Adventszeit
Kalt und nass dämmerte der Erste Advent heran.
Isabell gähnte und wollte eben die Blenden von den Ladenfenstern hochziehen, da gab es ein vernehmliches Knacken. Sie erschrak. Dann weiteten sich ihre Augen.
Mit einem Schlag färbten sich die Dekorationen um. Pralinenkästen flogen in die Fächer zurück, so dass sie sich ducken musste, um nicht gestreift zu werden. Von den obersten Regalbrettern schwirrten vierundzwanzig neue Schachteln heran, nahmen ihre Plätze auf den Podesten ein, und öffneten sich. Jede war mit tiefrotem Samt ausgeschlagen. Aus jeder faltete sich eine Pappkarte auf, die eine Zahl trug. Um die beiden gedrehten, gusseisernen Türpfeiler schlangen sich Girlanden aus Tannengrün, besetzt mit vergoldeten Zapfen. Dann flog der Deckel einer großen Blechdose auf. Zwei Dutzend Marzipanfiguren stiegen daraus empor, schwebten ins Fenster und stellten sich dort zwischen die Pralinenkästen.
Isabell öffnete die Ladentür und betrachtete die Auslage von draußen.
Marzipanrehe ästen auf dunkelgrünem Samt, Eichhörnchen knabberten possierlich an Bucheckern. Ein Fuchs aus Marzipan trug ein ebensolches Huhn in der Schnauze. Ein wenig erhöht, thronte über allem ein weißer Hirsch mit minuziös ausgearbeitetem Geweih.
Ein geschwungenes Spruchband verkündete:
Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen
„Meleon, du Verrückter!“, sagte Isabell und kehrte wieder in den angenehm warmen Laden zurück. Dort fand sie ein Pergament auf der Theke. In Meleons Schrift stand darauf:
Adventsverlosung
Anlässlich der schönen Vorweihnachtszeit verlost Meleon bis zum Heiligen Abend unter seinen hochgeschätzten Kunden vierundzwanzig Schokoladenpräsente. An jedem Tag wird ein Tütchen oder eine Schachtel ein Los enthalten. Die Gewinne können bis Weihnachten zu den Ladenöffnungszeiten entgegengenommen werden.
Eine schöne Adventszeit wünscht
Meleon
Nachdem Isabell den kurzen Text gelesen hatte, begab sich das Pergament von alleine zur Tür und blieb dort mit der Schrift nach außen gewandt haften.
Niklas brachte frische gefertigte Zimttrüffel nach vorne.
„Wie hat Meleon das gemacht?“, fragte Isabell. „Er ist doch nicht hier!“
„Zeitversetzter Zauber“, erwiderte Niklas sachkundig. „Er hat die Adventsüberraschungen längst vorbereitet. Den Menschen ist dieses Fest sehr wichtig, nicht wahr?“
„Natürlich. Wir feiern den Geburtstag des Herrn.“
„Welches Herrn?“, fragte Niklas.
Isabell schnalzte.
„Ich vergesse immer wieder, dass du ja auch aus… dieser Welt kommst. Kennt man dort Gott nicht?“
„Gewiss doch“, sagte Niklas. „Es ist Abuderk, der Fürchterliche, der das Leben und die Welten schuf, dazu das Nichts, den Abgrund und, als Strafe für die Sünder, das ewige Leben.“
„Oh, ich sehe schon… Ihr seid eine Art… Heiden.“
„Was sind Heiden?“
„Leute, die nicht das glauben, was wir glauben“, versuchte Isabell zu erklären. „Wir feiern den Advent als Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft von Jesus, der als Gottes Sohn geboren wird. Durch ihn wird der Tod überwunden und er eröffnet uns das ewige Leben, das du eben so abschätzig als Strafe bezeichnet hast.“
„Ach, so“, sagte Niklas. „Ihr betet Ablon an, den Vollstrecker. Er entstand aus Abuderks Atem…“
„Nein, nein, nein“, sagte Isabell. „Wir reden nicht über dasselbe. Lass es vorerst damit bewenden, dass du dir merkst, dass Weihnachten ein sehr frohes und bedeutendes Fest ist, an dem die Heilige Jungfrau Maria den Jesusknaben gebiert.“
Niklas kratzte sich im Nacken.
„Na, sowas“, sagte er. „Meleon hat mir das anders erklärt. Er sagte, die Menschen feiern die Geburt des Lichts und den Sieg des Hellen über das Dunkle. Und deshalb ist es kein Fest für uns, denn wir gehören ja der dunklen Seite an.“
Isabell nahm ihm das Tablett mit den Zimttrüffeln ab und stellte es in die Vitrine.
„Sei so gut und mach uns einen Kaffee“, sagte sie. „Und dann erklärst du mir, was du damit meinst!“
Niklas blies über seine Tasse.
