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Der Vizepräsident saß ebenso wie alle anderen Anwesenden schweigend am Konferenztisch. Es klopfte an der Tür, und einige Augenblicke später traten McMahon und Irene Kennedy ein. Die Männer am Tisch wirkten ziemlich bedrückt. FBI-Direktor Roach blickte auf und fragte: »Wen haben sie getötet?«

Es war Irene Kennedy, die antwortete. »Wir wissen nicht, wer die Frau war; der Mann war jedenfalls Bill Schwartz.«

Alle Anwesenden senkten die Köpfe. Sie hatten alle irgendwann einmal mit Schwartz zusammengearbeitet, der allseits beliebt war. Sie schwiegen eine Weile, ehe Vizepräsident Baxter schließlich fragte: »Wird er wirklich ein Drittel der Geiseln freilassen, wenn wir ihm das Geld geben?«

Die Frage wurden von verschiedener Seite mit einem Achselzucken beantwortet. Schließlich richteten sich alle Blicke auf Irene Kennedy. Sie war die Expertin. Irene nickte langsam und sagte: »Ich glaube, er wird sein Wort halten.«

Das war genau das, was der Vizepräsident hören wollte. Dallas King beugte sich zu ihm und flüsterte seinem Boss ins Ohr: »Wenn er jede Stunde eine Geisel erschießt, bekommen wir ernste Probleme. Wenn wir ein Drittel der Geiseln retten können, dann sollten wir das tun – egal, wie viel Geld es uns kostet.«

Baxter fand, dass King Recht hatte. Der Vizepräsident blickte zu FBI-Direktor Roach hinüber. »Brian«, sagte er, »würden Sie alles in die Wege leiten, damit das restliche Geld überwiesen wird? Wir werden erst einmal abwarten, ob er wirklich ein Drittel der Geiseln freilässt. Danach sehen wir weiter. Noch Fragen?« Baxter blickte sich im Raum um, und alle Anwesenden schüttelten den Kopf. »Lassen Sie’s mich wissen, wenn es irgendwelche Probleme gibt«, fügte Baxter, zu Roach gewandt, hinzu. »Und sehen Sie zu, dass das Geld innerhalb einer Stunde überwiesen ist. Es dürfen keine weiteren Geiseln getötet werden.«

Roach nickte und ging mit McMahon hinaus.

Der Direktor der Central Intelligence Agency saß schweigend da und beobachtete. Er hatte vor dieser Krise nicht viel mit dem Vizepräsidenten zu tun gehabt und versuchte deshalb jetzt, den Mann einzuschätzen. Baxter schien ganz und gar nicht erfreut zu sein, dass er in diese Situation gekommen war. Das machte Thomas Stansfield Sorgen. Große Führungspersönlichkeiten wuchsen mit der Aufgabe. Sie blühten geradezu auf, wenn es zu einer Krise kam. Dieser Mann hingegen wirkte hoffnungslos überfordert.

»Mr. Vice President«, sagte Stansfield schließlich, »wir müssen auch Alternativpläne entwickeln.«

Baxter nickte. »Ich weiß … ich weiß, aber eins nach dem anderen. Zuerst wollen wir einige der Geiseln freibekommen, dann sehen wir weiter.«

»Ich fürchte, so viel Zeit haben wir nicht, Sir«, erwiderte Stansfield. »Was ist, wenn seine nächste Forderung unerfüllbar ist?« Stansfield hatte beschlossen, dem Vizepräsidenten erst dann mitzuteilen, was sie von Harut wussten, wenn er einen vollständigen Bericht von Dr. Hornig vorliegen hatte.

»Daran will ich im Moment gar nicht denken.«

Unzufrieden mit der Äußerung des Vizepräsidenten, beugte sich General Flood vor. »Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als daran zu denken. Wir müssen bereit sein zu handeln, wenn die Lage außer Kontrolle gerät.«

Baxter wand sich auf seinem Platz. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, doch es graute ihm davor, eine Entscheidung zu treffen. Warum musste ausgerechnet er einen Befehl geben, der vielleicht zu einem Blutbad führen würde? Schließlich gab er widerstrebend seine Einwilligung. »Treffen Sie die nötigen Vorkehrungen. Wenn der Zeitpunkt kommt, werde ich mich entscheiden.«

General Flood und Stansfield wechselten vielsagende Blicke. Baxter hatte nicht das Zeug dazu, die Situation zu bewältigen. Er war hoffnungslos überfordert und würde sich bis zur letzten Sekunde um eine Entscheidung herumdrücken.

