Roy DeMeo hatte ein überaus hitziges Naturell,
und sein Jähzorn konnte verblüffend rasch und heftig aufflammen,
wenn man es am wenigsten erwartete. Er war eine kleine Nummer im
New Yorker Gambino-Clan und neigte zu drastischen
Stimmungsschwankungen. In einer Minute gab er einem das letzte
Hemd, und in der nächsten schnitt er einem die Kehle durch, wenn er
sich in seinen Gefühlen verletzt
sah.
An einem Sommertag Ende der siebziger Jahre hatte Richard Kuklinski selbst erlebt, wie gefährlich seine bösartigen Launen sein konnten. DeMeo hatte für eine kleine Vergnügungsfahrt mit einigen seiner Kumpel in Sheepshead Bay, Brooklyn, ein Fischerboot gechartert. Sie hatten Bier und Wein gekauft, Brot, Käse und Sandwiches mit allen möglichen italienischen Delikatessen. Roy war ein fröhlicher Gastgeber gewesen, hatte seine Männer mit Scherzen und Geschichten unterhalten und sie ermutigt, ordentlich zu essen. Es war ein warmer sonniger Tag, und die kühle Brise tat gut nach der Bruthitze der Stadt. Das Boot war mehrere Meilen weit hinaus bis zu fischreichen Gewässern gefahren. Es ging bereits ziemlich hoch her, als der Captain die Motoren abstellte und begann, Fischblut ins Wasser zu gießen und zerschnittene Köderstückchen über Bord zu werfen, um Raubfische anzulocken. Eine solche Methode zieht oft auch Haie an, und Kuklinski bemerkte, dass sich bereits mehrere der typischen Flossen in dem blutigen Wasser zeigten. Die Männer rissen Witze darüber und warfen Bierdosen nach ihnen. Roy DeMeo hatte gerade auf Gesundheit und langes Leben für alle getrunken und hielt noch sein Bier erhoben, als sich ganz plötzlich sein Gesicht veränderte und er einen der Gäste anfunkelte.
»Weißt du, mein Guter, du hast ein verflucht großes Maul.«
Der Mann war sprachlos, und alle anderen ebenfalls.
»Roy«, stammelte er, »ich hab keine Ahnung, was du …«
»Du weißt verdammt gut, wovon ich rede.«
DeMeo griff in die Kühlbox voller Bierdosen, zog eine Pistole heraus und schoss ihm in den Kopf – einfach so. Der Mann sank auf Deck zusammen, und DeMeo verpasste ihm eine weitere Kugel in den Rücken. Dann befahl er seinen anderen Gästen, ihn über Bord zu werfen. Keiner wagte zu widersprechen. Die erregten Haie fielen über die Leiche her, kaum dass sie aufs Wasser traf. Die Raserei, mit der sie den Körper zerrissen, bereitete dem Gangster grimmige Befriedigung, und nur er allein kannte den Grund.
Richard Kuklinski würde nie DeMeos verzerrtes Gesicht und die sadistische Freude in seinen Augen an diesem Tag auf dem Boot vergessen. Er sollte diesen Blick noch sehr gut kennenlemen.
DeMeos Mannschaft hatte ihren Stammplatz in einer Bar, der Gemini Lounge, in der Flatlands Avenue im Canarsie-Bezirk von Brooklyn. Im Apartment hinter der Bar lebte Roys Cousin Joseph Guglielmo, mit Spitznamen Dracula. Eines Abends war Kuklinski zur Gemini Lounge gegangen, um DeMeo zu treffen, und Roy lud ihn zum Essen in die Wohnung seines Cousins ein. Kuklinski nahm an und folgte ihm durch einen Flur nach hinten. Mehrere junge Männer saßen um den Küchentisch, lauter Mitglieder seiner Truppe. DeMeo zog junge Burschen vor, die in seinen Augen noch den nötigen rücksichtslosen Ehrgeiz besaßen und dadurch williger seine Befehle ausführten, ganz egal wie grausig diese waren.
