menschlichte Flut auf ihn zubrandete.
»Runter! Runter!«, schrie Denh.
Aus einem Reflex heraus warf Abil sich zu Boden. Kirschrotes Laserlicht bohrte sich fadendünn durch die Luft über ihm, schnurgerade wie eine geometrische Übung.
Das Licht schnitt durch die Menge. Gliedmaßen wurden durchschnitten und abgetrennt, Eingeweide ergossen sich aus aufgeschlitzten Brusthöhlen, selbst Köpfe fielen inmitten unfassbarer Fontänen karmesinroten Blutes. Jetzt waren Geräusche zu hören, Schreie, Rufe und leise Grunzlaute.
Die erste Welle war in sich zusammengebrochen; binnen Sekundenbruchteilen hatte die meisten der Tod ereilt. Aber Weitere kamen heran, stiegen über die zuckenden Kadaver ihrer Gefährten hinweg, bis sie ebenfalls fielen. Und dann kam eine dritte Welle.
Abil war noch nie mit Tod in solchem Ausmaß konfrontiert gewesen – tausend oder mehr, tot binnen Sekunden –, es war unvorstellbar, bar jeder Vernunft. Und dennoch kamen sie weiter heran. Es war nicht einmal Mord, sondern eine Art Massenselbstmord. Die Taktik der Koaleszenten schien einzig und allein in der Hoffnung zu bestehen, dass den Soldaten der Treibstoff oder die Munition ausginge, bevor sie keine Leiber mehr hatten, die sich den Soldaten in den Weg stellten. Aber dazu würde es nicht kommen, dachte Abil traurig.
Mittlerweile waren so viele getötet worden, dass ihre aufgehäuften Leichen den Tunneleingang verstopften. Abil versuchte, wie ein Corporal zu denken. Er stand auf und winkte mit dem Arm. »Die Flammenwerfer vor!«
Vier von seiner Truppe, die klobige Tornister trugen, eilten nach vorn. Sie schickten Feuerstöße in den wachsenden Wall von Leichen und gegen die Verteidiger, die nach wie vor über ihre Gefährten hinwegkrabbelten. Dutzende weiterer Koaleszenten fielen kreischend auf den Haufen; ihre Gliedmaßen brannten wie Zweige in einem Feuer. Der Leichenhaufen brannte ebenfalls. Bald war die Luft von Rauch und grässlichen Fetzen verbrannter Knochen und verkohlter Haut erfüllt.
Aber die Flammen konnten Abil und seinen Männern in ihren Hautanzügen nichts anhaben. Er winkte erneut. »Los, los, los!«
Abil führte sie ins Feuer. Er hielt sich die Arme vor die Sichtscheibe, als er auf die Flammenbarriere traf, und spürte, wie die verkohlten Leichen um ihn zerbröselten, als er sich gewaltsam seinen Weg durch sie hindurch bahnte. Binnen Sekunden hatte er den Wall durchquert und befand sich in der dichteren Luft des Korridors jenseits der Luftschleuse.
Und er stand weiteren Menschen gegenüber – tausenden, die sich alle auf unheimliche Weise ähnelten. Nur einen Moment lang verhielt die erste Reihe und sah diesen Mann an, der aus den tödlichen Flammen gekommen war. Dann wogten sie vorwärts. Der Korridor war eine Tube voller Menschen, die wie Kleister auf ihn zuquollen.
Aber sie liefen in Flammen hinein. Die erste Reihe schmolz dahin wie Schneeflocken.
Danach überließ Abil den Flammenwerfern die Führung. Sie brannten eine Schneise durch die wimmelnde Menge, und die Soldaten marschierten über einen Teppich aus verbranntem Fleisch und durchschnittenen Knochen. Die Menge schloss sich hinter ihnen, ballte sich wie Antikörper um eine Infektion, aber das disziplinierte Feuer der gut ausgebildeten Soldaten hielt sie fern. Es war, als hackten sie sich ihren Weg in einen riesigen Körper, auf der Suche nach seinem schlagenden Herzen. Während die Drohnen um Abil herum starben und die Wellen all dieser einander so ähnlichen Gesichter im grellen Gleißen der Flammen verbrutzelten, stumpften seine Gefühle allmählich ab.
