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»Soll ich Ihnen verraten, was das Gute an meinem Job ist? Keinen stört es, wenn ich bewaffnet zur Arbeit komme!«
Sonny Parkes brüllte vor Lachen über seinen Witz, die vier Männer, die er zu ihrem Einsatz mitgenommen hatte, kicherten pflichtschuldigst, und Carver brachte ein Grinsen zustande. Diese abgedroschene Phrase hatte Parkes eindeutig schon öfter verlauten lassen, aber Carver hatte nicht vor, sich zu beschweren. Vor allem da er in der Kabine der propellergetriebenen DeHavilland Twin Otter saß, die ihn mit gut dreihundert Stundenkilometern über den südafrikanischen Busch nach Buweku brachte.
»Was haben Sie ihnen gesagt?«, fragte Carver.
»Die Wahrheit, zumindest annähernd. Dass ich Mr. Klerks Mördern auf der Spur bin und nicht warten kann und dass ich die Sache unabhängig regeln muss. In unserer Organisation, Carver, hat das Wort unabhängig eine spezielle Bedeutung. Und wissen Sie, wer die geprägt hat?«
»Keine Ahnung.«
»Sie. Als Sie vor zehn Jahren nach Mosambik gingen und Miss Stratten zum ersten Mal –«
»Ich hätte nie gedacht, dass es ein zweites Mal geben würde.«
»Das möchte ich wetten. Jedenfalls war Mr. Klerk sehr beeindruckt. Er hatte begriffen, dass es in Afrika, so wie die Dinge nun mal liegen – Sie wissen schon, neunzig Prozent der Zeit totales Chaos –, keinen Zweck hat, sich auf staatliche Behörden zu verlassen, von wegen, dass sie einen schützen oder das Gesetz hochhalten. Man musste also unabhängig vorgehen.«
»Und das tun Sie und Ihre Leute.«
»So ist es.«
»Dann setzen wir diese Praxis mal fort. Konnten Sie beschaffen, was ich brauche?«
Parkes grinste. »Sie meinen, abgesehen von der Dusche und den Klamotten zum Wechseln? Mann, die waren dringend nötig. Sie haben gestunken wie ein totes Warzenschwein, als Sie aus dem Flugzeug stiegen!«
»Abgesehen davon …«
»Ja, das meiste habe ich, und ich habe uns auch eine Tarngeschichte verschafft. Klerk hat – Verzeihung, hatte auch Firmen in Malemba. Die werden inzwischen alle von Einheimischen geführt, weil man sonst vom Staat enteignet wird. Tatsächlich werden sie aber über eine Reihe von Briefkastenfirmen und Auslandskonten von uns geführt. Entscheidend ist, dass die in Malemba keiner mit Wendell Klerk in Verbindung bringt, was für uns jetzt nützlich ist. Das Gleiche gilt für das Flugzeug. Die Leute in Buweku glauben, wir arbeiten für eine eigenständige Sicherheitsfirma und wollen mit einem potenziellen malembischen Klienten ins Geschäft kommen. Wenn wir gelandet sind, zeige ich den Leuten vom Zoll die Bordkoffer mit den schicken Überwachungsgeräten, die wir bei Präsentationen benutzen. Sie werden den Kopf schütteln und mit der Zunge schnalzen. Dann werden sie erklären, dass es gegen die offizielle Politik verstößt, solche Produkte ins Land zu lassen, weil die heimische Industrie da nicht mithalten kann. Natürlich gibt es keine heimische Industrie mehr, aber ich werde nicken und sagen, dass ich dafür Verständnis habe und ob tausend US-Dollar den Einfuhrzoll abdecken. Dann wird man uns durchwinken. Und damit auch die Waffen, einschließlich, und das wird Sie freuen zu hören, der beiden AA-12, die unter dem Projektor, den Lampen und dem PA-System versteckt sind.«
»Haben Sie auch was, das einen nicht gleich umbringt?«
»Ja, ja … wieso auf einmal so zimperlich? Was ist verkehrt daran, die Scheißkerle einfach umzupusten?«
»Nichts, solange es die richtigen sind. Ich möchte nur keine Unschuldigen töten. So etwas überlasse ich lieber Leuten wie Mabeki.«
»Das ist ein nobler Grundsatz. Ich hoffe nur, das bringt Sie nicht um.«
»Bisher nicht. Wie steht’s mit dem Transport?«
»Am Flughafen warten ein Kleinbus, ein Dreitonner, ein Japaner mit Allradantrieb, der uns rein-und wieder rausbringt, und drei Fahrer, die in Buweku jede Abkürzung und jeden Schleichweg kennen. Der Transport ist also gesichert.«
»Hervorragend«, sagte Carver. »Dann gehen wir den Plan noch mal durch.«