DeMeos Cousin Dracula stand, eingehüllt in eine Dampfwolke, am Waschbecken und goss einen großen Topf mit Nudeln in ein Sieb aus. Einer der jungen Burschen schenkte allen Wein ein, und eine große Schüssel wurde zum Tisch gebracht. Es gab Spaghetti Bolognese. Kuklinski ließ es sich schmecken. Das Essen war ausgezeichnet. Er griff gerade nach dem geriebenen Parmesan, als DeMeo sich ganz plötzlich erhob und eine 22er mit Schalldämpfer auf den Jungen richtete, der ihm am Tisch gegenübersaß.
Der junge Mann ließ seine Gabel fallen und starrte ihn entgeistert an. »Roy! Roy! Was …«
»Halt’s Maul!«
Die Schüsse knallten scharf und trocken wie platzende Ballons. Mitsamt seinem Stuhl kippte er nach hinten um und schlug zu Boden.
DeMeo setzte sich wieder, drehte Nudeln auf seine Gabel und aß weiter. Einer der anderen stand auf, um die Leiche wegzubringen. »Lass ihn«, bellte DeMeo mit vollem Mund. »Iss fertig. Los, essen!«
Alle gehorchten.
Schließlich gab er ihnen ein Zeichen, und seine Männer begannen mit der Aufgabe, die ihnen bestens vertraut war: die Leiche ›verschwinden‹ zu lassen. Sie warfen den Jungen im Bad in die Wanne, wo sie ihn ausbluten ließen, dann machten sie sich daran, ihn zu zerschneiden und die Stücke in kleine, sorgsam verschnürte Bündel zu verpacken, die auf eine Reihe von Müllcontainern überall in der Stadt verteilt wurden. DeMeos Truppe hatte diese Prozedur schon sehr oft erledigt, und es lief bei ihnen inzwischen wie am Fließband. Während sie ihrer Arbeit nachgingen, saßen DeMeo und Kuklinski bei einem Espresso zusammen und redeten übers Geschäft.
Mitte der sechziger Jahre hatte Barbara Kuklinskis Onkel für ein Filmlabor in Manhattan gearbeitet, und durch ihn hatte Richard Kuklinski dort einen Job bekommen. Dabei hatte er entdeckt, dass mit dem Verkauf von illegalen Kopien populärer Filme leichtes Geld zu machen war, besonders mit Zeichentrickfilmen von Disney. Da er Zugang zu den 8-mm-Originalbändern hatte, ließ er sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Aber bald fand er heraus, dass es einen Schwarzmarkt für Leinwandheldinnen gab, die zwar weniger bekannt, aber weitaus gefragter waren als Schneewittchen und Cinderella: Diese Darstellerinnen trugen Namen wie Holly Bangkok, Ginger Sweet und Amber Licke.
Raubkopien von normalen Filmen konnte man nur Stück für Stück verkaufen; mehr als fünf Spulen für einen einzelnen Kunden galt schon als eine ansehnliche Bestellung; Pornofilme dagegen ließen sich in großen Mengen an spezielle Buchläden und über Versandstellen absetzen, wie Kuklinski entdeckte. Ihm war klar, dass damit reichlich Kohle zu machen war. Er brauchte lediglich ein wenig Startkapital. Allerdings konnte er wegen eines solchen Kredits nicht gut zu einer Bank gehen. Die einzige Alternative, um illegale Unternehmen zu finanzieren, ist ein Kredithai, und Kuklinski kannte jemanden, der wiederum jemanden kannte und ihn an einen Geldgeber vermittelte, der zum Gambino-Clan gehörte.
Kuklinski erhielt 65000 Dollar Anfangskapital, um die Massenproduktion von Pornofimen zu starten. Es war kein Problem für ihn, nach Feierabend die Ausrüstungen des Labors zu nutzen; was er jedoch nicht vorausgesehen hatte, war der Vertrieb der Streifen. Pornos ließen sich nicht wie Mickey Mouse und Donald Duck aus dem Kofferraum eines Autos heraus verscherbeln, deshalb verschickte er seine Produkte durch das ganze Land. Leider erfolgten die Zahlungen keineswegs immer prompt. Er hatte Unkosten und Auslagen, um seine Produktion weiter zu betreiben, und beschloss daher kurzerhand, den Kredithai ein wenig warten zu lassen, bis diese Außenstände eintrafen. Wenn er sein Geld bekam, würde er das schon regeln.
