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DER MANN VOM FBI

Ich setzte Reserve Constable Sandra Pollock wieder beim Revier Larne ab und fuhr mit dem BMW weiter nach Carrickfergus. Irgendwo im County Antrim war ein Puma-Helikopter der Army beschossen worden, entweder mit einem Granatwerfer oder einer Boden-Luft-Rakete, und als Reaktion darauf waren die Haupt- und Nebenstraßen voller wütender Soldaten in Kampfmontur, die idiotischerweise jeden dritten Wagen anhielten. Natürlich war ich einer der glücklichen Gewinner. Ich zeigte den Soldaten meinen Dienstausweis, doch die kümmerten sich nicht darum. Zwei von ihnen richteten ihre Sturmgewehre auf mich, während ihre Kumpel den Kofferraum durchwühlten.

»Was ist das?«, fragte mich ein übellauniger Waliser und hielt eine Signalpistole in die Höhe.

»Eine Signalpistole.«

»Und was macht man damit?«

»Man feuert Signalkugeln ab.«

Das hätte gut noch eine Weile so weitergehen können, zumindest bis einer der Kumpel des Walisers mich umgelegt hätte, doch dann beschlossen sie, mich weiterfahren zu lassen.

Zurück auf dem Revier in Carrickfergus, lachten sich die Kollegen schlapp über eine getürkte Ausgabe des Belfast Telegraph, den eine republikanische Gruppe wohl heimlich gedruckt haben musste. Eine der Überschriften lautete »Eisbären nehmen Einsatztruppe Falkland gefangen«, was noch nicht mal aus geographischer Sicht scharfsinnig war.

»Sehen Sie sich das an, Duffy«, meinte Sergeant Quinn.

»Ähm, nein, danke, ein paar von uns haben noch was zu arbeiten«, entgegnete ich.

Im Einsatzraum des CID hatte McCrabban Neuigkeiten für uns. Nach einigem Nachbohren hatte der Generalkonsul in Belfast uns eine zweite, etwas umfangreichere Akte zu Bill O’Rourke geschickt. Das Meiste davon kannten wir schon. O’Rourke hatte sein ganzes Leben bei der IRS gearbeitet. Er war in keinerlei Betrugsfälle oder sonstige kriminelle Handlungen verwickelt gewesen, und soweit das FBI erkennen konnte, bestand seine einzige Missetat in einem Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens, wie wir schon von der hiesigen Polizei erfahren hatten. Der Bericht war recht kurz gefasst. Drei Absätze. Ein paar Tippfehler. Unterschrieben hatte ein Special Agent Anthony Grimm. Aber irgendetwas schien immer noch nicht ganz zu stimmen.

»Vielleicht sollten wir mit ihm reden«, meinte ich.

»Mit wem?«

»Grimm. Hört sich für mich schon wieder wie ein Deckname an.«

»Du und deine Decknamen. Immer noch nicht zufrieden?«, fragte Crabbie.

»Die haben doch offensichtlich gerade mal das Allernötigste getan. Ich möchte, dass du weiter den Konsul bearbeitest und schaust, ob nicht noch was rauszuquetschen ist«, sagte ich.

»Das Konsulat hat eh schon die Nase voll von uns«, klagte McCrabban.

»Du wirst dein Bestes geben, ich weiß das«, beharrte ich.

Dann brachte ich Matty und ihn auf den neuesten Stand meiner Abenteuer aus Larne und Islandmagee. Während sie das noch verdauten, berichtete ich ihnen von dem anonymen Anruf und dem Bibelvers, der rätselhaften Frau und der Verhaftung.

»Tja. Also, was haltet ihr davon, Jungs? Ist das was oder nicht?«

Matty zeigte sich wenig beeindruckt. Seiner Erfahrung nach waren Frauen zu jeder Art von Wahnsinn fähig, nur um auf sich aufmerksam zu machen, aber McCrabban, der alles mochte, was eine Bibelauslegung verlangte, war begeistert.

»Also, denkt mal drüber nach, Jungs, okay?«, sagte ich und ging in die Küche, goss drei Becher Tee ein, besorgte ein paar Schokokekse und trug alles zurück zum Einsatzraum.

