Jenny Diski
Vor drei Jahren, kurz nachdem Michael ausgezogen war, hatten Rachel und Joshua sich auf einer Dinnerparty kennengelernt. Zu ebendiesem Zweck waren sie eingeladen worden. Molly Cassel, eine alte Schulfreundin von Rachel, liebte es, Leute zusammenzubringen, und als sie erfuhr, daß Rachel und Michael sich getrennt hatten, war sie augenblicklich am Telefon.
»Rachel«, hatte Molly geschwärmt, »du mußt unbedingt meinen Freund Joshua kennenlernen.«
»Warum? Ich bin wirklich nicht in der Stimmung, Männerbekanntschaften zu machen. Was ist so besonders an ihm?«
»Naja, er ist ein komischer Kauz. Ungemein clever, aber etwas skurril. Nicht für ‘ne Beziehung geeignet, aber interessant.«
»Hört sich bis jetzt so an, als könnt ich ganz gut ohne ihn leben. Warum ist er nicht für ‘ne Beziehung geeignet? Nicht«, fügte sie rasch hinzu, »daß ich eine Kandidatin für ‘ne feste Bindung wäre.«
»Ach, er bumst ziemlich in der Gegend rum, doch nie mehr als einmal mit derselben. Er verkorkst die Leute regelrecht. Er ist geschieden und hat zwei Kinder, um die er sich rührend kümmert, aber in puncto Frauen ist er ein bißchen komisch.«
»Keine gute Werbung, die du da machst, Molly. Ich brauche keine One-night-stands; ich brauch zur Zeit überhaupt nichts. Und nebenbei, was ist sein Problem mit Frauen?« Sie fragte nicht aus Neugier, sondern einfach nur so.
»Keine Ahnung. Eigentlich ist er mehr ein Freund von Tom. Ich nehme an, er langweilt sich.«
»Ganz ehrlich, Molly, ich habe schon lange keine weniger verlockende Einladung bekommen. Trotzdem vielen Dank, doch ich laß es lieber. Wahrscheinlich kriegt er ihn nicht mehr als einmal hoch. Ein Frauenhasser. Total undersexed.«
»Hm... Sicher hast du recht - mit dem Nicht-mehr-als-einmal-Hochkriegen, mein ich. Aber er ist wirklich ungemein clever, du würdest dich prima mit ihm unterhalten.«
»Nein.«
Drei Wochen später - das besagte Telefongespräch war längst vergessen - hatte Molly sie zum Essen eingeladen. Rachel, die eben ihren derzeitigen Liebhaber, und damit den Rest ihres Gesellschaftslebens, in die Wüste geschickt hatte, nahm die Einladung wenig begeistert an. Sie traf mit Verspätung ein; Molly, Tom und Joshua saßen bereits am Eßtisch und tunkten ihr Brot in den Houmous. Sie warf Molly einen kurzen Seitenblick zu, als sie Joshua vorgestellt wurde, nahm Platz und war gefaßt darauf, wieder mal einen sinnlosen Abend durchstehen zu müssen. Sie grübelte finster darüber nach, was für eine Zeitverschwendung solche Partys doch waren, und wieviel lieber sie ihre Abende alleine in ihrer Wohnung verbrachte. Sie sehnte sich geradezu danach, zu Hause zu sein.
Joshua lächelte sie an. Er richtete einen Strahl blendendweißer Zähne und komplizenhafter Belustigung auf sie; er strahlte sich ihr gleichsam entgegen.
O verdammt, dachte sie, das kennen wir doch. Der Charmeur. Joshua widmete ihr seine ganze und ungeteilte Aufmerksamkeit und lächelte ständig. Seine Fragen kamen Schlag auf Schlag, waren unverschämt persönlich, doch sein blendendweißes Grinsen nahm ihnen die Schärfe. Die Nummer war exzellent inszeniert, doch es war eine, die sie kannte; trotzdem beobachtete sie seine Technik mit einiger Bewunderung. Sie beantwortete seine Fragen so offen, wie sie gestellt wurden, als würde sie interviewt. Sie hatte sich also von ihrem Mann getrennt? Nun ja, sie hätten nie recht gewußt, wie sie sich auf Partys vorstellen sollten - mein Mann, meine Frau hätten sie nur schwer über die Lippen gebracht, und da wären sie zu dem Schluß gekommen, daß mein Ex-Mann usw. einfacher sei. Ihre Beziehung sei sehr herzlich, fügte sie hinzu. Aber weshalb sei es dann zur Trennung gekommen? Nun, sie wären mit der Zeit getrennte Wege gegangen, deshalb wäre es immer schwerer geworden, ein Leben unter einem Dach zu führen, und deshalb hätte Michael eine Wohnung gleich um die Ecke gekauft. Waren sie nicht eifersüchtig auf die Affären des anderen gewesen? Ja und nein, aber meistens nein.
Und so ging es weiter. Immer lächelnd und höflich. Ihre Lebensgeschichte wurde verlangt und bis auf ein paar wesentliche Auslassungen vorgetragen. Sie war adoptiert worden? Und sie kannte Molly schon lange? Lehrerin war sie? Und was waren ihre Lieblingsbeschäftigungen?
»Tanzen, lesen und bumsen«, erwiderte Rachel mit einem höflichen, artigen Lächeln.
