New York City, USA +
(Freitag) 2. Rennen: Das Manhattan-Torrennen
12 Fahrer. 250 Tore. 3 Stunden. 8:59 Uhr.
Die zwölf im Rennen verbliebenen Fahrer schwebten über dem quadratischen Startfeld, dessen Seiten in die vier Himmelsrichtungen wiesen. Drei Fahrer an jeder Seite - die Startrichtung hatte man per Los bestimmt.
Dann sprang die Uhr auf 9:00 um und - zack! - sprangen die Lichter auf Grün.
Das Rennen hatte begonnen.
Jason hatte in Ostrichtung gestanden - nach der Nordrichtung die beliebteste, da das vielversprechendste Gebiet im mittleren und nördlichen Abschnitt der Insel lag -, doch während die anderen Fahrer nach Osten schössen und sich dann nordwärts wandten, drehte er - auf Anraten des Bugs - auf der Stelle und raste über die Fifth Avenue zur Südhälfte der Insel.
Noch ein anderer Fahrer hatte sich nach Süden gewandt und fuhr dicht hinter Jason. Fabian.
Während Jason über den kurvenreichen Kurs nach Süden raste und durch die malerischen Tore am Washington Square Park, am World Trade Center Memorial und an der Wall Street schwirrte, wurde sehr bald klar, dass Fabian Jason nicht zufällig gefolgt war.
Fabian fuhr unentwegt hinter Jason her.
Jedes Mal, wenn Jason ein weiteres Tor ansteuerte, folgte Fabian ihm auf den Fersen.
»Verdammter Mist, Bug!«, rief Jason. »Er beschattet uns. Weil er seinem eigenen Navigator nicht vertraut, hängt er sich an uns dran.«
Das »Verfolgen« bei einem Torrennen (auf der Südhalbkugel sprach man von »Beschatten«) war nicht ungewöhnlich: Die Taktik war durchaus regelkonform, wenn auch als billig und feige geschmäht.
Den ganzen Weg durch Manhattan hindurch begleitete ihn der Jubel der Zuschauer ... ... der lauten Buhrufen Platz machte, wenn der purpurrot und goldfarben lackierte Marseiller Falke dichtauf folgte.
Durch weitere Tore an der Südwestecke der Insel hindurch. Jedes Mal, wenn der Argonaut einen Torbogen durchfuhr, ertönte ein durchdringendes elektronisches Signal:
Fing! Fing! Fing!
Der Rennplan des Bug war nahezu perfekt - darauf angelegt, die maximale Anzahl lohnender Tore zu durchfahren und diejenigen auszulassen, bei denen Aufwand und Ertrag in keinem günstigen Verhältnis standen.
Die ganze Zeit über blieb Jason so dicht bei den Boxen, dass er notfalls problemlos verbrauchte Mags ersetzen und Kühlmittel nachfüllen konnte.
Als sie nach einer Stunde Renndauer den zweiten Boxenstopp einlegten, hatte der Argonaut bereits sensationelle 750 Punkte gemacht - und lag damit in Führung! Bedauerlicherweise hatte Fabian - der denselben Kurs abgefahren war - die gleiche Punktzahl zu verzeichnen und lag somit gleichauf mit Jason.
Dann aber tat Jason etwas Unerwartetes.
Er wandte sich wieder nach Süden und nahm diesmal die superschnelle Route über den Roosevelt Drive.
Er wollte den Brooklyn-Battery-Tunnel durchfahren. An dessen Ende lag das eine wertvolle 100-Punkte-Tor.
Fabian war sich merklich unsicher, ob er Jason folgen sollte, entschied sich am Ende aber dafür.
Im Nachhinein erwies sich der Plan, den Tunnel mit sechs neuen Mags, einem vollen Kühlmitteltank und ohne störende Ablenkungen durch Konkurrenten zu durchfahren, als ausgesprochen schlau.
Der Brooklyn-Battery-Tunnel gelangte in Sicht, und ohne zu zögern schoss der Argonaut hinein, dicht gefolgt vom Marseiller Falken.
