17

 

 

Wir klatschten ins Wasser und verloren beinahe die Besinnung.

In die Tiefe wurden wir gezogen, tief unter die Oberfläche. Der Tentakel umschloß mich wie ein stählernes Band und hielt meinen linken Arm fest. Das Kurzschwert blieb in der Scheide. Ich hatte keine Zeit, mich zu fragen, wie es Nath ergehen mochte. Das automatische Luftschnappen, ehe der Tentakel mich umfing und in die Tiefe zog, hatte meine Lungen nicht gerade für eine lange Tauchperiode ausgerüstet.

Obwohl ich als Schwimmer oft genug mit einem Fisch verglichen wurde, bin ich doch nur ein Apim. Luft! Wenn ich nicht recht bald frische Luft bekam, war es um mich geschehen.

Das alte Seemannsmesser, das ich an der rechten Hüfte in einer Scheide trug, löste sich mit geölter Leichtigkeit.

Ich wußte, wo der Tentakel war, ich spürte, wo er meine Brust einschnürte. Ich setzte das Messer dagegen und führte dann in aufwallender Wut die Klinge darüber, immer wieder hin und her; schließlich hob ich die Waffe, drückte die Spitze hinein und sägte wie ein Verrückter, der ein Zaubergebräu umrühren mußte.

Der Tentakel löste sich und hätte beinahe das Messer mitgerissen. Die Schwärze, die mich einhüllte, war durchsetzt von winzigen Feuerpunkten. Sie befanden sich nicht im Wasser, sondern in meinen Augen.

Etwas Großes Weiches prallte gegen meine Seite. Ich hatte eben noch Zeit, den reflexhaften Messerstoß zurückzuhalten. Das massige Ding, das da im Wasser rollte, war Nath der Verstockte, und ich spürte den dicken Tentakel, der ihn umgab. Ich durchtrennte diesen Strang, wie ich schon den Tentakel beseitigt hatte, der mich festhielt.

Dann packte ich Nath und schoß zur Oberfläche hoch; dabei war mir auf unangenehme Weise bewußt, daß das unbekannte Monstrum, das uns gepackt hatte, mehr als zwei Tentakel besitzen mochte.

Hier in Csitras Labyrinth, das wußte ich, gab es mindestens einen Teich, dessen Fische und Monstren schärfere Zähne und einen wilderen Instinkt besaßen als irdische Piranhas.

So hielt ich Nath im linken Arm, strampelte mit den Beinen und hielt das Messer in der rechten Faust. Etwas Kaltes prallte mir gegen den Schenkel, und ich stach ohne Nachdenken zu.

Fisch oder ein weiterer Tentakel – ich wußte es nicht. Was immer es war, es verzog sich wieder.

Als ich wußte, daß ich keinen Herzschlag länger durchhalten konnte, stieß mein Kopf durch die Wasserfläche in eine Tasche Luft, die zwar stockig war und nach Fisch roch, die mir aber in diesem Moment wie beste kregische Luft auf einer valkanischen Landzunge vorkam.

Ich zerrte Nath hoch, klatschte ihm mit dem Handrücken gegen die Wangen und schaute mich in der undurchdringlichen Dunkelheit um.

Nein! Nicht ganz! Weiter vorn machte sich ein kränklich aussehender grüner Schimmer bemerkbar. Konnte nicht weit sein. Vorsichtig bewegte ich die Beine in dem Bemühen, das Wasser nicht unnötig aufzuwühlen, und schleppte Nath neben mir her. Zu meiner Erleichterung berührten meine Füße weichen Schlamm.

Als ich an Land gekrochen und Nath aus dem Wasser gezerrt hatte, waren wir beide mit dem übelriechenden Schlamm bedeckt.

Nath atmete noch. Nachdem ich ein wenig Wasser aus ihm herausgeholt hatte, röchelte er und spuckte und würgte hervor: »Bei Vox! Jak! Du hast mich gerettet. Ich dachte schon, ich wäre auf dem unumkehrbaren Weg zu den Eisgletschern Sicces!«

»Noch sind wir nicht in Sicherheit, Dom.«

»Nein. Aber ich danke dir für mein Leben. Und nun – wohin?«

»Schau mal hier!«

Das grüne Licht entsprang einem Schwarm winziger Geschöpfe in einer durchsichtigen Hülle, die an einer Leine baumelte. Ich bemerkte, daß die Geschöpfe nicht darin festsaßen, denn einige krochen zu einer Öffnung und flogen davon, wobei sie ihr Licht verlöschen ließen. Die Schnur hatte ihren Ursprung an einem spiralförmigen Vorsprung auf der Stirn eines Monstrums etwa von Pferdegröße, das an eine Riesenkröte erinnerte – ein Geschöpf, das da im Dunkeln hockte und mit offenem Maul wartete. Das grüne Licht baumelte vor diesem offenen Schlund.