Als sie jedoch tiefer vordrangen, registrierten die Soldaten eine Veränderung. Hier waren die Angreifer ebenso wild, aber sie wirkten jünger. Das gehörte zu dem Muster, auf das er vorbereitet worden war. Er wünschte, er könnte einen Weg finden, die Kleinsten, Kindlichsten zu verschonen. Aber diese Jungen warfen sich ebenso stürmisch in die Flammen der Soldaten wie die Älteren.
Und dann durchbrachen die Soldaten ganz plötzlich eine letzte Drohnenbarriere und standen in der Geburtskammer.
Es war ein riesiger, abgedunkelter Raum, in dem alte Leuchtstofflampen trübe glommen. Die Soldaten schwärmten aus. Abil sah, dass sie von Blut und verkohlten Fleischfetzen besudelt waren und überall blutige Fußspuren hinterließen. Sie sahen aus, als wären sie soeben durch diesen schrecklichen Gang des Todes entbunden worden. Ein Flammenwerfer loderte noch, aber Abil befahl mit einer Handbewegung, ihn abzuschalten.
Die Gestalten, die sich in dieser Kammer durchs Dunkel bewegten, waren ebenso nackt wie jene draußen. Niemand kam, um sich den Soldaten entgegenzuwerfen. Vielleicht war es für die Drohnen einfach unvorstellbar, dass jemand denjenigen, die hier ihr Leben verbrachten, etwas zu Leide tun konnte.
Vorsichtig ging Abil weiter, tiefer ins Halbdunkel hinein. Die Luft war warm und feucht; seine Sichtscheibe beschlug.
Nackte Frauen nisteten zu zehnt oder zwölft in flachen Mulden im Boden. Einige der Mulden waren mit milchigem Wasser gefüllt, und die Frauen trieben entspannt darin. Betreuerinnen, junge Frauen und Kinder, liefen mit Nahrung und Getränken hin und her. In einer Ecke waren Kleinkinder, ein ganzer kriechender, krabbelnder Teppich. Abil trat zwischen sie, eine blutige Säule.
Die Frauen in den Mulden waren allesamt schwanger – kolossal schwanger, sah er, mit gewaltigen Bäuchen, die drei, vier, fünf Kinder enthalten mussten. An einer Stelle gebar eine Frau gerade. Sie stand in Hockstellung da, gestützt von zwei Helferinnen. Ein Baby glitt mühelos zwischen ihren Beinen hervor, wurde aufgefangen, auf den Po geschlagen und in eine Wiege gelegt; aber noch bevor seine Nabelschnur durchschnitten wurde, ragte schon ein weiterer kleiner Kopf aus der Vagina der Frau. Sie schien keine Schmerzen zu haben; ihre Miene war verträumt und geistesabwesend.
Eine der Brüterinnen blickte auf, als er an ihr vorbeiging. Sie streckte eine Hand mit langen, federdünnen Fingern zu ihm empor. Ihre Gliedmaßen waren spindeldürr und verkümmert; ihre Beine hätten das Gewicht ihres riesigen, fruchtbaren Rumpfes sicher nicht tragen können. Aber ihr Gesicht war ganz und gar menschlich.
Aus einem spontanen Impuls heraus strich er sich mit dem Daumennagel neugierig über das Kinn. Seine Sichtscheibe knackte und schwang nach oben. Stickige Luft, feucht und heiß, drang auf ihn ein.