„Was soll ich da erklären?“, fragte er.
„Das mit der dunklen Seite. Wie dunkel ist diese Seite wirklich? Soll ich mir Meleon tatsächlich als Schwarzmagier vorstellen? Jemand, der in heimlichen nächtlichen Zeremonien schwarze Hähne opfert?“
„Wozu sollte das gut sein?“, fragte Niklas befremdet.
„Nun, das ist es doch, was dunkle Magier tun, oder nicht?“
„Ich wüsste nicht, weshalb. Magie hat mit Macht zu tun, nicht damit, arme Tiere zu schlachten.“
„Wir reden aneinander vorbei, Niklas! Ist Meleon schlecht?“
„Schlecht? Würde ich ihm dann dienen?“
Isabell stand auf und nahm sich gleich drei von den weißen Kirschtrüffeln.
„So, und nun noch einmal von vorne! Wir sind uns doch einig, dass hell gut bedeutet und dunkel böse.“
„Nein“, sagte Niklas. „Helle Magie beschäftigt sich mit Heilung und allumfassender Liebe. Dunkle Magie bedeutet den Erwerb von Macht und Herrschaft.“
„Das ist doch dasselbe“, sagte Isabell, zweifelte aber gleichzeitig an ihren Worten. Waren Herrschaft und Macht gleichbedeutend mit etwas Bösem?
Niklas schien ebenso unzufrieden mit dem Verlauf dieser Unterhaltung. Er tippte mit dem Zeigefinger auf seine Handfläche.
„Sehen Sie doch“, sagte er. „Helle Magier dürfen keine Macht ausüben. Das ist die Sphäre der dunklen Magier. Es ist der schwierige Weg. Du lernst, andere zu beeinflussen und sie anzuleiten. Darin liegt große Verantwortung. Helle Magie ist ganz einfach. Du heilst Leute, segnest sie und hoffst ansonsten das Beste. Bist du ein dunkler Zauberer, musst du dich mit all dem herumplagen, worüber die weißen Magier erhaben sind, nämlich Gewalt, Neid, Habsucht, Angst, Dummheit. Du beugst den Nacken derer, die nach oben wollen. Du zügelst die, die sich schlagen möchten. Du erinnerst die Geizigen daran, dass sie für das Gemeinwohl Steuern zahlen müssen…“
„Und das ist dunkle Magie?“, fragte Isabell ungläubig.
„Ja“, sagte Niklas. „Und dabei ist irgendetwas schief gegangen. Was lange im Zaum gehalten war, ist hervorgebrochen und hat alles ins Chaos gestürzt.“
„Dann war diese dunkle Magie vielleicht doch keine so großartige Sache“, sagte Isabell und ging nach vorne, denn das Glöckchen hatte angeschlagen.
Sie stand dem Bürgermeister gegenüber.
Er wischte sich trotz der eher kühlen Witterung die Stirn mit einem Taschentuch und räusperte sich.
„Ähem, Fräulein Fechter, wie erfreulich! Ist zufällig Herr Meleon im Hause?“
„Er ist verreist“, sagte Isabell entschuldigend. „Kann ich etwas für Sie ausrichten? Oder möchten Sie etwas bestellen?“
„Hm, nein. Oder vielmehr… Man wundert sich. Sonderbare Dinge geschehen in unserer kleinen Stadt, seitdem Herr Meleon hier ist. Die Bürger beklagen sich.“
„Über Herrn Meleons Schokoladen?“
„Nein, nein!“, sagte der Bürgermeister. „Keinesfalls. Es ist nur wenig wünschenswert, dass ein junges Fräulein so häufig im Hause eines Junggesellen aus und ein geht. Und dann die Tiere!“
„Ich bin mit Herrn Meleon verlobt“, sagte Isabell kühl. „Und was meinen Sie mit Tieren?“
„Verlobt. Aha. Dann gratuliere ich aufs Herzlichste, Fräulein Fechter. Ja, und die Tiere… Es wird über den Diebstahl von Geflügel berichtet. Allerorten verschwinden Kuchen, die man aufs Fensterbett gestellt hat, damit sie auskühlen. Federn liegen herum.“ Wieder wischte er sich die Stirn.
„Und das sollte mit Herrn Meleon zusammenhängen?“, fragte Isabell.
„Nun, ja. Es war von einem Pferd mit einem absonderlichen Horn auf der Stirn die Rede, dann die riesenhafte schwarze Katze, die tot auf den Stufen des Gemischtwarenladens gefunden wurde. Dr. Rensler hat sie abgeholt und will sie präparieren lassen. Er sagt, es sei ein Panther!“
„Ich sehe immer noch nicht, was das mit Herrn Meleon zu tun haben sollte“, behauptete Isabell, obwohl ihr der Gedanke an den toten Panther den Magen herumdrehte.