Eine Minute später kam Jason an der Wendestelle am anderen Ende des langen Tunnels - dem Brooklyn-Ende - zum Vorschein und wurde vom Jubel der dort versammelten Zuschauer begrüßt. Er legte sich rasant in die Kurve, schoss durchs 100- Punkte-Tor ...
Fing!
... und raste wieder in den Tunnel hinein.
Während Jason das südliche Gebiet abgraste, machten andere in der Nordhälfte der Insel Fortschritte.
Dabei taten sich vor allem die beiden Fahrer der US Air Force hervor: Carver und Lewicki.
Beide waren Torspezialisten, und die US Air Force hielt sich viel auf die Fähigkeit ihrer Piloten zugute, den optimalen Kurs auszuwählen.
Angeblich trainierten die Navigatoren Carvers und Lewickis zehn Stunden täglich auf modernsten Navigationssimulatoren, sodass ihnen die Kursberechnung in Fleisch und Blut übergegangen war.
Als sich nach einer Stunde herausstellte, dass beide mit ihren jeweils 740 Punkten zehn Punkte hinter Jason und Fabian zurücklagen, die gemeinsam die Führung hielten, gerieten Zuschauer und Kommentatoren außer sich.
Die Fernsehkommentatoren analysierten anhand der bislang vorliegenden Daten mit Hilfe ihrer Kurscomputer Jasons mutmaßlichen Rennplan.
»Schau sich das einer an«, sagte einer. »Chaser ist schnurstracks nach Süden gefahren,
während sich alle anderen nach Norden gewandt haben. Gegenwärtig ist er auf dem Rückweg nach Norden, wo nur noch wenige andere Fahrer unterwegs sind, und nimmt unterwegs mal so eben ein paar 20-Punkte-Tore mit. Aber was macht er denn da? Er ist soeben auf den Henry Hudson Parkway abgebogen und steuert weiter nach Norden. Wo will er nur hin? Okay, jetzt liegt uns die Computerhochrechnung vor: Also, mich laust der Affe ...«
Auf den anderen Sportsendern ging es ganz ähnlich zu.
Verdatterte Kommentatoren beugten sich über den Rennplan des Bug.
»Das kann nicht sein!«
»Das ist doch nicht sein Ernst!«
»Das muss ein Fehler sein ... «
»Nein, der Rechner hat sich nicht geirrt ... Mein lieber Scholli, der Kurs führt ihn mit einem großen Punktevorsprung zur Start-Ziel-Linie zurück, auf einem ungefährdeten ersten Platz! Leute, unserer Computerhochrechnung zufolge ist Jason Chaser, der beliebte junge Fahrer mit dem Wagen Nummer fünfundfünfzig, auf dem Weg zu den Cloisters. Er hat es aufs 100-Punkte-Double abgesehen! Mein Gott, wenn er das schafft, wird er, unseren Berechnungen zufolge, auch das Rennen gewinnen!«
Renndauer: 1 Stunde, 30 Minuten
Zur Halbzeit des Rennens nahmen folgende Fahrer die ersten fünf Plätze ein:
Jason fuhr gut - schnell und konzentriert -, doch es war der Bug, der das Rennen seines Lebens machte. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass er einen tollkühnen Rennplan ausgeheckt hatte, und alle Rennfans in New York waren von den Sitzen gesprungen und fragten sich, ob es dem Argonaut tatsächlich gelingen würde, gleichzeitig das Double zu machen und das Rennen zu gewinnen.
Fabian aber blieb an ihm dran. Und die beiden Fahrer der US Air Force machten auf dem Südabschnitt des Kurses ebenfalls eifrig Punkte. Außerdem war bekannt, dass der Weltmeister Alessandro Romba eine heftige Abneigung gegen Torrennen hatte - er würde mit einem 5. Platz hochzufrieden sein.
Anderswo tat sich ebenfalls einiges.
Als die erste Stunde verstrichen war, gerieten die Fahrer in Stress, gingen größere Risiken ein und nahmen die Kurven waghalsiger - und wenn sich zwei Hovercars aus entgegengesetzter Richtung derselben Kreuzung näherten, bestand die Gefahr einer Kollision.
