16

 

 

Unter den zahlreichen halb ausgelöschten Zeichen, die an Ecken und Biegungen in die Felswände geschlagen worden waren, fiel das von einem Schwert durchschlagene Herz nicht weiter auf. Es war das Symbol für Spikatur Jagdschwert.

Hurngal hatte einen seiner Leute abgeordnet, an allen Stellen, wo wir die Richtung wechselten, frische Male anzubringen. Dazu benutzte er die kregischen Blockbuchstaben H.h.H. Ich mußte lächeln, denn ich fragte mich, wie viele Hamalier diese Initialen besitzen mochten.

Loriman warf mir einen fragenden Blick zu. Wir waren ein wenig umeinander herumgeschlichen, seit wir die Brücke im Angriff der Mini-Monstren verlassen und ich die Gelegenheit verloren hatte, mit ihm zu sprechen.

Jetzt testeten wir gründlich Boden, Wände und Decke vor jedem Schritt, und passierten auf diese Weise eine Reihe von Höhlen, deren prächtige Einrichtung, grandiose Säulen und Kapitelle, Friese und Galerien uns in ihren Bann hätten schlagen können, wäre nicht alles so überaus verfallen und verschimmelt gewesen. Überall herrschten Feuchtigkeit und Gewürm. Wir hatten das Gefühl, durch einen seit Jahrhunderten verschollenen Palast zu wandern.

Wir trafen auf zwei Bärtige Phantome, bekämpften und töteten einen schuppigen Risslaca mit gehörntem Kopf, vermochten einigen kreischenden Gehirnegeln aus dem Weg zu gehen und wurden schließlich von einer Horde Skelette beinahe niedergekämpft. Diese Erscheinungen klapperten und klirrten aus mauerhohen Steinschlitzen hervor. Nun ja, ich kämpfte nicht zum erstenmal gegen Skelette.

Ich zog mein Krozair-Langschwert und ging an die Arbeit.

Ich hatte Seg an meiner Seite und dahinter Nath, der fluchend um sich hieb – und so kämpften wir mit aller Macht, die uns zu Gebote stand. Gelbe Knochen wirbelten durch die Luft, grinsende Schädel kippten zur Seite. Gestalten kreischten und flohen, wirbelnder Staub stieg uns übelriechend in die Nase, wir schwitzten und hackten und hieben immer mehr Skelette in Stücke.

Zweimal mähte ich ein schlackerndes, aber tödliches Knochenbündel vor Kov Loriman nieder. Er grunzte und fluchte und bewegte das Schwert in mächtigen Streichen herum, die die trockenen Knochen wie Zunder zerbrechen ließen.

Als alles vorüber war, schwenkten wir die offenen Hände, um den unangenehmen Staub zu vertreiben und etwas frische Luft herbeizufächeln. Das Licht blieb immer gleichmäßig; es war hier nicht ganz so strahlend wie in einigen Räumen, doch ausreichend für unsere Bedürfnisse.

Seg warf sich das struppige schwarze Haar in den Nacken.

»Beim Verschleierten Froyvil! Ich hatte nie etwas für Skelettknochen übrig!«

»Na, sie haben dich jedenfalls gefordert«, sagte Loriman. »Ich kenne sie. Wenn sie sich erst an dir festbeißen können, ist es um dich geschehen.«

»Ich kannte diese Skelettknochen bisher nicht«, warf Nath der Verstockte ein. »Mein Leben ist bisher in vernünftigen Bahnen verlaufen. Bei Chozputz! Hier unten kann man wahrlich das Leben kennenlernen!«

»Und den Tod, wenn man nicht aufpaßt!« Abrupt verwandelte sich Loriman von einem normalen, anständigen Kampfgefährten in den herrschaftlichen Jagd-Kov, der sein Gefolge anbrüllte: »Sammelt eure Bündel ein, ihr faulen Cramphs!«

Dann drehte er sich wieder zu mir um und starrte mich hochmütig an.