Molly verschluckte sich an ihrem Obstsalat, während Tom, ein mürrischer Zeitgenosse, sorgfältig seinen Löffel prüfte, um sich zu vergewissern, daß von seinem letzten Bissen auch nichts darauf zurückgeblieben war. Joshuas Grinsen verdoppelte sich, wenn das noch möglich war. Während des ganzen Abends hatte zwischen ihm und Rachel ein heimliches Einverständnis bestanden; sie sahen einander im Gespräch offen in die Augen, jeder wußte, daß der andere wußte, was gespielt wurde. Die Vorstellung war gut, totale Aufmerksamkeit mit einem Hauch von Arroganz; genug, um Rachel zu schmeicheln und sie gleichzeitig leicht zu verunsichern, als würde sie attackiert. Sie sollte von seinen dunklen stechenden Augen und seinem sonderbar bezaubernden, ungezwungenen Lächeln hypnotisiert werden. Sie sollte aus dem Gleichgewicht gebracht werden und doch spüren, daß er irgendwie wirklich an ihr, nur ihr, interessiert war.
Ein fasziniertes Kaninchen, das schmachtend darauf wartet, verzehrt zu werden.
Nur leider, dachte sie, durchschaue ich dich, Sunnyboy. Du bist ein kleines bißchen zu berechnend oder ich ein kleines bißchen zu clever.
Gegen Ende des Abends erhob er sich und bot ihr an, sie nach Hause zu fahren. Sie musterte ihn, wie er da stand in seinem Tweedanzug: Seine Kleidung war gut, nicht zu chic. Er war kräftig gebaut, plump eigentlich, aber groß genug, um nicht lächerlich zu wirken. Sie mochte kräftige - dicke - Männer; kleine, dünne ließen sie buchstäblich kalt. Er sah reif, selbstsicher aus, sein rundes, fleischiges Gesicht wirkte noch massiver durch die Falten, die sich tief um seine Mundpartie und in seine breite Stirn eingruben; sein Bart war einer von denen, die wohl einen heftigen Widerwillen gegen das Rasieren andeuten sollten, die in Wirklichkeit aber ein ständig das Gesicht veränderndes Merkmal darstellten; sein kurzes graues Haar war untermischt mit seinem ursprünglichen Schwarz. Er wirkte alles andere als sexuell verklemmt, doch man konnte nie wissen. Oft war die Selbstsicherheit nur äußerer Schein, und kaum waren die Hüllen gefallen, fiel auch das Selbstwertgefühl in sich zusammen, um wieder einmal nichts anderes als einen kleinen Jungen zutage zu fördern. Doch es könnte interessant sein, in Erfahrung zu bringen, was sich unter dieser Hülle verbarg. Sie war nicht versessen drauf, so oder so, und schlimmstenfalls, wenn Molly recht behalten sollte, stand ihr eine langweilige Nacht bevor. Sie fühlte sich von diesem Mann nicht bedroht, sondern glaubte im Gegenteil, die Situation im Griff zu haben. Und da Michael, der Carrie über Nacht bei sich hatte, ihren Wagen ausgeliehen hatte, nahm sie das Angebot an.
Sie war erleichtert, wieder in ihrem eigenen Territorium zu sein, als sie das Wohnzimmerlicht anknipste. Joshua schlenderte herum, las die Buchtitel in ihren Regalen und warf einen Blick in die Küche, die vom Wohnzimmer ausging. Es war ein hübsches, gemütliches Zimmer: ein altes Sofa, mit einem Berber bedeckt, ein Armsessel, Holzkisten, die als Stellflächen für Steine und Muscheln von diversen Stränden dienten, und Bücherregale in den verschiedenen Nischen. Überall, wo Platz und Licht es erlaubten, wucherten Grünpflanzen und Blumen, ein kleiner Ersatz für Rachels Sehnsucht nach dem Landleben. Sie knipste das Küchenlicht an, um Kaffee zu kochen; Joshua machte es gleich wieder aus.
»Ich will nichts. Leg Musik auf.«
O weh, dachte Rachel, und begann ziemlich schwarzzusehen. Schon eine einzige fade Nacht war eigentlich zuviel. Während sie eine Platte vom guten alten Frank Sinatra auflegte, stellte sie sich vor, wie sie wach neben einem schlafenden postkoitalen Mann lag und die Stunden sich dahinschleppten. Sicher würde er schnarchen, und sie läge da, würde ins Dunkel starren, wünschen, daß er fort wäre, wünschen, er wäre erst gar nicht gekommen, würde das Bett für sich allein haben wollen und wieder mal zu der Erkenntnis kommen, daß mittelmäßiger Sex nicht besser als gar keiner war.
