... kann nicht atmen ...
Sherry trat wild um sich, wand sich, ihre Augen brannten von dem dreckigen Wasser - und dann schaffte sie es, Luft zu holen, als ihr Kopf die Oberfläche jäh durchbrach. Sie erkannte, dass sie in einem Tunnel war, einem pechschwarzen Schacht, nicht größer als die Lüftungsröhren im Revier. Das strudelnde Wasser riss sie mit sich, und Sherry rang in der fauligen Luft keuchend nach Atem, zwang sich, nicht gegen die gnadenlose Macht des rauschenden Wassers anzukämpfen. Irgendwo musste der Tunnel enden - und wo er auch hinführte, sie musste dann bereit sein, loszurennen.
Claire, bitte finde mich, bitte gib mich nicht auf...
Sie fühlte sich verloren, blind und taub, glitt durch die Finsternis - und immer weiter und weiter weg von der einen Person, die sie vor den Albtraumwesen hätte beschützen können, von denen Raccoon übernommen worden war.
Annette zweifelte nicht mehr daran, dass ihr Mann aus den Laboratoriums-Ebenen entkommen war. Nicht nur, dass die
Hälfte aller Zugänge der Anlage unverschlossen war, auch die Zäune um die Fabrik waren durchbrochen worden - und
die Kanäle, die Tunnel, die größtenteils hätten leer sein sollen, wimmelten von menschlichen Trägern, die von draußen gekommen sein mussten. So weit bei vielen der Zellverfall auch schon fortgeschritten war, hatte sie doch fünf von ihnen niederschießen müssen, um sich den Weg von der U-Bahn zu den Operationsräumen in der Kanalisation freizumachen.
Nachdem sie, wie es ihr vorkam, eine Ewigkeit durch das
tintige Wasser des labyrinthhaften Kanalnetzes gestapft war, erreichte Annette die Plattform, nach der sie gesucht hatte.
Sie betrat den Betontunnel und blickte misstrauisch auf die geschlossene Tür ein paar Meter vor ihr. Verschlossen und unbeschädigt, ein gutes Zeichen - aber was, wenn er hin-durchgegangen war, bevor er alle Spuren menschlicher Intel-ligenz verloren und bevor er sich in ein gewalttätiges Tier, das nicht mehr dachte, verwandelt hatte? Selbst jetzt mochte er noch so etwas wie Erinnerung besitzen - die Wahrheit war, dass sie es nicht wusste. Das G-Virus war noch nicht an Menschen erprobt worden ...
Und wenn er durchgegangen ist? Wenn er es bis zum Poli-
zeirevier geschafft hat?
Nein. Sie konnte und wollte diese Möglichkeit nicht in Betracht ziehen. In Hinblick auf das, was sie über die progressi-ven chemophysiologischen Veränderungen wusste - wozu er
also imstande sein würde, wenn das Virus funktionierte, wie es sollte -, war die Vorstellung, dass er in Kontakt mit einer nicht infizierten Population geriet ... nun, es war unvorstellbar.
Das Revier ist sicher, dachte Annette entschieden. Irans
mag ja ein inkompetentes Arschloch sein, aber das gilt nicht
für seine Caps. Wo William auch sein mag, an ihnen wäre er