Dienstag, 24. Mai 2005
Chattillon – Motz 31 km
Um sieben Uhr Frühstück. Madame bedient uns, trinkt einen Tee mit. Sie ist überglücklich, als wir unsere Halbpension bezahlen — 30,00 € zahle ich in der Schweiz für ein Abendessen! Sie zeichnet uns noch den Weg bis zum Chemin de St. Jacques auf und verabschiedet uns herzlich. Wir wandern die Straße entlang, es ist frisch, der Himmel ist blau und es ist eine Lust, zu laufen. Mir fällt auf, wie heruntergekommen die Häuser teilweise aussehen — ein starker Kontrast zur blitzblanken und satten Schweiz! Ein Hof mit zwei Kühen, einem halben Dutzend Hühnern, ein struppiger Hund blafft uns durch den löchrigen, schiefen Drahtzaun an, eine alte Frau gießt ihre Bohnen.
Wir kommen an einer Abzweigung an ein Bistro und erfragen drinnen den Weg nach Marlioz. Das ganze Publikum will uns helfen, ein netter Mann zaubert eine Wanderkarte hervor — schließlich einigt man sich: nach Marlioz da den Weg hinauf, dann weiter nach Contamine — dort findet sich der Jakobsweg wieder. Die Steigungen sind steil, doch spüre ich, dass meine Bergkondition schon wesentlich besser ist als noch vor vierzehn Tagen, obwohl mir Gerhard bergauf immer noch wegläuft — dafür hole ich ihn mit Leichtigkeit wieder ein, sobald es halbwegs eben geht. In Contamine eine schöne Kirche.
Zwischen Le Malpas und Chaumont ein steiler, steiniger, wildromantischer Hohlweg abwärts, unten eine uralte Brücke über eine tiefe Klamm mit Wasserfall. Wieder steil bergauf, schöner Hohlweg mit viel Schatten den Berg entlang. Überhaupt: Schatten! Der Himmel ist wolkenlos, es wird richtig heiß, fast dreißig Grad — dabei war es gestern noch frisch und regnerisch! Endlich Frangy. Wir kaufen Brot, Wurst und Käse, setzen uns auf eine Bank und schmausen. Kurz vor eins geht es weiter. Der Nachmittag wird sehr heiß. Es geht auf und ab mit phantastischen Ausblicken. Der Wanderführer nennt zwar die Höhenlage der Orte, die wir passieren, doch von dem Auf und Ab dazwischen steht nichts im Buch. Der Führer ist sehr genau, wenn die Skizzen auch sehr grob sind, und die Markierung zu verlieren ist fast unmöglich!
Der Anstieg nach Motz hinauf in der prallen Sonne auf Asphalt von 290 Metern hoch auf 460 ist dann doch eine ziemliche Herausforderung! Doch die schöne Auberge mit dem herrlichen Blick aufs Rhônetal und den schönen Zimmern entschädigt. Leider ist die Kirche geschlossen, so schön sie von außen ist. Das Abendessen ist gut und reichlich, gegen viertel nach neun habe ich auch mein Tagebuch nachgeschrieben: Gute Nacht!