Eine solche Kollision wurde dem chinesischen Fahrer Au Chow zum Verhängnis und warf ihn aus dem Rennen. An 7. Position liegend, war er in dem Moment aus dem Central Park hervorgeschossen, als einer der anderen Nachzügler, der Amerikaner Dan Rein mit seinem Boeing-Ford, auf dem Weg zur Box die Fifth Avenue entlanggeprescht kam.
Die beiden Wagen stießen im rechten Winkel zusammen -Rein raste spektakulär gegen Chows Frontflügel, rasierte den Frontkegel säuberlich ab und verfehlte Chows Beine nur um Haaresbreite.
Rein trug eine zerschmetterte Front davon, schaffte es aber, in die Box zurückzuschleichen. Chows Wagen war Schrott -und da er im ersten Rennen lediglich 2 Punkte gemacht hatte, war das Masters für ihn gelaufen.
Renndauer: 2 Stunden, 45 Minuten
»Ich liebe deinen Stil, Bug!«, rief Jason, als der Argonaut mit brüllenden Triebwerken den Riverside Drive entlang raste und hin und wieder einen Abstecher stadteinwärts machte, um an der Upper West Side ein 40-Punkte-Tor abzuräumen - ständig dichtauf gefolgt von Fabian.
»Die Leute halten dich für einen netten, unauffälligen Burschen, aber ich hab schon immer gewusst, dass dir der Sinn nach Großem steht!«, sagte Jason. »Du allein konntest dir einen Rennplan ausdenken, der gleichzeitig mächtig Punkte einbringt und Geschichte schreibt!«
Der Bug antwortete mit drei Worten.
Jason nickte. »Sieg oder Niederlage. Darauf kannst du deinen Arsch verwetten, kleiner Bruder.«
Immer weiter nach Norden ging es, den Cloisters entgegen; das Rennen hatte sich auf eine Gleichung mit den Variablen Entfernung und Zeit reduziert.
Das 100-Punkte-Tor der Cloisters war das am weitesten von der Start-Ziel-Linie entfernte Tor, und die verbliebene Rennzeit betrug 15 Minuten.
Der Bug aber hatte alles gut durchgerechnet und bei seiner Entscheidung die Entfernung zu den Cloisters, ihre Geschwindigkeit, die erzielbaren Punkte und den Abnutzungsgrad der Mags in Betracht gezogen. Er hatte alles bis auf die Sekunde genau geplant.
Aber da war noch Fabian.
Sosehr sie sich auch bemühten, es gelang ihnen nicht, Fabian abzuschütteln.
Der gerissene Franzose klebte an ihrem Heck und profitierte von der brillanten Strategie des Bug - seine Boxencrew hatte ihn zweifellos davon in Kenntnis gesetzt, dass er auf der Siegerstraße fuhr.
Ein paarmal versuchte Jason, Fabian im Labyrinth der Upper West Side abzuhängen, doch vergeblich.
Und dann, als die Rennuhr 2:45 anzeigte und Jason Kurs auf die Cloisters nahm, erledigte Fabian das Problem ganz von allein.
Entweder verlor er die Nerven oder er hatte über Funk Anweisung bekommen, einen anderen Plan auszuprobieren - die meisten Beobachter glaubten Ersteres.
Was immer der Grund war, jedenfalls wandte Fabian sich vom Riverside Drive ab, schwenkte nach rechts und fuhr zurück nach Midtown - das Risiko, bis zu den Cloisters hochzufahren, war ihm offenbar zu groß. Er wollte sich mit einer geringeren Punktzahl zufriedengeben und auf jeden Fall innerhalb des 3-Stunden-Limits ins Ziel kommen.
Jetzt raste der Argonaut allein nach Norden.
Richtung Cloisters.
Jason umklammerte das Steuer, während die Sekunden verstrichen.
Genau um 2:50 Uhr erreichte der Argonaut mit brüllenden Triebwerken die Cloisters. Die Zuschauer begrüßten ihn begeistert mit La Ola, als er - Fing! - durch den Torbogen hindurchschoss und 100 Punkte einsammelte, den Lohn der Mühe.
