43
Thomas tippte die Nummer ein und steckte sich den Hals der Heliumflasche in den Mund. Er schraubte das Ventil auf und atmete tief ein. Pauline saß ihm gegenüber und hatte Mühe, sich zu beherrschen, während sie ihn beobachtete. Thomas spürte, wie das Gas in seine Lunge drang, es fühlte sich ziemlich komisch an.
»Ist meine Stimme okay?«
Als Pauline ihren Chef mit der Stimme eines Bauchrednerpinguins sprechen hörte, war es um ihre Selbstbeherrschung geschehen. Sie wandte sich ab, um ihr Gesicht zu verbergen, und presste beide Hände gegen den Mund, damit sie nicht in Lachen ausbrach.
»Ja?«, sagte Romain, als er abhob.
»Sie sind doch Romain Mory?«
»Wer ist da?«
»Ich bin ein Freund von Emma. Sie hat mir gesagt, dass Sie eine Wohnung suchen. Ist das immer noch so?«
»Bist du’s, Max? Was soll diese Mickymausstimme? Mach jetzt keinen Scheiß, ich bin auf der Arbeit. Heb dir deine Späße für den Abend auf.«
»Ich versichere Ihnen, ich bin nicht Max. Ich rufe Sie Emmas wegen an, es geht um eine sehr hübsche und absolut nicht teure Wohnung.«
Da die Chemikalie an Wirkung verlor, begann Thomas’ Stimme, wenn auch verzerrt, wiederzukommen, zur größten Freude Paulines, die fast vom Stuhl gefallen wäre vor Lachen. Thomas nahm erschrocken noch einen tiefen Zug.
»Haben Sie immer noch Interesse?«
Jetzt irrte seine Stimme in ziemliche Höhen ab.
»Wo liegt die Wohnung denn?«
»In einer ruhigen Straße, einigermaßen vom Zentrum entfernt. Sie ist sauber und wirklich günstig.«
»Wie lautet die Adresse?«
Glücklich darüber, dass der junge Mann angebissen zu haben schien, genehmigte sich Thomas noch einen ordentlichen Schluck Helium.
»Rue de la Liberté, Nummer 371.«
»Rue de la was?«
»De la Liberté!«
»Verzeihung, aber ich höre Sie irgendwie seltsam. Keine Ahnung, ob der Empfang schlecht ist oder so, aber Ihre Stimme klingt wie die eines kastrierten Froschs. Ist es in Ordnung, wenn ich die Wohnung am nächsten Wochenende besichtige?«
»Wunderbar! Es ist ohnehin immer jemand da.«
»Dann komme ich am Sonntag vorbei.«
»Schon notiert. Ich hoffe, sie gefällt Ihnen.«
»Danke …«
Romain fand die Stimme derart seltsam, dass er nicht wusste, ob er sich jetzt bei einem Monsieur oder einer Madame bedanken sollte. Er begnügte sich also mit einem schlichten »Auf Wiederhören« und legte auf.
Thomas holte tief Luft. Er war erschöpft. Vom Stress oder vom Gas. Der Kopf drehte sich ihm. Auf seinem Gesicht malte sich Enttäuschung ab.
»Warum nur wollen alle die Frösche kastrieren?«
Immer noch unterdrückt lachend und mit tränenfeuchten Wangen lehnte sich Pauline über den Schreibtisch und nahm ihm behutsam das Handy aus den Händen.
»Doktor, kommen Sie mir nie wieder und behaupten Sie, meine Pläne seien verrückt und zum Scheitern verurteilt!«