„Nun, ich wollte ja auch mit ihm selbst sprechen. Vielleicht richten Sie ihm aus, dass ich hier war.“
„Selbstverständlich. Darf ich Ihnen ein Tütchen Marzipanhütchen mitgeben? Sie haben sicher von der Adventsverlosung gelesen. Es könnte also ein Los in dem Tütchen sein.“
„Ja, das ist zu liebenswürdig. Vielen Dank.“
Mit einer großen Tüte Konfekt verließ der Bürgermeister kurz darauf das Geschäft und sah an der Fassade hinauf, als erwarte er, eine Raubkatze würde sich im nächsten Moment aus dem Fenster im ersten Stock auf ihn stürzen.
An diesem Tag nahm Isabell wieder einmal Meleons Rezeptheft zur Hand und schlug wahllos eine Seite weit hinten auf.
Vinesa stand dort. Allerfeinste Mohnfüllung
Isabell dachte an die weißen Sekoy, die alle mit Mohn gemacht wurden, und beugte sich tiefer über das Blatt. Der Mohn musste mit dem Stößel im Mörser zerstoßen, nicht aber verrieben werden. Eine erkleckliche Menge Zucker kam dazu. Frische Zitronenschale. Ein Löffel weiße Schokolade. Ein Löffel Rum. Weißer Kakaolikör.
Isabell seufzte und blätterte weiter. Sie hatte nie von Kakaolikör gehört, geschweige denn von weißem. Halbherzig überlegte sie, die Küche danach abzusuchen, aber wenn die Füllung für Sekoy vorgesehen war – ein Gedanke, der ihr Herz schneller schlagen ließ – dann verbarg Meleon solch ausgefallene Zutaten gewiss vor dem Zugriff Unbefugter.
Gerne hätte sie sich stattdessen an der sonderbaren Maschine versucht, die er ihr als verfrühtes Hochzeitsgeschenk in die Kammer gestellt hatte, doch sie hatte nicht herausfinden können, wie man sie in Gang setzte. Und Niklas behauptete, er wisse nicht, wie man damit umging.
Diese Maschine besaß ein Schwungrad, mehrere Platten, die anscheinend aus Marmor gefertigt waren, dazu Walzen und diverse Hebel, aber es gab keine Beschreibung, auf welche Weise das Ganze zu benutzen war. Achselzuckend schlug Isabell eine andere Seite im Rezeptheft auf.
Sie war leer.
Neugierig geworden suchte sie das Heftchen ab. Drei Seiten hatte Meleon anscheinend vergessen zu beschriften. Andererseits sah ihm solch eine Nachlässigkeit gar nicht ähnlich.
Sie hielt eine der leeren Seiten gegen das Licht.
Nichts.
Vielleicht wollte Meleon die fehlenden Rezepte später einfügen. Unzufrieden nahm sich Isabell die Kirschtrüffel vor, die ihr schon einmal misslungen waren.
Sie misslangen auch dieses Mal.
Fast war sie froh, als Niklas nach ihr rief.
Im Laden standen sechs Kundinnen. Niklas hetzte herum, füllte mit einer versilberten Schaufel Gebäck in die Schale der Waage, hantierte mit Tütchen, und vor ihm auf der Theke standen schon zwei kunstvoll verpackte Geschenkschachteln.
Eilends half Isabell beim Verkauf.
Trotzdem gelang es nicht, auf diese Weise Frau Wieck zu besänftigen, die misslaunig darauf hinwies, sie warte nun schon eine geschlagene Viertelstunde. Um sie zu beschwichtigen, verehrte ihr Isabell eine Tüte mit Mandeltrüffeln als Dreingabe. Frau Wieck schnaufte, öffnete das Tütchen und begann unter den begehrlichen Blicken der anderen Kundinnen, die kleinen Köstlichkeiten in sich hineinzustopfen. Dann fischte sie mit ihren ringgeschmückten, dicken Fingern ein Zettelchen aus der Tüte.
„Was soll das bedeuten?“, fragte sie. „Da steht eine Zahl. Eine Eins. Weshalb befindet sich das in meiner Konfekttüte?“
Isabell rang sich ein Lächeln ab.
„Sie sind zu beneiden! Sie haben das erste Adventslos gezogen. Sie können es auf dem Pergament an der Tür nachlesen.“
Frau Wieck riss die Tür auf, ließ einen eisigen Luftzug herein und studierte den kurzen Text grimmig.
„Aha! Und wann bekomme ich meine Adventsüberraschung?“
Isabell überlegte fieberhaft, wo Meleon die Gewinne wohl verstaut haben mochte, da rutschte eine kleine, würfelförmige Kiste aus dem Regal unter der Theke direkt in ihre Hand.