»Ich sagte schon einmal, ich habe dich schon einmal gesehen, Jak der Bogandur, obwohl du diesen Beinamen damals nicht trugst. Ich hatte dich für tot gehalten.«

»Du bist an der Statue Kranlis des Schnitters vorbeigekommen«, sagte ich. »Ja.«

Er atmete scharf ein. Er schaute mich an, als wäre ich wie die armen verdammten Skelettknochen vor seinen Augen aus dem Grab auferstanden.

Dann sagte er: »Wir haben uns gut geschlagen in dem armipandverfluchten Moder, nicht wahr, besonders in der Höhle der Flammen!«

Wir unterhielten uns ein Weilchen über jene aufregenden Tage. Loriman sagte, er finde dieses Labyrinth bei weitem nicht so gut wie das im Moder*.

Ich sagte: »Oft habe ich an dich gedacht und mich gefragt, was wohl aus dir geworden ist.« Und ich konnte meine Zunge wieder mal nicht im Zaum halten und fuhr fort: »Du bist heute irgendwie anders als damals.«

»Ich habe erlebt, was aus Spikatur geworden ist. Das könnte einen Heiligen vom Weg abbringen.«

Ich hatte Seg bei vielen Gelegenheiten von meinen Abenteuern im Moder erzählt, so daß er nun in der Lage war, dem Gespräch zu folgen.

»Das verflixte lange Eisenstück, das du Schwert nennst, hat mich auf den richtigen Weg gebracht«, sagte Loriman. »Fest überzeugt war ich nicht – erst als du es selbst gesagt hast.«

Das Krozair-Langschwert steckte längst wieder in der Scheide, die mir über der Schulter hing. Wir verließen die Höhle voller trockener Knochen und erreichten eine weitere, wo wir eine kurze Auseinandersetzung mit einer Horde Krüppelkrabben bestehen mußten. Der nächste Raum bot uns Gelegenheit, mit einer Horde Mumien ins reine zu kommen – ordentlich in Leinen gewickelt, wie es in Balintol üblich gewesen war. Einige Mumien waren ursprünglich verbrannt worden.

Dame Hebe steckte ihr Schwert ein und kam zu uns herüber. »Ich möchte jetzt ruhen«, sagte sie, »Hurngal aber will weiterziehen.«

Aber Loriman war mit den Nerven dermaßen am Ende, daß er sich nicht mehr im Zaum hatte. »Ach, verstehe!« entfuhr es ihm. »Wenn ich etwas gegen den verflixten Mann unternehmen soll, dann bittest du mich darum. Verstehe!«

»Wenn du so mit mir reden willst, nach allem, was geschehen war ...«

»Aye, Hebe, die Vergangenheitsform ist ganz richtig. Ich sag's Hurngal, verstehst du? Ich sag's ihm!«

In diesem Augenblick gab es Geschrei von jenen, die die Höhle bereits wieder verlassen hatten – erstaunte und entrückte Ausrufe.

Ich glaubte zu wissen, was das zu bedeuten hatte.

»Du weißt, was da los ist, Jak?« fragte Seg.

Alle liefen los, um die neuen Wunder zu betrachten. Ich hob eine Hand an das Kinn.

»Aye, wir finden da einen großen Saal, wunderschön eingerichtet, die Tische schwer beladen mit Speisen und Getränken, dazu bequeme Betten und Vorhänge und alles, was sich ein müder Räuber erträumen kann. Und, Seg, weißt du, was das bedeutet?«

»Und ob!«

Keiner von uns wollte den verflixten Namen laut aussprechen. Aber wir wußten beide, daß Csitra die Mahlzeit zur Verfügung gestellt hatte – ein klarer Hinweis darauf, daß sie uns beobachtete, bespitzelte.

Wir kamen ihr allmählich näher. Schritt für Schritt ertasteten wir uns einen Weg durch ihr Labyrinth aus Tricks und Fallen, aus Monstren und Magie. Uns beiden war klar, daß sie das Steuer in der Hand hielt. Sie würde uns nur dann in ihre Nähe lassen, wenn sie es wollte, nachdem sie und ihr Uhu Phunik sich mit uns vergnügt hatten.

