Anaïs Nin

Die Ausreißerin

Pierre teilte sich die Wohnung mit Jean, einem Mann, viel jünger als er. Eines Tages brachte Jean ein junges Mädchen mit, das er auf der Straße aufgelesen hatte. Er hatte erkannt, daß sie keine Prostituierte war.

Sie war etwa sechzehn, mit kurzem jungenhaftem Haarschnitt und jugendlich-unfertiger Figur, mit zwei kleinen, spitzen Brüsten. Sie hatte sofort, aber ein wenig benommen, auf Jeans Worte reagiert: »Ich bin zu Hause ausgerissen«, sagte sie. »Und wohin willst du? Hast du Geld?«

»Ich habe kein Geld. Und keinen Platz, wo ich schlafen kann.«

»Dann komm mit«, sagte Jean. »Ich mache dir etwas zu essen und gebe dir einen Platz zum Schlafen.» Sie folgte ihm mit unglaublicher Fügsamkeit.

»Wie heißt du?«

»Jeanette.«

»Oh, dann passen wir ja zusammen! Ich heiße Jean.«

Es gab zwei Schlafzimmer in der Wohnung, jedes mit einem Doppelbett. Zuerst hatte Jean wirklich beabsichtigt, das Mädchen zu retten und selbst in Pierres Bett zu schlafen. Pierre war nicht nach Hause gekommen. Er empfand kein Verlangen nach dem Mädchen, nur eine Art Mitleid, weil es so verloren wirkte. Er machte ihr das Abendessen. Dann sagte Jeanette, daß sie müde sei. Jean gab ihr einen von seinen Pyjamas, führte sie in sein Zimmer und ließ sie allein.

Kurz nachdem er in Pierres Zimmer war, hörte er, wie sie ihn rief. Sie saß im Bett wie ein müdes Kind und wollte, daß er sich zu ihr setzte. Sie bat ihn, ihr einen Gutenachtkuß zu geben. Ihr Lippen waren unerfahren. Sie gab ihm einen sanften, unschuldigen Kuß, der Jean nichtsdestoweniger erregte. Er verlängerte den Kuß und schob seine Zunge in ihren weichen, kleinen Mund. Sie duldete es mit derselben Fügsamkeit, die sie bewiesen hatte, als sie am Nachmittag mit ihm ging.

Jetzt verstärkte sich Jeans Erregung. Er streckte sich neben ihr aus. Das schien ihr zu gefallen. Ihre Jugend beängstigte ihn ein wenig, aber er glaubte nicht, daß sie noch unberührt war. Die Art, wie sie küßte, war kein Beweis für ihn. Er hatte viele Frauen gekannt, die nicht küssen konnten, aber genau wußten, wie man einen Mann auf andere Art festhalten und ihn mit großer Bereitwilligkeit aufnehmen kann.

Er begann sie das Küssen zu lehren. »Gib mir deine Zunge, wie ich dir meine gegeben habe«, verlangte er. Sie gehorchte. »Gefällt dir das?« fragte er. Sie nickte.

Dann, als er sich hinlegte, um sie zu betrachten, stützte sie sich auf einen Ellbogen, streckte ganz ernst die Zunge heraus und schob sie Jean zwischen die Lippen.

Das bezauberte ihn. Sie war eine gelehrige Schülerin. Er zeigte ihr, wie man die Zunge bewegte, wie man mit ihr spielte. Lange hingen sie aneinander, bevor er andere Liebkosungen wagte. Dann erkundete er ihre kleinen Brüste. Sie reagierte auf sein leichtes Kneifen und Küssen.

»Hast du wirklich noch nie einen Mann geküßt?« fragte er ungläubig.

»Nein«, antwortete das Mädchen ernst. »Aber ich hab’s schon immer tun wollen. Deswegen bin ich ausgerissen. Ich wußte, daß meine Mutter mich weiterhin versteckt halten wollte. Während sie selbst ständig Männer empfing. Ich habe sie genau gehört. Meine Mutter ist sehr schön, und oft kamen Männer und schlossen sich mit ihr ein. Aber sie wollte nie, daß ich sie sah, oder daß ich allein aus dem Haus ging. Und ich wollte doch ein paar Männer für mich allein haben.«

»Ein paar?« fragte Jean amüsiert lachend. »Ist einer denn nicht schon genug?«

»Das weiß ich noch nicht«, antwortete sie ebenso ernst wie zuvor. »Das muß ich erst sehen.«

Jetzt wandte Jean seine ganze Aufmerksamkeit Jeanettes festen, spitzen Brüsten zu. Er küßte und liebkoste sie. Jeanette beobachtete ihn zutiefst interessiert. Als er aufhörte, um sich auszuruhen, knöpfte sie plötzlich sein Hemd auf, legte ihre jungen Brüste an seine Brust und rieb sich daran wie eine träge, sinnliche Katze. Jean war verblüfft über ihre Begabung zur Liebe. Sie machte schnell Fortschritte. Sie hatte genau gewußt, wie ihre Brustspitzen die seinen berühren, wie sie sich an seiner Brust reiben mußte, um ihn zu erregen.

