20
Der Widerhall meines Rufes hallte um den Saal und verstummte.
Csitra rührte sich nicht. Ich bildete mir ein, daß die geschlitzten Jadeaugen mich musterten. Also, bei Zim-Zair! Sie konnte mich wohl kaum übersehen, nicht wahr, wie ich da auffällig vor den Überresten unserer Expedition stand.
Was meine Kameraden hinter mir taten, wußte ich nicht; ich hoffte nur, daß sie mir freie Hand ließen! Ich mußte mich mit jedem Aspekt meiner Willenskraft auf die Konfrontation mit dieser überragend mächtigen Frau konzentrieren. Wenn sie wollte, konnte sie mich und alle meine Begleiter mit einer lässigen Bewegung ihrer ringbedeckten, schlanken weißen Finger vernichten. Wenigstens nahm ich das an.
Endlich antwortete sie, japsend, atemlos: »Ich weiß nicht recht, ob ich dir das wirklich geglaubt hatte, mein Schatz.«
Die letzten beiden Worte ließen mich zusammenzucken.
»Aber nun bist du hier.« Ihre Stimme wurde stärker. »Du besuchst mich wie versprochen.«
»Aber ja«, sagte ich.
»Aber warum auf diese Weise? Du hättest ums Leben kommen können, denn ich hatte keine Ahnung. Oh, mein Schatz, wenn eine meiner raffinierten Fallen dich ... Ich bringe es nicht über die Lippen. Du mußt sofort zu mir heraufkommen. Ich schicke ...« Sie war aufgeregt wie ein Teenager vor dem ersten Tanzvergnügen. »Du bist hier! Du besuchst mich im Coup Blag! Das kann doch nur bedeuten ...«
»Mutter!« Die brüchige Flüsterstimme hallte mit absoluter Klarheit durch den Saal und war ein Ding des Schreckens. »Das kann doch nur bedeuten, daß er gekommen ist, um sich umbringen zu lassen!«
Der Vorhang über dem Seitenbalkon ging auf. Der erste Laut, der nun an meine Ohren schlug, ließ mich in einer widerwilligen Erinnerung erschaudern. Die winzigen goldenen Glocken, die klimpernd und widerhallend die Sänfte säumten, hatten die Ankunft Phu-Si-Yantongs angekündigt, so wie sie jetzt die Gegenwart seines Sohnes, des Uhus Phunik, offenbarten. Die Prozession des Zauberers aus Loh kam auf dem Balkon in Sicht.
Weite golddurchwirkte Gewänder, massive stiergehörnte Womoxes, die den Sitz trugen, angekettete verprügelte Chail Sheom, halbnackt, doch mit Perlen drapiert, obszöne Ungeheuer, wie ich sie auf Kregen noch kaum gesehen hatte, ein Gefolge verdammter Katakis, widerlich wie eine Horde Sklavenhändler und Sklavenherren, wie man ihnen nicht begegnen möchte, Wächter von phantastischem, unheimlichem Aussehen – o ja, das Kind Phu-Si-Yantongs und Csitras vermochte eine Schau auf die Beine zu stellen. Was den Uhu selbst anging, so war da lediglich der Eindruck eines dunklen Schattens vor einem rotgoldenen und purpur-schwarzen Hintergrund, die Neigung eines kleinen, hochmütigen Kopfes, sich verstohlen bewegend, verstohlen ...
»Das ist schade!« tönte Segs fröhliche Stimme an meiner Schulter. »Dabei kamst du doch so gut mit der Liebe deines Herzens zurecht, mein alter Dom.«
»Wart's nur ab«, sagte ich, ohne mich umzudrehen. »Für solche Bemerkungen müßten wir ein paar Runden in den Ring!«
»Absolut. Ich warte darauf. Soll ich das kleine Scheusal aufspießen?«
»Du kannst es ja versuchen. Ich bezweifle allerdings ...«
»Aye, du hast recht. Diese verdammten Zauberkräfte.«
Unser nettes Geplauder dauerte nur einige Herzschläge lang, und Phuniks haßerfüllte Stimme flüsterte weiter: »Du kannst das doch unmöglich ernst meinen, Mutter! Dieser Mann ist gefährlich und muß sterben!«
»Nein!« Csitras Aufschrei war wie eine offene Hand, die gegen eine fleischige Wange klatschte. »Er gehört mir!«
In diesem Augenblick erwies sich Phunik, sei er nun Mann, Frau oder Neutrum, als wahrer Abkomme Phu-Si-Yantongs. Seine Stimme war wie ein Nagel, der sich quietschend über Glas bewegte.