Vielleicht, überlegte sie, schick ich ihn besser gleich nach Hause, so attraktiv ist er nun auch wieder nicht. Sie hatte nicht dieses tiefe, zwingende Verlangen in ihrem Bauch, das ihn ihr unentbehrlich machte. Doch er hielt sie jetzt in seinen Armen und bewegte sich langsam mit ihr im Rhythmus der Musik. Er hatte alle Lichter ausgeschaltet, so daß der Raum jetzt im Dunkeln lag, und als sie sich nun sanft zusammen wiegten, wußte sie, daß es zu spät war, ihn nach Hause zu schicken. Sie beschloß, sich ganz einfach mit den Dingen, die da kamen, abzufinden; sie wollte keine Szene, und außerdem war es nicht unangenehm, im Dunkeln zu tanzen. Joshua küßte sie langsam und führte sie dann bei der Hand nebenan in das unbeleuchtete Schlafzimmer. Er zog sie geschickt aus, während sie passiv dastand und sein Gesicht beobachtete, als seine Finger ihr T-Shirt aufknöpften, das sie gewöhnlich einfach über den Kopf streifte. Als sie nackt war, strichen seine Hände ihren Rücken hinab zu ihren Hinterbacken; dann legte er sie aufs Bett und zog seine eigenen Kleider sorgfältig und ohne Eile aus. Sie lag da und beobachtete ihn, spürte seine erstaunliche Gelassenheit und das, was sie beim Abendessen hatte empfinden sollen - Verunsicherung und Erregung zugleich. Jetzt wollte sie ihn.
Joshua legte sich zu ihr aufs Bett, auf seine Seite, und stützte sich auf den Ellenbogen. Seine Hand glitt über ihren Bauch, streichelte ihre beiden Brüste, dann, als sie zu ihrer Vulva glitt, tauchte er seinen Kopf hinab und saugte eine Weile an beiden Brustwarzen. Schließlich hob er den Kopf und musterte sie; ein langer kalter Blick. Er hielt seine Augen die ganze Zeit auf sie gerichtet, sein Gesicht ausdruckslos, beobachtend, als seine Finger ihre Vulva fanden. Er teilte ihre Schamlippen und begann fachmännisch ihre Klitoris zu reiben, ließ ihr Gesicht nicht aus den Augen und beobachtete ihre Reaktionen, wie ein Techniker bei der Prüfung eines neuen Modells einer Maschine, auf die er ein Leben lang gewartet hatte. Das langsame Streicheln ging, als sie feuchter wurde, über in eine Kreisbewegung, und sie begann tiefer und schneller zu atmen, während er Druck und Tempo erhöhte. Ihr Blick wurde verschwommen und fern und konzentrierte sich auf die Wellen, die von ihrer nassen, erregten Fotze aufstiegen, und auf das plötzliche überwältigende Bedürfnis, penetriert, gefüllt zu werden. Er drang mit einem Finger tief in sie ein, und sie rang nach Luft, atmete schwer, begann sanft zu stöhnen, als sein Daumen ihre Klitoris rieb und der Finger sich langsam in ihr bewegte. Joshua beobachtete sie nach wie vor ungerührt, als sie jetzt ihr Becken auf und ab bewegte, um den Druck seiner Hand zu verstärken, und ihre Knie gegen das Bett preßte, um weit geöffnet zu sein. Sie kam in kleinen schrillen Schreien, hob ihre Hüften vom Bett, bog ihren Rücken und griff nach dem Arm, der noch immer zwischen ihren Schenkeln arbeitete, preßte sich gegen seinen Handballen im Rhythmus der Kontraktionen, die in ihr pulsierten.
»Bitte... bitte...«, schluchzte sie und hielt eine lange Weile den Atem an, entspannte sich neben ihm, ließ die Luft aus ihren Lungen und spürte ihr Herz hämmern. Joshua zog sie auf ihn, und sie sah sein Gesicht unter ihr, seine Augen, noch immer beobachtend, kalt, doch eisig glitzernd vor Erregung. Er legte ihre Hand auf seinen Penis, damit sie ihn einführen konnte, und begann, die Hände auf ihren Hüften, sich langsam auf und ab zu bewegen. Als sie wieder zu kommen begann, fühlte und hörte sie, wie er sie schlug, erst sanft, fast zaghaft, dann, als er sah, daß sie sich weiter bewegte, etwas fester, nicht so, daß es weh tat, doch stark genug, daß jeder Schlag im Zimmer hallte.
Himmel, dachte sie, das ist neu. Was ist das?
Dann ließen sie das Gefühl seines Penis tief in ihr, das Geräusch und der Schmerz auf ihrem Hintern in langen tiefen Seufzern kommen, und sie hörte und fühlte, wie auch er in stöhnenden Zuckungen kam.
Sie lag eine Weile auf seiner Brust ausgestreckt, rang nach Atem und spürte, wie ihr Körper allmählich zur Ruhe kam. Sie fragte sich im stillen, was es mit den Schlägen auf sich haben mochte. Sie war noch keinem begegnet, der auf Schlagen stand und das war es, so dachte sie, wohl gewesen. Sie war neugierig und ein wenig verwirrt, aber auch erregt.
»Wie wär’s mit ‘nem Fick?« sagte Joshua lässig, in breitem Oxbridge in ihr Ohr.
»Wie war noch mal Ihr Name? Egal, tun wir’s!«
Er wälzte sich herum, so daß sie jetzt unter ihm lag, fickte sie diesmal hart und fest und flüsterte ihr zu: »Kannst du mich spüren, ganz tief in dir? Saug mich in dich ein.«
Seine Augen blieben die ganze Zeit geöffnet, starrten sie wütend an, und als sie beide gekommen waren, zog er sich so schnell aus ihr zurück, daß Rachel nach Luft schnappen mußte. Dann lag er ruhig da, den Arm um sie geschlungen, die Augen geschlossen.
Rachel lag im Dunkel neben dem schlafenden, schwer atmenden Mann.