Wäre es anders gewesen, wenn wir Khe-Hi und Ling-Li bei uns gehabt hätten, wie es ursprünglich vorgesehen gewesen war? Vielleicht wurde der Khibil-Zauberer seinem Ruf ja noch gerecht. Ich hätte gewettet, daß Khe-Hi die angreifenden Flugwesen von der Brücke in ihr Höllenloch zurückverbannt hätte, wenn er bei dem Angriff bei uns gewesen wäre. Kein einziger nadelscharfer Zahn hätte sich in weiches Fleisch gebohrt. Aber vielleicht hatte der zu vermutende Mangel an Können seitens unseres Khibil San Aramplo dazu geführt, daß Csitra nicht weiter auf uns achtete; denn bestimmt hätte sie gewußt, wenn Khe-Hi und Ling-Li sich in ihr Labyrinth begeben hätten – es sei denn, Deb-Lu hätte sich von ihr unbemerkt einschleichen können, aber dann war das doch sicher auch seinen Kollegen möglich ...?

Geplagt von solchen wirren Gedanken, wanderte ich hinter Seg und der Horde her der Pracht entgegen, die wir schon erwartet hatten.

Seg und ich setzten uns an einen der überfüllten Tische und begannen zu essen und zu trinken.

»Ist so etwas angebracht?« fragte Loriman.

Seg schluckte und griff nach einer frischen Flasche.

»Letztesmal hatten die Speisen keine schlechten Nebenwirkungen.«

»Bei Numi-Hyrjiv, der Goldenen Pracht!« bellte Strom Tothor. »Laßt etwas übrig für einen durstigen Kumpanen, der schon einen ermüdenden Weg hinter sich hat!«

Seg lachte und gab die Flasche weiter, deren Inhalt sich der Löwenmensch in den Mund schüttete.

Überall stürzten sich unsere Leute wie ausgehungerte Warvols auf die Speisen. Die Sklaven aßen, bis sie nicht mehr konnten, und Hurngal mußte schließlich den Wachen Anweisung geben, die Sklaven von den Flaschen fernzuhalten. Dabei fragte ich mich, ob die Wächter nicht ebenfalls in Gefahr waren, der Wirkung des Alkohols zu erliegen. Es mochte zwar hübsch anzuschauen sein, wie sich Sklaven und Wächter trunken durch die gefährlichen Gänge wälzten, doch über kurz oder lang konnte so etwas nur üble Folgen haben.

Die lächerliche Art und Weise, in der Dame Hebe und Kov Loriman umeinander herumschlichen und sich gegenseitig viel mehr Raum ließen, als angebracht war, hätte mich unter anderen Umständen amüsieren können. Hier und jetzt schien Kov Hurngal die Zügel in der Hand zu haben und sich Mal um Mal durchzusetzen.

Loriman stürmte herbei und warf sich auf einen der prächtig bezogenen ornamentverzierten Stühle, übersät von hölzernen Weinranken aus Blattgold und Perlenbesatz. Seine Augenbrauen waren in ratloser Wut zusammengezogen.

»Dieser Mann!« Nachdem er auf diese Weise das Eis getestet und den ersten Schritt getan hatte, schlug er die möglichen Folgen seiner Vertraulichkeit in den Wind. Als der cholerische, direkte, überlegene Typ, der er nun einmal war, begrüßte er vermutlich die seltene Gelegenheit, mal vernünftig mit jemandem zu sprechen, anstatt nur Befehle oder Kränkungen brüllen zu müssen.

Ich beugte mich auf dem weichen Leinenpolster vor. »Als ich sagte, ich hielte dich für den Anführer, war ich ganz offenbar im Irrtum. Dieser Mann aber ...«

»Ich habe den Anstoß für diese Expedition gegeben. Dame Hebe war meine gute Freundin und erklärte sich gern bereit, Hurngal anzusprechen und zu überzeugen, die Expedition zu finanzieren.«

»Ah«, sagte Seg und nickte weise, »solche Dinge kosten eben Geld.«

»Und du, Kov«, – ich warf Loriman einen Blick zu, den dieser als abschätzend auffassen mußte –, »hast dein Geld entweder für oder gegen Spikatur ausgegeben.«