Die Gerüche waren außergewöhnlich. Er machte Blut, Milch, Urin und Kot aus, erdige menschliche Ausdünstungen. Der Brandgestank, der ihm in die Nase stieg, stammte vielleicht von seinem eigenen Anzug, der Geruch des Vakuums oder der Schlacht, die er in den Korridoren außerhalb dieses Raumes ausgefochten hatte.
Und da war noch etwas anderes, Stärkeres. Abil hatte noch nie ein größeres Tier als eine Ratte gesehen. Aber so bezeichnete er diesen Geruch: ein Gestank wie in einem riesigen Rattennest, stechend und überwältigend.
Er schaute auf die Frau hinab, die zu ihm hochgelangt hatte. Ihr Gesicht war wirklich schön, fand er, schmal und zart, mit hohen Wangenknochen und großen blauen Augen. Sie lächelte ihn an und entblößte dabei eine Reihe spitzer Zähne. Ihm wurde warm. Er sehnte sich danach, mit ihr zu sprechen.
Eine Betreuerin beugte sich über sie, ein Mädchen von vielleicht zwölf Jahren. Es sah aus, als küsste das Mädchen die Schwangere. Dann wich das Mädchen zurück, die Kiefer weit geöffnet, und ein dünner Strang einer Art Paste mit leicht grünlichem Glanz kam schubweise aus ihrem Hals und verschwand im Mund der Brüterin. Es war schön, dachte Abil überwältigt; er hatte noch nie solch reine Liebe wie zwischen dieser Frau und dem Mädchen gesehen.
Aber er, in seinem klobigen, blutbesudelten Anzug, würde niemals an dieser Liebe teilhaben können. Er merkte, wie ihm Tränen in die Augen traten. Er fiel auf die Knie und streckte seine blutbesudelten Handschuhe nach ihnen aus. Die Brüterin kreischte auf und wich um sich schlagend zurück. Die junge Betreuerin spie die Paste aus, die ihr aus dem Mund troff, und warf sich sofort auf ihn. Er verlor das Gleichgewicht, fiel auf den Rücken und schlug mit dem Kopf auf den Boden. Er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Er musste zur Mutter zurück, um ihr alles zu erklären.
Ein Arm lag um seinen Hals – ein Arm in einem Anzug. Er wehrte sich, aber seine Lungen schmerzten. Er hörte Denhs laute Stimme: »Tötet die Brüterinnen! Na los!« Eine behandschuhte Hand erschien vor Abils Gesicht, schloss seine Sichtscheibe und sperrte das Geschrei der Babys aus, und durch die beschlagene Scheibe sah er erneut Flammen auflodern.
Der Captain saß auf der Kante von Abils Lazarettliege. »Denh ist jetzt kommissarischer Corporal«, sagte Dower sanft.
Abil seufzte. »Ich habe nichts anderes verdient, Sir.«
Dower schüttelte den Kopf. »Ihre verdammte Neugier. Sie haben natürlich einen Fehler gemacht, wenn auch immerhin keinen tödlichen. Aber Sie sind nicht ausreichend vorbereitet worden. In gewissem Sinn liegt die Schuld bei mir. Vor jedem Abstieg streite ich mich mit den Kommissaren. Sie würden euch einfachen Soldaten am liebsten überhaupt nichts sagen, glaube ich. Sie sind nämlich der Meinung, dass niemand außer ihnen etwas zu wissen braucht.«
»Was ist mit mir passiert, Sir?«
»Pheromone.«
»Sir?«
»Es gibt viele Kommunikationsformen, Matrose. Zum Beispiel Duft. Sie und ich haben keinen guten Geruchssinn, wissen Sie, verglichen mit unserem Tastsinn, unserem Sehsinn und unserem Gehör. Wir können nur einige wenige Geruchseigenschaften unterscheiden: süß, eklig, sauer, muffig, trocken… Aber diese Koaleszenten-Drohnen sitzen seit fünfzehntausend Jahren in ihrer Grube. Die menschliche Gattung ist selbst nur vier- oder fünfmal so alt. Es gab also reichlich Zeit für evolutionäre Divergenzen.«