Nun, dachte sie, das war nicht gerade, was ich erwartet hatte. Auf jeden Fall war es, alles in allem, eine schlaflose Nacht wert gewesen. Sie dämmerte hin und wieder ein und fuhr mehrmals zuckend aus dem Schlaf. Einmal wachte Joshua davon auf und flüsterte ihr zu: »Ist gut, Liebling, ich bin’s, Joshua, hab keine Angst.«
Beide wachten früh auf, sie kurz vor ihm, und als er die Augen öffnete und sich orientierte, spürte sie, wie er sie kalt anstarrte, bis er merkte, daß auch sie wach war. Er war im Nu aus dem Bett.
»Ich muß gehen. Fahr heute mit den Kindern aufs Land. Nein, ich will keinen Tee. Danke.«
Er war in Sekunden angezogen, nickte ihr ein knappes, unverbindliches »Ciao« zu und verließ das Haus kaum fünf Minuten, nachdem er aufgewacht war.
Als Joshua gegangen war, empfand Rachel zunächst mal gar nichts. Sie war müde, und der Tag wurde ganz von Carrie in Anspruch genommen. Michael brachte sie und den Wagen zurück, und sie gingen alle drei auswärts essen. Sie begleitete Carrie zu ihrer Klavierstunde und vertrieb sich die Stunden auf halbwegs angenehme Weise, bis es Zeit war für Carries Gutenachtgeschichte. Dann ließ sich Rachel in ihrem Wohnzimmer nieder, zog die Stille in sich ein und dachte an die vergangene Nacht. Es stimmte nicht ganz, daß sie gar nichts empfand; sie fühlte sich taub, benommen von Joshuas plötzlichem Aufbruch. Sie erwartete nicht, ihn wiederzusehen, es war der eindeutigste One-night-stand, an den sie sich erinnern konnte. Es war also überflüssig und sinnlos, auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Und trotzdem, sie wollte mehr, weil es gut gewesen war, und warum sollte nicht auch er mehr wollen? Mehr mußte ja nicht ein Mehr an Intensität bedeuten, das wollte sie sowieso nicht, es konnte einfach nur mehr bedeuten. Nach den Geschehnissen der letzten Nacht glaubte sie nicht länger, was Molly ihr erzählt hatte. Wenn er Frauen kein zweites Mal sah, dann sicher nur aus Angst vor Intimität und nicht wegen technischer Probleme. Sie stellte sich Schallwellen vor, die um den Erdball gingen und die Botschaft der Männerwelt, das unvermeidliche männliche Wehgeschrei ins All hinaustrugen: »Ich kann keine Menschen ertragen, die mich vereinnahmen wollen!« Sie stellte sich den Mann auf dem Sofa liegend vor, den Handrücken dramatisch an die Stirn gelegt. Sie stellte sich die Frau vor, hilflos lachend über die Absurdität all dessen. Wie viele Männer hatten ihr schon die eine oder andere Version davon vorgejammert, bevor sie erklären konnte, daß sie keine Intimität, keine Häuslichkeit, keine Tisch-/Bettaffäre wollte? Alle, so oder so. Und wenn sie es schließlich gesagt hatte, hatten alle ungläubig aus der Wäsche geschaut: Sie sagt es, aber sie meint es nicht wirklich; sie ist nun mal eine Frau, und sie sagen es alle mit den Augen.
Irgendwo, dachte sie, mußte es doch einen Mann geben, der sie nicht mit ihrer Mutter verwechselte. Zum Teufel mit den kleinen Jungen, wo sind die reifen Männer? Es stimmte zwar, daß die meisten Frauen ein Heim gründen und Kinder mit jemandem haben wollten; die meisten Männer wohl auch, denn sie heirateten die Frauen ja. Warum tat sie es nicht? Nun, sie hatte es natürlich getan, doch nicht mit Überzeugung. Michael und sie hatten vereinbart, so lange zusammenzuleben, bis Carrie aus dem Säuglingsalter heraus war, den Rest hatten sie offengelassen. Sie hatte sich nie vorstellen können, langfristig mit jemandem zusammenzuleben. Nicht einmal als junges Mädchen hatte sie vom Märchenprinzen und vom ewigen Glück geträumt. Die glücklose Ehe ihrer eigenen Eltern war sicher ein Grund dafür gewesen, doch auch all die anderen prägenden Faktoren, wie Märchen, Jungmädchenträume, Schlager, schienen bei ihr kaum Spuren hinterlassen zu haben. War das wirklich so? Machte sie sich da nichts vor? Man konnte nie ganz sicher sein, ob man restlos ehrlich zu sich selbst war, aber sie schien tatsächlich besser mit dem Single-Dasein zurechtzukommen als jeder andere, den sie kannte. Sie wollte Sex und Freundschaft, beides brauchte nicht zusammenzukommen.