»Na schön, Mutter, so mögen die Sieben Arkadischen Mächte den Pakt besiegeln. Man kann sich nicht mehr darauf verlassen, daß du die Arbeit meines Vaters fortsetzt. Ich werde den Unrat vor uns beseitigen, und dann mußt auch du dich diesem Mann anschließen, wenn das dein Wunsch ist.«
Phunik ließ Csitra keine Zeit zum Antworten. Ein Strahl reinen weißen Lichtes ging plötzlich von der Sänfte aus.
Das Licht klatschte zehn Fuß vor uns auf den Boden, der zu brodeln und zu brennen und zu schmelzen begann. Das Freudengelächter des Uhus war etwas abgrundtief Böses. Der nächste Energiestoß würde uns gelten.
Plötzlich geriet San Aramplos Leiche in Bewegung. Er richtete sich auf. Die Khibil-Schnurrbarthaare waren rot wie eh und je, doch zeigte sich das Gesicht bleigrau und käsegrün und schimmerte ausdruckslos und eingefallen. Die Augen öffneten sich. Eine Hand hob sich und deutete.
»Sterbt!« kreischte Phunik und ließ seine Kräfte toben. Aber da entstand zwischen dem Uhu und dem toten Khibil eine leuchtende Strahlung in Form einer kreisenden Scheibe, die bösartig knisterte und von deren Oberfläche Energiefunken in alle Richtungen stoben.
Phunik gab sich größte Mühe. Der Uhu mußte erkannt haben, was hier geschah. Der Khibil war zwar tot, doch stand er auf und öffnete die Augen und hob die Hand und ließ okkulte Kräfte wirken.
Zwischen den beiden Zauberern, der eine in seiner Sänfte, der andere nicht mehr am Leben, erwuchs die sagenhafte und gefürchtete Königin von Gramarye. Genährt von den gegeneinanderstehenden Kräften, die in ihr vereint wurden, bewegte sich die strahlende Scheibe primitiver Energie. Zuerst langsam, dann mit zunehmender Sicherheit, wogte sie durch die Luft auf den Balkon und Phuniks Sänfte zu.
Ich fragte mich unwillkürlich, wie viele meiner drei Gefährten ihr Kharmas da zusammengelegt hatten, um uns zu schützen, Deb-Lu mit seinem komischen, ewig rutschenden Turban, Khe-Hi mit seiner forschen, kecken Art, Ling-Li, in der alle Geheimnisse einer Hexe aus Loh brodelten – ja, für die drei zusammen dürfte es kein Problem sein, den Uhu Phunik niederzuringen, auch wenn er der Sohn Phu-Si-Yantongs war und selbst über ein starkes Kharma verfügte.
Die brüchige Flüsterstimme kreischte: »Mutter! Hilf mir!«
In der fernen Arena des Jikhorkdun von Ruathytu, Hauptstadt von Hamal, hatten sich Khe-Hi und Deb-Lu zusammengetan und Phu-Si-Yantong nach mühsamem Kampf besiegt. Dabei hatte Csitra ihm aus der Entfernung geholfen; er hatte versagt, und die Königin von Gramarye hatte sein böses Genie in ein anderes okkultes Reich des Todes transportiert.
Phunik wußte natürlich, wie sein Vater gestorben war.
»Mutter!« Ein verzweifelter Aufschrei. »Hilf mir!«
»Denk an das Versprechen, das Phunik dir eben erst gegeben hat, Csitra!« brüllte ich.
»Phunik ist mein Kind ...«
»Das Kind Phu-Si-Yantongs, das sich eben erst geschworen hat, dich niederzustrecken, Frau!«
»Mutter!«
Klickend öffnete sich der Mund des toten San Aramplo. Die Stimme, die sich meldete, gehörte Deb-Lu-Quienyin.
»Deine Hilfe würde ihm nichts nützen, Csitra. Das Kind hätte niemals zur Welt kommen dürfen, und das weißt du wohl. Die Sieben Arkadischen Mächte lassen sich nicht kränken oder täuschen.«
Der Kreis aus tobendem, flüssigem Licht brauste weiter vorwärts und über den Balkon. Am Ende zog er sich zusammen, konzentrierte sich und wirkte wie eine Ramme aus reiner Strahlung, die die Sänfte ins Nichts beförderte.
San Aramplo sagte: »Wir wußten, daß du dem Uhu helfen würdest, Csitra, mochte dein Kind auch noch so verdorben sein. Phunik war eben dein Kind. Trauere nicht um ihn. Du darfst nicht glauben, daß deine Unterstützung etwas geändert hätte. Das Kind war vom Augenblick seiner Empfängnis dem Untergang geweiht.«
Daraufhin sank der Khibil-Zauberer zusammen, kehrte dorthin zurück, woher er gekommen war, schloß sich wieder seinen Vorfahren in den Thaumaturgen von Thagramond an.
