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Hello Thomas,
meine erste Mail ist für dich. Wir haben endlich einen Anschluss, und ich hoffe, alles klappt und dieser elektronische Brief kommt bei dir an. Mein Vater ist bei mir, während ich schreibe, und er lässt dich grüßen. Er hat begonnen, die Bücher zu lesen, die du ihm dagelassen hast. Immer nur ein paar Seiten am Tag. Er sagt, deine Sprache ist schwierig, aber es ist der Mühe wert. Ich kann die Bücher gar nicht lesen. Schreiben ist zwar viel mühsamer als Sprechen, aber ich war sehr begierig darauf, mich bei dir zu melden.
Hier läuft alles relativ gut. Der alte Paranjay wohnt jetzt in deinem alten Haus und beklagt sich, weil alles angeblich so schlecht eingerichtet ist. Die Monsunzeit ist bald vorbei, doch die letzten Regenfälle waren heftig und haben große Schäden angerichtet. Die Straße nach Süden ist abgeschnitten und der Fluss über die Ufer getreten. Jetzt, wo du nicht mehr da bist, haben im Dorf alle Angst, krank zu werden. Jedes Mal wenn sie husten oder sich in den Finger schneiden, geraten sie in Panik! Ich versuche sie dann zu beruhigen und zu behandeln, aber ich kann es nicht so gut wie du. Allen hier fehlst du, und meiner Familie noch viel mehr. Und ganz besonders mir. Das Leben ist weniger lustig. Manchmal gehe ich noch hoch auf den Felsen und beobachte den Sonnenuntergang, aber ich nehme die Kinder mit, weil es sehr traurig ist ohne meinen großen Bruder. Mit den Kindern ist es gut. Sie vergessen ihren Knüppel nicht und sind immer bereit, die Hunde zu schlagen, die nach dir suchen. Das war’s, mein Freund. Ich hoffe, es geht dir gut und du hast Emma gefunden.
Ich grüße dich und warte auf deine Antwort.
Dein Freund Kishan aus Ambar