»Yippie!«, schrie Jason.
Der Bug jubelte ebenfalls.
»All right«, sagte Jason. »Und jetzt fahren wir zurück.«
Renndauer: 2 Stunden, 52 Minuten
Die ersten Fahrer eilten zur Start-Ziel-Linie zurück und beendeten das Rennen ganze acht Minuten vor Schluss, um nur ja die schwer verdienten Punkte einzuheimsen und eine Zeitstrafe zu vermeiden. Das war eine übervorsichtige Fahrweise, doch bei einem Torrennen konnte man nie wissen ...
Dem Plan des Bug zufolge sollte die Rückfahrt rasch und problemlos vonstatten gehen.
Schnurstracks in südlicher Richtung nach Central Park West hinunter, am Park entlang, dann zum Broadway, der nach Midtown führte - wobei noch ein paar leichte 10-Punkte-Tore abzuräumen waren -, und schließlich über die 42nd Street zurück zur Fifth Avenue.
Alles lief nach Plan, bis am Südende des Central Park auf einmal wie aus dem Nichts die beiden Renaults von Fabian und Etienne Trouveau auftauchten und den Argonaut in die Zange nahmen.
Dem Anschein nach wollten sie lediglich auf schnellstem Weg zum Ziel, was ihr gutes Recht war - aus der Art und Weise, wie sie den Argonaut bedrängten und mit ihren messerscharfen Frontflügeln attackierten, schloss Jason jedoch, dass mehr dahintersteckte.
Sie wollten ihn aus dem Rennen werfen.
Und zwar endgültig.
Er wehrte sie entschlossen ab, mal den einen, mal den anderen anrempelnd, von beiden Seiten eingeschlossen, irgendwann in Seitenlage den Broadway entlangbretternd - doch als er nach links auf die 42nd Street abbog, nur noch eine Rechtskurve vom Zieleinlauf entfernt, hatten ihn die beiden Franzosen da, wo sie ihn haben wollten.
Die drei Wagen nahmen die Linksabbiegung in die 42nd Street gleichzeitig - Fabian an der Innenseite, Jason in der Mitte und Trouveau an der Außenseite.
In diesem Moment drängte Fabian Jasons Wagen mit eiskalter Berechnung und so unauffällig, dass es wie die Folge einer engagierten Fahrweise erschien, gegen Trouveaus Hovercar.
Da der Argonaut keine Ausweichmöglichkeit hatte, rückte sein Frontflügel immer näher an Trouveaus funkelnden, mit messerscharfen Klingen bewehrten Frontflügel heran ...
... und kollidierte.
Krack!
Der Frontflügel des Argonaut splitterte und brach ab. Jason geriet ins Schleudern.
Die Nase des Argonaut neigte sich nach unten und raste dem unnachgiebigen Straßenbelag entgegen - während die beiden Renaults wie zwei böse Raben nach vollbrachter Tat davonflitzten.
Irgendwie gelang es Jason, die Nase wieder hochzuziehen, dann knallte der Argonaut auch schon auf die Straße und landete unbeholfen auf dem Bauch, unmittelbar auf den Magnetodrives.
Nach links und rechts flogen unter dem rüttelnden Wagen Mags hervor: einer, zwei, drei, vier ...
... dann kam der einst so schöne, jetzt aber zerbeulte und qualmende Argonaut mitten auf der 42nd Street kreischend zum Stehen, eine Kurve und 500 Meter von der Ziellinie entfernt.
Renndauer: 2 Stunden, 56 Minuten
Die Zuschauer auf der angrenzenden Tribüne quittierten den unerwarteten Unfall mit einem mitfühlenden kollektiven Seufzer.
Die Fernsehkommentatoren gerieten völlig aus dem Häuschen: »O nein! Chaser ist am Boden! Chaser ist am Boden -!«
Der Argonaut stand mit gesenkter Nase - zerbeult und zerschrammt - auf der 42nd Street, unmittelbar vor der New York Public Library.
Im Cockpit des reglos daliegenden Argonaut hob Jason benommen den Kopf.
»Bist du okay?«
Der Bug nickte stöhnend.