»Und als ich meine Sichtscheibe geöffnet habe…«
»Wurden Sie von Botschaften überwältigt, die Sie nicht enträtseln konnten.« Dower beugte sich näher zu ihm. »Wie war das?«
Abil dachte zurück. »Ich wollte dort bleiben, Sir. Um mit ihnen zusammen zu sein. Um wie sie zu sein.« Es lief ihm kalt über den Rücken. »Ich habe Sie enttäuscht.«
»Kein Grund, sich zu schämen, Matrose. Ich glaube aber nicht, dass Sie zum Corporal taugen; Soldaten befehligen ist nichts für Sie.« Dowers Metallaugen glitzerten. »Sie haben sich nicht von Furcht verleiten lassen, sondern von Ihrer Neugier – vielleicht auch von Ihrer Fantasie. Sie mussten wissen, wie es da drin war, habe ich Recht? Und dafür haben Sie Ihr Leben und das Ihrer Soldaten aufs Spiel gesetzt.«
Abil versuchte, sich aufzusetzen. »Sir, ich…«
»Immer mit der Ruhe.« Dower drückte ihn sanft auf die Liege zurück. »Wie gesagt, Sie brauchen sich nicht zu schämen. Ich habe Sie beobachtet. Das gehört zu den Aufgaben des Oberbefehlshabers, Matrose. Man muss seine Untergebenen immer wieder testen und beurteilen. Die Expansion kann nämlich nur dann blühen und gedeihen, wenn wir unsere Ressourcen so gut wie möglich nutzen. Und ich glaube nicht, dass der beste Verwendungszweck für Sie darin besteht, Sie als Führer eines Soldatentrupps in eine Höhle zu schicken.« Dower überlegte einen Moment. »Haben Sie schon mal daran gedacht, bei der Kommission für Historische Wahrheit zu arbeiten?«
Ein Bild kühler Intellektueller mit strengen schwarzen Gewändern erstand vor Abils geistigem Auge. »Bei der Kommission, Sir? Ich?«
Dower lachte. »Denken Sie mal drüber nach… Ah. Wir verlassen gleich die Umlaufbahn.«
Abil spürte das subtile Trägheitsmoment, als wäre er in einem riesigen Fahrstuhl, der von dem Eisplaneten aufstieg.
Dower schnippte mit den Fingern, und ein virtuelles Bild des Zielobjekts materialisierte zwischen ihren Gesichtern. Der Planet drehte sich langsam, in simuliertes Licht getaucht. Er sah wie ein Spielzeug aus, funkelnd weiß, hier und dort von schwarzen Felsgraten durchwirkt, störrischen Bergketten, die dem Eis widerstanden. Sternenschiffe umkreisten ihn wie Fliegen.
Dower berührte eine Schaltfläche mit einer kleinen Vertiefung.
Das Bild dehnte sich aus und zeigte eine weite Ebene mit einem Wall. Abil erkannte, dass er auf das Labyrinth hinunterschaute, dem sie gerade einen Besuch abgestattet hatten. Um den Gipfel herum waren Spalten in den Boden gehauen worden. Drohnen wurden von den Säuberungstrupps aus dem Labyrinth getrieben. In mehreren Schlangen rückten sie zu den Bäuchen von Frachtern vor, die aus dem All auf das Eis heruntergekommen waren, um sie in sich aufzunehmen. Die Drohnen wirkten verwirrt; sie liefen hin und her. Da und dort lösten sich ein paar aus den Schlangen und stürzten sich sogar auf die Soldaten. Lautlos aufblitzende Waffen mähten sie nieder.
Für jede lebende Drohne, die an die Oberfläche kam, wurden ein Dutzend Kadaver herausgeschleppt, stellte Abil fest.