»Ist das alles zu glauben?« wollte Nath der Verstockte wissen. Zornig starrte er auf die gibbernde, zuckende Horde mißgestalteter Geschöpfe unter dem Balkon.
Ein schriller Laut ließ die Luft erzittern. Mein Trommelfell begann zu schmerzen. Mit dem Untergang Phuniks waren auch viele der obszöneren und groteskeren Geschöpfe seines Gefolges verschwunden. Die Katakis schauten sich verständnislos um und zuckten mit den Klingenschwänzen gefährlich über den Köpfen hin und her. Die Chail Sheom jammerten fassungslos. Die Womoxes brüllten auf und liefen davon, das war alles.
Im gleichen Augenblick spaltete sich das Dach des riesigen Höhlenraumes. Auch im Boden erschien ein Riß und ließ Flammen und übelriechende Dämpfe aufsteigen. Lähmender schwarzer Qualm füllte danach den Saal.
Nath der Verstockte wandte sich zu mir um, sein Gesicht war eine schweißfeuchte Maske. »Dray!« rief er. »Phuniks Werk stürzt ein! Ihr müßt hier alle raus! Lauft!«
»Deb-Lu weiß, wovon er spricht!« sagte Seg energisch. »Komm, mein alter Dom! Nimm die Beine in die Hand!«
»Aye! Sieh doch da oben, im Deckenriß – die Sonnen!«
Ein großer Teil der Wand brach ein, ließ das angrenzende Dach durchhängen. Säulen stürzten um und ergossen sich über den Boden. Wie von Sinnen stiegen wir über den Schutt in die Freiheit. Ein Chulik wurde von einem geborstenen Kapitell getroffen und stürzte mit blutendem Schädel. Ich packte ihn am Arm und zerrte ihn weiter. Nath umfaßte seinen anderen Arm, gemeinsam vermochten wir irgendwie die Trümmerschräge hinaufzusteigen.
Die Dankbarkeit, mit der ich das smaragdgrüne und rubinrote Licht durch das zerstörte Dach strahlen sah, erschütterte mich mit ihrer Heftigkeit. Frische Luft atmen zu können! Im Licht der Sonnen von Scorpio zu stehen! Diesem unsäglichen Ort entfliehen zu können! Wie herrlich!
Ich warf einen Blick zurück. Der Saal löste sich immer weiter auf, auch wenn die allesdurchdringenden Vibrationen nachließen und erstarben. Noch immer hallten die Geräusche in meinen Ohren wider. Doch noch gab es den Balkon, den Csitra mit ihrem Thron einnahm. Einige Teile des Coup Blag waren von ihr geformt worden. Das Labyrinth existierte noch; nur jene Teile, die der Phunik entworfen hatte, würden nun vernichtet werden.
Der Verstockte hatte sich meine Rüstung über die Schulter geworfen und sagte: »Du ziehst das jetzt besser wieder an, Jak. Und steck deine verflixte Eisenstange ein.«
»Ja«, sagte ich. »Sei bedankt, Nath.«
Ich ergriff meine Ausrüstung, ohne Nath anzuschauen. Csitra starrte noch immer auf mich, die Jadeschlitze ihrer Augen betonten die Blässe des Gesichts. Sie war von einem kaum merklichen Dunst umgeben; vermutlich hatte sie sich, ihren Thron und ihr Gefolge mit einer Schutzhülle umgeben.
Welche Gedanken gingen ihr durch den Kopf?
In ihrer Macht war sie ernsthaft geschwächt worden. Das Kharma ihres Kindes stand ihr zur Verstärkung der eigenen Fähigkeiten nicht mehr zur Verfügung.
Litt sie noch immer unter der leidenschaftlichen Zuneigung zu mir, die ihr verrücktes Gehirn befallen hatte? Oder würde sie mich jetzt hassen und verabscheuen, weil ihr Kind nicht mehr existierte?
Auf den Trümmern des Saales balancierend, schob ich den verwundeten Chulik einem seiner Artgenossen in die Arme.
»Kümmere dich um deinen Gefährten, Chulik!« fauchte ich ihn an, und er ergriff den Verwundeten und stieg weiter dem Licht der Sonnen entgegen.