Doch da saß sie nun nach dieser Nacht und fühlte sich miserabel. Ihr war wirklich hundeelend zumute. One-night-stands... Sie hatte von Frauen gehört, die, wenn sie mit einem fremden Mann ins Bett gegangen waren, am folgenden Tag keinen Gedanken mehr an ihn verschwendeten. Bei ihr war das nie so gewesen, und sie war auch noch keiner Frau begegnet, die das konnte - hatte nur von welchen gehört. Manchmal, schlimmstenfalls, empfand sie nachträglich Ekel oder Reue; manchmal wünschte sie, der Mann würde anrufen, sie noch mal sehen wollen; oder sie träumte, verlor sich in erotischen Erinnerungen. Wie auch immer, das Erlebnis selbst, ganz gleich, ob es gut oder schlecht war, fiel nie einfach von ihr ab, als wäre es nicht geschehen, wenn der Mann die Tür hinter sich zuschlug. Männer, so nahm sie an, waren dazu in der Lage. Männer gaben zumindest vor, es zu sein, und das faszinierte sie. Sie konnte sich nicht vorstellen, nicht an jemanden zu denken, mit dem sie gerade, ganz gleich wie beiläufig, geschlafen hatte. Wenn es stimmte, daß manche es konnten, so fand sie es beneidenswert. Vielleicht war es auch nur Bluff. Vielleicht aber wollte sie es nur deshalb nicht glauben, weil es sie so viel verletzlicher machte als den Mann. Nichts war demütigender als die Vorstellung, an jemanden zu denken, von dem man genau wußte, daß er nicht an einen dachte. Sie konnte die beiden Gedanken nicht zusammenfügen. Sie wußte, sie selbst bluffte, gab vor, knallhart und unabhängig zu sein. Nahm man ihr das ab? So und nicht anders wollte sie sein. Ein Bedürfnis befriedigen, und es dann vergessen. So wie man nicht länger ans Essen denkt, sobald man es verzehrt hat War das bei Männern so? Ein heftiges Verlangen in den Hoden, das, kaum daß es gestillt ist, sie nicht länger beschäftigt? Biologie in ihren Augen ein finsteres Kapitel. Das amorphe Bedürfnis der weiblichen Sexualität: Wie viele Orgasmen waren genug? Männer ejakulieren; Frauen eskalieren. Nicht für Männer kochen wollen, war eine Sache, mehr vom selben wollen eine andere. Und mehr. Unersättliche Bestie. Verdammt durch Gier und Biologie.
Was sie brauchte, war eine völlig emotionslose (ha!) sexuelle Affäre. Fick and Fun. Sie konnte mit Freunden ins Kino gehen, sie brauchte kein Verhältnis im herkömmlichen Sinne, nur zwei gleichberechtigte Erwachsene, die zu freundschaftlichem Sex zusammenkamen (oh!). Nichts Schwerwiegendes. War das die reine Wahrheit? Ja, ja, doch es schien da ein Problem zwischen Körper und Verstand zu geben. Nicht unüberwindlich, versuchte sie sich einzureden.
Doch, Himmel, wie elend sie sich fühlte.
Zwei Wochen später rief Joshua an.
»Bist du frei heute abend?«
»Nein, tut mir leid. Doch wie wär’s, wenn du morgen abend zum Essen kämst? Gegen acht.«
Sie hatte an jenem Abend nichts vor, doch sie wollte Zeit zum Nachdenken haben.
»Okay. Dann bis morgen.«
Also. Das war nicht gerade ein schneller Return, doch es war mehr als einmal; Molly schien schlecht informiert zu sein, und sie, Rachel, hatte ihre gemeinsame Nacht richtig eingeschätzt. Sie war gut genug gewesen, um eine Fortsetzung zu garantieren. Er wollte mehr von ihr, hatte genug Spaß mit ihr gehabt, um sich einen zweiten Nachschlag - im wahrsten Sinne des Wortes - zu holen. Sie war mit sich zufrieden, obwohl es da eine kleine höhnische Stimme in ihrem Kopf gab, die ihr zuflüsterte: Sei bloß nicht so verdammt dankbar. Warum bist du immer erstaunt, wenn ein Mann dich Wiedersehen will?
Sei’s drum, auf jeden Fall morgen abend. Sie lächelte bei dem Gedanken. Abendessen. Sie sah sich vor ihrem geistigen Auge mit ihm am Wohnzimmertisch sitzen, essen - was? -, am Weinglas nippen, in freudiger Erwartung einer aufregenden Sexnacht. Es würde griechisches Lamm und frischen Obstsalat geben. Nichts Kompliziertes, und dazu eine Flasche wirklich guten Wein. Sie verbrachte den Rest des Abends damit, sich die kommende Nacht auszumalen. Sie mußte plötzlich daran denken, wie er sie geschlagen hatte, und fragte sich, was sie empfinden würde, wenn es wieder passierte. Sie wußte es selbst nicht genau: Es war, daran führte kein Weg vorbei, aggressiv. Man schlägt jemanden, wenn man wütend auf ihn ist, und sie erinnerte sich an seine Augen, als er mit ihr schlief. Falls Joshua ein Frauenfeind war, hatte er seinen Gegner gewiß eingehend studiert. Ihre Vorstellung von einem »Schlägertyp« - falls sie überhaupt je darüber nachgedacht hatte - war die vom verklemmten Ex-Public-School-Englishman, der seine Angst vor echtem Sex durch Fetische ersetzt. Der verdrängte Schwule, der seine Mami straft, eine Hure zu sein. Der kinnlose degenerierte Vertreter der Upper Classes, dünn und blaß, der gelegentlich Schlagzeilen macht und die Nation zum Lachen bringt. Die Englische Krankheit. Was ging damit einher? Schwarze Strümpfe und Strapse; Utensilien kleiner Hausmädchen. Peinlich. Nichts, aber auch gar nichts davon paßt in ihr Bild von Joshua. Was sie bei ihm erlebt hatte, waren Zorn und Autorität, er war kein verklemmter Upper-Class-Typ. De Sade, Justine, Die Geschichte der O., dachte sie, das paßte schon besser; doch er hatte ihr schließlich nur leichte Klapse gegeben, sehr sanft dazu. Es konnte natürlich sein, daß er sie nur prüfen, vorher ihre Reaktionen testen wollte... Vor was? Sie hörte auf, in diese Richtung zu denken. Das mit den Schlägen war albern gewesen, eine kleine Entgleisung eines ansonsten fabelhaften Liebhabers, keine große Sache. Vergiß es. Sie würde mit ihm zu Abend essen und bumsen, genauso wie sonst mit anderen Männern. Sie hatte einen großartigen Liebhaber gefunden, der keine enge Bindung suchte. Bravo, Rachel!