Nunmehr schlug er die Decke zurück und wollte die Schnur ihres Pyjamas lösen. Aber sie bat ihn, das Licht auszumachen. Pierre kam gegen Mitternacht heim, und als er an Jeans Zimmer vorbeikam, hörte er das Stöhnen einer Frau, das er als Luststöhnen erkannte. Er blieb stehen. Er konnte sich die Szene hinter der Tür genau vorstellen. Das Stöhnen erklang rhythmisch, zuweilen wie das Gurren einer Taube. Pierre konnte nicht widerstehen und lauschte.

Am nächsten Tag erzählte ihm Jean von Jeanette. »Weißt du«, sagte er, »ich dachte, sie wäre einfach ein junges Mädchen, und sie war... sie war noch Jungfrau, aber du hast noch nie ein solches Talent zur Liebe erlebt! Sie ist unersättlich. Sie hat mich schon ganz ausgelaugt.«

Dann ging er zur Arbeit und blieb den ganzen Tag fort. Pierre blieb zu Hause. Um die Mittagszeit kam Jeanette schüchtern heraus und fragte, ob sie wohl etwas zu essen bekommen könne. Also aßen sie gemeinsam. Nach dem Essen verschwand sie wieder, bis Jean heimkam. So ging es auch am folgenden Tag. Und am darauffolgenden. Sie war so still wie eine Maus. Doch jeden Abend hörte Pierre das Stöhnen und Gurren, die Taubenlaute hinter der Tür. Nach acht Tagen bemerkte er, daß Jean müde wurde. Denn erstens war Jean doppelt so alt wie Jeanette, und dann hatte Jeanette, ihre Mutter vor Augen, wahrscheinlich versucht, sie zu übertreffen.

Am neunten Tag blieb Jean die ganze Nacht fort. Jeanette kam und weckte Pierre. Sie war beunruhigt. Sie dachte, Jean hätte einen Unfall gehabt. Aber Pierre ahnte die Wahrheit. Jean war ihrer tatsächlich überdrüssig geworden und wollte ihrer Mutter mitteilen, wo sie sich aufhielt. Aber er hatte ihre Adresse nicht aus Jeanette herausholen können. Deshalb war er einfach fortgeblieben.

Pierre versuchte Jeanette nach Kräften zu trösten und ging wieder schlafen. Jeanette wanderte ziellos in der Wohnung umher, nahm Bücher zur Hand und legte sie wieder hin, versuchte etwas zu essen, die Polizei anzurufen. Jede Stunde in dieser Nacht kehrte sie zu Pierre zurück, um mit ihm über ihre Ängste zu sprechen, und jedesmal sah sie ihn sehnsüchtig und hilflos an.

Schließlich wagte sie es, ihn zu fragen: »Glaubst du, Jean will mich nicht länger hier behalten? Meinst du, ich sollte lieber gehen?«

»Ich finde, du solltest nach Hause zurückkehren«, antwortete Pierre, müde und schläfrig und dem jungen Mädchen gegenüber absolut gleichgültig.

Am nächsten Tag jedoch war sie immer noch da, und nun geschah etwas, das seine Gleichgültigkeit beendete.

Jeanette saß am Fußende seines Bettes und unterhielt sich mit ihm. Sie trug ein sehr leichtes Kleid, das sie umspielte wie eine Duftwolke, lediglich eine Hülle, die das Parfüm ihres Körpers festhielt. Eine vielfältige Duftmischung, stark und durchdringend; Pierre nahm alle Nuancen wahr: den bitteren, starken Geruch der Haare, ein paar Schweißtropfen an ihrem Hals, unter den Brüsten, den Armen; ihren Atem, zugleich säuerlich und süß, wie eine Mischung aus Zitrone und Honig; und darunter den Duft ihrer Weiblichkeit, den die Sommerhitze geweckt hatte, wie sie den Duft der Blumen weckte.

Er wurde sich seines Körpers bewußt, spürte das Streicheln seines Pyjamas auf der Haut, spürte, daß seine Jacke auf der Brust offenstand und daß sie seinen Geruch wahrscheinlich ebenso roch wie er den ihren.