»Weiter! Weiter!« rief ich. Mit heftiger Bewegung, die keine Widerworte duldete, scheuchte ich Nath und Seg weiter. Seg wollte zu mir herabkommen, aber ich sagte: »Ich muß es tun, Seg.«
»Bleib nicht lange. Das ist alles. Sonst komme ich dich holen.«
Guter alter Seg! So war ich schließlich allein auf dem qualmenden Trümmerhaufen und starrte auf Csitra hernieder, die meinen Blick finster erwiderte.
In diesem angespannten Augenblick, davon bin ich ehrlich überzeugt, tat sie mir wirklich leid.
Sie war von Phu-Si-Yantong auf den Weg des Bösen geführt worden – bestimmt aber auch von ihren eigenen Leidenschaften. Der Teufel hatte sie in Versuchung geführt, und sie war ihm erlegen. Aber nun war ihr Mann tot, ebenso ihr Kind. Ich wußte nicht, ob sie andere Kinder hatte. Ihre Träume waren verflogen. Sie war allein.
Eine Schuttlawine setzte sich in Bewegung und knallte weiter seitlich auf den Marmorboden. Ich beachtete die Störung nicht. Noch immer starrte sie zu mir herauf, und ich schwöre, ein heller Glanz entflammte den smaragdenen Augenschlitzen. Wenn sie jetzt ihr Kharma ausschickte und mich hier und jetzt vernichtete ... Aber sie mußte eingesehen haben, wie sinnlos das war. Sie wußte bestimmt, daß sie keine Chance hatte gegen drei Magier, die augenblicklich durch mich ihr Kharma ausschicken und die lodernde Königin von Gramarye gegen sie entfesseln würden.
Mit einem metallischen Knirschen begann sich der grüne Vorhang zu schließen: vor dem Thron und seiner Pracht und Csitra, der Hexe aus Loh.
Kurz bevor sich die beiden Stoffbahnen trafen und sie meinem Blick entrissen, hörte ich ihren Ruf durch das Poltern eines einstürzenden Palasts:
»Trotz allem, Dray Prescot, gebe ich meinen Anspruch auf dich nicht auf. Darauf verzichte ich niemals!«
Sie war fort; der Vorhang bebte noch etwas nach.
Ein ohrenbetäubendes Krachen, das sich anhörte, als bräche die ganze Welt auseinander, lenkte meine Aufmerksamkeit endlich auf die Ereignisse ringsum. Rauch und Staub verdunkelten die Luft. Säulen stürzten ein wie Spielsteine. Kov Loriman kniete noch immer vor der toten Dame Hebe. Vage erblickte ich ihn durch den Qualm, als sich plötzlich der Boden vor ihm öffnete wie von einem Messer durchtrennt. Die Marmorfläche kippte fort. Dame Hebe verschwand in der Tiefe, und Loriman kniete dicht am neu entstandenen Abgrund.
Wie im Gebet streckte er beide Arme aus.
Es hätte zwar nicht seinem Charakter entsprochen, doch wäre ich nicht überrascht gewesen, wenn er hinter der Dame her in die Tiefe gesprungen wäre.
Ich eilte über mehrere große Trümmerbrocken und erreichte ihn schließlich. Er stand auf und bewegte sich mit der Steifheit eines uralten Mannes. Ich durfte jetzt kein Risiko eingehen. Ich hatte Pläne mit diesem Mann, weitreichende Pläne, und es hätte mich sehr verärgert, wenn er sich mir entzogen hätte, indem er sich selbst umbrachte.
So versetzte ich ihm einen Hieb aufs Kinn, fing ihn auf und warf ihn mir über die Schulter.
Übelriechende Dämpfe entstiegen der Spalte, die Dame Hebe verschlungen hatte. Der Balkon, auf dem Csitra saß, mochte in diesem Saal der einzige Teil sein, der von ihr erschaffen worden war; der Rest, der Phunik entstammte, war in Auflösung begriffen. Ich lud mir Loriman wie einen Sack Kartoffeln auf und kletterte über die Trümmer auf die Schuttschräge zu, die in die Freiheit und das Licht der Sonnen führte; dabei spürte ich, wie der Boden unter meinen Füßen zu rucken begann.
Mauerstücke, Steine aus der einbrechenden Decke regneten noch immer herab. Kacheln wirbelten wie Fledermäuse umher. Statuen erwachten nicht zum Leben – was auf Kregen nichts Ungewöhnliches gewesen wäre –, sondern schwankten und fielen um. Oben am Hang erschien Seg, sah mich und begann herabzusteigen.
Zwischen uns knallte ein Hagelschauer von Gesteinsbrocken nieder.
»Laß ihn unten!« rief Seg kaum hörbar.