Doch so lief die Sache nicht. In den sechziger Jahren hatte Kuklinski noch viel über den Umgang mit der Mafia zu lernen. Ein Fälligkeitsdatum war fristgerecht einzuhalten, Verlängerungen kamen nicht in Frage, und man ließ selten eine Verspätung durchgehen, schon gar nicht, wenn es sich um Schulden handelte.
Als er mit seinen wöchentlichen Zahlungen in Rückstand geriet und die Warnungen missachtete, schickte der Kredithai jemanden zu ihm – einen Spezialisten, der bestens wusste, wie man solchen säumigen Schuldnern die richtige Einstellung beibrachte.
Eines Abends war Kuklinski allein im Keller des Filmlabors und wartete auf den Lift. Er hatte bis spät in die Nacht Kopien gezogen, war todmüde und wollte bloß noch nach Hause und ins Bett fallen. Aber als der Aufzug hielt, sah er sich zu seiner Verblüffung drei Männern gegenüber. Sie hatten die Hände in den Taschen, umringten ihn wortlos, drängten ihn in einen Waschraum und verschlossen die Tür. Er hatte sie nie zuvor gesehen, doch sie kannten ihn offenbar.
Der Größte der drei Männer baute sich vor ihm auf. »Wo ist das Geld, verdammter Polacke? Los, rück’s raus.«
»Wer zur …«
Der Mann mit den kalten dunklen Augen zu seiner Rechten trat Kuklinski die Beine weg. Er fiel auf den Betonboden und erhielt einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, ehe er auch nur versuchen konnte, sich mit den Händen zu schützen.
»Es scheint wohl zu stimmen, was man über euch Polacken sagt«, höhnte der Große. »Ihr seid einfach zu blöd, um zu wissen, was gut für euch ist. Ich frag dich noch mal – wo ist das Geld, Polacke?«
Kuklinski blinzelte heftig. Sein Kopf dröhnte, und er war regelrecht benommen. »Ich … ich habe …«
»Schwatz nicht rum, Polacke. Hol das Geld, und zwar gleich.«
Jemand trat ihm in die Seite und brach ihm so eine Rippe. Kuklinski hielt stöhnend den Atem an. Die Schmerzen waren scheußlich.
»Also, wie sieht’s aus, Polacke? Zahlst du, oder was?«
»Ich …«
Ein weiterer Tritt traf ihn in die Nieren. Er stöhnte auf und presste die Augen zusammen.
»Komm uns bloß nicht mit dummen Ausreden, Polacke. Wir wollen das verdammte Geld.«
Kuklinski konnte kaum noch atmen. »Diese Woche«, ächzte er, »dann hab ich’s. «
»Wann?«
»Freitag … ich zahle am Freitag.«
»Wie viel?«
»Alles … was ich schulde … alles.«
»Das rate ich dir, du blöder Scheißer. Bild dir bloß nicht ein, du könntest uns wieder anschmieren. Du blechst bis Freitag den ganzen Zaster, oder du bist tot. Hast du kapiert, Polacke?«
Kuklinskis Benommenheit ließ ein wenig nach. Er sah drei Waffen auf sich gerichtet und nickte. »Gut … bis Freitag … die ganze Summe.« Er hätte alles versprochen, um sie loszuwerden.
»Okay, bis Freitag. Und du verschwitzt es nicht wieder, oder?«
Kuklinski schüttelte den Kopf.
»Na gut, ich will dir glauben, aber ihr Polacken seid nicht allzu helle und vergeßlich obendrein. Ich gebe dir lieber eine kleine Gedächtnisstütze, wenn du nichts dagegen hast, ja?« Der große Mann hob seine Hand und schlug ihm mit seiner Pistole über die Stirn.