Während wir das Gebilde noch anstarrten, näherte sich ein fledermausartiges Wesen, orangerot und silbern schimmernd, und versuchte mit offenen Kiefern nach den Glühwürmchen zu schnappen. Mit einer einzigen zuckenden Bewegung holte sich der riesige Frosch die Beute in einem Stück. Das breite hornige Maul schnappte zu, die weiche Haut der Kehle wölbte sich und schluckte, dann öffnete sich der Schlund erneut und wartete auf das nächste Opfer.

Wir näherten uns dem grünleuchtenden Köder nicht, und die Riesenkröte ignorierte uns.

»Sieht aus, als stecken wir hier fest«, bemerkte Nath. »Ich habe keine Lust, hier im Schlamm zu sitzen und zuzusehen, wie eine Kröte ihr Abendessen fängt.«

»Und?«

»Keine Ahnung.«

Mit lautem Plätschern und einem saugenden Geräusch begann das Wasser zu brodeln und einen Tentakelumriß freizugeben. Grünes Licht leuchtete auf der feuchten Haut. Leichenweiße Tentakel schlängelten sich hoch und verschwanden zielstrebig in einem Loch im nicht zu sehenden Dach – ein Loch, das plötzlich neu zu erscheinen schien. Ein Loch, das einen kreischenden Mann ausspuckte und sich wieder schloß, sobald das gespenstische Werk getan war.

Der massige Körper, der einen seiner zwei Tentakel um den Mann gelegt hatte, fiel ins Wasser zurück. Von dem armen Teufel bekamen wir nichts mehr zu sehen.

»Magie und Monstren«, sagte Nath. »Ich verstehe.«

»Wir können nicht ewig hierbleiben«, erwiderte ich nicht ohne Groll. »Ziehen wir los, schauen wir uns um.«

Die Fackel, die ich in meinem Gürtel trug, mußte getrocknet werden, ehe ich sie wieder benutzen konnte; so holte ich das Ersatzstück aus meinem Rucksack, schlug Zunder und Stahl und erzeugte auf diese Weise ein Licht.

»Auf Raubzügen«, erklärte ich, »ist es ratsam, alles in wasserdichte Ölseide oder eine Membran zu hüllen.«

»Ich werde daran denken.«

Irgendwie gefiel mir Nath der Verstockte. Er bediente sich einer lakonischen Sprache, die durchaus etwas Ironisches hatte.

Unsere Fackel lockte die orange-silbernen Fledermauswesen nicht. Ihnen war vielmehr nach zarten grünen Glühwürmchen zumute, woraufhin sie ins Innere der monströsen Kröte verfrachtet wurden. Wir ließen das Riesenwesen weiterspeisen, und ich fragte mich, wie lange es dort noch sitzen mußte, bis es satt war.

Der Schlamm vor uns erweiterte sich im Schein unser Fackel zu einem steinigen Weg, der auf einen breiten Felsvorsprung über dem Wasser führte.

Unsere Füße fanden keinen sicheren Halt. Noch immer tropfte uns Wasser aus der Rüstung, um deren Leder wir uns in nicht allzu ferner Zukunft kümmern mußten. Die Temperatur hätte zwar wärmer sein können, war aber nicht völlig unerträglich, und so erblickten wir schließlich eine Treppe, die nach oben in die Schwärze führte.

»Ja, Jak, ich weiß«, sagte Nath, ehe ich ein Wort äußern konnte. »Treppen sind hier gefährlich.«

»Wir müssen hinauf.«

»Unbedingt.«

So stocherten wir mit unseren Schwertern herum und überprüften alles doppelt, ehe wir den nächsten Schritt in die Höhe wagten.

Plötzlich fuhr Naths Schwertspitze scheinbar mühelos durch das ziemlich fest aussehende Gestein einer Stufe.

