17

Am Ortsrand, jenseits der letzten Häuser, gab es einen Fußballplatz. An der Straße, die darauf zuführte, direkt hinter einem der Tore, stand ein großes Lagerhaus, in dem Lebensmittel untergebracht wurden, die die Hilfsorganisationen in die Region schickten. An einer Seite des Spielfelds auf Höhe der Mittellinie befand sich eine Tribüne mit einem Dutzend Sitzreihen, auf denen zweihundert Leute Platz hatten. Gegenüber auf der anderen Seite des Platzes standen ein paar Betonhütten, die als Umkleideräume und Büro dienten. Das Spielfeld bestand aus festgetretener Erde ohne einen einzigen Grashalm, war aber immerhin von ein paar Holzpfosten mit bescheidenen Scheinwerfern umgeben. Carver hatte einen Blick auf die Luftaufnahmen der Stadt geworfen und den Platz sofort als idealen Abholpunkt erkannt.

Eigentlich hatte er geplant, zeitgleich mit dem Hubschrauber dort einzutreffen. Auf diese Weise hätte keiner herumzulungern brauchen. Der Hubschrauber hätte kurz aufsetzen und das Mädchen an Bord nehmen sollen, er selbst wäre hinter ihr eingestiegen, und schon wären sie weg gewesen. Jetzt hatte er Zeit totzuschlagen, und was ihm Sorge machte, war die Möglichkeit, dass umgekehrt die Zeit sein Tod sein könnte.

»Halten Sie da drüben«, sagte Carver, als Justus zu dem Lagerhaus gelangte. Er zeigte auf eine Tür mit Vorhängeschloss, über der eine Lampe ein schwaches, flackerndes Licht abgab, gerade genug, um den Bus zu bescheinen und die Aufmerksamkeit der Verfolger darauf zu lenken. Schon wenn er den Arm anhob, bewegte sich die gebrochene Rippe und sandte einen lähmenden Schmerz in die Brust.

Carver gab Justus die Taschenlampe. Auch das tat weh. Alles tat weh. In seinem Verbandkasten waren Schmerztabletten, doch eine Dosis, bei der er seine Rippen nicht mehr spürte, würde ihm auch den Verstand benebeln. Es war besser, die Schmerzen auszuhalten und am Leben zu bleiben, als schmerzfrei zu sein und draufzugehen.

»Bringen Sie sie zu den Umkleidehütten«, sagte er. »Eine ist hellblau gestrichen. Wir treffen uns dort.«

Das junge Mädchen blickte zwischen Carver und Justus hin und her. Carver hatte ihr erklärt, dass sie im Auftrag ihres Onkels handelten, doch sie war von den traumatischen Ereignissen noch völlig benommen.

»Das ist in Ordnung«, sagte er. »Sie sind bei ihm sicher.«

»Haben Sie keine Angst, Miss Zalika«, sagte Justus freundlich, während er unter dem Handschuhfach eine schwarze Waffe hervorholte, die wie eine überdimensionierte Pistole aussah. »Das ist eine starke Schrotflinte. Jetzt kriegt Sie keiner mehr.«

»Gehen Sie«, sagte Carver. »Ich komme sofort nach.«

Justus stieg aus, ging zur Beifahrertür und nahm Zalika an der Hand, um ihr herauszuhelfen. Sie schaute noch einmal zu Carver, dann ließ sie sich von Justus wegbringen.

Carver sah ihnen nach. Er brachte noch eine Minute in dem VW-Bus zu, dann nahm er seine Waffe und ging zur Tür des Lagerhauses, jagte eine Kugel durch das Schloss und löste die Kette. Ein Alarm setzte ein. Carver beunruhigte das nicht. Zwanzig Sekunden vergingen, während er bei der halb offenen Tür stand. Schließlich trat er einen Schritt zurück, schaute auf den Spalt, nickte und machte sich im Laufschritt auf zu den Umkleidehütten.

Nicht weit entfernt hörte man schon das Brummen eines sich nähernden Wagens. Carver lief schneller.

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