„Hier ist sie schon“, sagte sie erleichtert. „Ich darf Ihnen dieses Präsent mit den besten Wünschen überreichen.“
„Was ist es?“, fragte Frau Wieck.
„Das hat Herr Meleon niemandem verraten.“
Die anderen Kundinnen schielten neidisch auf die Kiste, die aus Span geflochten und mit dunkelbraunem Satinband verschnürt war. Im ersten Augenblick sah es so aus, als wolle Frau Wieck die Verpackung rücksichtlos in Angriff nehmen, dann bemerkte sie die hungrigen Augen der Frauen ringsum, verabschiedete sich ganz unvermittelt und zog mit Kiste und Einkäufen von dannen.
Isabell kam nicht dazu, sich über die Ungerechtigkeit zu ärgern, dank derer ausgerechnet eine solch wenig sympathische Kundin den ersten Gewinn eingeheimst hatte. Abwiegen, Einfüllen und Verpacken beschäftigten sie den ganzen Vormittag über. Selten hatten sich die Kauflustigen in solcher Zahl vor der Theke gedrängt, ganz so, als habe sich die Adventsverlosung herumgesprochen.
Erschöpft gönnten sich Isabell und Niklas kurz vor dem Mittagsläuten ein Tässchen Kaffee, da sah Isabell Frau Wiecks vertraute, dickliche Gestalt auf Meleons Geschäft zuhalten.
„Oh, weh! Die beschwert sich jetzt, dass es zu wenig war. Oder sie findet irgendetwas anderes, um sich darüber zu alterieren.“
Das Glöckchen schlug an. Frau Wieck betrat forschen Schrittes den Laden. Sie schenkte Isabell ein unerwartetes Lächeln.
„Ich bin noch einmal her gekommen, um mich zu entschuldigen! Mir scheint, ich war unnötig schroff.“
„Nicht doch“, erwiderte Isabell verblüfft.
„Doch, doch“, beharrte Frau Wieck. „Wenn ich es recht bedenke, war ich allzu oft wenig freundlich zu Ihnen und dem jungen... wie heißt du, mein Kind?“
„Niklas, Madame.“
„Ah, Niklas. Mein lieber, leider längst verstorbener Onkel hieß ebenfalls Nikolaus. Ein hübscher Name. Sehr lobenswert, dass du hier schon so fleißig einem Tagewerk nachgehst. Und wie geht es Ihren Eltern, Fräulein Fechter? Ich fürchte fast, es kam zwischen mir und Ihrem Herrn Papa bei meinem letzten Besuch in seiner Praxis zu ganz unnötig harschen Worten. Bitte richten Sie ihm doch meine allerbesten Grüße aus! Wollen Sie so freundlich sein?“
Isabell nickte, zu überrascht, um ihrerseits höfliche Worte zu finden. Dann ging ihr ein Licht auf.
„Haben Sie Ihre Kiste schon geöffnet, Frau Wieck?“, fragte sie.
Mit einem beschämten Lächeln bekannte Frau Wieck, dass dem so war.
„Man kann Herrn Meleons Kreationen einfach nicht widerstehen“, sagte sie. „Und besonders das Veilchenmarzipan war eine solche Offenbarung! Als sähe man die ganze Welt mit anderen Augen!“
Isabell nickte.
„Ja, Herr Meleon ist ein wahrer Zauberer.“
Die sonst so unausstehliche Kundin verabschiedete sich freundlich und ihr Schritt schien auf einmal mehr Sprungkraft zu besitzen, so als seien ihr Jahre ihres Lebens zurückgegeben worden. Isabell sah ihr nach.
„Wahrhaft ein Zauberer“, sagte sie. „Anscheinend kann er nicht nur Menschen in Tiere und Ungeheuer verwandeln, sondern auch Ungeheuer in Menschen.“
Am Nachmittag erschrak sie furchtbar, als plötzlich etwas heftig gegen die Tür der Kammer schlug. Schnell löste sie den Haken.
Zamera stand auf allen vier Hufen und schnaufte. Sie drängte sich an Isabell vorbei, tauchte den Kopf in den Eimer mit Milch, der neben dem Tisch stand, und trank ihn leer. Dann stülpte sich das weiche weiße Maul über ein paar Igeltrüffel.
„Na! Was machst du denn?“, fragte Isabell halb belustigt, halb besorgt. „Das ist vielleicht nicht gut für dich.“
Sie bot Zamera von dem Heu an, das vor der Hintertür in einer Kiste lagerte.
Zamera drehte den Kopf weg, kehrte zum Tisch zurück und fraß in erschreckend kurzer Zeit die Ware für zwei Tage auf. Dann rülpste sie.
„Niklas“, rief Isabell. „Es geht Zamera besser!“
Niklas konnte seine Kunden nicht im Stich lassen. Er kam erst nach zehn Minuten in die Küche. Zamera stand inzwischen neben der Speisekammer. Isabell zeigte ihr, was es alles gab, und das Einhorn drehte entweder ablehnend den Kopf oder packte forsch zu.