Und plötzlich machte sich voll Macht seine Begierde bemerkbar. Er zog Jeanette zu sich herüber, zog sie neben sich ins Bett. Durch den dünnen Stoff spürte er ihren Körper. Gleichzeitig dachte er daran, wie Jean sie stundenlang zum Stöhnen und Gurren gebracht hatte, und fragte sich, ob er das ebenfalls können werde. Niemals zuvor war er einem anderen Mann, der gerade eine Frau liebte, so nahe gewesen, nie hatte er so deutlich die Laute einer Frau gehört, die von der Lust zur Erschöpfung getrieben wurde. Er hatte reichlich Beweise für seine Erfolge als guter und zufriedenstellender Liebhaber. Doch als er jetzt Jeanette zu lieben begann, setzte sich Zweifel in ihm fest - und so große Angst, daß sein Begehren erlosch.

Jeanette merkte erstaunt, daß Pierre mitten in seinen leidenschaftlichen Liebkosungen plötzlich schlaff wurde. Sie empfand Verachtung für ihn. Sie war noch zu unerfahren, um sich zu sagen, daß dies unter bestimmten Umständen jedem Mann passieren könne, daher tat sie auch nichts, um die Umarmung fortzusetzen. Sondern legte sich zurück, seufzte und blickte zur Decke. Da küßte Pierre sie auf den Mund, und das fand sie schön. Er hob ihr leichtes Kleid, betrachtete die jungen Beine, zog die runden Strumpfbänder herab. Der Anblick ihrer Strümpfe, die sich zu rollen begannen, und des winzigen, weißen Höschens, das sie trug, die Enge des Geschlechts, das er unter seinen Fingern spürte, erregten ihn von neuem, lösten in ihm ein heftiges Verlangen aus, sie zu nehmen und ihr, die so nachgiebig und feucht war, Gewalt anzutun. Er stieß sein mächtiges Geschlecht in sie hinein und spürte, wie eng sie war. Das begeisterte ihn. Ihr Geschlecht schloß sich um seinen Penis wie ein Futteral, weich und zärtlich.

Er fühlte, wie seine Kraft zurückkehrte, seine gewohnte Kraft und Geschicklichkeit. An jeder ihrer Bewegungen erkannte er, wo sie berührt werden wollte. Als sie sich an ihn schmiegte, bedeckte er ihre kleinen, runden Gesäßbacken mit seinen warmen Händen, und sein Finger berührte ihre Öffnung. Sie zuckte zusammen, gab aber keinen Laut von sich.

Doch Pierre wartete auf diesen Laut, auf einen Laut der Zustimmung, der Ermunterung. Den Jeanette jedoch nicht äußerte. Pierre lauschte darauf, während er immer wieder in sie hineinstieß. Dann hielt er inne, zog seinen Penis heraus und umkreiste nur mit der Spitze die Öffnung ihres kleinen, rosigen Geschlechts.

Sie lächelte ihm zu und gab sich ihm hin, äußerte aber noch immer keinen Laut. Empfand sie keine Lust? Was hatte Jean nur mit ihr gemacht, daß er ihr solche Lustschreie entlockt hatte? Er versuchte es mit allen Positionen. Er hob sie an der Taille zu sich herauf, hob ihr Geschlecht zu sich empor, kniete sich hin, um besser in sie hineinstoßen zu können, aber sie gab keinen Laut von sich. Er drehte sie um und nahm sie von hinten. Seine Hände waren überall. Sie keuchte und war feucht, aber sie schwieg. Pierre berührte ihr kleines Hinterteil, liebkoste ihre kleinen Brüste, biß sie in die Lippen, küßte ihr Geschlecht, stieß sein Geschlecht erst heftig in sie hinein, dann sanft, dann ließ er es in ihr kreisen. Sie aber blieb stumm.

Voller Verzweiflung bat er sie: »Sag mir, wenn du’s willst, sag mir, wenn du’s willst.«

»Komm jetzt«, antwortete sie sofort, als hätte sie nur darauf gewartet.

»Du willst es?« fragte er abermals, voller Zweifel.

»Ja«, antwortete sie, doch ihre Passivität machte ihn unsicher. Er verlor den Wunsch, zu kommen, sie zu genießen. Sein Verlangen erstarb in ihr. Er entdeckte einen Ausdruck der Enttäuschung auf ihrem Gesicht.