Kuklinski fiel auf den Hintern und umklammerte seinen Kopf. Blut strömte ihm in die Augen. Die drei Besucher lachten fröhlich, als sie den Waschraum verließen. Der Große rief ihm von der Tür her zu: »Jetzt vergisst du es bestimmt nicht, Polacke.«
Später fand er heraus, dass dieser Mann Roy DeMeo war. Die beiden anderen waren Schläger aus seiner Truppe. Das war Richard Kuklinskis erste Begegnung mit dem Mann, der schließlich sein Lehrmeister auf dem Gebiet des Verbrechens wurde.
Er zahlte pünktlich das Geld und unterdrückte seinen Zorn, aber er vergaß den Vorfall nicht. Doch er entdeckte bald, dass der Umgang mit solchen Gangstern ein Berufsrisiko war, mit dem er einfach leben musste, wenn er die Absicht hatte, im Pornogeschäft zu bleiben, und im Laufe der Zeit lernte er allmählich die Methoden der Mafia kennen. Die Prügel, die DeMeo ihm verpasst hatte, waren rein geschäftlich und nichts Persönliches gewesen, und da er rechtzeitig seine Verpflichtungen erfüllt hatte, war alles vergeben. Es endete sogar damit, dass Kuklinski zum Partner des Mannes wurde, dem er die tiefe Narbe auf seiner Stirn verdankte. Allerdings gelobte er sich, es niemals zu vergeben oder zu vergessen.
Mitt der siebziger Jahre hatten Kuklinski und DeMeo ein Büro in der Lafayette Street 225, gleich um die Ecke des Filmlabors. DeMeo war mittlerweile eine wichtige Nummer im Pornogeschäft geworden und betrieb ein Netzwerk von Buchläden und Sexclubs im ganzen Land. Kuklinski überwachte einen kleinen Stab von Leuten, die Pornos begutachteten, auswählten und massenweise produzierten, während DeMeo sich um den Vertrieb durch seine Läden kümmerte.
Mit der Zeit lernte DeMeo die Fähigkeiten des massigen ›Polacken‹ zu schätzen. Nach und nach vergab er kleine Jobs an ihn, bei denen es darum ging, Geld einzutreiben, das säumige Kunden irgendwelchen Kredithaien schuldeten. Allerdings gab es es ein kleines Problem: Kuklinskis Jähzorn. Kuklinski, der bereits mehrere Male in seinem Leben getötet hatte, fiel es schwer, eine Grenze zwischen handgreiflicher Einschüchterung und tödlicher Gewalt zu ziehen, und ein toter Schuldner nutzte niemandem mehr.
»Polacke«, sagte DeMeo eines Tages, »du hast einfach nicht das Naturell für diese Arbeit. Ein Knochenbrecher muss sich ein wenig zurückhalten können. Aber mach dir keine Sorgen, ich habe ein paar Jobs, die genau das Richtige für dich sind.« Und so lernte Kuklinski unter DeMeos Anleitung, wie man für Geld tötete, und wurde zum bezahlten Killer.
Ihre Partnerschaft war überaus einträglich. Damals betrug der Mindestpreis für einen Mordauftrag 40000 Dollar, aber es dauerte nicht lange, bis Kuklinskis Ruf sein Honorar um das Doppelte in die Höhe getrieben hatte. Trotz des gemeinsamen Erfolgs fühlte er sich jedoch nie völlig frei und entspannt in DeMeos Nähe, dessen Stimmungsschwankungen immer unvorhersehbarer und irrationaler geworden waren. DeMeo wollte respektiert werden als ein traditioneller ›Mann von Ehre‹; tatsächlich war er aber so unberechenbar, dass seine sprunghafte Art sogar seinen Aufstieg in der Hierarchie des Gambino-Clans verhindert hatte. Er wurde nur toleriert, weil er der Organisation eine Menge Geld einbrachte. Um sich hatte er eine Meute gehorsamer Dobermannpinscher versammelt, die ihm auf’s Wort folgten und jeden seiner Befehle ohne Zögern ausführten. Und obwohl Richard Kuklinski eine Menge ›Jobs‹ für ihn erledigte und ihm reichlich Geld einbrachte, war er kein offizielles Mitglied seiner Truppe. Für ihn blieb ›der Polacke‹ immer ein Außenseiter.