Der Vizepräsident stützte die Ellbogen auf den Tisch und rieb sich die Augen. Ohne aufzublicken sagte er:

»Machen wir eine kurze Pause. Wir treffen uns in einer halben Stunde wieder. Ich brauche ein wenig Zeit … zum Nachdenken.«

Mit Ausnahme von King erhoben sich alle Anwesenden und gingen zur Tür. Baxter blickte seinen Stabschef an. »Sie auch, Dallas. Suchen Sie Marge auf und schauen sie, wie es ihr geht.« King nickte und ging mit den anderen hinaus.

 

 

Die abgesperrten Straßen und die Menschenmassen rund um das Weiße Haus machten es ziemlich mühsam, mit dem Wagen voranzukommen. Je weiter sich Rapp vom Kapitol entfernte, umso unterschiedlicher war der Zustand der Häuser, an denen er vorüberfuhr. Als er schließlich an der genannten Adresse ankam, sah er, dass es sich um ein makelloses viktorianisches Haus handelte, das bezeichnenderweise zwischen zwei halb verfallenen Häusern ähnlichen Stils stand.

Rapp parkte seinen Wagen vor dem ansehnlichen viktorianischen Haus und blickte auf die Uhr am Armaturenbrett, die 9:16 Uhr anzeigte. Die Ereignisse rund um das Weiße Haus spitzten sich wohl gerade zu. Er griff nach seinem Handy, ließ es dann aber doch sein. Irene würde ohnehin schon genug zu tun haben. Außerdem war er nicht in der Stimmung für schlechte Nachrichten. Rapp stieg aus dem Wagen und ging auf das Haus zu.

Milt Adams stand auf der Veranda. Der Mann war vielleicht einen Meter fünfundsechzig groß, kahl geschoren und hatte eine glänzende schwarze Haut. Trotz seiner eher schmächtigen Statur machte der etwa Sechzigjährige einen recht fitten Eindruck.

Als Rapp die Stufen zur Veranda erreichte, kam ihm ein großer Schäferhund entgegen. Sein erster Impuls war, die Waffe zu ziehen und den Hund zu erschießen. Rapp hasste Hunde – nicht generell, sondern vor allem solche, die als Wachhunde eingesetzt wurden. Er wusste, dass es Selbstmord wäre, Angst zu zeigen, und stand deshalb mit angelegten Armen stocksteif da. Der Hund kam auf ihn zu und steckte seine Schnauze genau in seinen Schritt. Rapp trat zwei Schritte zurück, doch das half nichts, denn der Hund folgte ihm eifrig schnüffelnd.

»Rufus, bei Fuß!«, rief Milt Adams in strengem Ton. Der Hund kehrte augenblicklich um und lief zu seinem Herrchen auf die Veranda. Adams kraulte ihn am Hals. »Braver Junge, Rufus. Braver Junge.«

Rapp starrte ungläubig zu Adams hinauf. Es war erstaunlich, dass eine so kräftige, tiefe Stimme aus einem so kleinen Körper kam. Adams wog bestimmt nicht mehr als siebzig Kilo, doch seine Stimme hätte jeden Soul-Sänger in den Schatten gestellt.

»Sind Sie Mr. Kruse?«, fragte Adams.

»Ja.« Rapp stieg die ersten beiden Stufen hinauf und streckte die Hand aus. »Sie müssen Milt Adams sein.«

»Stimmt. Freut mich, Sie kennen zu lernen.«

»Ebenfalls.«

Adams ging auf Rapp zu. »Kommen Sie mit, ich habe drinnen alles vorbereitet.«

Die beiden Männer gingen ins Haus, gefolgt von dem Hund, der neben Rapp herlief. Adams ging gleich in die Küche weiter, wo er zwei Tassen aus einem Schrank hervorholte. »Sie sehen aus, als würden Sie ihn schwarz trinken«, sagte er.

»Ein Kaffee? Toll, ja.« Der Schäferhund setzte sich direkt neben Rapp und legte seinen Kopf an Rapps Oberschenkel. Die Nähe des Hundes war Rapp ziemlich unangenehm.

Adams goss den Kaffee in die Tassen und drehte sich um. Er sah sofort, wie steif Rapp dasaß. »Sie mögen Hunde nicht«, sagte er, mehr als Feststellung denn als Frage.