»Und? Irgendwelche Gehirnströme?«, fragte ich.

»Die Sache McAlpine kommt mir immer mehr wie eine falsche Fährte vor. Die Notiz ist ein wenig interessanter, aber auch nicht sonderlich. Die Frau? Jemand, den du im Pub kennengelernt hast und dich jetzt verfolgt? Das dürfte doch in unserem Fall nicht relevant für uns sein, oder?«, meinte Matty.

»Und du, Crabbie?«

»Ich pflichte dem jungen Matty bei. An der Sache McAlpine mag ja vielleicht etwas dran sein, aber das kümmert Larne RUC. Oder Special Branch. Die Notiz? Darüber muss ich noch mal nachdenken. In den Briefen an die Korinther stehen viele kluge Sachen.«

»Sollen wir die Sache McAlpine fallenlassen?«

»Ich finde nicht, dass dort der beste Einsatz unserer Ressourcen wäre, Sean. Die Tatsache, dass O’Rourkes Mörder Martin McAlpines alten Koffer benutzt hat, den er sich bei der Heilsarmee besorgte, bringt uns nicht weiter. Wenn er den alten Koffer von Lady Diana genommen hätte, würden wir ja auch nicht die ganze Zeit hinter ihr herfahnden«, sagte Crabbie nüchtern.

»Na ja, ich kenne Sean, und ich würde sagen, der würde das machen, der alte geile Bock«, warf Matty ein.

Die beiden waren damit einverstanden, die Sache mit Emma McAlpine zu den Akten zu legen, zumindest für den Augenblick. Ich nahm mir einen Keks, und wir grübelten gemeinsam über die Notiz nach, aber wir konnten unmöglich sagen, ob uns jemand reinlegen wollte oder nicht. Ich schrieb dennoch alles in den Bericht, nur für den Fall, dass es noch wichtig werden würde.

Sonst fiel niemandem mehr etwas ein. Ich ging in mein Büro und tat so, als würde ich arbeiten, aber eigentlich malte ich jeder Arschgeige in der Daily Mail Brille und Schnurrbart an, und in der Zeitung gibt es jede Menge davon.

Es klopfte an der Tür. McCrabban hatte sein Jackett abgelegt und ein gelbes Hemd mit grünem Paisley-Schlips enthüllt.

»Herein.«

»Fallows aus dem Konsulat hat angerufen«, sagte McCrabban. »Die möchten die Leiche aus dem Leichenschauhaus haben. Sie werden O’Rourke auf dem Nationalfriedhof Arlington begraben. Eine Riesensache offensichtlich. Eine echte Ehre.«

»Ich traue diesem Fallows nicht. Ich war mit einigen seiner Antworten nicht wirklich glücklich«, stellte ich fest.

»Aye, er wirkte verdächtig«, pflichtete mir McCrabban bei.

»Du hältst doch jeden, der nicht mit der Religion der Freien Presbyterianer aufgewachsen ist, für verdächtig. Aber davon abgesehen, vielleicht versucht das Konsulat die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren? Was meinst du?«

Normalerweise wäre Crabbie auf jeden Anflug einer Verschwörung angesprungen, aber diesmal sah ich die Skepsis in seinem Blick. Er wusste, und ich wusste, dass sämtliche Ansätze zu unserem Fall nach und nach verworfen werden mussten. Die Geschichte mit den McAlpines war letztlich nur der Versuch gewesen, die Tatsache zu verbergen, dass der ganze Fall langsam knirschend zum Stillstand kam.

»Ich weiß nicht, Mann«, murmelte er.

»Sag ihnen, sie können die Leiche holen«, erklärte ich.

»Okay.«

Ich aß einen Keks, sah aufs Meer hinaus, bearbeitete weiter die Mail.

Die Zeit verging.

Vielleicht würde ja irgendwer irgendwo auf irgendwas stoßen.

Wieder klopfte es an der Tür und Crabbie kam herein.