»Bleib stehen! Ich schaffe es!«
Unter meinen Füßen begannen Trümmer wegzurutschen. Ich bewegte die Beine auf und nieder, und Steine, zerbrochene Kacheln und Putzbrocken glitten weg und ließen unerträgliche Staubwolken aufsteigen.
Ein Skorpion erschien: Er stand auf einem zerschmetterten Kapitell und schwenkte die Fühler in meine Richtung. Der arrogant erhobene Schwanz pendelte über seinem Rücken. Er richtete Worte an mich, Worte, die mich durch das Lärmen des einstürzenden Palasts erreichten.
»Du mußt ihn absetzen, Dray Prescot, Prinz aller Onker. Du mußt dich retten für die Arbeit, die die Herren der Sterne noch von dir fordern werden!«
»Und dieser Mann ist Teil dieser Arbeit, Skorpion, selbst Onker!«
»Du mußt tun, was dir befohlen wurde!«
Ein verdammt großer Backsteinbrocken wirbelte von irgendwo herbei und streifte mich an der Schulter. War es möglich, daß Csitra sich in einen okkulten Wutanfall hineinsteigerte und diese Brocken gegen mich schleuderte?
Ich ließ Loriman nicht los, sondern verstärkte meine Bemühungen, den Schuttberg zu erklimmen.
Dicht vor mir erschien Segs bewegliche Gestalt. Hinter ihm zeigte sich eine weitere stämmige Erscheinung. Nath der Verstockte mochte die hohen Herren hassen und verabscheuen, die er in seinem früheren Leben kennengelernt hatte; Seg und mich aber sah er offenbar mit anderen Augen.
Auch wenn ein magischer Palast rings um mich in Schutt und Asche fiel, würde ich, Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy, es nicht zulassen, daß ein verdammter Trümmerhaufen mich besiegte!
Schnell und energisch fegte die blaue Strahlung herbei, verdichtete sich zu der riesigen Skorpionerscheinung, die ich kannte. Kälte überfiel mich. Ich wurde hochgerissen und fortgezerrt, Purzelbäume schlagend, in ein Nichts.
Nun ja, eins wußte ich. Wenn sie mich diesmal irgendwo absetzten, würde ich den Herren der Sterne einige gehörige Worte zu sagen haben. Übermenschliche Wesen oder nicht – energische Worte, bei Zair!
* Kov: Herzog; Kovneva: Herzogin; Strom: Graf; Stromni: Gräfin; Kapt: Armeegeneral. – A. B. A.
* DB: Dwaburs die Bur. Eine Dwabur entspricht fünf Meilen, eine Bur vierzig Minuten – A. B. A.
* Hier schildert Prescot die Zusammensetzung der Achten und Neunten Armee und zählt lange Listen von Namen auf. – A. B. A.
* Dustrectium: Die Feuerkraft, die von Bögen, Wurfschlingen und Schleudermaschinen erreicht werden kann. – A. B. A.
* Prescot setzt seine Gästeliste fort. Mir bleibt im Grunde nur, die Namen aufzuzählen, ohne ihre Bedeutung im Leben Prescots und Delias werten zu wollen. Nedfar, Herrscher von Hamal. Kytun Kholin Dorn. Ortyg Fellin Coper und seine Frau Sinkie. Prinz Varden Wanek und seine Frau Natema samt Familie. Gloag. Hap Loder und ein temperamentvoller Haufen Klansleute. Pompino der Iarvin – ohne Frau – und die schurkische Besatzung Käpt'n Murkizons, der sich – wie ich erfreut vermelden kann – ständig auf seine Göttliche Dame von Belschutz berief. König Filbarrka und Königin Zenobya, ein prächtiges Gefährtenpaar. Pando und Tilda waren eingeladen und kamen und staunten – aber das ist eine andere Geschichte. Es erschienen zahlreiche Freunde, die Drak in seinen Abenteuern gefunden hatte. Das gleiche galt für Silda, vor allem Lon die Knie, Unmok die Netze, Duhrra der Tag. So ziemlich der gesamte Adel Vallias nahm teil – und das gehörte sich auch so. Alle Angehörigen des Haushalts und alle, die uns nahestanden. Die Liste schien endlos zu sein. – A. B. A.
* Wer eine Beschreibung von Prescots und Delias Hochzeit lesen möchte, greife zur Saga von Dray Prescot, Band 3, Die Menschenjäger von Antares. Heyne 06/3512 – A. B. A.
* Siehe Ein Schicksal für Kregen, Saga von Dray Prescot, Band 21, Heyne-Buch 06/4357 – A. B. A.