Joshua kam mit einer sehr guten Flasche Wein. Der Korkenzieher lag schon auf dem Wohnzimmerschrank bereit. Er öffnete die Flasche, schenkte beiden ein, sie nippten an ihren Gläsern, Joshua im Sessel, Rachel aufs Sofa gefläzt, der Duft von Thymian, Knoblauch und Lammfleisch hing im Raum. »Wir können gleich essen«, sagte sie.
»Ich bin nicht sehr hungrig. Es hält sich doch, oder?«
Rachel war sauer, als sie den Herd kleiner drehte. Ihre Pläne für den Abend wurden durchkreuzt; dann würden sie’s also vor dem Essen treiben? Es sah ganz so aus; ihr wär’s nach dem Essen lieber gewesen. Sie fühlte sich merkwürdig irritiert und aus dem Gleichgewicht gebracht. Es war ihre Wohnung, ihr Essen, er war ihr Gast; und er setzte sich einfach darüber hinweg, die köstlichen Düfte interessierten ihn nicht. Wenn jemand, verflucht noch mal, zum Essen eingeladen ist, hat er sich gefälligst nach den Regeln des Hauses zu richten. Sie wollte jetzt noch nicht, sie wollte essen und trinken und mit ihm flirten. Sie war nicht bereit. Sie nahm wieder auf dem Sofa Platz und nippte an ihrem Glas. Dabei sah er gar nicht so aus, als wollte er sie gleich aufs Kreuz legen. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen, sein Weinglas in der Hand, und blickte sie ruhig und fest an. »Erzähl mir von deinen Phantasien«, sagte er und lächelte durch sein Weinglas hindurch.
Sie konnte nicht, es war zu schwierig. Vielleicht wenn sie beschwipst oder erregter gewesen wäre, doch selbst dann wär’s ihr schwergefallen.
»Nein. Erzähl mir erst von deinen, vielleicht inspiriert’s mich.« Sie würde nicht auf sein Spiel eingehen, zumindest nicht nach seinen Regeln. Sie dachte noch immer besorgt an ihr Essen. »Nicht gut, wenn du die Sachen verfälschst. Ich will wissen, was du nachts im Bett denkst, wenn du dich berührst. Also gut... ich stell mir vor, ein kleines, unschuldiges Mädchen zu verführen. Ich bin der erste Mann, der sie erregt, und langsam, ganz langsam beginnt sie zu kommen.«
Rachel war fast ein wenig enttäuscht; das war nicht gerade originell.
»Das ist aber ganz schön disqualifizierend.«
»Disqualifizierend für wen?« fragte er ein wenig überrascht. »Für mich«, entgegnete sie lächelnd. »Ich bin einunddreißig und keine Jungfrau.«
Joshua lachte, ein ungekünsteltes Lachen, bei dem sich seine Augen vor Belustigung verengten.
»Jetzt bist du dran«, meinte er.
»Naja, die übliche Vergewaltigungsgeschichte.«
Joshuas Gesicht nahm unvermittelt einen teilnahmslosen Ausdruck an, seine Augen waren wieder ernst.
»Das reicht nicht. Ich will Einzelheiten«, sagte er unwirsch.
Es fiel ihr schwer, sich an die Szenen zu erinnern, die sie sich ausgemalt hatte; sie schienen sich ihr entziehen zu wollen, je angestrengter sie nach ihnen suchte. Warum sollte sie ihm überhaupt ihre wahren Phantasien preisgeben, warum nicht einfach etwas erfinden? Doch sie fühlte sich fast genötigt, ihm so etwas wie die Wahrheit zu sagen.
»Hm... jemand, ein Mann, kommt zum Fenster herein, während ich schlafe. Er, na ja, er fesselt mich ans Bett, er ist sehr stark, und er vergewaltigt mich. Ach, ich weiß nicht. Irgendwas in der Art.«
Er schaute sie sehr ruhig an.
»Hat dich im wirklichen Leben schon jemand gefesselt?«
Sie lachte.
»Einer hat es tatsächlich versucht. Nur kam es mir so lächerlich vor, daß ich anfing zu lachen. Das hat natürlich alles vermasselt.«
Sie erinnerte sich, wie unnatürlich, wie absurd alles gewesen war, wie der Mann sich mit todernster Miene auf seine Aufgabe konzentrierte.
»Er wußte offensichtlich nicht, was er tat.« Joshua teilte ihre Belustigung nicht, sondern blickte sehr ernst drein. Ich weiß,
schien er zu sagen, wenn ich es getan hätte, wär dir das Lachen vergangen.