»Und?«

»Ich hab noch mal mit unserem Fallows gesprochen. Ich glaube nicht, dass der überhaupt was weiß. Ist doch nur ein Sesselfurzer. Ich hab ihm gesagt, sie könnten die Leiche nach Hause schaffen. Er schien recht glücklich darüber«, sagte Crabbie.

Ich gähnte. »Na gut, ich schreib meinen Bericht morgen. Sag Matty, wir können nach Hause gehen.«

»Ich bleibe noch und schreib den Bericht«, murmelte McCrabban, »ich muss eh noch für meine Prüfungen büffeln.«

»Wie du meinst, Mann«, sagte ich, doch später fiel mir ein, dass ich mich wenigstens hätte bedanken können.

Ich ging hinaus und klappte den Mantelkragen hoch.

Ich stieg in den BMW und hatte eine halbwegs ereignislose Fahrt nach Hause. Diesmal hielt mich nur eine Patrouille an, eine Gruppe Gurkhas, die den weiten Weg aus Nepal hinter sich hatten. Keiner von ihnen sprach Englisch, deshalb war es ein Riesenreinfall, ihnen meinen Dienstausweis erklären zu wollen.

Als ich schließlich in die Coronation Road kam, war die Straße voller Kinder, die Fußball spielten. Ich brachte es nicht über mich, das Spiel zu unterbrechen, also stellte ich den Wagen in der Victoria Road ab und ging den Rest zu Fuß.

Ich wollte gerade ins Haus gehen, als mich Bobby Cameron an der Tür abfing.

»Oi, Duffy, ich brauch mal deine Hilfe«, sagte er.

Bobby war nicht nur der ortsansässige Kommandant der Paras, ich verdankte ihm auch mein Leben, weil er vor einem Jahr einen Mann erschossen hatte, der wiederum auf mich geschossen hatte. Er wusste, dass ich ihm verpflichtet war, und das gefiel ihm.

»Ja?«, fragte ich.

»Komm mit«, murmelte er.

»Wohin?«

»Komm einfach. Wir haben ein kleines Problem.«

»Und welches?«

»Jetzt komm!«

»Erst wenn du mir sagst, worum es geht.«

Er starrte mich wütend an. Der Regen war nicht heftig, aber so langsam wurden wir beide nass.

»Na schön! Wenn die Unruhen ausbrechen, denk dran, ich hab versucht, sie zu verhindern, aber hast ja nicht gewollt«, meckerte er.

»Welche Unruhen?«

»Zu spät! Du hattest deine Chance, Bulle. Du hattest deine verfluchte Chance!«, sagte er eingeschnappt.

Ich ging hinein und schloss die Haustür. Ich zog den Regenmantel aus und ließ ihn zu Boden fallen. Der Tag war psychologisch anstrengend gewesen, und ich war erledigt. Ich mixte mir einen Wodka Gimlet und haute mich vor die Glotze. Ich schaute mir Rockford an. Die Tatsache, dass Rockford die ganze Zeit angeschissen wurde und mit seinem alten Herrn in einem Campingwagen in Armut lebte, musste einem gefallen. Perfekter Stoff für einen Schnüffler.

Das Telefon klingelte. »Erzähl mir mal von dem Frauenzimmer und ihrem Alibi«, bat Tony.

»Kein Alibi. Sie sagt, sie hätte George Eliot gelesen.«

»Farm der Tiere und all das Zeugs?«

»Du meinst George Orwell.«

»War Dougherty bei ihr?«

»Ja, war er. Sie meinte, er sei betrunken gewesen und hätte getobt, aber das Ganze hätte nicht viel Sinn ergeben.«

»Klingt das nach ihm?«

»Ja, tut es. Ich fragte sie noch, ob sie jemals eine Pistole abgefeuert hätte«, fuhr ich fort.