»Bemaltes Pergament. Darunter befinden sich bestimmt tödlich spitze Spieße.«

»Aye.«

In der Mitte der obersten Stufe lag ein loser Stein.

Ich reckte mich vor und benutzte diesmal das Langschwert. Mit schneller Drehung ließ ich den Stein zur Seite fliegen. Im gleichen Augenblick fuhr blitzschnell eine dichte Speerreihe über das obere Ende der Treppe. Mit funkelnden Spitzen rasten sie seitlich aus der Wand. Diese Spitzen, noch immer sauber und nicht von unserem Blut befleckt, landeten auf der anderen Seite in kleinen Schlitzen. Die fünf Speere bildeten vor uns ein geschlossenes Tor.

»Hm«, sagte der Verstockte, »unangenehm.«

»Wenn die Dinger von Federn angetrieben werden, können wir sie vielleicht zurückdrücken.«

»Dann versuchen wir's, bei Chozputz!«

»Stell dich zu den Spitzen. Wenn ich sie weit genug zurückziehen kann, läßt du dich hindurchgleiten.«

Er erhob keine Widerworte. Ich umfaßte den zweiten und dritten Speerschaft, atmete ein und zog.

Die Federn waren sehr stark. Ich spürte den Gegendruck, aber ich stemmte mich voll hinein und zerrte langsam und gleichmäßig, so daß die Speere langsam und mit protestierendem Knirschen zurückwichen. Die Spitzen lösten sich aus den Schlitzen. Ich vermied jede ruckhafte Bewegung und zwang die Speere immer weiter zurück – und schon hatte sich Nath mit eingezogenem Bauch hindurchgeschoben.

Mit knallendem, dröhnendem Geräusch bohrten sich die Spitzen wieder in die Löcher.

»Jetzt du, Jak.«

Nath zerrte. Er gab sich größte Mühe, und Schweiß erschien auf seiner Stirn. Seine Oberarmmuskeln wölbten sich. Er fluchte und mühte sich und holte die Speerspitzen aus den Schlitzen, bekam sie dann aber nicht weiter weg.

»Sie rutschen zurück!«

Da legte ich dicht hinter den Auswölbungen der Spitzen die Hände um die Speerschäfte. Ich krümmte den Rücken. Ich schob. Ich schob die Speere zurück, und auch Nath machte sich mit aufwallender Kraft ans Werk, und mit einem letzten Aufbäumen verzweifelter Energie schafften wir genug Raum, so daß ich mich hindurchschieben konnte.

»Bei Vox!« rief er keuchend. »Du hast die Kräfte von einem Dutzend Nikvoves!«

Ich antwortete nicht, sondern schaute mich nach neuen Gefahren um, die in diesem gespenstischen Ort auf uns lauern mochten.

Ab hier lieferten uns Csitra und Phunik eine prächtige Vorstellung. Zumindest für die armen Kerle, die da unten gefangen saßen.

Zuerst fiel eine Prozession jaulender Zwerge über uns her. Nachdem wir diese Wesen niedergekämpft hatten, keckerte und schrillte eine Horde durchgedrehter Schrumpfender Phantome herum, bis sie vernichtet waren. Drei Lauernde Schrecknisse hätten uns beinahe erwischt, aber wir nahmen uns zusammen und vertrieben sie nicht nur mit kaltem Stahl, sondern auch mit verächtlichen Worten. Eine Handvoll Wesen, für die wir uns keine Namen auszudenken wagten, wurden in Stücke gehauen und hinterließen aufsteigende Dämpfe, die wie ein Fischmarkt bei Dürre stanken und uns mit grünen Gesichtern weitertorkeln ließen. Nachdem wir uns mit einigen weiteren greifbaren und weniger greifbaren Wesen auseinandergesetzt hatten, stand uns plötzlich eine klappernde Skelettsammlung gegenüber.

»Skelettknochen!« erklärte der Verstockte sichtbar angewidert. »Mit denen kennen wir uns doch schon aus!«

Und schon wandten wir diese Kenntnisse an, wie es sich gehörte und hinterließen ein Meer von Knochenfragmenten überall auf dem Felsboden.

»Da kommt jemand nicht weiter, Dom«, sagte Nath. »Das kann man wohl sagen.«

»Du hast recht. Aber noch sind wir nicht aus dem Schneider.«

Die Gänge, die wir vorsichtig durchschritten, waren noch immer ziemlich primitiv, doch erklommen wir mehrere Etagen und merkten allmählich, daß die Architektur der Korridore vornehmer wurde.