Rachels Lachen erstarb, und sie erwiderte seinen Blick, bevor sie das Gesicht zur Küche abwandte und sich erhob. »Sollen wir essen? Ich mach schnell die Salatsoße.«
Sie ging in die Küche und nahm eine kleine Schüssel aus dem Schrank. Eine halbhohe Wand, mit Pflanzen beladen, trennte die Küche vom Wohnzimmer. An der Küchenseite der Wand stand ein Tisch, an dem sie das Essen zurechtmachte und mit Carrie frühstückte. Jetzt rührte sie, die Schüssel an den Bauch gepreßt, Öl und Essig für eine Vinaigrette an und schaute zu Joshua über die Wand, die ihr nur etwa bis zur Taille reichte. Joshua erhob sich und kam in die Küche geschlendert.
»Ich bin immer noch nicht hungrig.«
»Heißt das etwa, du willst überhaupt nicht essen? Ich dachte, deshalb wärst du gekommen.«
Sie hatte den Satz noch nicht ausgesprochen, da merkte sie schon, wie albern er war.
»Nein, ich will nicht essen. Vielleicht krieg ich später noch Appetit. Was für ein konventionelles Mädchen du bist. Ich bin nicht zum Essen gekommen. Deine Kochkünste interessieren mich nicht die Bohne.«
Als er jetzt, sein Glas in der Hand, näher kam, fühlte sich Rachel nervös wie ein Schulmädchen, das nicht wußte, wie es sich verhalten sollte. Sie kam sich so lächerlich vor, wie sie dastand, die Schüssel in der einen, die Gabel in der anderen Hand; so absolut albern und unbeholfen, während sie eifrig weiterrührte. »Der Braten wird ganz trocken. Ich weiß nicht, was ein gutes Essen mit Konventionen zu tun haben soll. Es ist keine politische Handlung, es ist ein Abendessen.«
Sie plapperte drauflos, geriet in Panik, spürte, wie er näher kam, den Blick auf ihre geschäftigen Hände gerichtet. Er stand jetzt dicht hinter ihr und ließ seine Hand unter ihr Kleid gleiten.
Sie trug, was einmal ein teures und elegantes Seidenchiffonkleid, Stil der vierziger Jahre, gewesen war. Ein früherer Mann in ihrem Leben hatte es lachend ihren »Caritas-Fummel« genannt. Jetzt war es ein verblichenes Hellblau, an einigen Nähten zerschlissen, mit einem weiten, schwingenden Rock. An Rachel sah es witzig aus - neu wär es viel zu schön gewesen -, ein amüsanter Kontrast zu ihrem interessanten, aber unschönen Gesicht und dem wirren Haar. Es widersprach ihrer nüchternen Herbheit; ein kokettes Kleid an einer unkoketten Frau. Sie trug es besonders gern, weil sich der Stoff so angenehm auf der Haut anfühlte.
Joshuas Handgelenk trug das Gewicht ihres Rocks, während seine Finger über die Innenseite ihres nackten Schenkels glitten, immer höher bis zu ihrem Slip. Rachel arbeitete weiter an dem schon gut verrührten Dressing. Gar nichts passierte. Dicht hinter ihr stand ein Mann, seine Hand unter ihrem Rock, und Rachel verhielt sich so, als geschähe nichts. Sie war nervös und stellte sich dumm. Warum, dachte sie, bin ich so? Sie wollte es nie zugeben und verhielt sich stets, als wäre der Mann aus einem ganz anderen Grund da. Sex? Das letzte, was sie im Sinn hatte. Wozu, zum Teufel, waren sie sonst hier? Sie wollte eine rein sexuelle Beziehung, nichts weiter. Also bitte, dann benimm dich auch so und spiel nicht die Unschuld vom Lande. Hör auf, es mit konventionellem Getue zu bemänteln. Wußte sie selbst nicht, was sie wollte? Doch. Herrgott noch mal, sagte sie zu sich selbst, du bist einunddreißig und alles andere als eine Jungfrau. Trotzdem reagierte sie nicht.
»Beug dich über den Tisch«, sagte Joshua.
Seine Stimme war ruhig, aber fest, er erteilte ihr einen Befehl. Sie wandte sich um und schaute ihn an, stellte dann langsam die Schüssel ab, beugte sich über den Tisch und stützte sich auf die Unterarme. Joshua hob ihren Rock noch höher und legte ihn sorgfältig auf ihren Rücken, so daß ihre nackten Beine jetzt freilagen. Mit Daumen und Zeigefinger zog er langsam, sehr behutsam, ihren Slip herunter, und sie hob beide Füße, damit er ihn abstreifen konnte. Dann betrachtete er sie einen Augenblick. Er strich sanft über ihre Hinterbacken, glitt mit dem Finger zwischen ihre Schenkel und rieb ihre Klitoris, bis sie feucht war. Plötzlich begann er sie zu schlagen, knappe, feste Klapse, mit kurzen Intervallen dazwischen. Sechs, acht Schläge, so fest, daß sie nach Atem ringen mußte.
Rachel sah sich vor ihrem geistigen Auge, über den Tisch gebeugt mit nacktem Hintern, geschlagen von einem voll bekleideten Mann. Das war lächerlich, geradewegs aus den Seiten eines Pornohefts. Was tu ich hier, dachte sie, warum laß ich das mit mir geschehen? Doch der Teil ihrer selbst, der nicht zuschaute, beugte den Rücken, hob den Hintern, um jeden Schlag in Empfang zu nehmen.