Dann war sie es, die zu ihm sagte: »Ich nehme an, du findest mich nicht so attraktiv wie andere Frauen.«

Pierre war verblüfft. »Selbstverständlich finde ich dich attraktiv, aber du scheinst keine Lust zu empfinden, und das irritiert mich.«

»Aber ich habe doch Lust empfunden«, behauptete Jeanette erschrocken. »Selbstverständlich! Ich fürchtete nur, daß Jean heimkommen und mich hören könnte. Ich dachte, wenn er kommt und mich hier findet, und wenn er mich dann wenigstens nicht hört, denkt er vielleicht, du hättest mich gegen meinen Willen genommen. Aber wenn er mich hört, weiß er, daß ich Lust empfinde, und ist gekränkt, denn er sagt immer zu mir: >Du magst es, du magst es, nicht wahr? Dann sag es auch, los doch, rede, schreie, du magst es, nicht wahr? Es macht mich ganz wild, du empfindest Lust, nicht wahr? Also sag es, sprich, was empfindest du?< Ich kann nicht sagen, was ich empfinde, aber ich muß einfach schreien, und dann ist er glücklich, und das erregt ihn.« Jean hätte eigentlich wissen müssen, was Jeanette und Pierre trieben, wenn er nicht da war, aber er konnte einfach nicht glauben, daß Pierre sich wirklich für sie interessieren könnte; dafür war sie noch zu sehr Kind. Darum war er auch sehr überrascht, als er heimkam und feststellte, daß Jeanette doch geblieben und daß Pierre durchaus bereit war, sie zu trösten, mit ihr gemeinsam auszugehen.

Es bereitete Pierre Vergnügen, Kleider für sie zu kaufen. Zu diesem Zweck begleitete er sie in die Geschäfte und wartete, während sie in den kleinen, dafür bestimmten Kabinen Kleider anprobierte. Es entzückte ihn, durch einen Schlitz in den hastig zugezogenen Vorhängen nicht nur Jeanette zu sehen, deren jungmädchenhafter Körper ein Kleid nach dem anderen überzog, sondern auch andere Frauen. Er saß ruhig vor den Ankleidekabinen in einem Sessel und rauchte. Er sah Ausschnitte von Schultern, bloßen Rücken, Beinen durch den Vorhangschlitz schimmern. Und Jeanettes Dankbarkeit für die Kleider, die er ihr schenkte, nahm die Form einer Koketterie an, vergleichbar nur den Gesten von Striptease-Tänzerinnen. Sie konnte es kaum erwarten, bis sie das Geschäft wieder verließen und sie sich beim Gehen an ihn schmiegen konnte. »Sieh mich an«, forderte sie dann. »Ist es nicht wunderschön?« Und streckte provokativ die Brust heraus.

Sobald sie in einem Taxi saßen, wollte sie, daß er den Stoff befühlte, die Knöpfe bewunderte, den Ausschnitt zurechtzupfte. Genüßlich streckte sie sich, um zu sehen, wie eng das Kleid saß; sie streichelte den Stoff, als wäre es ihre eigene Haut.

So begierig sie gewesen war, das Kleid anzuziehen, so begierig schien sie nun zu sein, es wieder abzulegen, damit Pierre es befingern, zerdrücken, mit seinem Verlangen taufen konnte. Sie schmiegte sich an ihn, in ihrem neuen Kleid, und das brachte ihm deutlich ihre Lebendigkeit zu Bewußtsein. Und wenn sie schließlich zu Hause waren, wollte sie sich mit ihm in seinem Zimmer einschließen, damit er sich das Kleid zu eigen machte, wie er es mit ihrem Körper gemacht hatte, gab nicht eher Ruhe, bis sich Pierre aufgrund der Reibung, der Bewegung ihrer Hüften getrieben fühlte, ihr das Kleid vom Leib zu reißen. War das geschehen, blieb sie nicht in seinen Armen, sondern schlenderte in der Unterwäsche im Zimmer umher, bürstete sich die Haare, puderte sich das Gesicht und tat, als wäre das alles, was abzulegen sie beabsichtigte, und Pierre müsse sich mit ihr so zufriedengeben, wie sie jetzt war.

Sie trug immer noch hochhackige Schuhe, Strümpfe, Strumpfbänder, und zwischen Strumpfbändern und Höschenrand, zwischen Taille und dem kleinen Büstenhalter schimmerte je ein Streifen weißer Haut.

Nach einer Weile versuchte Pierre sie festzuhalten. Er wollte sie ausziehen. Es gelang ihm lediglich, ihren Büstenhalter zu lösen, da entschlüpfte sie seinen Armen schon wieder, um ihm einen kleinen Tanz vorzuführen. Sie wollte ihm alle Schritte zeigen, die sie kannte. Pierre bewunderte ihre Grazie.