Dower sah seine Miene. »Allein in diesem Schwarm gab es wahrscheinlich eine Milliarde Drohnen. Eine Milliarde. Wenn wir mehr als hunderttausend mitnehmen, haben wir Glück.«
»Hunderttausend – ist das alles, Sir?«
»Eine schreckliche Verschwendung – ja, ich weiß. Aber was spielt das schon für eine Rolle? Es waren eine Milliarde sinnloser Leben, der Kulminationspunkt tausend sinnloser Generationen. Und schauen Sie sich das an.«
Sie tippte in das schwebende Bild. Die Kolonie in der Tiefe wurde rot und zeigte sich als unverkennbare Torusform um den im Eis begrabenen Berg. Und als sich der Abstand vergrößerte, sah Abil, dass noch viele weitere solcher roten Flecken das weiße Antlitz des Planeten zernarbten, von Pol zu Pol und um den Äquator herum.
»Es gibt ungefähr tausend Labyrinthe auf diesem einen Planeten«, sagte Dower leise. »Die meisten wissen nichts voneinander. Wir werden sie wahrscheinlich nicht einmal alle ausmisten können. Ich habe das schon oft gesehen, auf Welten, die so anders waren als diese, wie Sie es sich nur vorstellen können, Matrose – aber alle Labyrinthe sind im Grunde identisch. Überall, wo Menschen am Rande des Existenzminimums leben, wo sie dicht aufeinander hocken, kommt es immer wieder zur eusozialen Lösung. Ich glaube, es ist ein Fehler in unseren geistig-seelischen Verarbeitungsprozessen.«
An einer Stelle waren zwei Kolonien in Kontakt; blassrosa Ranken gingen von ihren roten Kernen aus. Dower gab mit leiser Stimme einen Befehl. Die Zeitskala des simulierten Bildes beschleunigte sich, sodass Tage und Wochen binnen Sekunden vergingen.
Abil sah, dass die beiden Kolonien immer wieder tastend ihre Ranken nacheinander ausstreckten. Wo sie in Kontakt kamen, leuchtete es karmesinrot auf – ein Karmesinrot, erkannte er, das zeigte, wo Menschen starben.
»Sie kämpfen miteinander«, sagte er. »Es ist fast so, als wären die Kolonien selbst Lebewesen, Sir.«
»Das sind sie ja auch«, erwiderte Dower.
»Aber – tausend von dieser Sorte? Das wären – ähm – eine Billion Menschen allein auf diesem lichtlosen Planeten, die alle von den Abfällen der thermalen Spalten leben.«
»Gibt einem zu denken, nicht wahr? Oh, die Koaleszenten sind effizient. Aber sie sind nur Drohnen. Uns gehört die Geschichte.« Mit einer Handbewegung rief sie ein neues Bild auf, ein Sternenfeld, durch das sich ein gewaltiger Fluss aus Licht zog. Sie zeigte aufs Zentrum der Galaxis. »Lassen wir die Koaleszenten in ihren Löchern im Boden. Wir fliegen dorthin, Matrose; dort wird sich unser Schicksal erfüllen – im positiven oder negativen Sinn.«
Als sie fort war, holte Abil das Bild der langsam rotierenden Kugel zurück, deren weiße Oberfläche von den Pusteln der Labyrinthe übersät war.
Hier gab es keine Städte, dachte er, keine Staaten. Es gab nur die Kolonien der Koaleszenten. Die riesigen Wesenheiten führten ihre langsamen und lautlosen Kriege gegeneinander, formten und verbrauchten das Leben ihrer menschlichen Drohnen, Drohnen, die sich vielleicht für frei und glücklich gehalten hatten – und all das unbewusst und ohne Mitgefühl. Auf dieser Welt war die Geschichte der Menschheit zu Ende, dachte er. Auf dieser Welt gehörte die Zukunft den Schwärmen.
Aber es gab noch andere Welten.
Das Sternenschiff schoss mit einem fast unmerklichen Ruck davon. Der Eisplanet krümmte sich um sich selbst und stürzte in die Dunkelheit.