Bamml
Leon drehte sich nach links, brachte die Magnum hoch,
rief: „Feuer einstellen!" - und sah, wie der Schütze seine Waffe senkte. Es handelte sich um eine Frau in einem kurzen roten Kleid und schwarzen Leggings. Sie stand neben einem Van vor der Stirnwand und setzte sich nun in Bewegung, kam auf ihn zu, ihre schmalen Hüften wiegend, den Kopf hoch erhoben und die Schultern gestrafft. Als wäre dies hier eine Cocktailparty.
Leon fühlte einen Anflug von Ärger, dass sie so ruhig wirken konnte, nachdem sie ihn beinahe umgebracht hätte -
doch als sie näherkam, entschied er, dass er ihr verzeihen wollte. Sie war schön, und ihr Ausdruck verriet echte Erleichterung darüber, ihn zu sehen - ein höchst willkommener Anblick nach so viel Tod.
„Tut mir Leid", sagte sie. „Als ich die Uniform sah, dachte ich, Sie seien ein Zombie."
Sie war Halbasiatin, zartgliedrig, aber groß, ihr kurzes Haar von einem kräftigen, glänzenden Schwarz. Ihre tiefe, seidige Stimme war fast ein Schnurren, ein seltsamer Kon-trast zu der Art und Weise, wie sie ihn ansah. Das leichte Lä-
cheln schien die mandelförmigen Augen, mit denen sie ihn eingehend musterte, nicht zu erreichen.
„Wer sind Sie?", fragte Leon.
„Ada Wong." Wieder dieses kehlige Schnurren. Sie neigte, immer noch lächelnd, den Kopf zur Seite.
„Ich bin Leon Kennedy", erwiderte er wie aus einem Reflex heraus, nicht sicher, wo er mit seinen Fragen weiterma-chen sollte. „Ich ... Was tun Sie hier unten?"
Ada nickte in Richtung des Vans, der sich hinter ihr befand
- ein RPD-Transporter, der den Zellentrakt blockierte. „Ich kam nach Raccoon, um einen Mann zu suchen, einen Reporter namens Bertolucci. Ich habe Grund zu der Annahme, dass er sich in einer der Zellen aufhält, und ich glaube, er könnte mir helfen, meinen Freund zu finden ..." Ihr Lächeln ver-blasste, ihr scharfer, fast elektrisierender Blick traf den seinen. „Und ich glaube, er weiß über alles Bescheid, was hier passiert ist. Würden Sie mir bitte helfen, den Van aus dem Weg zu räumen?"
Wenn auf der anderen Seite der Garagenwand ein Reporter
eingesperrt war, der ihnen irgendetwas erzählen konnte, wollte Leon ihn unbedingt treffen. Er wusste nicht recht, was er von Adas Geschichte halten sollte, konnte sich aber keinen Grund vorstellen, weshalb sie hätte lügen sollen. Das Revier war nicht sicher, und sie suchte nach Überlebenden, genau wie er.
„Ja, okay", sagte er. Er fühlte sich etwas überrumpelt von ihrer sanften und zugleich direkten Art. Es war, als habe sie die Kontrolle über diese Begegnung übernommen, mittels
subtiler, aber bewusster Manipulation, die ihr die Führungs-rolle eingetragen hatte - und angesichts der lässigen Art, wie sie sich umdrehte und zurück zum Van ging, als gebe es nicht den leisesten Zweifel daran, dass er ihr folgen würde, glaubte Leon, dass sie sich dessen sehr wohl bewusst war.
Sei nicht paranoid - es gibt starke Frauen. Und je mehr
Leute wir finden können, desto mehr Unterstützung hast du,