„Schluss!“, sagte Niklas streng. „Das darfst du nicht, du dämliches Vieh! Einhörner können sich ebenso wenig erbrechen wie Pferde. Diese Fresserei wird dich umbringen, wenn du weiter machst! Und Bauchschmerzen bekommst du auf jeden Fall!“
Zamera schnaubte und entblößte ebenmäßige, weiße Zähne.
„Wie?“, fragte Niklas. „Beißen möchtest du mich? Dann pass mal hübsch auf, dass du nicht zuerst eine abbekommst!“
„Streitet nicht“, versuchte Isabell zu vermitteln. „Freu dich doch, dass sie auf einmal so viel kräftiger ist.“
Doch man beachtete sie gar nicht. Zamera reckte den Hals. Das Horn glich mehr denn je einer gezückten Waffe. Niklas packte einen Kochlöffel.
„Nun beziehst du aber gleich Prügel“, sagte er.
Zamera warf schwungvoll den Kopf zur Seite und das lange Horn fegte Niklas gegen den Herd. Er bekam sie am Ohr zu fassen und drosch ihr den Kochlöffel über die Kruppe. Isabell überwand ihre Verblüffung. Sie schob Niklas zur Seite.
„Genug!“, befahl sie. „Meleon würde ein solches Verhalten nicht dulden. Von keinem von euch beiden. Ich bin sicher, ich hab das Glöckchen gehört, Niklas. Du solltest nach vorne gehen. Und du verschwindest in deine Kammer, Zamera, wenn du dich hier nicht benehmen kannst! Du hast so viel Pralinen und Gebäck verschlungen, dass ich den ganzen Nachmittag durcharbeiten muss, wenn ich das wieder wettmachen will.“
Zamera senkte den Kopf und schielte von der Seite her zu Isabell, dann zu Niklas, trottete zur Hintertür und öffnete sich selbst die Heukiste.
„Pass auf die auf“, flüsterte Niklas. „Sie ist schon lange in den Herrn verliebt. Und er wollte nie etwas von ihr wissen.“
„Warum seid ihr auf einmal so garstig zueinander? Das hast du mir doch auch vorher nicht erzählt.“
„Da ging es ihr ja auch noch schlecht“, sagte Niklas und kehrte in den Laden zurück.
Je weiter die Adventszeit voranschritt, desto nervöser wurde Isabell. Meleon kam nicht und schickte auch keine Nachricht. Längst war eine Woche vorbei.
Viele Kunden warfen ihr merkwürdige Blicke zu, doch der Zustrom der Käufer ließ nicht nach. Sie hatte bereits fünf Gewinnlose gegen Pralinenkästen eingetauscht, das sechste und siebte Los hingegen waren noch nicht präsentiert worden.
Isabell war in diesen Tagen überwiegend damit beschäftigt, Pralinen zu machen und Gebäck herzustellen. Nun drohte ihr der Vorrat fertiger Schokoladenspäne auszugehen, mit denen ausnahmslos alle Rezepte aus dem Hause Meleon zubereitet wurden.
„Ich muss die Maschine in Gang bringen“, sagte sie zu Niklas. „Weißt du wirklich nichts darüber?“
Niklas schüttelte nur den Kopf.
Also beschäftigte sich Isabell jeden Tag etwa eine Stunde damit, die Konstruktion zu betrachten, vorsichtig jeden Hebel zu bewegen, das Schwungrad anzuschieben… Nichts geschah.
Eines Abends hantierte sie in Meleons Schlafstube mit dem Stövchen, auf dem er immer die Trinkschokolade zubereitete, da fiel ihr auf, dass unter dem Bett Kästen standen. Sie beugte sich vor und hob die bestickte Decke an, die bis fast zum Boden herab hing, fasste einen geschwärzten Metallring und zog den Kasten hervor. Als sie den Deckel aufklappte, stieß sie auf Kleider in Braun und Cremeweiß. Schnell schloss sie ihn wieder und stellte die Kiste zurück. Sie zog die benachbarte Kiste nach vorne. Als sie die Verschlüsse aufschnappen ließ, begannen sie zu leuchten. Isabell erschrak, da aber sonst nichts geschah, öffnete sie auch diesen Deckel. Der Kasten war bis auf zwei ledergebundene Bücher leer. Beide hatten ausgeprägte Eselsohren, trugen Flecken wie von Tinte und hohem Alter, und rochen nach… Schokolade. Behutsam nahm Isabell beide heraus.
Sie schlug das erste auf.
Es war unzweifelhaft ein Rezeptbuch, doch die Schrift sah fremdartig aus und die Texte waren wohl in Meleons Heimatsprache verfasst. Feine Federzeichnungen ließen immerhin erahnen, welche Schätze sich hier verbargen.
