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Das Dinner war so köstlich wie angekündigt. Die Trüffelsoufflés waren luftig leicht. Der Hauptgang bestand aus einer zartrosa Keule vom Frühlingslamm, serviert mit Fondantkartoffeln und einem Frikassee von Babygemüsen, die keine Stunde zuvor geerntet worden waren. Zum Dessert gab es frische Erdbeeren und Schlagsahne, überstäubt mit schwarzem Pfeffer, um die Fruchtsüße hervorzuheben. Alle Zutaten stammten von der hauseigenen Farm. Sogar die Trüffel waren in einem Gehölz auf dem Grundstück gefunden worden. Nur die Weine waren importiert, und für Carver hatte sich die Reise von Genf schon gelohnt, weil er den 1998er Cheval Blanc kosten durfte, einen Rotwein aus der Bordeaux-Gemeinde St. Emilion, der zum Lamm ausgeschenkt wurde. Er gehörte nicht zu denen, die beim Trinken in prätentiösen Adjektiven dachten. Er machte es sich einfach, indem er befand, dass der Geschmack des Weines Zalika Strattens Schönheit überstieg.
Niemand erwähnte Malemba oder Gushungo, geschweige denn den Grund, weshalb Carver bei ihnen zu Gast war. Es war, als gäbe es eine stillschweigende Übereinkunft, das Tischgespräch unbeschwert und oberflächlich zu halten.
Nach dem Essen begab man sich nach und nach zu Bett. Carvers Zimmer lag auf demselben Flur wie Zalikas. Sie gingen zusammen die Treppe hinauf.
»So, hier bin ich«, sagte sie, als sie vor ihrer Tür anhielt.
Sie standen nah voreinander. Es brauchte nur einer leicht den Kopf zu neigen, um in den Kuss einzusteigen, der sie beide durch diese Tür tragen würde. Die Spannung wuchs. Dann gab Zalika ihm einen keuschen Kuss auf die Wange. Er rührte sich nicht, als sie den Knauf drehte, die Tür halb aufschob und noch einmal innehielt. Sie blickte ihm in die Augen, und dann war sie verschwunden.
Nicht lange und nur Tshonga und Klerk waren noch unten. Bei Brandy und einer Zigarre tauschten sie ihre Eindrücke von der Unterhaltung dieses Nachmittags aus. Dann sagte der Malember gute Nacht und ließ Klerk allein.
In den frühen Morgenstunden des Samstags, als alle bis auf einen Bewohner von Campden Hall noch schliefen, wurde ein Mobiltelefon benutzt, um eine Nummer in Malemba anzurufen.
»Carver ist heute angekommen«, sagte der Anrufer. »Wir haben ihm den Gushungo-Auftrag angeboten. Er hat noch nicht akzeptiert.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung war schwer zu verstehen. Die Antwort musste einem trägen Mund voller Speichel abgerungen werden. »Hast du es ihm schmackhaft gemacht, wie ich vorgeschlagen habe?«
»Oh ja. Er weiß, dass du noch am Leben bist. Wir haben gesagt, das sei seine Chance, den Job zu Ende zu bringen, den er vor zehn Jahren begonnen habe.«
»Gefiel ihm die Vorstellung?«
»Schwer zu sagen. Er hat nichts preisgegeben.«
Moses Mabeki stieß einen rasselnden Seufzer aus. Er klang wie das Zischen einer nervösen Giftschlange.
»Ich will sie alle tot sehen: Gushungo, seine Schlampe und Carver. Alle.«
»Entspann dich. Er wird den Auftrag übernehmen. Das ist nur eine Frage der Zeit.«
»Gut. Unser ganzer Plan hängt davon ab.«
»Dessen bin ich mir bewusst«, sagte der Anrufer.
Dann wurde das Telefon zugeklappt, der Anruf war beendet, und innerhalb von drei Minuten war ein weiteres Bett in Campden Hall belegt.