Jason drückte den Hauptschalter.
Die Aggregate des Argonaut tickten, sprangen aber nicht an. Der Wagen gab kein Lebenszeichen von sich.
Jason versuchte es erneut. Wieder ohne Erfolg.
»Na los, Wagen!«, schrie Jason. »Lass mich jetzt nicht hängen! Du hast immer noch zwei Mags! Die Zeit reicht noch aus, die Ziellinie zu überfahren!«
Ein letztes Mal drückte er den Hauptschalter.
Wmmm.
Der Argonaut hob sich exakt einen halben Meter vom Boden ab - und verharrte reglos in der Schwebe.
Jason drückte den Schubhebel nach vorn, doch der Wagen, von den beiden verbliebenen Magnetodrives in der Schwebe gehalten, rührte sich nicht vom Fleck - die Drucklufttriebwerke gaben lediglich ein klägliches Husten von sich.
Er hatte keinen Vorwärtsschub mehr.
Der Argonaut wollte - oder konnte - nicht mehr.
Jason machte ein langes Gesicht. Wäre es ein reguläres Masters gewesen, hätte er wie der Bug beim 50. Rennen der Rennschule mit dem Lenkrad ins Ziel laufen können.
Dies aber war das einzige Masters-Rennen, bei dem der Argonaut als Ganzes die Ziellinie überqueren musste.
Jason schaute hoch. »Verdammter Mist.«
Renndauer: 2 Stunden, 57 Minuten
Drei Minuten vor Schluss hatten acht von zwölf Fahrern die Ziellinie überquert. Vier waren noch auf der Piste: der verunglückte Au Chow, Raul Hassan, der zweite Fahrer von Lockheed-Martin, Dan Rein mit seinem instand gesetzten Boeing-Ford (beide Fahrer versuchten, weitere Punkte einzusammeln) und Jason.
Zum Zeitpunkt des Unfalls lag Jason einen Punkt in Führung.
Jetzt aber, da er reglos in der 42nd Street verharrte, waren sich alle einig, dass das Rennen für ihn gelaufen war.
Die Fernsehkommentatoren, die die Ziellinie einsehen konnten, beklagten den Unfall. »Wirklich bedauerlich ... «
»Mit diesem Rennen hätte er Geschichte schreiben können ... «
»Er ist noch jung, er wird noch dazulernen ... «
»Stimmt, Bob, ein Torrennen ist erst vorbei, wenn man die Ziellinie überquert hat.«
Auf einmal sprang einer der Kommentatoren vom Stuhl, zeigte auf die Fifth Avenue und übertönte das Geschrei seiner Kollegen:
»Moment mal! Was ist denn das?«
Alle Zuschauer auf der Fifth Avenue wandten gleichzeitig die Köpfe nach Norden. Zum ersten Mal in der Geschichte senkte sich tiefe Stille auf die Fifth Avenue herab. Denn der Anblick, der sich den Menschen bot, verschlug ihnen den Atem.
Durch den prachtvollen Zeitlupenschnee des Konfettis hindurch sahen sie, wie ein Objekt von der 42nd Street auf die Fifth Avenue glitt.
Es war der Argonaut.
Dicht über der Straße schwebend.
Dahinter kamen zwei gebückte Gestalten.
Jason und der Bug schoben den Hovercar.
Ganz langsam, unter Anspannung all ihrer Kräfte, schoben Jason und der Bug den Argonaut auf die Fifth Avenue hinaus.
Vor ihnen erstreckte sich die breite Straße - bis zur 500 Meter entfernten Ziellinie. Zunächst rückten sie in völliger Lautlosigkeit vor - die Menschenmassen am Straßenrand schauten einfach sprachlos zu.
Dann rief jemand mit typischem Nuu-York-Akzent: »Na los, Leute! Schiebt die Kiste ins Ziel!«
Damit war der Bann gebrochen. Die Menge begann zu klatschen und feuerte Jason und den Bug so lautstark an, dass die Luft davon erbebte.
Renndauer: 2 Stunden, 58 Minuten
Noch zwei Minuten. Und 200 Meter.