»Und was hat sie geantwortet?«

»Nein, meinte sie, aber eine Schrotflinte schon zig Mal.«

»Wer hat das nicht? Also, was denkst du darüber? Hat sie ihn umgebracht?«

»Wen, ›ihn‹?«

»Dougherty.«

»Keine Ahnung.«

»Hast du sie in die Mangel genommen?«

»Ja. Na ja, vielleicht nicht ganz.«

»Und?«

»Ich habe keine Ahnung.«

»Meine Güte. Du bist mir ja auch keine Hilfe.«

»Nein.«

»Ich schätze, ich werde selber mal zu ihr fahren müssen.«

»Schätze ich auch.«

Tony beließ es dabei. Er bemerkte einen Unterton in meiner Stimme, der ihm nicht recht gefiel. »Alles in Ordnung, Mann? Ich mein, geht’s dir gut?«, fragte er wie ein älterer Bruder.

»Ja, mir geht’s gut.«

Lange Pause.

»Wenn ich erst mal drüben bin, kann ich mich ja auch nach einer Stelle für dich umschauen, weißt du«, schlug er vor.

»Danke ... Aber du weißt ja, was ich davon halte.«

»Denk noch mal nach. Ich meine, ehrlich mal, der Laden hier ist erledigt, das hier hat keine Zukunft. Vor allem nicht für so smarte Köpfe wie dich und mich.«

»Okay, Tony. Ich denk drüber nach.«

»Ich weiß, machst du nicht, solltest du aber. Deine Frau Doktor, die macht’s richtig.«

»Ich weiß.«

»Noch irgendwelche mysteriösen Frauen, die dir Karten zum Valentinstag geschickt haben?«

»Heute nicht.«

»Wenn es was Ernstes gewesen wäre, hätte sie es dir einfach gesagt und keine geheimnisvollen Botschaften geschickt. So was gibt’s nur im Film.«

»Denke ich auch.«

Tote Luft, ein, zwei Sekunden lang. »Lass dich nicht vom Job kaputtmachen. Okay?«

»Okay.«

»Pass auf dich auf.«

»Mach ich.«

Tony legte auf. Ich mixte mir noch einen Wodka Gimlet, dimmte das Licht und legte Wish You Were Here von Pink Floyd auf. Ich senkte den Tonarm bei »Shine On You Crazy Diamond« ab – der Song über Syd Barretts Nervenzusammenbruch – und schaltete auf Wiederholung. Dann rief ich Carrickfergus RUC an und fragte nach DC McCrabban.

»McCrabban«, sagte er.

»Großer Gott, bist du immer noch da?«

»Du solltest nicht den Namen des Herrn verunglimpfen. Ja, ich bin noch hier.«

»Was machst du, Crabbie, lernen?«

»Aye. Hab die alten Gesetzestexte rausgekramt. Hier ist es leise, aber nach den letzten Meldungen sollten wir uns auf Ärger in Belfast einstellen.«

»Dann solltest du besser dort verschwinden, sonst holen die dich noch zum Dienst an der Front.«

»Hätte nichts dagegen. Überstunden und Gefahrenzulage. Wir könnten das Geld gebrauchen.«

»Hauptsache, du meldest keine Dreifach-Überstunden an, sonst hast du dieses kleine Wiesel Dalziel an der Backe.«

»Ich hab auch an dem Fall weitergearbeitet«, fuhr Crabbie ohne großen Enthusiasmus fort.

»Und was sind deine Gedanken?«

»Nicht nur Gedanken. Ich habe gerade mit deinem FBI-Menschen gesprochen. Special Agent Anthony Grimm.«

»Wie das?«, fragt ich etwas blöde.

»Zeitverschiebung. Die sind fünf Stunden hinter uns.«

»Ach ja.«

»Nichts Neues zu O’Rourke. Kriegsheld. Kam im Zivilleben gut zurecht. Guter Staatsbeamter. Es gab noch ein paar Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens, die nicht in der Akte standen. Dreißig Jahre beim IRS.«

»Irgendwas Kontroverses? Hat er jemals den falschen Kerl steuerlich belangt?«

»Nichts dergleichen. Er war nur Steuerbeamter mittleren Ranges. Da war nichts mit Strafverfolgung und sich Feinde machen.«

»Und wie war dieser Grimm? Komische Stimme, ausweichend, irgend so etwas?«

»Mir ist nichts aufgefallen. Freute sich, mit mir zu reden, schien mir. Mal was anderes. Klang ein wenig gelangweilt.«

Nichts, worauf ich gehofft hatte.