»So ist’s gut. Braves Mädchen«, sagte er besänftigend und doch in strengem Ton. »Jetzt beug dich noch tiefer. Den Arsch noch höher. So ist’s gut.«
Weitere Schläge folgten, diesmal sehr hart, so daß Rachel jedesmal leicht aufschrie. Dann öffnete er seinen Reißverschluß und drückte seinen erregten Penis zwischen ihre Arschbacken. »Wohin willst du ihn?« fragte er.
Panik. Wohin will ich ihn? Ich weiß, wohin er ihn will. Ich will es nicht sagen. Ich will nicht darum bitten müssen.
»Egal wohin«, keuchte sie.
»Wohin?« wiederholte er zornig.
»Tu, was du willst.« Sie wollte nur genommen werden. Sie wollte ihn.
»Ich fragte, wohin. Willst du meinen Schwanz in deine Fotze oder in deinen Arsch?«
Sehr zornig. Eiskalt.
»O bitte... in meinen Arsch... in meinen Arsch.«
Er stand hinter ihr, hielt sie an den Hüften, zog sie zu sich und begann vorsichtig, ganz behutsam in sie einzudringen. Sie schrie auf vor Schmerz, es tat weh, wirklich weh, als er tiefer und tiefer in sie drang. Sie fühlte das plötzliche Bedürfnis zu scheißen und schrie dagegen an, und dann war er ganz in ihr, und ihre Muskeln begannen sich zu entspannen, ließen ihn tief in ihr sich bewegen. Sie stöhnte weit hinten aus ihrer Kehle und hörte ihn keuchen.
»Ist es gut? Fühlt es sich gut an?«
»Ja«, antwortete ihre Stimme, tief und heiser, mit Stöhnen untermischt. Sie preßte sich gegen ihn und fühlte seinen weichen Bauch auf ihren Hinterbacken. Er hielt sie noch fester umfaßt, bewegte sich langsam in ihr und lauschte auf die tiefen, gurrenden Geräusche, die sie von sich gab. Sie fühlte sich vergewaltigt, befreit, heftig und geheimnisvoll erregt, alles zugleich. Sie wollte ihn ganz in sich. Sie war wütend und hilflos, wollte dies mehr als alles andere. Sie spürte seine Erregung, seine immense Lust und sonderbare Erleichterung; es war, als wäre er heimgekehrt, endlich dort, wohin er gehörte. Ihr Zorn wurde durch seine Lust gedämpft und durch ihre eigene Erregung, die sie empfand, während er weiter in sie drang. Als sie heftiger zu stöhnen begann, berührte er ihre Klitoris, und sie kam in langen gebrochenen Seufzern, immer und immer wieder, bis sie plötzlich zwischen zusammengepreßten Kiefern hervorstieß:
»Bastard!«
Und noch mal.
»Bastard!«
Dann kam er, wie überrumpelt, stemmte und preßte sich gegen sie, bis sich alles aus ihm entleert zu haben schien.
Einen Augenblick war er ganz ruhig, dann zog er sich aus ihr zurück, während sie über dem Tisch lehnte, den Kopf auf ihre Arme gelegt und schnell und heftig atmete.
Joshua strich seine Kleider zurecht, und Rachel richtete sich auf, so daß ihr Rock wieder runterfiel. Sie wußte nicht, wie sie das Schweigen brechen sollte, wartete, daß er etwas sagen würde. Sie wollte getröstet, in den Arm genommen werden.
»Laß uns essen«, sagte Joshua gelassen, seine Stimme war kühl und belustigt, ein ironisches Lächeln spielte um seinen Mund.
Sie nahm den Braten aus dem Backofen, und sie aßen am Küchentisch, direkt vom Backblech, rissen sich Stücke von Fleisch und Gemüse ab, die sie direkt in den Mund steckten. Scheiß auf den Salat, dachte Rachel und starrte finster auf die Schüssel mit dem Dressing.
Joshua aß geräuschvoll und ohne ein Wort, er war hungrig, es schien ihm zu schmecken. Rachel stocherte lustlos herum. Sie fühlte sich feucht und wund - und gut. Sie hatte ihren Slip nicht wieder angezogen, war drüber gestiegen, als sie das Essen aus dem Backofen holte, er lag noch immer am Boden. Das Kleid unter ihr fühlte sich naß an.
»Noch etwas Wein?« fragte sie.
»Hmm, schmeckt gut. Du bist eine fabelhafte Köchin, doch ich wette, du kannst solche Komplimente nicht ausstehen«, meinte er grinsend zwischen zwei Bissen.
»Richtig geraten.« Sie schenkte ihm nach, sich auch ein wenig. Sie aßen den Obstsalat, der köstlich war, gerade richtig und frisch.
»Ich mag Granatäpfel«, gurrte Joshua. »Woher wußtest du das?«
»Wußt ich eben nicht«, entgegnete sie in einem Ton, der andeuten sollte, daß er, wenn sie’s gewußt hätte, mit Sicherheit keine bekommen hätte. »Die tu ich immer in meinen Obstsalat.«
Er schaute sie an und verzog den Mund zu einem breiten Grinsen, das seine Zähne entblößte. Sie grinste zurück. Sie waren wieder zwei Erwachsene.