Bedauernd legte sie das Buch wieder zurück. Sie schlug das zweite auf und sofort wieder zu, denn ihr Blick war auf die nackte Gestalt eines Mannes gefallen. Nachdem sie ihren Schrecken überwunden hatte, öffnete sie es wieder. Die Seite zeigte nichts Furchteinflößenderes als ein Einhorn mit stolz erhobenem Kopf. Vorsichtig blätterte Isabell weiter. Über weite Strecken schien das Buch eine Art Naturkompendium zu sein und enthielt Zeichnungen von wundersam gedrehten Schnecken, Pflanzen, Eichhörnchen und sogar Tierfährten. Alles war in Meleons Schrift mit Kommentaren versehen. Vierzeiler und Sechszeiler mochten Gedichte oder vielleicht sogar Zaubersprüche sein. Dann kamen Aufzeichnungen, die Isabell mit wachsender Entrüstung, aber auch nicht ohne Faszination betrachtete: Frauen, manche nur halb enthüllt, andere vollkommen unbekleidet. Einige Skizzen zeigten Posen, die nun wirklich nicht mehr als unschuldige Studien der Anatomie durchgehen konnten. Was dann folgte, brachte Isabell dazu, sich umzusehen, ehe sie das Buch auf die Bettkante legte und sehr genau studierte, was Meleon da festgehalten hatte. Halb war sie froh, dass sie die beigefügten Kommentare nicht lesen konnte, halb ärgerte sie sich darüber.
Sie erschrak noch mehr, als sie sich plötzlich Meleons Konterfei gegenüber sah. Offensichtlich noch ein wenig jünger als jetzt, sah er ihr mit seinen dunklen Augen von der Seite entgegen.
Dann entstand plötzlich Schrift, als führe jemand eine unsichtbare Feder. Die Buchstaben leuchteten, während sie entstanden und verblassten schnell wieder.
Da ist aber jemand neugierig! Töchter aus gutem Hause sehen eigentlich im Zimmer eines Junggesellen nicht unter die Betten.
Isabell errötete.
Ich schätze, dir ist klar, dass ich diesen Kasten sicher hätte verschließen können, wenn ich es für nötig erachtet hätte.
Damit hatte er zweifellos recht.
Dieses Buch entstand während meiner Wanderjahre durch die Ebenen und Wälder von Genor. Es enthält Beobachtungen, Erlebnisse, Erinnerungen…
Nun, genau das war ja das Schockierende.
… die dich vielleicht überrascht und befremdet haben. Ich versichere dir jedoch, dass sie nichts enthalten, was den Wanderjahren eines jungen Zauberers unangemessen gewesen wäre.
Offenbar ließ man Jungzauberern eine bemerkenswert lange Leine.
Männer, die aus deiner eigenen Welt stammen, pflegen, soviel ich weiß, solche Aufzeichnungen künftigen Ehefrauen nicht zugänglich zu machen.
Isabell glaubte eigentlich nicht, dass andere Junggesellen überhaupt solche Aufzeichnungen führten, weder in seiner noch in dieser Welt, und schon gar nicht, dass sie Derartiges niederzulegen hatten. Oder sie hoffte es wenigstens.
Wenn dein Anstandsgefühl genügend abgeklungen ist, wäre es nützlich für dich, diese Seiten zu studieren, denn sie enthalten unersetzliche Erkenntnisse und Hinweise.
„Aha, ist da so?“, fragte Isabell laut.
Du solltest die Tierwelt ebenso betrachten, wie die botanischen Zeichnungen, denn sie lehren einiges über die Schokolade und verwandte Pflanzen und auch über die unentbehrliche Vanille, einen Stoff, der viele bedeutsame Eigenschaften besitzt, die Zauberer kennen müssen und jene, die Schokolade machen wollen.
„Um die Schokolade geht es dir also?“, fragte Isabell grimmig.
Hinzu kommen Pflanzen, die ihr in eurer Welt nicht kennt. Was das andere angeht, das dich auch interessieren mag, so sei hier nur soviel gesagt, dass du gegenüber dem Vigilianischen Fingerbaum ein Bildnis meiner späteren Frau Lilya sehen kannst – im Alter von siebzehn Jahren. Ich traf sie damals bei einer der königlichen Jagden.
Nun hätte Isabell nur noch wissen müssen, welches der Vigilianische Fingerbaum war!
Übrigens kannst du alles, was ich damals niedergeschrieben habe, lesen, wenn du nur willst, denn ich habe das Buch mit einem Zauber belegt, der die Sprache unter einer Zeichnung übersetzt, wenn du dich nur hinlänglich konzentrierst. Angst, Scham und andere Gefühle können diesen Zauber unwirksam machen.