»Noch was ...«, fügte McCrabban an.

»Ja?«

»Na ja, als ich die Nummer des FBI in Virginia wählte und darum bat, mit Special Agent Anthony Grimm zu sprechen, wurde ich in die Warteschleife geschickt, dann meinte die Telefonistin, sie würde mich zum Secret Service durchstellen.«

»Secret Service? Verdammt, was soll das alles? Sind das nicht die Jungs, die den amerikanischen Präsidenten beschützen?«

»Das hab ich Grimm auch gefragt, doch der hat gelacht und gesagt, so dramatisch, wie es sich anhört, sei das nicht. Er sei gerade erst ins Currency Protection Department, die Abteilung für Währungsschutz, versetzt worden. Der langweiligste Job im ganzen FBI, meinte er. Noch langweiliger als Datenblätter zu toten Finanzbeamten zu erstellen. Ich glaube, das hat weiter nichts zu bedeuten, aber ich dachte, ich sag’s dir lieber.«

»Ja, okay, ich schreib’s auf. Machte er wenigstens einen ehrlichen Eindruck?«

»Ja, machte er.«

»Okay. Gut. Also, wo stehen wir jetzt, Crabbie?«

»Ich denke, wir können alles aus O’Rourkes Vergangenheit vergessen. Er war ein Vorzeigebürger, hat seine Steuern bezahlt, hatte keine Vorstrafen, kümmerte sich um seine Frau.«

»Ich hatte ja keine Ahnung, dass er ein Serienkiller ist«, sagte ich und ahmte einen Yorkshire-Akzent nach, »er war so still, ganz zurückgezogen.«

»Hör auf damit, Sean. Er ist kein Ripper. Der Bursche tut mir wirklich leid. Seine Frau stirbt, und er macht ausgerechnet in Irland Urlaub, um über seinen Kummer zu kommen, und kaum ist er hier, bringt ihn irgendein Mistkerl um. Das kommt mir alles so willkürlich vor.«

»Willkürlich ja, mal abgesehen von der Tatsache, dass er a) vergiftet wurde und b) der Mörder die Leiche zerstückelte, sie für unbestimmte Zeit einfror und dann in einem Koffer wegschmiss. Nicht gerade der übliche schiefgelaufene Raubüberfall, oder, Crabbie?«

»Nein.«

»Dann kommen noch all die falschen Fährten hinzu, wie du sie nennst. Die Frauen und die Karte, die Geschichte mit der Witwe McAlpine ...«, sagte ich und nahm einen großen Schluck aus meinem Wodka Gimlet.

»Ach, komm schon, die Karte ist nur ein übler Scherz, und ich fand schon die ganze Zeit, dass die Geschichte mit den McAlpines uns nicht weiterbringen würde.«

»Das hättest du mir sagen sollen, bevor ich zwei Mal nach Islandmagee gefahren bin«, schimpfte ich.

»Du bist der Inspector und ich nur der Detective Constable.«

»Na gut, Crabbie, danke. Und geh nach Hause, okay?«

»Aye. Okay, gute Nacht, Sean.«

»Immer schön cool bleiben, und fahr vorsichtig.«

»Mach ich.«

Ich legte auf und suchte im Bücherregal nach meiner Bibel. Dann machte ich mir noch ein Pintglas Wodka Gimlet und schaltete Radio Albania ein. Eine fünf Minuten lange Tirade gegen Ronald Reagan und das Übel des amerikanischen Kapitalismus. Dann eine Tirade gegen die Sowjetunion und die Dekadenz des Breschnew-Regimes. Lob gab es nur für Pol Pot, den wahren Freund der Arbeiter in Kambodscha.

Es war Mitternacht, und ich hatte gerade erst zwei Schluck von meinem neuen Glas getrunken, als jemand an meine Haustür hämmerte.

»Hört denn dieser Wahnsinn niemals auf!«, stöhnte ich und stürmte in den Flur.

Ich öffnete die Tür, sah Bobby Cameron vor mir. Hinter ihm ein bewaffneter, mordgieriger Schlägertrupp.