Eines Abends trank Kuklinski in Draculas Apartment hinter der Gemini Lounge Kaffee mit DeMeo und einigen seiner Leute. Man redete über Corvettes. DeMeo wollte, dass Kuklinski ihm so viele wie möglich beschaffte. Im Mittleren Osten, wohin er gestohlene Luxuswagen verschifft und mit einem ansehnlichen Profit verkauft hatte, gab es eine große Nachfrage dafür. Kuklinski erklärte, er habe ein paar Burschen an der Hand, die nagelneue Corvettes direkt vom Händler klauen könnten. Er war gerade dabei, ihm zu versichern, dass er jedes gewünschte Auto besorgen würde, als er plötzlich merkte, dass alle auf die andere Seite des Raums ausgewichen waren und ziemlich merkwürdig lächelten. DeMeo hielt ein Maschinengewehr mit einem Schalldämpfer in der Hand und legte auf ihn an.
»Na, Polacke, wie würde es dir gefallen, wenn ich abdrücke?«
Kuklinski hatte keine Ahnung, was in DeMeos Kopf vor sich ging, aber er wusste genau, wie er sich fühlte. Er hatte es mittlerweile selbst oft genug erlebt und kannte diese prickelnde Erregung, die man empfand, wenn man eine Waffe auf jemanden richtete, dieses Hochgefühl, völlige Kontrolle über ein anderes menschliches Wesen zu haben. Und in diesem Moment, dort in Draculas Haus des Schreckens, wo Menschen zerschnitten und verpackt wurden wie italienische Wurstspezialitäten, tat Kuklinski das Einzige, was ihm sinnvoll schien: Roy den Spaß zu verderben.
Er schaute ihm direkt in die Augen. »Es liegt an dir, Roy. Was sollte ich schon tun? Mach, was du willst.« Seine Stimme klang, als sei es ihm völlig egal.
DeMeos Grinsen verschwand. Er schnaufte höhnisch, senkte die Waffe und warf sie auf den Tisch. Mit einem gezwungenen Lächeln schaute er auf seine Männer. »Der Polacke hat Mumm in den Knochen«, verkündete er.
Die Truppe stimmte in das Lachen ihres Anführers ein und tat, als sei alles ein prächtiger Witz.
Aber Richard Kuklinski wusste es besser. Er hatte Roy nur den Spaß verdorben. Es machte kein Vergnügen, jemanden zu töten, dem es egal war, denn dann fehlte der ganz besondere Kitzel.
Dracula schenkte wieder Kaffee ein, und die Männer kehrten zu ihren Plätzen zurück. DeMeo drohte Kuklinski spöttisch mit einem Finger und warnte ihn grinsend: »Eines Tages, Polacke, eines Tages lege ich entweder dich um oder du mich. Glaub mir.«
Kuklinski zuckte die Schultern und löffelte Zucker in seine Tasse. »Ist schon recht, Roy.«
Am 10. Januar 1983 erschien Roy DeMeo weder zu einer Verabredung mit seinem Onkel noch am Abend zur Geburtstagsparty für eines seiner Kinder, was seine Angehörigen beunruhigte. Es sah ihm nicht ähnlich, eine solche Familienfeier zu versäumen. Eineinhalb Wochen später wurde sein brauner Cadillac auf dem Parkplatz eines Bootsclubs in Brooklyn entdeckt. Als die Polizei den Kofferraum öffnete – vier Wochen nachdem Gary Smiths aufgedunsene Leiche unter dem Bett des York Motels in New Jersey aufgefunden worden war –, erblickten sie den in der Winterkälte steifgefrorenen Roy DeMeo. Fünf Kugeln steckten in seinem Kopf, und über seiner Brust lag ein Kerzenleuchter. Die Behörden versuchten die Symbolik zu enträtseln, die sich hinter dieser Geste verbarg.
Jahre später deutete Richard Kuklinski an, dass er Roy DeMeo getötet habe, aber er weigerte sich, etwas über den Sinn des Kerzenhalters zu sagen. Auf die Frage, ob er dieses Hochgefühl der Macht empfunden habe, als er den Abzug drückte, schwieg er.