Lerne!
Dein, dir zutiefst verbundener, Meleon
Die Schrift schwand.
„Warte“, sagte Isabell.
Doch nichts zeigte sich mehr.
Sie blätterte das Buch noch einmal durch und fand schließlich einen Baum mit Blättern, die an Finger gemahnten. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich die kolorierte Federzeichnung einer jungen Frau in eng anliegender, taillierter Jacke, Kniebundhosen, Stiefeln und einer juwelenbesetzten Kappe. Ihr Gesicht war ein wenig zu eckig, um hübsch genannt zu werden, doch hatte sie einen Augenaufschlag, der Männer ganz gewiss zu betören vermochte.
Isabell konnte sich bemühen, wie sie wollte: es gelang ihr nicht, die Schrift zu entziffern. Schließlich legte sie das Buch zum anderen in den Kasten, schloss ihn und schob ihn wieder unter das Bett. Mit schlechtem Gewissen erinnerte sie sich daran, wieviel Konfekt noch zu machen war, wenn sie die immer genäschige Kundschaft zufrieden stellen wollte.
Während sie die nächsten Stunden damit zubrachte, Pralinencremes zu rühren und Plätzchenteig auszuwellen, fragte sie sich immer wieder, weshalb Meleon ihr dieses Buch überhaupt zugänglich gemacht hatte.
War es Unbefangenheit, heimlicher Stolz, ein Hinweis darauf, dass sie nicht die erste Frau in seinem Leben war und vielleicht auch nicht die letzte sein würde?
Oder ging es wirklich um die Schokolade? Isabell meinte, im hinteren Teil des Buches auch Geräte gesehen zu haben, doch hatte anderes ihre Aufmerksamkeit gefesselt. Was, wenn die Maschine dort irgendwo erklärt war?
Isabell stellte den Plätzchenteig zur Seite und ging wieder nach oben, um das Buch ein zweites Mal aus seinem Kasten zu nehmen.
Sie wollte den Deckel aufspringen lassen, als sie Niklas rufen hörte. Also schob sie den Kasten wieder unter das Bett.
In der Küche stand Prinz Florindel.
„Hoheit?“, fragte Isabell, aufs Schlimmste gefasst, denn bisher hatte keiner der beiden Prinzen den Laden aufgesucht.
Er lächelte strahlend.
„Ich bin gekommen, um mich mit Schokolade zu beschäftigen.“
„Was verstehen Sie unter beschäftigen, Hoheit?“
„Nun, die Fertigung. Ich möchte alles wissen: Wie man sie macht, wie man sie verarbeitet, wie Pralinen, Trüffel und all die anderen Köstlichkeiten hergestellt werden.“
„Das sollten Sie Meleon fragen.“
„Unser guter Zauberer ist ja nicht greifbar. Also werden Sie die Güte haben, mir zu zeigen, was es zu zeigen gibt.“
„Ich glaube nicht, dass ich die Güte haben werde, Hoheit, denn dazu hat mir Herr Meleon keine Erlaubnis gegeben.“
Er lüpfte eine Augenbraue.
„Ich bin der Prinz!“
Isabell überlegte fieberhaft.
„Ja, Hoheit. Aber da gibt es einen magischen Kontrakt… Sie kennen das ja. Und daher kann ich die gewünschten Auskünfte leider nicht geben.“
Prinz Florindel betrachtete sie.
„Ein magischer Kontrakt. So, so. Aber er verbietet Ihnen doch wahrscheinlich nicht, in meiner Gegenwart irgendeine einfache Schokoladenköstlichkeit zuzubereiten.“
Isabell wäre den Prinzen am liebsten so schnell wie möglich los geworden, aber es war vielleicht besser, ein gewisses Entgegenkommen zu zeigen. Sie holte also die Zutaten zusammen und nahm sich ein vertrautes Rezept vor: Kaffeeküsse. Dazu brühte sie erst einmal eine Tasse allerstärksten Kaffee auf, rührte Butter mit Puderzucker, bis sie sehr weiß und cremig war, arbeitete dann Tropfen für Tropfen den Kaffee unter und ließ diese Füllung kurz in der kleinen Kammer anziehen, wo es etwas kühler war. Sie hatte sich für dieses Rezept entschieden, weil sie genau wusste, dass ein Neuling den Kaffee niemals erfolgreich mit der Butter verbinden würde. So ließ sich Prinz Florindel vielleicht entmutigen, zumal auch die weiteren Schritte der Zubereitung nicht so leicht zu meistern waren.
Er lehnte am Küchentisch und sah ihr aufmerksam zu.
Als sie die hauchfeinen Hohlkörper aus Schokolade bereitstellte, nahm er einen davon, betrachtete ihn, schnupperte und zerdrückte ihn dann mit drei Fingern.