Ein Raum, in den wir mit gebotener Vorsicht linsten – die Tür stand offen –, offenbarte ein scheußliches Götzenbild auf einem Thron. »Nein«, sagte ich energisch, »den Saal betreten wir nicht!«

Kurze Zeit später stießen wir auf eine Höhle, in der ein vornehmes Mahl für zwei Personen angerichtet war. Wir setzten uns und aßen und tranken.

»Sie ziehen es vor, ihre Opfer satt und munter zu halten«, sagte Nath. »Das kann mir nur recht sein.«

Mir fiel auf, daß er beim Trinken seine sonstige automatische Zurückhaltung aufgegeben hatte, wie sie einem Swod aus Vallia anstand. Außerdem war er sich nicht im klaren, wie kräftig einige der gebotenen Weine waren. Schließlich kam er aber doch zur Besinnung und warf die letzte Flasche auf den Boden. Seine Zunge aber war gelockert.

Ohne klare Reihenfolge eröffnete er mir, daß er bei einem Silberschmied in die Lehre gegangen wäre, es aber dann vorgezogen hätte, bei einem Rüstungsmacher zu lernen. Er war der erste Sohn von Eltern, die vier ordentliche Söhne und drei schöne Töchter hervorgebracht hatten und dann bei einem Unfall auf Vondiums Kanälen ertrunken waren. Kurze Zeit später begannen die Unruhigen Zeiten in Vallia, und Nath war losgezogen, um Soldat zu werden, etwas, das einem Vallianer selten möglich war, es sei denn er ging ins Ausland, um Paktun zu werden.

Er war niemals Söldner gewesen. Er hatte gegen Vallias Feinde gekämpft. Er besaß ein Kästchen voller Bobs, hatte die Medaillen aber verloren, als er von Bord der Shango-Lady geschleudert worden war.

»Dann ging alles schief«, sagte er in einem Trauerton, der unter anderen Umständen amüsant gewesen wäre, hier aber schmerzhaft echt klang. »Diese opazverfluchten Leem-Freunde!«

Ich spitzte sofort innerlich die Ohren. Was nun?

»Sie nahmen sie, o ja, sie nahmen die kleine Sassy, meine Schwester. Gaben ihr Süßigkeiten und ein frisches weißes Kleid und ein Schmuckstück. Meine eigene Schwester Francine und ihr Mann Fortro – sie haben Schuld! Hätte ich sie gefunden, ich hätte sie auf der Stelle umgebracht, bei Vox!«

Ich wartete. Er preßte sich eine breite Hand an die Stirn und stützte den Ellbogen auf den Tisch. Und redete weiter.

»Ich habe sie zurückgekauft, o ja. Habe den stinkenden Rasts rotes Gold gegeben für die kleine Sassy.«

»Aber du hast sie bezahlt«, schaltete ich mich ein. »Brauchst du noch mehr Gold, um die Schuld zurückzuzahlen?«

»Schuld? Aye, das ist eine Schuld. Es wurde behauptet, ich hätte das Geld gestohlen. Von meinem eigenen Regiment. Nun ja, ich hab's ausgeborgt, und dann wurde mir meine Beförderung genommen, und es gab kein Geld mehr. Ich hätte es zurückzahlen können, ganz bestimmt.«

Als ich noch Herrscher von Vallia war, hatte ich natürlich nicht alles wissen können, was in meinem Reich vorging. Als Nath nun von seinem Kriegsgerichtsverfahren erzählte und von der Art und Weise, wie es die hohen Herren auf ihn abgesehen hatten, wußte ich, daß mir sein spezieller Fall unbekannt war, auch wenn ich mir aus Prinzip sämtliche Verfahren dieser Art vortragen ließ. Man kann nicht überall zugleich sein. Dennoch fühlte ich mich schuldig. Ich hätte Bescheid wissen müssen.

»Man schickte mich los, um Coys auszubilden. Und stufte mich im Rang zurück. Als der Krieg endlich zu Ende ging, schloß ich mich dem vallianischen Luftdienst an. Und hier bin ich nun.«

Ein wenig tröstete mich der Umstand, daß ich seinen Fall mit ziemlicher Sicherheit gekannt hätte, wenn Naths Tat geeignet gewesen wäre, ihn zum Tode zu verurteilen. Der Fall Renkos des Murais war mir da ein Leitfaden.