Einen quälenden Schritt nach dem anderen schoben Jason und der Bug den Argonaut - ihren Argonaut, ihren zähen kleinen Wagen - die Zielgerade entlang.
Die Zuschauer am Straßenrand waren außer sich und feuerten sie mit rhythmischen Sprechchören an:
»SCHIEBT! SCHIEBT!«
Schweiß tropfte von Jasons Stirn auf den Boden. Der Bug stemmte sich mit dem Rücken gegen den Heckflügel des Argonaut und drückte ihn nach vorn.
Die Anzeige der Renndauer sprang auf 2:59 um.
Noch 120 Meter, und die beiden Jungs waren bereits erschöpft.
Die Kommentatoren überschlugen sich:
»... In meinem ganzen Leben als Sportberichterstatter habe ich so etwas noch nicht erlebt... «
»... Werfen wir einen Blick auf die Rangliste. Vor dem Unfall lag Chaser sechzig Punkte vor dem nächsten Verfolger. Bei diesem Tempo ist es ausgeschlossen, dass er die Ziellinie vor dem Ablauf der offiziellen Renndauer erreicht. Die Frage ist nun: Wie viele Strafpunkte wird er bekommen?«
Der Jason und der Bug, zwei kleine Gestalten, schoben ihren Wagen unter dem Jubel und den Anfeuerungsrufen der auf den riesigen Hovertribünen versammelten Zuschauermassen die Fifth Avenue entlang.
»SCHIEBT! SCHIEBT!«, riefen die Menschen im Chor.
Jason senkte den Kopf und schob.
Ein Schritt und schieben.
Ein Schritt und schieben.
Auf einmal rutschte der Bug aus ... und stürzte.
Jason blieb stehen, zog ihn auf die Beine und brachte ihn wieder in Position. »Weiterschieben!«, keuchte er. »Wir ... müssen ... es schaffen!«
Und dann sprang die Anzeige auf 3:00 um. Jede Sekunde kostete sie zwei Punkte ... und vor ihnen lagen noch 80 Meter. »SCHIEBT ...!« 20 Sekunden über der Zeit. »SCHIEBT!«
40 Sekunden über der Zeit.
»SCHIEBT!«
Eine Minute.
Und dann, 70 Sekunden nach dem Ende der offiziellen Renndauer von 3 Stunden, schoben Jason und der Bug im Blitzlichtgewitter von einer Million Kameras den Argonaut über die Ziellinie und brachen an Ort und Stelle zusammen.
Hätte es ihn nicht in der 42nd Street erwischt, hätte Jason das Torrennen von Manhattan mit 60 Punkten Vorsprung gewonnen - der waghalsige Abstecher zum Tor an den Cloisters hätte den Ausschlag gegeben.
Aufgrund der 70 Sekunden Zeitüberschreitung - und des daraus resultierenden Abzugs von 140 Punkten - landete Jason jedoch auf dem dritten Platz hinter Carver und Lewicki, den beiden Torspezialisten der US Air Force.
Fabian war Vierter geworden - weil er sich über weite Strecken an den Argonaut gehängt hatte -, und Romba war sehr zufrieden mit seinem fünften Platz.
Andere Resultate kamen Jason hingegen gelegen. Die schlechter platzierten Fahrer, die ins Torrennen gekommen waren - Hassan, Rein, Chow und Reitze - waren entweder verunglückt (Chow), hatten sich verspätet (Hassan und Rein) oder einfach nicht genug Punkte abgeräumt (Reitze) und waren auf den letzten vier Plätzen gelandet.
Mit den Ergebnissen des Torrennens von Manhattan sah die Zwischenwertung folgendermaßen aus:
Auf einen Schlag war Jason mit den 8 Punkten für die Drittplatzierung im Torrennen an Hassan, Rein, Chow und Reitze vorbeigezogen, ganz zu schweigen von seinem Teamkollegen Pablo Riviera.
Somit war er nach zwei Rennen unglaublicherweise unter den ersten acht Fahrern. Jason Chaser fuhr immer noch beim Masters mit.
Und war nur noch zwei Rennen vom Triumph entfernt ...