»Aye. Beides.«

»Jeder von uns verbindet mit dem Vordringen in dieses Labyrinth gewisse Erwartungen. Du hast Hurngal einfach willkürlich bestimmt?«

»Mehr oder weniger. Er hat Geld und Verbindungen – und ist Hamalier.«

Loriman erinnerte mich an den legendären Spatzentarl-Vulkan auf der untergegangenen Insel Naripur – er brodelte und kochte innerlich und verhinderte doch immer wieder, daß er in die Luft ging. Doch war er hier und jetzt einer Explosion gefährlich nahe und wollte nun mal mit jemandem sprechen; soviel war mir klar.

»Wieso Hamalier?«

»Ach, ich war davon ausgegangen, daß er hier unten ums Leben kommen würde.«

»Aber Dame Hebe ...«

»Sie wollte ich gar nicht mitnehmen. Das war ihre Idee und der Vorschlag dieses Cramphs Hurngal.«

»Ich hatte die Ehre und das große Glück«, sagte Seg, »hier unten jene Dame kennenzulernen, die jetzt meine Frau ist, Lob sei ...« Ein kurzes Stocken, dann: »Pandrite, dem Allprächtigen!«

Loriman steckte viel zu tief in seinen Problemen, um darauf zu achten, was ihm gesagt wurde. Mit gerunzelter Stirn saß er da, mit verkniffenem Gesicht umfaßte er einen goldenen Kelch mit rotem Wein.

»Als Spikatur noch gegen die Hamalier kämpfte, war alles in Ordnung. Jetzt muß man Spikatur kriminell nennen.«

Ich sagte: »Du weißt, daß diese Hexe SJS lenkt, um damit eigene finstere Ziele zu erreichen?«

»Nein. Aber sie wird sterben wie alle anderen, keine Angst.«

»Im Augenblick spielt sie lediglich mit uns. Wir erleben hier eine Art raffinierte Folter, ein Vorgehen, auf das sie spezialisiert ist. Ihr Uhu geht da weniger subtil vor. Die beiden werden sich noch ein Weilchen mit uns amüsieren, aber auf jeden Fall ist es Armipands unschöne Wahrheit, daß wir von den Schrecknissen bisher nur sehr wenig erlebt haben.«

Nun ja, Csitra spielte wirklich mit uns. Ein umfassender Bericht über unsere Wanderungen und Mühen im Coup Blag würde viele Kassetten beanspruchen. Aber wenn sie sich die Atmosphäre dieser Unterwelt vorstellen können, die Dunkelheit, die plötzliche Aufhellung, das Gefühl, ständig unter Druck zu stehen, ewig beobachtet und belauscht zu werden, gefolgt vom jähen zerstörerischen Angriff alptraumhafter Kreaturen, Ungeheuern mit Klauen und Reißzähnen und von durchscheinenden Wesen, die eine lähmende Gewalt auf den Verstand ausüben konnten – wenn Ihnen dies alles bewußt wird, können Sie sich auch vorstellen, wie schnell die Stimmung der Expedition absank.

Eine Information, die ich Loriman nicht weitergab, war meine Überzeugung, daß Csitra für Spikatur Jagdschwert keinen weiteren Nutzen sah und diese Organisation deshalb bereits am Ende stand. In der Stimmung, in der sich Loriman im Augenblick befand, hätte er das womöglich gar nicht gut gefunden. Außerdem hätte er vielleicht den Entschluß gefaßt, die Suche abzubrechen und mit seinen Leuten ins Freie zu marschieren.

 

Inzwischen, da wir immer tiefer in das Labyrinth vordrangen, hatten Seg, Nath und ich unsere Bewaffnung und Ausrüstung abgerundet. Seg trug seinen Langbogen; der arme rothaarige Bursche aus Loh war kopfüber in einer riesigen Steinblume verschwunden, die plötzlich zum Leben erwachte und ihn verschlang. Von dem mutigen Bogenschützen aus Loh blieben nur die Stiefel und der Bogen.

Der beständige Verlust an Menschenleben strapazierte die Nerven der Überlebenden immer mehr.