»Vermutlich«, sagte ich und spielte auf das Offenkundige an, »hast du dich nicht schuldig bekennen wollen und dir damit den Zunamen des Verstockten verdient.«

»Ja, so war es, Jak, so war es.«

Dann ließ er ruckartig den Kopf auf den Tisch sinken und begann zu schnarchen. Sein Atem säuberte die Platte in einem ordentlichen kleinen Umkreis von Brotkrümeln.

So lag denn die Tragödie dieses Mannes offen zutage. Was er über Lem den Silber-Leem gesagt hatte, blieb gleichwohl unverständlich. Ich konnte nur hoffen, daß der Tempel seiner Schwester und ihres Mannes derjenige war, den der Präfekt niedergebrannt hatte.

Sollte sich der böse Kult jemals wirklich in Vallia festsetzen, konnte das nur schlimme Folgen haben. Im gleichen Augenblick kam mir der seltsame und beunruhigende Gedanke, daß ich mich mit solchen Problemen künftig nicht mehr als Herrscher beschäftigen konnte, sondern als einfacher Bürger. O ja, noch verfügte ich über weite Ländereien und zahlreiche Besitzungen in Vallia; Delia und ich würden nicht Hunger leiden. Aber Drak und Silda lenkten nun die Geschicke der Herrschaftlichen Provinzen.

Ich hatte Nath nicht gefragt, warum er nicht sein Recht gefordert hatte, den Fall vor den Herrscher zu bringen; dazu klang mir zu deutlich in den Ohren, wie geringschätzig Nath von dem besagten Herrscher gesprochen hatte.

Dieser haarige, kräftig gebaute Bursche, der da schnarchend mit dem Kopf auf dem Tisch lag, hatte nun mal etwas gegen die Aristokratie. Nun ja, auch ich hatte früher meine Probleme mit dieser Bevölkerungsschicht gehabt.

Nach längerer Rast und einer weiteren Mahlzeit setzten wir unseren Weg fort. Wir passierten eine Reihe uninteressanter Korridore, in denen Knochenreste und Flaschen unter unseren Füßen knirschten, und erreichten schließlich einen hohen, höchst eindrucksvollen Torbogen. Die Türflügel waren geschlossen.

»Ich kehre nicht um«, sagte ich und drückte gegen die rechte Tür. Sie öffnete sich mühelos.

Der dahinterliegende Saal war groß. Üppige Verzierungen schmückten Decke und Säulen. Die Behänge waren samtig-dick und weinrot. Der Marmorboden schimmerte weiß. Ein süßer Blumengeruch stieg uns in die Nase. In aufsteigenden Reihen säumten gepolsterte Bänke drei Seiten des Raumes – sämtlich leer. In der Mitte des Saales, im Brennpunkt der bequemen Tribünen, erstreckte sich ein kleines Wasserbecken. Dicker Marmor umschloß das Wasser. Feine Dampfwolken stiegen auf.

»Großartig!« rief Nath. »Ein Bad ist genau das, was wir jetzt brauchen!«

Ich stimmte ihm zu. Wir suchten herum und fanden nichts Ungewöhnliches. Wir erkundeten das Wasser, das sich als warm und wohlriechend entpuppte – sehr einladend. Wir zogen uns aus und stiegen hinein.

Nun ja – so etwas Törichtes hätten wir auf keinen Fall tun dürfen.

Als unsere Köpfe wieder an die Oberfläche kamen, waren die Bankreihen dicht gefüllt mit einer starrenden Menge – nicht Apims, nicht Männer und Frauen, sondern Ghuls, widerlich aussehende Schreckensgestalten, Skelettknochen, Vampire, Geschöpfe der Hölle, die keckernd und lachend auf uns schauten.

Das Krächzen und Fauchen, das auf allen Seiten ertönte, erfüllte uns mit Ekel. Sie genossen das Schauspiel.

Das Wasser wurde heiß.

Es erhitzte sich unglaublich schnell. In wenigen Augen blicken würde es zu sieden beginnen.

Das Vergnügen, das hier heute auf dem Programm stand, war klar. Wir sollten zur Freude dieser scheußlichen Wesen bei lebendigem Leibe zerkocht werden.