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Die Piloten der F-7 waren wie Raubvögel, die eine Taube mit gebrochenem Flügel entdeckt hatten. In gnadenlos perfekter Formation kreisten sie und hielten im Sturzflug auf die Twin Otter zu, die halb flügellahm an den Lkws auf der malembischen Seite der Grenze vorbeizog. Die Jäger sausten heulend abwärts, und unter ihnen wurden Autotüren und Lkw-Planen aufgestoßen, weil die Fahrer vor den vom Himmel herabstoßenden Todesengeln flüchteten.
Wieder spuckten die Kanonen einen tödlichen Geschosshagel aus und trafen die Twin Otter, die Lkws und Zollbaracken mit wahlloser Absicht. Ein Benzintanker, der zu den durstigen Pumpen malembischer Tankstellen unterwegs war, verschwand in einem Feuerball, der das kleine Flugzeug ebenfalls zu verschlucken drohte, bevor es dahinter wieder zum Vorschein kam. Seine Tragflächen und das Heck waren so oft getroffen worden, dass sie wie Lochblech aussahen. Das linke Triebwerk war ebenfalls ausgefallen. Der verwundete Pilot konnte lediglich hoffen, den Gleitflug noch ein wenig zu steuern. Dann streifte die Twin Otter das Dach eines bunt lackierten Busses, zertrümmerte mehrere Kisten mit Hühnern, die auf einer Ladefläche festgezurrt waren, machte einen Satz nach vorn und krachte auf die Straße, während die Jäger in kaum dreißig Meter Höhe vorbeidröhnten.
Das Fahrwerk zerschellte, der Rumpf schlidderte über den Asphalt und drehte sich dabei. Die rechte Tragfläche traf einen voll beladenen Holztransporter und riss ab, aber die Twin Otter rutschte weiter, trudelnd wie eine Frisbeescheibe, kam von der Straße ab, holperte noch ein Stück über nackten Boden und kam in einer dichten Wolke aus schwarzem Rauch und aufgewirbeltem Staub zum Stehen.
Eine Weile rührte sich nichts. Die Schaulustigen, die sich am Straßenrand eingefunden hatten, standen nur da und trauten sich nicht zu der Absturzstelle aus Angst vor einer Explosion. Doch als die Sekunden verstrichen und die Explosion ausblieb, wagten sich die Ersten nervös zu dem Flugzeug.
Einer kletterte auf die Nase und spähte durch die rissige Frontscheibe ins Cockpit. Andere zogen an der Tür der Passagierkabine hinter den Resten des linken Tragflügels. Dann sprangen sie zurück, weil der Griff von innen bewegt wurde.
Die Tür schwang auf.
Dahinter kam ein weißer Mann in schwarzem Kampfanzug zum Vorschein. Sein Gesicht war blutüberströmt von einer Platzwunde an der Stirn. Er hielt sich mühsam aufrecht, indem er sich mit der rechten Hand am Türrahmen abstützte. Mit der linken winkte er kraftlos.
»Kommen Sie her«, krächzte er. »Helfen Sie bitte.«
Ein Lkw-Fahrer in einem Fußballtrikot mit Manchester-United-Aufdruck half dem Mann herunter. Dann rief er aufgeregt seine Mitfahrer heran, damit sie ihm halfen. Kurz darauf konnten die Leute sehen, worum sich seine Aufregung drehte, als zwei Passagiere aus dem Flugzeug getragen wurden, ein schwarzer junger Mann von knapp zwanzig Jahren und seine ältere Schwester.
Beide waren am Leben.