»Äh … nicht wirklich.«

Adams reichte ihm die Tasse. »Warum nicht? Sind Sie schon mal gebissen worden?«

»Mehr als einmal«, antwortete Rapp und erinnerte sich dabei an eine besonders unschöne Szene.

Adams musterte seinen Gast etwas genauer. Er fragte sich, ob dieser Mann mit dem etwas längeren Haar und der Narbe im Gesicht wirklich für den Secret Service arbeitete.

»Keine Sorge«, sagte Adams. »Solange Sie mir nichts tun, haben Sie von Rufus nichts zu befürchten.« Er ging quer durch die Küche zur Tür. »Gehen wir in den Keller – dort habe ich alles vorbereitet.«

Rapp folgte ihm; der verdammte Hund wich nicht von seiner Seite. Er war beeindruckt von Adams, der so schwungvoll die Treppe hinuntereilte, als wäre er dreißig Jahre jünger.

Als Rapp im Keller ankam, sah er vor sich eine blitzsaubere Werkstatt. Der grau gestrichene Fußboden war so sauber, dass man davon hätte essen können. An einer der Wände hing jede Menge Werkzeug. Gegenüber waren sechs Metallschränke aufgereiht, während zur Rechten zwei Zeichentische und ein Computer standen. In der Mitte des Raumes verhüllten mehrere weiße Tücher etwas, das ungefähr die Größe eines Billardtisches hatte.

Der drahtige Adams blieb vor einem der Zeichentische stehen und knipste eine helle Lampe an. Er zeigte auf den ungefähr neunzig mal einhundertzwanzig Zentimeter großen Plan auf dem Tisch. »Das ist ein Plan vom Weißen Haus samt Umgebung. Direktor Tracy hat mir gesagt, dass Sie nach einem Weg suchen, wie Sie unbemerkt hineinkommen können.« Rapp nickte. Adams sah ihn fragend an. »Irgendwas sagt mir, dass Sie nicht vom Secret Service sind, Mr. Kruse«, meinte er schließlich.

»Bitte, sagen Sie Mitch zu mir. Sie haben Recht, ich arbeite nicht für den Secret Service.«

»Okay, Mitch, für wen arbeiten Sie?«

»Ich bin Analytiker bei der CIA.«

Ein ironisches Lächeln erschien auf Adams’ Lippen. »Analytiker? Dass ich nicht lache.« Er rollte seinen linken Ärmel hinauf und zeigte Rapp eine dicke wulstartige Narbe, die sich vom Ellbogen fast bis zum Handgelenk erstreckte. »Die hab ich von Iwo Jima … Irgendein verrückter Japs hat mich mit dem Bajonett aufgespießt.« Adams zeigte auf Rapps Gesicht. »Sie haben da ebenfalls eine hübsche kleine Narbe. Man sieht sie nur von der Seite. Da hat wohl irgendein plastischer Chirurg ganze Arbeit geleistet – aber ich schätze, dass das auch mal so eine große hässliche Wunde war wie die meine hier.« Adams musterte ihn aufmerksam. »Die haben Sie sicher nicht davon, dass Sie Satellitenbilder analysieren, nicht wahr?«

»Woher wissen Sie, dass das mit plastischer Chirurgie gemacht wurde?«, fragte Rapp ausweichend.

»Meine älteste Tochter ist Ärztin. Ich erkenne die Arbeit eines fähigen Chirurgen sofort, also lassen wir die Spielchen. Was machen Sie wirklich für die CIA?«

Rapp gefiel die geradlinige Art dieses Mannes. Er kam zu dem Schluss, dass Adams zu listig war, als dass man ihm irgendwelche Märchen hätte erzählen können. Rapp beschloss, dass er so offen wie möglich zu ihm sein würde.

»Ich kann nicht ins Detail gehen, aber es stimmt – ich bin kein Bürohengst.«

»Ist Kruse Ihr richtiger Name?«

Rapp schüttelte den Kopf.