„Ich verstehe. Die Creme muss hier hinein. Wie geschieht das? Mit einem Löffel bugsiert gewiss niemand diese Masse durch eine solch kleine Öffnung.“
Meleon besaß für diesen Zweck eine Schokoladenspritze, aber Isabell hatte nicht vor, Florindel allzu gut zu unterweisen. Sie holte also den Spritzbeutel hervor. Er war weit schwieriger zu handhaben, zumal die Wärme der Hand die Creme immer flüssiger werden ließ, sodass erst Schlieren in der Füllung entstanden und schließlich einige Zeit gewartet werden musste, bis alles wieder fest wurde, ehe man weiter arbeiten konnte.
„Nicht ganz einfach, wie?“, fragte der Prinz.
„Nein, Hoheit.“
„Sagen Sie, Isabell – warum können Sie mich nicht leiden?“
„Was bringt Sie auf diesen Gedanken, Hoheit?“
„Ich habe Jahre meines Lebens am Hof zugebracht. Dort sind alle mehr oder weniger in der Kunst der Verstellung geübt. Also musste ich lernen, hinter die Fassade zu sehen, wie man so schön sagt. Gegen die Hofdamen meiner Mutter sind Sie ein offenes Buch. Ich könnte Ihnen eine ganze Menge über Sie erzählen.“
„Ah?“, fragte sie nur und brach mit einem großen Messer Baiser in Stücke.
Prinz Florindel bediente sich am Baiser.
„Sie sind ziemlich in Meleon verliebt.“
„Bin ich das?“
„Natürlich. Das ist nichts Besonderes. Er versteht sich auf Frauen. Aber Ihnen ist es ernst.“
„Klug geschlussfolgert, wenn man bedenkt, dass Sie wissen, dass Herr Meleon und ich verlobt sind.“
„Oh, das allein bewiese noch gar nichts. Man verlobt sich aus so vielerlei Gründen. Aber Sie verteidigen ihn wie eine Raubkatze.“
„Ein sonderbarer Vergleich“, sagte Isabell und schmolz die Schokolade für den Überzug. Dazu musste sie den letzten Beutel Schokoladenlocken anbrechen.
„Oh, Sie haben ja durchaus etwas Katzenhaftes“, sagte Prinz Florindel. „Die geschmeidigen Bewegungen, das ein wenig dreieckige Gesicht, die undeutbaren Augen und die Neigung, die Krallen zu zeigen.“
„Galt solch eine Konversation bei Hofe als schicklich?“, fragte Isabell. Er zuckte die Achseln.
„Als Prinz kann man sich einiges erlauben. Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, weshalb Sie mich nicht ausstehen können.“
„Um das auszuführen, müsste ich meinerseits gegen die Etikette verstoßen.“
„Dann tun Sie es!“
Isabell ignorierte die Aufforderung, tauchte die erste Praline mit der Pralinengabel in die flüssige Schokolade, drehte sie sacht und platzierte sie auf dem Trockengitter. Dann setzte sie drei kleine Baiserstücke auf und fuhr so fort, bis alle Kaffeeküsschen fertig waren.
Prinz Florindels Blicke gefielen ihr immer weniger.
„Nun, das war alles“, sagte sie. „Sie haben bei der Herstellung einer der einfacheren Pralinen zugesehen.“
Er nickte versonnen und rührte sich nicht von der Stelle.
Isabell begann aufzuräumen. Über die Schulter fragte sie: „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Hoheit?“
„Sie könnten mit mir essen. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass dieses Städtchen über eine Gaststätte verfügt, die ein gehobenes Angebot an Speisen bereithält.“
„Eine verlobte junge Frau speist nicht ohne Begleitung ihres künftigen Gatten in der Öffentlichkeit mit einem Junggesellen.“
„Nun, dann verzichten wir auf die Öffentlichkeit“, sagte er mit lässiger Geste zur Treppe. „Dort oben scheint es noch weitere Räume zu geben. Lassen wir uns ein festliches Essen zubereiten und herbringen!“
Isabell griff nach dem ersten, das in Reichweite war – einem Leinenbeutel mit zwei Pfund Puderzucker – und hätte ihn Prinz Florindel ins Gesicht geworfen, hätte sie nicht im selben Moment gehört, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Sie setzte den Beutel wieder ab.
Die Tür wurde geöffnet.
Ein kleiner, dicklicher Herr kam herein, gefolgt von Meleon, bei dessen Anblick Isabell vor Erleichterung beinah Tränen in die Augen gestiegen wären.
Prinz Florindel hatte sich von seinem bequemen Halt an der Tischkante gelöst und starrte den Fremden an.
„Hast du einen Frosch verschluckt?“, fragte der Neuankömmling. „Oder ist dir der Rest deiner guten Erziehung auch noch abhanden gekommen?“