Jeder fragte sich, wer wohl der nächste sein werde.

Die Anführer des Trupps hatten die anfängliche Entscheidung getroffen, den Coup Blag zu betreten. Sie mochten dafür unterschiedliche Gründe haben, doch noch immer waren sie für sich selbst verantwortlich.

»Bei den achatflügeligen Jutmännern von Hodan-Set!« fluchte Kov Loriman mit rauher Stimme. »Wir müssen doch allmählich am Ziel sein!«

Vorsichtig glitten wir eine Rampe aus reinem weißen Marmor hinab, eine schimmernde glatte Schräge im allesdurchdringenden gelben Schimmer einer Decke aus Feuerkristallen. Ich rückte das Langschwert und meine – natürlich nicht mehr brennende – Fackel zurecht, die in meinem Gürtel steckten, und rutschte mit Seg und Nath in die Tiefe. Die Rampe führte in einen Höhlenraum, der eine finstere Pracht ausstrahlte.

Dreißig oder vierzig mit breiten Eisenbänden beschlagene Truhen standen über- und nebeneinander vor einer Wand, halbbedeckt von einem grünen Vorhang mit goldenen Schnüren und Quasten.

»Schatztruhen!« brüllte Kov Hurngal und trat aufgeregt vor.

Er berührte die Truhen, und nichts geschah. Wir hoben einige herunter – nichts tat sich. Wir öffneten die erste und klappten den Deckel auf – noch immer blieb alles ruhig.

Die Truhe war bis an den Rand mit Goldmünzen gefüllt.

Lorimans Lippen kräuselten sich, als Hurngal seine Leute anwies, das Gold aus den Truhen in Säcke zu füllen.

»Endlich!« rief Zhan-Paktun Tyr Rogarsh der Rassler, ein Rapa. »Bei Rhpapaporgolam dem Seelenräuber! Es hat lange genug gedauert, aber nun haben wir die Schätze gefunden!«

Seg sagte zu Loriman: »Zwei Einwände, Kov. Erstens: Gold ist zu schwer, als daß die Eindringlinge es tragen könnten. Zweitens: Soweit ich weiß, ist die Hexe in der Lage, es in einen flüssigen Zustand zu verwandeln, so daß es sich ins Nichts verliert.«

»Aye«, fiel ich nickend ein, »das Gold wird schmelzen, obwohl das Phänomen, das ich beobachten konnte, vielleicht nicht von der gleichen Hexe ausgelöst wurde.«

Auf Lorimans Gesicht zeichnete sich eine Grimasse der Freude ab. »Dann steht zu erwarten, daß Hurngal sich blamiert?«

»Oh, irgendwo hier dürften echte Schätze zu finden sein«, sagte Seg unbestimmt.

Die Sklaven waren wie in einem Rausch und rafften Händeweise Gold aus den Truhen und füllten ihre Säcke, ohne zunächst eine Truhe zu leeren, ehe sie sich der nächsten zuwandten. Nath rückte einen Beutel nach vorn, den er irgendwo erbeutet hatte.

»Gold brauche ich. Wenn es schmilzt, schmilzt es, das will ich riskieren, bei Chusto!«

Er griff in die erste Truhe, die ziemlich bis zur Neige geleert worden war, ehe sich die Sklaven der Einfachheit halber volleren Kisten widmeten. Mitfühlend-verständnisvoll schaute ich ihm zu.

In diesem Augenblick schnellte ein armdicker leichenweißer Tentakel aus der Truhe, umfaßte Nath und zerrte ihn hinein.

»Nath!«

Ich sprang vor. Ich erreichte die Truhe und zerrte bereits mein Schwert heraus, als ein zweiter Tentakel sich totenblaß um mich legte. Kopfüber folgte ich Nath in die Truhe. Der Boden der Kiste hielt unseren Sturz nicht auf, ebensowenig der Boden der Höhlenkammer.

Hilflos, in Tentakel gehüllt, rasten Nath und ich in die Tiefe, aus der schatzfunkelnden Höhle in eine undurchdringliche Schwärze.