Adams sah ihn misstrauisch an und zuckte schließlich die Schultern. »Nun, ich muss wohl Direktor Tracy vertrauen. Wenn er sagt, dass ich Ihnen die Informationen geben soll, dann gebe ich sie Ihnen.« Adams wandte sich wieder dem Plan zu und zog mit dem Finger eine Linie. »Es gibt einen Weg, wie man unterirdisch ins Weiße Haus hineinkommt.« Adams legte den ersten Plan zur Seite und zeigte Rapp einen zweiten. »Das hier ist der Tunnel, der vom Treasury Building zum Weißen Haus führt. Durch ihn sind die Terroristen eingedrungen.«

»Und es gibt nur diesen einen Tunnel?«, fragte Rapp überrascht.

Adams nickte. »Nur diesen einen.«

»Dann gibt es also keinen anderen Weg, wie man unterirdisch hineinkommt.« Rapp war enttäuscht.

»Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete Adams lächelnd und trat an den anderen Zeichentisch. »In der Reagan-Ära hat das Pionierkorps der Army ein ganz neues Heizungs- und Lüftungssystem installiert. Mit diesem System kann der Luftdruck im Haus höher als draußen gehalten werden.«

»Wozu?«, fragte Rapp.

»Dadurch, dass der Luftdruck drinnen höher ist als draußen, strömt die Luft immer nach draußen. Wenn jemand versuchen sollte, eine biologische oder chemische Waffe in das Gebäude einzuschleusen, genügt es nicht, das Gift freizusetzen und vom Wind ins Haus tragen zu lassen. Man müsste schon in das Gebäude eindringen, aber auch für diesen Fall ist das System noch mit Frühwarnanlagen und Filtern ausgestattet.«

Rapp glaubte zu wissen, worauf Adams hinauswollte, und fragte: »Woher bezieht die Anlage denn die Luft?«

»Die Anlage hat zwei Systeme von Lüftungsschächten. Das erste befindet sich auf dem Dach des Weißen Hauses, und das zweite ist genau hier. Der Schacht ist hinter Buschattrappen verborgen, keine fünfzehn Meter vom Zaun an der Ostseite entfernt, südlich von Jackie Kennedys Rosengarten. Er führt zehn Meter senkrecht hinunter und läuft dann gut sechzig Meter geradeaus. Im Heizungskeller mündet er dann in die Heizungs- und Belüftungsanlage.«

Rapp blickte auf den Plan. »Ist dieser Schacht irgendwie bewacht? Könnte man da hinkommen, ohne dass einen jemand vom Dach aus sieht?«

»Kommen Sie, dann zeige ich es Ihnen auf dem Modell«, sagte Adams und trat in die Mitte des Raumes, wo er sichtlich stolz die beiden weißen Tücher von dem großen Tisch herunterzog. Vor ihnen stand ein detailgetreues Modell des Weißen Hauses samt Umgebung. »Wissen Sie, Mitch, so geht es einem, wenn man im Ruhestand ist. Ich habe vor fast zwanzig Jahren mit einem meiner Neffen mit diesem Projekt begonnen. In dieser Zeit habe ich ungefähr die Hälfte der Arbeit zustande gebracht. Als ich dann in den Ruhestand ging, habe ich den Rest in einem halben Jahr fertiggestellt.«

Rapp betrachtete das Modell und versuchte den angesprochenen Lüftungsschacht zu finden. Adams wusste, wonach Rapp suchte, und schob an einer Stelle die Buschwerkattrappen zur Seite. »Hier ist der Zugang«, sagte er und zeigte mit seiner knochigen schwarzen Hand auf den Schacht.

Rapp studierte die Bäume und Büsche zwischen dem Lüftungsschacht und dem Weißen Haus. »Sind Sie sicher, dass mich nicht jemand vom Dach aus sehen könnte, wenn ich mich zum Schacht schleiche?«

»Eigentlich nicht. Die Frage ist nur, ob die Kerle das Überwachungs- und Alarmsystem des Secret Service zur Verfügung haben. Das ganze Gelände hier« – Adams zeigte auf den Zaun »ist mit Sensoren bestückt. Benutzen sie unser System, dann bekommen sie es ganz sicher mit, wenn Sie über den Zaun steigen.«

Rapp verschränkte die Arme und fasste sich nachdenklich ans Kinn. Er betrachtete den hufeisenförmigen Zaun, der die South Lawn begrenzte, und nickte.