Er fing sie im Vorübertanzen ein, aber sie wollte nicht zulassen, daß er ihr Höschen berührte. Sie duldete nur, daß er ihr Strümpfe und Schuhe auszog. In diesem Moment hörte sie Jean kommen.

So, wie sie war, lief sie zur Tür hinaus, um ihm entgegenzueilen. Nackt bis auf das Höschen, warf sie sich in seine Arme. Dann sah Jean Pierre, der ihr gefolgt war - ärgerlich, weil er um seine Befriedigung betrogen worden war, ärgerlich, weil sie ihm Jean vorgezogen hatte.

Jean begriff. Doch er begehrte Jeanette nicht mehr. Er wollte sie los sein. Sie begann zu packen, kleidete sich an, wollte die Wohnung verlassen.

Pierre stellte sich ihr in den Weg, trug sie in sein Zimmer zurück und warf sie aufs Bett.

Diesmal wollte er sie haben, koste es, was es wolle. Der Ringkampf war anregend: sein rauher Anzug auf ihrer Haut, seine Knöpfe auf ihren empfindsamen Brüsten, seine Schuhe gegen ihre nackten Füße. In diesem Durcheinander von Härte und Weiche, Kälte und Wärme, Starre und Nachgeben empfand Jeanette Pierre zum erstenmal als Herrn und Meister. Das spürte er. Er riß ihr das Höschen herunter und entdeckte, wie feucht sie war.

Und dann ergriff ihn ein teuflisches Vergnügen, ihr weh zu tun. Er führte nur einen Finger ein. Als er den Finger bewegt hatte, bis Jeanette ihn um Befriedigung anflehte und sich vor Erregung wand, hielt er inne.

Vor ihren erstaunten Augen ergriff er seinen erigierten Penis, streichelte ihn und schenkte sich selbst soviel Lust, wie er nur herausholen konnte, benutzte manchmal nur zwei Finger, manchmal die ganze Hand, und Jeanette sah deutlich jede einzelne Kontraktion. Es war, als halte er einen bebenden Vogel in der Hand, einen gefangenen Vogel, der sie anspringen wollte, den Pierre aber zu seinem eigenen Vergnügen behielt. Fasziniert starrte sie auf Pierres Penis. Sie näherte ihm ihr Gesicht. Aber sein Zorn auf sie, weil sie aus dem Zimmer zu Jean gelaufen war, war noch zu frisch.

Sie kniete vor ihm nieder. Obwohl ihr zwischen den Beinen das Blut pochte, vermeinte sie, wenn sie nur wenigstens seinen Penis küssen dürfte, werde das ihr Verlangen stillen. Pierre ließ sie knien. Er schien seinen Penis ihrem Mund darbieten zu wollen, tat es aber nicht. Er fuhr fort, ihn zu massieren, genoß voll Trotz die eigenen Bewegungen, als wolle er sagen: »Ich brauche dich nicht.«

Jeanette warf sich aufs Bett und wurde hysterisch. Ihre ungezügelten Bewegungen, die Art, wie sie den Kopf rücklings ins Kissen preßte, damit sie nicht mehr mit ansehen mußte, wie Pierre sich selbst liebkoste, die Art, wie sich ihr Körper bog -das alles erregte Pierre sehr. Aber noch immer gab er ihr seinen Penis nicht frei. Sondern barg sein Gesicht zwischen ihren Beinen. Jeanette fiel zurück und wurde ruhiger. Leise murmelte sie vor sich hin.

Pierres Mund schlürfte den frischen Schaum zwischen ihren Beinen, ließ sie aber nicht zum Höhepunkt kommen. Er reizte sie. Sobald er spürte, daß der Rhythmus ihrer Lust begann, hörte er auf. Er hielt ihre Beine gespreizt. Seine Haare fielen auf ihren Bauch und streichelten sie. Mit der linken Hand griff er nach einer ihrer Brüste. Jeanette lag da, fast ohnmächtig. Jetzt wußte er, daß Jean ruhig hereinkommen konnte: Sie würde ihn nicht mehr bemerken. Sie stand ganz unter dem Bann von Pierres Fingern, erwartete die Lust von ihm. Und als schließlich sein erigierter Penis ihren weichen Körper berührte, war es, als hätte er sie verbrannt; sie erschauerte. Nie hatte er ihren Körper so hingegeben gesehen, so unempfindsam gegen alles, bis auf den Wunsch, genommen und befriedigt zu werden. Sie blühte auf unter seinen Liebkosungen - jetzt nicht mehr Mädchen, sondern Frau.