»Das lässt sich aber bestimmt irgendwie lösen«, sagte Adams mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Durch ein Ablenkungsmanöver vielleicht … Das wirkliche Problem ist, wie Sie sich im Haus zurechtfinden. Es gibt da jede Menge geheime Türen, und sogar Aufzüge, Treppen und Gänge, die auf keinem Plan verzeichnet sind. Selbst die Agenten des Sonderkommandos zum Schutz des Präsidenten wissen zum Teil nicht darüber Bescheid. Sie werden jemanden brauchen, der mit Ihnen geht und der sich auskennt.« Adams hielt einige Augenblicke inne und fügte dann hinzu: »Oder Sie sagen mir, was Sie genau vorhaben, damit ich Ihnen beim Planen helfen kann.«

Rapp blickte von dem Modell auf und musterte Milt Adams eingehend. Es galt eine Entscheidung zu treffen. Die Frage war, ob man Adams in die Sache einweihen sollte oder nicht, und Rapp hatte nicht die Geduld, um die Vor- und Nachteile mit Stansfield und Irene Kennedy zu diskutieren.

 

 

Dallas King stand frustriert in dem kleinen Büro gegenüber der Kommandozentrale des FBI, während sich eine Sanitäterin um Margaret Tutwiler kümmerte. King blickte auf die Justizministerin hinunter und schüttelte den Kopf.

Die Sanitäterin maß zuletzt noch ihren Blutdruck. »Ich denke, sie hat einen Schock«, sagte sie schließlich.

»Scheiße«, stieß King hervor, während er im Zimmer auf und ab ging. »Also, was heißt das jetzt genau? Kann sie zur Presse sprechen oder nicht?«

»Nein.« Die Sanitäterin, die immer noch bei der Justizministerin kniete, runzelte die Stirn. »Sie muss ins Krankenhaus.« Margaret Tutwiler saß wie erstarrt auf einer braunen Ledercouch; ihre Augen starrten ins Leere.

King hielt sich die Hände vor den Mund und stieß einige wüste Flüche aus. »Ich hab’s ja gleich gewusst«, murmelte er wütend. Zur Sanitäterin gewandt, sagte er: »Bringen Sie sie ins Krankenhaus. Und ich will, dass niemand mit ihr spricht.« King riss die Tür auf und ging aufgebracht hinaus. Als er die andere Seite des Hauses erreichte, ignorierte er die Sicherheitsbeamten, die vor dem Konferenzzimmer standen, und trat ohne anzuklopfen ein.

King knallte die Tür hinter sich zu und fluchte wütend.

Vizepräsident Baxter schreckte hoch und sah King mit verärgerter Miene an. »Dallas, ich habe gesagt, ich will allein sein.«

»Dieses blöde Miststück hat einen Schock.«

»Was?«, fragte Baxter verwirrt.

»Diese Tutwiler … sie hat einen Schock«, stieß er zornig hervor. »Sie kann nicht sprechen … sie muss ins Krankenhaus.«

»Na großartig«, seufzte Baxter und schloss resigniert die Augen.

»Wir werden schon damit fertig«, beharrte King, nach einer Lösung suchend. »Das ist nur ein kleiner Rückschlag, nicht mehr.« King ging zweimal auf und ab und sagte schließlich: »Ich werde durchsickern lassen, dass das Ganze Marge Tutwilers Idee war. Und wir lassen Direktor Roach mit der Presse sprechen. Uns wird nichts passieren.«

»Ja, im Moment vielleicht«, meinte Baxter niedergeschlagen. »Aber die Sache wird immer schlimmer. Irgendwann werden wir das Haus stürmen müssen, und dabei werden wir wahrscheinlich viele Geiseln verlieren. Wir sind aufgeschmissen, Dallas. Wie man’s auch dreht und wendet – ich werde am Ende die Verantwortung für ein Blutbad tragen müssen.«

King schüttelte den Kopf. »So weit ist es noch lange nicht. Wenn es einen Ausweg gibt, dann werde ich ihn finden. Marge ist jedenfalls aus dem Rennen, darum werden wir jetzt Direktor Roach an die vorderste Front schicken. Falls dieser verrückte Bastard tatsächlich ein Drittel der Geiseln freilässt, dann sollten Sie sich mit den Geiseln in der Öffentlichkeit zeigen. Es kann nicht schaden, wenn Sie sich für die Freilassung feiern lassen. Aber wenn er neue Forderungen stellt, sollten Sie sich im Hintergrund halten. Die Sache ist noch lange nicht vorbei, Sherman – aber ich helfe Ihnen da durch, darauf können Sie sich verlassen.«